Theodoros Alexandreus

  • Theodorus hatte sich mit allen möglichen Dingen beschäftigt in seinem noch kurzem Gelehrtendasein: Philologie, Geometrie, Arithmetik, Geographie, Geschichte, Zoologie, Mechanik... Aber Medizin war nicht darunter.


    "Nun, weißt du was: Ich werde dich zum Iatreion begleiten, allerdings muss ich gestehen, dass ich vom Fach der Medizin keinerlei Ahnung habe. Ich denke deswegen, es wäre besser, wenn ich dich ein paar Ärzten vorstellen werde, die dir dann einen Patienten zuweisen, was meinst du?"


    Selbstverständlich würde Theodorus den Bericht auch nicht selbst korrigieren, sondern dies fachkundigeren Leuten überlassen.

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Valeria nickte erfreut.
    "Ja, sehr gern. Ah, ich habe noch eine Frage", fiel ihr dann ein. "Ich habe bisher keine Unterkunft und bin mit den Gepflogenheiten des Museions noch nicht so bekannt. Wird mir eine Unterkunft zugeteilt werden oder könntest du mir vielleicht ein Gasthaus in der Stadt empfehlen? Ich muss gestehen, dass ich recht überhastet aus Rom hergekommen bin und mir nicht viele Gedanken um alles weitere gemacht habe."




    Dankeschön für die fixe Ernennung! =)

  • "Den Mitglieder unserer Gemeinschaft werden selbstverständlich Räumlichkeiten zugeteilt. Allerdings ist es Sitte, dass die Philologen und Philosophen sich ein eigenes, standesgemäßes Privathaus im Brucheionsviertel zulegen."

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  • "Ah, das ist gut. Ich werde mich dann natürlich schnellstmöglich nach einem kleinen Domus umsehen, aber vorerst bin ich dankbar, wenn ich ein Plätzchen zum Schlafen bekomme", entgegnete Valeria und lächelte zufrieden.


    "Hast du denn jetzt gerade etwas Zeit?" fragte sie, um erneut auf den Rundgang sprechen zu kommen. Ihr Herz klopfte vorfreudig, und in Gedanken legte sie sich bereits die Worte zurecht, mit denen sie Apollonius die Nase lang zu machen gedachte. :D

  • Dass Theodoros ein so vielbeschäftigter Mann war, dass er keine Zeit gehabt hätte, hatte Valeria auch nicht vermutet. Nach so viel Arbeit sah es auf dem Schreibtisch nämlich nicht aus. :D


    So erhob sie sich und folgte ihrem neuen Kollegen...Chef...irgendwas, den Seesack geschultert, aus dem Raum hinaus. :]

  • Es war bisher ein schöner Tag gewesen, zumindest was das Wetter und sonstiges anging, doch nun würde sich das ändern. Schon seit Tagen spielte ich mit dem Gedanken das zu tun, was ich nun tun würde und was ich in den letzten Tagen einfach nicht übers Herz brachte. Doch nun war es so weit. Ich kam zum Arbeitsraum des Theodoros und klopfte beherzt an die Tür.

  • Ohne zu zögern trat ich ein. Mein sonst immer vorhandenes Lächeln war ob der Ernsthaftigkeit meines Anliegens verschwunden.
    Chaire ehrenwerter Theodorus. Ich hoffe du hast einige Minuten Zeit für mich? sagte ich mit fragendem Blick.

  • Innerlich bereute ich was ich nun tun würde, doch war es für mich das richtige.
    Ich arbeite nun schon eine Weile für das Museion und ich bin hier auch recht zufrieden, doch muss ich dich leider darum bitten, dass du mich aus dem Dienst des Museions entlässt.

  • Theodorus' Zufriedenheit wandelt sich in eine leichte Enttäuschung: "Wenn du wünscht, zu gehen, so will ich dich natürlich nicht aufhalten, auch wenn ich es bedauerlich finde. Warum willst du denn das Museion verlassen?"

