Atrium | Aurelius Corvinus et Flavius Furianus

  • Nach dem Gespräch mit seinem Freund Aquilius hatte der Aurelier den Wunsch geäußert, auch noch mit senator Flavius Furianus zu sprechen - und so hatte einer der Sklaven sich auf den Weg begeben, um eben jenen aufzusuchen und ihm von seinem Besucher zu berichten, während Aurelius Corvinus im atrium verblieb, um auf seinen Gesprächspartner zu warten ... welcher sich alsbald auch durch sich nähernde Schritte ankündigte.

  • Auf dem Weg zu Aurelius Corvinus, den er wahrlich nicht persönlich erwartet hatte, sondern ein Antwortschreiben, gab Furianus mit entsprechender Geste den Sklaven zu verstehen, dass sie etwas zu Trinken kredenzen sollen, was diese auch eifrig in Gang setzte.
    Heute hatte er, wie die Tage zuvor, richtig gut geschlafen, richtig lange, wie er sich wieder einmal eingestehen musste. Die Tage wurden auch immer annehmlicher, denn die kaum zu ertragende Hitze Roms schien in dieser Woche gewichen zu sein, recht angenehm war es, nicht zu kalt und nicht zu heiß und schwül.
    So schritt er mit einem Lächeln auf den Gast zu und reichte ihm seine Hand.


    "Salve, Aurelius Corvinus, ich freue mich, dich hier begrüßen zu dürfen. Nimm doch bitte Platz."


    Und er wies auf eine Sitzgruppe an der rechten Wand des Atriums, die geradezu zum Verweilen einlud. Die toga candidata fiel ihm natürlich sofort auf, so dass er den Besuch ein Stück weit verstehen konnte.

  • Zum zweiten Mal an diesem Tage erhob ich mich, als Aquilius' Verwandter näher trat, der senator und praetor, welcher ein guter Freund meines Onkels (gewesen) und in seine Gerichtssache verwickelt war. Ich nahm die Hand des Flaviers, der selbstverständlich als Sohn des Flavius Felix von sich reden gemacht hatte, wodurch ich ihn natürlich kannte. Ich nahm seine Hand, drückte sie und folgte seiner Aufforderung, mich zu setzen. "Flavius Furianus, es ich danke dir für die Zeit, die du mir gewährst. Ich stelle fest, dass du meinem Freund Aquilius gar nicht so unähnlich bist, ihr seid beide gute Gastgeber", erwiderte ich seinen Gruß und schmunzelte.


    "Nun, ich danke dir für dein Antwortschreiben, auch wenn ich bedauern muss, dass es mich erst bei meiner Ankunft hier in Rom vor wenigen Tagen erreichte - die Empfängeradresse konnte niemandem in Germanien zugeordnet werden, was vermutlich daran lag, dass Wasser die Lettern unkenntlich hat werden lassen. Aber", fuhr ich fort, "immerhin hat mich dein Brief überhaupt erreicht, und deswegen bin ich hier." Ich musterte den Flavier und fragte mich, was Cicero und ihn wohl verbunden hatte, dass die beiden so eng befreundet (gewesen) waren, wie ich zwischen den Zeilen herausgelesen hatte. "Ich bitte dich, informiere mich über den neuesten Stand in der Sache meinen Onkel betreffend."

  • Wieder ein Beweis für Furianus, wie wichtig das Amt des Avarus war.


    "Dieser Cursus Publicus, ich muss schon sagen, ich frage mich was die dort so zu tun haben. Wenn ich mir Senat Avarus anschaue, habe ich zwar eine Ahnung zwischen dem faul Herumsitzen und für monatliches Erscheinen im Officium, um sich das Gehalt abzuholen. Aber naja, zumindest hat er dich, Fortuna sei Dank, doch erreicht."


    Was der Aurelier noch nicht wissen konnte, war wohl, dass Cicero in Rom tot aufgefunden wurde. Furianus war nicht gerne Überbringer solcher Nachrichten, aber was blieb ihm auch anderes übrig. Sein Lehrer hatte damals auch immer gesagt, dass auch der, der die Wahrheit verschweigt, ein Lügner ist.


