hortus | sideres - oder: Für eine Hand voll Hoffnung

  • Es hatte bereits vor einer Weile zu dunkeln begonnen. Rottöne in allen möglichen Schattierungen hatten sich in das Blau des Himmels gemischt, nur wenige, gelbdurchwirkte Wolken trieben träge über den Himmel, und es war lau. Kurz gesagt: Es war eine perfekte Nacht für das Vorhaben, welches ich Sisenna vor einigen Stunden versprochen hatte. Ein Sklave berichtete mir, dass die junge Dame bereits voller Ungeduld auf ihrem Zimmer wartete, doch da es noch nicht dunkel genug gewesen war, hatte ich noch gewartet, ehe ich sie holte. Das halbe Haus schien sich bereits zur Ruhe begeben zu haben, was nicht verwunderlich war, da die Reise allen noch in den Knochen steckte. Mir ebenfalls, doch nach Möglichkeit hielt ich meine Versprechen, und ein einem Kind gegenüber gegebenes Wort wog für mich nicht weniger als jenes, welches man Freunden oder auch dem Kaiser selbst gab. So hatte der Sklave, als er zum vierten Mal kam und mich über die immer noch wachsende Unruhe Sisennas informierte, den Auftrag erhalten, dafür zu sorgen, dass die Kleine nicht zu kühl gekleidet sein würde. Ich sortierte noch den Rest der üblichen Utensilien wieder in meinen Schreibtisch ein - ein Sklave wäre sicher weniger pedantisch gewesen als ich selbst - ehe ich mich erhob und mir eine dünne paenula organisieren ließ. Anschließend begab ich mich zu Sisennas Zimmer, klopfte und trat einen kurzen Moment später ein. Lächelnd sah ich meine Cousine an. "Na, bist du fertig?"



    Sim-Off:

    sideres = Sternbilder

  • Sisenna, die noch kein ausgeprägtes Zeitgefühl besaß, begann, nachdem die Dämmerung schon lääääängst hereingebrochen war, an dem Versprechen des Onkel Corvinus zu zweifeln, sie glaubte ohnehin seit langem nicht mehr an die Verlässlichkeit von Männern. Wieder und wieder lehnte sie sich zum Fenster hinaus und kontrollierte die Farbgebung des Himmels. Nach ihrer Ansicht war es bereits dunkel genug, aber niemand kam, um sie zu holen. Vor allem, wenn sie den Kopf nach links drehte, was sie natürlich mit Absicht tat, verschluckte die hereinbrechende Nacht bereits etliche Konturen. Den rechten Teilhimmel, der noch von den letzten Sonnenstrahlen angehaucht wurde, wollte sie mit Absicht nicht sehen.


    „Er kommt nicht“, jammerte sie, schob traurig die Brauen zusammen und ging mit gesenktem Kopf zu ihrem Bett. Mit einem Seufzer nahm sie darauf Platz, blickte auf ihre im Schoß liegenden Hände und fuhr dementsprechend unfreundlich den Sklaven an, der an sie herangetreten war.


    „Geh weg, ich will alleine sein!“ Ihre Hand holte einmal aus, so als könne sie den Sklaven damit verscheuchen. Dabei blickte sie nicht auf und übersah somit die wollene Kinderpalla, in den grobknochigen Händen. Stattdessen warf sie sich auf das Bett, rollte sich wie ein Igel ein und schaltete ab. Auch das Klopfen an der Tür ignorierte sie.


    Der Sklave wandte sich dem eintretenden Corvinus entgegen und hob bedauernd die Schultern. Die noch nicht angelegte Palla baumelte in seinen Händen, die er hilflos vorgestreckt hatte.


    Als Sisenna jedoch die Frage ihres Onkels vernahm, dessen Stimmlage sie unter den Sklaven sicher heraushörte, rollte sie sich wieder auf, krabbelte vom Bett und kam mit einem Strahlen auf ihn zugelaufen.


    „Du bist ja doch noch gekommen“, stellte sie erleichtert fest, während sie seine Rechte mit beiden Händen umfasste und gleichzeitig mehrmals hüpfte.

