~ locus luxuriosus augustini ~

  • Der Octavier nahm fast alles wahr.


    Er spürte die Hand seiner Tochter auf der eigenen. Sie war warm und Augustinus fühlte seit Wochen wieder etwas, dass er früher Freude genannt hatte. Als seine Tochter ihn nach seinem Namen fragte wollte er natürlich antworten, aber er brachte nicht mehr als ein leises Brummen heraus, als der Arzt fälschlicher Weise als Stöhnen abgetan hatte.
    Er versuchte wieder und wieder den Namen 'Albina' zu sagen. Aber er brachte ihn einfach nicht heraus.


    Noch immer lag ihre Hand auf seiner. Mit aller Kraft griff er nach ihrer Hand und versuchte sie zu halten. Unter größten Schmerzen gelang es ihm sogar kurz den Händedruck zu erwidern. Aber dann ließ die Spannung seiner Muskulatur wieder nach und er seufzte laut. Er öffnete seine Augen wieder ein kleines Stück un blickte seine Tochter an.


    Der Medicus, der das ganze Vorgehen verfolgte ging dazwischen: "Dein Vater hat Schmerzen, du solltest ihn gehen lassen, wir können ihm nicht mehr helfen. Verabschiede dich und lass ihn sterben." Innerlich dachte er darüber nach, ob er dem erbärmlichen Leben des Octaviers ein Ende setzen sollte. Am Besten, wenn die Tochter gegangen war. Die Sklaven würde er nach draußen schicken und ihm dann ein Kissen ins Gesicht drücken, er konnte dem ganzen einfach nicht mehr zusehen: Seit 2 Wochen starb der Ritter...langsam aber sicher...

  • Ihr Blick zum Medicus war mehr als Hass. Es war ein Messer, welches in seine Eingeweide drang und gedreht wurde Schweig, bevor ich mich vor deinem alter und deinem Stand vergesse Ihre Hände nahmen erneut seine Hand und drückten sie in ihren kleinen Händen, die zu schlank und zu schwach waren, die Familiengeschicke zu führen. Sogar jetzt denkst du nur an dich selbst, Vater. Sogar jetzt. Es gab keine Worte der Liebe, es gab keine Tränen, nur diese leise Stimme, die ihn anflehte und ihr stummer Schrei in einem Gebet STIRB NICHT! Sogar jetzt denkst du nicht an mich, du läßt mich allein, wie immer, wie du es immer getan hast, von Anfang an. Beweise mir! Albina drückte seine Hand mit aller Kraft Beweise mir, dass du dich geändert hast, dass du meinen Namen kennst, dass du mich liebst! Beweise und Lebe verdammt nochmal! Vater! Ich werde dich hassen, mein ganzes Leben lang, wenn du mich jetzt erneut im Stich lässt. Das schwöre ich dir bei Göttern Sie ließ seine Hand, stand auf, zitternd, voller Wut auf die ganze Welt. Albina kam zum Medicus sehr nah Wird mein Vater sterben, werde ich dich verklagen. An jeder Ecke werde ich erzählen, dass du ihn umgebracht hast. Und überlege es dir sehr gut, wem man den Glauben schenken wird, Dir, dem dicken aufgedunsteten alten Mann oder mir. Denke darüber nach Den letzten Satz flüsterte sie ihm ins Gesicht. Werde ich morgen meinen Vater tot finden, ist dein ruf ruiniert, Medicus. Und glaube mir, ich werde es mit Vergnügen und Genugtuung machen

  • Der Octavier lag auf seinem Bett und war eingedöst - das Fieber stieg.


    Er erwachte, als seine Albina seine Hand drückte. Ihre Worte klangen in seinen Ohren irgendwie teilnahmslos. Auf der einen Seite war er immer noch ihr Vater auf der anderen Seite wäre sie nach seinem Tod eine der vermögendsten Frauen in Rom, dass wusste er genauso gut wie sie.
    Er hätte Worte des Trostes und der Zuneigung gut gebrauchen können, statt dessen bekam er Vorwürfe. Mit einiger Anstrengung öffnete er seine Augen und sah sie an.
    Warum war Severa gestorben und nicht sie? Severa hätte in dieser Situation wohl anders gehandelt. Da war es sich sicher...
    Den Abgang Albinas bekam er nicht mehr mit, den der Gedanke bald wieder mit der jüngeren der beiden Töchter, mit seinem Sohn und seiner Frau vereint zu sein erfüllten ihn mit Ruhe und er erwartete den Tod. So schlief er schwer atmend ein...

