Stapellauf mit Überraschung

  • Erneut kam ein kleines Grüppchen von Nautae schwerst beladen zurück zu dem Platz in den Hafenanlagen an jenem der Stapellauf stattfand. Ein paar Schritte von dem Triearchus entfernt stellte Gallicus seinen Strohballen ab.


    "Triearchus, wir haben wie befohlenen die Holzbalken abgeliefert und die Strohballen her gebracht, Triearchus"


    sagte er in militärischem Tonfall zu seinem Vorgesetzten

  • "Gut", sagte Anchisothep. "Dann können wir mit dem Beladen beginnen. Dies ist noch nicht gefährlich für das Schiff, da sein Gewicht noch gleichmäßig auf dem Stapel aufliegt, sodass es durch falsche Gewichtsverlagerung nicht beschädigt werden kann. Dennoch möchte ich, dass das Beladen nach Plan erfolgt, erstens als Übung, zweitens auch, damit das Stroh gleich richtig liegt und die Position nicht noch korrigiert werden muss. Das Stroh, das hier liegt, scheint auszureichen. Ich werde jetzt wieder ins Schiff gehen und Markierungen anbringen. Diese Stellen werde ich nummerieren, bitte legt das Stroh in dieser Reihenfolge ab."
    Anchisothep ging in Richtung Schiff. Unter Deck zündete er wieder Öllampe mit zwei kleinen Feuersteinen und einem pechgetränkten Tuch an. Er sah sich unter Deck um, zählte die Stützbalken im Inneren und die Spanten durch. Nach mehrmaligem Zählen begann er, Markierungen mit Kreide anzubringen. Da die Strohballen meist ähnlich groß waren, würde er sie als Maßeinheit benutzen. So schrieb er an einige Stellen neben der Ziffer die Zahl an Strohballen in Worten sowie die Abkürzung STRtum für stramentum. Nachdem er die Markierungen schon angebracht hatte, ging er noch zwei Mal durchs Schiff, schlug gegen einige Balken um am Klang zu erkennen, wieviel Gewicht auf ihnen lastete, korrigierte einige Kreidestriche und schrieb zusätzliche Anweisungen daneben wie "caute deponete". Nach einem letzten Rückgang, zu dem ihm seine Sorgfalt zwang, verließ Anchisothep das Schiff wieder. Auf dem Weg zu seiner Mannschaft bat er einen faber, die Markierungen seinerseits noch einmal zu prüfen, um wirklich sichergehen zu können, dass sie an den richtigen Stellen lagen.

  • Nachdem der faber stumm genickt hatte und zum Schiff gegangen war, ging Anchisothep wieder zu seiner Mannschaft. "So, die Markierungen sind angebracht. Bitte beachtet, dass ihr sie wirklich genau befolgen solltet. Wenn ihr alle Plätze mit der angegegeben Anzahl Strohballen besetzt habt, nehmt noch mehr Strohballen auf das Schiff, etwa einen zehnten Teil der Strohballen, die bereits verteilt sind, und verteilt sie gleichmäßig an Deck. Jedem dieser Strohballen, den ein Mann alleine tragen kann, wird ein Nauta zugeordnet, der beim Stapellauf falls das Schiff nicht gut ins Wasser kommt diesen schnell an eine Stelle bringen wird, die ich anweisen werde. Wie ihr sehen werdet, habe ich das Unterdeck in Abschnitte eingeteilt, an diesen Abschnitten werden sich die verantwortlichen Strohballenträger orientieren." Der faber tauchte wieder auf. Er gab Anchisothep bescheid, dass soweit alles in Ordnung war. "Gut, dann kann es losgehen."


    Sim-Off:

    Hier wird noch einmal beschrieben, wie man ein Schiff belädt. (Vielen Dank an Gnaeus Agricolus Tarquinius.)

