• Tiberius befand sich noch immer bei Severus. Gleichzeitig ordnete er seinen Männern an das sie die Menschen vom Hafen wegschaffen sollte damit die Vigiles in Ruhe die Toten und die Trümmer aus dem Wasser bergen konnten. Er hörte auch dass das kleine Mädchen ihren toten Vater im Wasser gesehen hatte. Sehr schrecklich.


    Dann schrie jemand seinen Namen. Tiberius erkannte ihn sofort.......es war sein Cousin Valens. "Salve Valens!" sagte er und umarmte seinen Cousin. "Es war wirklich grauenhaft! Ich war rechtzeitig hier um wenigstens ein paar Menschenleben zu retten!"

  • Manius richtete sich wieder auf, umgriff seine Arme und presste sie an seine Brust. Die leichte Priese die weiterhin in seinen Nacken fuhr lies ihn immer wieder erschaudern.
    Ein Mann, der sich als Centurio der Vigiles entpuppte klopfte ihn auf die Schultern und sprach ihn an, worauf Manius antwortete.
    Ach was, Helden kommen in den Mythen vor, Kaiser werden zu Helden gemacht, Generäle wollen welche sein. Mir reicht es schon warme Sachen zu bekommen. Hercules und Odysseus, Achill oder Aeneas sind Helden, ich dagegen bin nur ein Mann, der sich im Hafenbecken fast umbringen lies. es erschauerte ihm immer noch. Ich danke dir, ich hätte es wohl nicht selbst geschafft. Er blickte hoch um ein kleines Dankesgebet an die Götter in den Himmel zu schicken.


    Einer der Vigiles kam angerannt, mit einigen Decken und einem Krug in der Hand, aus dem ein wärmender wohlriechender Duft Manius in die Nase stieg. Rasch hatte er sich in die Decken gehüllt, zog sie vor sich zusammen, umgreift sie und zieht sie mit der linken Hand fest an seine Brust. Er musste wieder Husten, was sich zu einen kleinen Hustenanfall ausdehnte. Das Wasser, das er im Hafenbecken geschluckt hatte machte sich wieder bemerkbar. Nach dem er den letzten Tropfen wie er dachte aus seinen Körper ausgeworfen hatte sah er sich um. Ein Fass gleich neben ihm, das gerade ein paar Vigiles geräumt hatten viel in sein Blickfeld. Er setzte sich darauf, schlug mit einigen gekonnten Schlägen die Decke, die er um seinen Körper gewickelt hatte so herum, das er die rechte Hand frei hatte um damit nach dem Becher mit Tee zu greifen der ihm angeboten wurde. Danke, ein wärmendes Kräutergetränk ist genau das was ich jetzt brauche. Er schlürft am Becher und nahm einen großen Schluck daraus.


    Inzwischen hatte sich ein weiterer Mann, den er bereits kennen gelernt hatte zu ihnen durchgekämpft. Valens schien den Mann, der Manius zuvor offenbar aus dem Hafenbecken gefischt hatte gut zu kennen. Doch noch war Manius zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als das er davon wirklich Notiz genommen hätte. Der Kräutertee, der offenbar gut mit Honig gesüßt war wärmte, und das war für ihn zurzeit wichtiger.
    Allmählich hatten sich die Leute, auch unter der Anweisung der Vigiles wieder an die Arbeit gemacht. Manius sah auf, sah die Frau mit ihren Kindern wie sie auf das Wasser starrten. Erst jetzt wurde es ihm klar, dass die Kinder ihren Vater und die Frau ihren geliebten Ehemann verloren hatten. Manius senkte den Kopf, blickte wieder auf den Tee in seinen Händen um nicht der Frau in die Augen schauen zu müssen. Es wird hart für diese junge Familie sein. Hoffentlich hatten sie genug Angehörige hier in Tarraco die ihnen helfen können.