  • Ja, das war nicht seine Severa. Auch, wenn beide das gleiche Gesicht hatten, war das alles, was beide verband. Albina konnte keinen Trost spenden, weil sie es nicht fähig war, die Schwäche mit der Schwäche zu begegnen. Der Medicus verstand aber sehr gut, sowohl ihren Blick als auch die Worte. Als alle schliefen, keiner am Bett des Totgeweihten saß, kam sie wieder. Es gab niemanden, der sie beobachten konnte, niemanden, vor dem sie eine Stärkere spielen musste. Sie betete, dass Augustinus sie nicht hörte, sie war sogar irgendwie innerlich irrtümlicherweise überzeugt, dass er sie nicht hören konnte und wollte. Albina fiel einfach auf den Boden und weinte, bitter, wie ein kleines Kind, aus diesem Heulen konnte man nur verstehen bitte, laß mich nicht allein, bitte, Vater..bitte Ihre Tränen waren nicht bedeckt, sie liefen über ihre Wangen, sammelten sich am Kinn und benetzten seinen Lacken, als sie ihren Kopf einfach an seinen Oberarm drückte. Vater, bitte, du bist doch so stark, so stark, Vater, bitte, laß mich nicht allein, nicht ohne dich, bitte Der Schmerz des möglichen Verlustes durchdrang sie und ließ sie leise aufschreien. Noch nie war ihr diese Liebe zu ihrem Vater so klar wie in diesem Moment. Sie betete, sie betete zu allen Göttern und zu jedem einzelnen. Ihre Lippen bewegten sich mit den Worten der Gebete, nannten die Gaben, Namen der Götter fielen jedes Mal Vater, ich liebe dich, Vater, bitte, laß dein Kind nicht allein. Ihre Lippen berührten seinen Oberarm. Zum ersten Mal in all dieser Zeit legte Albina ihre Hand zärtlich auf seine Stirn und streichelte das Gesicht ihres Vaters. Bitte, sei gesund, Vater, bitte. Ich weiß nicht all diese zärtlichen Dinge, die eine Tochter ihrem Vater sagt, aber ich weiß..meine Liebe zu dir ist nicht schwächer als die der Severa gewesen, wirklich.. Sie konnte nicht mehr. Diese Nacht nahm ihr all die Kraft, all den Stolz, was Albina besaß.

  • Augustinus schlief in der Nacht erstaunlich gut, sein Schlaf war tief und fest doch er erwarte bei einem Aufschrei.
    Er fand sich in seinem Schlafraum wieder, bei totaler Dunkelheit. Die Sklaven hatten die Kerzen entweder gelöscht oder sie waren herunter gebrannt. Doch irgendwer musste in diesem Raum sein. Da es dunkel war musste es ein heimlicher Besucher sein. Womöglich jemand, der nicht wollte, dass er, der einst mächtige Mann wieder zu Kräften kam und ihn ermorden wollte. Doch wer sollte so etwas tun?
    Als erstes kam ihm Germanicus Avarus in den Sinn. Lange Jahre war er, Augustinus, ein treuer Klient gewesen, bis er sich mit dem Erzfeind des Germanicus, Senator Decimus Meridius, eine solche Verbindung einging. Der Germanicus hatte bei einzelnen späteren Begegnungen kein Hel über den Hass zum Octavier gemacht. Ob er ihn jetzt töten lassen wollte?
    Doch dann hörte er ein Weinen, dass immer lauter wurde. Schließlich erkannte er seine Tochter... Sie weinte um ihn?! Augustinus war völlig überrumpelt. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Und als Albina dann seinen Arm küsste und ihm sagte, dass sie ihn liebt... da war es völlig aus und er verstand die Welt nicht mehr; sein Puls steigerte sich. Er genoss die Zuneigung und dankte den Göttern für diesen Moment...


    Er nahm ihre Hand, wobei seine Hand stark zitterte. Er umfasste sie, als wöllte er sagen: Ich liebe dich auch mein Kind. Er verweilte eine Weile so, bis die Kräfte ihn verließen und er einschlief...

