cubiculum Helena | Ein Krankenbesuch...

  • Helena lag auf ihrem Bett, eine Hand auf der Stirn, die Augen geschlossen. Seitdem sie heute morgen aufgestanden war hatte sie Kopfschmerzen, wie so oft in letzter Zeit. Bis jetzt hatte sie sich geweigert sich einzugestehen, dass sie krank war. Marina hatte schon den ein oder anderen bissigen Kommentar zu hören bekommen, als sie ihre Herrin davon zu überzeugen versuchte endlich einen Arzt kommen zu lassen. Seit der Sache mit ihrer Mutter war Helena Ärzten gegenüber eher mißtrauisch. Zudem war es ja auch schon wieder besser geworden. Das schmerzhafte Stechen hinter ihren Augen war zu einem unangenehmen, aber durchaus aushaltbaren Pochen geworden. Bald würde sie nichts mehr davon bemerken. Das war bis jetzt immer so gewesen.


    Um sich abzulenken versuchte Helena ihre Gedanken schweifen zu lassen. Sie landeten, wie so oft, bei Marcus. Es ging ihm nicht gut, das wusste sie. Seitdem Deandra verschwunden war sah man ihn eigentlich nur noch selten mit einem Lächeln. Eigentlich sollte Helena sich freuen und irgendwie tat sie das auch. Immerhin konnte ihr doch kaum etwas besseres passieren, als das Marcus und Deandra sich stritten. Doch sie hasste es Marcus so leiden zu sehen. Wahrscheinlich war das den meisten Anderen gar nicht so aufgefallen, aber sie kannte ihn schon lange und hatte ihn in den letzten Wochen noch besser kennen gelernt. Trotzdem hatte sie bis jetzt nichts gesagt. Sie war nicht auf ihn zugegangen, hatte stattdessen meistens weggesehen oder so getan als wäre nichts. Schon bei ihrem letzten Gespräch alleine wäre sie fast schwach geworden und hatte sich zu Dingen hinreißen lassen, die nicht hätten passieren dürfen. Sie musste Marcus aus dem Weg gehen, egal wie schwer ihr das fiel.


    Mit einem Seufzen richtete Helena sich auf und blieb erst einmal still sitzen. Vorsichtig bewegte sie den Kopf hin und her, doch der erwartete heftige Schmerz blieb aus. Sie lächelte leicht und stellte die nackten Füße auf den Boden. Sie trug nur ein leichtes dünnes Nachtkleid, da sie sich nicht angezogen hinlegen wollte, falls sie einschlief. Der weiche Stoff raschelte leicht als sie aufstand und zum Fenster hinüber ging. Bevor sie sich hingelegt hatte, hatte Marina die Vorhänge zugezogen, da das helle Licht in Helenas Augen geschmerzt hatte. Jetzt jedoch kam ihr die Dunkelheit bedrückend vor. Nachdem sie die schweren Vorhänge zur Seite gezogen hatte schloß sie erneut die Augen und genoss die Sonnenstrahlen, die ihr ins Gesicht fielen. Ihre Gedanken weilten jedoch immer noch bei Marcus. Was er wohl gerade tat?

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  • Müden Ausdrucks hatte ich mich wieder einmal bei Dina nach Helenas Befinden erkundigt. Sie machte mir Sorgen, offengestanden. Bisher hatte sie sich erfolgreich geweigert, einen medicus zu konsultieren, doch wenn es ihr heute wieder nicht besser ging, würde ich darauf bestehen, dass sie sich von einem Arzt untersuchen ließ. Dina konnte mir an diesem Morgen leider noch nicht sagen, wie es Helena ging, da auch Helenas Leibsklavin, Marina, noch nicht nach ihr gesehen hatte, aber sie bot mir an, gleich nachschauen zu gehen.


    Ich überlegte einen Moment, legte dann die Schriftrolle beiseite, in der ich gelesen hatte, und entgegnete: "Danke, aber das wird nicht nötig sein. ich werde ihr gleich selbst einen Besuch abstatten." Dina sah mich besorgt an und erwiderte: "Aber dominus, sie ist doch nicht gesellschaftsfähig! Ich meine...sollte ich nicht besser zuerst nachsehen und sie für einen Besuch angemessen herrichten?" "Nein", sagte ich und schüttelte den Kopf. "Es ist vollkommen normal, dass man bei Krankheit nicht wie das blühende Leben scheint. Ich werde es schon aushalten, mach dir da mal keine Sorgen. Außerdem gehört sie zur Familie." Und darüber hinaus würde dies nicht das erste Mal sein, bei dem ich Helena im Nachtgewand sehen würde, auch wenn sie damals noch klein und ich sehr viel jünger gewesen war. Ich schmunzelte. "Aber du könntest in der Tat vorausgehen und dich kurz erkundigen, ob sie sich über einen kleinen Besuch meinerseits freuen würde", wies ich Dina an, welche sich verneigte und aus meinem officium huschte.


    Ich las den Absatz noch fertig, dann machte ich mich auf den Weg zu Helena. Während ich noch las und dann die Treppe hinauf steig, ar Dina schon an Helenas Raum angelangt und öffnete zaghaft und behutsam die Tür. "domina?" fragte sie beim Türöffnen, und als sie dann sah, dass die Vorhänge zurückgezogen waren, atmete sie erleichtert auf, denn das bedeutete, dass Helena bereits wach war und nicht mehr schlief. Dina trat ein und schloss die Tür. "domina, wie geht es dir heute? Wenn du mir die Bemerkung gestattest, du schaust seit langem wieder rosig aus. Dein Vetter hat sich nach dir erkundigt und fragt sich, ob du einem kurzen Krankenbesuch zuträglich seist", erzählte Dina und ordnete dabei Helenas Haar unaufgefordert etwas. "Wir könnten dir einen dünnen abolla umlegen, die Haare rasch hochstecken und dir etwas Duft auflegen, was meinst du?" schlug sie vor und lächelte Helena von der Seite aus an.

  • Helena schreckte aus ihren Gedanken hoch als es plötzlich an der Tür klopfte. Wahrscheinlich Marina, die sich erkundigen wollte wie es ihrer Herrin ging. Doch statt ihrer Leibsklavin trat Dina ein, eine Sklavin aus der Villa, mit der Helena bis jetzt nicht allzu viel zu tun gehabt hatte. Auf ihren fragenden Blick hin fing Dina an zu sprechen und bei ihren Worten tat Helenas Herz einen Satz. Marcus wollte sie sehen?! Kurz huschte ihr durch den Kopf, ob er vielleicht Gedanken lesen konnte oder gespürt hatte, dass sie an ihn dachte. Doch dann schüttelte sie, fast ärgerlich über sich selbst, den Kopf. Er war ihr Cousin und wie Dina schon gesagt hatte, wollte er sich nur nach ihrem Befinden erkundigen.


    "Mir geht es besser, ja. Hilf mir mich anzuziehen. Wartet er schon vor der Tür?"


    Dina nickte während sie weiterhin damit beschäftigt war an Helenas Haaren herum zu fummeln. Helena schlug ihre Hand zur Seite und ging zu einer ihrer Truhen hinüber, um einen abolla herauszusuchen. Normalerweise ließ sie sich damit immer etwas Zeit, da sie sehr auf ihre Kleidung achtete, doch diesmal wollte sie Marcus nicht zu lange warten lassen. Dina half ihr dabei und nachdem Helena sich vor ihren Spiegel gesetzt hatte steckte die Sklavin ihre Haare hoch und schminkte sie schnell. Nur bei dem Rouge winkte Helena ab. Wenn sie wirklich wieder rosig aussah, dann brauchte sie das nicht. Zu guter Letzt nahm Helena eine kleine Phiole in die Hand und träufelte etwas Rosenduft auf ihre Handgelenke und ihren Hals.