  • Tiberius lächelte als er die Worte des Mannes hörte. Er hielt ihn aber trotzdem für einen Helden, denn er hatte sein Leben für das Leben eines anderen aufs Spiel gesetzt. Als sich der Mann bei ihm bedankte antwortete Tiberius mit einem einfachen "Bittesehr!" und drhte sich dann zu einem seiner Vigiles. Severus hatte inzwischen Decken und Tee bekommen und es musste sich niemand mehr um ihn sorgen. Tiberius blickte dann zur Frau und fragte sich ob sie denn irgendwo übernachten konnte. Tiberius schickte einen Vigiles zu ihr um ihr einen Schlafplatz in einem der besten Gasthäuser Tarracos anzubieten.

  • Endlich hatte sich Manius einigermaßen gefasst. Seine Glieder, seine Haut, in allem kehrte wieder Leben. Der wärmende Tee, den er bekommen hatte trieb ihm wieder Farbe ins Gesicht. Er sehnte sich nach einem Wärmenden Bad, trockenen Kleidern und einer angenehmeren Umgebung. Die Gedanken, die durch seinen Kopf strömten kreisten sich immer noch um das Erlebte im Hafenbecken. Mit Erleichterung nahm er auf, wie er erkennen konnte das sich ein Vigiles bereits um die Frau und die beiden Kinder kümmerten. Tief in Decken gehüllt trotteten sie hinter dem Mann her, die Kinder mit gesenktem Haupt, die Mutter noch immer leicht benommen.


    Manius überlegte, was er hier noch machen konnte. Die Vigiles hatten alles vorzüglich in den Griff bekommen. Nach einer anfänglichen Schrecksekunde, die alle hier am Hafen ergriffen hatte, hat sich in ihrem Handeln aber rasch wieder die übliche Routine eingestellt. Lediglich der Umstand, das so viele Tote aus dem Wasser gefischt werden mussten bedrückte die Männer doch sehr. Manius konnte dies deutlich von ihren Gesichtern ablesen.


    Erst jetzt fand er die Zeit seinen Blick über den Hafen gleiten zu lassen. Eine schreckliche Kulisse tat sich da vor seinen Augen auf. Der Steg, an dem sonst immer geschäftiges Treiben der zahlreichen Matrosen und Hafenarbeitern, den Kapitänen der Schiffe und den Geschäftemachern und Spekulanten zu vernehmen war hatte sich in ein Meer aus Balken, Pfeilern und Brettern verwandelt, welche ziellos im Hafen herumtrieben. Ein großes Unglück für die Menschen und eine Katastrophe für die Stadt. Der Hafen war immer ein zentraler Punkt, eine Sammelstelle an dem Geschäfte angebahnt, Abschlusse getätigt und so manche Spekulation erfolgreich endete oder sich in Nichts auflöste. Das alles wird nun erheblich schwerer werden. Die Arbeiten im Hafen werden schwieriger, weniger Schiffe werden anlegen und ihre Fracht hier im Hafen an Land bringen können.


    Als Manius sich endlich dazu durchringen konnte sich vom Fass zu erheben blickte er Valens an, der noch immer neben ihm stand und auf das Hafenbecken hinaus schaute.
    Vale Matinius Valens. Ich hätte gehofft uns hier in einer angenehmeren Situation sehen zu können. Manius stellte den Becher auf einem die Kaimauer säumenden Steinquadern ab, an deren Grund sich die Ankersteine befanden an denen die Schiffer vertäut wurden. Wie Valens sah er nun auf den Hafen hinaus. Eine große Tragödie. Gerade jetzt, wo die Stadt wieder zu ihrer gewohnten Gelassenheit zurückgefunden hatte.

  • Die letzten überlebenden Seeleute wurden nun aus dem Wasser gezogen. Der Letzte, der dem Becken entkam, war der dicke Maat des Schiffes, der sich lauthals darüber beschwerte, dass er der Letzte gewesen war, den man herausgezogen hatte. Einige Vigiles schüttelten den Kopf. Der Mann konnte froh sein, dass er das überlebt hatte. Die Vigiles hatten ihm sein Leben gerettet, und nun ließ er seine Frust an ihnen aus. Schließlich drückten die Vigiles den jammernden Mann zu Boden und ließen ihn dort alleine zurück. Sie hatten besseres zu tun.


