Das Arbeitszimmer des Bibliothekars

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    ~~Tychios von Chalkis~~



    Genau beäugte der Epistates den Gelehrten ihm gegenüber. Ob er die Andeutung verstanden hatte? Doch Tychios war im Grunde davon überzeugt. Gefangen in der Welt von Intrigen, Machtkämpfen und ebensolchen subtilen Andeutungen konnte er gar nicht anders als von der Annahme ausgehen, dass viele ähnlich dachten wie er. Und Tychios ging stets von der Schlechtigkeit des Menschen aus, wenn er sie beurteilte. So war Tychios sehr zufrieden. Seine Hand griff nach einem der kleinen Büchlein, die er aufklappte und einen Stylus nahm. „Dann, werter Theodoros,“ meinte er jovial gönnerhaft. „ wäre es tragisch einen derart verdienten und engagierten Philologos zu verlieren.“ Tychios kratzte kurz einiges auf die Tafel und legte sie zur Seite. „Somit ist die kleine Formalität geklärt. Willkommen zurück am Museion. Sicherlich kann ich damit rechnen, Dich bei dem nächsten Feiertag auch im Musentempel zu sehen?“




  • Theodorus, der entgegen der Vermutungen des Epistates natürlich rein gar nichts verstanden hatte, nimmt nun wieder ein versönlicheres Gesicht an. Klar, der Alte wollte ihn nur ein bisschen tratzen, weil er in seiner Eitelkeit gekränkt wurde. So sind sie, die Forscher, bisweilen bissig, aber harmlos...


    "Ich danke dir, O Epistates, und natürlich werde ich in meiner Eigenschaft als Priester den heiligen Ort des Apollon betreten..." wobei er sich das "obwohl ich Aufgrund meines Glaubens eigentlich nicht darf" spart. Jahwe würde das schon verstehen. Außerdem: Sehen die Hellenen nicht Apollon als Jahwe? Oder war das Zeus? Ach egal, da wird man ja verrückt im Kopf mit deren Göttern, von denen es wohl mehrere gibt als Griechen...

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

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    ~~Tychios von Chalkis~~


    Somit war für den Epistates alles geklärt. Er nickte herablassend auf die Dankesbezeugung von Theodoros. „Falls Du noch welche Fragen hast bezüglich einer Unterkunft oder Deinen Forschungsräumen. Du weißt ja, meine Schreiber stehen Dir dafür zur Verfügung. Auch, was die Zuteilung von Schülern und anderen Dinge angeht. Aber Du weißt ja, wie das von statten geht, Theodoros. Dann viel Erfolg für die nächste Zeit.“ Somit war auch das Gespräch für Tychios beendet. Er nickte noch einmal dem neu ernannten Philologos zu und ergriff die nächste Arbeit, mit der er sich beschäftigen wollte.


    Doch schon öffnete sich die Tür zu dem Arbeitszimmer. Ein Schreiber protestierte noch empört, doch davon ließ sich der Mann nicht beeindrucken, der herein trat. Auf den ersten Blick sah man, der Mann gehörte zu dem Typus: Söldner oder gar Schläger. Fingerbreite Lederbänder waren um sein Handgelenk, seine Handflächen und drei Finger gewunden, sein Gesicht zerfurcht von der blendenden Sonne und einigen Narben, die Waffen auf seiner Haut gezeichnet hatten. An seinem rechten Arm prangte ein eintätowierter Schakalkopf.


    Der Bibliothekar hob sein Kopf und musterte mit verengten Augen den ägyptischen Kämpen. Eisigen Blickes sog er die Luft ein, doch mit beherrschter Stimme meinte er beiläufig zu Theodoros. „Wir sehen uns dann in den nächsten Tagen.“ Womit er Theodoros augenscheinlich raus werfen wollte.




  • Theodorus verbeugt sich. "Ich danke dir für deinen barmherzigen und weisen Entschluss, Epistates." Im Grunde genommen ist er froh, endlich das Zimmer verlassen zu können.