    "Du kannst ihn jetzt herein bitten. Und bring uns etwas zu trinken."


    Helena wollte vermeiden, dass Marcus sich noch mehr Sorgen machte, als er wohl ohnehin schon tat. Das leise Pochen war zwar immer noch da, aber das würde sie ihm verschweigen. Er hatte momentan genug andere Problem. Helenas Finger fuhren nervös über den Stoff, doch dann atmete sie tief durch und setzte sich auf den Rand ihres Bettes. Sie schmunzelte leicht als ihr bewusst wurde, dass vor nicht allzulanger Zeit Marcus auf seinem Bett gesessen hatte, während sie ihn besuchte. Auch diesmal konnte sie einem Gespräch nicht aus dem Weg gehen, denn sie würde ihrem Cousin wohl kaum den Zutritt verweigern können. Unter Dinas prüfendem Blick zog Helena den abolla etwas enger um ihren Körper und nickte schließlich. Daraufhin ging die Sklavin zur Tür um sie zu öffnen.

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  • Dina gab sich redliche Mühe, Helena wirklich schnell zu schminken, und sie tat auch nur das Nötigste, denn schließlich hätte eine ordentliche Frisur in Verbindung mit dem sorgfältigen Auflegen von Schminke Stunden in Anspruch genommen. Doch da sie sich sputete, war sie nach gut zwanzig Minuten fertig. Zwar nicht zufrieden, doch Helena würde so ihren Vetter empfangen können, ohne dass dieser schreiend aus dem Zimmer flüchten würde.


    Während Dina in Helenas Zimmer weilte, lungerte ich vor der Tür herum und wartete darauf, dass ich endlich hineingehen durfte. Warum waren Frauen nur stets der Meinung, sie sähen nur dann gut aus, wenn sie ihr Gesicht in eine alabasterfarbene Maske verwandelt und sich selbst in seidene Gewänder mit allem möglichen Kitsch gekleidet hatten? Dina jedenfalls schien ebenfalls dieser Meinung zu sein. Herrje, was dauerte denn da drinnen so lange? Fast war ich versucht, einfach einzutreten, doch mahnte meine innere Stimme mich dennoch zur Vorsicht: Vermutlich wurde Helena gerade eingekleidet, und in eine peinliche Situation wollte ich sie nicht bringen. Gerade überlegte ich, wieder hinunterzugehen und mich wieder in die Schriftrolle zu vertiefen, bis das Geheimnis um Helena endlich gelüftet werden würde, da öffnete sich - endlich! - die Tür und Dina schlüpfte hinaus. "dominus, deine Base würde dich nun gern empfangen", teilte sie mir mit und trat zur Seite. Ich nickte ihr halbherzig zu und trat dann in den hellen Raum hinein.


    Ein filigranes Rankenmosaik auf dem Boden begrüßte jeden Besucher mit einer nachdrücklichen Grazie. Vermutlich hatte sich Helena deswegen dieses cubiculum ausgesucht. Meine Base saß auf dem Rand ihres Bettes, über das sich ein perlweißer Baldachin spannte, und sah trotz der Blässe bezaubernd aus. Lächelnd kam ich näher, zog mir einen Sessel heran und nahm vor ihr Platz. "Wie geht es dir heute, Helena?" fragte ich sie und ergriff fürsorglich ihre Hände. "Du siehst schon wieder viel frischer aus als vor ein paar Tagen."

  • Helena lächelte Marcus entgegen als dieser eintrat und versuchte dabei ihre Unsicherheit zu verbergen. Gegen ein ganz normales Gespräch war nichts einzuwenden, auch wenn es ihr lieber gewesen wäre, wenn noch jemand bei ihnen gewesen wäre. Helena rutschte zur Seite um Marcus Platz zu machen, doch er setzte sich nicht neben sie, sondern zog einen Sessel herbei. Helena schob die leise Enttäuschung die in ihr aufkommen wollte bei Seite. Marcus' Hände waren warm und sie fühlte sich sofort geborgener. Einen Moment blickte sie auf die Hände, bevor sie zu Marcus aufsah.


    "Mir geht es gut. Hin und wieder Kopfschmerzen zu haben ist ja nichts bedrohliches. Marina macht sich einfach zu viele Sorgen. Es ist wahrscheinlich einfach nur das Wetter. Aber danke für das Kompliment."


    Sie drückte kurz seine Hände und löste sich dann von ihm. Diese Nähe tat ihr nicht gut und sie wollte nicht, dass ihr Cousin etwas davon bemerkte. Helena stand auf, ging an Marcus vorbei und betrachtete das Rosenmosaik. Ob er den Duft wahrgenommen hatte, den sie aufgetragen hatte? In diesem Moment klopfte es erneut leise an der Tür und Dina trat ein. Sie trug einen Krug und zwei Becher, die sie auf dem kleinen Nachttisch abstellte. Danach füllte sie die Becher mit klarem Wasser und verließ den Raum wieder. Helena wäre in dieser Situation Wein lieber gewesen, doch sie sagte nichts. Stattdessen ging sie zum Tisch hinüber und nahm einen Becher in die Hand. Da sie nicht im Stehen trinken wollte, setzte sie sich schließlich wieder. Sie benahm sich unmöglich, doch sie hoffte, dass er es nicht merken würde.


    Während sie trank musterte sie Marcus über den Becherrand. Vielleicht lag es am Licht, aber sie meinte dunkle Schatten unter seinen Augen zu sehen. Nun war der Zeitpunkt gekommen um ihn zu fragen wie es ihm ging. Wahrscheinlich erwartete er das sogar. Und dennoch wehrte sich etwas in ihr dagegen. Dieses Thema würde wieder darauf hinauslaufen, dass sie ihn trösten musste. Sie würde ihm sagen müssen, dass es in jeder Beziehung Probleme gab und das sich bestimmt wieder alles einrenken würde. Sie würde erneut lügen müssen! Aber was wäre sie für eine Cousine, wenn sie sein Leiden ignorieren würde. Helena senkte den Becher und sah Marcus in die Augen.


    "Du siehst nicht gut aus, Marcus. Hast du immer noch nichts von Deandra gehört?"

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  • Ich sah Helena prüfend an, während sie sprach. Schließlich drückte sie mich kurz und ließ mich dann los. Einen Moment lang ruhte mein Blick noch auf ihr, dann sah auch ich kurz fort und erwiderte: "Nun, weißt du....eigentlich teile ich Marinas Sorge. Auch an Kopfschmerz sind schon Leute gestorben." Mir wurde klar, dass ich ihr vielleicht Angst machte, und deswegen beeilte ich mich, noch etwas hinzuzufügen. "Aber wenn es dir wirklich besser geht, dann sollte uns das natürlich freuen und keinen Grund mehr zur Sorge bieten. Möchtest du vielleicht etwas Bestimmtes haben? Ich könnte später jemanden auf den Markt schicken", bot ich an, als es klopfte. Ich wandte den Kopf und gewahrte Dina, die ein Tablett hineinbalancierte, auf dem Getränke standen. Entweder, sie war selbst so umsichtig gewesen, oder aber Helena hatte sie beauftragt. Ich wartete, bis Dina wieder gegangen war, dann wollte ich aufstehen und Helena und mir die Becher holen, doch meine Base war schneller. Es schien ihr also wirklich wieder gut zu gehen, was ich mit Freude bemerkte.