    Mittlerweile wurden die Toten aus dem Wasser gefischt und am Kai aufgebahrt. Ein Vigiles ging durch und ritzte mit einem gespenstisch erscheinenden Quietschen mit Kreide für jeden Toten einen Strich. "10... 11... 12... 13...", hörte man ihn hinten zählen, für jeden Toten einen Strich auf der Tafel ritzend. Die ersten Toten wurden bereits in Säcke gewicktelt. Man wollte den Passanten den Anblick ersparen.


    "Severus.", meinte Valens mit tiefer, ernster Stimme zurück. "Ich habe gesehen, was du getan hast. Wir alle schulden dir großen Dank. Du hast gehandelt wie ein echter Held, da muss ich meinem Cousin Iovianus Recht geben. Ich wünschte, mehr wären wie du. Und ich wünschte, zu denen würde auch ich gehören." Erblickte schnell zu Boden. "Eines weiß ich sicher." "14... 15", erschallten die Worte des Vigilen über den Hafen. "Eines weiß ich. Das hier wird Tarraco nicht gut tun. Ich habe gesehen, wie es passiert ist. Der Steg ist zusammengekracht. Der Mangel lag hauptsächlich nicht am Schiff oder am Kapitän, sondern an unserem Hafen."

  • Manius hatte große Mühe gehalten zu bleiben, doch seine schwäche die ihm noch zu lähmen scheint machte es ihm einfacher. Er versucht sich zu beruhigen, sich nicht weiter in übertriebener Zurückweisung eines Prädikats zu üben das er wie er meinte nicht verdient hatte. Ach Valens, beschäme mich nicht. Du hättest das gleiche gemacht, wärest du nur an meiner Stelle an die Kaimauer gekommen, und dann hätte vielleicht ich dich herausgezogen. Du kannst mir glauben, mir währe es lieber so als nass hier herum zu stehen. Manius lächelte, versuchte er doch seine Betroffenheit über das Erlebte damit zu überwinden.


    …16 …17 Das eintönige Zählen des Vigilen hinter ihnen durchbricht das Geschnatter der Passanten immer und immer wieder, wie ein scharfes Schwert fährt es durch das Stimmengewühl am Hafen. Das Treiben konnte hier noch so laut sein um diese Stimme nicht unter tausenden von Geräuschen zu hören. Es war auch nicht die Lautstärke was diese Stimme so prägnant machte, es war die bedrückende, einsame Stille die in ihr lag.


    Na hoffentlich wird jetzt endlich etwas getan. Aber viel Hoffnung habe ich ja nicht. Etwas resignierend blickte er zu Valens auf. Wut fährt langsam in seine Augen. Ich weis schon was jetzt folgen wird. Es wird ein Verantwortlicher gesucht. Dann wird irgendwann einer aus dem Hut gezaubert, der gar nicht weis weshalb er überhaupt zu dieser Ehre gelangt war, und ihm wird dann die ganze Sache in die Schuhe geschoben. Und die Spekulanten, die schon seit Jahren jede sinnvolle Investition in den Hafen blockieren werden ein paar Brosamen zu Boden werfen den Anstrich erneuern und dann sagen dass alles wieder in bester Ordnung ist. Und die Stadt, … Manius setze ab. Er musste tief durchatmen.
    Er wollte auf jeden fall verhindern sich aufzuregen, doch die Situation forderte seinen Tribut. Die Dämme waren gebrochen. Die Stadt … Nun die wird den Schaden haben. Zum einen werden noch weniger Schiffe anlegen wenn sich das mal herumgesprochen hat, und zum anderen wird die Stadt wieder tief in die Taschen greifen müssen. Die einzigen die daran verdienen sind die Bauspekulanten. Ich könnte ko… Manius vollendete den Satz nicht. Valens wird auch so erraten was er gemeint hatte.

