Vettern unter sich | laxamentum et sermo

  • "Appius, eine fabelhafte Idee, wirklich", lobte ich meinen Vetter für seinen Vorschlag, die Thermen gleich am Tag nach der Wahl zu besuchen. Während die Senatoren sich wohl darüber beratschlagen würden, welches Amt man mir zuteilen würde, konnte ich es mir vor dem Amtsantritt noch einmal im warmen Wasser gut gehen lassen. Ich legte die tunica auf einen Schemel und streckte mich. Die Zeit in Germanien hatte mich zumindest etwas gestählt, doch die Reise nach Hause war auch nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Verstohlen musterte ich den Körper meines Vetters und verglich ihn mit meinem eigenen, während er sich auszog.


    "Und du bist dir wirklich sicher, dass du gegen mich ringen willst?" fragte ich absichtlich in leicht spöttischem Tonfall. "Ich meine - noch hast du die Möglichkeit, dich unverletzt aus der Affäre zu ziehen..." Ich grinste schadenfroh und ließ die Knöchel knacken. Dabei war es bei weitem nicht so, dass der Sieger des Ringkampfes von vorn herein durch Kraft oder Körpermasse entschieden werden würde - ich befand, dass Cotta und ich von der Statur etwa gleich bevor- oder benachteilt waren. Der Sklave, der uns am Eingang zugeteilt worden war, trug unsere Handtücher und hielt dauerhaft demütig den Blick gesenkt, während er auf den Startschuss wartete.



    Sim-Off:

    reserviert 8)

  • Wenn ich die vergangenen Tage Revue passieren ließ, so drängte sich mir eine erstaunliche Parallele auf zwischen meiner eigenen Ankunft in der villa Aurelia in Roma und der meines Vetters Corvinus: Beide wurden wir fast augenblicklich mit Dingen konfrontiert, die wir niemals hätten vorhersehen können und die beileibe nicht immer angenehm gewesen waren; meinem Cousin steckte zusätzlich noch der Wahlkampf für den cursus honorum in den Knochen. - Doch vielleicht war diese Parallele zwischen unserer beider Ankünfte auch gar nicht so erstaunlich, wie ich im ersten Moment dachte. Vielleicht war es ja einfach das Leben mit seinen Veränderungen, Metamorphosen und nicht immer angenehmen Seiten, das einen nach längerer Abwesenheit und langer Reise erwartete.


    Wie dem auch sei, nach seiner - überhaupt nicht überraschenden! - Wahl hatte ich meinem Vetter den Besuch in einer Institution des römischen Lebens vorgeschlagen und noch dazu eine Aktivität, bei der mich derlei philosophische Gedanken nur behindern würden: einen Besuch in den Thermen und dazu einen Ringkampf. Sofort hatte Corvinus zugestimmt in der Hoffnung auf einen weiteren grandiosen Sieg und sicherlich auch auf Entspannung. Die gleichen Wünsche beseelten auch mich - für mich stand natürlich keineswegs fest, dass mein Vetter mich besiegen würde :D -; zugleich hatte ich unseren Besuch hier in den Thermen jedoch auch mit gewissen Hintergedanken verbunden, bot er mir doch die Möglichkeit, einmal ganz allein mit Corvinus zu sprechen über seine und meine Zukunftspläne.


    Nach den üblichen Prozeduren des Auskleidens und Einölens standen wir beiden uns also gegenüber. Mein Vetter schien sich seiner Sache ja sehr sicher zu sein, wie mir sein Grinsen verriet; dabei fiel mir auf, dass er ohnehin jemand war, der eine sehr optimistische und durchsetzungsstarke Ausstrahlung hatte. Und doch musste ich hier einmal gleich Essig in den Wein gießen; ich sagte daher zu ihm lachend:


    "Vergiss nicht, lieber Vetter, hier sind wir nicht auf dem Feld der Politik, sondern auf dem nicht weniger glitschigen Parkett des Kampfes Mann gegen Mann. Sieh dich also vor!"


    So sprach ich aber nur, um ihn ein wenig aus dem Konzept zu bringen. Meiner Meinung nach war er mir in dieser fünften Disziplin des Pentathlon eindeutig überlegen mit seinem athletischen und wendigen Körperbau. Ich war für den Ringkampf dagegen eigentlich zu staksig, und Schnelligkeit war auf keinem Gebiet des Lebens meine große Stärke. Doch wie gesagt, ich war hier nicht angetreten, um im Ringkampf zu siegen, mein Blick richtete sich auf anderes - in diesem Moment jedoch erst einmal in die Augen und auf die Muskeln von Corvinus, um jeden Angriffsversuch sofort am Zucken der entsprechenden Körperpartie zu erkennen.

  • Ich lachte bei seinem Hinweis. Zum einen hatte er natürlich recht: Ein gymnasion war ein ganz anderes Metier als die rostra, zum anderen konnte ich gar nicht mit Bestimmtheit sagen, auf welchem Gebiet nun meine Stärken lagen - oder meine Schwächen. Schmunzelnd deutete ich auf den Ausgang der Umkleide. "Dann mal forsch voran, Appius", sagte ich und deutete ihm, voranzugehen. Ich folgte natürlich auf dem Fuße, und kurz darauf betraten wir den großen Ascheplatz, eingesäumt von Säulen und bereits von einigen ringenden Paaren schwitzender Männer und Jünglinge bevölkert. Der Sklave mit den Handtüchern folgte uns, obwohl wir sie noch nicht brauchen würden, da wird ohnehin staubig und verschmutzt diesen Platz verlassen würden und uns zu säubern hatten, ehe wir uns die nassen Freuden der Thermen angedeihen lassen würden.