    Helenas Befürchtung, sie würde sich unmöglich benehmen, war unbegründet. Mir fiel nicht einmal auf, welche Schwierigkeiten sie mit der Situation hatte, die mich urplötzlich etwas an jene in Germanien erinnerte. Schnell schob ich den Gedanken beiseite, ich wollte nicht wieder in die gleiche Lethargie verfallen wie damals. Ich selbst musterte Helena schmunzelnd zurück, während sie trank. Ihre Frage kam für mich plötzlich und unerwartet. Sah man mir wirklich so sehr an, dass ich von Zweifeln geplagt nicht wusste, ob ich Deandra selbst suchen oder es Sklaven überlassen sollte, was ihr sicherlich wieder irgendein Zeichen der Lieblosigkeit sein würde? Dass meine Cousine mich sozusagen überrumpelt hatte, war gewiss deutlich auf meinen Zügen abzulesen, ehe ich mich fasste und überlegte, was ich sagen sollte. Wenn Helena ebenso feine Tastsinne besaß wie Prisca, dann wäre es unsinnig, den Umstand als nichtig abzutun. Und dass sie ein Gespür besaß, wurde durch ihre Frage ja deutlich. Dennoch war ich nicht hergekommen, um Helena abermals meinen Kummer aufzuladen. Ich angelte seitlich nach dem gefüllten Wasserbecher, während ich überlegte, was ich sagen sollte. Schließlich, als ich einen kurzen Schluck getrunken hatte, entschloss ich mich für die Wahrheit, wenn ich sie auch nur knapp anreißen wollte. Nun war wohl ich es, der sich unmöglich benahm. "Du hast recht. Sie lässt nichts von sich hören und ich frage mich, ob ich sie suchen soll oder nicht. Sie war schon immer anders als andere Frauen, und einige Eigenheiten schätze ich ganz besonders wenig daran. Aber das sollte dich nicht belasten, Helena, du musst jetzt erst einmal wieder gesund werden." Ich warf ihr ein Lächeln zu und sah in die klare Flüssigkeit hinunter. "Weißt du, ich habe mich auch nie dafür bedankt, dass du ein offenes Ohr für mich hattest, damals. Ich war nicht gerade freundlich zu dir, und das tut mir leid." Hier sah ich auf und blickte in ihre Augen, denn ich meinte ernst, was ich sagte. "Ich danke dir, dass du für mich da warst."

  • Helena schüttelte kurz den Kopf als Marcus ihr anbot etwas vom Markt kommen zu lassen. Momentan brauchte sie nichts und auch wenn ihr ein neues Kleid immer eine Freude bereitete, so hatte sie im Moment doch anderes im Kopf. Es berührte sie, dass Marcus sich scheinbar wirklich Sorgen machte. Seine bedrohlich klingenden Worte verdrängte Helena einfach, denn davon wollte sie nichts hören. Vorsichtig stellte sie den Becher zurück auf den Tisch und verschränkte die Hände ineinander. Eigentlich konnte man nicht behaupten, dass sie schüchtern war, doch die Befangenheit in Marcus Gegenwart wollte einfach nicht weichen. Aber auch das würde mit der Zeit vergehen. Sie musste nur geduldig sein.


    Es dauerte eine Weile bis Marcus auf ihre Frage antwortete. Er schien ein wenig mit sich zu kämpfen, als wäre er sich nicht sicher, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Das er es schließlich doch tat freute Helena, denn es zeigte ihr, dass er ihr inzwischen wirklich vertraute. Sie schwieg während er sprach und musterte sein Gesicht. Was fühlte er wohl im Moment? Er war verletzt von Deandras Verhalten und sicher auch wütend und, zumindest wenn sie seine Worte richtig deutete auch ein wenig hilflos. Wie auch in Germanien tat es ihr weh ihn so zu sehen, doch diesmal hielt sie sich zurück und vermied jegliche Berührung. Viel war es nicht was er sagte und als er schließlich lächelte konnte sie nicht anders als es zu erwidern.


    "Du musst dich nicht bedanken. Ich bin immer für dich da und ich hoffe du weißt das." Wenn es nach mir ginge dein ganzes Leben lang... "Und entschuldigen musst du dich auch nicht. In so einer Situiation handelt wohl jeder ein wenig überreizt. Ich habe dir das nie übel genommen."


    Helena nickte bekräftigend und lehnte sich dann ein wenig zurück, um es bequemer zu haben. Marcus hatte trotz allem recht kühl geklungen als er von Deandra gesprochen hatte. Sie hatte eher damit gerechnet, dass er ihr sein Herz ausschütten würde. Lag es wirklich daran, dass er sie nicht belasten wollte oder waren seine Gefühle für seine Verlobte etwa schon abgekühlt? Immerhin hatte er selbst zugegeben, dass es Dinge an Deandra gab, die er nicht leiden konnte. Wie so oft glomm in Helenas Inneren ein kleiner Hoffnungsfunke auf. Marcus Gegenwart sorgte nicht gerade dafür, dass sie dieses Gefühl einfach zur Seite schieben konnte. Sie hing an seinen Augen, die scheinbar bis auf den Grund ihrer Seele sehen konnten. Die Worte verließen ihren Mund, bevor sie auch nur ansatzweise etwas dagegen tun konnte. Ihre Stimme war leise, fast ein Flüstern, aber nicht weniger eindringlich.


    "Deandra tut dir nicht gut, Marcus!"

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  • Also nichts vom Markt wollte sie. Ich überlegte, womit ich ihr sonst eine Freude würde machen können, denn hieß es nicht, dass ein frohes Gemüt schnellere Genesung erfuhr? Zumindest war ich der Meinung, dass ich in irgendeiner alten ägyptischen Übersetzung etwas in dieser Art gelesen hatte. Mir kam eine Idee, die ich gleich nachher in die Tat umsetzen lassen wollte - Brix und Naavi würde ich schicken, die beiden würden sicher Umsicht und Geschick walten lassen und einen aussuchen, der sowohl mir als auch Helena würde zusagen. Zu mir selbst nickte ich leicht, was für Helena sicher komisch wirken musste. Mein Blick ruhte fortan auf ihrem engelsgleichen Antlitz, musterte die fein geschwungenen Augenbrauen und die leuchtend blauen Augen, welche immer mehr von ihrem Glanz zurück bekamen, je besser es ihr ging. Unweigerlich zeigte sich ein Lächeln, denn ihre Worte hatten mir wieder einmal verdeutlicht, wie schön es doch war, wenn man eine intakte Familie hatte, die hinter einem stand. Und natürlich war Helena auch etwas besonderes für mich. Nachdem ihr Vater gestorben war, hatten wir einige Dinge allein zusammen unternommen, nur Sisenna war ab und zu dabei gewesen, und das - so glaube ich - hatte uns noch ein Stück weit näher zusammengeschmiedet.


    "Ich weiß es, ja. So wie du weißt, dass du auch stets zu mir kommen kannst", erwiderte ich. Überreizt war etwas untertrieben, ich war vollkommen ausgerastet und hatte mich wie ein Kind benommen, doch da sie so galant darüber hinwegging, wollte ich nicht darauf bestehen, mich erneut zu entschuldigen. Nur wenig später lehnte sich Helena zurück und musterte mich erneut. Draußen begann es zu regnen, wohl einer der letzten Sommerregen für dieses Jahr, ehe der goldene Herbst seinen Einzug halten würde. Und in diese Idylle hinein, in der keiner etwas sagte, erklang ein Satz, der mich verwundert inne halten und meinen Blick zu Helena wenden ließ. Deandra tut mir nicht gut. Ich sagte erst einmal gar nichts, sah Helena nur ruhig an und dachte nach. Hatte Aquilius nicht auch genau das sagen wollen mit seinen Worten? Warum wiederholte Helena das unwissentlich? War ich tatsächlich verblendet? Fühlte ich mich wohl, wenn ich an sie dachte? Zumindest in dieser Zeit musste ich das verneinen. Eigentlich war das seit der schlechten Nachricht in Germanien so gewesen. Ich hatte mich erfolgreich belogen und gut geschauspielert, aber gut ging es mir nicht, wenn ich an Deandra dachte. Und wie auch, immerhin war sie seit zwei Tagen auch spurlos verschwunden, und das ohne auch nur irgendwem ein Sterbenswörtchen zu sagen oder zu verraten, wo sie sich aufhielt. Ging man denn so mit seinen Liebsten um, mit seiner Familie, seinem Verlobten?


