Gästezimmer II

  • Traurig nickte Valentina auf die Worte ihres Bruders. Klar, hatte sie jetzt nicht damit gerechnet, dass sie zusammen ziehen können. Aber es war schon traurig zu hören, dass er wirklich nicht bei ihr sein konnte. "Nein, Geld brauche ich nicht. Zwar habe ich noch nicht gefragt, aber ich werde vielleicht als Schreiberin in der hießigen Schule anfangen. Man hat mir schon ein Angebot gemacht. Das werde ich annehmen und dann verdiene ich mein eigenes Geld."


    Sie seuftzte. "Was Narcissa angeht, weiß ich nicht was sie macht. Aber du hast recht, ich werde nicht mehr all zu lange die Gastfreundschaft der Duccier in Anspruch nehmen können. Es wäre wohl mehr als gut, wenn wir dieses Haus so schnell wie möglich anschauen. Und dann werde ich dafür sorgen, dass es wieder auf Vordermann gebracht wird." Sie sah zu ihrem Bruder auf und lächelte.

  • Sim-Off:

    Sorry, Schwesterchen, hatte es übersehen :(



    Sie wollte als Scriba für die Schule arbeiten? Sein Schwesterchen und arbeiten, unglaublich. Valerian staunte nicht schlecht und nickte schließlich. "Wenn Du trotzdem etwas brauchst, dann sag es bitte, ja? Ach, Valentina, ich kann es immer noch nicht glauben, daß Du hier bist." Er strahlte sie an, legte seinen Arm nochmal um sie und drückte sie leicht an sich.


    "Was meinst Du? Wollen wir gleich mal sehen, wie es in der Casa aussieht? Ich habe keine Ahnung, wann der Centurio mir das nächste mal Ausgang genehmigt. Er ist nämlich auf mich im Moment nicht so gut zu sprechen." Dabei grinste er jungenhaft frech. Anscheinend hatte er sich doch nicht so sehr verändert.

  • Ragin lag auf dem weichen Bett und starrte an die Decke. Es war spät in der Nacht, aber schlafen konnte er nicht. Zu aufgewühlt waren seine Gedanken. Zu viel hatte er am heutigen Tage gesehen und erlebt. Zu viel erfahren, als dass er nun einfach so einschlafen konnte. Schon bald würde die Sonne aufgehen. Er wollte an der Zeremonie im Garten teilnehmen. Nicht nur, weil es sich so gehörte, sondern auch, weil er Phelan mochte. Und die anderen. Er und der kleine Wolf hatten gestern noch lange geredet.


    Schließlich schlief er doch ein. Es war vielmehr ein Wegdämmern, gefolgt von einer Art Schwebezustand. Als sich der erste Lichtstreif am Horizont zeigte, schlug Ragin die Augen auf. Er fühlte sich wie gerädert. Aber er stand dennoch beinahe augenblicklich auf. Müßiggang war nichts für ihn. Und er hatte versprochen, dass er kommen würde. Unten im Haus waren leise Stimmen zu hören und Schritte. Ragin lächelte. Das fühlte sich gut an. Irgendwann würde er in seinem Haus so aufwachen. Und dann würden es seine Kinder sein, die trappelten und scherzten. Nicht Fremde, die ihn aufgenommen hatten.


    Ragin trat an die Schüssel und goss ein wenig Wasser hinein. Er wusch sich ein wenig. Das Tuch, mit dem er sich trocknete, war weich. Alles hier schien davon zu zeugen, wie gut es der Ducciersippe ging. Und das unter Römern. Ragin wunderte sich immer noch darüber. Er überlegte. Dann zog er sich an und flocht sich Perlen in den Bart. Wie er es verstanden hatte, war heute ein großer Tag für Phelan. Das rechtfertigte die Zierde allemal. Sein Blick fiel auf den Dolch. Verglichen mit denen, die er am gestrigen Abend gesehen hatte, wirkte seiner wie ein schartiges Metzgermesser. Ragin konnte nicht umhin, sich ein wenig zu schämen. Dennoch fädelte er die Scheide auf den Gürtel und zog ihn straff. Dann ging er hinunter.

  • Als Lando Dinge erfahren hatte, die ihm in Bezug auf Ragins Problem weiterhelfen könnten, machte er sich gleich am nächsten Tag auf, und klopfte nach seiner Rückkehr in die Casa an die Tür des Gästezimmers, in dem der Chatte bisweilen residierte...