    Ich suchte einen Platz in einer Ecke aus und nahm Aufstellung. "Na, Appius, dann zeig mal, was du drauf hast", stichelte ich, und kaum, dass er richtig stand, täuschte ich eine Linksbewegung an und schoss nach rechts vor, um meinen Vetter an den Oberarmen zu packen. Ich spannte meine Muskeln an und genoss das Gefühl, verbissen etwas bewegen zu wollen. Mit angespannten Beinmuskeln stemmte ich mich gegen Cotta, der erstaunlich bestädig war, und suchte immer wieder nach neuem Halt mit den Füßen - schlicht, um ihn aus dem mit einem Stock in den Aschenboden gezogenen Kreis zu schieben. "Ganz...schön hart....näckig!" keuchte ich. "Wenn du...in.....der Po...litik auch so....beständig bist...haben...deine Mitstreiter nichts...zu lachen!" brachte ich hervor und änderte meinen Griff. Dabei achtete ich nicht auf sicheren Stand und wankte leicht. Das wäre ein gefundenes Fressen für Cotta. "Ah!" Ich fluchte innerlich und suchte nach Halt...

  • Da war er! der erste Angriff meines Vetters, den er mit einer Linksdrehung seines Körpers antäuschte, um sich dann nach rechts zu wenden. Er langte nach meinen Oberarmen, und es gelang ihm erstaunlich gut, sie in den Griff zu bekommen trotz des Öls, mit dem sowohl sie als auch mein ganzer Körper eingerieben waren wie der seine ja auch. Fasziniert und überrascht zugleich beobachtete ich, wie er mit aller Kraft versuchte, mich mit diesem seinen Griff aus dem Stand zu bringen. Bei den Längenverhältnissen unserer beiden Körper wäre es für Corvinus doch ratsam gewesen, die Hebelwirkung zu nutzen, sich mit einem meiner Beine zu verhaken und mich so von denselben zu holen. Arithmetische Genauigkeit, wie in der Politik. Aber vielleicht lag ihm gar nicht soviel daran, mich hier unbedingt zu besiegen.


    Während meiner Zeit in Griechenland, als ich in vielfacher Hinsicht als Adept einer Lehranstalt außen vor stand, war es mir durch diese außenstehende Beobachtung gelungen, die Menschenkenntnis, die ich schon im Kindes- und Knabenalter erworben hatte, zu verfeinern. Auf meiner Reise hierher nach Roma hatte ich mir oft vorgestellt, wie ich diese Fähigkeit auf die Mitglieder meiner gens anwenden würde, die ich ja nun jahrelang nicht mehr gesehen hatte. Interessant war dabei für mich natürlich vor allem neben meinem Bruder Lupus seit seiner Rückkehr Corvinus, mit dem ich mich in Alter, Geschlecht und Ambitionen am ehesten vergleichen konnte. Seitdem ich ihn nun nach Jahren wieder um mich hatte, war mir aufgefallen, dass er, so zielstrebig er zweifellos seinen Ambitionen nachging, doch sehr viel mehr auf Kleinigkeiten und Abläufe achtete als ich. Mir war es eher darum zu tun, welches Resultat am Ende stand.


    Aber auch mir war es bei diesem unserem Gefecht ja nicht so wichtig zu gewinnen, im Gegenteil, ich wusste natürlich, dass es meine Pflicht war, meinen Vetter hier siegen zu lassen. So tat ich gar nicht viel, sondern hielt seiner Attacke einfach nur stand, was Corvinus durchaus zu würdigen wusste. Ich dagegen wusste, dass die Form es erfordern würde, nun meinerseits noch einen Angriff zu starten.


    "'Der Geduldige ist besser als der Starke', sagt eine alte Weisheit"


    , und sagte ich lachend zu Marcus. Vor eigener vergeblicher Anstrengung geriet mein Vetter nun selbst ein wenig ins Straucheln, und ich hätte ihm leicht einen Fuß wegziehen können; er wäre gestürzt, und damit hätte ich gewonnen. Doch dies eben sollte ja nicht geschehen; was sollte ich also tun? Ich geriet einen Moment lang ins Überlegen und passte nicht auf.

  • Was ich wollte, war ein schöner Kampf, keinen raschen Sieg. Mein Vetter schien jedoch vom Gegenteil auszugehen, oder täuschte ich mich und deutete seinen überraschten Blick und das zu Anfang stocksteife Stehen fehl? Ich dachte nicht daran, welches Ziel Cotta wohl verfolgen mochte oder wie er gedachte, jenes zu erreichen im Hier und Jetzt, sondern überlegte zum einen ganz eigennützig meinen eigenen nächsten Schritt, wollte zum anderen schlicht die Muskeln üben und Spaß haben.


    Ich ging auch nicht davon aus, dass er mich ohnehin gewinnen lassen würde, sondern hoffte auf ein gleichwertiges Interesse am Kräftemessen, Form hin oder her. Wäre ich ein Senator gewesen oder sonstwie im Rang höher als er selbst, so wäre es selbstverständlich gewesen, dass ich gewann, aber wir waren Vetter, zwei Männer in jugendlichem Alter, mit so ziemlich dem gleichen Körperbau, den gleichen Erwartungen an das Leben und in etwa auch den gleichen Interessen.