    Tiefe Furchen zeigten sich auf meiner Stirn, und ich leugnete nicht, was Helena für sich festgestellt hatte. Stattdessen fragte ich sie abwesend und von Urteil freier Stimme: "Wie kommst du darauf?" Nicht etwas, weil ich aufbegehren wollte, sondern weil mich schlicht und ergreifend die Antwort interessierte.

  • Wieder einmal hatte sie sich in eine Situation manövriert, aus der es keinen Ausweg mehr gab. Helena schluckte schwer und presste die Lippen zusammen, als wolle sie die Worte zurückholen, die ihr gerade über die Lippen gerutscht waren. Natürlich ging das nicht und natürlich hatte Marcus ihre Worte nicht überhört. Obwohl es erst so aussah, denn er sagte eine ganze Weile gar nichts. Allerdings schien er auch nicht sonderlich überrascht zu sein, was Helena wiederum verwunderte. Hatte er vielleicht mit sowas in der Art gerechnet? Oder hatte er sogar schon den gleichen Gedanken gehabt? Zumindest wehrte er sich nicht gegen diese Aussage und das zeigte doch mehr als deutlich, dass in seiner Beziehung mit Deandra nicht alles in Ordnung war.


    Seine Frage allerdings erwischte Helena auf dem falschen Fuß. Einen Moment lang starrte sie ihn fassungslos an, bevor sie auf ihre Hände sah. Marcus forderte es ja geradezu heraus, dass sie ihm ihre wahren Gefühle beichtete. Auch wenn das bestimmt nicht das war was er hören wollte. Nun war es Helenas Stirn, auf der sich tiefe Furchen bildeten. Und sie fühlte sich einen Moment lang so hilflos, wie Marcus sich angehört hatte. Er erwartete eine Antwort und sie musste gut überlegen was sie nun sagte.


    "Ich...ähm..." Helenas Stimme klang rauh, deswegen räusperte sie sich kurz, bevor sie weitersprach. "Wir kennen uns nun schon sehr lange. Mein ganzes Leben lang um genau zu sein. Früher haben wir uns nicht sehr gut verstanden aber ich wage zu behaupten, dass sich das geändert hat seit ich wieder da bin. Trotzdem weiß ich, dass du ein Mensch bist, der sehr gerne lacht. Das war früher schon so und heute ist es noch genauso. Ich erinner mich da nur zu gerne an unseren Ausflug auf den Markt. Aber seit einiger Zeit...Sag mir, Marcus, wann hast du das letzte Mal gelacht? Aufrichtig und herzlich? Ich sehe dich meistens nur noch mit verschloßener Miene, in dich gekehrt und in Gedanken versunken. Das bist nicht du!" Helena verstummte und biss sich auf die Unterlippe. Doch bevor Marcus antworten konnte redete sie schon weiter. "Ich mag naiv sein, aber ich habe eine ganz bestimmt Vorstellung von einer Beziehung und von der Ehe. Es ist ein ständiges Nehmen und Geben, von beiden Seiten. Nimmt ein Partner nur, dann kann das nicht gutgehen. Du hattest es in der letzten Zeit sehr schwer. Du befürchtest den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Wäre es da nicht die Aufgabe einer Frau an deiner Seite zu stehen anstatt zu verschwinden? Sollte sie dich nicht stützen, dir Halt geben anstatt dir nochmehr Sorgen aufzuhalsen? Ich weiß nicht nicht was zwischen euch vorgefallen ist, aber meiner Meinung nach hätte Deandra in dieser Situation zurückstecken müssen. Sie hätte für einen Moment ihre eigenen Wünsche hinten anstellen müssen um dir zu helfen. Das ist nicht zu viel verlangt wenn man jemanden wirklich liebt. Deswegen denke ich, dass sie nicht gut für dich ist."


    Erneut schwieg Helena, doch jetzt hob sie den Kopf. In ihren Augen lag ein seltsamer Glanz und ihre Wangen waren leicht gerötet. Ob sie die richtigen Worte gewählt hatte wusste sie nicht, aber das konnte man ja nie wissen.


    "Ich jedenfalls würde so handeln."

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  • Verbissen musterte mich Helena. Ich fragte mich insgeheim schon, was ich nun falsch gemacht hatte, als Helena den Blickkontakt abbrach und auf ihre Händen hinunter sah. Während sie mit sich und ihren Gedanken haderte, musterte ich das verkniffen wirkende Gesicht meiner Cousine eingehender. Sie schien befangen, oder irrte ich mich da? Unwillkürlich bereute ich es, überhaupt auf die Frage bezüglich Deandra geantwortet zu haben, denn nun war erneut ich es, waren es meine Probleme um die sich das Gespräch drehte. Warum wollte es nicht klappen, dass wir uns ganz normal unterhielten über alltägliche Dinge?


    In meine Gedanken hinein drangen Helenas Worte. Ich dachte daran, wie ich ihr als kleiner Junge immer die Puppen entführt und an Orten versteckt hatte, die sie mit ihrer Größe noch nicht erreichen konnte. Eigentlich hätte ich an dieser Stelle geschmunzelt, aber mir war nicht nach Lachen zumute. Stattdessen stand ich langsam auf, kippte das Wasser des Bechers wahllos in eine Vase und schenkte mit purem, unverdünnten Wein nach. Noch war es nicht einmal Mittag, und doch verspürte ich das dringende Bedürfnis, meinen Geist ein wenig zu betäuben. Mit einer zweiten Nachfüllung - die erste hatte ich in einem Stoß hinuntergekippt - begab ich mich ans Fenster und lehnte mich mit dem Rücken an den Sims, um Helena weiterhin meine Aufmerksamkeit unter anderem in Form eines Blickes zu schenken.


    Ja, ich war in der Tat ein Mensch, der gerne lachte. Über andere, mit anderen und auch gern mal über mich selbst. Aber wann ich das letzte Mal gelacht hatte, wollte mir nicht einfallen. Ob ein Schmunzeln auch zählte? Vermutlich nicht. Es schien lange her zu sein, das wurde mir durch Helenas Worte klar. Einen weiteren halben Becher Wein und einige Worte seitens Helena später schwieg ich mich beharrlich darüber aus, was ich dachte, denn meine Gedanken konnte ich einfach nicht ordnen. Geben und nehmen. Es kann nicht gut gehen. Wo war sie, als es mir schlecht ging? Geht es mir denn jetzt gut? Und wo ist sie jetzt? Ich tat Deandra Unrecht, das wusste ich, denn schließlich war ich es gewesen, der sie fortgeschickt hatte. Dennoch klagte ich sie stumm an in meinem Kopf und schenkte Helena ein offenes Ohr, gepaar mit einer nachdenklichen Miene. Deswegen denke ich, dass sie nicht gut für dich ist. Ich blickte in den Becher hinunter, schwenkte die blutrote Flüssigkeit lagsam herum und kippte den letzten Rest Wein hinab.


