[aUG] Die privaten Bäder

  • Candace lief wie immer stumm hinter ihre Herrin her, dabei hielt die junge Sklavin aber den gebührenden Abstand ein, sie war immer bemüht alles richtig zu machen, so war das junge Mädchen auch mehr auf ihre Herrin als auf sich selbst konzentriert, dazu kam noch, dass sie sich sehr bemühte, sich den Weg genau einzuprägen, sie wollte ja nicht kopflos wirken, wenn ihre Herrin sie einmal durchs Haus schickte, leider vergaß sie dabei ganz die Frucht die sie immer noch in ihren Händen hielt. Erst als ihre Herrin sie nicht ganz freundlich an den Apfel erinnerte, richtet sich ihr Blick wieder auf die Frucht. Sie sollte den Apfel essen? Jetzt? Hier? Aber sie konnte doch nicht essender Weise durch das Haus laufen, sie konnte aber auch nicht die Worte ihre Herrin ignorieren.
    Nach einem unsichern Blick der ganz klar an ihre Herrin ging, biss das junge Mädchen in den Apfel und versuchet diesen so schnell wie nur möglich herunterzuschlingen.

  • Balbus hatte in der Küche etwas gegessen und getrunken und war dann über den Hof gegangen und in den Keller hinabgestiegen. Kurz war ihm ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen, hatte er doch viel zu viel Zeit in einem dunklen Loch verbracht als dass er nun freiwillig unter die Erde steigen sollte. Doch es hielt nicht lange an, da die luxuriöse Ausstattung der Badanlage so gar keine Ähnlichkeit mit einem Kerker hatte.
    Er entkleidetete sich und warf die Lumpen, in die er gehüllt gewesen war, unachtsam auf den Boden. Sie waren es nicht wert gereinigt zu werden und er würde dafür sorgen, dass sie dem Feuer übergeben würden. Er genoss es für einen Moment einfach nur nackt mitten im Raum zu stehen, ehe er sich auf den Weg zum caldarium machte in dem er sich nach kurzem Zögern mit einem lauten Seufzen in das heisse Wasser hinabliess. Er schloss die Augen und genoss die wohlige Hitze die ihn umgab. Einige Minuten hing er einfach nur im Wasser, liess sich vom Wasser umschliessen und fühlte sich als wäre er wieder ein kleines Kind in den Armen seiner Mutter.
    Dann öffnete er wieder seine Augen und entstieg wenig später dem heissen Wasser. Er wartete einen Moment und liess das Wasser an seinem Körper herunterlaufen und in das Becken zurücktropfen, ehe er sich, nackt und noch immer etwas tropfend, zur Tür aufmachte um das caldarium zu verlassen.
    Er ging durch den Korridor in das tepidarium, wo ihn ein Sklave erwartete, der ihm bei der gründlichen Reinigung behilflich sein sollte. Balbus war froh, dass es sich um einen der Sklaven handelte, die schon seit Ewigkeiten für die Familie arbeiteten und der seinen Körper durch viele Waschungen bestens kannte. Balbus lächelte tatsächlich ein kleines Bisschen und legte sich dann auf die bereitstehende Liege, neben der der Sklave wartete.
    Der Sklave übergoss ihn mit Öl und begann es einzumassieren, wobei er - so ganz unter Sklave und Herr - einige kurze Kommentare zu den neuen Narben machte, die Balbus' Körper seit dem letzten Zusammentreffen zierten. Balbus erzählte ihm nicht viel über den Ursprung der Narben, aber das, was er erzählte reichte um dem Sklaven ein wenig Blässe ins Gesicht zu treiben und ihn dann erstmal zum Schweigen zu bringen. Er konzentrierte sich dann wieder ausschliesslich auf seine Arbeit und sorgte dafür, dass Schmutz, Schweiss und Öl von Balbus' Haut entfernt wurden. Nachdem das erledigt war, stieg Balbus ins Wasserbecken um auch noch die letzten Reste zu entferne. Auch hier liess er sich einige Minuten einfach nur vom Wasser umfangen und genoss es. Dann, nachdem er eine Zeit lang im Wasser gewesen war, entstieg er auch diesem Becken und liess sich ein Handtuch reichen und trocknete sich ein wenig ab. Ein kleines Bisschen gähnte er, gab das Handtuch zurück und machte sich dann auf den Weg zum Kaltwasserbecken im Nebenraum.
    Dort angekommen stieg er in das Becken und liess sich komplett in das kalte Wasser hinein. Er schlich einige Runden in dem Becken, ehe er sich dann einfach mitten ins Becken setzte und die Augen schloss.

