Das Arbeitszimmer des Bibliothekars

  • "Als Schüler oder Iatros...", murmelte der Alte. Wäre er nicht an diesem Tag erstaunlich sanft gestimmt, hätte er den Jüngling sicher harsch gefragt, was er denn nun eigentlich wolle. "Du hast also bereits Kenntnisse auf dem Gebiet der Heilkunde? Bist dir aber nicht sicher, ob sie ausreichen? Dazu ist zu sagen, dass jeder Mann, auch der älteste und am meisten erfahrene Iatros dieser heiligen Hallen immer danach streben sollte, sein Wissen zu mehren und andere daran teilhaben zu lassen. Es gibt also nie einen Zeitpunkt, in dem jemand genug weiß. Doch ich fürchte, ich rede zuviel." Sosimos lächelte fast wohlwollend, doch nicht frei von Spott. "Sage mir, werter Ánthimos, wer dein Lehrer war."

  • Penelope hatte ihm nicht zuviel über den Scharfsinn des alten Bibliothekars versprochen.


    "Genau so ist es. Mir wurde beigebracht, dass ich als Arzt niemals voreilig handeln soll, daher möchte das Urteil völlig dir überlassen in welcher Funktion ich am Besten geeignet wäre, ehrenwerter Sosimus."


    Anthi räusperte sich kurz.


    "Ich hatte zwei Lehrmeister und beide sind sie Ägypter: Zum einen die Heilkundige Inhapy und der Priester der Isis namens Neferabu aus dem Haus der Schlangen. Ihnen habe ich einige Monate assistiert und auch eigene Patienten kuriert. Ich bin in der Lage die meisten Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln. Natürlich ist mir auch die Zubereitung vieler Heilmitel und die Pflanzenkunde bekannt. Durch meinen Sport, ich bin Athlet musst du wissen, kenne ich mich ebenso gut mit Muskeln und ihrer Funktion aus und kann Verletzungen daran behandeln, und Wunden versorgen. Auch habe ich mir eine relativ große Kenntnis der medizinischen Schriften in der Bibliothek angelesen. Neben denen des Hippokrates natürlich auch die des Aulus Cornelius Celsus, des Scribonius Largus, Rufus von Ephesos, Aretaios von Kappadokien, Diokles von Karystos, Dioskurides, und den beiden alexandrinischen Medizinern Herophilos von Chalkedon und Erasistratos."


    Das er gerade bei den beiden letzteren, Probleme mit dem Hippokratischen Eid sah, verschwieg er lieber mal. Aber er war sich sicher, dass er an lebenden Menschen keine Vivisektion durchführen würde!

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    Sosimos:



    Bei dem Wort Ägypter horchte der Alte auf. Er hatte das ungute Gefühl, der Junge könnte von, in seinen Augen, abstrusen Wunderheilern in die Lehre genommen worden sein. Von den Namen, die Ánthimos gleich darauf aufzählte, kamen Sosimos nur wenige bekannt vor, was daran lag, dass er nicht sehr bewandert auf dem Gebiet der Medizin war, aber auch daran, dass sein altes Gehör mit der Geschwindigkeit des Sprechorgans des Jünglings nicht schritthalten konnte. So nickte er nur bedächtig.


    "Erkenne ich richtig, dass du keinen Lehrmeister bisher hattest?", fragte Sosimos schließlich langsam. Seine grauen Augenbrauen verzogen sich. Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. "Du scheinst aber bemüht zu sein, das Steinschneiderwissen, das du dir irgendwoher genommen hast, auf einen höheren Stand zu bringen.
    Ich verstehe nicht viel von der Heilkunst. Doch ich verstehe viel von diesem Heiligtum. Es sei dir gesagt: Steinschneidern, Säuglingsentfernern, Zauberern und Starrstechern ist dies kein Ort ihre Künste zu betreiben.
    Und Wunden versorgen sollte jeder Soldat können.
    Jedoch gefällt mir dein Drang nach höherer Erkenntnis. Du scheinst bereits viel studiert zu haben. Daher wäre es nicht gut, dich einem Iatros bloß als Schüler an die Hand zu geben. Auch gibt es zur Zeit keinen Iatros, dem ich, mit Verlaub, zutraue, ein guter Lehrmeister zu sein."

    Dass letzteres vor allem auf persönliche Animositäten zurückzuführen war, gab Sosimos natürlich nicht zu.
    "Ich rate dir daher folgendes: Du solltest dir jeden Iatros dieses Heiligtums zum Lehrmeister machen und wählen, welche Erkenntnisse du für gut hälst, da sie sich durchaus unterscheiden können. Ich hoffe, du bist schon in der Lage, zu entscheiden. Gehe den Heilkünstlern zur Hand, höre ihnen gut zu, wende an, was du vielleicht schon gelernt hast, lerne neue Dinge und verwerfe das, was lediglich Zauberkunst ist und mit der großen Heilkunst nichts zu tun hat. Nebenher schreibe eine Abhandlung über eine Sache, die du dir selbst erwählen kannst. Reiche sie mir ein, wenn sie fertig ist, damit ich sie mithilfe einiger Fachkundiger prüfen kann.
    Ich erlaube dir, dass du auch, in Absprache mit den Iatroi, selbst behandeln darfst und auch, natürlich unter Beobachtung, gewisse Dinge lehren darfst. Wenn du meinst, die Zeit ist reif für eine endgültige Entscheidung, werden wir sie fällen. Sollte sie zu deinen Gunsten ausfallen, wirst du endgültig in die Priesterschaft der Musen aufgenommen."