  • Die Nautae hatten ihrem Vorgestzten dem Gubernator aufmerksam zu gehört. Nun nahm sich jeder einen der zahlreichen Strohballen und begab sich vorsichtig auf das Deck des Schiffes. Von dort ging es in den Laderaum und die Nautae verteilten die Strohballen den Markierungen entsprechend. Gallicus, der zum ersten Mal überhaupt im "Inneren" eines Schiffes war, stellte seinen Strohballen im hinteren Teil des Schiffes auf. Nicht allzu lange dauerte es und alle Strohballen waren verteilt. Nun verließen die Seemänner das Schiff und ungefähr ein zehntel der anwesenden Seesoldaten nahm sich erneut einen Strohballen und kehrte zurück an Deck. An selbigem wurden die Strohballen möglichst gleichmäßig verteilt und je ein Nauta blieb bei seinem Strohballen stehen. Gallicus, der am nächsten bei der Reling stand teilte, nach dem die Befehle erfolgreich ausgeführt waren, seinem Gubernator:


    "Die Strohballen wurden erfolgreich platziert, Gubernator"

  • "Gut.", sagte Anchisothep. Dann begab er selbst sich auf das Schiff, anschließend ins Innere des Schiffes, um sich zu vergewissern, dass wirklich alles seine Ordnung hatte. Er nahm wieder seine Öllampe mit, verglich Markierungen mit Strohballen, besserte selbst hier und da einiges nach und kehrte dann an Deck zurück. Er sah sich die Nautae mit den Strohballen an Deck an. "Wenn ich den Befehl dazu gebe, müsst ihr innerhalb kürzester Zeit unter Deck sein mit eurem Stroh." Dann ging er auf einen Nauta zu und wies ihn an, einige Schritte mehr in Richtung der Schiffsmitte zu gehen, das gleiche tat er mit einigen anderen auch. "Ist an auf allen Positionen alles in Ordnung? Ich meine auch damit, ob alles gesichert ist, was sich sonst lösen könnte beim Aufschlagen aufs Wasser." Er selbst ging noch einmal umher und sah sich alles an, doch er erwartete auch eine Antwort.

  • Da die Triere, der Anchisothep und Gallicus zugeteilt waren, das größte Schiff war, sollte mit ihr begonnen werden, was einerseits gut war, denn so hätten sie es schnell hinter sich gebracht, andererseits barg ihr Stapellauf die Gefahr des ersten Versuchs.
    Anchisothep zitterte innerlich. Doch er zwang sich, äußerlich Ruhe zu verbreiten, denn er hatte gemerkt, dass die Männer der Besatzung unruhig wurden.
    Dann sah Anchisothep das Handzeichen. Die dafür eingeteilten Männer, meist Rojer, schoben die starken Holzbalken beiseite, die das Schiff gehalten hatten, nahmen die Taue in die Hände und gaben dem Schiff einen kurzen, kräftigen Zug. "Taue einholen!", befahl Anchisothep, als die Landmannschaft die Taue losgelassen hatte.
    Das Schiff glitt über den Holzstapel. Das Gleitmittel war offenbar gut zusammengesetzt. Der Schiffsleib glitt stetig und ohne größere Stillstände doch nicht zu schnell voran. Anchisothep blieb auf seiner Position und sah sich um. Er vergewisserte sich, dass das Schiff gerade den Stapel hinabglitt. Die Zeit, die verstrich, während das Schiff langsam dem Wasser entgegenrutschte, kam ihm unerträglich lang vor. Noch lief alles gut, doch der kritische Moment war noch nicht gekommen und so auch noch nicht überstanden.

  • Theodores beobachtete das sich im nun bietende Schauspiel aufmerksam und wartete gespannt auf den Moment wo die Schiffe auf das Wasser treffen würden. Aber er hatte keine Zweifel dass alles gut gehen würde, hatten die Zimmerleute doch gewiß gute Arbeit beim Bau der Schiffe geleistet.