  • Dem Sklaven hatte ich den wärmenden Umhang aus der Hand genommen. Ich wollte ihn Sisenna selbst umlegen. Sie hatte scheinends angenommen, ich würde nicht zu meinem Wort stehen, denn sonst wäre sie bereits angekleidet gewesen und hätte nicht auf ihrem Bett liegend geschmollt. Schmunzelnd entwand ich ihr meine Rechte und erwiderte, während ich bereits die palla ihr umlegte: "Natürlich. Ein Aurelier muss immer zu seinem Wort stehen, Sisenna, und in deinem Fall mache ich das sogar gern. Zieh dir das über." Ich wandte mich zu dem unbeholfen in der Ecke stehenden Sklaven um und schickte ihn fort. Sisenna und ich würden in den Garten gehen, vielleicht sah man vom xystus aus bereits etwas, wenn nicht, würde ich es auf der freien Fläche für die Ballspiele versuchen. Ich reichte ihr meine Hand. "Bist du bereit? Dann können wir los." Und kaum hatte ich es gesagt und mich vergewissert, dass Sisenna fertig war, führte ich sie auch schon aus ihrem Zimmer hinaus, die Treppe hinunter, durch das atrium hindurch und steuerte den Säulengang an. Zwischendurch warf ich Sisenna prüfende Blicke zu. Ob sie ahnte, was ich vor hatte? "Du hast doch keine Angst im Dunkeln, oder?" fragte ich sie, als wir in das düstere Peristyl hinaustraten und ich den in Düsternis daliegenden Garten ansteuerte. Nur wenig später traten wir auf den xystus hinaus und ich sah, was ich sehen wollte. Über uns spannte sich ein rabenschwarzer Himmel, gespickt mit hellen Punkten. Ich wandte mich Sisenna zu und lächelte sie flüchtig an. "Wir sind da."



    Sim-Off:

    Ein erster Versuch, was Gescheites zu schreiben. Hm, ich glaube, beim Rest warte ich noch etwas, das klingt ein wenig holprig, leider.

  • Sisenna genoss es, einmal von einem Verwandten umsorgt zu werden. Sie konnte sich nicht erinnern, ob sie so etwas Außergewöhnliches schon einmal erlebt hatte, denn dafür waren in aller Regel ja die Sklaven da. Sie stand ganz artig, fast unbeweglich, als der Onkel Corvinus die Palla über ihre Schultern legte. Als er nun sogar behauptete, gerne zu dieser Verabredung gekommen zu sein, glänzten ihre Augen, die sie nicht mehr von seinem Antlitz abwenden konnte. Oh, war der Onkel toll! Sie neigte ihr Köpfchen leicht zur Seite, betrachtete sein Äußeres auf eine ganz neue Weise und beschloss in diesem Moment, dass ihr späterer Mann einmal wie Onkel Corvinus sein sollte. Natürlich dachte Sisenna über das Heiraten nach, alle Mädchen liebten diesen Gedanken. Ob er sie vielleicht sogar mochte? Ob er vielleicht sogar in ihr ein kleines Fräulein sah?


    Natürlich war sie bereit! Was für eine Frage?! Ihre Linke griff eilig nach der annähernd dreifach so großen Hand des Onkels, sie lächelte nochmals über beide Wangen und ließ sich erhobenen Hauptes aus dem Zimmer führen. Ihre Bemühungen, sich elegant und erwachsener zu bewegen, mussten hölzern wirken, aber sie wollte Eindruck auf ihn machen. Vor allem beim Treppenabwärtsgehen bemühte sie sich darum, nicht den Fuß abzusetzen, wie sie es noch oft tat, und auch nicht permanent auf die jeweils untere Stufe starren zu müssen. Das war aufregend, daher überzog ihre Wangen schon bald ein zartrosa Hauch.


    Angst? Sie hatte doch keine Angst im Dunkeln, wenn sie an der Hand ihres Helden lief.