    Der Alte rieb sich die Handknöchel. In letzter Zeit schmerzten sie häufiger. Manchmal auch nahe der Unerträglichkeit.
    "Außerdem möchte ich, dass du dir einen Lehrer suchst, der dich in der Verehrung der Musen und des Apollons unterrichtet und prüft. Ich selbst würde dies gerne übernehmen, doch du musst verstehen, dass ich nicht mehr der Jüngste bin und dass durch meine Funktion mir die nötige Zeit fehlt. Glaube nicht, dass du an diesem Tag der Erste mit einem solchen Anliegen ist."
    Sosimos stieß ein heiseres Lachen aus.
    "Wenn du keine weiteren Fragen hast, darfst du das Haus der Ärzte aufsuchen. Wenn du nicht selbst hinfindest, lasse dich von einem Sklaven hinführen. Ich werde dich als Gehilfe eintragen, damit du freien Zugang zu allen Einrichtungen, die du benötigst, erhälst."

  • Das Sosimus auf die Ägypter so reagieren würde, hatte er sich fast gedacht. Beide Seiten trauten sich gegenseitig sehr wenig zu, dabei waren sowohl die Ägypter als auch die Griechen überdurchschnittliche Lehrmeister.


    "Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich dir da ein wenig korrigieren muss. Die ägyptische Heilkunst ähnelt in sehr vielen Dingen der unseren. Vor allem mit Hippokrates gibt es viele Überschneidungen. Sicherlich ist auch viel Aberglauben dabei, aber auch ein abergläubiger Arzt ist gut, wenn er die richtigen Heilkünste anwendet. Daher hatte ich durchaus einen Lehrmeister. Allerdings verstehe ich dein Misstrauen völlig, denn schließlich geht es hier um die Gesundheit von Menschen und da kann man nicht vorsichtig genug sein. Zudem hat das Museion einen Ruf zu verlieren. Aber ich freue mich darauf von den Iatroi zu lernen und dich bald von meinem Können überzeugen zu dürfen."


    Er überlegte kurz ehe er weiter fortfuhr. Für die Abhandlung war ihm sofort ein gutes Thema eingefallen, denn Hippokrates' Studien zu der heiligen Krankheit hatte ihn sofort fasziniert. Vielleicht würde darüber eine Abhandlung schreiben.

    "Wenn du erlaubst, würde ich den Unterricht über die Verehrung der Musen und des Apollons meine Verlobte, die ehrenwerte Penelope, übernehmen lassen. Denn neben den Studien, meinem Sport und eventuell meinem baldigem Amt als Agoranomos, werde ich dafür wohl wenig Zeit haben. So könnte ich den Unterricht dann zu Hause absolvieren. Es kann mich ja dann auch gerne ein anderer Lehrer prüfen, damit nicht der Verdacht aufkommt, ich würde die Prüfung geschenkt bekommen oder nicht ernst nehmen."


    Jetzt war alles geklärt, also konnte er nun auch zu etwas angenehmeren kommen, ohne in den Verdacht zu geraten daraus einen Vorteil ziehen zu wollen.


    "Ich danke euch, dass ihr euch für mich Zeit genommen habt. Es wäre nett, wenn mich ein Sklave zum Haus der Ärzte bringen würde. Nur noch eines: Penelope und ich werden am ersten Tag des Gamelión heiraten. Meine zukünftige Frau und ich würden uns sehr freuen, wenn ihr uns die Ehre erweisen würdet zu unserer Feier zu kommen. Es findet im ehemaligen Haus des ehrenwerten Philolaos statt, dass mein Bruder und ich gerade gekauft haben."

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    Sosimos:



    Obgleich der junge Mann ihn höflich verbesserte, räusperte sich Sosimos geräuschvoll, als dieser ihn verbesserte, und sein Gesicht verfinsterte sich für einen kurzen Augenblick. Doch da Ánthimos bescheiden blieb, entspannten sich des Altens Züge bald wieder.


    Als der Jüngling auf Penelope, die Tochter des großen Kithaöden und selbst Priesterin der Musen, zu sprechen kam, hellte sich Sosimos' Miene auf. Hätte der junge Mann von Anfang an Penelope gewissermaßen als Bürgen angegeben, hätte ihn Sosimos vielleicht sogar gleich auf Probe zum Philosophos ernannt. Seine Entscheidung nun noch zu korrigieren hätte Sosimos allerdings in die Gefahr des Gesichtsverlust gebracht, weshalb er es unterließ und beschloss, abzuwarten, wie sich Ánthimos in nächster Zeit verhalten würde, was er leisten würde und ob er sich als würdig erwiese.


    "Ich denke, Penelope wird dir eine gute Lehrmeisterin sein. Sie zeigt ein außerordentliches Pflichtgefühl gegenüber den Unsterblichen, etwas, was auch du dir aneignen solltest.", sagte Sosimos mit einem strengen Unterton. "Es ehrt dich gewiss, dass du die Pflichten eines Amtes dir auflädst. Ich hoffe jedoch, deine Studien leiden nicht darunter. Wenn meine Befürchtung nicht zutrifft, so wünsche ich dir alles Gute für die Wahl." Ein Husten schüttelte den Alten. Die Einladung brachte Sosimos ein Gefühl der Bedrängnis. Er hasste solche Feste. Zeitverschwendung war es für ihn, und mehr noch, echte Qualen bereiteten ihm solche Veranstaltungen. Jedesmal wünschte er sich dabei, wieder zwischen seinen Büchern zu sein und nicht zwischen lärmenden, betrunkenen Menschen. "Ich fürchte, für derartige Feierlichkeiten bin ich zu alt. Wenn es an diesem Tag meine Gesundheit erlaubt-" Er sah einen Augenblick über Ánthimos hinweg auf die ihm gegenüberliegende Wand. "Werde ich zu der Zeremonie erscheinen."


