Der Vorraum mit den Schreibern

  • Der Schreiber schien ziemlich verwirrt zu sein durch meine Anfrage. Es war wohl noch nie zuvor passiert, dass jemand den Dienst an den Musen aufgeben wollte. Gewiss nicht, immerhin war es eine Verpflichtung gegenüber den Göttern, die man sicher nicht so einfach beenden konnte. Andererseits war es gerade diese Verpflichtung, die mich dazu brachte, jetzt um Austritt aus der Bruderschaft zu bitten.


    "Und wer hat die Ehre, der nächste Epistates zu werden? Dann kann ich es zumindest vorher abklären. Ansonsten wäre es so weit in Ordnung. Natürlich könnte man auch die Priesterschaft als Ganze abstimmen lassen. Aber das kläre ich lieber mit dem vermutlich nächsten Epistates ab. Dessen Name ist...?" Ich zog die Augenbrauen fragend nach oben.

  • "Nikolaos.", entgegnete der Schreiber. "Du weißt, wo er zu finden ist?"


    Das Anliegen des Gelehrten war dem Schreiber sichtlich unangenehm. Sollte sich doch der Epistates, ob er es nun schon wäre oder nicht, damit herumschlagen.


    Der dienstbare Geist versenkte sich nach einem letzten, kurzen Blick in das Gesicht seines Gegenübers wieder in seine Schreibarbeit.

  • Ein lauter Hustenanfall beantwortete den Gruß des Neuankömmlings.


    "Beim Notos! dieser Staub in den Büchern...", fluchte der Schreiber, ein älterer Mann mit langem, ungepflegtem Haar. Er ließ einen Stapel Papyrus auf den Tisch fallen, wodurch er noch mehr Staub aufwirbelte. Der zweite Hustenanfall war etwas schwächer als der Erste.


    Jetzt erst nahm er den Besucher war.


    "Khaire... soso, du möchtest in der Heiligen Bruderschaft aufgenommen werden..."


    Bei den Gelehrten, diesem anmaßenden, stinkendem Pack, das teilweise den lieben langen Tag wohlgenährt herum saß, während die Schreiber arbeiteten! Pack, Parasiten! Leben vom Staub der Ptolemaier! Dieser verfluchte Staub...


    "Dann geh' zum Epistatres, der ist gerade da. ... glaube ich... falls nicht, musst du ihn halt suchen."


    Er deutete in Richtung des Arbeitsraumes des Epistates. Dann vertiefte er sich wieder in seine Arbeit.


    "Bei der dunklen Königin Persephone!... dieser verfluchte Staub... und diese Schaben! Pfui! das reinste Dreckloch!

  • Als der Stapel auf den Tisch fiel versuchte Serapio, durch einen Schritt zurück, der dadurch entstehenden Staubwolke auszuweichen. Doch der Schritt genügte nicht, so hustete er mit dem Alten zusammen im Takt.


    Auf die Frage des alten Schreibers antwortete er mit einem schüchternen Ja... und war erfreut, dass der Alte nichts weiter von ihm wissen wollte und ihm sagte was er hören wollte. Er verabschiedete sich mit einem leisen Vielen Dank. und begab sich zu der vom Alten angedeuteten Tür und hörte nicht weiter auf dessen leise Flüche. ...

  • Nach einer langen und beschwerlichen Reise hatte Atius Marius endlich das Ziel seiner Träume erreicht. Alexandria! Oder um es genauer zu beschreiben, die Akademie von Alexandria. Wie viele geniale Köpfe diese bescheidenen Räume wohl schon vor innen gesehen haben?


    Aber genug der Träumerei, er war hier um etwas zu lernen. Marius kam aus den fernen Londinium um hier zu studieren.


    “Salve! Ich möchte mich als Student eintragen, bin ich hier richtig?“

  • Nachdem die Formalitäten geklärt waren, ging es ums eingemachte. Marius sah sich die Gebühren an und wäre fast aus seinen Sandalen gekippt. „WAS?! Ich wollte nur Arzt werden, keine Villa bauen!“ Er ließ die Unterlagen liegen und stapfte wütend hinaus. „Diese Griechen und Ägypter sind alles Halsabschneider!“


    Sim-Off:

    Hat sich erledigt! :)

  • Gerade weil es ihm noch solche Pein verursachte durch die Gegend zu laufen, beließ Vala es nicht bei einem Besuch des Gymnasiarchos, sondern nutzte die Zeit in der Stadt um sich gleich darauf auch als Schüler des Museions eintragen zu lassen... um eben dies zu tun erschien er in der Schdäge der Epischdades, und machte mit einem Räuspern einen der Schreiber auf sich aufmerksam: "Großflächige Buschverwässerung, Schreibstift! Ich, Titus Vala durch die Brumslaut, möchte teilnehmen an denen Wirkgerüchte von die Museum."