  • Valens lächelte zurück. "Schwing doch keine Verteidigungsreden! Du weißt selbst, dass du eine sehr gute, mutige Tat getan hast. So etwas kann man nicht herunterreden.", meinte er. Er glaubte sehr wohl, dass Severus den Titel "Held des Tages" verdient hatte. Wie dem auch sei, der Mann hatte bewiesen, wozu er imstande war. Mit seiner Couragiertheit könnte er es weit bringen.
    Aufmerksam, ohne ihn zu unterbrechen, still, stand Valens da und hörte Severus bei seiner Rede zu, während der Vigil im Hintergrund noch immer zählte.
    "Weißt du...", er räusperte sich, als Severus geendet hatte. Er dachte kurz darüber nach, obn Severus vor Wut kochen oder gar kotzen wollte. Vermutlich letzteres. "Ich will dir jetzt etwas erzählen. Ein Erlebnis, dass schon einige Zeit zurückliegt, in meiner Zeit als Scriba hier in Tarraco. Damals war so etwas Ähnliches schon einmal passiert."
    Er presste die Lippen zusammen. "Es war ein Kran. Er transportierte irgendwelche Steine... und viel einfach um. Was weiß ich wieviele Menschen ums Leben kamen. Um die 10 oder 15. Ich war dabei, ich habe es selbst gesehen." Er machte eine kurze Pause. "Ich habe eine Tote gesehen... eine Peregrina aus Mauretanien, die schwarze Frau eines Händlers. Ihr Schädel war... komplett zerquetscht. Das Bild werde ich nie vergessen." Er merkte, dass er abschweifte. "Was ich sagen will, ist, dass ich und der damalige Duumvir, Romanus, Ermittlungen betätigt haben. Der Besitzer der Ware und Koordinator des Transfers, der Lieferant des Holzes, mit dem der Kran gebaut wurde und der Praefaectus Portuensis... alle haben von dem Zustand dieses Kranes gewusst. Doch niemand von denen wurde belangt. Kein einziger." Er schnaufte aus. "Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, einen Sündenbock zu suchen. Im Gegenteil. Man hat ein paar Kräne erneuert, und das war es. Und...", er blickte sich um und beugte sich zu Severus hinunter. Er hatte die Worte des Furianus zu der Zeit schon fast vergessen... doch jetzt, angesichts des ganzen Leidens, erinnerte er sich wieder."Unser jetziger Proconsul war damals auch involviert."

  • Manius wusste nicht, sollte er nun tatsächlich kotzen oder laut auflachen als er Valens den Namen des Proconsuls und seines neuen Patrons sagen hörte. Er entschloss sich keines von beiden zu tun. Stattdessen versuchte er seine Gedanken zu sammeln und sich langsam zu beruhigen. Er schaute wieder hinaus auf die See. …
    Valens, die Welt ist schlecht. Leichte Verbitterung lag in seiner Stimme.


    Manius sah dort ein Schiff vorbeiziehen, das, wie er am starken Tiefgang sehen konnte schwer beladen war. Die Umrisse zeichneten sich nur schwach auf der glatten ruhigen See ab. Die leichte Prise lies es nur langsam vorüberziehen. Für Manius ein erholsamer Anblick, lenkte es doch ab und half ihm sich zu beruhigen. Der Vegiles der hinter ihnen noch vor wenigen Augenblicken gezählt hatte war verstummt. Manius hatte es erst jetzt bemerkt da er auf den Hafen hinausgeschaut hatte. Er registrierte es nur am Rande, war jedoch froh diese Stimme nicht mehr hören zu müssen. Am anderen Ende des Hafenbeckens hatten gerade einige Vigiles und Matrosen Boote zu Wasser gelassen. Ein Schiff, Manius glaubte die Eudora zu erkennen hatte ebenfalls die Leinen von den Ankersteinen gelöst. Matrosen auf dem Schiff versuchten mit langen Stangen und Seilen das Treibgut, das nicht an den Kaimauern herausgefischt werden konnte an die selbige heranzudrücken oder an Bort zu holen. Den Kapitän dieses Schiffes, Themistokles von Chalcis kannte er noch aus den Zeiten als sein Vater viel am Hafen zu gegen war. Das Schiff, eine zwei Mast Corbita, war ein herrliches Schiff. An die Galionsfigur, eine vollbrüstige Nymphe in halb Mensch- und halb Fischgestallt konnte er sich am besten erinnern. Auch jetzt war es die Galionsfigur an dem er das Schiff zu erkennen glaubte.