    Endlich setzte Cotta meinen Mühen etwas entgegen, und ich war überrascht, wie viel Kraft doch in ihm steckte. Gehärtete Muskeln stemmten sich mir entgegen und ich strengte die meinen an, um nicht zu wanken, was dennoch geschah. Doch in einem unbedachten Moment verpasste Cotta seine Chance, und das schien mir doch etwas zu offensichtlich. Dennoch ergriff ich die Gunst des Augenblicks, brachte meinen rechten Fuß hinter seinen linken und stemmte mich ein letztes Mal gegen ihn, in der Hoffnung er möge gen aschigen Boden fallen.


    Einen Augenblick später bückte ich mich und reichte ihm grinsend meine Hand dar. Ich wartete, bis er sie ergriff, doch ehe ich ihn hochzog, musste ich etwas loswerden. "Ich hoffe doch, du gewährst mir nicht das Recht des Älteren oder etwas in dieser Art? - Oder bist du wirklich so schlecht?" fragte ich und zog ihn lachend auf die Beine. "Auf geht's, gleich noch einmal", forderte ich ihn auf, nahm Aufstellung und wartete diesmal ab, bis er den ersten Schritt tun würde.

  • Ratsch! So war das beim Ringen: Ein Moment der Unaufmerksamkeit, und man liegt im Dreck. Ganz verdutzt saß ich, breitbeinig, auf dem Boden und brauchte einen Moment, bis ich überhaupt begriff, was geschehen war. Meine vielen Überlegungen hatten mich jedenfalls einen schönen Kampf gekostet, denn sooo schnell hatte ich nun auch wieder nicht verlieren wollen. Bedröppelt, immer noch perplex und irgendwie willenlos ließ ich mich von meinem Vetter hochziehen. Dabei brachte ich es zu meiner Schande nicht einmal über mich, ihn anzusehen; außerdem schmerzte mein Hint... Gesäß. Erst als Corvinus damit anfing, mich aufzuziehen, fand ich langsam wieder zu mir und blickte ihn an.


    "Schlecht?? Nun, ich bin sicher kein Olympionik, kann aber mitunter recht zäh sein. Dir erst einmal Gratulation zu deinem Sieg! Das war aber nur die erste Runde."


    Inzwischen hatte ich nicht nur mein Lachen wiedergefunden, sondern auch den Spaß an diesem Kräftemessen. Auch ich ging wieder in die Grundaufstellung für einen neuerlichen Kampf. Wie auch immer dieser ausgehen mochte; sooo schnell würde ich mich nicht wieder zu Boden werfen lassen.


    Die Beobachtung meines Gegners zeigte mir, dass dieser nun offenbar eine abwartetende Haltung einnahm. Eine ganze Weile belauerten wir uns. Ich beschloss, den Längennachteil, den ich gegenüber Marcus hatte, dadurch auszugleichen, dass ich tiefer in die Knie ging und dabei die Füße hintereinander staffelte, um nicht an Stabilität einzubüßen. Dabei fühlte ich mich viel sicherer, als ich befürchtet hatte. Schnell richtete ich mich noch einmal auf, um Corvinus zu täuschen, dann ging ich sofort wieder in die soeben eingeübte geduckte Stellung zurück und fasste meinen Vetter quasi von unten her mit meinem schwächeren rechten Arm - ich war Linkshänder - unter seiner linken Achsel und versuchte, mit meinem linken Arm seine Hüfte zu umfassen, möglichst ein Stückchen tiefer, um ihn auf diese Weise auszuhebeln. Keuchend suchte ich Halt an seinem glitschigen Körper.

  • Sim-Off:

    Ah, so leicht kann man bei zig Themen den Überblick verlieren...
    Naja, Ring frei - und Äggschen!
    :D


    "Ja, schlecht. Um nicht zu sagen: grottig", stichelte ich weiter, von Ohr zu Ohr grinsend und erneut Aufstellung nehmend. "An deiner Stelle würde ich mir das mit dem Tribunat noch mal überlegen..." fügte ich hinzu, um dem Ganzen noch eins aufzusetzen. Blitzte da nun etwa Entschlossenheit im Blick meines Vetters auf? Schmunzelnd erwartete ich einen Angriff, der dann aber doch überraschend kam, da schneller als angenommen. Kaum richtete er sich auf, tat ich einen Schritt auf Cotta zu, um mich ihm entgegen zu stemmen, doch dann war er ganz unvermittelt wieder ein gutes Stück kürzer und ich griff ins Leere, hatte ich doch seine Schultern fassen wollen. Da ich die Hände noch halb erhoben hatte, war es für ihn ein Leichtes, mich mit dem rechten Arm zu packen und den linken - seinen stärkeren Arm - dazu zu nutzen, eine Hebelwirkung zu erzielen. Um ein Haar wäre ihm dieses Unterfangen auch gelungen, aber ich drehte mich ihm einfach mit einer Rechtsdrehung entgegen und brachte dabei meinen linken Fuß hinter seinen linken. Noch etwas schieben, hier etwas drücken und ich hoffte, dass Cotta gleich noch einmal fallen würde, auch wenn sein Hebelgriff nur einseitig außer Kraft gesetzt worden war. "Ouh ouh ooouh..." zog ich ihn auf und achtete für den Bruchteil einer Sekunde deswegen nicht darauf, was er plante.