    Als ich mich vom Sims abstieß, um zurück zu Helena zu gehen, bemerkte ich die geröteten Wangen meiner Cousine. Ihre Augen schimmerten sanft und sie erschien mir so zart wie eine Feder. Ich setzte mich wieder ihr gegenüber, das Gesicht unbewegt. Eine ganze Weile musterte ich sie stumm, sah ihr in die Augen, ließ den Blick über Nase und Wangen schweifen, streifte die Lippen - und seufzte schließlich, den Blick gesenkt. "Vorgefallen ist nichts. Ich war vielleicht ein wenig ruppig, als die Nachricht kam....du weißt ja. Seitdem verhält sie sich so seltsam. Ich habe keine Ahnung, was ich falsch mache. Ich weiß nur, dass mich dieses Verhalten zermürbt und ich nicht gedenke, mir ihren Willen aufzwingen zu lassen. Deswegen wird sie warten. Ich vermute, dass sie sich in Ostia aufhält, aber wenn sie denkt, ich würde alles stehen und liegen lassen...." Ich spürte, wie Zorn in mir aufwallte. Schnaubend ließ ich den Satz unvollendet, Helena würde auch so wissen, was ich meinte. Ich sah sie erneut an. "Ich habe das alles so satt, dieses sprunghafte Verhalten. Wer weiß schon, warum sie sich so verhält? Wenigstens ihrer neuen Familie hätte sie doch mitteilen können, wo sie hin wollte!" ereiferte ich mich und hob in einer Geste die Hand. Als es mir auffiel, ließ ich sie sinken, seufzte und fuhr ruhiger fort: "Aber wir reden stets nur von mir, Helena. Ich muss da nun durch, mich entscheiden. Das ist alles..."

  • Dieser Blick! Helena lief ein heißer Schauer den Rücken hinunter und sie hing an seinen Augen, obwohl sie eigentlich wegsehen wollte. Er konnte nicht ahnen, was er in ihr auslöste, denn obwohl in ihrem Bauch mindestens ein Dutzend Schmetterlinge herumwirbelten hatte sie sich nach außen hin einigermaßen unter Kontrolle. Ihre geröteten Wangen konnten auch gut von dem Thema kommen, über die sie gerade sprachen. Marcus musterte sie als würde er etwas suchen. Was er wohl sah? Seine 17 jährige Cousine, mit der man sich nett unterhalten konnte, oder eine junge reizvolle Frau, die ihm gefiel? Helena konnte sich diese Frage nicht selbst beantworten und sie ihm zu stellen wäre äußerst unpassend gewesen.


    Marcus war mittlerweile wieder zu ihr zurückgekommen, nachdem er sich, während sie sprach, an das Fenstersims gelehnt hatte. Er klang aufgewühlt, was auch nur zu verständlich war. Sie wollte ihn gerne trösten, doch sie wusste nicht wie. Er musste das Ganze einfach mal vergessen. Irgendjemand musste ihn daran erinnern, dass das Leben auch schön sein konnte und nicht nur voller Probleme war. Aber war sie die Richtige dafür? Nachdenklich wiegte Helena den Kopf hin und her nachdem er geendet hatte. Das ist alles? Das ist aber ganz schön viel! Doch sie sagte nichts mehr dazu, denn allem Anschein nach wollte Marcus dieses Thema beenden. Das wiederum stellte Helena vor ein weiteres Problem, denn sie wollte nicht das er ging.


    "Nun wir können auch gerne über etwas Anderes reden. Auch über mich, wenn du das mit deinen Worten sagen wolltest. Allerdings ist mein Leben im Moment nicht mal annähernd so aufregend wie deins. Möchtest du etwas Bestimmtes wissen?"


    Helena lächelte leicht schief und unterdrückte gleichzeitig ein schweres Schlucken. Sie bewegte sich auf dünnem Eis, denn sie hatte so ein ähnliches Gespräch schoneinmal mit Deandra geführt und das war sehr heikel gewesen. Hoffentlich wollte nicht auch Marcus wissen wie es bei ihr mit der Liebe stand, denn sie wusste nicht ob sie die Kraft dazu hatte ihn ebenfalls anzulügen. Aber wenigstens würde er so noch eine Weile bleiben und das war im Moment das Wichtigste. Vielleicht würde er sie ja nochmal so ansehen...

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  • Selbst ich wäre nicht im Stande gewesen, auf eine entsprechende Frage mit einer deutlichen Antwort zu reagieren, hätte man mich gefragt, was ich in jenem Moment in Helena sah. Zweifelsohne war sie gleichsam eine Verwandte wie auch eine junge Frau mit recht anziehenden Reizen. Aber entscheiden hätte ich mich nicht auf anhieb können, da war schon noch etwas mehr Wein vonnöten, oder aber ein tadelnder Blick meines Vaters. Letzteres würde ausbleiben, ganz sicher.


    Die Last der Eintscheidung schob ich von mir. Ich musste sie ja ohnehin allein treffen, weder Helena noch sonst jemand konnte mir schließlich hierbei helfen, auch wenn Gesagtes und dargelegte Ansichten durchaus stets abgewägt wurden und gegebenenfalls bei der Entscheidungsfindung halfen. Helenas schiefes Lächeln wirkte für mich verschmitzt, und ich ertappte mich dabei, wie ich kurz zurückgrinste, mich zurücklehnte und dann mit den Schultern zuckte. "Etwas Bestimmtes? Nein, nichts Bestimmtes. Aber mir fallen gerade noch zwei Dinge ein, über die ich noch mit dir Reden wollte", begann ich. Beide Dinge waren auf ihre Art recht heikel, weshalb ich besser mit Bedacht vorging. "Einige Freunde werden in ein paar Tagen zum Essen kommen, Flavius Gracchus mit seiner Frau, Flavius Aquilius und Tiberius Durus. Ich möchte, dass du und Prisca ebenfalls an dieser cena teilnehmt." Den Grund würde sie sich selbst sicher schon denken können, daher sprach ich ihn nicht aus und sah Helena nur an, so neutral wie möglich. "Die zweite Angelegenheit betrifft deinen Vater. Er hinterlässt einiges an Vermögen. Du und Sisenna, ihr seid die rechtmäßigen Erben. Mit den Betrieben und dem Land wirst du in deinem Alter noch nichts anfangen können, zumal mindestens ein Betrieb ohnehin gegen die lex mercatus verstößt. Daher schlage ich vor, dass ich mich dem treuhänderisch als dein tutor annehme, bis du heiratest, Helena", fuhr ich in ernstem Tonfall fort, jede ihrer Reaktionen genau musternd.

  • Marcus blieb, also hatte Helena diese Hürde schonmal überwunden. Und er hatte scheinbar auch noch etwas, worüber er mit ihr reden wollte. Besser gesagt zwei Dinge. Sie wunderte sich über seinen plötzlich recht neutralen Gesichtsausdruck, doch sobald er sein erstes Anliegen vorgetragen hatte, wusste sie warum er sich so verhielt. Für sie kam das allerdings recht plötzlich und riss sie so unsanft aus ihren Tagträumen, dass sie im ersten Moment nicht verhindern konnte, dass sie ein wenig blass wurde. Das einige Freunde zum Essen kommen wollten war nicht weiter schlimm. In der Villa gingen tagtäglich Freunde, Bekannte und Bittsteller ein und aus, die auch mal zum Essen blieben. Das allerdings auch Tiberius Durus kam, und zwar alleine, konnte nur eines bedeuten. Die Gedanken an eine Heirat, die Helena nun schon monatelang verdrängte, kamen nun mit Macht zurück und diesmal würden sie sich nicht wieder so einfach verscheuchen lassen. Dafür hatte Marcus nun gesorgt.


