[Casa] Casa Albia Confluentes

  • Endlich! Mit dem Geld, was Lucius über viele Monate angespart hatte, hatte er sich endlich ein Stadthaus leisten können. Es war nicht besonders groß und wirkte auf den ersten Blick etwas heruntergekommen, aber diesen Eindruck würde er mithilfe einiger Handwerker sicherlich bald beseitigen können.


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    Die Casa hatte ein paar Zimmer, die ehemals einen Laden beherbergt hatten, zu einer der breiteren Straßen des Viertels hin. Diese würde er wohl bald entrümpeln lassen. Was ihm gefiel war der kleine, ummauerte Hof. Hier konnte man sich herrlich entspannen. Das Sonnenlicht fiel den größten Teil des Tages hinein und erwärmte die einfachen Steinplatten, mit denen er ausgelegt war. Lucius überlegte noch, ob er sich nun endlich doch einen Sklaven kaufen sollte oder ob er sich lieber einen Diener nahm, dem er ein Zimmer zuteilte und den er bezahlte.
    Ein paar Arbeiter mühten sich gerade mit den Möbeln ab, die er einem hispanischen Händler abgekauft hatte. Andere rollten den ansehnlichen Weihestein in den Hof, den er im Geschäft des Königs von Tylus erstanden hatte. Auch Vorräte in Kisten und Fässern wurden hinein getragen.


    Lucius und ein Handwerker, den er hatte kommen lassen, betrachteten das Bauwerk von aussen. "...würde auch eine Säuberung des Hauses für einen kleinen Aufpreis von 15 Sesterzen möglich sein. Darin enthalten ist allerdings auch ein Anstrich aller Zimmer in Farben nach deinem Wunsch Decurio." endete der Mann gerade seine Ansprache, in der er sein Angebot zur Komplettrenovierung des Hauses dargelegt hatte. Lucius nickte ihm zu. "Der Preis ist in Ordnung. Ich möchte, dass deine Männer einen kleinen Unterstand für zwei bis drei Pferde auf dem Hof errichten. Dafür lege ich natürlich noch ein paar Sesterzen obendrauf. Außerdem habe ich Marmor gekauft, mit dem ich das Bad auslegen lassen möchte."
    Der Handwerksmeister bekam ein Leuchten in die Augen. Er nickte eifrig. "Wie du wünschst Decurio!" entgegenete er. Lucius nickte und hob den Blick wieder auf sein neues Haus. Hier würde er von nun an einen Teil seiner freien Zeit verbringen.

  • Lucius verließ den Marktplatz und bewegte sich durch die Straßen von Confluentes gemäßigten Schrittes wieder auf sein Haus zu. Er war zufrieden mit den Ergebnissen des Tages, denn er hatte alles gefunden, was er gesucht hatte.


    Zwei Schritte hinter ihm ging sein neuer Diener Crixus, ein alternder Gladiator, der auf dem Markt nach Arbeit und Unterkunft gesucht und bei Lucius beides gefunden hatte.


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    Der ältere Mann war dem Decurio beinahe sofort sympathisch gewesen, denn er wirkte sowohl kräftig als auch intelligent und schien keine der schlechten Eigenschaften der Gladiatoren aufzuweisen, zu denen auch Trunksucht und Impulsivität gehörten. Crixus stammte aus Oberitalien, wo er allerdings nicht seinen Lebensabend hatte verbringen wollen, und war schon seit fast einem Jahrzehnt in Germanien. Er würde sicherlich einen guten Diener abgeben, den Lucius zu schätzen wissen würde.


    Doch Lucius Gedanken drehten sich um seinen anderen Fund, eine Sklavin, die er einem Mann abgekauft hatte, der behauptete, dass seine Herrin sie dringend loswerden wollte. Der Preis war entsprechend niedrig gewesen und Lucius, der ohnehin einen Hang zu 'Herausforderungen' solcher Art hatte, hatte zugeschlagen. Den genauen Grund für den Verkauf hatte der Mann auf dem Markt nicht sagen wollen, doch als Lucius die junge Frau angesehen hatte wusste er sofort, wieso jede Ehefrau der Welt sie von ihrem Mann hätte fernhalten wollen: Ada war wirklich ausgesprochen hübsch, und sie schien sich darüber im Klaren zu sein.