  • Albina wischte ihre rote Nase in den Lacken, wie auch ihre Augen und küsste ihren Vater nochmal auf die Wange. Sie vernahm sehr wohl seinen Segen und emfand es als Zeichen, als ein Versprechen. Sie verbrachte die ganze Nacht bei ihm, im Sessel. Die Sklaven waren mehr als erstaunt über ihre Anwesenheit. Noch mehr staunten sie, als aus ihrem Munde die Befehle kamen, was ihren Vater anbetraff. Sie forderte den Laken, die Kissen, seine Kleidung entfernen und verbrennen, den Vater waschen und neu kleiden. Das Zimmer luften und Sera sollte kochen. Sie befahl auch den anderen Medicus zum Rat zu ziehen. Danach verließ sie sofort den Raum, doch bevor sie es tat, beugte sie zu ihrem Vatter, flüsterte leise mein geliebter Vater Einen Kuss, so frisch und zärtlich wie der Frühlingsanfang gaben ihre Lippen seiner Wange. Ihr Gesicht war jedoch verschlossen, als ob sie keine Regung zulassen wollte.

  • Augustinus empfand die Fürsorge als äußerst angenehm... Der neue Medicus hatte einige neue Methoden und Behandlungsarten, die den Octavier wieder halbwegs zu Kräften kommen ließen.
    Schon fünf Tage später, schlief er normal, aß normal und konnte wieder fast deutlich reden.
    Mit der noch heißeren Stimme gab er dem Sklavenheer, das sich täglich in dessen Räumlichkeiten aufhielt, immer neue Befehle und hielt diese auf trapp. Das gab ihm das befriedigende Gefühl Macht zu haben - er liebte Macht; schon immer. Aber in den vergangenen Wochen hatte er gemerkt, was ihm fehlte. Er wollte zurück an die Macht, er wollte wieder arbeiten gehen und wieder eine der Positionen einnehmen, die ihm, einem der hochrangigsten Rittern der Stadt, zustand. dazu brauchte er seine ganze Familie.
    Er pfiff einen Sklaven herbei."He... bring mir Wein und etwas zu essen. Außerdem möchte ich meine Tochter sehnen. Dann sieh nach, wer an Octaviern ihm Haus ist... also Victor und Dragonum, sofern sie da sind... Auf - Zackzack... Wirds bald?!" verlautete er in herrschendem Ton.

  • Albina reiste in diesre Zeit immer von Ostia nach Rom und wohnte irgendwie zwischen zwei Domizils und nirgendwo. Macer sah Albina nur selten und wenn, dann in irgendwelche Papiere vertieft und etwas murmelnd. Sie kam in die Casa und warf dann ihre Arbeit auf den Fußboden, wobei die arme Sera alles aufräumen mußte. Trotz ihrer Anwesenheit in diesen 5 Tagen mied sie möglichst die Räume ihres Vaters. Albina sprach jeden Tag mit dem Medicus und freute über die Fortschritte, doch in ihrem Inneren wurde ihre Freude zum Zweifel. Mehrmals versuchte sie mit Victor darüber zu sprechen, oder Macer einfach einen Brief schreiben, aber auch das scheiterte an ihrem Zweifel in die Liebe ihres Vaters. Ihr Gedanke war... ihr Vater braucht sie nicht mehr, also wird es wohl alles wieder zum Alten wenden. Der Sklave erreichte sie im Garten, wo sie die nächsten Briefe an die Bürger von Ostia verfasste. Mehrere Schriften lagen schon vorbereitet. Sera nähte Albinas Kleid und sah mehr als besorgt. Einige Male hob sie ihren Blick zur Domina und senkte ihn sofort. Albina blickte zum Sklaven. Natürlich wußte sie, wer ihn geschickt hat. Wie geht es meinem Vater? Waren ihre Worte, ohne dass sie die Arbeit niederlegte. Er schickt dich nach mir? Die hochgehobene Augenbraue zeigte unmißverständlich eine Verwunderung. Sera, räume alles weg und folge mir dann, wenn du fertig bist. Albina warf diese Worte und man sah sofort dieselbe stolze Haltung wie bei Augustinus. Auch wenn ihr Vater es nciht sehen wollte, sie war seine Tochter, mehr als er dachte, mehr als Severa es gewesen war. Dieselbe herrische Linie der Lippen.. Albina begab sich sofort zu ihrem Vater, ohne den Sklaven anzusehen. Sie war überzeugt, dass er ihr folgt, etwas anderes hätte sie auch nciht geduldet. Sie wartete sogar geduldig, bis der Sklave ihr die Tür aufmacht. Nun stand sie da, vor ihm, ihre Augen funkelten kämpferisch und doch freudig, als Albina Augustinus aufrecht sitzen sah, ausgeruht, voller Energie. Vater, es ist mir eine Freude, dich auf dem Weg der Genesung zu sehen. Du hast nach mir gerufen? Ihre Stimme war auf den ersten Blick ruhig und gelassen, doch ihren Vater konnte sie nicht belügen. Er wußte jedoch, dass Albina zu stolz ist, um Gefühle zu ihm einfach so zu zeigen. Sie fand immer andere Wege, Augustinus ihre töchterliche Liebe zu zeigen. Beim letzen Mal fand er Blumen und kleine Honigtörtchen.