    Jetzt hatte er den Sklaven vergessen.


    "Natürlich kann dich der Sklave hinführen. Sage ihm einfach, er soll es tun, wenn du wieder im Vorzimmer bist. Da du, wie du sagst, ein Haus hast, wünschst du sicher nicht, im Museion zu wohnen? Oder etwa doch?"

  • "Danke." Damit meinte er eigentlich alles. Ebenso das mit der Hochzeit, als auch dass er bei Penelope lernen durfte. "Ich werde meine Studien sicher nicht vernachlässigen. Und ja, wir haben ein Haus. Mein Bruder und ich haben gerade das alte Haus von Philolaos erstanden. Dort werden wir bald einziehen, ich habe also eine Bleibe. Dort wird auch die Hochzeit stattfinden." Er verneigte sich kurz vor Sosimus. "Dann möchte ich dir nicht weiter deine Zeit stehlen und werde mich gleich ins Haus der Ärzte begeben."


    Und das machte er dann auch.

  • Sim-Off:

    [SIZE=7]Entschuldige bitte für die lange Wartezeit![/SIZE]


    Zitat

    Original von Prosekon tou Mouseiou
    ~ Sosimos von Korinth ~


    Ein Mädchen hatte Sosimos erwartet, sah jedoch eher eine junge Frau den Raum betreten. Sich die Schläfen reibend lehnte er sich zurück und ließ die Rohrfeder auf den Tisch herunter sinken, wobei er nicht bemerkte, dass ein kleiner Tintentropfen auf die Steinplatte fiel und sich zu einem schwarzen kleinen See ausbreitete, sogar seine Handkante streifte. „Chaire!“, grüßte Sosimos zurück, seine Stirn war gefurcht und er noch recht gereizter Stimmung, ein Tag, an dem er leicht explodieren konnte. Was in letzter Zeit leider häufiger der Fall war und viele Sklaven schon auf Zehenspitzen vor seiner Tür herum schlichen. „So? Philologin möchtest Du werden? Und Schülerin? Du bist Rhomaeerin?“ Etwas irritiert war Sosimos über das Anliegen schon, denn ihm war nicht ganz klar, was die junge Frau nun genau wollte. „Welche Qualifikationen weißt Du auf, um an dem größtem Wissenshort der bekannten Welt lehren zu dürfen?“


    Bleib ruhig, sagte Seiana sich, während sie sich bemühte, ihren Blick nicht von Sosimos hin zu dem kleinen Tintenklecks ablenken zu lassen, der sich auf der Tischplatte ausbreitete. Bleib einfach ruhig und gelassen. Strenger als Mutter kann er gar nicht sein. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie ihre Mutter über den Unterricht ihrer Kinder gewacht hatte – im Lauf der Jahre war es mehr als einmal vorgekommen, dass ein Lehrer einem anderen hatte weichen müssen, weil er ihrem Anspruch nicht genügt hatte. „Ja“, bestätigte sie Sosimos’ Vermutung, dass sie Römerin war. Der Mann schien gereizt zu sein, und Seiana spürte, wie es in ihrem Magen wieder zu flattern begann, als sich ihr der Gedanke aufdrängte, dass sie möglicherweise einen schlechten Tag erwischt hatte. Aber ändern ließ sich das nicht, und einen Rückzieher machen würde sie auch nicht. Sie lächelte, etwas scheuer, als gewöhnlich ihre Art war. „Meine Qualifikation besteht in der Ausbildung, die ich über Jahre hinweg hauptsächlich zu Hause in Tarraco genossen habe. Sie ist durchaus umfassend, aber da ich schon früh meine Leidenschaft für Kunst und Literatur entdeckt habe, habe ich mich mit diesen Themen beschäftigt, wann immer sich mir eine Gelegenheit geboten hat. Später, als ich alt genug war, habe ich auch einige in Tarraco ansässige Gelehrte besucht und mich von ihnen unterrichten lassen sowie Kurse an der Schola belegt.“ Namen nannte sie ihm vorerst keine, denn sie wusste nicht, inwiefern diese Sosimos etwas sagen würden – und da er ohnehin gereizt schien, zog sie es vor, sich etwas kürzer zu halten. Sollte er nachfragen, konnte sie immer noch genauer darauf eingehen, aber dann wusste sie wenigstens, dass sie ihm nichts erzählte, was er eigentlich gar nicht hören wollte. Allerdings konnte sie ein Schmunzeln nicht ganz unterdrücken, als sie an jene Zeit zurückdenken musste, in der auch Faustus davon geträumt hatte, sich künstlerisch zu verwirklichen, und sie gemeinsam viele Stunden damit verbracht hatten, sich auszutauschen.