  • Das Schiff näherte sich der Grenze von Stapel und Wasseroberfläche. Anchisothep hielt die Luft an. "Macht euch bereit!", rief er über das Deck. Dann wurde er still. Aufmerksam lauschte er den Geräuschen aus dem Inneren des Schiffes. Jedes Knacken, jedes Knirschen konnte Unheil bedeuten. Doch es blieb ruhig. Jetzt waren es nur noch wenige Doppelschritt bis zum Wasser. Hier hatten die fabri den Stapel weniger steil gemacht, sodass das Schiff noch einmal verlangsamt wurde. Je schneller es wäre, desto größer war die Gefahr, dass es zerreißen würde beim Auftreffen aufs Wasser. In diesem Fall würde es nicht nur für das Schiff gewissermaßen tödlich werden, sondern auch für die Besatzung gefährlich. Zwar konnten alle schwimmen, da sie es in ihrer Grundausbildung gelernt hatten oder gar schon vorher, jedoch wären die Trümmer des Schiffs eine Verletzungsgefahr.
    Nun war es soweit. Das Schiff verließ den Stapel und glitt ins Wasser. Beim Bug ging es noch gut. Doch der gefährlichste Moment wäre der, in dem die Schiffsmitte auf der Grenze von Stapel und Wasseroberfläche läge. Zwar ging der Stapel ein Stück weit ins Wasser hinein, doch durch den Auftrieb konnte eine kritische Situation entstehen. Plötzlich ein lautes Knirschen aus dem Schiffsleib, direkt unter Anchisothep. Rasch sah er nach vorne. Der Bug hatte sich durch den Auftrieb gehoben, das Heck jedoch wurde durch den Widerstand des Stapels in eine andere Richtung gedrückt. So wurde die Schiffsmitte gewissermaßen zusammengepresst. "Die übrigen Strohballen zum Bug!", befahl Anchisothep rasch.

  • Angespannt lauschten Gallicus und seine Kameraden. Kein Knirschen, gar nichst war zu hören, alles schien gut zu gehen. Doch plötzlich war ein lautes Knirschen zu hören, als ob Holz barst. Der Bug hob sich bedrohlich und das Heck tat das genaue Gegenteil. Unschlüssig und unsicher zugleich standen die Nautae da. Was sollten sie tun? Den Göttern sei dank erscholl jedoch bald ein Befehl von Anchisothep und sofort eilten einige Nautae mit ihren Strohballen nach vorne zum Bug um selbigen wieder nach unten zu bewegen...

  • Während die Nauta zum Bug liefen, wurde die Schiffsmitte weiter zusammengedrückt. Anchisothep hielt den Atem nun länger an. Nach außen gab er den ruhigen Befehlshaber, doch innerlich schien er beinahe vor Anspannung zu zerreißen. Wenn das Schiff den Stapellauf nicht überstehen würde, wäre zwar einerseits der Triearchus zuerst dafür verantwortlich, doch schließlich auch Anchisothep als Gubernator und Verantwortlicher für das Handeln der Mannschaft. Wobei er gegen den Willen der Götter nichts ausrichten konnte. Es knirschte bedrohlich unter Anchisothep. Als die Nauta endlich, die wenigen Augenblicke bis dahin waren Anchisothep sehr lange vorgekommen, den Bug erreicht hatten, sank dieser kaum sichtbar doch deutlich zu spüren ein Stück weiter ins Wasser. Inzwischen war auch der mittlere Teil des Schiffs vom Stapel gerutscht, nur das Heck muss noch nachrutschen. Als endlich das Schiff vollständig im Wasser lag, atmetet Anchisothep erleichtert auf. Zumindest war es nicht vollständig zerstört worden beim Stapellauf. Ob es kleinere Schäden davongetragen hatte, würde Anchisothep noch überprüfen müssen. Mit dem restlichen Schwung des Stapellaufs glitt die Triere durchs Hafenbecken. "Taue auswerfen und ankern!", befahl Anchisothep, als es in Reichweite des Quais angelangt war. Dann machte er sich auf den Weg ins Schiffsinnere. Wenn Schäden entstanden waren, durfte er keine Zeit verlieren, sie zu finden. "Nauta Publius Gallicus, mitkommen zur Inspektion des Schiffsrumpfes.", sagte er, als er demselben begnete.