  • Der Sklave war eine ganze Zeit unterwegs gewesen - eine knappe halbe Stunde - sodass dem Octavier genug Zeit geblieben war sich waschen zu lassen und die Haare, also auch den Bart, geschnitten zu bekommen.
    Als seine Tochter den Raum betrat steckte er gerade ein Honigtörtchen in den Mund.
    "Salve mein Kind, danke ich freue mich auch. Siehe hier... Honigtörtchen. Ich scheine eine Verehrerin zu haben." zwinkerte er ihr zu.
    "Komm doch näher... setz dich" Es war eher ein Befehl als ein Angebot und er deutete auf eine neben dem Bett stehenden Hocker. Er wartete bis sie saß und redete dann weiter.
    "Albina ich muss dir etwas sagen." Er sprach in einem normalen, ruhigen Tonfall und versuchte das schlechte Gewissen, das ihn nun schon seit Wochen quälte, aus seiner Stimme fernzuhalten, damit es Albina nicht merkte.
    "Ich lag im Sterben." begann er, "es heißt, dass man sich verändert, wenn man im sterben lag. Und ich sage dir, so ist es." Er schluckte. "Du standest Jahre, nein nicht Jahre - dein ganzes Leben in Severas Licht, nicht weil du es nicht verdient hättest in der Sonne zu stehen, nein, weil ich dich dort hingestellt habe. Ich gebe zu, ich habe dir Jahre meine Zuneigung verweigert. Warum genau weiß ich nicht..."
    erst jetzt bemerkte er, dass sich noch andere Personen im Raum befanden. Er machte eine Handbewegung und die Personen verließen den Raum. Ein Sklave schloss die Tür.
    Sein Puls war gestiegen, innerlich regte er sich auf, auch wenn er sich nach außen gelassen gab, "... ich habe dich immer geliebt."
    Er steckte sich ein weiteres Törtchen in den Mund. "Ich betrachte Severas Tod und den Tod meines einzigen leiblichen Sohnes, sowie das verschwinden meines geliebten Adoptivsohnes als Strafe der Götter. Sie sind wütend auf mich und du bist es auch - mit Recht.
    Er trank einen Schluck Wein."Aber ich lebe. Sie haben mich leben gelassen, damit ich mich bessern kann. Und ich will das tun, das schwöre ich dir, bei allen Göttern und allem was mir lieb ist."
    Er blickte sie an. "Was sagst du dazu?" Er sah ihr tief in die Augen und erwartete eine Antwort.