  • Ragin stand vor dem Spiegel und sah sich an. Er hatte sich den Bart gestutzt. Das ließ ihn nun nicht mehr so wild und vertrauensunwürdig aussehen. Er wirkte zivilisierter. Wenn er es jetzt noch schaffte, ein wenig freundlicher aus der Wäsche zu schauen, wirkte er nicht mehr wie ein grimmiger Römerfeind, sondern wie der nette Germane von nebenan. Ragin zog seinem Spiegelbild eine grollende Grimasse und zuckte überrascht zusammen, als es klopfte. „Ja?“ fragte er.

  • Als Lando die Tür öffnete, und in dieser stehen blieb, sah er dass der Gast der Familie sich anscheinend rasiert hatte.


    "Jetzt noch einen Knoten ins Haar, und du würdest aussehen als wärest du bereit für ein Thing.", schmunzelte Lando den immernoch recht fremden Germanen an, dem er aus innerer Überzeugung der Gastfreundschaft ein Heim für die nächste Zeit gestellt hatte, "Ich habe Nachricht für dich. Bevor du dich aufregst: ich weiß nicht wo deine Frau ist. Allerdings kenne ich jemanden, der uns mit Informationen versorgen könnte... und bevor du dich zu sehr freust: es ist relativ schwer an ihn heran zu kommen, weil er keinen festen Sitz hat. Ein umherziehender Sklavenhändler, der kauft und verkauft wo er Ware findet, in seinem Fall Menschen, die von den unbarmherzigen Nornen in seine Arme geschickt werden. Wenn wir etwas über deine Frau heraus finden wollen... dann wäre er die erste Adresse. Es wird allerdings eine Weile dauern, bis er wieder nach Mogontiacum, so heißt diese Stadt, kommen wird, da er gerade erst hier war."


    Er machte eine kurze Pause, um dem Mann die Möglichkeit zu vergeben zu verarbeiten was er ihm gerade gesagt hatte.


    "Es ist deine Entscheidung, ob du die Suche auf eigene Faust weiterführen willst, oder ob du wartest bis er wiederkommt. Bei zweiterem wärst du natürlich ohne Frage weiterhin unser Gast."

  • Es war Lando, und bei seiner Bemerkung sah Ragin ihn erst verdutzt an, griff sich dann an den Bart und begann zu grinsen. „Dann gibt es hier also tatsächlich einen Thingplatz?“ fragte er statt einer spaßigen Erwiderung halbernst zurück. „Nicht schlecht für eine Römerstadt.“


    Ragin kniff augenblicklich die Augen zusammen, als Lando die ominöse Nachricht erwähnte. Natürlich dachte er dabei sofort an Siv. Aber schon beim nächsten Satz entspannte er sich wieder ein wenig. Ragin unterdrückte ein Seufzen. „Dieser…Titus Trank….“ Beim Gespräch mit Phelan am vergangenen Abend hatte er gut aufgepasst, doch der Name war schwer zu merken, wenn man nichts hatte, was man damit in Verbindung bringen konnte. Kein Gesicht und keine Ähnlichkeit im Wort. Als Lando geendet hatte, schwieg Ragin vorerst. Im würde ohnehin keine andere Wahl bleiben, als der Sippe der Duccier zu vertrauen – Ragin konnte die Römersprache nicht sprechen. Er fuhr sich durch den frisch gestutzten Bart, sah zu Boden und dann wieder zu Lando hin. Es war ein Grashalm. „Wenn es…keine Umstände macht, würde ich gern auf diesen Mann warten“, erwiderte er.


    /ersten Absatz vergessen einzufügen...

  • "Nein, die Thingaz unserer Region werden mit Vertretern der anderen Stämme und Gemeinschaften mehrere Reitstunden von hier abgehalten. Erst kürzlich hat eins stattgefunden. Was das sakrale angeht, tun die meisten von uns sich immernoch schwer damit, die in Stein gehauenen Tempel der Römer als passenden Platz für Opfer und Anbetungen zu akzeptieren... ich selbst zähle mich auch dazu. Wohnen in Stein, schön und gut, es hält warm... aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Wodan und die anderen Asen gerne in Stein einsperren lassen. Deshalb beten wir sie immernoch in der Natur an, so wie es unsere Väter getan haben.", dozierte Lando kurz über die Glaubens- und Versammlungspraktiken der hiesigen Germanen.