    "Ich kann mich zwar nicht erinnern, inwieweit ich dir in dem Schreiben mitgeteilt habe, wann der Prozess beginnen wird, aber es steht alles bereit. Sprich ich habe einen weiteren Iudex, Octavius Victor, gewinnen können. Es fehlt nur noch der Termin. Das ist wiederum ein weiteres Problem, denn ich muss dir leider mitteilen, dass Aurelius Cicero Rom nicht entflohen war.
    Und du sollst außerdem wissen, dass er wohl eine kaiserfeindliche Gesinnung gehabt hatte..."


    Vielleicht erahnte es Corvinus, denn Furianus wählte bewusst die Vergangenheit.


    "Und ich muss dir leider sagen, dass er vor einigen Tagen tot aufgefunden wurde. Er starb durch einen Stein an der Schläfe, den der Mob geworfen haben müsste."


    Dabei sah er bedrückt gen Boden. Er konnte sich nichts erklären, weder die Gesinnung seines Freundes noch die Erstürmung des Palastes.

  • Was den Postdienst des imperium anging, enthielt ich mich und sah lediglich bedauernd drein. Sicherlich, er war in letzter Zeit unzuverlässig und langsam, aber ob der Senator die Hauptschuld daran trug? Das wagte ich zu bezweifeln. Bestätigend nickte ich, als er Fortuna pries.


    Furianus' Gesichtsausdruck änderte sich, als er das Thema wechselte und nun über das Verfahren sprach, welches auf Cicero zugekommen war. Aufmerksam hörte ich seinen Worten zu, auch wenn sich mit fortschreitendem Sprechen durchaus ein fragender Ausdruck auf mein Gesicht schlich. Cicero nicht aus Rom geflohen, nicht verreist? Irritiert drehte ich den Kopf etwas zur Seite, den Blick nicht von den dunklen Augen des Flaviers lassend. Kaiserfeindliche Gesinnung? Ich lachte leise, aber es klang unsicher. "Das kann nicht sein, mein patruus ist immer jemand gewesen, der..." Und da kam die Wahrheit ans Licht. Cicero war tot. Ich verstummte schlagartig und sah Furianus mit großen Augen und noch halb geöffnetem Mund an. Nach einer Weile schloss ich die Lippen und lehnte mich zurück, die Rechte barg für einen kurzen Moment das Gesicht und ich seufzte hörbar. Stille breitete sich aus. Niemand aus der Familie hatte etwas geahnt.


    Ich fragte mich, was mir Ciceros Tod bedeutete. Natürlich war ich traurig, doch viel mehr enttäuscht. Und ich schämte mich auch in gewisser Weise, da ich meinem Onkel geholfen hatte, für ihn beim Kaiser vorgesprochen hatte, damit man ihm zum comes ernannte. Ich war erstaunt, dass mich Ciceros Tod nicht so tief berührte, wie ich angenommen hatte. Schließlich sah ich erneut zu Furianus auf. "Ich danke dir für deine Aufrichtigkeit. Diese, hm, Information hatte ich tatsächlich noch nicht erhalten." Ich schwieg einen Moment. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er kaiserfeindlich agiert haben soll..." murmelte ich dann. "Weißt du genaueres darüber?" Der Prozess an sich war erst einmal in den Hintergrund getreten.

  • Furianus hatte erwartet, dass er der Erste sein würde, welcher Corvinus aufklärte. Er selbst hatte es nicht glauben wollen, doch warum sollten seine Klienten lügen, die es beobachtet hatten?


    "Es tut mir leid, Aurelius."


    Sagte er dann doch betroffen und stieß einen Seufzer aus.


    "Ich kann es mir ebenso wenig erklären, aber meine Klienten setzten mich davon in Kenntnis. Sie sagten er war in einer Gruppe bewaffneter Männer, es wurden eindeutig kaiserfeindliche Ausrufe vernommen und er war mitten drin. Vielleicht war es bloß ein Zufall, ich hoffe es war einer, dass er dort unten stand, am falschen Ort, zur falschen Zeit. Schrecklich, er war ein guter Freund. Wir haben noch gescherzt, gelacht und zusammen getrunken, ich kannte ihn, ich kannte ihn als guten Mann, aber nicht als Gegner der jetzigen Regierungsform oder einen grollenden Mann."


    Zum Glück kredenzten in jenem Moment zwei Sklavinnen zwei Becher verdünnten Weines und Gebäck auf, ersteres hatte Furianus nun dringend gebraucht.