    „Vor allem bei Aigidios“, fuhr Seiana fort, und obwohl sie noch kurz zuvor gedacht hatte, zunächst keine ihrer Lehrer zu nennen, war ihr der jenes Mannes, bei dem sie vor allem in ihren letzten Jahren in Tarraco gelernt hatte, nun doch über die Lippen gekommen. Er war ein Gelehrter, der ebenfalls eine Zeitlang in Alexandria gewesen war, bevor er sich in Tarraco niedergelassen hatte, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Allerdings gab es mit Sicherheit mehrere dieses Namens hier, und so ging sie nicht davon aus, dass dieser Name für Sosimos eine Rolle spielen würde, „fand sich häufiger eine Runde zusammen, in der er nicht nur gelehrt hat, sondern in der frei über Autoren und Texte diskutiert wurde und jeder, der wollte, die Gelegenheit bekam, selbst einen bestimmten Autor oder Text vorzustellen und das Gespräch nach eigenem Schwerpunkt zu führen. Dort habe ich auch zum ersten Mal bemerkt, dass ich das gerne tue, und ich habe von der Möglichkeit oft gebraucht gemacht, die Aigidios geboten hat.“ Mehr war damals leider nicht möglich gewesen. Zum einen hätte sie es sich damals wohl selbst noch nicht zugetraut, tatsächlich zu lehren, zum anderen hätte ihre Mutter ihr das ohnehin nicht erlaubt. „In Alexandria bin ich erst seit wenigen Monaten. Ich würde mich freuen, die Möglichkeit zu erhalten, mein Wissen zu teilen und weiterzugeben. Und wenn das möglich ist, möchte ich gerne andere Lehrmeister hier im Museion besuchen, namentlich der Philosophie, aber auch in anderen Gebieten, um mein Wissen dort zu vertiefen.“ Im Grunde hatte sie jetzt doch fast mehr erzählt, als sie ursprünglich wollte, schoss ihr flüchtig durch den Kopf, während sie den alten Griechen abwartend ansah und versuchte, sich innerlich auf alles gefasst zu machen.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Kopfschmerzen, hämmernde Schmerzen lähmten den alten Gelehrten. Immer wieder krochen winzige und doch sehr unangenehme Nadelstiche über eine Hälfte seines Gesichtes und plagte ihn schon den ganzen Tag. Er hatte sogar für einen Bruchteil von einem Moment erwogen, das Haus der Ärzte heute aufzusuchen. Doch die Arbeit auf seinem Schreibtisch, der im Grunde gar nicht seiner war, er war schließlich nur der Stellvertreter, würde an diesem Tag dann auch nicht weniger werden. Sosimos seufzte über diese Tatsache, just als sich die junge Römerin über ihre Qualifikationen ausließ. Sosimos runzelte die Stirn und versuchte sich auf die Worte der Frau zu konzentrieren. Zweifelsohne, ihr Griechisch war exzellent, dennoch hörte er, dass sie eine Römerin war. Nur die hellenischen Römer wiesen keinen Akzent auf, Männer und Frauen, die in den griechischen Provinzen und aus griechischen Familien stammten, aber schon lange das Bürgerrecht des Imperiums besaßen. Sosimos' Augenbraue zuckte etwas nach oben, als er den Part mit der häuslichen Bildung hörte. Aber es verwunderte ihn nicht. Schließlich wurden einige Frauen so gebildet.


    Das mit den Gelehrten klang doch deutlich viel versprechender. Der Name löste auch ein vages Erkennen bei Sosimos aus, aber wirklich einordnen konnte er ihn nicht. Was womöglich auch daran lag, dass Sosimos schon von Natur eher vergesslicher Art war. Nur Männer, die er auf den Tod nicht ausstehen konnte und die seine Feinde waren, die vergass er nie. Selbst nach vielen Jahrzehnten nicht. Wie einen Mitschüler aus seinen jungen Jahren. Sosimos' Rachsucht hatte den Mann schließlich vom Museion vertrieben. Warum Sosimos ihn nicht ausstehen konnte, wusste er schon nicht mehr. Aber es war eben so gewesen. Erst jetzt fiel Sosimos auf, dass er der jungen Frau noch gar keinen Platz angeboten hatte. Er deutete auf einen der beiden Stühle, die vor seinen großen und massiven Schreibtisch standen, auf dem sich zahllose Papyri türmten. „Bitte, wenn Du möchtest.“ Sosimos sah die junge Frau an und war sich in dem Moment unschlüssig. Er konnte nicht alle einstellen, die glaubten, lehren zu können. Schließlich stand der Ruf des Museions auf dem Ruf. Wiederum war sie eine Römerin, und wenn sie sich als kompetent erwies, würde es sich auch noch anderen Nutzen ergeben. Wenn sie jedoch nicht der Lehre fähig war, wäre das jedoch sinnlos. Grübelnd kratzte sich Sosimos mit der Rohrfeder an der Nase und hinter ließ dort einen dicken Tintenstrich. „Dann nehme ich mal an, dass Du über keine Referenzen oder vielleicht einen prominenten Fürsprecher verfügst? Und Du möchtest die Literatur unterrichten? Verstehe ich das richtig?“





  • Er seufzte. Seufzte er? Oh ja, er seufzte. Seiana hielt einen winzigen Augenblick inne, verunsichert über diesen Laut, den der Gelehrte von sich gab. Ein Seufzen war ein schlechtes Zeichen, jedenfalls wenn ihre Worte es ausgelöst hatten, und etwas anderes konnte sie sich gerade nicht vorstellen. Trotzdem fuhr sie nach einem kaum merklichen Zögern fort. Immerhin, wenn ihr Anliegen gar zu unmöglich erschien, dann hätte er sie wohl unterbrochen. Möglich war auch, dass er dies aus Gründen der Höflichkeit nicht tat, aber dann blieb ihr ohnehin nichts anderes übrig, als abzuwarten. Also sprach sie weiter und führte aus, was sie sich zuvor zurecht gelegt hatte, und sie war froh, dass sie sich Gedanken gemacht hatte über das, was sie sagen wollte, denn sonst hätten die Worte ihren Mund sicherlich in einem holprigen Durcheinander verlassen. Als sie fertig war, bot Sosimos ihr zunächst einen Platz an, und Seiana – der bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht aufgefallen war, dass sie noch gestanden hatte – setzte sich hin und sah den Griechen mit unterdrückter Spannung an. „Ja, danke.“ Ihre Hände ruhten in ihrem Schoß, und sie musste sich bewusst darauf konzentrieren, sie ruhig zu halten, damit sie nicht schon wieder aufgeregt an dem Stoff der Tunika herumspielten.