    Helena wusste nicht, ob Marcus gesehen hatte was in ihr vor ging, deswegen senkte sie ihren Blick und verbarg das Gesicht schließlich hinter ihrem Becher. Während sie trank versuchte sie sich wieder in den Griff zu bekommen. Rein gefühllos gesehen war Tiberius Durus eine gute Partie. Sie kannte ihn zwar nicht gut, aber er war ein gutaussehender Mann und zudem war er Senator. Etwas Besseres konnte ihr eigentlich nicht passieren. Aber Helena war eine Frau, der es recht schwer fiel ihre Gefühle zu unterdrücken. Was hatte Marcus gesagt? Auch Prisca würde an diesem Essen teilnehmen? Da blieb ja immerhin noch die Möglichkeit, dass er sich für sie entschied. Erst nachdem Helena sich sicher war, dass ihr der Schreck nicht mehr ins Gesicht geschrieben stand setzte sie den Becher wieder ab. Sie schaffte sogar ein einigermaßen freundliches Lächeln.


    "Natürlich werde ich an diesem Essen teilnehmen, wenn du das wünscht."


    Was sollte sie auch anders sagen? Sie hatte keine Wahl, außer sie würde sich entschuldigen lassen. Vielleicht konnte sie ihre Kopfschmerzen vorschieben? Helena hatte gar keine Möglichkeit länger darüber nachzudenken, denn Marcus sprach schon weiter. Und bei diesem Thema war es wichtig, dass Helena konzentriert zuhörte. Deswegen runzelte sie kurz die Stirn und setzte sich dann gerader hin. Wieder sprach er von Heirat, doch wichtiger war, was er über ihren Vater sagte. Helena wusste, dass man in diesem Haus nicht gerne von ihm sprach und zu hören, dass er jetzt auch noch einen illegalen Betrieb besessen hatte verstärkte ihren Groll noch. Marcus wollte also ihr Treuhänder sein. Da sprach nichts gegen, denn Helena hätte eh nicht gewusst, was sie mit den Betrieben hätte anstellen sollen und zudem vertraute sie Marcus vollkommen. Deswegen nickte sie auch kurz, während sie ihre Hände im Schoß zusammenfaltete.


    "Es würde mich freuen, wenn du dich darum kümmern könntest bis...ich heirate."


    Die Knöchel ihrer Finger traten weiß hervor, da sie ihre Hände mit Gewalt zusammenpresste. Spürte er es denn nicht? Natürlich nicht, denn sie war eine gute Schauspielerin und soalnge sie ihre Maske nicht fallen ließ, würde er weiter ahnungslos bleiben. Dieses Prickeln, was sie gerade noch verspürt hatte war nun dem dumpfen Gefühl der Verzweiflung gewichen. Einer Verzweiflung, die sie wohl so schnell nicht wieder loslassen würde. Helena blickte auf ihre Hände und atmete tief durch. Ihr war übel.

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Eben noch hatte ich ob ihres Gesichtsausdrucks befürchtet, dass sie schlicht umkippen würde. Gewappnet für das Auffangen einer ohnmächtigen Cousine, betrachtete ich Helena eine Spur intensiver und befand aus einem spontanen Gedanken heraus, dass sie mir viel besser gefiel, wenn ein leicht roséfarbener Teint ihre Wangen bedeckte. So blass und käsig wirkte sie einer Krankheit verfallen. Doch der Schluck schien sie nicht nur zu erfrischen, sondern auch ihre Contenance wiedererlangen, sodass ich mich etwas beruhigter zurücklehnte und meine Aufmerksamkeit auf den Tonfall ihrer Worte richtete. Was sie sagte, klang an sich normal. Doch war nicht ein ganz leiser Unterton hinauszuhören? Einer, der Missfallen ausdrückte? Falls da wirklich etwas war, ging ich nicht darauf ein. Es war ihre Pflicht, den Namen der Familie unbefleckt hoch zu halten, sowie ein jeder von uns Pflichten hatte. Ehe hin oder her, falls sie ihr Herz irgendwann einmal jemand anderem schenkte, so stand es ihr frei, zig Liebhaber zu halten, solange sie nach außen hin die glückliche Ehe vorgaukelte. Es waren solcherlei Ränke, für die gerade wir Römer bei den anderen Völkern dieser Erde bekannt waren.


    So nickte ich denn nur, Kenntnis nehmend und des Umstandes sicher, dass sie mich nicht enttäuschen würde. Dass es dabei längst nicht nur um Durus ging, sondern auch Aquilius mit gewissen Erwartungen zum Essen kommen würde, war nicht nötig zu erwähnen, und darüber hinaus fragte Helena auch nicht. Für mich war das Thema damit erledigt, vorerst, denn ich würde natürlich darauf achten, dass sowohl Prisca als auch Helena sich für dieses geplante Abendessen besonders schick machen ließen. Immerhin war der erste Eindruck jener, der prägte. Auf die fügsamen weiteren Worte hin nickte ich recht verspätet, denn ich hatte eine Tirade an Fragen erwartet und keine sofortige Zustimmung. Unwillkürlich drehte ich den Siegelring, den mir Cicero vermacht hatte. Das war vor langer Zeit gewesen, damals war er noch klar im Kopfe und ein anständiger Mann gewesen. Nun ja.


    "Die Betriebe werden wir dann veräußern, sofern sie nicht den Gesetzen für unseren Stand entsprechen. Eventuell kann man den einen oder anderen auch an einen besonders eifrigen Klienten geben, das werden wir dann sehen." Verspätet fiel mir auf, dass Helena nun doch wieder blasser um die Nase geworden war. Schräg gelegten Kopfes und fragenden Blickes taxierte ich meine Base. "Geht es dir nicht gut, Helena?" äußerte ich schließlich leicht vorgebeugt meine Bedenken.

  • Betriebe? Was interessierten sie schon die Betriebe ihres Vaters? Die Vernunft sagte ihr, dass es klüger wäre zuzuhören und keine übereilten Entscheidungen zu treffen, aber ihre Gefühle hatten in diesem Moment eindeutig die Überhand. Da konnte sie sich noch so sehr mahnen sich zu konzentrieren. Marcus war sicherlich überrascht, dass sie ihm keine Fragen stellte und wahrscheinlich war er nicht gerade begeistert davon. Zeigte das nicht, dass sie für geschäftliche Dinge noch zu unerfahren war? Gut, sie hatte keine Ahnung davon, aber das hätte sie ja nicht so zeigen müssen! Jetzt war es zu spät sich darüber Gedanken zu machen. Viel eher war sie damit beschäftigt ihre Übelkeit unter Kontrolle zu bekommen.


    Und das machte sie scheinbar nicht besonders gut. Ihre Maske schien für einen Moment gefallen zu sein. Lang genug, dass Marcus etwas von ihren wahren Gefühlen erkannt hatte. Erschrocken blitzen Helenas Augen auf als sie ihn ansah. Sie öffnete den Mund um beruhigende Worte zu sagen, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Stattdessen stand sie ruckartig auf und ging an Marcus vorbei zum anderen Ende des Zimmers. Eine Hand presste sie auf ihren Bauch, doch der Dämon, der schon wochenlang in ihrem Inneren schlummerte, zog die Krallen diesmal nicht mehr ein. Wie ein wildes Tier verlangte es nach draußen. Helena warf einen hastigen Blick zur Tür, sie war kurz davor einfach Reißaus zu nehmen. Doch sie bewegte sich nicht und starrte stattdessen auf einen imaginären Punkt an der Wand.