    Manius drehte sich wieder zu Valens. Und, wird es auch jetzt eine Untersuchung geben? Ich glaube es wird auch im Interesse des Proconsuls sein den Hafen auf Vordermann zu bringen. Man denke nur an den Dichterwettbewerb. Ich kann mir nicht vorstellen dass es einen guten Eindruck bei den Gästen aus Rom hinterlässt wenn ihnen ein heruntergewirtschafteter Hafen präsentiert wird. Ich hoffe unser Proconsul erkennt dies.

  • "Was... noch einer? 18!", rief der Vigiles, was Valens, der gerade antworten wollte, wiedeum aus dem Konzept brachte. Er räusperte sich.
    Offenbar war Severus nicht gewillt, die Rolle des Proconsuls in der Angelegenheit zu erfahren... es war vermutlich besser so. Es könnte Valens den opf kosten, wenn er ohne Vorsicht redete.
    "Meinst du das?", fragte er nach. "Du magst recht haben." Währenddessen schaute Severus schon aufs Meer hinaus, jene endlose Fläche aus funkelndem Blau, auf dem ein Schiff in den Hafen zog, wohl nicht bewusst der Katastrophe, die sich gerade zugezogen hatte. Außerdem waren einige Boote im Wasser... Räummannschaften. Offenbar wurde auch schon überlegt, wie man das Schiffswrack an Land ziehen konnte. Doch eines war sicher. Das geladene Holz war wohl ruiniert.
    Valens fühlte sich wieder angesprochen. "Untersuchung? Müssen wir wohl machen. Manius Atius Severus, es wäre mir eine Freude, wenn du mir dabei helfen würdest. Wir müssen eine Ermittlung starten. Womöglich liegt hier eine kriminelle Handlung vor. Und der Hafen... Hafensanierung!" Valens wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Furianus hatte sich damals, als Provinzarchitekt, gegen eine Sanierung des Hafens gesperrt. "So etwas brauchen wir... jetzt!" Er unterstrich seine Worte damit, dass er die linke in die rechte Hand fallen ließ.

  • Ich werde dir gerne helfen Matinius Valens. Wenn eine kriminelle Handlung die Ursache für diese Tragödie war muss sie ans Tageslicht befördert werden. Du hast ja bereits Erfahrung darin.
    Manius drehte sich um, schaute zu den Vigiles hoch, der Valens zuvor so unsanft zu unterbrechen schien. Der Vigil machte einen weiteren Strich mit der Kreide, was auf dem gesamten Hafengelände zu hören war. Manius legte die Arme ineinander ohne nicht mit der Rechten zu gestikulieren zu beginnen. Er drehte sich wieder zu Valens hin.


    Eines versehe ich nicht ganz. Der Steg, der kann doch noch nicht so alt sein? Wann wurde er gebaut? Ich kann mich nicht genau daran erinnern. Aber er kann nicht älter als ein paar Jahre sein. Manius musste den Kopf schütteln. Unweigerlich musste er daran denken was Valens ihm gesagt hatte. Wenn der Hafen damals, als der Kran einstürzte schon in einem desolaten Zustand war, was hatte sich dann seit damals verbessert? Wohl kaum etwas. Das Ergebnis sehen wir ja. Wer war damals eigentlich zuständig für den Hafen, und die Baumaßnahmen, und ist dieser jemand noch im Amt?