  • Albina sah ihren Vater, ihren Gott, ihren Idol, den sie gehasst ud geliebt hatte, mit der gleichen Kraft. Die ganzen Erinnerungen ihrer Kindheit überschlugen sich in ihr und ein gequälter Blick ließ sich nur mit Mühe vermieden werden. Albina stand vor ihm in ihrer hellblauen Tunika mit langem lockigem kastanienbraunem Haar ihrer Mutter, welches nur mit einer roten Schleife zusammengehalten wurde. Etwas unpassendes zu diesen Pastelfarben, doch gleichzeitig eigenwillig und irgendwie häuslich, als ob sie ihrem Vater diese Ehre erweist, sie leger zu sehen. Als sein Blick an dieser Schleife hing, löste Albina diese einfach und ließ sie fallen. Das Haar fing den leichten Wind und es schien, als ob die Jugend der Albina wie der frische Wind des Frühlings das neue Alter brachte. Die neue Zeit für beide, die neue Zeit, wo noch nicht zu spät war, alles auf Null zu setzen und von vorn anzufangen. Albina setzte sich auf den kleinen Hocker und hörte erstmal zu, was ihr Vater erzählte. Sie bemerkte auch, dass er seine Gefühle vor den Bediensteten nicht zeigen wollte und wahrscheinlich konnte. Wir sind uns so ähnlich, Vater sagte Albina auf seine Frage. Ähnlicher als Du es dir vorstellen kannst. Sie lächelte ihm zu und schob ihre schmale Hand einfach in seine. Auch ich mußte von den Göttern meine Lektion lernen. Deine ..dass du so nah... ihre Hand drückte seine fest Dass du so nah dem Tod warst, zeigte mir, dass mein Groll auf dich nie meine Liebe und meine Bewuderung zu Dir überwinden kann. Ich bin deine Tochter, Vater. Ich möchte nur eins, dass du mich als Albina akzeptierst Sie legte ihren Kopf so, dass er ihre Stirn küssen konnte. Wie sehnsüchtig erwartete sie diesen Kuss. Sie war bereit, alles zu vergessen, nur für ihren Kuss. Ihre Augen widerspiegeltten diese Gefühle so klar, dass Augustinus in ihrem Vorhaben keinen Zweifel haben sollte. Er hatte seine Tochter zurück.

  • Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, mit diesem Gefühlsausbruch seiner Tochter. Mit dem was sie sagte hatte sie wahrscheinlich recht. Sie war ihm so ähnlich. Warum hatte er Severa all die Jahre vorgezogen? Hatte er Albina womöglich verachtet, aus dem gleichen Grund, aus der er sich selbst manchmal hasste - oder gerade deshalb? Hatte er womöglich den Frust und die Depression gegen sich selbst auf Albina übertragen? Diese Gedanken kamen ihm in diesem Moment."Ich glaube du hast recht... und ja ich werde dich so akzeptieren wie du bist, genauso ich mich selbst akzeptieren muss..." 'was mir mit diesem schlechten Gewissen schwer fallen wird.' fügte er in Gedanken hinzu.
    Er betrachtete seine Tochter genau... sie war das Ebenbild ihrer Mutter, eine natürliche Schönheit und in ihren Augen glaubte er seine eigenen zu erkennen. Seine Tochter hatte seine Augen? Da war ihm noch nie aufgefallen.
    Nun musste er ein Gespräch beginnen, was schon längst hatte führen müssen.
    "Nun, Tochter, erzähl mir etwas mehr von dir. Wie ist es dir in der letzten Zeit ergangen. Was arbeitest du? Und ganze besonders wichtig, was machen die Männer?" er grinste leicht.

  • Ich bin Scriba in Ostia, Vater. Ich habe einen entfernten Verwandten kennengelernt, Macer. Er ist Duumvir in Ostia und hat mir diesen Posten vorgeschlagen. Ich habe seinen Vorschlag angenommen. auch wenn es meinerseits frevel ist, fühle ich mich zum Dienst im Tempel nicht berufen, Vater. So suchte ich meinen eigenen Platz. Sie warf einen unsicheren Blick auf Augustinus. Ich muß noch heute zurück nach Ostia, Vater. Macer wartet auf meinen Bericht und einige Einwohner von Ostia müssen angeschrieben werden. Er spürte bestimmt mit einer Zufriedenheit die Wut auf sich selbst, auf ihre eigene Unsicherheit vor ihm. Die Erinnerungen... hat Augustinus überhaupt welche? Bestimmt. Sein Vater, er, ein junger Mann in seinem Cubiculum... wie vor der härtesten Prüfung. In drei Tagen werde ich wieder zurück. Bis dahin lebe ich in der Villa Rustica der Octavier. Macer ist ein ..wie ein Bruder für mich geworden, Vater. Ein sehr fähiger Duumvir. du solltest unbedingt den Tempel sehen! Ihre Begeisterung zeichnete sich auf dem Gesicht, in ihren Augen und der Stolz auf ihren "Bruder" ließ ihre Wangen erröten. Und Männer? Vater, ich habe für meine Zeit bessere Verwendung. Mein Herz ist frei wie ein Vogel Sie sprach, als ob sie 1000 Männer kannte, die ihr den Hof machten. In ihrer jügendlichen Überheblichkeit dachte sie, sie sei das weiseste Ei der Welt.

