• Sabinus rammte einen Pfahl in die angehäufte Erde parallel zum Graben. Er hielt kurz inne, wischte sich den Schweiss von der Stirn. Mittlerweile war es ziemlich schnell dunkel geworden, aber glücklicherweise waren die Soldaten so gut wie fertig mit dem Lagerbau. Etwas hatte ihn innehalten lassen. Er blickte hinaus in die dunkle Landschaft, auf die Wälder, deren Silhouetten sich schwarz vom Sternenbedeckten Nachthimmel abhoben. Sabinus' feines Gehör hatte etwas vernommen. War es ein Tier gewesen? Wölfe waren bestimmt keine Seltenheit hier, das wusste er aus Erfahrung. Er meinte, ein fernes Schreien vernommen zu haben. Doch er konnte sich auch irren. Der klare Nachtwind brachte sicherlich eine Unzahl natürlicher Geräusche verzerrt mit sich.
    Und doch. Etwas schien an Sabinus' Unbewusstsein zu zerren. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl, als ihm einfiel, dass die Valerian, Primus etc. immer noch nicht am Lager angekommen waren, denn das hättte er sicherlich bemerkt. Er starrte hinaus in die Dunkelheit. Vernehmen konnte er im Moment nichts mehr, auch wenn er angestrengt lauschte. Wie gross war die Wahrscheinlichkeit, dass sie angegriffen wurden?, fragte er sich. Er kannte zwar die Zahl an Barbaren in diesem Landstrich nicht und er wusste auch nichts über allfällige Feindbewegungen, doch wenn der Centurio hier eine Centurie Probati marschieren liess, dann nahm Sabinus nicht an, dass es hier sonderlich gefährlich war.
    Dennoch spürte Sabinus ganz deutlich ein undefinierbares Gefühl in seiner Magengrube. Aber er konnte nicht klar unterscheiden, ob dies nun Einbildung oder echt war.
    Oder waren sie von Wölfen angegriffen worden?, ging Sabinus durch den Kopf.
    Er atmete durch. Sicher malte er sich jetzt die schrecklichsten Szenarien aus, und sicherlich würden die anderen gleich zurückkehren, beruhigte er sich.
    Doch als er sich wieder abwenden wollte, spürte er das Gefühl wieder. Und dieses Mal wusste er mit ziemlicher Sicherheit, dass es keine Einbildung sein konnte. Sabinus überlegte sich, den Centurio zu alarmieren. Doch was wollte er ihm sagen? Nur wegen eines Gefühls liess dieser bestimmt keine Truppe ausrücken. Aber untätig bleiben wollte er nicht, konnte er nicht.
    Er beschloss, den Centurio auf den Verbleib der Männer aufmerksam zu machen. Vielleicht hatten die Wachen ja auch etwas gehört...
    Schnell fand er den Centurio, der sich dei Zeit damit vertrieb, die Probati zur schnelleren Fertigstellung des Lagers zu bewegen.
    "Centurio... Die Gruppe, die sich um den Verletzten gekümmert hat, scheint mir etwas lange fort zu sein, und so wie ich Primus kenne, müsste dieser schon längst hier sein..." Sabinus sprach nicht aus, was er dachte. Er hatte keine Angst, doch machte er sich ein wenig Sorgen um seine Kameraden. Wenngleich gut und diszipliniert geschult waren sie immer noch Probati.
    Ihm war es egal, was der Centurio von ihm hielt, er wollte ihn lediglich darüber unterrichten.

  • Valerian hörte sie, als Primus dem Optio die Warnung zubrüllte. Nur aus dem Augenwinkel sah er den Mann mit Primus' Pilum im Bauch zusammenbrechen. Der andere hatte irgendwas gemacht, um den Optio anzugreifen, doch das bekam Valerian nicht so ganz mit, weil er schon auf die drei Gestallten konzentriert war, die aus dem Wald stürmten.


    Die Befehle, die der Optio brüllte, führte Valerian schon aus, bevor der Optio sie ganz ausgesprochen hatte. Er trat vor, um die Reihe zu schließen, das Blut rauschte in seinen Ohren und doch hörte er die Geräusche in überdeutlicher Klarheit. Er tat genau das, was er in den letzten Monaten täglich geübt hatte, machte sich bereit, mit dem Gladius, das er ja zuvor schon gezogen hatte, zuzustoßen, sobald sich die Möglichkeit ergab. Und so wie die heranstürmten, würde sich die Möglichkeit gewiß ergeben. Sollten sie nur kommen, er war bereit!