  • Die Schreiberlinge, allesamt vertieft in die verschiedensten Schriften, die sie abschrieben, umschrieben, in Listen eintrugen, katalogisierten und sonstwie ordneten, sahen bei der sehr wirren Begrüßung allesamt wie vom Donner gerührt auf. Es dauerte einen Moment, bis der erste anfing, leicht zu prusten und sich wieder seiner Arbeit widmete, und auch die anderen beschlossen, diese nahezu mantischen Äußerungen mit Humor zu nehmen und sich wieder ihrer Arbeit zu widmen. Nur an einem blieb es halt doch Hängen, den vermeintlich Verrückten zu begrüßen. Was er auch mit einem vorsichtigen “Khaire...?“ dann tat.

  • Mit zufriedenem Lächeln nahm Vala die Reaktion der Schreiber hin, wahrscheinlich von seinem Selbstbewusstsein eingeschüchtert, und trat schließlich auf den einen zu, der ihn direkt anblickte.


    "Nein, nicht jetzt... und nicht hier, es sind Menschen da!", nuschelte er in seinen noch-nicht-ganz-wirklich vorhandenen Bart, entsann sich dann, dass er hier griechisch sprechen musste und wiederholte daher seine Ankündigung noch einmal, weil anscheinend alle Griechen in Alexandria es mit ihren Ohren hatten, "Ich nehmen, Gerüchte sprechend in Museiohn. Halt mich."

  • Halt mich? Der Schreiber sah ziemlich entsetzt drein, denn er hatte nicht vor, diesen Irren hier anzufassen. “Äääähm?“ machte er in Universalsprache und sah sich hilfesuchend nach seinen Kollegen um, die alle grade noch furchtbar geschäftiger zu sein schienen und der ein oder andere in nur halbwegs unterdrückter Schadenfreude anfing, in seinen Bart zu kichern.

  • "SIRIUS!!!", kommandierte Vala, als der Kerl sich immernoch recht begriffsstutzig gab, "Mach diesem Menschen in deinem Vulgärgriechisch klar, was ich will. Mein Griechisch ist anscheinend zu dialektal für diesen Mann.... .... .... .... ... .... .......... Sirius?"
    Als Vala sich umwandte, um zu sehen welche Spirenzien seinen Sklaven nunmehr davon abhielten zu tun wie ihm aufgetragen, entdeckte Vala, dass die neueste Marotte seines Sklaven darin bestand nicht da zu sein. Warum war er das? Achja... Vala hatte ihn entgegen des Sklaven innigsten Wunsch gezwungen auf dem Mercatus ein paar Besorgungen zu machen während Vala dies alleine regelte... weil er es ja konnte...


    "Eh...", fasste Vala daher prägnant zusammen, was es zu dieser Causa zu sagen gab, und wandte sich schließlich wieder dem Schreiber zu, "Stiefelsohlengeschmack, gebrauchte Verkündigung dem Straßenbelags, nein?"

  • Jetzt brüllte der Kerl nach einem Sternbild! Um Hilfe suchend, nein flehend! sah der Schreiber sich zu seinen Kollegen um. Doch war da keine zu erwarten, nur wenig verhohlene Schadenfreude. Da verließ man sich auf seine Kollegen, und schon war man verlassen. Typisch. Musste er wohl allein mit dem Irren fertig werden.
    “Nein“, bestätigte er also nickend und wies bestimmt mit einer fast einladenden Geste auf die Tür, zu der Vala herein gekommen war. Dieses kurze Wort würde der große Kerl ja hoffentlich verstehen, vor allem wenn es mit einer scheuchenden Bewegung wie jetzt untermalt wurde. “Nein, nein. Also geh! Geh einfach wieder. Raus. Da raus! Komm, schön einen Fuß nach dem anderen und wieder raus hier. Komm schon, Barbaros, immer schön weitergehen. Khaire.“ Wenn er ihn nicht verscheuchen konnte, musste er wohl die Nubier rufen, die sonst die schweren Bücherrollen der großen Werke herumtrugen, damit sie den Riesen hier hinaustrugen. Er selber ging dem Kerl grade Mal bis zur Brust.