    Fasziniert beobachtete Seiana dann, wie sich auf der Nase des Griechen ein schwarzer Strich ausbreitete, als er sich gedankenverloren mit der Feder dort kratzte. Er schien es selbst gar nicht zu bemerken, ihm schien nicht einmal bewusst zu sein, mit was er sich gerade gekratzt hatte, und während die Tinte sich über die Unebenheiten der Haut einen Weg suchte und minimal zu den Seiten des eben gemachten Strichs hin ausfaserte, sprach Sosimos sie an. Seiana brauchte einen winzigen Moment, bis sie ihren Blick von der Nase losreißen und wieder auf die Augen Sosimos’ richten konnte. „Nein, ich kann weder Referenzen noch einen Fürsprecher aufweisen.“ Keinen zumindest, der ihr in diesem Moment etwas bringen würde. „Als ich Hispania Richtung Rom verließ, wusste ich noch nicht, dass es mich hierher verschlagen würde. Ich kann allerdings meine Lehrer in Tarraco anschreiben, ich bin mir sicher, dass ich ein positives Schreiben erhalten werde.“ Innerlich geisterte ein recht unflätiger Fluch in ihrem Kopf herum, den sie von einem der Seeleute gehört hatte auf der Schiffsreise hierher. Daran hätte sie eigentlich auch früher denken können, wenigstens Aigidios hätte sie bitten können um ein Empfehlungsschreiben. „Ja, Literatur würde ich gerne unterrichten.“

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Die ganze Angelegenheit war ein Dilemma für Sosimos, der Gedanken verloren auf einen Tintenfleck auf seinem Papyrus starrte und das Für und Wider im Kopf hin und her wälzte. Das weder Referenzen, noch eine Empfehlung vorlag, machte es Sosimos noch schwerer, denn er hätte zwar Verwendung für einen rhomäischen Lehrer an dem Museion, der politischen Brisanz wegen, aber er mußte dennoch darauf achten, wen er einstellte. Sosimos ließ die Rohrfeder auf den Tisch zurück sinken. Ein Vorhang blähte sich hinter ihm auf als der Wind durch die weit geöffneten Fensterläden hindurch wehte und einen Blick auf den wunderschönen Gartenteil des Museions offenbarte. Sosimos seufzte noch mal und rieb sich seine schmerzenden Schläfen. Das Denken fiel ihm heute auch besonders schwer, die Hitze und das Arbeitspensum machten ihm doch deutlich zu schaffen. Und die Stelle des Epistates zu übernehmen war eigentlich nicht sein Ansinnen gewesen. Schon in den letzten Monaten, seitdem Theodoros erkrankt und leider auch verstorben war, war Sosimos selber nicht mehr zum Forschen und Lehren gekommen.


    „Also gut, machen wir es folgendermaßen. Ich werde Deine Fähigkeiten austesten und ob Du Dich als Lehrer behaupten kannst und den Schülern an dieser großen Institution noch etwas lehren vermagst, werden wir in den nächsten Wochen erkunden. Wenn Du Dich damit einverstanden erklärst, würde ich Dich erstmal auf Probe einstellen.“ Sosimos sah sich suchend um, ob noch einer der Sklaven gerade im Raum herum wuselte. Er hätte gerne etwas zu Trinken gehabt, sein Mund fühlte sich schon seit Stunden schrecklich ausgedörrt an, obwohl er die ganze Zeit trank. Nun war seine Karaffe leer. Das Alter schlug erbarmungslos bei dem Gelehrten zu und in letzter Zeit noch sehr viel mehr. „Und das Empfehlungsschreiben könntest Du natürlich nachlegen.“ , murmelte er geistesabwesend.




  • Das war ein Tag heute. Das aufreibende Warten am Hafen auf eine vergebliche Lieferung, die ständige Unruhe, die ihn umgab, und dann hatte er einen alten Freund und Handelspartner zur vollkommenen Überraschung entdeckt, und das Schiff, auf das er schließlich wartete, trudelte gar nicht ein und wie die Hafenverwaltung bekanntmachte, seien etliche Schiffe wegen des Sturms vor einigen Tagen von ihrer Route abgekommen, hatten längere Wege in Kauf nehmen müssen oder saßen in den umliegenden Häfen fest.
    Das stresste den fetten Tylusier, der sich nun seit zwei Wochen dazu bewogen hatte, täglich eine Runde Gymnastik zu machen, wobei das nicht viel zu helfen schien, denn jeden Tag danach gönnte er sich sein zweites Frühstück und holte so gut wie alle Kalorien, die er verbrannt haben mochte, wieder zurück.


    Er rannte also im Eiltempo nach hause, so schnell, daß ihm die Sklaven kaum folgen konnten, und nachdem er dort völlig durchnässt ankam, setzte er sich ein heißes Bad auf, mit Mandelaroma, wohltuend für die Gelenke, baute sich den Ärger des Vormittags ab.