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  • Xerxes klopfte an der Tür, trat hinein und verbeugte sich mit einem Katzbuckel vor dem älteren Gelehrten, der hinter einem riesigen Schreibtisch saß. Die Sonne flutete durch die großen geöffneten, hohen Fenster, hinter denen die Stoa und hohe Zedernbäume zu sehen waren. Der helle Marmorboden schien frisch poliert zu sein, alte Männerbüsten starrten jedem Besucher entgegen (es waren die alten Bibliothekare des Museion) und eine große Weltkarte hing an der Wand, die des Erastothenes. Der Vorhang zu der großzügigen Terrasse von dem Arbeitsraum blähte sich auf, als die Tür geöffnet wurde und zeigte einen Blick auf die großen Gartenanlagen des Museion. „Herr, eine junge Dame wünscht Anstellung im Museion zu finden, Herr!“ Noch mal verbeugte sich Xerxes und deutete Penelope herein zu treten. Der alte Sosimos war selber über Schriftrollen gebeugt und las konzentriert. „Sie soll eintreten!“, murmelte der alte Mann abwesend und sah nicht auf.





  • Leise trat Penelope ein und blieb im Raum erst einmal ruhig stehen. Sie spürte das Gewicht der Kithara plötzlich seltsam schwer, während sie auf den alten Mann vor ihr niederblickte. Er war ganz in seine Schriften vertieft und sah nicht zu ihr hoch. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn ansprechen sollte. Sie konnte ja kaum sagen „Werter Epistates, der kein Epistates ist“, wie der Schreiber ihn vorhin genannt hatte.
    Also beschränkte sie sich auf ein einfaches "Chaire" und wartete, bis der Mann mit seiner Arbeit fertig war und zu ihr aufblicken würde.

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    ~ Sosimos von Korinth ~





    Die Rohrfeder kratzte leise über Papyrus und hinterließ mit dunkler Tinte griechische Schriftzeichen auf der aus Pflanzen gepressten Rolle. Ein Teller mit Kugeln stand auf dem Schreibtisch, die Kugeln wiederum bewegten sich im Kreis auf dem Teller, obwohl doch niemand sie zu berühren schien. Ihr Geräusch mischte sich mit dem Kratzen bis schließlich Sosimos von Korinth den Kopf hob und seinen Blick auf Penelope richtete. Seine grauen Augen musterten die junge Frau einen Moment lang ehe er meinte: „Chaire, junge Frau! Du suchst nach einer Arbeit?“ Er hob seine Hand, die vom Alter schon mit Falten und einigen Flecken gezeichnet war und deutete auf einen Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. „Nimm' doch bitte Platz!“ Sosimos faltete die Hände vor seinem Bauch. „Wie ist denn Dein Name, Kind. Und für welche Stelle möchtest Du Dich am Museion bewerben?“





  • Leise nahm Penelope auf dem angebotenen Stuhl Platz. Ihre Kithara legte sie sich dann auf den Schoß in Ermangelung eines besseren Plans. Einfach auf den Boden stellen wollte sie Harmonia nicht, und sie die ganze Zeit spielbereit zu halten sah höchstwahrscheinlich sehr albern aus.
    "Ich bin Penelope, die Enkelin des Philolaos."
    Vielleicht hatte sie ja Glück und der alte Mann interessierte sich für Musik. Vielleicht konnte der Name ihres Großvaters dieses eine Mal nützlich sein.
    "Ein Freund der Familie berichtete, dass es im Museion keinen Lehrmeister für Musik gebe. Da Apollo Musik liebt und seine Musen ebenso, konnte ich mir das gar nicht vorstellen, dass in seinem Tempel dieselbe nicht gelehrt werden sollte.
    Ich bin vielleicht kein Meister wie mein Großvater einer war, aber wenn du mir erlaubst, etwas vorzuspielen…
    "
    Bei dem Wort „Musen“ fiel ihr Blick kurz auf die Kithara. Das dünne Elfenbein auf der Rückseite zeigte sie alle, wie sie sehr wohl wusste. Sie hoffte, sie würde eine Chance bekommen.