  • Egal wieviel der Kerl anschließend von Kraut, Rüben und Manikürepraxistests faselte... das Nein verstand Vala, und den Wink in Richtung Tür... da Valas Ego wie jedes Männerherz extrem empfindlich auf Zurückweisungen reagierte, besonders auf Zurückweisung von Leuten, die ihm eigentlich untergeben waren. Nur: was sollte er dagegen tun? Er KONNTE sich hier nicht des Hauses verweisen lassen, das war absolut unmöglich. Andererseits brachte Vala weder die sprachlich genügenden Fähigkeiten mit diesem Wurm klarzumachen wer er eigentlich war, und andererseits war Vala sich da sowieso nicht so sicher... wer war er? Gesandter der kaiserlichen Kanzlei... ehemaliger Magistrat der Stadt Rom? Beinahe-vielleicht-Senator? Freund-vom-dicken-Aurelius? Kumpel-des-fiesen-Pompeius? Sermo-macht-dich-platt-mann?


    Nein, in diesem Fall würde das sicherlich nichts bringen... vor allem da er nicht vor hatten den Laden hier nieder zu reißen, sondern einfach nur die Kurse zu besuchen die ihm sinnvoll erschienen. Und da konnte ein gütliches Miteinander nicht schaden.


    Seiner Entscheidung folgend beugte Vala sich also vor, stützte beide Hände auf dem Arbeitsplatz des Schreibers ab, ließ dabei so unauffällig wie möglich einen Denar auf die Arbeitsplatte rollen und sah den Mann so eindringlich wie möglich an wobei er leise raunte: "Ich Hurenpups dir, Schreibstift, wollen Sprechhahn gemacht zum Silbermann. Unbedingt gestern."

  • Oh Götter, was nur, was hatte er angestellt, dass er sich mit Wahnsinnigen rumschlagen musste? Noch dazu mit solchen, aus deren Worten man beim besten Willen keine göttlichen Botschaften ableiten konnte, wenn man nicht selber ein Orakel im Opiumrausch war? Und jetzt bestach der Mann ihn auch noch mit einer Silberdrachme!
    Der Scriba sah die Münze schon fast verzweifelt an, dann wieder hoch zu dem Mann, wieder zu der Münze. Das war schon viel Geld für einen einfachen Schreiberling. Aber er wusste ja trotzdem nicht, wofür das gut sein sollte oder was dieser Hurenpups hier unbedingt gestern machen wollte. Und es brachte bestimmt Unglück, wenn er das Geld einfach einsteckte. Einen Wahnsinnigen zu bestehlen war bestimmt ein ganz schlimmer Frevel. Der Scriba konnte geradezu den Atem der Nemesis in seinem Nacken spüren.
    Bestimmt schob er das Silberstück also wieder von sich und auf Richtung Vala zu. “Nein“, wiederholte er noch einmal sehr bestimmt, aber mit Verzweiflung im Blick. “Und jetzt geh bitte. Verschwinde einfach.“

  • Das brachte nichts... und Vala sah ein, dass die Eigenart der Griechen wohl unkonventionelle Mittel notwendig machte. Wenn der Kerl seinen Willen wollte, konnte er ihn haben.


    "Ich kam erneut!!!", drohte Vala, dem die ganzen Unsinnigkeiten der griechischen Welt wirklich zu abstrus wurden, schnappte sich den Silberdenar, warf dem Schreiber einen düsteren Blick zu, und verschwand schließlich aus dem Vorraum...



    .......



    ...um nicht eine Stunde später zusammen mit Sirius im Schlepptau zurückzukommen, und dem Schreiber einen ganzen Korb voll mit dem Gemüse der aegyptischen Saison vor die Nase stellte.


    "Dort, Schreibstift, Grünkraut, wie gewollt deiner.", funkelte der Senator-in-spe den Schreiberling an, bevor sein Sklave demselben zur Hilfe eilte.


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/z-spezielle/valahelfer05.png


    "Chaire, Schreiber. Entschuldige bitte.. die Art meines Herrn, er ist der Helenensprache nicht derart mächtig, wie er sich fähig befindet. Dies ist Titus Duccius Vala, gewesener Quaestor des Basileus und Tribun der ersten Legion. Er möchte sich als Lernender im Museion einschreiben..."

  • Als der Verrückte zurückkam, wollte der Schreiberling sich einem ersten Impuls folgend unter seinem Tisch verstecken. Dann hatte er auch noch Gesellschaft und einen Korb Gemüse dabei! Was wollte er denn damit? Ja, die Möglichkeit, einfach unter den Tisch zu kriechen und so zu tun, als wäre man gar nicht da, war sehr verlockend, wenngleich er leider nicht schnell genug war, um es unauffällig zu tun.