    Manius wusste sehr wenig aus dieser Zeit. Er war damals noch jung, und Geschäfte sowie die Verwaltung interessierten ihm nicht, erst recht nicht die Politik. Es war die Zeit wo er sich Gedanken über sich und den kleinen Unterschied der ihn von den weiblichen Geschöpfen auf dieser terra mater trennte machte. Und da interessierte ihm die Tochter des Nachbarn ungleich mehr als irgendein grauhaariger Politiker der sich zu den Honoratioren der Stadt zählte. Gemina, an ihren Namen konnte er sich noch wie an dem Tag erinnern an dem sie sich zum letzen Mal gesehen hatten, war übrigens eine Grazie an Eleganz und von aufreizender Schönheit. Doch als sie den alten Greisen, einen Gutsbesitzer irgendwo bei Toletum heiraten musste haben sie sich aus den Augen verloren. Er seufzte und legte seine Arme wieder ineinander.

  • "Du hilfst mir? Großartig. Ich kann jede Hilfe gebrauchen. Vor allem, wenn das wirklich ein Kriminalfall wird." Er war erleichtert, dass ihm Severus versprach, ihm zur Hand zu gehen. Doch er war sich auch bewusst, dass sich der Scriba ausruhen musste.
    Die Kriede quietschte unangenehm, doch immerhin schien es jetzt eine Ende zu haben. Die Vigiles fingen an, am Hafen herumzuschreiten und die Passanten wegzuscheuchen.
    "Der Steg... ich habe keine Ahnung, wie alt der ist. Sicher nicht uralt. Doch der Hafen hat schon einige Jahre keine Sanierung mehr gehabt... Salzwasser kann Holz viel antun. Ausserdem... das Holz, mit dem der Steg gebaut wurde, musste ja keine hohe Qualität gehabt haben. Vielleicht hat irgendein Quacksalber sprödes Baumaterial verkauft.", meinte er, die Stimme vor Wut auf jene Scharlatane, die es zweifelsohne gab, triefend. "Ich bin dagegen, dass wir leidende Duldermienen aufsetzen und dann doch nichts tun. Was tut man überhaupt hier... pah... eine weitere Inaktivität fällt hier gar nicht auf. Es scheint so, als ob man nur noch sparen und das Geld in das eigene Börsel fliessen lassen wolle...", bemerkte er nicht ohne Zynismus.
    "Also, zuständig war... hm. Gute Frage. Der Praefectus Portuensis... doch ich glaube nicht, dass der damals im Dienst war. Der Duumvir? Unmöglich meiner Meinung nach - mein Neffe Metellus, der damals Duumvir war, ist ein sehr sorgfältiger und pflichtbewusster Mensch. Arbeitet jetzt irgendwo in Rom, soviel ich weiss. Der Proconsul? Ich... mein eigener Bruder?" Er schüttelte den Kopf. "Das Miese ist, dass man einfach keinen Sündenbock benennen kann."

  • Seltsam dachte sich Manius, die waren doch alle mit Valens verwandt. Wollten sich die alle gegenseitig decken? Doch Manius wollte Valens glauben, hatte er doch einen guten Eindruck von ihm gewonnen und in ihm einen Gesprächspartner gefunden über dem man frei und ohne Vorurteile auch über Philosophisches Sprechen konnte. Das war viel wert in einer Zeit, wo einem immer wieder Personen begegnen, denen es daran lag einen persönlichen Nutzen aus den Geheimnissen die einem anvertraut wurden zu schlagen. Und in Valens hoffte er einem Mann gegenüber zu stehen, der Geheimnisse für sich behalten konnte.


    Manius überkam ein Hustenanfall. Er beugte sich leicht vor, hielt sich seine linken Hand, geballt zu einer Faust vor den Mund und hustete stark. Er verspürte ein leichtes Kratzen in seinem Hals, das sich erst allmählich zu verflüchtigen schien.


    Gut … Valens …mir scheint du kannst es … nicht mehr erwarten mit den … Ermittlungen zu beginnen. Er wischte sich über die wässrig gewordenen Augen und der leicht triefenden Nase. Der Hustenreiz war überwunden, vorerst zumindest.


