Patrizischer Einkauf, oder: Was man mit Frauen nicht tun sollte

  • Auweh. Der Händler blickte meine Schwägerin mit einem Leuchten in seinen Augen an, das mir innerlich den Magen verkrampfen ließ. Ich würde so schnell ganz sicher nicht mehr mit einer Frau einkaufen gehen, soviel war sicher - oder zumindest vorher nicht das Versprechen geben, die ganze Sache zu bezahlen. Im Grunde gehörte Gracchus dafür verprügelt, diese wichtigste Leidenschaft einer Frau vollkommen unbeachtet gelassen zu haben, und ich würde ihm beizeiten beibringen müssen, wie sehr es seine Ehe erhalten würde, wenn er sich ein wenig öfter mit seiner Gattin auf die Märkte begeben würde - zweifelsohne war sie einkaufstechnisch so ausgehungert, dass ich an diesem Tag noch würde arm werden können, wenn ich nicht genau aufpasste. So musste ich das alles eben irgendwie überstehen und über mich ergehen lassen, in der Hoffnung, es würde dann doch nicht ganz so schlimm werden, aber spätestens, als ich sah, was sich Antonia an Schmuckstücken ausgewählt hatte, war ich kurz vor einem Kollaps. Ob sie überhaupt wusste, wie lange ein normaler römischer Soldat für ein solches Schmuckstück dem Staat dienen musste? Wahrscheinlich nicht, wer hätte es ihr auch jemals sagen sollen?


    "Nun," versuchte ich Zeit zu gewinnen, wohl wissend, dass der Händler meinen kleinen Panikanfall sehr wohl registriert hatte und genau wusste, dass ich aus der Sache kaum wieder unbeschadet herauskommen würde, ".. ich muss sagen, das Armband mit den Rubinen gefällt mir bisher am Besten. Er ist überhaupt ein schöner Stein, der Rubin, die dunkelrote Farbe erinnert einen doch stets an die Essenz des Lebens, die durch unser aller Adern fließt, und Du weißt, wie sehr mein Gott der Farbe rot verbunden ist - wäre die Wahl alleine an mir, wäre es wohl dieses, doch es muss Dir gefallen, Du wirst es später tragen, und zu Deiner Garderobe wird es passen müssen, so hast Du sicherlich den besseren Überblick, ob es zu Deiner Kleidung passt oder nicht." Falls es nicht passen sollte, würde mir zweifelsohne der nächste Ausflug auf den Markt bevorstehen, sovbiel war sicher. Einmal gefangen, dauernd gehangen - oder so.

  • Nachdenklich folgte Antonia Aquilius' Ausführung, nickte mal zustimmend oder runzelte die Stirn. Innerlich hatte sie ihre Entscheidung ohnehin bereits getroffen.. es glitzerte einfach so wunderbar.
    "Dieses.", bestimmte sie also schließlich und deutete auf das zweite, welches wie Wasser in der Sonne funkelte. Alles was glitzerte war gut, zumindest in den Augen der Claudia. Schmunzelnd sah sie ihren Begleiter an.
    "Das Rote dann beim nächsten Mal.
    Ich hoffe, du wirst dein Angebot, mir ein Geschenk zu machen jetzt nicht bereuen."

    Ein schelmisches Zwinkern folgte, was zur Folge hatte, dass sie das überaus glückliche Grinsen des Verkäufers nicht sah. Auf Frauen war wie immer Verlass, war jenes Armband doch das Teuerste der verfügbaren.
    "Eine ausgezeichnete Wahl.", stellte er also fest. "Möchtest du es gleich anlegen?"
    Mit einem Nicken hielt Antonia ihre schlanke Hand in die Höhe, sodass der Händler das Schmuckstück befestigen konnte. Zufrieden mit ihrer Wahl betrachtete die Patrizierin das Glitzern an ihrem Arm.
    "Es steht dir wirklich hervorragend.", beeilte sich der eifrige Verkäufer hinzuzufügen. "Nicht wahr, Dominus?"
    Beifallheischend fixierte er Aquilius.

  • "Ich denke, Du hast eine gute Wahl getroffen, warum also sollte ich mein Angebot bereuen? Ich würde es vielmehr bereuen, würdest Du Dir irgendwelchen billigen Tand kaufen, den man an jeder Bürgersfrau gleichsam sehen kann," gab ich trocken zurück und fügte mich in die Rolle des duldsamen Einkaufsbegleiters, der soeben ein Armband zu einem Preis erworben hatte, für den man wohl auch einen Klientelstaat aus Africa hätte erwerben können. Vor meiner nächsten so unschuldig geäußerten Zusage eines Einkaufs würde ich mich wohl eher bewusstlos schlagen lassen, denn schätzungsweise würde ich mir derlei nicht allzu oft leisten können, ohne meinen Landbesitz verkaufen zu müssen. Indes, sie schien sich zu freuen, das Armband stand ihr und so konnte ich diesem ganzen Einkauf wenigstens noch abgewinnen, dass er ihre Laune ganz offensichtlich gehoben und sie abgelenkt hatte von all jenen Dingen, die ihr tagtäglich das Leben schwer machten. "Sie behält es gleich an," sagte ich in Richtung des Händlers, der sein zutiefst erfreutes Grinsen nun wahrlich nicht mehr verbergen konnte. Ja, heute hatte ich meine gute Tat eindeutig schon getan, während mich mein Kontostand sicherlich verfluchen würde, sobald den Sesterzen auffiel, wieviele ihrer Brüder und Schwestern plötzlich fehlten.
    "Ich hoffe doch, Du wirst es auch tragen," meinte ich in Richtung meiner liebreizenden und jetzt wirklich funkelnden Begleiterin und schenkte ihr ein Lächeln, das zwischen erfreut und gequält mit leiser Tendenz zum letzteren schwankte.

  • Sim-Off:

    Bei allen Göttern, völlig vergessen 8o


    Nicht im Geringsten annehmend, dass Aquilius auch nur geringfügig weniger Freude an dieser Einkaufstour empfand, überlegte Antonia bereits, wann und wo die Fortsetzung dieses Ausflugs stattfinden sollte.
    "Ach, Aquilius. Du weißt gar nicht, welche Freude du mir heute bereitet hast."
    Ihr Begleiter wickelte den Kauf letztendlich ab, während sich die Claudia in nahezu kindlicher Freude übte. Beim Verlassen des Ladens hakte sie sich erneut beim Flavius unter, genoss die wiederhergestellte Nähe, welche ihr zumindest für diesen Moment die Vorstellung gönnte, er sei der Gatte, welcher sie auf ihren Einkaufszügen geduldig begleitete.
    "Gewiss werde ich sie tragen.", versprach sie. "Ein solches Stück gehört in kein Schmuckkästchen."

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