    Hinter mir, weiter in der Mitte des Aschenplatzes, geriet ein harmloser Ringkampf gerade außer Rand und Band. Lautstarkes Gezeter war zu vernehmen, und einer der Platzwächter kam gleich herbei, um eine handfeste Schlägerei zu vermeiden. "..das noch mal, du Fettwanst!" "Kannst du haben, du Dämelack: Deine Frau ist rattenscharf im Bett." "Du wagst es....komm her du...da...hast...du...was...meine...Frau...ist" "Ist doch wahr, sie.... auuuuuuuhahahaaa....Er hag meine Nafe gebrochen, ger Kerl hag meine Nafe gebrochen, auf ihn, schlagt ihn nieger!" Das konnte kaum jemand auf dem Platz hier irgnorieren, die meisten Männer und Jünglinge ließen augenblicklich voneinander ab und strebten der Mitte zu, und auch ich wandte ungeachtet der Folgen meine Aufmerksamkeit von Cotta ab und sah zu dem prügelnden Haufen und deren Anfeuerer, die einen lockeren Kreis um die Streithähne gebildet hatten, welche immer mehr Verbündete gewannen.


    Fasziniert folgte ich dem Spektakel. Dass ich mich plötzlich auf dem Boden wiederfand - keine Ahnung, wie Cotta das geschafft hatte - machte mir nichts aus, in mir erwuchs nur der seltsame Wunsch, ebenfalls blaue Augen zu verteilen. "Wie wärs?" fragte ich meinen Vetter grinsend und deutete mit dem Daumen auf den um sich schlagenden Menschenkloß. Deandra hätte entrüstet die Augen aufgerissen und mit den Augen gerollt, dabei den Kopf geschüttelt, aber warum sollte uns Patriziern nicht auch etwas Spaß vergönnt sein? Ehe Cotta noch richtig antworten konnte, war ich bereits im Aufstehen begriffen und seilte mich gen Platzmitte ab. 8)

  • Wie nicht anders zu erwarten, kostete mein lieber Vetter seinen Erstrunden-Sieg über mich nicht nur mit einem breiten Grinsen aus, sondern auch mit Worten, die mich ein wenig aufziehen sollten. Ich konnte ihm das alles jedoch überhaupt nicht verübeln, denn auch ich ärgerte mich über das viel zu schnelle Ende unseres ersten Kampfes. Und mit seinen Worten wollte mein Vetter mich schließlich nur zu besserer Leistung anstacheln.


    Ich muss sagen, es gelang ihm. Zwar konnte er beim zweiten Kampf die Vollendung meines Hebelgriffes verhindern, indem er seinen Körper nach rechts drehte; es glückte ihm sogar, dabei einen Fuß hinter meinen linken zu bringen. Doch nach wie vor hielt ich ihn mit meinem rechten Arm fest, der ihn unter seiner linken Achsel hindurch gepackt hatte. Damit konnte ich gegen das Schieben seines Fußes gegen meinen einen Gegendruck aufbauen und die Gefahr für meine Stabilität neutralisieren. Schon suchte ich auch wieder mit meinem linken Arm eine Angriffsmöglichkeit an Marcus' Körper, indem ich ihn in Hüfthöhe zu umfassen suchte, da er ja quasi schräg vor mir stand - als plötzlich nicht weit von uns ein Streit zwischen zwei Männern losbrach. Worum es genau ging? Ich hörte gar nicht hin, vermutlich um den Kampf, wie so oft bei Männern: um Frauen, und ganz, ganz sicher auch um Ehre. Marcus aber schien dieses zweifellos plebejische Gerangel zu fesseln; gerade war es mir geglückt, mit meinem linken Arm tatsächlich seinen Körper zu umfassen, als seine Körperspannung mit einem Mal nachließ. Ich war selbst verdutzt, als er dann vor mir auf dem Boden saß, und wäre fast noch selbst über ihn gepurzelt.


    Noch entsetzter aber war ich, als Corvinus sich nun auch noch zu den Anfeuerern dieses kindischen Gerangels nebenan gesellen wollte. Zunächst hatte ich eine derartige Frage aus seinem Mund für einen Scherz gehalten, dann aber machte er sich tatsächlich auf den Weg zur mittlerweile grölenden Gruppe. Ich blieb einstweilen zurück und ließ mir von einem Sklaven einen Becher Wasser bringen; am liebsten hätte ich sogar schon, ganz gegen meine Gewohnheit, Wein gehabt, denn es wurmte mich, dass ich den "Sieg" gegen meinen Vettern zwei prügelnden Plebejern zu verdanken hatte. Meine Augen richteten sich nun auf Corvinus; hoffentlich überschätzte er seine Kräfte nicht gegen diesen Mob, aber nun, wenn er in Gefahr geriete, wäre ich ja auch noch da.


