Den Gymnasiarchos aufsuchen...

  • Ioshua hatte sich vorher hier angemeldet, um sicherzugehen, daß der Gymnasiarchos auch wirklich da sein werde. Ein Sänfte kutschierte den fetten Tylusier vom Delta, seinem Haus, über die breiten Straßen hin zur Agora, dem politischen Zentrum der Stadt. Dort lag auch der Bau des Gymnasions, Ausbildungsstätte der alexandrinischen Jugend. Insofern mußte es schon verwundern, den Orientalen in unmittelbarer Nähe zu sehen, denn allein von Aufmachung und seiner Statur passte er sogar nicht hierin. Man konnte meinen, er habe noch nie ein Gymnasiion oder eine sonstige Sportstätte von innen gesehen.


    Die Sänfte ließ er daher auch in diesem Fall vor der Eingangstür stehen. Sie passte nicht und Ioshua zog es vor, den Gymnasiarchos "zu Fuß" aufzusuchen. Ein Sklave klopfte an die seitliche Tür und als der Pförtner schließlich öffnete, stellte jener seinen Herrn vor, wonach dieser nach dem Grund des Eintreffens fragte.
    Kurz darauf folgte der Tylusier dem Pförtner in das Innere des Gebäudes und wurde über den Hof zur Stege des Gymnasiarchos geführt.


    Dort angekommen, klopfte er kurz an den seitlichen Türrahmen, um auf sich aufmerksam zu machen.

  • Der neue Gymnasiarch, Ptolemaios Nearchos, war ein typisches Produkt der letzten Prytanenwahl, eine Kompromisslösung, über die sich keiner so richtig freute, aber mit der auch keiner so richtig unzufrieden war. Außerdem erledigte er seine Arbeit bedacht und gewissenhaft.


    Da Ptolemaios ein sehr familiärer Mensch und im Gymnasion zu dieser Zeit sowieso gerade nichts los war, kam er selbst zur Türe geeilt, öffnet und sieht - einen dicken, ganz und gar in teuerstes Tuch gehüllten - Juden!


    "Ja, was willst du...? -.^"

  • Sim-Off:

    wußte gar nicht, daß ich ein Schild trage, wo das draufsteht. ;) Gab es die Binde mit Judenstern schon damals ? :P


    "Chaire, ehrenwerter Gymnasiarchos ! Mein Name ist Ioshua, und vielleicht hast Du ja schonmal von mir gehört."


    Denkbar wäre zumindest. 8)


    "Nun, ich komme, um Dich in einer...ähm...delikaten Angelegenheit zu sprechen. Du gestattest, daß ich mich setze ?"

  • Sim-Off:

    Vielleicht an deinem Aussehen laut Charakterblatt? :P


    Zufrieden grinste der Gymnasiarch. Wusste er doch, dass er einen Juden vor sich hat! :]


    Ptolemaios zuckte mit den Achseln. "Chaire, Ioshua, ich bin Ptolemaios Nearchos, setz dich ruhig..." Der Gast wirkte wie Jemand, zu dem man vielleicht besser nett sein sollte. Zumindest machte er nicht gerade den ärmsten Eindruck und wer weiß, vielleicht kannte er sogar irgendwen... "In welcher "delikaten Angelegenheit" kommst du denn zu mir?"


    Hoffentlich handelte der Mann mit baktrischen Spezialräucherstäbchen. Die waren nämlich Mangelware seit den Grenzstimmigkeiten und Herakles und Hermes wurden langsam unruhig in ihren Nischen...

  • Ioshua betrat die Räumlichkeit des Gymnasiarchos und bequemte sich auf die Sitzgelegenheit vor dessen Schreibtisch. Er überlegte eine Weile wie er sein Anliegen vorzubringen gedachte.


    "Nun diese Angelegenheit...sie erscheint etwas delikat. Ich sehe mich in erster Linie als Bürger dieser Stadt. Ich lebe hier, ich arbeite hier. Ich unterhalte einige Handelsbeziehungen zu wohlhabenden griechischen Familien."


    Ioshua stützte sich mit dem Ellenbogen auf die Lehne und legte den Kopf in die Hand.


    "Ich würde gerne mehr tun...mehr für die Stadt."

  • Ptolemaios' Gesichtsausdruck erhellte sich sofort. Was tun für die Stadt, das fängt doch schon mal gut an. "Das ist sehr löblich von dir, sowas hört man doch immer gerne." Nur war der Gymnasiarch noch lange keiner, der sich so einfach über den Tisch ziehen lassen würde, deshalb fragte er lieber mal genauer nach: "Aber darf man fragen, was du genau gerne tun würdest?" Wer weiß, was der Kerl vorhat. Da könnte ja jeder kommen...

  • "Ich glaube, daß ich unter den derzeitigen Möglichkeiten nicht imstande wäre, wirklich das zu leisten, was mir vorschwebt. Gewiss, ich kann mich der verfallenen Wohnviertel in Rhakotis annehmen, ich kann die Restaurierung öffentlicher Gebäude mit meinen Mitteln unterstützen. Doch es ist nichts Ehrenwertes. Es ist eine Verpflichtung."