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    ~ Sosimos von Korinth ~



    Als Sosimos in das junge Gesicht der Frau vor ihm sah, fühlte er sich mal wieder sehr alt an diesem Tage, denn früher hätte sicherlich Wohlgefallen über das schöne Antlitz der Penelope sich in ihm geregt, heute tat sich nichts mehr bei ihm. Seit wann war das schon? Sosimos (der sowieso schon von je her ein vergeistigter Mann war) wusste es einfach nicht. Er lehnte sich zurück, der Stuhl ächzte unter seinem Gewicht (Sosimos war ja kein Fliegengewicht) und er richtete seine Aufmerksamkeit auf die junge Frau. Stumm betrachtete er Penelope, während sein Geist den Namen Philolaos bearbeitete. Dieser war ihm bekannt. Und es dauerte nicht lange, bis er ihn wieder einordnen konnte. Zwar lebte Sosimos bereits seit vierzig Jahren in der Stadt, hatte schon einige große Menschen kennen lernen können, zudem mittlerweile ein schlechtes Gedächtnis, aber manche Dinge waren zu prägnant gewesen. „Dein Freund hatte leider Unrecht!“, erwiderte Sosimos freundlich. „Wir haben sogar einige Lehrer der Musikkünste am Museion, was aber nicht heißt, dass nicht mehr Platz für einen weiteren Lehrer bestünde. Die Musen möchten mannigfaltig geehrt werden.“ Sosimos lächelte väterlich, was deutlich an dem Namen lag, der Tor und Tür bei ihm zu öffnen schien. Vielleicht auch die Melancholie vergangener Tage aus seinen jungen Jahren. „Ist Dein Großvater der berühmte Kitharist Philolaos? Der mit den goldenen Händen? Was macht Dein Großvater? Man hört in letzter Zeit nichts mehr von ihm. Aber sicher...spiel' mir ruhig etwas vor.“




  • Einerseits war Penelope verunsichert, dass es wohl doch mehrere Lehrer für Musik schon gab. Denn sie wusste nicht, ob ihr Wissen und ihr Talent ausreichen würden, wirklich mit ihnen zu konkurrieren. Aber andererseits war es auch tröstlich zu wissen, dass sie nicht die einzige wäre und sie sich vielleicht mit dem ein oder anderen sogar austauschen konnte. Mit ihrem Großvater ging das seit geraumer Zeit ja leider nicht mehr.
    "Ja, so wurde er früher genannt. Das ist aber schon eine Weile her. Er ist krank und kann daher nicht mehr spielen. Schon einige Jahre, und es betrübt ihn sehr."
    Das war zwar nicht die ganze Wahrheit und er war mehr süchtig denn krank, aber so etwas musste sie dem alten Mann hier ja auch nicht auf die Nase binden. Abgesehen davon glaubte das ohnehin keiner, der ihren Großvater nicht selbst gesehen hatte.
    "Aber dies ist seine Kithara, die er mir zum spielen gegeben hat. Harmonia."
    Penelope nahm die Kithara nun richtig in die Hände und schlang sich vorsichtig das Band um die Schultern, um den sicheren Halt zu gewährleisten. Erst dann stand sie auf, wie ein richtiger Kitharist, und ließ ihre Finger einmal sanft über die Saiten gleiten. Während die zwölf Saiten leise sangen, nahm sie das Plektron aus Horn in ihre Hand und fing also an, zu spielen. Sie hatte lange überlegt, welches Stück sie spielen könnte. Schließlich hatte sie sich für eine Melodie entschieden, die ihr Großvater vor langer Zeit als Beiwerk zu den Versen der Argonautica von Appolonios von Rhodos geschrieben hatte. Hell und klar erklang ihre Stimme, als sie die ersten beiden Strophen des Epos sang.
    Penelope wusste, sie hatte eine schöne Singstimme, und die klaren Töne Harmonias taten ihr übriges, es einfach groß klingen zu lassen. Sie hoffte nur, dass es Soismos auch gefiel. So ganz sicher war sie sich ob ihrer Wahl nämlich nicht. Sie hätte ihm auch hundert andere Sagen vorsingen können, oder einfach nur Lieder spielen, völlig ohne Text. Aber sie kannte seinen Geschmack nicht.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Es waren solche Tage wie der heutige, an dem Sosimos wieder fest stellen musste, dass er selber schon ein alter Mann war. Dass er den Herbst des Lebens bereits lange überschritten hatte und auf den tiefen Winter zustrebte. Wahrscheinlich blieben ihm nicht mehr viel Jahre und bald würde sein Körper im Feuer verzehrt werden, sein Name würde nur noch auf alten Schriftrollen auftauchen und nur wenige sich noch an ihn entsinnen. Denn den Großvater der jungen Frau vor ihm hatte er schon vor langer Zeit das erste Mal gehört und war damals von den Klängen dieses Mannes verzaubert worden. (Sosimos war im Grunde seines Herzens ein großer Kunstliebhaber, gerade was die Musik anging und das Theater. Aber er war nun mal auch Philosoph.) „Das betrübt mich ebenso. Dein Großvater war ein großer Künstler unserer Zeit. Ein Virtuose!“ Bedächtig legte Sosimos seine Fingerspitzen gegeneinander und sah genauso betrübt aus, wie es seine Worte andeuteten. Interessiert betrachtete Sosimos das Instrument, das von einer Generation auf die Übernächste weiter gegeben wurde. Ja, wenn die Jugend das Erbe ihrer Vorfahren in Ehren hielt, gefiel das dem alten Sosimos. (Der die Jugend eigentlich für viel zu unverschämt, dreist und sitttenlos befand, aber es gab ja auch noch Ausnahmen.)