    Sim-Off:

    8)

  • Cottas verdatterten Blick bemerkte ich zwar noch, aber ich schenkte ihm vorerst nicht mehr als ein vielsagendes Grinsen, und dann war ich auch schon auf dem Weg gen Aschenplatzmitte. Was Cotta verkannte, waren meine Absichten. Ich wollte mich keinesfalls kopfüber in eine Schlägerei stürzen, auch wenn es ein Teil meines verbliebenen jugendlichen Selbsts danach dürstete, später mit einer "gewonnenen Schlacht" prahlen zu können. Nein, ich war nicht nur ein Patrizier, sondern auch ein Magistrat Roms, und also solcher sollte man nun mal keine allzu negativen Acta-Schlagzeilen machen - und das Mitmischen in einer Schlägerei würde definitiv unter "negativ" fallen. Vorerst nahm ich also nur Aufstellung im Kreis der Schaulustigen, und amüsierte mich insgeheim darüber, wie die drei Ordnungshüter der Thermen sich vergebens bemühten, die mittlerweile gut zehn Mann starke Kampftruppe auseinander zu zerren. Natürlich keimte in meinem Unterbewusstsein der Gedanke, dass - je näher ich am Geschehen stand - ich desto eher jemanden ab bekommen würde, aber solche Gedanken verboten sich schließlich von allein, und so trug ich nur eine bemüht desinteressierte Miene zur Schau.


    Jedenfalls solange, bis der Hauptakteur mit der vermeintlich gebrochenen Nase einen etwa zwanzigjährigen Mann herumwirbelte und dieser genau auf mich zu stolperte. Ich ging in die Grätsche und fing den Taumelnden ab, damit er nicht stürzte. Einen wirklich winzigen Moment später hatte ich seine gut gezielte Faust in meinem rechten Auge und lang ebenso überrascht wie rücklings im Staub. Zwei Männer zerrten den Mann von mir herunter und ich setzte mich verwundert auf. Wie war ich nur so schnell auf den Boden gekommen? Die Rechte griff automatisch an meine Schläfe, tastete über die bereits im Schwellen begriffene Augenbraue und befühlte das geschlossene Augenlid. Gleichzeitig musste ich ziemlich verwirrt aussehen. Nun ja, damit hatte ich schließlich auch nicht gerechnet. Leider hatte ich nicht einmal zum Gegenschlag ausholen können, denn der Mann befand sich inzwischen bei den nun einrückenden milites - wer auch immer diese Patrouille zur Hilfe gerufen hatte.


    Eine helfende Hand bot sich mir dar. "Ganz schön heftiger Schlag. Tut's sehr weh? Der gute Plinius war vorher schon einen heben, der hat's nicht so gemeint, ganz bestimmt." Ich griff nach der Hand und ließ mir aufhelfen. "Sieht vermutlich schlimmer aus, als es ist. Danke dir", erwiderte ich und nickte dem Mann in mittleren Jahren zu, ehe ich mich abwandte und zu Cotta zurück ging. Welcher echte Mann hätte auch freiwillig zugegeben, dass etwas mehr oder überhaupt schmerzte? Es tat in der Tat bereits etwas weh und klopfte unangenehm, aber das war auszuhalten. Immerhin war es sogar meine eigene Schuld, ich hatte die Situation ja unbedingt haben wollen. Hinter mir führten die milites einige der Streithähne ab, der Rest zerstreute sich allmählich oder tat unbeteiligt.


    Noch war ich nicht bei Cotta und befand mich noch einige Meter von meinem Vetter entfernt, doch ich hob bereits den Zeigefinger und ermahnte ihn vorsorglich. "Falls du jemals über diesen unrühmlichen Zwischenfall redest, Vetter, dann vergiss bitte nicht zu erwähnen, dass für dieses Veilchen zwei Männer mit Blessuren heim gegangen sind. Oder halt, besser noch drei, das kommt bei den Frauen heldenhafter an." Ich zwinkerte ihm zu - leider mit dem rechten Auge - und zuckte leicht zusammen. "Autsch. Hm. Was meinst du... Lassen wir uns reinigen und begeben uns ins Wasser?"

  • Während ich einen Becher mit kühlem Wasser in Empfang nahm, von dem ich auch sogleich in großen, hastigen Schlucken trank, beobachtete ich voller Anspannung das Tun meines Vetters. Zu meiner Beruhigung stellte er sich zunächst nur in den Kreis der Schaulustigen, während sich, ganz meinen düsteren Erwartungen entsprechend, immer mehr Männer nicht entblödeten, sich ebenfalls in handgreiflicher Weise an der Prügelei zu beteiligen. Auch für Corvinus hätte ich in diesem Augenblick nicht meine Hand ins Feuer gelegt; freilich kannte ich ihn noch nicht gut, doch glaubte ich, an ihm ab und an einen fast jünglingshaften Leichtsinn ausmachen zu können. Noch immer blickte ich daher angespannt auf die Menschenansammlung, die ich normalerweise natürlich keines Blickes gewürdigt hätte, hätte nicht mein patrizischer Vetter sie mit seinem Interesse aufgewertet. Da sich aber aus seinem Interesse entgegen meinem Argwohn doch kein Inter-esse zu entwickeln schien, wandte ich mich für einen kurzen Moment ab, um meinen schweißnassen und nach Bodenkontakt leider auch nicht mehr ganz sauberen Leib mit einem bereit liegenden Tuch ab zu reiben.