    "So schwer es mir fällt es zu sagen, ihr müsst euch von Cicero distanzieren, die Prätorianer werden nicht still sitzen können. Durch den Tod von Consul Prudentius sind sie, gelinde gesagt, leicht gereizt und besonders sensibel, was solche Angriffe angeht. Ich habe gehört, dass Cicero noch Töchter hinterlässt. Du musst sie schützen, Corvinus."


    Es waren keine Befehle, nein, es waren lediglich Warnungen und gut gemeinte Ratschläge, denn die Flavier hatten sowieso ihre Erfahrungen mit den schwarzen Horden des Kaisers, Furianus besonders, da sein Vater oft außerhalb Italias weilte.

  • Ich betrachtete stumm eines der prächtigen Mosaike auf dem Boden des atrium. Cicero war also ein Kaiserfeind. Bei allem, was mir heilig war, ich hatte vieles vermutet, aber ganz gewiss nicht das. Mein Onkel war mir immer fremder geworden, seit des Tages, an welchem er mir in Ermangelung eines Erben seinen Siegelring vermacht hatte. Aber dass man sich in einem Menschen so sehr täuschen konnte? Ich nahm mir vor, Aquilius im Tempel aufzusuchen und ihm um seine priesterliche Unterstützung zu bitten. So viel Tod, so viel Leid, das in letzter zeit über uns hereinbrach...


    Nicht nur Furianus war es, der einen guten Schluck Wein gebraucht hatte. Auch ich war froh, die Lippen benetzen und die Gedanken schweifen lassen zu können. Zustimmend und nachdinklich nickte ich einige Male, mehr, als es nötig gewesen wäre, meine Zustimmung kund zu tun. Unwillkürlich spielte mein Daumen mit dem Ring, den Cicero mir vermacht hatte. "Er war höflich, freundlich, aufgeschlossen und gütig", erwiderte ich mit Blick auf den Ring, welchen ich drehte, doch dann riss ich den Blick los und sah zu Furianus. "Wir werden ihn als den in Erinnerung behalten, der er einst war. Hoffen wir, dass es wirklich ein bedauernswerter Zufall war, dass er sich in dieser Gruppe aufgehalten hat. Alles andere fällt mir ohnehin schwer zu glauben."


    Andererseits... Hatte Cicero nicht manchmal seltsam abwesend gewirkt? Gar losgelöst von der Welt und ihren Belangen? Ich runzelte die Stirn. Familiäre Fälle von Irrsinn waren mir nicht bekannt, und ich wollte sein Verhalten auch gar nicht auf eine Krankheit schieben. In meine Gedanken hinein drangen Furianus' Worte, und abermals nickte ich. "Wir haben nichts zu verstecken vor den Prätorianern. Wenn sie unsere villa aufsuchen, wird ihnen Eintritt gewährt werden. Der Großteil der Familie ist eben erst mit mir aus Germanien zurückgekehrt, und ich bin mir sicher, dass auch die ansässigen Aurelier nichts mit dieser Sache zu tun haben." Vom Tod des consul indes hatte ich gleich nach meiner Ankunft erfahren. Kein Wunder, er war auch ein weitaus wichtigerer Mann gewesen als Cicero.


    Der Sinn hinter Furianus' Worten erschloss sich mir augenblicklich, als ich sie vernahm, und ich glaubte zu wissen, warum mein Onkel und er Freunde gewesen waren. Einen Schluck Wein später dachte ich an Sisenna und Helena. Furianus hatte recht. "Ja, er hat zwei Töchter. Helena und die kleine Sisenna. Für beide wird gesorgt werden." Erneut fiel mir ein, dass Furianus auch in seinem Brief bereits eine Andeutung versteckt hatte. Ich glaubte mich zu erinnern, dass seine Verlobte damals verstorben war, halb Rom hatte von einem tragischen Tod auf den Stufen eines Tempels gesprochen. Mir kam eine Idee. "Sicherlich wird sich die Möglichkeit ergeben, einander kennenzulernen. Mein Vetter organisiert ein Willkommensfest. Der genaue Termin steht noch aus, aber das wäre sicherlich eine ausgezeichnete Möglichkeit, dir Helena vorzustellen und auch Prisca, meine Nichte. Ich werde dafür sorgen, dass dir eine Einladung zukommt, Furianus."