    Doch auch der zweite Termin am heutigen Tage, einem hiesigen Karawanenhändler, den er geladen hatte und eigentlich schon seit Wochen erwartete, lief Ioshuas Erwartungen zuwider. Der Typ hatte nicht nur die Frechheit besessen, Ioshua wider allen Erwartungen der Gastfreundschaft zu unterbrechen, er ließ auch schwer mit sich reden. Das Gespräch verlief zäh, ohne daß einer der beiden beim anderen sich verständlich machen konnte. Für Ioshua war klar, daß dieser "kleine Gauner ein sturrer Hund war". Er verlangte nicht nur eine Pauschale für jedes seiner Kamele, sondern obendrauf eine äußerst saftige Transportkostenversicherung. Ioshua grollte. Was nutzte eine eigene Karawane, wenn ihre Treiber an jeder Ecke Forderungen stellten. Er brauchte sie ja nur für den unvermeidlich kurzen Weg zwischen Leucekome nach Alexandria. In der Jahreszeit konnte er eine Schiffsfahrt um das Horn von Africa nicht mehr riskieren, dabei saßen seine Produktionsstätten in Ostia und anderorts auf dem Trockenen, und Aufträge bekam man so auch nicht rein. In Ermangelung einer raschen Einigung war er somit gezwungen, den Karawanenhändler vor die Tür zu schieben und zu hoffen, daß der Gute Vernunft annahm, was für Ioshua bedeutete, daß man gelegentlich auch nachhalf. Er schickte nach Silas, doch der war nicht aufzutreiben, was bei dessen Tätigkeit nicht unbedingt verwunderte.


    Schließlich war Ioshua richtung Museion aufgebrochen. Diesmal in der Sänfte, denn das Museion lag ein gutes Stück weit weg. Die Vorhänge waren verschlossen, als er das Peristyl erreichte. Von einem Bediensteten ließ er sich das Arbeitszimmer des Epistates zeigen und begab sich zu dessen Türe, vor der er nun stand. Es klopfte.

  • Aus zwei Flügeln bestand die Tür zum Arbeitszimmer des Epistates, und sie waren noch fest verschlossen. Einige der Schreiber des Vorraumes (in dem man sich eigentlich zuerst anzumelden hatte, wenn man zum Epistates wollte) sahen von ihrer Arbeit auf, neugierig, warum sich der Mann nicht zu erst an sie gewandt hatte, sondern gleich an der Tür des Epistates klopfte. Besonders Xerxes, der älteste Sklave und Schreiber, runzelte verärgert die Stirn und wollte seine müden Knochen schon erheben um sich dem beleibten Besucher zu nähern. Doch noch bevor der alte Sklave einen Schritt von seinem Schreibpult machen konnte, war von innen ein lautes und recht genervtes 'Herein' zu verhehmen, die Stimme von Sosimos von Korinth, Philologe des Museion und Stellvertreter eines noch nicht gewählten Epistates, aber faktisch momentan der Epistates für das Mouseion. Und in letzter Zeit war der alte Philosoph noch gereizter als in den Jahren zuvor, als auf seinen Schultern noch nicht die Geschicke des Mouseion geruht hatten.

  • Daß Ioshua es den Regularien dieses Hauses entsprechend versäumt hatte, sich anzumelden bei den Schreibern, war ihm gar nicht bewusst. Er war ohnehin kein Freund von überbordender Bürokratie, in Tylus erledigten sie vieles mit einem Handschlag. Das Wort hatte Gewicht, aber bei den Römern, die diese Verwaltungsdisziplin wiederum von den hellenistischen Völkern übernommen hatten, war man da um einiges penibler. Das hatte Ioshua schon desöfteren leidvoll erfahren.
    Hermes sei Dank hatte es jedoch keiner der Angestellten gewagt, ihn aufzuhalten, ihn den Ethnarch von Tylus, von solch gravitätischer Gestalt, daß schon eine halbe Armee dazu benötigt würde, so einen Koloss zu bremsen.


    Auf das kurze 'Herein !' betrat Ioshua die Arbeitsräume des Epistates, bzw dessen Vertreter. Er sah diesen mürrischen, alten Greis, dessen strohweiße Haarpracht an einzelnen Stellen lichter wurde, hinter einem Schreibtisch, der ihm offenbar viel zu groß war.


    "Chaire, Epistat..oder wie ich Dich ansprechen soll, Philologos !"


    Da hier ein Grieche vor ihm saß und griechisch die Sprache der intellektuellen Welt war, wählte er seine Ansprache entsprechend.


    "Mein Name ist Ioshua ben David, " 'ein Name, der Dir bekannt sein sollte' ", Ethnarch aus Tylus, königlicher Bezirksverwalter seiner Majestät und Oberster Berater, und ich bitte Dich um das Ersuchen einer Beschäftigung am Museion."

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    ~ Sosimos von Korinth ~



    Es war ein heisser Tag in Alexandria, wie so oft, denn selbst im Winter, wo es in Germanien doch kalt und windig war, weiter im Norden sogar noch unangenehmer, so war der Segen und Fluch von Ägypten tagein, tagaus dabei, die Strahlen auf die große Metropole, der zweitgrößten Stadt der bekannten Welt herunter zu schicken. Und Sosimos litt unter dieser Hitze sehr, so sehr wie in seinem ganzen Leben nicht. Sein Kopf war stark gerötet und sein Atem ging stoßweise, gerade trank er einen kühlen Becher Wasser leer, der ihn ein wenig Linderung brachte, zudem träufelte er sogleich einige bittere Tropfen in den nun leeren Becher. Tropfen, die er von einem Iatros in dem Haus der Ärzte am Vortag bekommen hatte, mit der Ermahnung, weniger zu arbeiten. Nur wollte der endlose Strom von Besuchern, Schülern, Lehrern, Bittstellern und sonstigen Menschen, die etwas von Sosimos, dem alten Philosophen, wollten, nicht abnehmen. Auch als der dicke Jude herein kam, schien das nicht anders zu sein.


