Es war allgemeinhin bekannt unter Sklavenschaft wie Aureliern, dass die Sklavin Sofia nicht grundlos auch als Soffchen bezeichnet wurde.
Unsere Geschichte trug sich an einem Mittwochnachmittag zu. Die herbstliche, tieferstehende Sonne hatte bereits an Kraft verloren, strahlte aber heute von Wolken ungehindert durch das compluvium ins atrium hinein und durchflutete die helle Halle mit ihren Wachsmasken und Büsten mit güldenem Licht. Ein verirrter Sonnenstrahl spiegelte sich auf jenem silbernen, blitzblank poliertem Tablett wieder, welches, gehalten von zwei zugegebenermaßen tollpatschigen Sklavenhänden, angefüllt war mit georderten Leckereien und Schmeckewöhlerchen für meine Wenigkeit.
Ich fläzte mich gerade mit einer amüsanten Lektüre auf einer dunkelrot bespannten Liege, nippte gelegentlich an meinem Weinglas und schmunzelte hin und wieder über gewisse Stellen im Text, als ein gehöriger Tumult aus dem atrium an mein Ohr drang. Ich schloss genervt die Augen und wartete, bis das Scheppern und Klirren verklungen war, dann legte ich die Schrftrolle beiseite und erhob mich, ganz entgegen meiner sonstigen Art. Ich ahnte schon, was ich vorfinden wurde, wusste ich doch, wer mir den Imbiss hatte bringen sollen. Dennoch stutzte, als ich Sofias Stimme vernahm, wie sie bettelnd auf jemanden einredete. Mit verwundert gerunzelter Stirn beschleunigte ich den Schritt und betrat das atrium just in dem Moment, als ein pausbäckiger Apfel mit einem dumpfen Platscher im impluvium versank. Ich hob den Blick und wandte mich dem Geschehen zu. Was war passiert?
Das war passiert: Sofia war zu schnellen Schrittes in die Halle getreten und hatte dabei eine Hausbewohnerin schlicht übersehen und daher umgerannt. Bedauerlicherweise mit besagtem Tablett in den Händen. Neben diversen Schüsselchen und Schälchen auf dem Boden, befanden sich also Honig, Feigenpaste, Dattelsaft und andere Leckereien auf dem Gewand jener, mit der Sofia zusammengestoßen war. Dies war niemand geringerer als...
"Camilla?" fragte ich verdutzt. Mein Erscheinen trieb Sofia nun vollends die Röte ins Gesicht und ließ sie peinlich berührt verstummen. Mit gesenktem Kopf und in demütigerHaltung verweilte sie an Ort und stelle, während ich über eine Honigspur hinwegtrat und eine Milchpfütze umging, um näher zu treten. "Was machst du denn hier?" fragte ich weiters, ungeachtet der Tatsache, dass sich der halbe Speiseplan auf ihrer Kleidung befand. Ein zäher Tropfen germanischen Honigs löste sich gerade von ihrer Brust und tropfte in einem langen Faden gen Boden. Ich blieb stehen.