    Eine Sklavin wackelte vorbei, und kurz ließ ich mich ablenken. Dann fiel mein Blick erneut auf den Ring. "Welche Auswirkungen hat Ciceros Tod auf dieses Verfahren?" fragte ich den Flavier.

  • Corvinus war sichtlich getroffen und Furianus konnte da wenig tun, als nur stumm in seinen Becher zu blicken und ab und an daraus zu trinken. Er war weder geübt, noch erfahren mit dem Umgang in solchen Situationen.


    "Ich habe ihn schon als einen guten Freund und Römer in Erinnerung, mach dir keine Sorgen. Er war uns allen stets ein Vorbild."


    Bis vor einigen Tagen, dachte er sich. Dieser plötzliche Umschwung, kaum erklärbar, nicht mal logisch zu begründen, weilte der Kaiser doch nicht einmal im Palast, geschweige denn in der Provinz. Ob Cicero da Fehlinformationen erhielt? Man konnte nur spekulieren.
    Inwieweit die ansässigen Aurelier involviert in die Sache waren, konnte er selbst nicht sagen, geschweige denn vermuten. Er kannte ja kaum einen, außer Cicero.


    "Wenn die Familie nichts zu befürchten hat, kannst du erleichtert sein. Auf die Prätorianer solltest du dich trotzdem einrichten und Crassus wird sicherlich alles andere als erfreut sein, besonders wenn der Kaiser nicht anwesend ist und er solch eine große Bürde trägt, von Victor ganz zu schweigen."


    Als man auf die Töchter zu sprechen kam, nickte Furianus nur ab. Helena und Sisenna also. Hoffentlich verkehrten sich in letzter Zeit nicht zu oft mit ihrem Vater, das trieb sie ja sogleich in die Ermittlungen hinein.
    Dass Corvinus das Ansinnen von Furianus richtig gedeutet hatte, bezeugte die Einladung, auf die Furianus doch recht interessiert einging.


    "Ich werde es selbstverständlich, sofern ich nicht wirklich verhindert bin, einrichten der Einladung Folge zu leisten."


    Hoffentlich stellte sich ihm bis dahin nichts in den Weg.
    Doch sogleich war der etwas erfreulichere Lichtblick wieder vergessen, als er auf das leidige Verfahren zu sprechen kam.


    "Ehrlich gesgt weiß ich es nicht. Ich weiß nicht einmal, ob ich den Vorsitz führe, ob der Prozess nun aufgenommen wird oder aufgrund von dem Tode Ciceros beigelegt wird. Ich muss mich da nochmals informieren."

  • "Es ist ein schreckliches Vermächtnis, das Cicero uns da zurückgelassen hat", erwiderte ich abschließend auf diese ganze Prätorianergeschichte um den Aufstand eines Aureliers, in dem ich mich sehr getäuscht hatte. Ich seufzte. "Aber wenn die Götter in ihrer allwissenden Weisheit hinter uns stehen und Crassus mit Weitblick gesegnet ist, werden die Anschuldigungen auch weiterhin nur Cicero und seine Mittäter betreffen und nicht auf die gesamte Familie übertragen werden. Hoffen wir das beste."


    Ich leerte meinen Becher und sah in Richtung des impluvium, von dem ein leises Plätschern ausging. "Das hoffe ich doch", erwiderte ich auf die Antwort die Einladung betreffend. "Es wäre gewiss ein Zugewinn für beide Familien, wenn aus einem ungezwungenen Essen eine Verbindung erwachsen würde." Schmunzelnd ließ ich mir nachschenken und hörte dem Flavier genaustens zu, als er neuerlich auf den Prozess zu sprechen kam. "Eine Beilegung wäre wohl im Sinne aller. Nicht nur, da der Schuster vererbt - und im Zuge dessen vermutlich verkauft - werden wird. Aus dem Nachlass meines Onkels kann die Prozessgebühr entrichtet werden, und damit hätte sich die Angelegenheit erledigt."

  • "Das Problem ist..."


    Er nahm noch einen Schluck aus dem Becher.