    „Chaîre!“, grüsste er den Mann, denn prinzipiell hatte Sosimos nichts gegen Juden, im Gegensatz zu vielen am Museion. Sosimos selber hatte einst einen Juden zum Epistates vorgeschlagen. Der leider verstorben war, sehr zu Sosimos Verdruss. „Philosophos reicht, werter ben David. Nimm' doch bitte Platz!“ Einladend deutete er auf einen breiten Stuhl mit ausladenden Armlehnen. Etwas verwundert war Sosimos schon, so wie der Ausländer mit seinen ausländischen Titeln auftrumpfte, schien er viel auf sich zu geben. Sosimos hinwieder nicht, der Prinz von Timbuktu (sofern es jene Stadt schon gegeben hätte) könnte vor ihm stehen und er würde mit keiner Wimper zucken. Da Sosimos nur dem Eparchos und dem Kaiser von Rom zu Diensten sein musste. „Nun, es freut mich, Deine Bekanntschaft machen zu dürfen, werter Ethnarch. Etwas Dattelwein?“, bot er der Höflichkeit halber an, er wußte, dass die Juden seltsame Essgewohnheiten hatten und nicht alles zu sich nehmen würden. „Eine Anstellung am Museion möchtest Du?“, echote der Stellvertreter des toten Epistates und somit faktischer Epistates. „Welche Tätigkeit würde Dir denn vorschweben? Oder meinst Du mit Beschäftigung, den Segen des Wissensammelns? Als ein gelehriger Geist und Schüler der Musen?“



  • Seiana konnte nicht wirklich sagen, was Sosimos dachte, aber sie hatte das Gefühl, dass es gerade einiges gab, über das er nachzudenken hatte. Dafür sprach auch, dass er erst mal schwieg. Am liebsten hätte sie auf ihrer Unterlippe herumgebissen, aber sie riss sich zusammen, und auch ihre Finger schlossen sich umeinander, damit sie nicht zu sehr mit dem Stoff der Tunika herumspielten. Dass er überlegte, war das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Das Dumme war, dass sie nicht wusste, von was der Gelehrte ausging. Wollte er sie prinzipiell einstellen und dachte jetzt darüber nach, was doch dagegen sprach, war es eher schlecht, wenn es sich umgekehrt verhielt, war es gut, oder war das vielleicht doch auch schlecht? Seiana unterdrückte ein Seufzen und versuchte, ihre flatternden Nerven wieder unter Kontrolle zu bekommen. Sie hatte noch nie ein Gespräch in dieser Form gehabt, hatte sich noch nie für eine Stelle oder eine Aufgabe beworben, dementsprechend aufgeregt war sie nach wie vor.


    Als Sosimos dann schließlich anfing zu sprechen, konnte Seiana sich nur mühsam zurückhalten, um nicht zu jubeln. Trotz aller Selbstbeherrschung breitete sich jedoch ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Das klingt großartig!“ Auf Probe eingestellt werden, natürlich, etwas anderes hatte sie im Grunde auch nicht erwartet – nachdem ihr jegliche Referenzen fehlten, hätte es sie auch nicht gewundert, wenn er sie ganz ablehnte oder erst einmal nur als Schülerin wollte oder vielleicht als Probelehrkraft, aber nicht angestellt, und… Seiana merkte schon wieder, wie ihre Gedanken mit ihr durchgingen, und sie stoppte sich und kehrte in die Gegenwart zurück. „Vielen Dank für das Vertrauen, das du mir schenkst. Wann kann ich anfangen? Und gibt es jemanden, der mir vielleicht ein paar Sachen zeigen kann, kann ich dafür die Sklaven im Vorraum fragen?“ Im Grunde brannten ihr dutzende Fragen auf der Zunge, aber wieder hielt sie sich zurück. Die wichtigsten Punkte würde er ihr schon sagen, und alles andere konnte sie vermutlich auch erst mal mit jemandem anderem besprechen. Wie sie an Unterrichtsräume kam, zum Beispiel. Mit wem sie die Themen absprechen sollte, über die sie Kurse machen wollte. Ob es Räumlichkeiten gab, in denen sie sich vorbereiten konnte. Seiana strahlte Sosimos unvermindert weiter an, ungeachtet des etwas abwesenden Gesichtsausdrucks. „Ich werde in jedem Fall meinen Lehrern schreiben und sie um ein Empfehlungsschreiben bitten.“

  • Sim-Off:

    sorry, für die Verzögerung


    Daß Ioshua zwar Iude war, mochte man möglicherweise an seinem Auftritt und seinem Akzent erkennen, daß er wie ein Iude lebte, würde niemand behaupten, der ihn ein zweitesmal zu Gesicht bekam. Außer seinem Namen und seiner Herkunft, die ihn nunmal zu einem rechtlichen Angehörigen dieses Volkes machte, verband ihn daher nicht viel mit dem Volk Davids.


    Daher nahm er das Angebot des Sosimos auch gerne an, zumal den Temperaturen eine kühle Erfrischung Abhilfe verschaffen mochte.


    "Ich danke Dir, Philosophos, daß Du mich zu empfangen bereit warst !"


    und antwortet dann ohne Umschweife auf die Frage desjenigen.


    "Wenn man auch als alter Mann ein Schüler ist, denn man lernt ja bekanntlich nie aus, dann entspricht dies meinem Verlangen. Doch ich möchte ebenso docieren und mich den wissenschaftlichen Studien hingeben.
    Denn es kommt der Tag, an dem man sich fragt - und dieser Tag kommt mit dem zunehmenden Alter näher - , was man der Nachwelt hinterlassen wird, für was man gelebt hat. Dieses Erbe möchte ich gerne am Museion hinterlassen. Schon lange beschäftigen mich die naturrechtlichen Ideen unserer Väter, der römischen wie der griechischen. Das römische Recht, welches im gesamten Mittelmeerraum und darüberhinaus Einzug gehalten hat, hat sich als ein Garant für Frieden und (Rechts-)Sicherheit erwiesen. Die Beschäftigung mit jenem ist fundamental, aber eben auch die Harmonisierung mit fremden Rechtsregeln, dem Ius Gentium. Daher ist es mein Bestreben, mich in dieser Tätigkeit am Museion zu intensivieren, und darüberhinaus soll es auch finanziell deinem Entgegenkommen dem Museion nicht zum Schaden sein."