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    Sie stammte aus Spanien und war schon als Kind nach Germanien gekommen. Nun zählte sie etwa zwanzig Jahre und war zu einer jungen Frau erblüht, die man nicht leicht übersehen konnte. Der Ärger, den sie ihren Vorbesitzern offenbar gemacht hatte, rührte offensichtlich daher, dass sie den Männern schöne Augen machte. Auch Lucius war von ihrem Anblick im ersten Moment verzaubert gewesen. Aber dann hatte er in ihren Augen etwas gesehen, was sich hinter ihrem provozierenden Blick verbarg. Er war sich sicher, dass sie ihre Ängste überspielte. Lucius war kein Freund der Sklaverei und hatte noch niemals einen Sklaven oder eine Sklavin besessen, doch diesmal hatte er entschieden, über seine Prinzipien hinweg zu entscheiden.


    Mit Crixus und Ada war sein Haushalt vorerst komplett und er hatte sich bereits von einem Händler beraten lassen, welche Dinge er am besten für eine kleine Einweihungsfeier, die er plante, erstehen musste. Nach dieser Feier würde er so gut wie pleite sein. Aber der nächste Monatssold kam bestimmt und immerhin würde er mit den erworbenen Gütern sein Ansehen in der Stadt ein wenig steigern können.

  • Auf das Klopfen des Decurios hin öffnete ihnen Crixus die Tür, der zuerst einen überraschten, dann einen eher neugierigen Blick auf Salome warf. Lucius hatte mit diesem Mann eine sehr gute Wahl getroffen, denn Crixus machte sich nicht nur gut als Hausdiener und Verwalter des kleinen Haushalts, er war auch handwerklich sehr begabt und ständig dabei, irgendetwas anderes an der alternden Casa auszubessern. Lucius führte Salome in das kleine Atrium und bat Crixus, etwas Wein zu holen, zusammen mit Etwas Brot uns Obst. Neugierig betrachtete er Salomes Reaktion auf sein bescheidenes zu Hause, in dem er hin und wieder schlief wenn er nicht im Castellum sein musste und der Weg zum Gut seiner Eltern zu weit war.


    Das Atrium war in einem gemischten Stil eingerichtet. Die Wände waren nach römischer Art getüncht und es verfügte über mehrere Liegen in der Mitte des Raumes. Auf dem Boden jedoch lagen einige Felle.

  • Wir haben sein Haus erreicht. Ein älterer Mann, wohl einer seiner Sklaven, öffnet die Tür. Wir treten ein.
    Er führt mich ins Atrium. Es ist alles so ungewohnt für mich. Irgendwie scheint diese Situation unwirklich. Doch alles ist real.
    Ich schaue mich um. Schön ist es hier. Dann schaue ich ihn lächelnd an.
    "Du hast wirklich ein schönes Haus, Lucius! Danke, daß ich hier sein darf!"

  • "Du musst dich dafür nicht bedanken." sagte er etwas beschämt und bot ihr eine der Liegen an. Crixus zog sich mit einem etwas amüsierten Gesichtsausdruck wieder zurück und Lucius nahm sich einen der Äpfel, die der Diener in einer Schale auf den Tisch gestellt hatte. "Möchtest du etwas?" fragte er Salome. Irgendetwas schien sie zu beschäftigen und er konnte sich denken, was es war. Nun waren sie aber hier und nun war am Ende alles egal. Seitdem er diese Frau vor einigen Tagen zum ersten Mal gesehen hatte hatte er immer wieder über sie nachgedacht. Sie interessierte ihn, faszinierte ihn mit ihrer Art. "Wenn es dir nichts ausmacht möchte ich Homer gern auf später verschieben." sagte er und machte es sich auf einer der Liegen bequem. "Erzähl mir doch noch etwas von dir." bat er.

  • Zögernd lege ich mich auf die Liege, die er mir anbietet.
    Dankend nehme ich auch einen Apfel.
    Statt noch mehr von Homer zu hören, möchte er mehr über mich wissen."Du möchtest etwas über mich wissen? Ähm, dann fange ich wohl am besten von vorne an. Nun, wie ich schon sagte, ich kenne meine Eltern nicht. Man brachte mich damals in das Haus eines römischen Kaufmanns. Ich bin dort mit seinen Kindern aufgewachsen und habe auch die gleiche Erziehung genossen. Deshalb spreche ich auch Griechisch und kann lesen und scheiben. Alles war gut, bis."
    Ich stoppe plötzlich mit meiner Geschichte. Es fällt mir schwer, weiter zu erzählen. Zu schmerzlich sind die Erinnerungen.

  • Lucius hörte ihr aufmerksam zu und las dann den Schmerz in ihren Augen. "Du musst nichts erzählen was du nicht willst." sagte er schnell. "Fühl dich frei, Dinge auszulassen. Es war kein Befehl, etwas zu erzählen, es war nur eine Bitte." Er merkte, dass er die Situation nicht recht einschätzen konnte und fragte sich, welchen Eindruck er wohl auf sie machte.