    "Dass beide Seiten dem zustimmen müssten. Die Klage wurde ja wohl schließlich nicht ohne Grund eingereicht und man wird verhandeln, sofern es der Kläger wünscht."


    Was da nun genau herauskommen sollte, darüber war er sich selbst im Unklaren. Ob der Fall nun beigelegt wird, weil der Angeklagte verstorben ist, ob man dennoch verhandelt oder ob sie sich doch einmal zu einer außergerichtlichen Einigung zusammen finden würden. Da musste er schon ein Gott sein, um das zu sehen.

  • "Hm." Ich nahm einen weiteren Schluck aus meinem Becher und schwenkte diesen anschließend nachdenklich in meiner Hand, die rote Flüssigkeit darin aufmerksam beobachtend. "Ich denke, ich werde dann betreffenden Octavier aufsuchen und ihm eine Beilegung vorschlagen. Es bliebe schließlich so oder so bei einer Geldtransaktion, und eine Verhandlung nur wegen eines Eintrags in der Akte eines Verstorbenen ist ohnehin müßig", sagte ich und blickte Furianus an. Ich war guter Hoffnung, was das betraf, denn auf dem Fest der Octavier hatten wir schließlich ein Bündnis mit Avitus geschlossen, das beide Familien betraf, nicht nur zwei Männer. Darauf würde ich mich berufen. Ich seufzte. Cicero hatte einen Berg Mist hinterlassen, den andere nun abtragen durften.


    "Furianus, ich würde gern eine andere Sache anschneiden. Wie du weißt, kandidiere ich in diesem Jahr. Ich würde mich über Unterstützung freuen", fuhr ich fort.


    Sim-Off:

    Ist zwar schon rum, aber ausgespielt wird's trotzdem. :)

  • "Tu das, es wäre wirklich sinnvoller sich außergerichtlich zu einigen."


    Bejahte auch Furianus diesen Entschluss und nahm noch einen Schluck. Er kannte Detritus zwar nicht besonders gut, aber es war ein wohl ehrenwerter Mann, schließlich war er derzeit Quaestor und hatte gute Chancen in die ehrwürdigen Hallen aufgenommen zu werden.


    "Ja, das stimmt, eine weise Entscheidung. Und natürlich werde ich dich unterstützen. Nicht nur, weil du unserem Stande angehörst, sondern weil du dafür mehr als geeignet bist die Arbeit meines Vetters weiter zu führen, da bin ich mir sicher."


    Wobei ihm hier gerade einfiel, dass eine Entscheidung damals ausgeblieben war.


    "Ahja, was mir noch einfällt. Damals waren Gracchus und ich uns um einen Erbfall nicht so sicher, denn das Testament war doch schleierhaft. So habe ich damals verodnen lassen Nachforschung zu betreiben, habe mich auch persönlich darum bemüht. Die Entscheidung wurde dann von mir auch zugunsten des Verstorbenen getroffen, also zugunsten des Testaments und der darin enthaltenen Erben. Nun bin ich mir aber nicht sicher, ob dieser Fall von den letzten Amtsträgern bearbeitet worden war. Wenn nicht, so könntest du es gleich nach deiner Ernennung übernehmen, es ist das Testament des früheren Aedils Helvetius Tacitus."

  • Ich blickte in den Weinbecher und schwenkte die rote Flüssigkeit darin umher. Es wäre gewiss sinnvoller, sich so zu einigen. Das würde allen Beteiligten einiges an Zeit ersparen.


    "Hab Dank", erwiderte ich lächelnd auf die Zusage der Unterstützung und das Lob hin. "Ich hoffe nur, dass ich die in mich gesetzten Erwartungen wirklich erfüllen und deinem Vetter ein würdiger Nachfolger sein kann. Er hat sehr gute Arbeit geleistet, selbst über die Provinz hinaus. Sogar in Germanien hat man ihn stets nur lobend erwähnt", erzählte ich und dachte an die Provinzzeitung Germaniens. Bei den darauffolgenden Worten hörte ich genau zu.


