[Blockierte Grafik: http://img135.imageshack.us/img135/1431/krieger1sg7.jpg%20] | Ninsun
Der Rauch des Feuers, das die armseligen Felder des Dorfes an der Straße nach Zeugma verzehrte, stieg wie eine schwarze Fahne in den Himmel hinauf. Qualm kratzte in Ninsuns Kehle, und das Knistern der Flammen beunruhigte die Pferde, sie stampften und tänzelten nervös. Seit Tagen schon war er unterwegs, mit den anderen seines Trupps ritt er durch die Hügel, und getreu der Befehle ihres Kommandanten ließen sie eine Spur der Verwüstung hinter sich zurück.
Das Jammern der Dorfbewohner klang schrill in seinen Ohren. Wehklagend sahen sie wie ihre kargen, in mühevoller Arbeit bewässerten und bestellten Felder in Rauch und Flammen aufgingen. Und auch die Vorräte in ihren Speichern, die die Reiter des Satrapen nicht mitnehmen konnten, um sie auf Lasttieren in die Hauptstadt zu schicken, wurden ein Raub der Flammen.
"Warum tut ihr das?", heulte ein altes Weib, und schlug sich greinend gegen die Brust. "Unsere Ernte! Daeva seid ihr, Diener Ahrimans, die Malakhim werden euch strafen!"
"Schweig still, Alte.", erwiderte Ninsun barsch, schon längst abgestumpft gegen die Klagen der dummen Landleute. "Schon bald wird hier der Boden erzittern unter den Schritten feindlicher Soldaten. Sie kommen dies Land zu plündern, euch abzuschlachten und eure Töchter zu schänden. Willst du ihnen Korn und Fleisch in den Rachen werfen?!"
Er wandte sich ab, und spuckte aus, um den Geschmack nach Asche loszuwerden, den er seit Tagen im Mund trug. Verdammtes Pack, sie verstanden nicht, dass nun einmal Krieg war.
In der Nähe erklang das wütende Bellen eines Hundes, brach dann in einem gequälten Winseln ab. Während seine Mitstreiter die beschlagnahmten Herden zusammentrieben, die Lasttiere bepackten und die ruinierten Landleute unwirsch davonjagten - bis auf die Männer, die man der Armee einverleiben konnte, versteht sich - lenkte Ninsun seine Schritte zu dem Ziehbrunnen am Rande des Dorfplatzes.
Bewässerungsgräben gingen davon aus, und ein Feigenbaum wurzelte daneben. Das tiefe Grün der gefiederten Blätter war eine Labsal für die Augen inmitten der trockenen, von der Sonne ausgebleichten Farben dieser Gegend. Ninsun pflückte sich eine Feige, genoss für einen Augenblick den Schatten der Zweige, und rief dann die anderen herbei, die einer nach dem anderen ihre Pferde tränkten und sorgfältig ihre Wasserschläuche füllten, solange dies noch möglich war.
Wasser war kostbar hier, und dieser Brunnen in weitem Umkreis die einzige Quelle. Mit grimmiger Genugtuung malte Ninsun sich die Gesichter der römischen Hunde aus, wenn sie in dieses Land vorrückten, und ihnen Schluck für Schluck das Wasser ausging bis sie vor Durst elend am Boden krochen - dann würden die Hufe der Reiter sie zermalmen wie elendes Gewürm...
Er schöpfte Wasser mit der hohlen Hand - es war gut und frisch - und trank sich satt. Dann nahm er von einem Packtier einen Kasten herunter, zog sich ein Tuch vor den Mund und öffnete ihn. Ein bestialischer Gestank entwich. Mit angehaltenem Atem nahm Ninsun mit einer langen Zange ein faulig aufgedunsenes längliches Ding heraus - es war der halbverweste Kadaver einer Hornviper, eingelegt in Sumach, und ließ ihn in den Brunnen fallen. Noch zwei weitere folgten. Das würde das Wasser des Brunnens vergiften, und für lange Zeit ungenießbar machen.
Die Arbeit hier war getan, und die Reiter saßen wieder auf. Einen Feuerbrand warf Ninsun noch auf den Feigenbaum, denn nicht einmal dessen Schatten wollte er den hündischen Eindringlingen lassen. Dann zogen die Reiter weiter, um ihr Werk der Zerstörung an anderer Stelle fortzusetzen.