• Männer würden manche Sitten des weiblichen Geschlechtes wohl nie verstehen. So auch der arme Baumeister, der sich zwischen den Fronten der Schneider- und Stoffstände unwohler fühlte als ein einzelner Legionär in Gallien. Bedacht wanderte sein Blick über die Auslagen der Stände und die einkaufenden Frauen. Hier wurden Dinge verkauft, die teils teurer waren als seine Bauwerke. Vielleicht hätte er doch lieber Schneider werden sollen. Scheint lukrativ zu sein. Anerkennend stieß er einen Pfiff zwischen den Zähnen aus und wölbte dann die Brauen. Hatte er da drüben nicht Ioannis gesehen? Was tat er da? Was tat er da mit dem Mädchen?


    "Was möchtest du denn..?", fragte er etwas unsicher, während er einer Frau nachsah, die von zwei Sklaven flankiert wurde. Es waren sehr kräftige Sklaven, doch momentan durften sie Einkäufe tragen. Auf einem Stand daneben, wo ein Wühltisch stand und "Winterschlussverkauf" auf einem Brett geschrieben war, gaben sich Römerinnen die Ehre und spielten die punischen Kriege nach. Zwei Frauen stritten sich um eine ziemlich knappe Tunika, während eine dritte sich geschlagen gab und in den Wogen des Wühltisches langsam unterging. Auf einmal dröhnte eine recht beleibte vierte Frau und Corvinus musste unwillkürlich an Hannibals Kriegselefanten denken. Oh ihr Götter. Fast hilfesuchend sah er zu seiner Sklavin. Die war eine Frau. Die wusste sicher, was ihr gefallen würde. Oder?

  • Sim-Off:

    :D


    Irgendwie fühlte ich mich einen Moment lang fast heimisch. Auf dem Weg zu dem Stand, der über und über mit Stoffen bedeckt war, schlugen mit Gerüche eines anderen entgegen, der Kräuter und Gewürze anbot. So einen hatte es in Darkien auch gegeben und natürlich auch Frauen wie diese, die grade wie Hüanen übereinander hervielen um einen bestimmten Stoff oder ein Kleid zu ergattern. Vermutlich war dieses Szenario auf der ganzen Welt zu finden.
    Der Stoffhändler sah ziemlich hilflos aus und machte nicht grade eine gute Figur zwischen all den Römerinnen. Hätte ich nicht genau gewusst in welcher Situation ich selbst grade war, so hätte mir das alles, wahrscheinlich, so wie früher, als meine Mutter mich mit auf den wöchentlichen Markt genommen hatte und bevor der Krieg ausgebrochen war, ein leichtes Grinsen auf das Gesicht gezaubert.


    Etwas abseits und schweigend blieb ich hinter dem Römer, meinem "Besitzer" stehen und wartete. Auch als er auffordernd und eindringlcih ansah, so als sollte ich mir irgendetwas aussuchen, blieb ich still. Wenn er etwas von mir wollte, so sollte er es mir sagen, es bekäme mir sicherlich nicht gut, wenn ich mir angewöhnen würde, die Initsiative zu ergreifen. Das hatte ich schon einmal gemerkt und in so einem Fall jedenfalls, würde ich es sicherlich nicht tun.

  • "Das ist mein Kleid!", tönte es empört piepsig von links und Corvinus schwenkte den Blick. Zwei Römerinnen stemmten die Hände in die Hüften und starrten einander an, wie zwei Wölfinnen die ihre Beute verteidigen wollten. Doch sie machten einen wahrlich fatalen Fehler: Sie ließen das Kleid liegen, während sie sich bezeterten und Handtäschchen kreisen ließen wie balearische Kampfschleuderer. Corvinus schlich sich an ihnen vorbei und machte einen nicht minder fatalen Fehler: Er griff sich das Kleid und betrachtete es. Das Kleid an den Schultern festhaltend, ließ er den Stoff nach unten fließen und hielt es musternd neben Cinya, während die beiden Wölfinnen - pardon, Römerinnen - ihn mit geengten Augen anstarrten.