  • Irgendwie war es passiert. Während Balbus in dem Wasserbecken sass und bei geschlossenen Augen entspannte, war er eingenickt. Zuvor hatte er noch den Sklaven losgeschickt ihm etwas zu trinken zu holen, wozu dieser ungewöhnlich lange brauchte, da es in der Küche zu einem kleinen Unfall gekommen war.
    Der eingenickte Balbus war zwischenzeitlich tiefer in den Schlaf versunken und war dabei in sich zusammengesackt, so dass sein Gesicht halb im Wasser versank. Sein Schlaf war ein wenig unruhig, aber durch die langen, anstrengenden Torturen die sein Körper hinter sich hatte, war er dennoch tief, da er sich zum ersten Mal seit langem wieder richtig entspannen konnte. Daher wachte er auch nicht auf, als er im Schlaf nicht mehr nur Luft, sondern auch Wasser einatmete, dass sich langsam einen Weg in die Lunge suchte.
    Als der Sklave nach einer knappen halben Stunde endlich zurückkehrte, war dieser erst einmal erleichtert, dass sein Herr eingeschlafen war und ihn daher nicht zur Schnecke machen konnte. Als er sich dem vermeintlich schlafenden Prudentier dann jedoch näherte, kam ihm das Ganze ein wenig merkwürdig vor. Er tippte seinen Herrn vorsichtig an, doch war die einzige Reaktion, die dies hervorrief, dass der Körper zur Seite kippte und mit einem Platscher ins Wasser eintauchte. Vor Schreck liess er den Krug, den er in der Hand hielt fallen und während dieser klirrend auf dem Boden zerbarst, zog der Sklave seinen Herrn umständlich aus dem Wasser und versuchte ihn dabei durch lautes Rufen aufzuwecken. Als der nasse Römer nun nackt und triefend auf dem Boden lag, dämmerte es dem Sklaven: Sein Herr würde auf gar nichts mehr reagieren, denn vor ihm lag nur noch eine leblose, nasse Hülle. Schreiend sprang er auf und rannte hinaus um irgendwo Hilfe zu finden.

  • Ein auch für römische Maßstäbe riesiges Haus in einer Stadt, in der Wohnraum immer knapper und knapper wurde. Dieses hier war fast vollkommen leer, wirkte schon von außen verlassen und verkommen. Die wenigen, vorhandenen Möbelstücke waren meist abgedeckt oder von einer dicken Staubschicht überzogen. Lärm drang nur von außen herein. Der Klang eines geschäftigen Treibens auf den Straßen und in den Gassen der Hauptstadt des größten Weltreichs das die Menschheit derzeit kannte. Im Inneren des Hauses herrschte jedoch absolute Stille. In den großen Wohnräumen die einst von großen und bekannten Persönlichkeiten bewohnt wurden, den früher prunkvollen Sälen in denen Feste gefeiert und Zusammenkünfte aller Art stattfanden, den breiten und hohen Gängen, in der sich eine Vielzahl an Sklaven und Hauspersonal tummelte.... das alles war einmal. Heute herrschte die Stille über all diese Orte, fast als hätte sie hier ihren eigenen Palast.