    Da er aber noch immer stand – wohl in Schockstarre verfallen – als die Begleitung des Verrückten zu sprechen anfing, bekam er zumindest eine ganz grobe Ahnung, was denn schief gelaufen war. Rhomäer! Barbaren! Warum konnten die nicht alle eine zivilisierte Sprache lernen?!
    “'Nicht derartig mächtig' ist ein hehrer Euphemismus. Ich war kurz davor, die Traumdeuter vom Serapistempel fragen zu lassen, ob sie ein Orakel vermissen“, entfuhr es dem Schreiberling einigermaßen erleichtert, dass es nicht ganz so schlimm war. Mantiker waren dem Schreiberling wie wohl den meisten seiner Zeitgenossen sehr suspekt und er hatte daher eine gehörige Angst vor denen, deren Geist von den Göttern berührt worden war. Aber das hier war kein Verrückter, nur ein Rhomäer, auch wenn die Grenze zwischen beidem fließend war.
    “Und... wie will er hier lernen, wenn er keinen Ton versteht? Die meisten Philosophoi reden noch nicht einmal Koine, sondern Attisch! Die abgehobenen von der mathematischen Fraktion teilweise sogar Dorisch! Dein Herr versteht da doch keinen Ton und kann sich der Diskussion gar nicht anschließen?“ Und immerhin funktionierte Lernen nicht nur durch zuhören, sondern dadurch, dass der Philosoph mit seinen Schülern in offenen Disput trat. So war es stets gewesen. Wollte man sich nur informieren, konnte man lesen – oder sich vorlesen lassen. Aber lernen bedingte die Teilnahme.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png "Ich kann deine Vorbehalte verstehen..", flüsterte Sirius fast, damit die Kollegen des Mannes nicht mitbekamen, was gleich hier geschehen würde, immerhin tauchte der Silberdenar von vorhin wieder auf, nur dieses Mal in der Hand des Sklaven, welcher ihn unauffällig auf dem Tisch des Schreibers ablegte, "..aber es würde meinem Herrn viel bedeuten etwas über die Kultur der Helenen zu lernen. Und es wäre nicht zu deinem Nachteil... außerdem kann ich für ihn übersetzen, wie du siehst tue ich das ohnehin schon die ganze Zeit."
    Vala war dem ganzen obsolet, hatte er doch die Hoffnung aufgegeben, dass er dem Schreiber jemals würde sagen können worum es ihm ging. Deshalb studierte er gerade sehr interessiert die Decke des Vorraums.





    SKLAVE - TITUS DUCCIUS VALA

  • Die Münze schien wirklich Unglück zu bringen, und der Schreiber sah sie beinahe an, als wäre sie eine der Giftkobras, die hier in diesem Land nicht allzu selten waren. Und er hatte den starken verdacht, das Ding könnte nicht weniger unangenehm zubeißen.
    “Du hast ja gar keine Ahnung, was du hier verlangst! Sosimos unterhält sich mit jedem Schüler persönlich, bevor er entscheidet, ihn aufzunehmen. Und dein Herr überlebt bei so einem Gespräch nicht einmal zwei Minuten! Ich meine, Rhomäer sind hier schon so nicht so angesehen mit ihren fixen Ideen, und wenn sie dann nicht einmal eine zivilisierte Sprache sprechen können....“ Er sah schon fast hilflos zu Sirius, ehe er wieder zu dem Geldstück blickte. Ihm war ganz klar, dass der Halbverrückte keine Chance hatte, hier am Museion mit derart mangelnden Sprachkenntnissen aufgenommen zu werden, wenn Sosimos ihn einmal zu Gesicht bekam und er diesen am Ende auch als Hurenpups betitelte. Als griechischer Mann, Philosophos und stellvertretender Epistates tou Museion könnte er das sehr, sehr übel nehmen. Was ihn in eine für den Duccier sehr wichtige Position brachte. Die mehr wert war als eine Drachme!
    “Noch dazu die Gefahr, dass die Philosophoi und Philologoi Rückfragen über den neuen Schüler stellen, der so gar nicht begreifen will und nie etwas sagt. Da müsste ich ja stets aufpassen und ihn bestenfalls als stumm darstellen und dich als seinen Sprecher...“ Es gab durchaus solche wohlhabenden Männer, die einen Sklaven hatten, der irgendwelches Gewedel für sie übersetzte, weil sie selbst aufgrund einer Verletzung nicht mehr sprechen konnten. Wenn auch nicht viele. “Und in den Listen müsste ich euch führen, ohne dass Sosimos erfährt, dass ich ihn nachgetragen habe... dazu noch meine ganzen Kollegen hier, denen ich dasselbe erzählen müsste. Das wäre viel Überzeugungsarbeit, die ich leisten müsste... und dein Herr ist ja nicht grade unauffällig, so riesig wie der ist...“
    Definitiv mehr als eine Drachme. Ganz definitiv.

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