    Sosimos lehnte sich zurück als Penelope sich erhob. Seine Augen richteten sich erwartungsvoll auf die junge Frau und er war gespannt, ob sie das Talent ihres Großvater geerbt hatte. Natürlich spielte eine Frau anders als ein Mann, mehr noch, sie sang anders, aber Sosimos lauschte genauso gerne der schönen Stimme einer Frau. Sosimos Gesichtsregungen blieben unbewegt, während er den leicht dahin schwebenden Klängen zu hörte. Auch als der letzte Ton verklungen war, schwieg Sosimos. Seine Augen wanderten langsam zu dem Fenster, wo die Sonne strahlend ihren Weg in das Zimmer fand. Nach einer schier endlosen Weile meinte er schließlich: „Du hast großes Talent, Penelope. Und das Instrument Deines Großvaters liegt in den richtigen Händen.“ Zufrieden nickte Sosimos. Doch, für ihre jungen Jahre war die Frau schon erstaunlich gut. „Von Deinen Fähigkeiten als Künstlerin würde eine Aufnahme am Museion nichts widersprechen. Aber ich hätte noch einige Fragen an Dich. Hast Du schon jemals Schüler unterrichtet und bist Du des Schreibens mächtig? Bist Du eine Bürgerin der Polis?“




  • Zunächst glaubte Penelope, das falsche Stück gewählt zu haben. Sosimos saß nur da und schaute aus dem Fenster, sagte aber kein Wort. Es schien ihr eine Ewigkeit, in der sie nur ruhig und abwartend dastehen konnte, bis er sich äußerte. Ihre Freude ließ sie sich natürlich nicht anmerken, sondern sie verneigte sich leicht und bescheiden, wie sie es gelehrt worden war. Ein Künstler blieb immer bescheiden, zumindest war es ihr so beigebracht worden.
    "Ja, ich kann lesen, auch in der Sprache der Rhomäer. Meinem Großvater war es sehr wichtig, dass ich nicht nur die Notenschrift beherrsche, sondern auch lesen kann, was ich zu singen wünsche."
    Sie nahm die Schlaufe der Kithara wieder von ihrer Schulter und setzte sich wieder dem alten Mann gegenüber, die Kithara wieder sanft auf ihrem Schoß gelegt.
    "Einen richtigen Schüler hatte ich noch nicht. Ich bringe den Kindern meiner Nachbarin das spielen bei, vor allem mit den Flöten. Aber das ist sicher nicht vergleichbar mit einem richtigen Schüler.
    Auch bin ich in Alexandria geboren und aufgewachsen. Für die Ephebia habe ich mich angemeldet, konnte sie bislang aber noch nicht ablegen. Ich hielt es für wichtiger, mich zunächst um den Hausstand meines Großvaters zu kümmern.
    "
    Sie hoffte, dass sie hierbei auf ein wenig Verständnis stoßen würde. Sie hatte auch keinen Zweifel daran, die Ephebia zu bestehen. Sie war gebildet, vor allem für eine Frau, und nicht faul. Aber dass dies ein Hindernis dafür sein konnte, dass sie Musik lehren dürfte, war sie bislang noch gar nicht gekommen. Sie hoffte, es würde dennoch einen Weg geben. Sonst müsste sie wiederkommen, wenn sie die Ephebia geschafft hatte.

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    Lange sah der alte Gelehrte die junge Frau an. Es schien, als trübten sich für einen Augenblick seine Augen und als fiele er in einen kurzen Schlaf. In Wirklichkeit hing er seinen Gedanken nach, über die er seine Besucherin fast vergaß. Auf die Erklärung des Mädchens hinsichtlich des großväterlichen Hauswesens nickte er anerkennend. Diese Tatsache zeugte in seinen Augen von einer großen Hingabe an die Pflicht. Die Sprache der Rhomäer interessierte Sosimos dagegen nur am Rande. Wieder schweiften seine Gedanken ab, oder schienen es zu tun. Genau vermochte das Mädchen wohl nicht zu erkennen, ob der alte Mann seinen Geist auf Wanderung schickte oder aber in der Haltung eines konzentrierten Zuhörers verharrte.
    Vielleicht hatte Penelope Sosimos mit ihren klugen Worten überzeugt, vielleicht hatte ihr Gesang und ihr Spiel ihn verzaubert, jedenfalls klang er ihrer Aufnahme nicht abgeneigt, als er schließlich antwortete. Er blickte nun seinem Gegenüber wieder aus wachen Augen an.