  • Es ist tröstlich, wie freundlich er zu mir ist. Dafär bin ich sehr dankbar!
    Dann fahre ich fort.
    "Danke! Es ist schon gut! Ich mußte das Haus des Kaufmanns verlassen. Von da an, war alles anders. Man hat mich danch mehrmals verkauft. Ich mußte...,
    Ich erröte. Doch ich fahre fort.
    " Mein letzter Herr war ein guter Mann. Er hat mich immer gut behandelt. Dort durfte ich auch wieder lesen. Vor einigen Monaten nahm er mich mit auf die Reise nach Rom. Auf dem Schiff wurde er krank und er starb, noch bevor wir in Rom ankamen.
    Sein Erbe wollte mich nicht. Er schickte mich auf den Sklavenmarkt. Seitdem bin ich im Besitz des Präfekten."

  • Lucius konnte sich das, was sie ausließ, dazu denken. Ihr Schicksal berührte ihn, die Art wie sie davon sprach ließ sie verletzlich wirken. Viellleicht sollten sie besser über etwas anderes reden. Lucius schenkte zwei Becher des Weines ein und reichte ihr einen. "Wie ich sehe bist du viel herum gekommen." versuchte er, etwas Gutes an ihrem Los festzumachen. "Ich war mein ganzes Leben noch an keinem anderen Ort als in Germania." gab er zu. Er überlegte kurz. "Wenn du dir etwas wünschen könntest Salome, was wäre das?" fragte er dann um sie dazu zu bringen, vielleicht an etwas Schöneres zu denken als ihre Vergangenheit.

  • "Eigentlich habe ich fast mein ganzes Leben in aesarea verbracht. Es war ein Fehler, nach Rom zu reisen!" entgegne ich ihm.
    Ich nehme den Becher mit Wein und koste davon.
    Was fragt er da? Was ich mir wünschen würde?
    Da muß ich einen Augenblick überlegen. Ich durfte mir noch nie etwas wünschen. Zaghaft antworte ich.
    "Ich weiß nicht so recht, was ich mir wünschen soll. Vielleicht, daß man mich gut behandelt, daß ich vielleicht eines Tages frei sein könnte. Wobei ich gar nicht weiß, wie es ist, frei zu sein."
    Nachdenklich schaue ich zu ihm hinüber.
    "Was würdest du dir wünschen?"

  • Er lächelte und schaute kurz zu Boden. Ein eigenartiger Ausdruck stand einen Moment lang in seinen Augen während er etwas überlegte, dann blickte er sie wieder an. "Mehr in meinem Leben als ich bisher hatte." antwortete er schließlich. "Es mag dir seltsam erscheinen wenn du das alles hier siehst. Aber im Grunde hat es auch nichts mit Besitz zu tun."

  • Ich beobachte ihn und denke über seine Antwort nach. Wovon wollte er noch mehr? Noch mehr Reichtum, Karriere oder etwas ganz anderes?
    "Du möchtest noch höher hinaus, nicht war? Karriere machen."
    Noch einmal nehme ich einen Schluck Wein.
    "Lucius, warum hast du mich so angeschaut, als du mich zum ersten Mal gesehen hast?"
    Ist diese Frage zu vermessen? Doch irgendeinen Grund muß es doch geben, warum ich jetzt hier bin.

  • "Ach, Karriere..." Er winkte ab. "Das entspringt dem Wunsch, in meinem Leben noch mehr zu sehen als diese Provinz." Er lächelte. Ihre zweite Frage brachte ihn allerdings wieder aus der Ruhe. Einen Moment lang wusste er nicht, was er sagen sollte. Wahrscheinlich wäre eine ehrliche Antwort wohl die beste. "Weil ich dich wunderschön fand. Ich konnte erst nirgends anders hinsehen." Er schaute etwas verlegen auf den Becher Wein in seiner Hand. "Manchmal, ganz selten, sieht man etwas, das so schön ist, dass man erst eine Weile hinsehen muss um sich zu vergewissern, dass es real ist." Der Wein verschwand in seiner Kehle. Er schien nachzudenken. "Wenn du nun eine freie Frau wärst, würdest du dann auch hier mit mir sitzen?" fragte er und lächelte wieder.