    Und schon waren sie heran! Wild schlugen sie mit ihren Waffen auf die Legionäre ein, brüllten dabei etwas Unverständliches. Die Schilde wehrten die Schläge ab. Innerlich ganz ruhig wartete Valerian auf einen Schlag, hob im Augenblick des Auftreffens den Schild leicht an, schob damit Schwert und Schwertarm des Angreifers leicht hoch und zur Seite und stieß durch die so entstehende Lücke mit dem Gladius vor.


    Es war, als würde er in einen stramm gefüllten Sack mit Getreide stoßen. Unerwartet leicht und doch auch unerwartet schwer. Doch darüber dachte er nicht nach, gleich war das Gladius wieder zurückgezogen und die Deckung des Scutums wieder perfekt. Der Gegner stöhnte, es erfolgte kein weiterer Schlag, doch der Kampfeslärm rundum war noch nicht verstummt. Valerian blickte kurz zur Seite. Wie sah es bei den anderen aus?

  • Primus stieß zu den anderen um die Schildreihe zu schließen. [Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/5623/schildwallgp4.jpg]
    Der Angriffschwung der Barbaren wurde dadurch beträchtlich abgebremst.
    Primus´Gegner schlug mit einer großen Axt gegen sein Scutum, so daß das Dröhnen weithin hörbar und sein linker Arm fast taub wurde. Das Scutum bekam durch die Wucht des Schlages einen tiefen Riss. Unbrauchbar geworden warf er es dem Gegner in die Beine.
    Fast gleichzeitig zog er sein Puggio.
    Der Barbar, fast einen Kopf größer als Primus trat wütend das Scutum weg und holte zu einem zweiten Schlag aus, fast als wolle er Bäume fällen. Doch Primus unterlief den Hieb, der seitwärts von links kam, indem er sich in die Hocke begab. Das schwere Beil zischte knapp über ihn hinweg. Vom eigenen Schwung mitgerissen, wandte der Barbar ihm die ungeschützte Flanke zu. Primus stieß sofort von unten zu und trieb sein Gladius bis ans Heft in den Körper des Mannes. Mit einem überraschtem Grunzen entwich das Leben aus ihm. Primus zog sein Gladius aus dem Mann heraus und wandte sich den Kameraden zu, doch schien der Kampf fast erledigt zu sein.
    Vielleicht gelang es ja einen als Gefangenen zu nehmen.

  • Und da rannte schon einer von ihnen wild schreiend auf den Artorier zu, der sich schon in Grundstellung befand. Soll er nur kommen, Reatinus mochte überstürzte Gegner. Schnell standen sich die beiden gegenüber. Der Räuber, nur wenig größer als Reatinus, schlug kreischend und unkontrolliert auf Reatinus ein, während dieser felsenfest seine Verteidigung stärkte und den richtigen Moment suchte, ihn die Spitze seines Gladius spüren zu lassen. Schnell hintereinander folgte ein Schlag nach dem anderen, und das Scutum wurde immer untauglicher. Reatinus musste jetzt etwas unternehmen, oder ohne Schild da stehen. Also würde es doch nicht so einfach werden, wie er dachte...


    Mit dem Scutum rammte den Wilden weg, der sich schockiert zurückwerfen ließ. Dann erkannte er schon die Taktik der Räuber. "Männer, die können gut austeilen, aber nicht einstecken. Macht es euch zum Vorteil!!", gab er seinem Trüppchen Tipps. Dann stürmte er, das Scutum vorraus auf seinen Gegenüber zu. In einem schnellen Manöver duckte er sich und hielt sein Scutum über den Kopf. Der Räuber wollte zuschlagen, traf aber nur das Scutum. Bald schon bohrte sich Reatinus´ Gladius in seine Magengrube. Der Räuber gab nur einige unverständliche Töne von sich. Blut tropfte aus der Magengegend des Mannes in den Boden und ein dunkelroter Blutfaden bildete sich am Kinn des Mannes. Kniehend ging er zu Boden. "Wall...halla...", flüsterte er mit leichtem Gurgeln wegen dem Blut. Geistesabwesend starrte der Räuber in den Pfad hinein, auf welchem sie sich befanden. "Das hätte nicht sein müssen...", flüsterte Reatinus und zog sein Gladius aus dem Körper des Mannes. Danach fiel er vollends zu Boden. Er starb.