    „Nur kleine Mädchen kennen Angst“, sagte sie mit Überzeugung. Sie würde doch niemals zugeben, vor allem nachts voller Angst zu sein, aber nicht vor der Dunkelheit, sondern vor dem Alleinsein. Aber sie glaubte, dass große Mädchen keine Ängste mehr kennen, daher verschwieg sie diese Regungen. Sie hatte längst vergessen, was Onkel Corvinus eigentlich mit ihr vorhatte, für sie war es die erste Verabredung ihres Lebens mit einem Jungen. Es machte ihr nichts aus, dass der Junge bereits recht erwachsen war. Und wie es in den Geschichten immer zu hören war, wurde das Mädchen unter den Sternenhimmel geführt. Sisenna strahlte über das gesamte Gesicht, als er sagte, sie seien da. Und er lächelte dabei sogar.


    Ja, sie waren jetzt da. Und was würde jetzt folgen? Wie war das noch in den Geschichten? Sisenna hatte keine Ahnung, wie sie sich jetzt verhalten musste, daher nickte sie mehrmals in auffälliger Weise, schwieg aber beharrlich, weil sie nicht wusste, was man in solchen Fällen sagt.



    edit: doppeltes Wort entsorgt.

  • Ich schmunzelte Sisenna an und nickte bestätigend. "Ah, natürlich. Gut, dass du mich daran erinnerst. Da kannst du ja auch gar keine Angst haben, denn du bist ja kein kleines Mädchen mehr, sondern schon eine große Dame." Lächelnd strich ich über ihre Wange. Sisenna war zwar erst wenige Jahre alt, aber sie musste schon früh damit anfangen, Größe zu beweisen. Nicht nur, dass ihre Eltern sie mehr vernachlässigt hatten als gesund war, nun waren sie sogar vollends aus der irdischen Welt verschwunden. Die zarte Rötung ihrer kindlichen Pausbäckchen sah ich in der Dunkelheit nicht, einzig ihre Augen funkelten, aber das sagte mir schon, dass sie diese Mission für ein Abenteuer hielt. Das hatte ich zwar nicht beabsichtigt, aber alles, was sie glücklich machte, war gut, denn nach all der Angst und all der Vernachlässigung verdiente sie durchaus einen Überfluss an Aufmerksamkeit, befand ich.


    Auf dem xystus waren die Kissen und Zierden bereits abgeräumt worden, da man sie über Nacht verstaute. Im morgendlichen Tau würden sie sonst einnässen, und man wusste nie, ob nicht trotz der Hunde jemand versuchte, ins Haus zu gelangen, den man eigentlich fernhalten wollte. Ich steuerte mit Sisenna an der Hand einen Stuhl an, setzte mich und hob sie dann hoch, damit sie auf meinem rechten Oberschenkel Platz nehmen konnte, wie schon beim Essen. Ich meinte, einen schwachen Hauch Parfum an ihr wahrzunehmen und fragte mich, wem sie wohl welches stibitzt hatte. "Hast du dich in letzter Zeit oft einsam gefühlt?" fragte ich sie und wartete, bis sie mir geantwortet hatte, ehe ich fortfuhr. "Deine Eltern haben dich sehr lieb, weißt du, auch wenn sie nicht oft für dich da waren. Manchmal müssen wir nämlich Dinge tun, die wir eigentlich gar nicht wollen. Deine Mama hat dich hierher geschickt, weil sie krank wurde und wusste, dass du dann ganz traurig wärst. Sie wollte vermeiden, dass du oft bei ihr am Bett sitzt und weinst. Sie hat sich nämlich viel lieber gewünscht, dass du mit anderen Kindern und deinen Puppen spielst. Und dann kamst du hier an und es war keiner da, nicht wahr?" Wieder wartete ich, bis sie geantwortet hatte. "Dein Papa war nicht oft da, weil er einen ganz wichtigen Auftrag bekommen hat: Er ist nämlich zum Aufpasser über alle Schreiber und duumviri und Magistrate ernannt worden, und zwar vom Kaiser selbst. Und du weißt ja, dass der Kaiser der wichtigste Mann im ganzen Reich ist", erzählte ich, auch wenn die Dinge nicht ganz der Wahrheit entsprachen. Doch mit ihren fünf Jahren hätte Sisenna das ganze Ausmaß der Gegebenheiten gewiss noch nicht verstanden, also ließ ich einiges weg und vereinfachte anderes.