    "Gefällt es dir?", fragte er Cinya und lehnte sich dabei ein wenig gegen den Stand. An seiner Kleidung war ohnehin anzusehen, dass er selbst auch nicht gerade ein Anhänger des Prunkes war, sondern Kleidung bevorzugte, die durch einfache Eleganz bestachen. "Wenn nicht, dann such dir zwei Kleider aus. Du sollst doch nicht wie das schlimmste Abbild eines Barbaren herumlaufen müssen, sonst glauben die anderen Römer dieses Klischee noch." Er grinste und duckte sich keinen Moment zu spät, um einer fliegenden Handtasche auszuweichen.

  • Zugegeben, ich war überrascht. Aber vielleicht wollte dieser Römer nur seine Macht demonstrieren, zeigen, was für ein Kerl er war, weil er es mit zwei menschgewordenen Kampfhennen aufnahm. Trotzdem konnte ich meine Überraschung wohl nicht verbergen und starrte ihn einen Moment lang irritiert an. Das Stück, um dass es ging war ein enggeschnittenes Kleid aus dunkelrotem Stoff und zeigte allein schon durch die Art, in der es fiel, wie fein gearbeitet es sein musste.
    Richtig. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Sklaven für solche Kleidung arbeiten mussten, es war nur das Werk eines Römers.
    Meine Augen wanderten von dem Kleid nach oben, um seine Augen zu finden.
    Ich ...


    Mein Ansatz einmal mehr Latein zu sprechen, wurde unterbrochen, als eine der beiden Frauen keifend auf mich losging.
    "Ich werde doch nicht für eine verlauste Sklavin Platz machen!! Soweit ist es in Rom noch nicht gekommen, dass..."
    Den Rest verstand ich nicht, vermutlich hätte ich es auch nicht verstanden, wenn ich besser in der Sprache bewandert gewesen wäre, denn sie sprach schnell und das Ende des Satzes ging in einer Reihe Flüche unter.

  • Wie eng geschnitten das Kleid war, sah der Artorier auch erst, nachdem das Kleid ausgebreitet war. Vielleicht war das ja doch zu gewagt und er zuckte mit den Schultern, als plötzlich eine kleine dickliche Frau einen Schwall Wörter auf ihn losließ, der wohlige Erinnerungen an den Fischerhafen in Misenum zurückließ. Gute Güte, die hatte Wörter drauf, die hätten selbst die Lupae in den Lupanaren erröten lassen.
    "Sei still, Weib.", brummte er mit seiner typischen Bassstimme zum Weib - höchst phlegmatisch, ein Schutzmechanismus, den man sich anzulegen pflegt, wenn man öfters mit dem liebsten Weibe einkaufen geht.
    "Das Mädchen ist mein Besitz und ich denke nicht, dass du dir meinen Unmut zuziehen willst." Verdammter Beschützerinstinkt.
    Beschützend legte er die flache Hand auf Cinyas Rücken, zwischen die Schulterblätter.


    Ffffump. Es dröhnte etwas und der Artorier musste den Kopf schütteln, denn er sah ein paar Sterne - die Handtasche, die ihm über die Rübe gezogen wurde, war wohl ein wenig beschwert gewesen. Er suchte sofort nach der Missetäterin und ward auch recht rasch fündig. "Unmut?!", gackerte sie und sah ihn drohend an. Mit dem Blick. Dem Blick. "Mein Mann ist Centurio bei den Vigiles!", plusterte sich die Henne auf und starrte ihn an wie ein feindseliges Gerstenkorn.
    Mit einem Seufzen sah Corvinus zu Cinya. "Such dir etwas auf dem Tisch aus, ja?" Dann machte er einen Schritt auf die Frau zu.