  • SimOff: Eine Gruppen-ID kennt keine Ungeduld ;)



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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Auch Sosimos tat sich noch an dem Dattelwein, dem er dem jüdischen Besucher, einschenkte, gütlich, denn es war wirklich heiß und Sosimos litt heute wieder besonders stark darunter, wie so oft in den letzten Wochen. Außerdem schmeckten dann die Tropfen der Iatroi nicht ganz so schrecklich, auch wenn sie ihn gemahnt hatten, es eben nicht mit dem Dattelwein zu mischen. Sosimos hielt sich nicht daran und goß auch sich nach, nachdem er zuerst den Gast bedient hatte. Er verrührte die Tropfen und den Wein mit einem Holzspatel und lauschte dabei Ioshua. Oh ja, das mit dem Alter konnte Sosimos wirklich nachvollziehen, weswegen er leicht nickte. Denn er sah sich dem auch schon konfrontiert, er war alt, und würde wohl nicht mehr lange leben. Doch was für ein Werk würde Sosimos hinterlaßen? Seine Abhandlung war noch lange nicht fertig und seine Vorlesungsaufzeichnungen noch chaotischer und unverständlicher als die des Aristoteles. „So ist es, so ist es!“, murmelte er darum ganz zustimmend und konnte das Anliegen des Judens wirklich verstehen.


    Dann hoben sich jedoch die weißen Augenbrauen von Sosimos. Wollte der Jude ihn etwa bestechen? Da traf Ioshua aber in ein Wespennest, denn Sosimos hatte zu viele korrupte und geldgierige Bibliothekare in seinem Leben am Museion erlebt, als dass ihn das kalt ließ. Denn Sosimos glaubte immer noch (irrigerweise) an die Ideale, weswegen er dem Museion beigetreten war und weswegen er mit ganzem Herzen auch Priester der Musen und des Apollon war. Aber noch war es sehr dezent gewesen, weswegen Sosimos beschloß, für einen Moment darüber hinweg zu sehen. „Deine Einstellung bezüglich dem Verbreiten von Wissen ist sehr löblich und eine Intention, die von mir immer und gerne auch unterstützt wird. Du hast doch bestimmt schon Erfahrung in der Lehre, wenn ich fragen darf?“




    GK

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Langsam, aber sicher bestärkte Sosimos wohl die Gerüchte am Museion, dass er jungen Frauen gegenüber besonders wohlwollend war und ihnen leichter einen Weg ans Museion ebnete. Dabei war das einst ganz anders und Sosimos früher ein Verfechter davon gewesen, Frauen auszuschließen. Bis eine mutige und junge Frau, namens Nisoteia, jede Schranken am Museion brach und dem armen Sosimos leider auch das Herz, aber dennoch hatte die heutige Philologin es geschafft, dass Frauen auch am Museion lehren und lernen durften. Selbst wenn sie im Alltag noch unter all ihren Kollegen unter gingen in der Anzahl. Sosimos nickte jedoch freundlich auf den Dank der Rhomäerin. „Natürlich kannst Du einen Sklaven fragen, ansonsten kann ich Dir auch die Empfehlung geben, dass Du Dich an einen der Lehrer wendest. Vielleicht an die junge Philologin Penelope, sie ist auch erst seit relativ kurzer Zeit am Museion, aber lange genug, um Dir alles zu zeigen und Dir den einen oder anderen hilfreichen Rat zu geben.“




    GK

  • Zitat

    Original von Prosekon tou Mouseiou
    (...)
    Dann hoben sich jedoch die weißen Augenbrauen von Sosimos. Wollte der Jude ihn etwa bestechen? Da traf Ioshua aber in ein Wespennest, denn Sosimos hatte zu viele korrupte und geldgierige Bibliothekare in seinem Leben am Museion erlebt, als dass ihn das kalt ließ. Denn Sosimos glaubte immer noch (irrigerweise) an die Ideale, weswegen er dem Museion beigetreten war und weswegen er mit ganzem Herzen auch Priester der Musen und des Apollon war. Aber noch war es sehr dezent gewesen, weswegen Sosimos beschloß, für einen Moment darüber hinweg zu sehen. „Deine Einstellung bezüglich dem Verbreiten von Wissen ist sehr löblich und eine Intention, die von mir immer und gerne auch unterstützt wird. Du hast doch bestimmt schon Erfahrung in der Lehre, wenn ich fragen darf?“


    Nichts dergleichen hatte Ioshua vor und merkte, daß er sich wohl ungeschickt ausgedrückt hatte, als er die Reaktion des Sosimos bemerkte, eigentlich erstaunlich, wo Ioshua doch gerade auf diesem Terrain "zuhause" war. 8) Dabei lag es ihm nicht ferner als den greisen Sosimos durch großzügige Präsente auf seine Seite zu ziehen, denn als vermögender und wohlhabender Bürger das Museion finanziell zu unterstützen, einen Ansinnen, was zumindest nach Ioshuas Vorstellung nicht ehrenwerter hätte sein können. ;)


    "Wahrhaftig fehlt es mir nicht an grundsätzlicher Erfahrung und ich habe mich schon mit einigen Themen römischen wie peregrinen Rechts befasst."


    Sim-Off:

    ein paar Wiki-Artikel sind auch darunter

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