  • Es ging alles unglaublich schnell. Valerian sah, wie der Optio gegen den wie wild auf ihn einschlagenden Barbaren vorstürmte und sein Gladius schließlich in dessen Leib versenkte. Auch Primus hatte nach seinem Pilumwurf nicht lange gefackelt und mit dem Gladius weitergekämpft. Obwohl er sein Scutum eingebüßt hatte, fiel ein weiterer Angreifer von seiner Hand.


    Der einzige Gegner, der noch stand, hieb auf das Scutum von Superbus ein. Valerian bedrängte den Mann nun von der Seite, so daß er nun schon von zwei Seiten angegriffen wurde. Und die anderen, die ja mit ihren Gegnern ebenfalls feritig waren, würden sicher auch noch dazu kommen. Der Mann saß in der Falle. "Gib auf, Du hast keine Chance, Barbar!" Vielleicht konnten sie ja einen Gefangenen machen?, kam auch ihm der Gedanke. Aber dafür mußte der Mann aufgeben.

  • Der Optio und die beiden Kameraden bedrängten den letzten Barbaren, der sich wie ein wildes Tier in einer Falle fühlen mußte.
    Primus näherte sich von hinten,...langsam immer in Augenkontakt mit seinen Kameraden. Er schob sein Gladius zurück in die Scheide und hob einen etwa halb Faustgroßen Stein auf. Er nahm ihn in die rechte Hand und ballte seine Faust darum...Er war nah genug...
    Hey!
    Außer sich vor rasendem Zorn und Panik drehte sich der Mann um und Primus rammte ihm die steinharte Faust auf den Unterkiefer.
    Wie ein Sack sank der Mann besinnungslos zu Boden.
    Primus stieß ihn mit dem Fuß an...ein leises Stöhnen kam über seine Lippen.
    Sie hatten ihren Gefangenen.

  • Auch Reatinus war dabei, den sturköpfigen Überlebenden zu bedrängen und zu beengen. Doch dieser Narr gab einfach nicht nach!
    Aber dann kam wohl etwas, woran sich der Räuber noch die nächsten Wochen erinnern würde: Ein faustgroßer Stein flog ihm mitten ins Gesicht zu und setzte den Wilden gehörig lahm. Da war er selbst schuld. Er hätte sich ergeben sollen! Aber die Dummheit des Räubers konnten sie jetzt zu ihren Vorteil einsetzen, denn auch Reatinus erkannte, dass der Mann nun ein Gefangener war. Dieses Potenzial durften die Probati nun verwirklichen.


    "Probati! Dieser Überlebende ist nun ein Gefangener, den wir dem Centurio ausliefern werden! Schafft die Leichen irgendwo hin, wo sie nicht gesehen werden...", Reatinus lief kurz rum und zeigte etwas abseits ihrer Position auf einen steilen Hang zwischen einigen Bäumen. Diesen konnte man gerade noch sehen, denn es war schon so gut wie Nacht. "... dort weg schaffen!", setzte er seinen eigentlichen Befehl fort.


    Währenddessen wühlte er in seinem Marschgepäck rum. Hoffentlich hatte er eine Fackel dabei...

  • Primus nickte und ging zu seinem Gegner. Undeutlich erkannte er ihn im feuchten Gras liegend. Ein kurzer Gedanke an die Angehörigen des Mannes blitzten durch seine Gedanken...er verwarf diesen Gedankern jedoch schnell wieder...Du...oder Ich...so lief das nun einmal.
    Primus beugte sich zu dem Gefallenen und stieß ihm zur Sicherheit noch einmal das Gladius ins Herz, sicher ist sicher...doch er rührte sich nicht mehr.
    Primus wischte das Gladius am pelzigen Überwurf des Toten ab, schob es zurück in die Scheide und wuchtete den schweren Körper auf seine Schulter.


    Er brachte ihn dorthin wo der Optio hingezeigt hatte und legte ihn ordentlich ab. Dann holte er die Waffen und den Helm des Toten und legte ihm die Waffen an. Der Mann hatte ehrenvoll gekämpft, für seine Sache...wären es Räuber gewesen,...müßte irgendwo seine Beute sein.
    Doch der Mann war zum Kampf gerüstet...keine Beute...