  • Der Römer zeigte das erste Mal einen strengeren Ton und mir damit wahrscheinlich schon eher sein wahres Gesicht, doch dieser bestimmte Ton galt –vorerst vielleicht- nicht mir, sondern der zeternden Alten vor uns. Ich denke, er genoss es einen Moment lang, sich etwas aufspielen zu können (ganz zu schweigen von der Dame), auch wenn er recht bald zurückgestutzt wurde. Seine Berührung aber kam so plötzlich, seine Hand auf meinem Rücken, dass ich sofort unwillkürlich und schmerzvoll zusammenzuckte und wenige Zentimeter nach vorne auswich.
    Ihm blieb wohl nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn einen Wimpernschlag später, hatte die Frau ihm ihre Tasche über den kopf gezogen. Diese Szene wirkte zugegebenermaßen ziemlich grotesk auf mich, das hier war nun nicht das gewesen, was ich erwartet hatte, nach vielen Wochen in diesem verfluchten Sklavenzug. Die Götter mussten Humor haben und konnten nicht aufhören damit, zynisch mein Schicksal voranzutreiben.
    Nachdem er sich wieder gefangen hatte, sah der Mann, der eben noch für mein Leben, meine Person, Seele und Körper gezahlt hatte, mich wieder an und lenkte ein, ich solle mir etwas auf dem Tisch aussuchen. Als mein Blick über eben jenen wanderte, konnte ich kaum etwas anderes entdecken als römische Togen und ägyptische Schnitte. Doch daran war ich schon gewöhnt, nichts davon hatte ich in meiner Gefangenschaft noch nicht tragen sollen und jetzt sollte ich die Wahl haben?
    Mit stechendem Blick sah ich ihn an „Herr ihr solltet wählen, worin ihr mich am liebsten sehen wollt.“ Was sollte dieses Spiel? Lange konnte er das ohnehin nicht beibehalten, das war klar, also sollte dieser Römer lieber früher als später zeigen, wer er wirklich war und was ich von ihm zu erwarten hatte.

  • Zwischen den Frauen gefangen, sah er sich hier als wirkliches Opfer. Die eine plusterte sich auf, die andere plusterte sich ab - klar, eine Sklavin, aber doch kein dummes Stück Fleisch. Erst drückte er der kleinen Dicken das umstrittene Kleid in die Hand und dann sah er zu Cinya. Mit den Augen rollend, griff er nach einer griechischen Stola und zwei Peplos, präsentierte sie ihr kurz und zahlte dem Händler schließlich, was er dafür haben wollte. Der faselte irgendetwas von "Mode aus der vorigen Saison", wofür Corvinus allerdings kein Ohr mehr hatte.
    "Das besprechen wir zuhause.", meinte er und erwiderte den starren Blick der kleinen Sklavin, ehe er ihr das Paket mit den Kleidern in die Hände drückte und ihr deutete, wieder mit ihm mitzumarschieren.
    "Nicht, dass ich dem Sklavenhändler nicht trauen würde...", begann er und musterte sie von der Seite her. "Aber was... kannst du nun eigentlich? Auf die Weinberge zur Weinlese möchte ich dich eigentlich nicht schicken."

  • Ich sah teilnahmslos zu, wie er das Kleid schließlich der Dame, die zugegebenermaßen eine erstaunliche Kondition an den Tag gelegt hatte überließ, auch wenn ich nicht sicher war, ob sie überhaupt in das Kleidungsstück passte. Mein Begleiter kaufte irgendetwas anderes, es war schon eine Weile her, dass ich mir über so etwas banales wie Kleidung Gedanken gemacht hatte. Langsam war die Stimmung des Römers gefallen, dadurch kam er mir auf eine gewisse Weise etwas ehrlicher vor. Ich beschleunigte meine Schritte um mit seinen wesentlich größeren, mithalten zu können.
    Seine etwas überraschende Frage belustigte mich gleichsam.
    Dass er mich nicht zur Weinlese einsetzen wollte, hatte ich mir nahezu gedacht. Alle meine häuslichen Fähigkeiten hatte ich mir selbst angeeignet, der Senator, der sich zuvor mein Besitzer genannt hatte, hatte darin weniger eine angemessene Aufgabe für mich gesehen. Leider.
    Wieder war ich darauf bedacht, meine Antwort so kurz wie möglich zu halten.
    „Ich kann schnell lernen, wenn ich es will.“

  • "Hmmm.", machte er, betrachtete sie noch kurz und nickte dann. "Ich möchte nämlich, dass du meinen Haushalt hier in Rom führst." Er gab einem Händler ein As und nahm sich zwei Äpfel von dessen Stand, ihr einen der beiden entgegen haltend. "Hast du Hunger?"
    Nicht, dass er es sich nicht vorstellen könnte, wie es sein musste, als Sklave zu dienen. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum man sich dagegen auflehnen sollte. Oder gar trotzig sein. Aber wenigstens war in ihren Augen nicht das Feuer der Leidenschaft erloschen - denn sie gab noch Widerwort.