  • "Oh eine Postwühlerin." grinste er scherzhaft."Osta ist eine tolle Stadt und ein guter Beginn für eine Karriere." sein Grinsen verschwand."Die Tatsache, dass du nicht Priesterin werden willst ist für mich völlig in Ordnung. Ich selbst stand vor einer ähnlichen Prüfung und habe mich für die Verwaltung entschieden - womit ich sehr gut gefahren bin. Vor meiner Erkrankung war ich in das Bindeglied zwischen Kaiser und Kommandanten." erklärte er mit gewissem stolz in der Stimme. Er hatte seine damalige Macht sehr genossen. Nun dürstete es langsam erneut nach Macht, nach dem Gefühl, dass Leute, deren Namen das ganze Imperium kannte, sich an ihn wendeten, wenn sie etwas wollten.
    "Ich habe in der Verwaltung in Italien wohl keinen Einfluss, aber ich habe meinen Namen und du hast meinen Name. Wenn du diesen geschickt nutzt, kann es dir Vorteile einbringen..."
    Als er hörte, dass ein Octavier Duumvir war wurde sein Blick grimmig. "Ein Octavius sagst du? Wie ist er mit uns verwandt? Der Name Macer ist mit derzeit nicht geläufig. Wenn er Duumvir ist, warum bist du dann Scriba? Ich meine es warum bist du nicht schon Magistratus? Ich denke ich werde mich bei Gelegenheit mal mit diesem Octavius unterhalten..."
    Beim Thema Männer war Albina wohl ähnlich wie Severa...
    "Aber Kind, du musst doch heiraten. Du brachst einen Mann, der sich um dich kümmert, mit dem du Kinder bekommst... Du solltest dich wahrlich glücklich schätzen. Ich könnte es mir erlauben bei deinem Mann auf eine 'Zweckehe' zu verzichten und dir eine Liebesheirat zu ermöglichen - Das Geld haben wir ja... Geld - womit wir beim nächsten Thema wäre. Was bekommst du zur Zeit in der Woche an... nennen wir es Taschengeld... von mir?" fragte er und hatte sein Einnahmen-Ausgabenbuch schon neben sich liegen um einige Ausgaben zu ändern.

  • Es freut mich, dass Du von mir nicht enttäuscht bist. Die Götter werden mir vergeben und in meinen Gebeten entschuldige ich jedes Mal und betuere, dass ich den Göttern auf eine andere Art und Weise diene Sie lachte schelmisch und ihre Hand legte sich zögernd und scheu auf seine. Ein kleiner Anfang ihrerseits. Du warst und bist für immer ein Vorbild, Vater. Scriba..ja. Es gefällt mir. Ich fühle mich so, als ob ich meinen Platz gefunden habe. Die Arbeit füllt mich aus, aber ich spüre, dass ich mehr leisten kann. Was deinen Namen angeht, Vater, ich spreche ihn immer mit Stolz, aber mich dahinter zu verstecken, verzeih, wenn ich meinen eigenen Weg gehen will. Du wirst es verstehen. Es ist einfach schade, dass ich meine Großeltern über dich nicht hören konnte Ihr Lachen füllte das Zimmer und machte es häuslich. Ich glaube, sie hätten mir vieles über dich und deine Ansichten in meinem Alter erzählen können. Als er über Macer erzählte, schwankten Albinas Gedanken nach Ostia, Villa rustica, die abende mit Macer, wo er müde nach Hause kam und sie noch ein paar Unterschriften von ihm holte. Manchmal stand sie schon oben auf dem Balkon und winkte ihm. Oder sie schlief ein und fand sich in einer Decke gekuschelt... Macer ist mir wie Bruder, Vater. Faustus Octavius Macer, wir sind..ich weiß nicht einmal, ob das noch als eine Verwandschaft bezeichnen kann. Doch in meinem Herzen ist er mir wirklich zu einem Bruder geworden. Albina spürte einen leichten Stich und richtete ihren Blick auf die Wand. Er hat mir vorgeschlagen, mich für den Posten des Magistrates in Ostia zu bewerben. Er.. ich.. Vater, ich habe noch nicht so viel Erfahrung für diesen Posten und ich will dich nicht enttäuschen, ich will mich nicht enttäuschen. Ich bin noch einfach zu jung dafür, jung und unerfahren. Das habe ich schon auf dem Posten als Scriba gespürt. Bei all dem, was mein Ehrgeiz bestrebt, ich brauche mehr als einen guten Namen. Ich brauche das Wissen und das werde ich mir holen. Ja, sie wird die Scriba in Scola besuchen. Ihr Entschluss stand nun fest. Sie wußte nicht, wen sie dort trifft, aber ihr sechster oder siebenter oder sogar achter Sinn sagte ihr - oder alle Sinne zusammen - diese absurde Idee kann funktionieren. Ihr Vater erzählte weiter... Kinder? Heirat? Albina lächelte. Willst du mich verheiraten? Wer weiß, vielleicht ist meine Freiheit von Nützen und kann uns beiden zugute kommen. Ich bekomme 20 Sisterzen, Vater. es ist nicht viel. Ich muß zuerst herausfinden, wieviel ich wert bin. doch laß mal über dich reden. Welche Pläne hast Du? Die Bücher über die Ausgaben habe ich geführt. Ich werde sie dir zur Verfügung stellen. Die letzte Zeit war anstrengend und forderte auch ihr Geld. Ich habe, so glaube ich, ein Vermögen für die Reisen zwischen Ostia und Rom bezahlt. Wirst du wieder nach Germania reisen? Die letzte Frage brannte ihr auf der Zunge schon seit langem...