    "Titus Tranquillus, sehr richtig.", komplettierte Lando den Anfang von Ragins Satz, und sah dem Mann gleichsam an, dass es ihm unangenehm war. Was er selbst verstehen konnte, nahm er doch selbst von Fremden so wenig Hilfe wie nur irgend möglich an, "Wenn es dich beruhigt, kannst du gerne im Haushalt helfen, oder in der Hros den Männern zur Hand gehen, die dort arbeiten. Leif ist mein Vorarbeiter in der Hros, er leitet dort alles, und wird dir zeigen was du tun kannst.. wenn du denn möchtest. Albin steht dem Haushalt an sich vor, aber ich gehe davon aus, dass es dir lieber wäre draußen mit den anderen zu arbeiten. Ich muss mich entschuldigen, ich bin in der Stadt ziemlich eingespannt... dafür, dass wir hier leben dürfen, muss jeder seinen Teil dazu beitragen, dass es mit der Stadt und der Provinz vorangeht."

  • Ragin nickte. Er teilte Landos Meinung. Wobei er sich auch noch ein wenig schwer tat, sich in diesem Haus wohlzufühlen. Nicht der Gastfreundschaft wegen, sondern aufgrund der Bauart. Aber er würde sich schon daran gewöhnen, dachte er bei sich. Und es wäre auch nicht für lange. Zumindest redete er sich das halbherzig ein, schließlich wollte er Landos Sippe nicht auf der Tasche liegen und schnellstmöglich Siv wiederfinden. Nur… Wer wusste schon, wann dieser Sklaventreiber hierher kam?


    Lando ahnte vermutlich nicht, wie dankbar Ragin wirklich für das Angebot war, das er ihm kurz darauf machte. Ragins Mundwinkel zuckten nach oben. „Das ist gut. Das werde ich gern tun. Die Hros wäre mir lieber. Ich kann auch recht gut mit Pferden umgehen“, bestätigte er sogleich das gemachte Angebot. Er würde sich nicht allzu nutzlos und schmarotzerhaft vorkommen, wenn er für Brot und Bett arbeitete. Und er hoffte, dass er unterdessen die Römersprache lernen konnte, zumindest ein wenig. Ragin blickte auf und sah Lando an. „Wenn es sonst noch etwas gibt, das ich tun oder bei dem ich helfen kann, zögere bitte nicht, es mich wissen zu lassen. Ich schulde dir und den Deinen großen Dank für eure Hilfe. Das geht weit über die Gastfreundschaft heraus.“ Ragin war sich darüber selbstverständlich im Klaren. Er hob einen Mundwinkel. „Wo finde ich eure Hros?“ Er hatte zwar langgestreckte Stallungen in der Nähe gesehen, aber das bedeutete schließlich nicht, dass das die Stallungen der Duccier waren.

  • "Schau aus dem Fenster.", schmunzelte Lando, und deutete auf das mit mit weißem Glas (klares Glas war immernoch viel zu teuer) besetzte Fenster, "durch das Anwesen, das große Tor gen Westen. Kaum zu verfehlen... der Vorarbeiter heißt Leif, er macht im Moment das, womit ich mein Leben hier im römischen Reich vor einigen Jahren begonnen habe, nachdem ich über den Rhenus gekommen bin. Ich war ein Feind Roms, genau wie du, vom Stamm der Heruten (Cherusker), und nun schau, was aus mir geworden ist... würden meine alten Leute es nicht eh schon versucht haben, würden sie mich jetzt umbringen wollen. Aber genug davon... ich werde nach dem Sklavenhändler schicken, sobald er wieder in der Stadt ist, bis dahin bist du Gast unserer Familie. Wenn es noch etwas gibt, was du brauchst, wende dich an Albin oder andere aus unserem Gesinde, sie werden dir helfen. Den alten Mann dürfte es sogar freuen, wieder jemanden aus den alten Landen zu treffen... zu bedanken brauchst du dich nicht, wir tuen in der Not anderer das, was wir uns in Zeiten unserer Not von anderen auch erhoffen würden. Du bist willkommen..."


    Er nickte dem Germanen freundlich zu, und verschwand daraufhin wieder in der Casa...

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