    Die Überreste des Stegs, die müssen wir uns tatsächlich gründlich anschauen. Ich sehe schon die Spekulanten die sich die Hände reiben, was sie nicht alles für teures Geld der Stadt unterjubeln können. Aber die haben nicht mit uns gerechnet. Manius klopfte Valens auf die Schulter.
    Im übrigen glaube ich, ich sollte versuchen beim Proconsul auf den Hafen zu sprechen zu kommen. … Aber … Manius räusperte sich, das Kratzen machte sich wieder bemerkbar. Ich glaube mir bekommt die leichte Prise nicht recht in meinen nassen Sachen. Ich sollte schon längst im Trockenen sein, denn ich will nicht so enden wie der Hafen hier, krank und zu Tode geschunden. Er schmunzelte.

  • Severus schien erstaunt über die Verwandtschaft des Valens. Dieser nickte und meinte schnell, noch bevor die entsprechende Frage kommen konnte: "Meine Familie ist eine der Mächtigsten hier in Tarraco, und traditionell besetzt immer zumindest ein Matinier ein Amt hier in Hispania. So ist das schon immer gewesen.", meinte er, nicht ohne Stolz auf seine einflussreiche Familie, die zu Ehre und Ansehen gekommen war, ganz ohne auch nur irgendeine Verbindung zu Patriziern zu haben.
    Der Husten, der Severus überfiel, lste bei Valens eine Welle von Gedanken aus. Der Mann musste sofort ins Trockene. Sonst bekam er noch eine Lungenentzündung.
    "Geht es?", fragte Valens besorgt und unterließ es, Severus instinktiv auf den Rücken zu klopfen. Er wusste, in einem solchen Fall half das nichts.
    Dafür bekam er jetzt selbst einen Rückenklopfer. "Du hast recht, ich kann es nicht mehr erwarten. Ich muss so schnell wie möglich beginnen.", meinte er. "Und ja, wir sollten mit dem Proconsul sprechen. Wir brauchen jetzt ein bisschen Organisation."
    Er nickte hastig, als Severus meinte, er sollte an einen trockenen Ort. "Natürlich, sofort. Am besten bringe ich dich gleich zur Casa Atia, oder?", meinte er. Er wusste nämlich zufälligerweise, wo das war.

  • Oh Ja, dafür würde ich dir ewig Dankbar sein. Er räusperte sich was schließlich in ein Hüsteln überging. Ich hoffe durch den Ausflug ins Hafenbecken keine Erkältung einzufangen. Das kann ich nun gar nicht gebrauchen.
    Manius ging nun in leicht gebeugter Haltung neben Valens her. Wenn jemand den Beiden so zusehen würde wie sie den Hafen verlassen so könnte der Eindruck entstehen neben Valens schreite ein altes in Decken gehülltes Weib den Hafen entlang. Nur die schlanken Männerbeine die unter der Decke hervorschauten verrieten dass dem wohl nicht so sein kann.


    Langsam sah sich Manius um, saugte einen letzten Eindruck der Geschehnisse in sich auf. Das Gewühl der Menschen die sich noch zuvor gaffend herumtrieben hatte sich bereits seit längerem gelegt. Hie und da schien sich sogar wieder die gewohnte Hafenroutine einzustellen, doch in den Gesichtern der Männer und Frauen konnte Manius erkennen dass es nicht so war. An einem der Fässer die zum Verladen auf ein am Kai festgemachtes Schiffe gedacht war und noch an der Kaimauer stand hatten sich einige Männer versammelt die laut und wild gestikulierend diskutierten. An den Gesten konnte Manius erkennen worum es ging und an der Kleidung konnte Manius erraten dass es Händler waren, die wohl Angst hatten viel Geld zu verlieren. Manius ließ sie beim Vorbeigehen links liegen, obwohl er große Lust verspürte sich in die Diskussion einzumischen. Auch in den Augen von Valens konnte er sehen, dass er den Männern einiges an den Kopf werfen wolle, doch wie Manius ging er an ihnen vorbei.
    Je weiter sich die Beiden vom Hafen entfernten, desto ruhiger wurde es, und desto stärker stieg die Erwartungshaltung in den Augen von Manius sich in eine warme Stube zu setzen, bei einem Becher heißen gewürzten Weins um sich zur Entspannung über einige Verse der Ilias herzumachen.

