• Zwar war Pulchers äußere Metamorphose vom Halbwilden zum ehrbaren Mitglied der Gesellschaft weitgehend abgeschlossen, er trug teure, weiche Kleidung, schlief alleine in einem ruhigen und wohltemperierten Schlafzimmer und nahm täglich ein paar üppige Mahlzeiten aus auserwählten und abwechslungsreichen Speisen ein, aber ein letzter Schritt zum Menschwerden fehlte noch: Ein ausgiebiges Bad, das Körper und Sinne in Schwung bringt. Und weil es im hauseigenen Bad zu einsam ist (Sklaven sind oft sehl langweilige Gesprächspartner), beschloss er, die Thermen des Agrippa aufzusuchen.


    So gab er seine Kleidung im Apodyterium ab und beschloss, die ganze römische Bäderlaufbahn durchzulaufen. Station I war das heiße, dampfige Caldarium, welches er nun splitternackt betritt, um sich ein bisschen zu erwärmen. Das Caldarium ist nicht unbedingt leer, einige Herren sitzen schwitzend und keuchend auf den Bänken, manche unterhalten sich angeregt, während sie gerade am zerlaufen sind. Durch die dichten Dampfschwaden kann Pulcher ein freies Plätzchen ausmachen, wo er sich mit dem blanken Hinterteil auf den feuchten Marmor niederlässt...

  • Neben dem Aelius sass gerade Detritus, der sich auch mal ausnahmsweise etwas otium in den Thermen gönnte, er sah ihn an und...ach das war doch Callidus, sein alter Kumpel. Er klopfte ihm auf die Schulter und begrüßte ihn.


    "Salve Callidus, was treibt denn dich hierher?"

  • Verwundert schaut Pulcher, den die Hitze, der Dampf und die Feuchtigkeit etwas schläfrig gemacht haben, um, als er auf einmal eine Hand auf seiner schweißnassen Schulter spürt. Den Mann, dem die Hand gehört, hat Pulcher verständlicherweise noch nie gesehen.


    "Öh, äh... verzeihung, aber da muss ein Irrtum vorliegen..." stottert er verdattert. Dann fällt ihm aber ein, dass man ihn und Callidus ja sehr leicht verwechseln kann. Er fängt sich und meint freundlich: "Ich bin nicht Callidus, ich bin sein Zwillingsbruder Publius Aelius Pulcher." und mit einer einladenden Geste macht er etwas Platz auf der Bank, so dass auch der andere Mann sich hinsetzen und mal so richtig durchschwitzen kann.

  • Detritus sah den Zwilling des Callidus vollkommen verduzt an, war heute Saturnalia, dass Callidus so witzig war oder sprach dieser Mann die Wahrheit?


    "Callidus hat nie was von einem Zwillingsbruder erzählt und wir kennen uns nun seit Jahren..."


    In der Zwischenzeit nahm er neben dem Aelius Platz und bedankte sich dafür.


    "Faszinierend ihr seht ja beide genau gleich aus..."

  • Pulcher schaut etwas betreten. Wahrscheinlich, dass Callidus ganz einfach nicht von seinem Zwillingsbruder erzählen wollte... "Naja, ich war "einige Zeit" fort..." meint er deswegen nur. "Und dass wir gleich aussehen ergibt sich aus der Tatsache, dass wir Zwillingsbrüder sind. Da kommt sowas oft vor. :P", wobei Pulcher natürlich nichts von der Natur "eineiger" und "zweieiger" Zwillinge weiß.

  • Detritus kratzte sich seine Birne und war etwas durcheinander.


    "Ich verstehe." Lange betrachtete er noch den Aelius. "Und was führt dich nach Rom?" Vielleicht wollte er ja nur kurz seinen Bruder besuchen oder sesshaft werden, fragen kostete ja nichts und das tat der Octavius nun auch, immerhin hatte er während seiner Amtszeit bei der Cohortes Urbanae die hohe Kunst des Verhörs erlernt.

  • "Was mich nach Rom führt...? Naja, wie gesagt, ich war "einige Zeit" fort..." Ein Thema, das Pulcher mal so rausgerutscht, aber eigentlich unangenehm ist. Deswegen unterbricht er sich selbst und bleibt beim Wesentlichen. Etwas pathetisch meint er: "Auf jedem Fall habe ich bei meinem toten Vater geschworen, Rom zu dienen und meiner Familie Ehre zu machen!" Dann stockt er wieder. "Mit wem habe ich übrgens die Bekanntschaft?"

  • Anscheinend wollte er darüber nicht reden, aber das war egal.


    "Ein toller Grundgedanke, für mich gibt es auch nichts Wichtigeres als Rom zu dienen und meine Ahnen und meine Familie Ehre zu machen." Ein wirklich römischer Grundsatz, genau wie es sich für einen Aelius gehörte.


