Arbeitszimmer | Aquilius, Ti. Caecilius Metellus

  • Der junge Sklave führte den Caecilier bis zum Arbeitszimmer seines Herren, kündigte den Besucher an und ließ ihn auf Aquilius' Geheiß hin eintreten.

  • Wie stets war ich in die lästige Schreibarbeit versunken gewesen, die mir wahrlich so gar kein Vergnügen bereitete - und da war die Unterbrechung durch einen geschäftlichen Besuch eine angenehme Abwechslung. Als er eintrat, erkannte ich ihn wieder - hatte er nicht neben dem praefectus praetorio gestanden, als ich meine neueste Sklavin auf dem Markt erstanden hatte? Er musste wohl ein Bruder oder Vetter sein, zumindest glaubte ich auch eine gewisse Familienähnlichkeit zu erkennen. Gemessen legte ich den stilus beiseite und erhob mich, nicht ohne ihm einen der beiden Besucherstühle zu weisen.
    "Salve, Caecilius Metellus - es freut mich, Dich wiederzusehen," erwiederte ich freundlich und schmunzelte etwas. "Möchtest Du etwas trinken? Ansonsten lass uns gleich in medias res gehen und sage mir, welcher der Betriebe Dich besonders interessiert, es waren drei Angebote, und nicht die Schlechtesten."

  • Mit einem dankbaren Nicken setzte Tiberius sich auf einen der Besucherstühle.


    "Ja, wenn du etwas zu trinken hast dann sage ich nicht nein.


    Ja, die Betriebsangebote scheinen nicht schlecht zu sein, und ich interessiere mich vorangig für die Tongrube."

  • Ich nickte dem Sklaven zu, der den Caecilier zu mir geführt hatte, und ohne Worte neigte er den Kopf, wohl wissend, was ich wünschte - lautlos wandte sich der junge Mann ab und entschwand Richtung culina, um das Gewünschte zu holen.
    "Die Tongrube ... ein Betrieb, der mir als Erbe zufiel, einige Jahre befand er sich im Besitz meiner inzwischen verstorbenen Nichte Calpurnia. Ich habe die Geschäfte bisher ruhen lassen, aber bei meiner letzten Inspektion erwies sich das Gelände als sehr brauchbar, die Gebäude sind gut instand gehalten worden, und der Verwalter versteht sein Geschäft, Du siehst, Du wirst nicht vieles ändern müssen, solltest Du das Geschäft übernehmen."

  • Ich runzelte die Stirn und überlegte, denn auch dazu hatte mir der Verwalter Informationen hinterlassen. "Wenn ich mich recht entsinne, wurde bisher ein Viertel der vorhandenen Vorkommen abgebaut, drei Viertel stehen also noch zur Verfügung - zudem scheint es in der Umgebung noch andere Grundstücke zu geben, die Du, solltest Du wirklich mehr Abbaugrund brauchen, aufkaufen könntest, im Augenblick scheinen sie zu wenig mehr genutzt zu werden als das Vieh darüber zu treiben, um angrenzende Wiesen zu erreichen."
    Der Sklave kehrte mit einem Tablett, zwei Kelchen und einem Krug Wein und einem Krug Wasser zurück, servierte uns beides auf dem Beistelltisch und blieb dann wartend stehen, ob er meinem Gast ein Gemisch anbieten sollte.

  • Tiberius hörte den Ausführungen aufmerksam zu, und als der Sklave serviert hatte wandte er sich an diesen.


    "Etwas Wein mit Wasser, bitte."


    Dann wandte er sich wieder an den Flavier:


    "Das hört sich ja schon einmal gut an, an welchen Preis hast du denn für die Gruben gedacht?"

  • Der Sklave schenkte den verdünnten Wein mit kunstfertiger Sicherheit ein, bevor er den Becher an meinen Besucher weiterreichte, auch ich erhielt meine bevorzugte Tagsüber-Weinmischung, wobei bei mir im Haus bekannt war, wie ich meinen Wein trank und der Sklave mich nicht hatte fragen müssen.
    "Nun, ich dachte an sechshundert Sesterzen - es gibt nicht viele Lieferanten an Ton hier in der Gegend von Roma, und wenn ich es recht sehe, gibt es einen germanischen Importeur, der Dir auf dem hiesigen Markt kaum wirklich Konkurrenz darstellen dürfte."

  • Tiberius nahm innerlich ein wenig Abstand von seinem Vorhaben, der von dem Flavier genannte Preis war doch ein wenig zu hoch für seinen Geschmack - es sei denn da wäre noch etwas inbegriffen.