  • Caius trat ein.


    "Salve Domine" Er verneigte sich. "Ich bin neu in deinem Besitz. Ich wurde gestern erworben. Mein Name ist Caius Servius." Er schwieg kurz.


    "Du hast mich rufen lassen, Herr?"


    Es war eher eine Feststellung, als eine Frage und so verharrte der Sklave schweigend und erwartete die Antwort, warum man ihn vom Frühstück hatte holen lassen.

  • Der Octavier wurde gerade von zwei Leibsklaven angekleidet, was einer der beiden nicht beherrschte, was sofort mit einer Ohrfeige bestraft wurde.


    "Sei gegrüßt Sklave." Er musterte ihn. "Na ich hoffe du warst nicht allzu teuer."


    Als die Skalven fertig waren gab er ihnen ein Zeichen zu verschwinden. Er ging zu einem Schrank und steckte seinen Ritterring an.


    "Mir ist zu Ohren gekommen, dass ein neuer Octavier hier ist. Er soll aus Germanien sein. Ich würde ihn gerne kennenlernen. Da ich eh gleich frühstücken möchte, wäre mir der Octavius ein angenehmer Gesprächspartner."


    Der Octavier wandte sich um. "Das wäre alles."

  • Der Sklave überhörte die erste Frage und überlegte sich, wie er seinen Herrn bei der passenden Gelegenheit wohl beseitigen konnte. Vorerst beließ er es aber dabei.


    "Sehr wohl Herr." er verneigte sich und verließ den Raum.

  • Er öffnete die Tür.


    "Herr, ein gewisser Lucius Octavius Marsus erwartet dich im Atrium, Herr."


    Caius erwartete Anweisungen oder ob er wieder verschwinden konnte. Er erarbeitet gerade eine neuen Plan seinen Herrn um ein paar Jahre zu bringen. ;)

  • Der Octavier saß gerade in eine schlichte Tunika gekleidet an seinem Schreibtisch und las bei einem Glas Milch mit Honig die Acta Diurna. Als der Sklave eintrat blickte er auf und hörte sich das Gesagte an.


    "Lucius Octavius Marsus..."der Name war ihm schon einmal begegnet. War das nicht ein Cousin? Nein ganz und gar nicht. Ein Neffe?


    Augustinus wusste es nicht, aber es bestand ja die Möglichkeit das herauszufinden.

    "Caius sag ihm, ich werde sofort zu ihm kommen. Stell Wein bereit und sag meinen Leibsklaven sie sollen mir die Toga anziehen, ich kann ein Mitglied unseres Geschlechts ja nicht so abgerissen begrüßen.


    Er trank rasch seinen Becher aus, legte die Acta zur Seite und erhob sich zum Ankleiden.

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