    "Einen Haushalt zu führen, heißt auch, auf dem Markt einkaufen zu gehen und solche Dinge..", fuhr er langsam fort, "das heißt du wärest ziemlich frei zu tun, was du willst. Könnte ich mich denn verlassen, dass du nicht weg läufst? Ich habe noch einen anderen Sklaven hier, Ioannis heißt er. Du wirst ihn bestimmt mögen."

  • Ich beobachtete seine Reaktion auf das Gesagte und meinte Unwillen, aber keine versteckte Bösartigkeit zu sehen. Dann sprach er wohl den Grund an, warum er mich ersteigert hatte, indem er erzählte, er wolle mich mit dem Haushalt betrauen. Meine Augenbraue machte Anstalten sich ein Stück nach oben zu verziehen, doch ich war meiner Herr, auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen konnte irgendetwas zu "führen". Ich nickte stumm. Seine Frage, ob ich Hunge hatte hingegen, beantwortete ich mit einem leichten Kopfschütteln. Dieses war ein einzelner Impuls und kam meinem knurrenden Magen zuvor. Die Wirklichkeit war, dass ich seit einigen Tagen nur sehr wenig Essbares gesehen hatte. Der Blick des Römers strich einen Moment etwas abwesend über meinem Gesicht, ich versuchte mich unwillkürlich dem zu entziehen, indem ich meine Augen scheinbar interessiert über den riesigen Marktplatz schweifen ließ.


    Grade als ich mich fragte, welche Anforderungen und Vorstellungen an diese Arbeit hängen konnte und auch, was das für mich bedeutete, beantwortete er mir die Frage bereits. Diesmal konnte ich nicht verhindern, dass sich ein kaum spürbares Lächeln um meine Lippen legte. Verlassen konnte er sich auf gar nichts, nun das musste ich ihm aber nicht sagen, falls er nicht dumm war, wusste er es auch so und wenn nicht,w ar es umso besser. Da mir allerdings klar war, dass er mir eine plötzlich unterwürfige Antwort nicht abnehmen würde, versuchte ich es mit der halben Wahrheit.


    "Das hängt davon ab, wie es mir ergehen würde."
    Dass er mir von einem anderen Sklaven erzählte allerdings wunderte mich, denn ich war es gewohnt, dass die Römer dutzende Menschen in ihrem Haus versklavt hatten, nicht dass, ich eine von zweien war.

  • Es war diese gewisse Art von Schmunzeln, die die Lippen des Artoriers umspielte. Nicht streng, nicht böse.. eher 'wissend'. Und er nickte ihr zu, während er ihr still den zweiten Apfel hinhielt und damit auch darbot. "Mädchen.", begann er und atmete tief durch. "Du bist mein Besitz. Aber damit bist du nicht völlig rechtlos. Du stehst nun unter meiner Patria potestas, wie es ein.. hmm... Kind tun würde. Für deine Taten stehe ich gerade, du arbeitest für mich, dafür beschütze ich dich auch. Für barbarische Arten der Sklaverei habe ich nichts über. Schlagen würde ich dich.. nicht wirklich. Außer bei äußerst schlimmen Vergehen. Oder traust du es mir zu?" Der Blick Corvinus' hatte etwas füchsisch listiges an sich, wie er aus den Augenwinkeln zu ihr sah.
    Dann schlug er den Weg in eine Seitengasse ein. "Lass uns erst einmal heimgehen. Dann zeigst du mir, was man in deiner Heimat zu Abend isst."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!