    "Dein Anliegen scheint mir ein Ernsthaftes und Edles zu sein. Doch bevor ich dich aufnehmen möchte in die Priesterschaft, so bitte ich dich, noch einmal deine Gedanken zu sammeln und dich zu fragen, ob du die Bürde der Priesterschaft auf dich nehmen möchtest."


    Schließlich war sie noch jung. Wobei Sosimos das weniger in Bezug auf Penelopes Fähigkeiten (die hatte sie zweifelsfrei unter Beweis gestellt), sondern darin besorgte, dass in seinen Augen der Eintritt in den Kult der Musen etwas Unwiderrufliches war.



  • Ein Teil von Penelope wollte sofort zusagen und laut „Ja“ rufen, aber sie nahm sich die Zeit, das alles noch einmal genau zu überlegen. Wenn sie jetzt zusagte, dann war das eine Zusage für immer. Das war ihr durchaus klar, dass sie sich von dem Gott und seinen Musen nicht einfach wieder abwenden konnte, wenn sie keine Lust hatte. Sie kannte sich selbst zwar gut genug, zu wissen, dass das nicht passieren würde, sie liebte Apollo. Aber es war dennoch eine schwerwiegende Entscheidung, die vom Verstand und nicht von den Gefühlen gefällt werden sollte.
    "Ich verehre Apollo, und ich liebe die Musik. Diese zwei Dinge werden sich nie ändern, das weiß ich. Mein Traum ist es, eines Tages soviel über seine Musik gelernt zu haben, dass ich an den Spielen zu seinen Ehren teilnehmen kann. Es ist verwegen, ich weiß, und doch ist es mein Wunsch."
    Penelope atmete einmal ruhig durch. Ihre vorherigen Worte waren vielleicht etwas zu gefühlsbetont und zu wenig im Verstand verankert.
    "Mir ist bewusst, dass es eine lebenslange Aufgabe ist, Wissen zu suchen und zu bewahren. Es wäre mir eine Ehre, wenn ich mit Apollos Segen einen kleinen Teil dazu beitragen kann, ein wenig Wissen weiter zu geben."

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    Nachdenklich und prüfend sah Sosimos in die Augen der jungen Frau. Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit schienen diese auszudrücken. Sosimos war alt und fest gefahren in seinen Ansichten. Dennoch war er hin und wieder bereit, auch mal ein Risiko einzugehen. Wie am heutigen Tage. Vielleicht würden die Götter es jedoch belohnen. Wieder war es jedoch an Sosimos erst mal zu schweigen. Einige Vögel zwitscherten vor dem Fenster. Bienen summten um Blütenkelche, die auf der Terrasse blühten. Eine verirrte sich sogar in den Raum und summte laut an der Decke herum. „Nur wer das Unnerreichbare anstrebt, wird die wahre Höhe erreichen.“, meinte er nach dem Schweigen. „Gute, Penelope, ich will Dir die Gelegenheit geben, Dich zu beweisen. Ich werde Dich als Lehrerin ernennen und Du zeigst mir hoffentlich, dass ich mich nicht täusche in dem Talent, das ich vor mir sehe.“ Sosimos lächelte tatsächlich und beugte sich nach vorne, um einige Papyri zu ergreifen. „Wann möchtest Du bei uns beginnen?“






  • Nun konnte auch Penelope ein Lächeln nicht mehr verbergen, egal wie bescheiden sie auch sein wollte. Sie freute sich so unbändig über diese Entscheidung, dass diese Freude einfach auch Zeichen in ihrem Gesicht zeigen musste.
    "In zwei Tagen, dann habe ich alles so weit, dass ich anfangen kann. Und ich verspreche, ich werde dich nicht enttäuschen. Es ist mir eine große Ehre, hier lehren zu dürfen."
    Penelope war so dankbar über diese Chance, die sie erhielt. Sie konnte es kaum erwarten, Ánthimos davon zu erzählen. Aber doch blieb sie noch ruhig sitzen und versuchte ihre Freude so bescheiden wie möglich zum Ausdruck zu bringen.