    Als ich mich wieder zu der kämpfenden Meute umdrehte, traute ich meinen Augen kaum. Corvinus befand sich nämlich mittlerweile selbst auf dem Boden und wurde soeben von einem noch recht vernünftig aussehenden Mann empor gezogen. Nur am Rande bekam ich mit, dass nun auch milites eingetroffen waren, die der Schlägerei endlich einen Schlusspunkt bescherten. Dies aber ließ ich selbstverständlich ganz auf sich beruhen und machte mich stattdessen auf, Marcus entgegenzueilen; das Tuch ließ ich einfach auf die Erde fallen. Als hätte mein weiser Vetter geahnt, dass ich mich natürlich sofort mit Erkundigungen an ihn wenden wollte, schnitt er mir schon von weitem das Wort ab, indem er mich mahnte, bei eventuellen Nachfragen dritter eine ganz bestimmte Version des Geschehens zu verbreiten. Als ich das hörte, vor allem aber als ich ihn dann nah vor mir sah, verbreitete sich auf meinem Gesicht ein Grinsen, denn wie bald allerlei Nachfragen zu unseren laxamentum eintreffen würden, konnte ich mir vorstellen, als ich sein gut getroffenes rechtes Auge sah. Zum Glück schien sich Marcus ansonsten in keinster Weise verletzt zu haben.


    "Ah, das beste habe ich offenbar verpasst: den Moment, in dem du drei Männer gleichzeitig in die Flucht schlugst um der Ehre der Frauen willen. - Na, na, Vetter, so eine Keilerei, wir sind doch hier nicht in Issos! Statt decemvir litibus iudicandis hättest du lieber tresvir capitalis werden sollen!" :D


    Ich wollte Corvinus schon Wasser kommen lassen, als er den Vorschlag machte, nun hier auf dem Ringplatz unsere Zelte abzubrechen und ins Bad zu gehen. Davon war ich auch sehr angetan.


    "Ja, lass uns jetzt gleich ins Wasser gehen. Nachdem du mich flachgelegt hast, fühle ich mich wie ein Borstentier. Wenn ich mich nicht bald waschen kann, suche ich mir einen Baumstamm, an dem ich mich reiben kann."

  • Cotta hatte mit seiner Vermutung, ich verhielt mich zuweilen wenig erwachsen, gar nicht so unrecht. Dennoch war es gut, dass er diese Überlegung nicht laut äußerte, denn sonst hätte ich mich natürlich vehement verteidigen müssen. :D


    Als ich nun also auf Cotta zu kam, bückte sich der uns begleitende Thermensklave gerade nach einem schmutzigen Tuch und eilte sodann meinem Vetter hinterdrein. Tadelnd schüttelte ich den Kopf auf Cottas Worte hin. "Ts, das ist wieder einmal typisch: Ich rette dich und du würdigst der Szenerie nicht mal eines Blickes. Wobei...ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mich wohl ohnehin nicht gut geschlagen habe. Hm, genau genommen habe ich mich gar nicht geschlagen, vielmehr wurde ich...aber einerlei. Den wichtigsten Moment hast du ja ohnehin verpasst." Ich schmunzelte und winkte den Sklaven herbei, der gerade das staubige Tuch etwas ausschüttelte. "Wir gedenken nun zu baden, also walte deines Amtes", wies ich ihn an, und der gute Mann winkte sogleich einen zweiten Sklaven herbei, während ich mit Cotta bereits den Platz verließ und unter dem bedachten Peristyl Aufstellung bezog, damit man uns Öl und Asche von der Haut schaben konnte. Mir kam die alte Eselsbrücke wieder ins Gedächtnis, die mich mein alter griechischer Hauslehrer damals gelehrt hatte: ' Dreidreidrei, bei Issos Keilerei.' Ich musste grinsen, aber zugleich gestehen: "Ich fürchte, an den großen Alexander reiche ich lange nicht heran. Du aber hättest durchaus das Zeug zu einem Dareius." Grinsend hob ich die Arme, damit dem Sklaven die Säuberung leichter fiel.


    "Wie ein Borstentier fühlst du dich? Na, dann müssen wir dem aber schnell Abhilfe schaffen, ehe sich bei dir noch etwas kringelt und du zu grunzen beginnst", stichelte ich und deutete auf den Gang, der uns zu den Bädern führen würde. "Aber, sag mal, wolltest du nicht ein ernsthaftes Gespräch mit mir führen?" erkundigte ich mich nun ernsthafter. Verstohlen betastete ich das Auge erneut. Es schwoll allmählich zu unübersehlicher Größe.

  • Während mein Vetter Corvinus, der verhinderte Alexander, nicht ohne sympathische Selbstironie seine Heldentaten rühmte, zog ich es vor, mich, anders als Dareios nach dem Debakel von Gaugamela, nicht auf die aussichtslose Flucht zu begeben, sondern meinem Alexander brav zu folgen. Dies tat ich umso lieber, als der siegreiche Befehlshaber den Feldherrenstab gleich wieder an sich brachte und alle nötigen Anstalten traf, uns beide für das eigentliche Bad vorzubereiten. Unser gemeinsamer Weg führte zum perystilium, wo sich schon Sklaven bereit machten, uns durch Schaben von Schweiß, Öl und Schmutz zu befreien. Als Marcus und ich uns endlich, die Arme kreuzförmig ausgebreitet, gegenüberstanden und die servi ihre Arbeit aufnahmen, atmete ich sichtlich auf und grinste meinen Vetter an.


    "Jetzt habe ich zwar keinen Baum, aber ein Schabeisen in erfahrenen Sklavenhänden ist fast noch besser, zumal ich nun ja nicht einmal mehr Grunzen muss."