  • Sisenna erstrahlte förmlich bei seiner Bemerkung, sie sei bereits eine große Dame. Er nahm sie tatsächlich ernst. Er schob sie nicht ab, er hörte ihr zu und sagte auch nicht, sie wäre noch zu klein, um zu verstehen. Noch gänzlich unter diesem Eindruck stehend, ließ sie sich zu dem Stuhl führen und hochheben. Sie legte ihren linken Arm auf seine Schulter, die Hand berührte dabei seinen Nacken. Zunächst bewunderte sie die Sterne, die sie in der Vielfalt noch nie gesehen hatte, bot der Blick aus ihrem Fenster doch nur eine eingeschränkte Sicht. Sie nickte, als die Frage nach ihrer Einsamkeit kam, sagte aber nichts, sondern betrachtete unverwandt den Nachthimmel. Als Corvinus jedoch anfing, von ihren Eltern zu sprechen, schaute sie ihn mit dem typischen Sisenna-Blick an, der dadurch entstand, wenn sie anstelle den Kopf in den Nacken zu legen, allein ihre Augen nach oben richtete. Ihr Gesichtsausdruck wirkte dadurch staunend oder auch fragend. Sisenna verstand zwar, was Corvinus sagte, aber verarbeiten konnte sie es nicht. Warum musste Mama denn krank werden, wenn sie es gar nicht wollte?


    Sisenna begann aus Nervosität sachte an Corvinus’ Nackenhaaren zu zupfen, sie war sich dieser Handlungen nicht bewusst. Vielmehr stellten sie ein Ventil für nicht zu bewältigende Informationen dar. Sie hörte, dass ihre Mutter alleine sein wollte und sie registrierte, dass ihr Vater wichtige Aufträge für den Kaiser ausführte.


    „Und ich bin keine Kaiserin“, schlussfolgerte sie leise, denn wäre sie eine, würde Vater auch sie für wichtig erachten. Dabei hatte sie immer häufiger versucht, Kaiserin zu spielen, um gesehen zu werden. Sie wendete den Blick ab und grübelte nach. Ihre Bemühungen waren bislang erfolglos geblieben, aber sie nahm sich in diesem Augenblick vor, einmal eine ganz wichtige Frau im Reich zu werden, weil sie inzwischen glaubte, Beachtung und Liebe erhielt man allein durch Leistung oder durch einen Titel. Ein Prozess, der die Überzeugung beinhaltete, Liebe müsse man sich verdienen, man bekommt sie nie umsonst, setzte sich bereits in Mantua in Gang, verstärkte sich in Rom und fand erneut seine Bestätigung. Die Lösung lag auf der Hand.


    „Weißt du, was ich tun muss, um Kaiserin zu werden?“ In ihrer Frage schwang die Bitte mit, ihr darin Hilfe und Unterstützung zu gewähren. Gleichsam bittend blickte Sisenna Corvinus an.

  • Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass ein fünfjähriges Mädchen nicht wusste, dass man krank werden konnte, ohne es zu wollen. Und weil ich annahm, dass sie dieses Wissen bereits hatte, war ich der Meinung, dass Sisenna meine Worte eigentlich hätte verstehen müssen. Das Zupfen von kleinen Kinderhänden, die stets schwitzig waren und zumeist klebrig anmutenden, nahm ich zwar wahr, doch da es nicht schmerzte, ließ ich sie gewähren. Die Schlussfolgerung Sisennas mutete verwirrt an und kindlich - kein Wunder, Sisenna war schließlich eines. "Das stimmt", sagte ich also auf ihre Feststellung hin und betrachtete das kleine Mädchen mit dem naturlockigen Haar und dem aufgesetzen Hundeblick. Ihre Frage bescherte mir sodann erste Zweifel ob ihres Verständnisses meiner Worte. Mir kamen ihre Bemerkung die Häschen betreffend wieder ins Gedächtnis, und ich setzte anders an, nachdem ich ihre Frage beantwortet hatte.