  • Ich klopfte und nachdem ich herein gebeten wurde, trat ich ein. Ich verbeugte mich kurz.

    "Chaire, gelehrter Meister," grüßte ich. "Mein Name ist Marcus Achilleos und man sagte mir, dass du der richtige Ansprechpartner bist. Ich bin 17 Jahre durch die Welt gereist, bis nach Indien und darüber hinaus und jetzt würde ich mein Wissen und meine Erfahrungen gerne dem Museion und den Menschen zur Verfügung stellen und weiter geben. Als Lehrer für Geographie."


    Ich wartete auf eine Antwort, eine Frage oder einen Kommentar. Ich war sogar ziemlich gespannt, aber anmerken ließ ich mir nichts.

  • Sim-Off:

    [SIZE=7]*schnief* Die Tage sind so schnell vergangen. Tut mir leid.[/SIZE]



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    Sosimos nickte wohlwollend. „Gut, in zwei Tagen genügt auch vollkommen.“ Er sah die Freude und auch die Ehrlichkeit in dem Gesicht der jungen Frau und hatte in dem Moment auch das Gefühl, dass sich der Versuch mit ihr bestimmt lohnen würde. Manchmal musste man eben ein Wagnis eingehen, um auch viel zu gewinnen. Sosimos lächelte dünn, eine wahrhaft herzliche Regung. „Dann bis in zwei Tagen und einen guten Anfang am Museion wünsche ich Dir, Penelope.“ Mit den Worten senkte Sosimos seinen Blick wieder und begann sein Schreiben fortzusetzen. Ein Zeichen, dass Penelope gehen konnte.






  • Sim-Off:

    [SIZE=7]Auch Dir eine Entschuldigung.[/SIZE]


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    Über ein Gerät gebeugt mit zahlreichen Pendeln und Zahnrädchen hatte Sosimos den Klopfenden herein gebeten. Ein anderer Gelehrter, ein Mann in den besten Jahren, stand direkt neben dem Epistates, der kein Epistates war, aber den auserkorenen Epistates vertrat, bis dieser wieder dazu in der Lage war, den Posten des Epistates zu füllen. Beide Männer sahen auf und Sosimos nickte dem jungen Fremden freundlich, wenn auch stets von seiner Art her reserviert zu. „Sei mir gegrüßt.“, erwiderte Sosimos auf das Chaire. „Aha!“, gab Sosimos von sich und wölbte ungläubig die Augenbrauen, dabei sich im Stuhl zurück lehnend. Der alte Philosoph betrachtete Marcus mißtrauisch, denn er konnte nicht so recht glauben, dass ein junger Mann wie jener vor sich schon so weit gereist war. Und Aufschneidern war er immer wieder begegnet. Die Augen des anderen Gelehrten, neben Sosimos, begannen jedoch zu leuchten, ganz aufgeregt und neugierig. „Ach, tatsächlich? Wart ihr das? Oh, ich hörte, die Kunst der Mechanik soll in diesen Ländern ganz und gar meisterhaft sein. Habt ihr vielleicht darüber etwas lernen können?“ Sosimos sah etwas ärgerlich zu dem Philologos an seiner Seite. „Du möchstest also Lehrer werden?“, wiederholte Sosimos. „Bist Du ein Bürger der Polis und verfügst über einen einwandfreien Leumund?“




  • "Ich habe mich vor allem mit der Staatskunst und Philosophie dort beschäftigt, aber auch die eine oder andere Kleinigkeit gesehen. Verstanden habe ich es aber nicht unbedingt," antwortete ich dem Philologos.


    Dann wendete ich mich an den Philosophos, der wohl den Epistates vertrat. "Ich bin Bürger Athens - jedenfalls war ich es vor 17 Jahren, bevor ich meine Reisen antrat. Mein Eintrag ins Bürgerregister wird momentan noch gesucht, also werde ich das im Moment nicht beweisen können. Mein Leumund ist einwandfrei, ich war Beamter in Ch'in, was ich beweisen kann, wenn hier jemand die Sprache lesen kann."


    Ich holte aus einem seidenen Einband die Schriftrolle mit meiner Ernennungsurkunde heraus. Sie bestand aus Papier und war natürlich in chinesisch beschrieben.


    "Ansonsten mögen die Schriften, die ich aus Ch'in und aus Indien mitgebracht habe und die ich momentan in der Bibliothek ins attische übersetze als Beweis meiner Reisen dienen."

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