    Dass sich bei mir zudem nichts kringelte oder etwa derartig anschwoll wie das getroffene rechte Auge meines Verwandten, verschwieg ich lieber, auch wenn wir hier ja nur unter Männern waren. Stattdessen vollführte ich einige ungelenke Bewegungen, die andeuten sollten, wie ich es angestellt hätte, meinen Rücken an einem Baum zu scheuern. Dabei kam mir ein Gedanke.


    "Wie sieht es eigentlich mit dem Tanzen aus, Corvinus? Auch wenn wir hier beim laxamentum sind, ruft doch die Pflicht. Was kommt denn da eigentlich noch auf uns zu außer den einschlägigen religiösen Festen? Finden die Treffen im Plenum häufig statt?"


    Ich hätte am liebsten noch so einige ähnliche Fragen an den magister der Collini gerichtet, war aber sicher, dass er mir eine umfassende Antwort nicht schuldig bleiben würde.

  • Grinsend sah ich Cotta an, welcher mir gegenüber stand und sich schaben ließ. Ein erste Wohltat nach dem unrühmlichen Kampfesakt, wie ich es empfand. Die ungelenken Bewegungen Cottas wirkten für mich wie ein Mit-dem-Hintern-wackeln. Da sah ich lieber fort, während einige andere indes genauer hinschauten. Nicht, dass ich mich nicht an meine Zeit in Griechenland zurückerinnerte - nein, jene war mir noch genau im Gedächtnis - doch es war schlicht unangemessen, nun daran zu denken. Cotta war mein Vetter. Solche Gedanken verboten sich von ganz allein, und es fiel mir auch nicht schwer, jene im Zaum zu halten, zumal seine Bewegung lediglich ein amüsanter Scherz sein sollte.


    Inzwischen waren die Sklaven in die Hocke gegangen und zogen die Öl-Schmutz-Schicht von unseren Beinen. Cottas Frage kam unvermittelt, doch ich beantwortete sie gern. "Nun ja, wir üben regelmäßig. Nicht immer aber sind alle sodales anwesend, weswegen wir bei der Agonalia leider nicht so gut waren wie die palatini. Da wir aber nun bald frisches Blut in unserer Mitte haben werden, so hoffe ich, dass wir auf dem Armilustrium mindestens gleichwertig abschneiden", erklärte ich und zwinkerte Cotta zu. "Kennst du Flavius Gracchus, Appius? Er ist ein äußerst ehrgeiziger Mann. Das macht aber gleichzeitig auch seinen Erfolg aus. Er war ebenfalls decemvir, und ich konnte in seinem Amtsvermächtnis nur ordentlich geführte Bücher und rechtsmäßige Erbschaftszuordnungen entdecken. Auch ist er der magister der palatini." Gut, zwei oder drei Erbsachen waren ob der wahren Flut an Fällen unbearbeitet geblieben, aber wer war schon unfehlbar? Ich mochte gar nicht wissen, welche Fehler sich in meine Unterlagen eingeschlichen haben würden...


    Die Sklaven waren nun so gut wie fertig mit ihrer Arbeit. Cottas richtete sich bereits auf, während der meine noch mit meiner linken Wade beschäftigt war.

  • Die Sklaven hier in den römischen Thermen verstanden ihre Sache, das musste man ihnen schon lassen. Behutsam und gleichzeitig sicher führten sie die Schabeisen, dass auch Maron es handwerklich nicht geschickter hätte machen können; allerdings vollbrachte er diese Dienste an mir selbstverständlich mit mehr Ehrerbietung und vielleicht auch einer gewissen Zuneigung. Manchmal betrachtete er mich wohl immer noch als einen Jüngling, der in gewissen Dingen seiner Führung bedurfte. Hier und heute aber war Maron nicht bei uns; die servi der Thermen kannte ich natürlich nicht näher, und so konnte ich mich voll und ganz auf meinen Vetter konzentrieren. Bei seiner Beschreibung der Tätigkeiten der Collini konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen; das war doch wieder einmal typisch mein Vetter.


    "Nun, dass die Palatini den Collini unlängst den Rang abgelaufen haben, wird dich in deinem Ehrgeiz ja mächtig gewurmt haben. Da jetzt aber mit Ursus und mir zwei nicht weniger ehrgeizige Patrizier in euren illustren Kreis zu stoßen hoffen, müssen sich die Palatini mal ganz schön warm anziehen. - Natürlich dies alles zu Ehren des Quirinus."


    Ob ich persönlich dabei allerdings eine wirklich gute Figur machen würde, war für mich noch völlig offen. Schließlich machte Frömmigkeit allein noch keine eleganten, rhythmischen Bewegungen.


    "Von Flavius Gracchus habe ich in der Tat auch nur Gutes gehört. Bevor er sich der Erbschaftsangelegenheiten annahm, sollen diese ja lange Zeit vernachlässigt worden sein. Ich kann mir schon vorstellen, dass auch die Palatini unter seiner Ägide gedeihen. Hoffentlich kann ich ihn bald einmal kennenlernen."


    Und dass jemand wie Flavius Aquilius soviel von Gracchus hielt, sprach ja auch nur für diesen. - Mit meiner Haut war der Sklave inzwischen durch, und bei Corvinus fehlte auch nur noch eine Wade. Zeit also für die weiteren Planungen.


    "Wir gehen doch zuerst ins frigidarium, nicht wahr?"


