Helena lag auf ihrem Bett, eine Hand auf der Stirn, die Augen geschlossen. Seitdem sie heute morgen aufgestanden war hatte sie Kopfschmerzen, wie so oft in letzter Zeit. Bis jetzt hatte sie sich geweigert sich einzugestehen, dass sie krank war. Marina hatte schon den ein oder anderen bissigen Kommentar zu hören bekommen, als sie ihre Herrin davon zu überzeugen versuchte endlich einen Arzt kommen zu lassen. Seit der Sache mit ihrer Mutter war Helena Ärzten gegenüber eher mißtrauisch. Zudem war es ja auch schon wieder besser geworden. Das schmerzhafte Stechen hinter ihren Augen war zu einem unangenehmen, aber durchaus aushaltbaren Pochen geworden. Bald würde sie nichts mehr davon bemerken. Das war bis jetzt immer so gewesen.
Um sich abzulenken versuchte Helena ihre Gedanken schweifen zu lassen. Sie landeten, wie so oft, bei Marcus. Es ging ihm nicht gut, das wusste sie. Seitdem Deandra verschwunden war sah man ihn eigentlich nur noch selten mit einem Lächeln. Eigentlich sollte Helena sich freuen und irgendwie tat sie das auch. Immerhin konnte ihr doch kaum etwas besseres passieren, als das Marcus und Deandra sich stritten. Doch sie hasste es Marcus so leiden zu sehen. Wahrscheinlich war das den meisten Anderen gar nicht so aufgefallen, aber sie kannte ihn schon lange und hatte ihn in den letzten Wochen noch besser kennen gelernt. Trotzdem hatte sie bis jetzt nichts gesagt. Sie war nicht auf ihn zugegangen, hatte stattdessen meistens weggesehen oder so getan als wäre nichts. Schon bei ihrem letzten Gespräch alleine wäre sie fast schwach geworden und hatte sich zu Dingen hinreißen lassen, die nicht hätten passieren dürfen. Sie musste Marcus aus dem Weg gehen, egal wie schwer ihr das fiel.
Mit einem Seufzen richtete Helena sich auf und blieb erst einmal still sitzen. Vorsichtig bewegte sie den Kopf hin und her, doch der erwartete heftige Schmerz blieb aus. Sie lächelte leicht und stellte die nackten Füße auf den Boden. Sie trug nur ein leichtes dünnes Nachtkleid, da sie sich nicht angezogen hinlegen wollte, falls sie einschlief. Der weiche Stoff raschelte leicht als sie aufstand und zum Fenster hinüber ging. Bevor sie sich hingelegt hatte, hatte Marina die Vorhänge zugezogen, da das helle Licht in Helenas Augen geschmerzt hatte. Jetzt jedoch kam ihr die Dunkelheit bedrückend vor. Nachdem sie die schweren Vorhänge zur Seite gezogen hatte schloß sie erneut die Augen und genoss die Sonnenstrahlen, die ihr ins Gesicht fielen. Ihre Gedanken weilten jedoch immer noch bei Marcus. Was er wohl gerade tat?