    Er ging zurück zu den Anderen und fragte Valerian,
    Hast du den Fangstoß gemacht?...
    Er war sich bewußt, daß diese Frage pietätlos war, aber sie waren im Krieg,...es wurde mehr als ein Mann vom sterbenden Gegner noch gemeuchelt.
    Wenn ja, dann helfe ich dir tragen,...

  • Valerian hatte noch geholfen, den Gefangenen zu fesseln für den Fall, daß er unerwartet erwachte, und war dann zu seinem toten Gegner gegangen, um ihn wie befohlen beiseite zu schaffen. Als Primus nun fragte, schüttelte er den Kopf. "Das ist nicht nötig, Primus. Schau her." Er stieß mit seiner Fußspitze leicht an den Kopf des Toten, der daraufhin haltlos zur anderen Seite fiel. "Der ist anscheinend auf einen Stein gestürzt, Genickbruch. - Wäre nett, wenn Du mit anfassen würdest." Er selbst griff dem Kerl unter die Arme. Wie schon vorhin, vermied er es, dem Toten ins Gesicht zu sehen. Er wollte nicht wissen, wie er aussah, er wollte seine Augen nicht sehen. So war es einfach nur ein Körper, keine Person. Und das war gut so. Nur schnell beseite schaffen und dann weg hier.

  • Primus nickte,...der war in der Tat im Hades. Er bückte sich nach den Füßen des Toten und zusammen brachten sie ihn zu seinem Kameraden.
    Auch bei diesem achtete er auf eine ehrenhafte Lage.
    Während er mit Valerian zurück ging fragte er ihn,
    Ist dir eigentlich aufgefallen, daß die Kerle keinerlei Schmuck oder sonstiges Diebegut mit sich führen?
    Primus musste es wissen, hatte er doch einen Großteil seines Lebens damit verbracht wertvolle Waren und Karawanen vor Diebesgesindel jeglicher Coleur zu beschützen.
    Diese Männer machen auf mich den Eindruck von Spähern, Waldläufern....ich befürchte da kocht was ganz Großes hoch.
    Er bückte sich nach dem dritten Gefallenen, auch er war mit Sicherheit tot,...ein wuchtiger Hieb hatte ihm den Schädel gespalten.
    Zu Valerian gewandt meinte er,
    ...wollen wir?...wir müssen hier schleunigst weg.

  • Sie brachten den Toten gemeinsam an die Stelle, die der Optio angegeben hatte. Und Valerian mußte auf Primus' Frage hin den Kopf schütteln. "Nein, aber ich habe ihn auch nicht gründlich durchsucht." Davor scheute er sich noch, obwohl er einsah, daß es sein mußte. Wieder vermied er es, dem Toten ins Gesicht zu sehen, beugte sich aber über ihn, um ihn zu durchsuchen. "Nein, ein kleiner Beutel mit einer Handvoll kleiner Münzen, sonst nichts von Wert." Vielleicht doch nur ein Jäger? Aber warum dann dieser unsinnige Angriff?


    "Meinst Du, sie haben uns angegriffen, um von etwas anderem abzulenken? Ich meine, sie mußten doch wissen, daß sie ohne eine erhebliche Überzahl nicht gegen Legionäre ankommen können." Sie konnten ja nicht gewußt haben, daß sie es hauptsächlich mit Probati zu tun hatten.


    Gemeinsam mit Primus ging er zu dem weiteren Toten. Es war nicht ganz zu verhindern, daß er den Kopf ansah, da er aufpassen mußte, sich nicht vollzuschmieren. Es war zwar etwas anstrengender, aber diesen Toten faßte er nur an den Unterarmen und ließ ihn sonst durchhängen. Er wollte nicht die Gerhinmasse des Mannes auf seiner Rüstung verteilen. "Bringen wir es hinter uns", meinte er als er ihn anhob.

  • Primus merkte wie schwer sich der Kamerad mit dem Abtransport der Toten tat,...nur noch einen, dann hatten sie es geschafft.


    Nein, ich denke es sind keine Jäger,...es sind Späher, ...Kundschafter.
    Er legte auch bei diesem Toten alles zusammen.


    ...ihr Angriff ...ich denke sie hatten ihre Gründe...vielleicht sind sie schon an den Centurio geraten und dachten als sie auf uns trafen sie seien umstellt.
    Primus erhob sich und ging mit Valerian zurück.
    ...vielleicht wollten sie auf diese Weise ehrenvoll vor ihre Götter treten.
    Primus zuckte leicht die Schultern als er schloß,
    Vielleichtz kann uns der Gefangene dazu etwas sagen,...wenn er sich nicht vorher die Zunge abbeißt.