    "Entschuldige wenn ich mich noch nicht vorgestellt habe. Ich bin Lucius Octavius Detritus, Senator, Curator Rei Publicae und Praeceptor." :)

  • Pulcher staunt nicht schlecht. Der Mann scheint es zu was gebracht zu haben. Kein Wunder, schließlich ist er ja ein Freund seines Bruders und somit muss er ein wichtiger Mann sein. "Freut mich, dich kennen zu lernen, Octavius Detritus." Langsam wird ihm sehr heiß hier. "Sag mal, Detritus, was hältst du davon, wenn wir mal ins Tepidarium überwechseln und dort weiter reden?"

  • Pulcher folgt Detritus, der es sehr eilig hat, ins Tepidarium zu kommen. Wohl einer von diesen Leuten, die es immer absichtlich vergessen, sich einzuölen und abzustriegeln und sich danach beschweren, dass das Wasser in den Becken so dreckig ist. :P Aber Pulcher sagt nichts, denn so hat er es eigentlich auch lieber. Er gleitet zu Detritus ins Becken und antwortet:


    "Tja, weißt du, bis jetzt hab ich noch keine Stelle gefunden..."

  • "Du bist also ein unbeschriebenes Blatt?" Echt komisch hatte Callidus keine Zeit sich darum zu kümmern oder wollte es sein Zwillingsbruder von alleine schaffen, naja wie dem auch sei Detritus hatte nun als Curator rei publicae jede Menge Chancen den Bruder des Callidus eine gute Arbeit zu verschaffen und das würde er natürlich auch tun.

  • Wieder einmal meint Pulcher nach einigen Zögern: "Ich sagte doch, dass ich lange weg war. Sehr lange. Über ein Jahrzehnt um genau zu sein. Ich verließ Italia noch unter der Tyrannis des letzten Flaviers und kehrte erst vor einigen Wochen wieder zurück. Deswegen kenne ich außerhalb der Familia auch Niemanden in Rom und die Sitten und Institutionen scheinen sich sehr geändert zu haben, zum Glück."

  • "Ach dann bleibt mir ja nichts anderes übrig. Ich muss mich um dich kümmern." Doch wo konnte man diesen jungen Mann am Besten einsetzen, er wusste es nicht und deshalb fragte er mal nach was er so alles konnte. "Was kannst du denn so alles? Kannst du zum Beispiel lesen und schreiben?"

  • Pulcher lacht laut auf! Erwartet der Mann wirklich, dass es einen Aelier gibt, der nicht lesen und schreiben kann? Er erklärt: "Latein, Koiné und Aramäisch. Fließend." Es soll ja angebllich auch Menschen geben, die tatsächlich aramäisch sprechen. "Sonst bin ich in allen Artes Liberales ausgebildet und habe diverse Schulen und Lehrmeister in Rom, Ostia, Rhodos, Athena, Corinthus, Pergamon und Antiochia besucht." Soviel zum theoretischen. Im Praktischen hat Pulcher eigentlich gar keine Erfahrungen, aber das muss man den Mann doch nicht auf die Nase binden. "Ich denke, ich würde einen guten Verwalter abgeben. Am Liebsten in Staatsdiensten, das bin ich meinem Vater und der Familia schuldig."

  • Wunderbar! Den in nächster Zeit würden sowieso Stadtwahlen stattfinden, denn soweit er recherchiert hatte waren die letzten Wahlen am PRIDIE ID DEC DCCCLVI A.U.C. (12.12.2006/103 n.Chr.) gewesen. "Da kommst du gerade richtig, denn bald finden in den Städten Italiens Wahlen statt, dort kannst du dann deine Kandidatur abgeben und bestimmt wirst du mit deiner Ausbildung gewählt, falls du dich nicht dumm anstellst."

  • Pulcher überlegt kurz und kommt zu dem Entschluss, dass ein Magistratsposten irgendwo in der italischen Provinz, am besten in Latium, nicht allzu fern von Rom, oder im schönen Kampanien, wo man noch kultiviert griechisch sprach und lebte, keine schlechte Stelle wär für den Anfang. "Ich danke dir für deine Hinweise, Detritus. Wann und wo sollen die Wahlen denn stattfinden?"

  • "Das weiß ich leider nicht genau, jedoch werde ich dir sobald der Termin festgelegt wurde eine Nachricht zukommen lassen. Ich bin mir nur über eines bereits sicher und zwar dass es Wahlen in den Städten von Ostia und Misenum geben wird."

  • "Sehr gut." Die beiden Städte liegen genau in der von Pulcher bevorzugten Ecke. "Vor allem in Ostia habe ich einige Zeit verbracht und kenne mich in dieser Stadt aus." Langsam wird Pulcher das warme Wasser irgendwie lästig und ein Blick auf seine Fingerkuppen verrät, dass man vielleicht mal das Becken wechseln sollte.
    "So, ich bin jetzt genug aufgeheizt. Wollen wir ins Frigidarium springen, ich denke, es wird langsam Zeit."

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