    "Ein stolzer Preis, Flavius Aquilius. Darf ich fragen wie es mit Arbeitskräften bei der Tongrube steht? Und sind in dem Preis noch Lagerbestände an Ton inbegriffen?"

  • "Nun, im Preis inbegriffen wäre der Verwalter, der seine Arbeit schon seit Jahren gewissenhaft ausübt und sicherlich ein Gewinn für das Unternehmen ist, wenn er dort weiter eingesetzt wird - er ist schon lange Sklave unserer Familie, und stammt aus einer alteingesessenen Sklavenfamilie, Du wirst sehen, dass er Dir hilfreicher sein wird als zwanzig junge starke Arbeitssklaven. Arbeiten können sie alle mehr oder minder, aber er weiss, worauf man bei Ton achten muss und wie man die Geschäfte führt. Über eine gewisse Menge Ton können wir indes verhandeln, ich verfüge über einen nicht geringen Lagerbestand, allerdings ... frage ich mich, wozu Du gelagerten Ton willst, wenn Du frischen haben könntest," entgegnete ich gutgelaunt. Natürlich war der Preis happig, und irgendwie hatte ich auch erwartet, dass er handeln würde - jeder vernünftige Mensch hätte das getan. Aber anscheinend gehörte er zu jenen, die sich ausschließlich nach Preisschildern richteten.

  • "Nun ja, Abnehmer für nicht ganz so frischen Ton findet man immer, denn nicht jeder kann sich die Preise hochwertigen Tons leisten. Der Betrieb scheint ja in einem guten Zustand zu sein, und wenn der Verwalter hält was du versprichst sehe ich dort keine zu großen Probleme. Allein der Preis gefällt mir überhaupt nicht. Wie wäre es mit zweihunderfünzig Sesterzen?"


    Die Grundlegenden Dinge waren soweit geklärt, jetzt ging es ans feilschen.
    Sowit Tiberius sich erinnerte hatte sein gegenüber ja Schwieirgkeiten mit einem Edictums des Praefectus Urbi von wegen des Lex Mercatus... der sollte froh sein wenn er aus seinem Betrieb noch Kapital schlagen konnte ;)

  • Ah, es hatte also doch geklappt. Bei Verkäufen war es immer das amüsanteste zu sehen, wie das Gegenüber reagierte - und das ausgesprochen niedrige Beginnangebot war dann doch bezeichnend für den Verwandten eines Mannes, der seinem Namen alle Ehre machte.
    "Ein gutgehender Betrieb mitsamt einem fähigen Verwalter sollte Dir schon mehr als zweihundertfünfzig Sesterzen wert sein, Caecilius Metellus - aber ich will Dir entgegenkommen. Fünfhundertfünfzig sind auch immernoch ein guter Preis, und Du sollst mich schließlich nicht als Wucherer in Erinnerung halten."

  • Wieder nahm ich einen entspannten Schluck Wein, ließ das Aroma auf meiner Zunge rollen und entgegnete schließlich ohne Eile: "Fünfhundert - bedenke, Du bekommst einen ausgezeichneten Verwalter mit dazu!" Fünfhundert war ein Angebot, das ich bereits schon einmal gehört hatte, und im Augenblick sah es auch danach aus, dass der andere Bietende damit mehr meinen Wünschen entsprechen würde als der Caecilier - man würde sehen.

  • "Treffen wir uns in der Mitte - vierhundertfünfzig - und das Geschäft ist gemacht. Unter vierhundertfünfzig werde ich nicht gehen," erwiederte ich geruhsam und stellte meinen Weinkelch auf das kleine Beitischchen. Ich war neugierig darauf, wie mein Gesprächspartner darauf reagieren würde.

  • Ich nickte leicht, das Geschäft war gemacht, und gar nicht einmal so schlecht, wie ich geglaubt hatte, abschließen zu müssen. "Dann besiegeln wir unseren Handel mit einem Handschlag - und den schriftlichen Vertrag lasse ich Dir aufsetzen und zusenden, wenn Du mir sagst, wo ich Dich antreffen kann."
    Ich streckte kurzerhand meine Rechte in seine Richtung aus und wartete darauf, dass er einschlagen würde.

  • "So sei es."


    Tiberius ergriff die Hand und besiegelte das Geschäft per Handschlag.


    "Sobald du den Vertrag aufgesetzt hast kannst du ihn an die Casa Caecilia senden, zu sagen bliebe noch dass ich mit Vollmacht von Caecilius Crassus handle und der Betrieb in seinen Besitz übergehen soll."

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