    Er zögert einen Moment.


    "Mein derzeitiger Stand setzt mir Schranken auf. Wer bin ich schon ? Ein Metök, ein Iude, und das nicht mal sonderlich geachtet, wegen meiner griechischen Geschäftspartner und meiner tylusischen Herkunft."


    Da er selbst kein sehr gläubiger Mensch war, kam dies natürlich auch hinzu.


    "Ich möchte aktiv an den Entscheidungen der Stadt teilhaben, und da, mein lieber Freund, kommst Du ins Spiel. Ich möchte nämlich, daß du mir das ermöglichst."

  • "Du willst also alexandrinischer Bürger werden?" Die Vorstellung fand der Gymnasiarch jetzt irgendwie fad. "Kommst du da nicht ein bisschen spät? Ich mein, in deinem Alter... Aber gut, wenn du willst, dann melde dich zur Ephebie..." Ptolemaios musste einen Lacher unterdrücken, als er sich den dicken Mann eingeölt im Staub wälzend vorstellte.

  • Ioshua räusperte sich. Er hatte nicht vor, sich mit alexandrinischen Jünglingen im Kampf zu messen.


    "Du verkennst es. Ich habe nicht vor, mich einem Jüngling gleich im Sand zu suhlen und mit Öl einzureiben. Ich denke eher, daß wir durch eine entsprechende Vereinbarung, dahin kommen, daß keiner von uns sich irgendeine Blöße geben muß. Deine Dienste sollst Du natürich nicht umsonst getan haben..."

  • Da war Ioshua wohl an den Falschen geraten! Ptolemaios war dekadent korrupt, einfältig, ja. Aber er war Taditionalist, und was für einer! Beim Zeus, drei Kaiser hatten ihm das rhomäischer Bürgerrecht von sich aus angeboten und dreimal hatte er abgelehnt! Da würde er jetzt doch nicht zulassen, dass hier, im Heiligtum des Herakles und des Hermes, sich ein solcher Frevel vollzog. Da der Gymnasiarch aber keine Lust auf lange Erklärungen hatte, blickte er mit kalter Mine in Richtung Türe.


    "Für Fragen des Fiskus sind der Agoranomos und der Eutheniarchos zuständig, nicht ich."

  • "Versteh' es nicht falsch..."


    Ein zweitesmal würde er nicht hierherkommen, also setzte er alles daran, daß der Gymnasiarchos verstand.


    "Ich wünsche das alexandrinische Bürgerrecht zu erwerben. Doch Du wirst selbst sehen, daß es mir unmöglich ist, an derlei Trainingseinheiten teilzunehmen. Ich bin nicht dazu gebaut. :D


    Nicht desto trotz bin ich natürlich bereit, den erforderlichen Test abzulegen."

  • Jaja, die Vorurteile saßen tief in den Eingeweiden des Gymnasiarchen... :P


    "Enschuldige bitte. Allerdings muss ich dir leider mitteilen, dass es keinen "Test" gibt. Entweder, man hat in einer anderen Polis bereits die Ephebie gemacht oder man muss sie noch hinter sich bringen. Mal sehen, was wir da machen können... Hast du vielleicht in deiner Heimat bereits die Ephebie abgelegt.?"


    Sim-Off:

    Der Test ist eine reine Sim-Off-Angelegenheit.

  • Die Antwort hätte sich der Gymnasiarchos auch sparen können. Den einzigen Schweiß vergoß Ioshua regelmäßig, wenn er sich die Treppen seines Hauses hochschleppte oder seine Sänftenträger nicht in Sicht waren. 8)


    "Davon darfst Du ausgehen. Sonst hätte ich mir wohl kaum die Mühen gemacht, diesen Laden hier aufzusuchen."

  • Der Eutheniarch glaubte Ioshua das einfach mal. Es gab genug Juden, die die Ephebie durchlaufen, so weit war die Hellenisierung doch fortgeschritten.


    "Na gut. Aus welcher Polis kommst du denn, wenn ich fragen darf..."

  • "Gut, Ephesos also..." Der Gymnasiarch kannte die Stadt, es ist eigentlich eine ehrenwerte, große und bekannte Stadt, bestimmt würden die am dortigen Gymnasion gepflegten Standards für die alexandrinischen ausreichen. "Einen kleinen Moment bitte..." Der Gymnasiarch suchte ein paar Akten heraus und ging sie durch. "Ah, da haben wirs! Gut, du würdest die Voraussetzung für die alexandrinische Politie erfüllen.
    Allerdings muss ich dich darauf hinweisen: Bist du dir dessen bewusst, dass Alexandria derzeit leider keine Sympolitie anerkennt außer mit den Rhomäern. Das heißt, wenn du kein römischer Bürger bist, gehen alle deinen anderen Staatsbürgerschaften, solltest du welche haben, automatisch verloren, es sei dem, die Ekklesia verleiht dir die Ehrenbürgerschaft."

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