    "Ich...ähm... mir geht es gut..."


    Schon als sie das sagte bemerkte sie, dass ihr Stimme keinesfalls überzeugend klang. Unruhig biss sie auf ihrer Unterlippe herum, bis diese weh tat. Es ging nicht mehr! Sie konnte Marcus nicht anlügen. Aber konnte sie ihm die Wahrheit sagen? Helena warf den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Hatte den niemand Mitleid mit ihr? Irgendein Sklave vielleicht, der in diesem Moment mit einer unheimlich wichtigen Nachricht hereinkam? Leider nicht. Als sie schließlich sprach klang ihre Stimme zittrig und sie traute sich nicht sich zu Marcus herum zu drehen.


    "Nein, das ist gelogen. Mir geht es nicht gut..."

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Gleichwohl ich ihr Vehalten nicht deuten konnte, so löste es doch Besorgnis in mir aus. Ich hatte keinen Schimmer, was sie behelligte, nicht einmal einen blassen. Mit überrascht hochgezogenen Brauen betrachtete ich Helena, die in einem Moment geqüält, im nächsten erschrocken und dann noch eine Spur käsiger wirkte als vor wenigen Sekunden noch. Verwundert folgte mein Blick ihrer zarten Gestalt, als sie regelrecht floh. Dabei entging mir auch nicht der Griff an den Bauch, der die Übelkeit beschwichtigen und zurückdrängen sollte. Mir aber suggerierte er etwas ganz anderes. Jene Furcht, die ich bereits Prisca gegenüber verspürt hatte, keimte nun wieder frisch. Sagte man Schwangeren nicht auch Übelkeit nach? Waren sie nicht auch oftmals käsig und im Geiste verwirrt? Fassungslos starrte ich Helena an. Ich malte mir aus, wie sie sich der Sinneslust hingegeben hatte, einem Jüngling von der Straße. Zum einen konnte ich das Verlangen danach nachvollziehen, zu gut sogar, denn es packte mich selbst in letzter Zeit ebenfalls immer häufiger, doch Helena war eine achtbare junge Frau....gewesen. Allein die Vorstellung zermürbte mich ebenso wie jene Vermutung, die ich gegenüber Prisca gehabt hatte. Bezeugte ein solcher Zwischenfall nicht mein Unvermögen, die Familie zusammenzuhalten und den Ruf zu sichern?


    Ihre Versicherung klang dabei alles andere als überzeugend. Enttäuscht starrte ich ihren Rücken an, fuhr mir übers Gesicht und erhob mich dann. Meine Kleidung raschelte leise, als ich auf sie zu ging. Kaum die Hälfte des Weges hatte ich zurückgelegt, da widerrief sie ihre eigenen Worte. Ich war kurz erleichtert, weil sie wenigstens nicht weiterhin mit mir zu spielen gedachte. Bei ihr angekommen, legte ich ihr meine Rechte auf die rechte Schulter, strich die Haare zur Seite und seufzte leise. "Helena... Sollen wir nicht doch besser nach einem medicus schicken lassen?" fragte ich sie nochmals, um ihr den Ausweg zu bieten, den sie vermutlich brauchte. "Er kann dir helfen", versicherte ich. Schließlich waren Schwangerschaftsabbrüche in Rom keine Seltenheit. Jede lupa stand mindestens einmal in ihrem Leben vor dieser unmittelbaren Entscheidung. ich würde ganz gewiss den verschwiegendsten Arzt herholen lassen, der in Rom aufzutreiben war. Sanft suchte ich ihr Mut zu machen, indem ich die Schulter drückte.

  • Wie würde Marcus reagieren? Immerhin hatte Helena gerade zugegeben, dass sie gelogen hatte. Mittlerweile hatte sie den Kopf wieder gesenkt, doch bewegen konnte sie sich nicht. Es war, als hätte jemand sie am Boden festgenagelt. Ihr Köper war seltsam gefühllos und ihre Hände waren kalt. Müsste es nicht anders sein? Sollte es nicht befreiend sein ihre Gefühle endlich eingestehen zu können? Wie auch immer es eigentlich sein sollte, sie fühlte sich schrecklich. Als Helena hörte wie Marcus sich erhob zog sie wie zum Schutz die Schultern hoch. Wahrscheinlich würde er jetzt gehen und sie mit dem Chaos in ihrem Inneren alleine lassen. Aber stattdessen spürte sie plötzlich seine Hand auf ihrer Schulter. Sie konnte nicht verhindern, dass sie zusammenzuckte als hätte sie sich an etwas furchtbar Heißem verbrannt. Vielleicht war ihm nun doch bewust geworden was sie wirklich quälte. Seine Worten drangen nur langsam zu ihr durch und hinterließen einen verwirrten Gesichtsausdruck.


    "Was? Einen medicus? Nein,...ich..."


    Helena verstummte und endlich traute sie sich auch wieder ihn anzusehen. Als würde sie in Marcus' Augen nach einer Antwort suchen ruhte ihr Blick einen Moment auf ihm, bevor sie den Kopf schüttelte. Seine Hand ruhte immer noch auf ihrer Schulter und obwohl sie nicht damit gerechnet hatte spendete sie ihr doch soetwas wie Trost. Ihm war nicht egal wie es ihr ging. Sie bedeutete ihm etwas! Mit zittrigen Händen strich sie sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und trat dann ein Stück zurück, so dass seine Hand von ihrer Schulter rutschte. Sie wollte nicht getröstet werden, denn sonst würde sie sich nie trauen ihm die Wahrheit zu sagen. Wie schon kurz zuvor huschte ihr Blick durch das Zimmer und blieb schließlich auf dem Bett hängen. Vielleicht träumte sie ja und würde gleich wieder aufwachen. Allein und bequem gebettet auf ihren Kissen.


    "Auch ein medicus wird mir nicht helfen können, es sei denn er kennt sich in Herzensangelegenheiten aus."


    Wäre es nicht schön, wenn es ein Medikament gegen Liebeskummer geben würde? Dann würde sie jetzt hier mit Marcus sitzen, sich ungezwungen unterhalten, lachen...aber so? Wenn sie nicht doch noch einen Rückzieher machen würde, würde sich ihr Leben ab heute vollkommen verändern. Und wie Marcus darauf reagieren würde, konnte sie sich noch nicht einmal vorstellen. In ihren Träumen nahm er sie in die Arme, gestand ihr, dass es ihm ebenso ging, dass er sie liebte, schon seit Langem. Ein tiefer Seufzer drang über Helenas Lippen. Sie hatte sich schon zu weit vorgewagt.

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Wenn sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hätte, wäre mir nur geblieben, nachdrücklich zu bestätigen, dass sie mir natürlich etwas bedeutete. Sie war nicht irgendjemand, sondern meine kleine Cousine, verwaist. Und ich war nicht nur ihr Onkel, sondern auch ihr tutor. All die Anfangsschwierigkeiten aus der Kindheit waren Dummejungenstreiche gewesen, kindliche Sticheleien. Aber waren wir nicht beide erwachsen geworden?