    "Helvetius Tacitus", resümierte ich und nickte einem meiner zwei diskret wartenden Sklaven zu, damit dieser sich den Namen merken würde. "Sollte der Senat meiner Bitte entsprechen und mich wirklich zum decemvir ernennen, werde ich mich dieser Angelegenheit annehmen, sofern er nicht bereits erledigt ad acta gelegt wurde", versprach ich. Bei der Erwähnung des Senats kam mir ein anderer Gedanke in den Sinn. "Flavius, wenn du mir eine Frage gestattest, ist es nicht so, dass derzeit nach einem neuen proconsul für Hispania gesucht wird, da der alte die Dinge hat schleifen lassen? Ist man in dieser Frage denn schon weiter gekommen?"

  • Dass sein Vetter, der eigentlich sein Onkel war, sogar in Germanien berühmt war, hatte Furianus nicht gewusst. Sichtlich überrascht nickte er das Thema sodenn auch ab. Ihn würde man dort oben sicherlich nicht kennen. :D


    "Hispania..."


    Ließ er mit einem Lächeln erstmal verlauten und hielt inne, um zu trinken.


    "Zur Zeit ein großes Sorgenkind, denn scheinbar gibt es keinen Consular, der sich dort einbringen will.
    Wir werden sehen, ob wir die Voraussetzungen erweitern können und das Amt des Proconsuls auch auf die gewesenen Prätoren ausweiten. Schließlich gibt es solcherlei Regelung schon in anderen Provinzen des Reiches."

  • Ich musste schmunzeln, als ich den Sinn der Worte bezüglich möglicher Erweiterungen der Vorausstzungen für das Amt eines proconsul gewahrte. "Wenn die gewesenen praetores mit in den Topf für das vakante Amt kommen, wird ein Mann wie du seine Möglichkeiten gewiss nicht ungenutzt verstreichen lassen, nehme ich an?" fragte ich amüsiert. "Nun ja, ich bin zwar kein Senator, kann mir aber kaum einen Mann vorstellen, für den dieses Amt keine Herausforderung wäre. Dennoch liegt Spanien natürlich weit ab vom Schuss" bemerkte ich und wiegte den Kopf hin und her. "Ich jedenfalls wünsche dir, dass du deine Träume verwirklichen kannst - wie immer sie aussehen mögen."


    Ich hob den Becher, prostete Furianus zu und leerte ihn sodann. Mit einem hellen Klack stellte ich das Gefäß auf den kleinen Tisch zurück und legte die Hände auf meine Oberschenkel. "Nun denn, ich möchte dich nicht aufhalten, du hast sicherlich wichtigeres zu tun als mit mir über Eventualitäten zu plaudern. Ich danke dir für das Gespräch und die Informationen, Flavius, und würde mich dann zurückziehen." Die beiden Sklaven traten langsam hervor und warteten neben einer Säule.

  • Furianus musste lächeln. Corvinus schien sich schon recht gut mit der Politik auseinander gesetzt zu haben, jedenfalls verstand er schon es mehr oder weniger richtig zu deuten.


    "Um ehrlich zu sein, ich weiß noch nicht wie ich dem gegenüber treten werde. Auf der einen Seite ist ein Proconsulat die Erfüllung aller Träume eines Politikers, das Consulat ausgenommen. Und dennoch, es reizt mich überraschenderweise nicht so sehr, zu Rom habe ich immer noch eine starke Bindung."


    Außerdem war es immer gut nicht alles gleich auszuplaudern, sondern den ein oder anderen lieber in Ungewissheit zu lassen.


    "Ich danke dir für deinen Wunsch und gebe ihn gerne auf dich zurück, mögest du auch alles erreichen, wonach du strebst oder streben wirst."


    Eigentlich hatte Furianus in den letzten Tagen viel Zerstreuung finden können, da er eigentlich mehr schlecht denn recht beschäftigt war. Dennoch, der Aurelier suggerierte zu gehen und Furianus spielte da bereitwillig mit.


    "Und ich will dir nicht die deine rauben, Aurelius. Schließlich bist du nun in einer doch sehr interessanten Phase, dem Wahlkampf, da wirst du wohl kaum Schlaf finden. Ach ja, ich erinnere mich noch gut daran, so alt bin ich ja noch nicht." :P


    Und so stand er auf und reichte seinem Gegenüber die Hand.


    "Es war mir eine Freude dich hier gesprochen zu haben. Ich hoffe, dass dies schon bald zu wiederholen ist. Ich wünche dir alles Gute, vale."


    Sogleich stand ein Sklave bereit, um den Besucher hinaus zu führen.

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