  • "Gut, Severus. Dann folge mir. Ich nehme einfach den kürzesten Weg. Beeilen wir uns, sonst bekommst du wirklich noch eine schwere Krankheit."
    Ein paar Augen folgten ihnen, als die beiden Gestalten davoneilten. Offenbar gab es nichts mehr zu sehen am Hafen.


    Beide gingen so gemeinsam zur Casa Atia.


    Sim-Off:

    Du hast dich dort schon eingerichtet... also muss ich wohl keine Verlinkung machen.

  • Sim-Off:

    Stooooop :D


    Gerade wollten die beiden verschwinden, da rempelte ein großer Sklave einen der beiden an. Dieser ging zu Boden und der Sklave schaute sie benommen an.


    Kurz darauf knallte es. Der Herr des Sklaven hatte ihm für seine Unaufmerksamkeit eine geknallt.


    Dann wandte sich der Herr, ein Octavier, dem gestürzten zu.


    "Verzeih, ich hoffe es ist nichts passiert?" vergewisserte sich der Octaver.


    Er reichte ihm die Hand und half ihm auf. "Ich bin Eques Marcus Octavius Augustinus, Procurator Viarum." stellte er sich vor.

  • Schon wieder ein Rempler, schon wieder ein Sturz doch diesmal war Manius nicht KO gegangen sondern nur unsanft auf das Straßenpflaster gefallen. Er drehte sich um, ergriff die Hand die ihm angeboten wurde und zog sich an ihr hoch. Valens war ebenfalls stehen geblieben und beäugte die Situation in nicht gerade bester Laune. Manius hatte sich bei dem Sturz das Kinn wieder leicht aufgeschlagen und aus der Wunde quoll wieder frisches Blut. Mit einem Lappen wischte sich Manius das Kinn ohne nicht auch leicht zu zucken wenn er dabei einen Schmerz verspürte.


    Danke, das kann mich jetzt auch nicht mehr aus der Fassung bringen. Manius seufzte und beäugte den Fremden der sich als Procurator Viarium vorstellte.
    Ich glaube wir sind uns irgendwo schon mal begegnet. Mein Name ist Manius Atius Severus, Magistratus Urbs Tarraco. Und dieser Herr hier ist Quintus Matinius Valens, Magister Scriniorum. mit einer Handbewegung weist er auf Valens.


    Während er die Beiden einander vorstellte bekam der eine, der Procurator einen kräftigen Stoß von hinten sodass er Valens, der ihm gegenüber stand beinahe umarmen musste um nicht vor ihm auf die Füße zu fallen. :D
    Der Grund des Vorfalls eröffnete sich durch ein lautes Fluchen eines an einem störrischen Maultier zerrenden Viehtreibers. Erst als dem Mann einige Sklaven, die offenbar zusammen gehörten zu Hilfe eilten konnten sie das Tier von der Stelle bewegen und die Straße wieder frei machen.
    Hier stehen wir auch an einem sehr ungünstigen Platz herum. Kommt, am Brunnen ist mehr Platz. Manius lächelte und wies mit dem ausgestreckten Arm auf einen kleinen Platz, der dominiert wird von einem Brunnen, der zwar wesentlich bescheidener als der Neptunbrunnen vor der Casa Atia aber doch genug Platz bot um sich unterhalten zu können.

  • "es freut mich euch kennen zu lernen, wenn auch unter diesen Umständen."
    Augustinus blickte den Sklaven nocheinmal böse an.

    "Seid ihr zufällig her oder wegen des Hafens?"
    erkundigte sich Augustinus, "denn der Proconsul hat mich damit beauftragt mir das Ganze mal anzusehen."

  • "Man kann nicht sagen dass ich zufällig hier bin", antwortete ich höfflich, "der Proconsul hat mich zum Aquarius ernannt für den Hafenviertel. Ich bin gerade auf Inspektion bis ich dies hier sah. Was ist überhaupt passiert?", frage ich neugierig und schaue rund herum

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