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  • Ich hatte geahnt, dass diese Frage kommen würde und hatte mich daher natürlich auch darauf vorbereitet. Doch irgendwie gefielen mir meine vorbereiteten Antworten nicht mehr und so entschloss ich mich dazu einfach die Wahrheit zu sagen.
    Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich mit den Menschen hier nicht wirklich zurecht komme. Als ich hier anfing sagte mir der Epistates, dass es hier sehr merkwürdige Gestalten geben würde, doch hatte ich nicht mit dem gerechnet, was mir hier dann tatsächlich begegnete.

  • Einige Tage nach dem Gespräch mit Theodoros in seinem Vaterhaus klopfte Diagoras an die Tür von Theodoros.


    Er balancierte auf der linken Hand eine Schale aus Walnußholz, gefüllt mit Herbstmuscateller aus Massilia, Butterbirnen aus Brundisium, und einer hübschen Zahl Brauner Sommerbasileus.


    Chaire, Theodoros - Shalom! Friede! - darf ich stören?

  • In diesem Augenblick, da er schon im Begriff war, die Tür zu öffnen, da bohrte ihm jemand ins Kreuz und sagte:


    Geld oder Leber! Haha, No, da wearn'S neamad's zum Stöan find'n. Da Schef is' untawegs. Junge Römer, 'S' wissen scho ... Konn I Eana höfa?


    Diagoras blickte sich um, erblickte einen lässigen jungen Mann mit nach hinten geöltem, dunklen Haar und meinte: Grüße und Segen, ich wollte Theodoros Alexandreus einen Gruß zukommen lassen und hoffte, ihn persönlich anzutreffen.


    Naa, ned jetza, wia g'sogt. Späta vülleicht. Soll I wos ausricht'n?


    Oh, gerne, so es Dir nichts ausmacht, dann gibt Theodoreus die Schale und den Brief.


    Alles klar, Herr Vigil. Der Typ nimmt Diagoras Schale und Brief aus den Händen und stellt beides auf den Schreibtisch des Theodoros.




    Chaire Theodoros,


    leider habe ich Dich nicht angetroffen, aber da ich erwartet hatte, daß Du sehr beschäftigt bist in diesen Tagen habe ich dieses Brieflein vorbereitet; die Birnen sind frisch vom Markt, die kleinen grünen solltest Du aber noch einige Zeit stehen lassen, sie werden erst in ein oder zwei Tagen ihre volle Reife erreichen.


    Ich habe lang über unser Gespräch und die unsere darin leider zutage getretenen Differenzen nachgedacht. Wahrscheinlich bin ich wirklich bis ins Kerngehäuse ein Ionier, der in Alexandria immer ein Fremder bleibt und niemals ein Alexandriner. Das ist sehr traurig, zumal Alexandria wirklich eine großartige Stadt ist, aber, nun, eine Katze wird sich nie in einer Hundehütte, wie prächtig auch immer, wohlfühlen. Ionier sind Katzen: frei, unabhängig und stur, aber auch ein wenig eingebildet auf ihre Eigenständigkeit. Ich will unseren Dissens aber an dieser Stelle nicht aufwärmen, sondern Dir meine Dankbarkeit für Deine Gastfreundschaft und Deine Geduld ausdrücken. (Ich weiß, man hat's nicht leicht mit mir, aber leicht hat's einen ...).


    Meine Aufgabe in Alexandria habe ich - mehr schlecht als recht, befürchte ich - erfüllt, ob Du Epistates wirst, das liegt nicht mehr in unserer Hand, ich wünsche es mir jedenfalls für Dich und für das Museion. An Deiner Stelle möchte ich nicht stehen, muß ich auch zugeben, aber Dein Gott wird Dir im Angesicht Deiner Feinde einen Tisch bereiten, möge es der Schreibtisch des Epistates sein!