    Helena erschien mir unendlich zerbrechlich zu sein, wie sie mit blassem Teint und der grazilen Gestalt in ihrem Nachtgewandt dort vor mir stand. Ein zärtlich anmutender Ausdruck schlich sich auf meine Züge, als ich die Lippen leicht aufeinander presste und ein aufmunterndes Lächeln versuchte, das natürlich misslang. Wie hätte es auch anders sein sollen in dieser Situation? Sie löste sich von mir und der Zuversicht, die ich schenken wollte. Vermutlich wollte sie keinen medicus, weil sie entweder den Vater des Kindes liebte oder das Kind selbst behalten wollte. Ersteres konnte ja gut und gern sein, doch das Kind würde sie nicht austragen. Das würde ich zu verhindern wissen. "Helena..." begann ich. Doch ehe ich dazu ansetzen konnte, ihr vor Augen zu führen, welche Schande es bedeutete, einen Bastard auszutragen, bestätigte sie die Vermutung mit dem Jüngling, der ihr Herz erobert hatte.


    Nur - wie sollte ich ihr begreiflich machen, dass, falls er ein Mann von schlechtem Stand war - diese Liebe nicht in eine offiziellen Ehe gehen konnte? Erneut trat ich auf sie zu und nahm die schwächlich anmutende Gestalt schlicht in den Arm, wenn auch aus gänzlich anderen Gründen als Helena sich wünschte oder nun vermuten mochte. "Wenn du ihn liebst, wird es einen Weg geben, Helena. Selbst wenn du jemand anderen ehelichst, so kann diese Bindung noch bestehen bleiben. Ich möchte, dass du glücklich wirst, aber gleichzeitig auch eine ehrbare Frau bleibst. Du kannst kein Kind nicht austragen, wenn es nicht von einem Mann von Stande ist. Oder wir verschleiern deinen Zustand und du musst es weggeben, sobald es das Licht der Welt erblickt hat", sagte ich so behutsam, wie ich konnte. Und ohne eine Ahnung zu haben, worum es überhaupt ging.

  • In den nächsten Augenblicken hatte Helena das Gefühl als würde sie schweben. Marcus Stimme war sanft, fast zärtlich als er ihren Namen aussprach. Wie sehr hatte sie sich gewünscht das zu hören! Ihre Augen begannen zu leuchten und die kränliche Blässe auf ihren Wangen wurde von einer leichten Rötung abgelöst. Marcus hatte ihren Kummer verstanden, besser noch, er fühlte genauso. Die Umarmung war die letzte Bestätigung dafür. Helena schloß die Augen und kuschelte sich an Marcus' Brust. Tief atmete sie seinen Duft ein und ihr Herz klopfte schneller. Würde er sie jetzt küssen? Helena hatte fast das Gefühl, als würden ihre Lippen brennen vor Verlangen. Sanft ließ sie eine Hand über seinen Rücken wandern. Dieser Moment konnte nicht schöner sein.


    Doch dann...Helena hatte sich noch nie geprügelt, aber ein heftiger Schlag in den Magen musste sich so ähnlich anfühlen. Im ersten Moment begriff sie gar nicht, was Marcus da sagte. Es passte nicht in diesen Traum, der sich gerade für sie erfüllte. Doch dann drangen die Vorwürfe hinter seinen Worten zu ihr durch und sie versteifte sich in seinen Armen. Vollkommen unfähig etwas zu tun stand sie einfach nur da. Warum sagte er das? Ihre Hände fielen von seinem Rücken und hingen leblos an ihrer Seite herab. Unendlich langsam löste Helena sich von Marcus. Wortlos ging sie an ihm vorbei zum Tisch hinüber. Mechanisch griff sie nach ihrem Becher, ohne jedoch etwas davon zu trinken. Es kostete sie all ihre Kraft zu ihm aufzusehen.


    "Marcus, was... wie kommst du darauf? Ich..."


    Als ihr bewusst wurde was das alles bedeutete stiegen Tränen in ihren Augen auf. Er hatte sie nicht verstanden! Stattdessen warf er ihr vor sich unsittlich verhalten zu haben. Er befürchtete, dass sie ihm und ihrer Familie Schande bereitete. Das Glück, das sie gerade noch verspürt hatte verwandelte sich so schnell in Wut und Verzweiflung, dass sie fast meinte den Schmerz körperlich zu spüren. Helena krümmte sich leicht, so dass die Tränen aus ihren Augen den Weg auf ihre Wangen fanden. Heiß liefen sie über ihre Haut, die unnatürlich kalt war. Helena wusste, dass ihre Stimme zittern würde wenn sie jetzt sprach, aber sie tat es trotzdem.


    "Ich bin nicht schwanger, Marcus! Wie kommst du dazu mir soetwas vorzuwerfen? Ich würde nie Schande über unsere Familie bringen! Nie!" Helenas Stimme wurde während sie sprach immer lauter. Ein Ausdruck ihrer Verzweiflung, denn normalerweise war sie recht besonnen. "Ich glaube es ist jetzt besser wenn du gehst. Lass mich alleine! VERSCHWINDE!" Das letzte Wort hatte sie geschrien. Unfähig etwas dagegen zu tun, sich auch nur ein wenig zu beherrschen hob sie den Becher und warf ihn in Marcus Richtung. Mit einem lauten Scheppern knallte er an die Wand und landete schließlich auf dem Boden.

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Ihr Entsetzen verursachte augenblicklich ein eisiges Gefühl in meiner Magengegend. Eben noch schien sie sich besser zu fühlen, und nun? Verständnislos und verwirrt sah ich ihr nach, als sie sich aus der trostspendenden Umarmung freimachte und sich entfernte. Gut, ich konnte nachvollziehen, dass der Gedanke an eine ungewisse Zukunft wie durchaus beschäftigte. Dass sie an etwas gänzlich anderes dachte, vermutete ich nicht einmal. Bestürzt sah ich den Tränen zu, die zuerst die Augen füllten und dann an den blassen Wangen hinabliefen. Erneut hatte ich jemanden zum Weinen gebracht - nur wie? Es wollte mir nicht klar werden. Etwas unbeholfen stand ich in der Gegend herum und fragte mich, was ich nun am besten tun sollte. Umarmt und getröstet werden wollte Helena offensichtlich nicht.


    Während ich noch darüber nachgrübelte und nach passenden Worten suchte, ereiferte sich Helena. Sie erteilte mir einen scharfen Verweis, fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Doch alles, was ich in jenem Moment empfand, war tiefe Erleichterung darüber, dass sie sich keinem Unbekannten hingegeben hatte. Deswegen lächelte ich sie zuversichtlich an, auch wenn ihre Worte immer lauter wurden. Ich hätte erwidern können, dass ich es verstanden hätte, wenn sie sich nach Liebe sehnte, doch dieser Tage sprach ich selbst besser nicht von Gefühlen, sonst würde alles erneut aufwallen.


    Das vertrauliche Lächeln schwand, als Helena mich anschrie, und wich einem missbilligenden Ausdruck. Ich holte schon Luft, um sie nachdrücklich zu bitten, an sich zu halten, da Griff sie nach dem Becher und ich entschied mich anders. Sie holte aus und ich verschwand. Einer Furie in Rage ging man besser aus dem Weg. Das hatte schon Vater so gehandhabt, wenn Mutter sich aufgeregt hatte. Obwohl sie nie mit Geschirr nach ihm geworfen hatte. Ein weiterer Beweis dafür, dass es Helena an einer strengen Hand mangelte? Ich sollte eventuell eine Vorabsprache mit Durus treffen und dieses Abendessen nur zum Schein als Annäherung durchgehen lassen, während bereits alles abgesprochen und besiegelt war. Nein, dachte ich mir, als ich die Tür schützend hinter mir zuzog und mich immer noch über Helenas Verhalten wunderte. Als der Becher auf den Boden fiel, steckte ich nochmals den Kopf zur Tür hinein. "Es tut mir leid", sagte ich und meinte es ehrlich. Dann zog ich die Tür hinter mir zu und begab mich ins Peristyl. Ich musste nachdenken.

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