  • Es war eben das erste mal, daß Valerian so etwas tun mußte. Und nein, es fiel ihm nicht leicht. Ganz und gar nicht. Aber es mußte getan werden. Und er wußte, es würde nicht das letzte mal sein, daß er so etwas tat.


    Mittlerweile hatten sie alle Toten weg gebracht und kehrten nun zurück zum Optio. Valerian nahm seine Ausrüstung auf. "Alle Toten sind entfernt, Optio", meldete er und überließ es Primus, seine Schlußfolgerungen zu äußern. Schließlich wollte sich Valerian nicht mit fremden Federn schmücken.


    Er hoffte ja, daß sie sogleich weitergehen konnten. Mittlerweile war es wirklich dunkel geworden und irgendwie sehnte sich der Quintilier nach der Sicherheit, die man inmitten einer ganzen Centurie empfand. - Und nach einem warmen Abendessen!

  • Während Valerian zurück zu den Anderen ging, betrachtete er ein letztes Mal die Toten Gegner. Da fiel ihm etwas auf. Einer der Toten trug eienn Prunk -Puggio...einen Centurionen- odet Tribunen Puggio.
    Er bückte sich und nahm ihn an sich.
    Das verstärkte seine Theorie noch, daß es sich hier um Späher einer kriegführenden Einheit handeln musste.
    Solch einen Dolch fand man mal nicht auf der Strasse.


    Er deckte die Toten noch mit Reisig und Laub zu und ging dann zu den Anderen. Sein Scutum war zerstört und sein Pilum unbrauchbar. Er beschloß trotzdem die Sachen mitzunehmen und bog den Schaft einigermaßen gerade.


    Es gesellte sich zu Valerian un dem Optio. Das mit dem Dolch würde er bei Gelegenheit einbringen, vielleicht kannte er oder der Centurio ja sogar den ehemaligen Besitzer des Puggios.

  • Valerian war da nicht der einzige, der sich nach Sicherheit und Abendessen sehnte, denn auch der Optio wollte schnell weg hier. Seine Erfahrung ließ ihn vermuten, dass vielleicht noch besorgte Komplizen herkommen würden. Und diese Erfahrung erzeugte gewisse Eile, so schnell wie möglich verschwinden zu wollen.
    Zum Glück hatte er in dieser stockdunklen Gegend noch seine Fackel gefunden. Während die Grillen schon anfingen, zu musizieren, pickte er noch einen Feuerstein aus dem Boden. Doch er musste irgendwie Feuer machen - und dafür hatte er eine Lösung parat. Ihm fehlte nur ein Feuerstein. Doch ein Blick in die Taschen ihres Gefangenen würde sich hundertprozentig lohnen. Er marschierte zum dem am Boden Liegenden hin und durchsuchte seine Taschen. Wie durch ein Wunder fand er einen Stein, mit dem er Feuer erzeugen konnte! Sogleich legte er seine Fackel auf dem Boden, zog sein Gladius erneut aus der Scheide und fing an, den Stein dagegen zu schlagen. Bald schon entstanden einige Funken. Wenig später brannte die Fackel und sie hatten Licht. Jetzt waren sie hoffentlich vor wilden Tieren sicher.


    Zu Reatinus´ Zufriedenheit hatten die Probati ihre Arbeit verrichtet. Nun gab er letzte Befehle. (Diesmal jedoch eher im Flüsterton. Nachts im Wald schreien würde nach römischem Denken wohl schnell die Furien aus dem Wald locken).
    "Ok, jetzt nichts wie weg hier. Jemand von euch nimmt den Bewusstlosen da, wechselt euch regelmäßig ab. Ich sorge für Licht. Abite!".


    Danach nahm er seine Ausrüstung und übernahm die Spitze.

  • Primus bückte sich und prüfte ob der Gefangene nicht wieder bei Bewußtsein war. Im Fackelschein flackerten die Schatten gespenstisch über dessen gebundenen Körper.

    Primus dreht ihn mit dem Fuß auf den Rücken...funkelnde Augen starrten ihn haßerfüllt an.

    Garm wird sich schon bald an deinen Eingeweiden laben! Knurrte er.