    "Kaiserin wird man nicht so einfach. Unsere Kaiserin ist nur Kaiserin geworden, weil der Kaiser sie geheiratet hat. Du müsstest also einen Kaiser heiraten....und weil unser Kaiser ja schon verheiratet ist, geht das nicht. Aber du hast verstanden, warum dein Papa nicht einfach die Befehle des Kaisers ignorieren und sich mehr um dich kümmern konnte, ja?" fragte ich nach und wartete auf eine Bestätigung. "Du hast vorhin von den kleinen Hasen erzählt. Die, die du gesehen hast, werden nie groß und können auch nie über die Wiese hoppeln. Ihr Herz schlägt nicht mehr, weil sie nichts mehr zu essen bekommen haben. Das passiert auch, wenn man sich sehr verletzt, sich Soldaten bekriegen zum Beispiel. Oder auch wenn man sehr alt ist oder etwas Giftiges isst. Und dann schließt man die Augen und der Geist gleitet ins elysium. Du weißt, was das ist? Hat es dir schon mal jemand erklärt?" fragte ich meine kleine Cousine.

  • Während Onkel Corvinus erklärte, wie man zu einer Kaiserin wurde, hörte Sisenna gebannt zu. Sie bemerkte nicht, wie sich ihr Mund einen Spalt öffnete und auch das Spiel am Haaransatz setzte sie unbewusst fort. Ihre Augen hingen an seinen Lippen, während sie die Auskunft verinnerlichte, allein durch eine Heirat einflussreich, mächtig und, so schlussfolgerte sie, auch beliebt werden zu können. In ihrem Kopf setzte sich fest, sie müsse eines Tages einen wichtigen Mann heiraten, und wenn der Kaiser eben bereits vergeben war, musste es ein anderer sein. Bestimmt gab es auch ein Kaiserkind oder sogar mehrere. Der Gedanke fesselte sie derart, dass sie nur unzureichend Corvinus’ weiteren Ausführungen folgte. Sie wusste, Erwachsene durfte man nicht unterbrechen, aber weil sie so aufgeregt war, zappelte sie fortwährend auf seinem Oberschenkel herum, während sich die Linke inzwischen an seiner Schulter abstützte und die Rechte hektisch winkte, um dem Onkel anzuzeigen, dass sie etwas sagen wollte.


    Endlich hatte er geendet und sofort platzte sie heraus: „Besuchst du mit mir einmal den Palast?“ Mit großen Augen, die ihren sehnlichen Wunsch unterstrichen, schaute sie Corvinus an.


    Um den Onkel nicht betrüblich zu stimmen, antwortete sie anschließend artig auf seine Frage nach ihrem Verständnis für den Papa, die sie mehr oder weniger bruchstückhaft aufgenommen hatte. „Ja.“ Sie nickte dabei eine Spur zu übertrieben, denn obwohl sie nun bereits wiederholt gehört hatte, dass der Papa wichtige Aufträge zu erledigen hatte, fand sie seine Abwesenheit natürlich gar nicht schön.


    Als Corvinus plötzlich auf die kleinen Hasen zu sprechen kam, sackte der Kinderkörper in sich zusammen. Die Hand rutschte von der Schulter und legte sich neben die andere in ihren Schoß. Mit einem Seufzer, der theatralisch wirken mussten, hörte sie weiterhin zu, während ihr Blick nach unten gerichtet war. Die Worte „dann schließt man die Augen und der Geist gleitet ins elysium“ lösten einen weiteren Seufzer aus. Auf die Frage, ob sie wüsste, was das Elysium sei, ruckte ihr Kopf herum, denn natürlich „wusste“ sie das, auch wenn sie es nicht verstand. Leider geschah diese Aktion derart abrupt, denn sie wollte ja ihre Klugheit beweisen, sodass sie auf dem runden Oberschenkel das Gleichgewicht verlor. Nach Halt suchend, griff die eine Hand nach der Tunika des Onkels, während sich die andere auf dem zweiten Oberschenkel abstützte. In dieser Querlage rang sie um Balance, denn sie wollte keineswegs abstürzen. Es dauerte bange Momente, bis sie wieder sicher saß.


    „Sind Mama und Papa schon bei den Sternen und sehen sie zu mir herab?“, fragte sie hoffnungsvoll und anstelle einer Erklärung, was sie alles bereits wisse, denn eines hatte sie sich vor allem gemehrt: Die besten Menschen kehrten gleich nach dem Tod zu den Sternen zurück, während die Mittelmäßigen ausharren mussten und die Schlechten auf ewig bestraft wurden. Aber wie das alles ging, verstand sie trotzdem nicht.

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