    Wenn Du diese Zeilen liest, werde ich Alexandria gerade verlassen oder schon verlassen haben, meine Mission ist vorbei, auf mich warten neue Abenteuer. Aber heut' ist nicht alle Tage, man sieht sich wieder, keine Frage.


    Grüße und Segen, Dein Diagoras von Melos aus Ephesos.



    Im Hinausgehen nimmt er eine der Birnen und beißt hinein. Fazeiung, bin a bloß a Egoist, sagte der Typ kauend. Schmeckt aba guat.


    Vielen Dank, winkte Diagoras und ging mit leicht federnden Schritten den Gang hinunter.

  • Ein paar Stunden später kommt Theodorus aus der Bibliothek zurück in sein Kämmerlein und findet zu seiner Überraschung die Schale mit dem Brief vor. Schon bei der Obstschale wird ihm klar, wer der Urheber dieses Briefes sein mag und eine gewisse Ahnung beschleicht ihn, was das bedeuten mag...


    Er nimmt den Brief und liest ihn sich mit gerunzelter Stirn durch. In seinem Gemüt macht sich Enttäuschung breit. Auch wenn er und Diagoras selten einer Meinung waren und der kauzige Philosoph Theodorus oft die Nerven kostete, so war dessen Abreise zweifelsohne ein Verlust für das Museion. Diese Wanderphilosophen, denen konnte man es nie recht machen...


    Auch war es traurig, dass Diagoras nirgendwo schrieb, wohin ihn seine weitere Reise führen möge, denn das machte es Theodorus unmöglich, zu antworten, was ihm ein inneres Bedürfnis gewesen wäre.

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  • "Herein..." murmelt Theodorus wie gewöhnlich und verplant es wie gewöhnlich, sich in würdevollere Position zu begeben. Das ändert sich allerdings rasch, als er Nikolaos eintreten sieht.


    "Na, was machen die Untersuchungen zum Mordfall, Strategos?"

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  • Nikolaos trat ein. "Chaire, Theodore. Es ist mir eine Freude, dich zu sehen. Nun ja, die Ermittlungen im Mordfall gehen sehr zäh voran, doch es hat sich an anderer Stelle ein Abgrund aufgetan. Es gab einen kleinen Aufstand im Rhakotis-Viertel, der allerdings schnell niedergeschlagen wurde. Ob es da einen Zusammenhang gibt, ist noch nicht bekannt." Mehr wollte Nikolaos seinem Meister nicht erzählen, er wollte seine Pflicht, die er schon einmal durch Versäumnis und insofern Nicht-Erzählen verletzt hatte nun nicht noch einmal durch Zuviel-Erzählen verletzen. Nikolaos hatte allerdings ohnehin das Gefühl, dass seine politische Karriere möglicherweise bald beendet sein würde. Wobei natürlich für ihn sprach, dass er, freiwillig und gezwungeraßen, der tätigste Archont war.
    "Ich hoffe jedenfalls, dass sich bald jener finden wird, der diesen Frevel begangen hat.", schloss Nikolaos ernst. Dann heiterte sich sein Gesicht etwas auf. "War es das, weshalb du mich holen ließest?"

  • Theodorus runzelt die Stirn. Anscheinend ist der Schüler sich wirklich nicht bewusst, was das Problem ist. Er geht zu seinem Schreibtisch und nimmt eine Schriftrolle, die er Nikolaos überreicht. Der Schriftrolle fehlt die für Schriften aus der Biblitothek übliche Katalogkennzeichnung, dafür ist eine andere Kennzeichnung angebracht, die Nikolaos eigentlich gut bekannt vorkommen müsste: Es handelt sich unübersehbar um die Katastasis Alexandres.


    "Würdest du bitte so freundlich sein, mir §7,1 laut vorzulesen..."


    Vielleicht würde Nikolaos so darauf kommen, warum er geholt wurde...

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