Und aus der zweiten Zenturie, der ersten Kohorte kam ein Bote in die Poststube. Damit auch jene Briefe nach Rom verschickt werden konnten.
Ad
Manius Flavius Gracchus
villa Flavia Felix
Roma – Italia
Meinen Gruß aus der Ferne an Dich, mein brillanter Vetter und Genie der Familie,
vorsorglich richte ich diesen Brief an Dich. Denn mir wurde gesagt, daß ich – seltsamerweise- auf die Listen der Verluste gesetzt wurde. Sprich, alle, die diese Liste sehen, denken wohl ich bin tot. Zudem habe ich erfahren, daß die Liste an die imperiale Zeitung geschickt wurde. Und da ich weiß, Vetter, daß Du diesen Wisch auch stets mit Eifer ließt, nehme ich mal an, daß Dir die Liste unter die Augen kommt. Naja, also, es ist so. Ich bin gar nicht tot. Ich bin sogar noch sehr lebendig. Ein bisschen lädiert, mag sein. Meine Schulter tut ganz schön gehörig weh und ich kann heute immer noch nicht meine Finger bewegen. Aber das hindert ja nicht daran, Dir zu schreiben. Du kannst ja eh sehen, daß ich den Brief nicht selber schreibe. Warum das so gekommen ist, ja, daß werde ich Dir leider nicht in diesem Brief erzählen können. Das ist geheim. Aber wenn ich wieder in Rom zurück bin, werde ich Dir das mal ausführlich erzählen. Bei einem guten Wein und einem schmackhaften Mal. Ich hoffe indes, daß der Brief Dich schnell erreichen wird. Denn schlimme Nachrichten hatten wir in der Familie wirklich genug.
Daß Schlimmste hat mich vor einigen Tagen erreicht. Ich traue mich gar nicht, Dich zu fragen. Denn immer noch versuche ich, daß als ebenso große Falschmeldung, als eine Fehlinformation einzuorden. Aber meine Verlobte schrieb mir vor einigen Tagen davon, daß mein kleiner Goldschatz, mein Ein und Alles angeblich verstorben sei. Aber, Manius, das kann doch nicht sein. Mein Kind war doch das blühende Leben. Nein, ich glaube dem nicht. Und ich hoffe, daß Du mir bald davon schreibst, wie es meinem Herzen, meiner kleinen Arrecina geht.
Es krampft mir das Herz, wenn ich nur an die Möglichkeit denke, daß es meinem Kind nicht gut gehen könnte. Und immer wieder habe ich das Gefühl, ich sehe sie. In meinen Träumen. Anklagend ist sie. Oh, Manius, es ist schrecklich. Ich bin ein furchtbarer Vater. Ich bin weit in der Fremde und weiß noch nicht mal, wie es meinen Kindern geht. Falsche Nachrichten können mich erreichen, sie können jedoch genauso gut wahr sein. Aber, Vetter, womöglich sind meine Worte wirr. Aber ich flehe Dich an, finde heraus, wie es meiner Tochter geht. Der Schicksalsschlag um unsere liebste Base, die wunderschöne und liebreizende Leontia, war schon schlimm genug. Können die Götter uns derart haßen, daß sie die ganze Familie strafen möchte? Und wenn ja, wofür? Was unsere Vorfahren getan haben? Worin wir gefehlt haben? Ich bin ratlos, Manius. Aber ich weiß, daß Du der Klügste von uns bist. Vielleicht weißt Du eine Antwort.
Pass auf Dich auf, Vetter. Mögen die Götter Dich schützen und gut auf Dich achten. Denn, Vetter, die Familie braucht Dich besonders. Dein Genius, Deine führende Hand und Deine Anwesenheit in Rom.
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Ad Claudia Epicharis
villa Claudia
Roma – Italia
Meine liebe Epicharis,
womöglich ist mein Brief nicht schnell genug. Doch ich hoffe, er kommt noch an, bevor der Bote das Haus, wo Du auch tätig bist, erreichst. Ich habe gehört, es ist eine Liste zu der acta heraus gegangen, die meinen Tod propagiert. Dem ist nicht so. Wie Du an den Zeilen hier lesen kannst, hat es einen Irrtum in dieser Liste gegeben. Ich lebe nämlich noch. Die Mühlen der Verwaltung haben einiges durcheinander geworfen und Namen auf die Listen gesetzt von jenen, die lediglich vermißt waren. Aber sorge Dich nicht. Daß ich vermißt war, lag nur an einem strategischen Manöver. Genaueres kann ich Dir leider auch nicht schreiben. Ich werde Dir eines Tages davon genauer erzählen können. Wenn ich zurück bin in Rom. Ich hoffe doch, Du hast Dich nicht gegrämt.
In Deinem letzten Brief hast Du mir davon geschrieben, daß Du nach Ägypten reisen möchtest. Ist das immer noch so? Dieses Land kann ich Dir nur ans Herz legen, liebe Epicharis. Es ist ein Land voller Wunder. Die Pyramiden von Ägypten, die Wüstenlandschaften, der Sternenhimmel. Es ist eine wahre Augenweide. Und zudem schön warm, eine gute Luft und spannend. Doch nehme Dir genug Sklaven und Leibwächter mit. Denn es gibt nichts Tückischeres, Verschlgeneres als ein Ägypter. Niederträchtig sind sie und sie können sich mit der Fähigkeit zu Lügen durchaus mit den Syrern meßen. Da kann ich Dir auch einiges von erzählen. Die Syrer sind auch ein verschlagenes Völklein. Aber die Griechen auch. Im Grunde glaube ich, daß nur Römer wirklich ehrenhaft sein können. Von Germanen bis Parther- nur Niedertracht überall.
Gerne würde ich Dir von den Neuigkeiten hier erzählen. Was uns widerfährt und welchen Widrigkeiten wir uns stellen müssten. Doch keine Sorge, die Gefahren sind nicht groß hier. Wir sehen ja kaum Parther. Manches Mal glaube ich, sie fliehen vor uns. Feiges Pack sind sie allesamt. Aber ich darf Dir nichts genaues schreiben, denn der Brief kann in Feindeshand gelangen. Und so ruchlos wie die Parther sind, schrecken sie natürlich auch nicht vor der privaten Post der Soldaten zurück um sich einen Vorteil zu verschaffen.
Liebe Epicharis, das Amulett schützt mich gut. Sorge Dich nicht und ich danke Dir für die actaausgaben, die ich mit großer Aufmerksamkeit gelesen habe. Auf daß die Götter die Hand über Dich halten und Dein junges Leben schützen.
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Überwiesen!