  • Seine Antwort rührt mich richtig und ich habe Tränen in den Augen.
    Solch eine Antwort hätte ich nicht erwartet. Er fand mich schön. Einfach so! Schön!
    Was wäre, wenn ich eine freie Frau wäre? Hätten wir uns dann je getroffen? Doch ich will ehrlich zu ihm sein.
    "Wenn uns dann die Götter zueinander geführt hätten, warum nicht? Ja, bestimmt würde ich dann auch hier mit dir sitzen. Du bist so... so unglaublich nett zu mir und es macht mich ganz verlegen, da ich nicht weiß, wie ich mich bei dir bedanken soll."
    Mein Blick haftet an ihm. Mein Lächeln ist verschwunden. Ich meine es so, wie ich es gesagt habe,

  • "Ach, das ist doch garnichts..." sagte er. Er sah sie fest an. "Ich möchte dich gern näher kennenlernen als es uns im Castellum möglich ist." fügte er hinzu. "Aber bitte sieh nicht den Herrn, den Decurio oder den Soldaten in mir, sondern den Mann. Das wäre nur gerecht, da ich auch nicht die Sklavin in dir sehe sondern die Frau. Das habe ich gleich vom ersten Moment an als ich dich im Praetorium sah. Es kann sein, dass ich dir heute schon vieles gegeben habe was vorher noch keiner gab, aber darauf kommt es nicht an, verstehst du?" Es war mehr eine rhetorische Frage. Lucius wurde zunehmend nervös da er das Gefühl hatte, dass ihm das Gespräch entglitt. Das hier war alles nicht geplant gewesen...

  • Ich stehe auf, gehe zu ihm herüber und setze mich zu ihm. Eindringlich sehe ich ihn an. Langsam streicht meine Hand über sein Gesicht.
    "Du wirst verstehen, daß es nicht so einfach für mich ist. Doch du sollst wissen, ich wäre nicht hier, wenn ich das nicht wollte. Auch ich hatte an jenem Abend das Bedürfnis, dich näher kennenzulernen. Und ich bin froh, daß es so gekommen ist!"
    Ich schenke ihm zartes Lächeln.

  • Langsam nahm er ihre Hand in seine. "Ich bin auch froh. Aber wir wissen beide, dass es nicht leicht sein wird, wenn wir uns wiedersehen wollen." sagte er, den Blick nicht von ihren Augen nehmend. "Vielleicht sollten wir nichts überstürzen. " Er überlegte. "Auf der anderen Seite gibt es nichts Falsches, was ein Mann und eine Frau tun könnten, wenn sie zusammen sein wollen." Er wartete, was sie nun tun würde. Sein Herz schlug schon recht schnell, auch wenn er versuchte, sich etwas zu beruhigen. Nicht im Traum hätte er heute Mittag daran gedacht, dass dies alles innerhalb so kurzer Zeit geschehen würde.

  • Wie er mich spo ansieht! Ich könnte dahinschmelzen. Doch er hat recht. Es wird schwierig für uns Beide werden! Mein ganzes Leben lang, von meiner Kindheit an bis zum heutigen Tag, dachte ich, es sei so gegeben, Sklavin zu sein. Niemals dachte ich daran, um die Freiheit zu kämpfen. Doch jetzt?
    Ich ziehe seine Hand, die die meine immer noch festhält, an mich heran und küsse sie.
    "Ich würde alles tun, um dich wieder zu sehen!"
    Bin ich mir eigentlich bewußt, was das heißt, alles zu tun? Gibt es keinen einfacheren Weg? Was würde mein Herr sagen, wenn er erführe, daß einer seiner Männer und seine Sklavin zusammen wären?
    Aber er hat recht, man sollte nichts überstürzen! Salome, du kennst diesen Mann erst seit einigen Stunden! Viel zu früh, um Zukunftspläne zu machen. Doch gegen meine zarten Gefühle für ihn kann ich mich nicht erwehren.

  • Lucius sah sie an und nahm ihren Geruch deutlich wahr. Langsam beugte er sich nach vorn, einem inneren Impuls folgend, und küsste sie. Sie wich nicht zurück und er strich ihr sanft über die Wange während sich ihre Lippen berührten. Der Augenblick zog sich hin, kein Laut der Stadt um sie herum schien bis in das Innere der Casa vordringen zu können als Lucius sie in die Arme nahm und näher an sich heran zog, dem ersten Kuss einen weiteren folgen ließ. Homer war vergessen und würde warten müssen.

  • Er küßt mich und dieser Kuß scheint unendlich zu währen. Nie wieder will ich fort von ihm. Hier in seinen Armen möchte ich ewig bleiben.
    Warum ist das Schicksal manchmal so grausam? Es führt uns zusammen, doch wird es für uns eine Zukunft geben? Warum kann ich nicht seine Sklavein sein und er mein Herr? Das würde vieles einfacher machen.
    Ich versuche all diese Gedanken zu verbannen, um ganz und gar in diesem Augenblick zu leben.
    Auch ich umschließe ihn mit meinen Armen und fühle in mir dieses Glücksgefühl, das ich bislang nicht kannte.
    Ich danke den Göttern für diesen Tag!

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