    In einem dieser Räume saß Gaius zusammengekauert in einer Ecke und starrte auf ein großes leeres Becken das diesen Raum dominierte. Das Becken war einst ein prunkvolles Bad gewesen, hatte aber schon viele Jahre kein Wasser mehr gesehen. Hier, genau an diesem Ort war es einst passiert. Hier hatte Gaius Vater seinen letzten Atemzug gemacht und dann sein Leben ausgehaucht. Aus diesem Grund hatte der junge Mann auch hier, genau an diesem tristen Ort das Gefühl seinem verstorbenen Vater am Nächsten zu sein. Es war ihm nicht vergönnt gewesen seinen Vater kennenzulernen, aber was er von seiner Mutter hörte, musste dieser ein mutiger Soldat, aufopfernder Römer und liebevoller Ehemann gewesen sein. Allessamt Tugenden, die wohl nicht auf seinen Sohn übergegangen waren. Zumindest nicht was Gaius Selbsteinschätzung anging. Und nun? Nun hatte er auch noch seine Mutter verloren. Was hatte er verbrochen das die Schicksalsgöttinnen gerade ihn so hart bestraften? Nicht nur ihn, die ganze Familie hatten sie hart bestraft. Hatte Nona den Lebensfaden seiner Eltern viel zu kurz gesponnen? Oder hatte Decima entschieden das zuerst seinem Vater und anschließend seiner Mutter Lebensglück nicht hold war? Oder war es Morta die aus Langeweile entschied den Lebensfaden der beiden einfach frühzeitig zu trennen? Ganz gleich welche daran schuld war. Er hasst die alle drei und rechnete fest damit, dass sie auch schon gegen ihn selbst ein Komplott geschmiedet hatten.

  • Eigentlich hatte er bisher keinen Grund zu klagen. Sein bisheriges Leben war auch ohne Vater gut und angenehm verlaufen. Ein Leben voller Wohlstand, Überfluss und Komfort. Sein Großonkel mütterlicherseits war der letzte Kaiser gewesen, sein Großvater väterlicherseits ein Consular. Er wurde also bereits in die Nobilitas hineingeboren. Auch der zweite Mann seiner Mutter, Decimus Livianus, war ein Consular und bot den beiden jeden nur erdenklichen Luxus. Er war ein guter Ziehvater gewesen, doch nach dem Tod seiner Mutter hatte es Gaius keinen Tag mehr unter seinem Dach ausgehalten. Allen Protesten und Bitten zum Trotz hatte er der Casa Decima den Rücken gekehrt und sich selbst versucht durchzuschlagen. Das Geld war da, doch der junge Prudentier legte keinen großen Wert darauf, verbrachte die meiste Zeit in irgendwelchen Spelunken und umgab sich mit mehr als dubiosen Gestalten. Wenn er nichts fand, dann kehrte er zum schlafen in das Haus seiner Eltern zurück, wo er sich in einem der Räume ein bettlerähnliches Lager aufgeschlagen hatte. Von dem Prunk und dem Glanz vergangener Tage sah man ihn nicht mehr sehr viel an. Wenn man ihn überhaupt Aufmerksamkeit schenkte, dann sah man nur einen heruntergekommen jungen Mann, der kaum so wirkte, als wäre er ein Angehöriger der Nobilitas.


    Hier war er nun wieder und starrte auf das leere und staubbedeckte Becken. Was sollte er aus seinem Leben machen? Sollte es ewig so weitergehen? Wie konnte er mit der Vergangenheit abschließen und ein neues Leben beginnen? Diese Fragen beschäftigten ihn auch heute, wie viele andere Tage zuvor. Doch Antworten fand er keine darauf, so sehr er sich auch bemühte. Immer wieder verloren sich seine Vorstellungen in einer großen Leere, wenn ihm die Realität einholte. Er hatte keine Familie, keine Freunde und den wenigen Vertrauten hatte er den Rücken gekehrt. Die einst so glorreiche Gens seiner Mutter war so gut wie ausgestorben und der Kontakt zu den wenigen im Reich verstreuten Mitgliedern schon zu Lebzeiten seiner Mutter versiegt und auch um die Gens Prudentia war es nicht besser bestellt. Blieben noch die Decimer - nicht seine leibliche Familie, aber jene, denen er vielleicht trotz allem am nächsten Stand. Doch zu ihnen hatte er selbst alle Brücken eingerissen. Soweit er es gehört hatte, war auch Decimus Livianus nach dem Tod seiner Mutter kaum noch in Rom zu sehen gewesen. So verging Stunde um Stunde in der er sich seiner Lethargie hingab und vor sich hin sinnierte, ehe er irgendwann wie so oft zuvor, von Erschöpfung und Müdigkeit übermannt einschlief.

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