    Primus ließ sich den leichten Schreck nicht anmerken. Er entgegnete nur, betont ruhig,

    Ich bin mir nicht sicher, wer von uns beiden zuerst vor seinen Göttern stehen wird,...und jetzt komm auf die Beine!
    Er packte den Germanen und zog ihn auf die Beine.

    Zum Optio gewandt meinte er,

    Der Gefangene ist wach und kann laufen!


    Inständig hoffte er, daß der Optio die verdammte Fackel endlich ausmachen würde.

    So waren sie jederzeit ein perfektes Ziel für eventuell weitere Germanen mit ihren Bogenschützen.

    Immerhin waren diese Kerle als Jäger getarnt unterwegs.

    Primus achtete darauf sich vollends in seinen Mantel einzuwickeln und möglichst im Schatten zu bleiben. Sollte er dem Optio vorschlagen, daß der Gefangene die Fackel trägt, vielleicht mit einem Legionärshelm auf dem Kopf?
    So wäre er im Zweifelsfall das erste Opfer von Heckenschützen.

    Diese Legion...dachte er grimmig.

    Wäre doch eine tolle Sache, wenn man nur wegen der eigenen Fehler sterben würde...

    Er legte dem Gefangenen sein krummes Pilum in den Rücken und nickte ihm zu.

    Vorwärts! ...

  • Valerian sah, daß Primus sich um den Gefangenen kümmerte und begab sich an dessen andere Seite, damit er auf keinen Fall auf den Gedanken kommen konnte, irgendwelche Dummheiten zu begehen. Daß der Optio eine Fackel entzündet hatte, sah er ebenfalls mit gemischten Gefühlen. Sicher, es wurden Tiere abgehalten. Aber nun konnte man sie schon von weitem sehen und sie selbst sahen gerade durch das Licht nur den näheren Umkreis.


    Doch er wagte nicht, etwas dazu zu sagen. Der Optio hatte wesentlich mehr Erfahrung als er und er würde gewiß seine Gründe haben. Blieb zu hoffen, daß sie das Nachtlager bald erreicht hatten.

  • "Was?", sprach der Optio und wendete sich Primus zu. Der Kerl war tatsächlich wieder aufgestanden! Dabei wollte Reatinus gerade eben los laufen. Schnellen Schrittes marschierte er auf den Räuber zu. Er konnte laufen. Das hieß, er konnte fliehen, was wiederrum nicht in Reatinus´ Interesse lag. Außerdem gab es keine Zeit für Komplikationen. Also hob er kurzerhand die Faust und schlug dem Übeltäter mit großer Wucht ins Gesicht. Ohnmächtig knallte dieser auf den festen Boden. "Er hätte fliehen können.", erklärte Reatinus. "Lieber tragen wir ihn, damit es dem Centurio später nicht langweilig wird. Und jetzt los, wir haben keine Zeit zu verlieren. Abite!"


    Ja, es war eine rabiate Methode, die Reatinus überhaupt nicht haben wollte. Aber es musste einfach schnell gehen! Mit Heckenschützen rechnete Reatinus nicht. Sie waren sicher nicht weit weg vom Lager.

  • Primus sah ungerührt auf den am Boden liegenden Germanen.
    Wenn das so weiter geht, wird er nur noch gemahlenes Fleisch essen können....dachte er so vor sich hin.
    Er machte den Mann wieder von sich los und band seine Füße zusammen.
    Insgeheim fragte er sich, wie ein angebundener Mann hätte fliehen können?!
    Na, egal...Offiziersdenken...


    Hiernach gab er Valerian schweigend seine Furca und sein zerschlagenes Scutum sowie sein krummes Pilum.


    Den Germanen wuchtete er wie einen Sack Getreide auf seine Schulter.
    Dann folgte er dem Optio...immer schön außerhalb des Fackelscheins...

  • Valerian nahm die Ausrüstung von Primus entgegen und reihte sich nun hinter Primus ein. Hier konnte er den Kerl am besten im Auge behalten. Und er hörte auch eher, wenn sich jemand näherte.


    Warum der Optio den Mann nochmal niedergeschlagen hatte, verstand er nicht. Er hätte doch nicht fortgekonnt, gefesselt wie er war? Oder ob das eine weitere Belastungsprobe für sie war? Das konnte natürlich sein. Hoffentlich erreichten sie nun bald das Nachtlager! Die anderen machten sich bestimmt schon Sorgen...

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