    Immerhin war ein sehr heißer Tag, und besonders mein Vetter hatte sich dann ja noch weiter erhitzt.

  • Ein ungezwungenes, leises Lachen ließ ich hören, als Cotta meinen angestachelten Ehrgeiz ansprach. Ganz unrecht hatte er damit nicht, auch wenn es beim Kräftemessen der Salier nicht auf mich allein ankam und uns mein Ehrgeiz somit nicht weit brachte. Es gab eben Männer wie Cloelius Quadratus, die stets leicht durcheinander waren und rechts für links hielten, hinten für vorn und vorn für hinten. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie viele Sondereinheiten ich ihm aufgedrückt hatte, doch trotzdem wollte es ihm nicht gelingen, sich die Schritte in der richtigen Reihenfolge zu merken. Ich seufzte, zuckte im Gehen mit den Schultern und wandte den Blick wieder Cotta zu. "Ich hoffe sehr, dass sich mit eurem Eintritt auch das Taktgefühl einige sodales bessert. Ich hatte übrigens schon überlegt, für die älteren unter uns Gedächtnisübungen einzuführen. Wir haben da nämlich ein, zwei Spezialisten, die Nord und Süd nicht unterscheiden können, geschweige denn oben und unten", witzelte ich. Natürlich dachte ich an Quadratus, aber öffentlich über ihn herziehen wollte ich auch nicht, denn er war schon ein liebenswerter, nun ja, Opi.


    Und als hätte ich Cottas Befürchtungen erraten, erwiderte ich: "Aber wollen wir erstmal sehen, wie ihr beide abschneidet..." Ein Grinsen begleitete meinen Spott, und dann waren wir bereits auf dem Weg ins frigidarium. Ich hatte nur genickt, als Cotta mich gefragt hatte, ob dies unser Ziel war. "Ja, das stimmt. Er hat unter anderem auch solche legendären Fälle wie den des Prätorianerpräfekten Claudius ausgegraben. Sein Arbeitsanteil muss mindestens zwei Drittel mehr betragen haben als der meine. Für einen Außenstehenden sieht diese Erbschaftskiste wirklich aus wie ein Klacks, aber ich sage dir, Appius, seitdem ich mich selbst durchgearbeitet habe, ist mein Respekt vor Gracchus' Verdienst noch sehr viel weiter angestiegen. Er muss Monate allein mit dem Recherchieren zugebracht haben, und gerade die alten Fällen waren ja nicht unbedingt weniger aufwendig als die aktuellen", gab ich zu bedenken und näherte mich dem Becken. Auf dem Boden tümmelten sich Delfine, und die Ecken des Mosaiks bildeten Abbiilder großer Muscheln. Ich entknotete den Schurz und reichte ihm einem der Sklaven, ehe ich ins Wasser ging. Die Kühle bitzelte im ersten Moment auf der Haut, dann aber breitete sich ein angenehmes Gefühl auf der Haut aus. Für einen kurzen Augenblick tauchte ich unter und hörte unter Wasser das Gurgeln Cottas beim Eintreten in das Becken. Als ich wieder hoch kam, schüttelte ich kurz den Kopf und befreite ihn so von einigen glitzernden Tropfen. "Hast du dir denn schon überlegt, welches Amt dich reizt?" erkundigte ich mich.

  • Bei den Worten meines Vetters über den Schwierigkeitsgrad der uns bevorstehenden Tänze wurde mir allmählich doch ein bisschen bange, zumal seine Ausführungen offenbar ernst gemeint waren - bis auf den aus seinem Munde unvermeidlichen Spott. In diesem Moment fiel mir übrigens zum ersten Mal auf, dass er diese Angewohnheit mit Ursus zu teilen schien - und vielleicht nicht nur diese. Jedenfalls war dies etwas, auf das ich in Zukunft verstärkt Acht geben würde. Diese meine Gedanken aber wollte ich natürlich auf gar keinen Fall durchschaut wissen, und so ging ich noch einmal auf das Thema "Tanzen" ein:


    "Zum Opa habe ich es freilich noch nicht gebracht, aber ich befürchte, mein Orientierungssinn ist auch nicht immer der beste, jedenfalls nicht, wenn ich mich gleichzeitig noch drehen und anderweitig verrenken muss."


    Marcus und ich hatten es mittlerweile ins frigidarium geschafft, und dass mein Cousin schon im Becken war, während ich noch am Rand stand, gewährte mir die Möglichkeit, an meinem Leib herunter zu deuten:


    "Mit diesem schlaksigen Körper bin ich für das Tanzen ohnehin nicht eben gemacht. Aber was tut man nicht alles für Quirinus."


    Dass ich mit dem schlaksigen Leib auch nicht für das Ringen gemacht war, war mir deutlich aufgezeigt worden, und ich sah keine Veranlassung, es nochmals zu erwähnen. Stattdessen stieg nun auch ich in das Wasser hinab und rieb mir erst einmal das Gesicht mit dem erfrischenden Nass ab.


    "Was die Testamente angeht, hast du wirklich eine Energieleistung hinter dich gebracht, Marcus. Es ist ganz richtig, dass du dir jetzt alles das wieder gönnst, was du dir wochenlang vorenthalten musstest." ( :P)


    Mit diesen Worten verabschiedete ich mich einstweilen von der Bildfläche, indem ich nun ein wenig tauchte.

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