  • Es sah aus, als ob das erste Schiff gesund im Wasser angekommen war. Es war vielleicht nicht alltäglich gewesen, so wie die Männer da hektisch auf und sicher auch im Boot gerumgelaufen waren, doch es schien auf den ersten Blick alles ganz gut gegangen zu sein.


    Nun warteten wir alle, bis die ersten Taue am Quai befestigt sein würden.

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  • Mit skeptischem Blick beobachtete der Nauarchus das Geschehen, er war sich nicht sicher ob dort alles so lief wie es sollte. Schließlich jedoch rutsche das große Schiff unter Getöse ins Wasser. Theodores winkte einen bei sich stehenden SOldaten näher und wies ihn an sich bei den Offizieren auf dem Schiff zu erkundigen ob auch alles ohne Schäden vonstatten gegangen war.
    Der Soldat salutierte, wandte sich herum und rannte zum Quai wo die Matrosen sich für das Befestigen der Taue bereit machten.

  • Anchisothep war im Rumpf des Schiffes angelangt. Er ließ achtsam den Blick über die Rumpfwände und auch über die Verstrebungen im Inneren wandern. Besonders sorgsam überprüfte er den mittleren Teil des Rumpfes. Er konnte keine Schäden entdecken. Ein zweites und ein drittes Mal ging er durch den Rumpf. Dann zog er einen Maßstab aus seiner Tasche und legte ihn an verschiedene Balken, um zu sehen, ob sie sich gekrümmt hatten. Dieses Vorgehen wiederholte er auch bei den Spanten und bei der Rumpfverkleidung. Doch offenbar hatte das Holz seine alte Form, sofern es wirklich gravierend durch die Kräfte verformt worden war, wieder angenommen. Stichprobenhaft schlug er gegen Stützbalken, um am Klang zu erkennen, wieviel Gewicht auf ihnen lastete. Nach einer weiteren Runde kehrte er ans Deck zurück.
    Das Schiff war inzwischen vertaut worden. Anchisothep ging zum Triearchus. "Keine Schäden am Rumpf sichtbar.", sagte er militärisch-knapp.

  • Auch Gallicus und die anderen Nautae waren mehr als erleichtert. Das Zuwasserlassen des Schiffs hatte geklappt. Plötzlich hörte er seinen Namen, er sollte als mitkommen, zur Inspektion.


    "Zu Befehl, Gubernator!"


    gab er militärisch von sich und folgte seinem Vorgesetzten in den Schiffsrumpf. Interessiert hatte er Anchisothep dabei beobachtet. Es schien alles in Ordnung sein. Anschließend folgte Gallicus Anchisothep zu seinem Triearchus und nam vor selbigen Haltung an.

  • Sim-Off:

    Es heisst ja, mit Überraschungen ;)


    Narrator:


    Die Soldaten und Offiziere, welche sich auf dem neuen Flaggschiff befanden, konnten keine Schäden feststellen, doch was sich zwischen den Planken in diesen Momenten der Ungewissheit abgespielt hatte, konnte keiner wissen. Die Bauart der Schiffe, mit den ineinander gefügten Planken, im Gegensatz zu den nördlichen Booten, bei welchen die Bretter aneinander genagelt wurde, garantierte zwar vermehrte Stabilität, doch konnten auch Schäden entstehen, welche nicht zu sehen waren, nämlich dann, wenn die Verbindungen zwischen den Planken rissen oder gesprengt wurden.


    Ob dies nun der Fall war, konnte niemand so genau sagen und daher wurde das Schiff erst einmal am Quai festgemacht und die Feierlichkeiten gingen ungestört weiter.

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  • Anchisothep war jedoch nicht in feierlicher Stimmung. Etwas ließ ihn misstrauisch werden. Zwar hatte er keine Schäden feststellen können, doch er wusste nicht, ob er vielleicht etwas übersehen hatte.
    "Hast du etwas feststellen können?", fragte er Gallicus. Er hatte bereits beschlossen, noch einige Stunden auf dem Schiff zuzubringen, Wache zu schieben gewissermaßen, denn irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Das Knirschen des Holzes war ihm außerordentlich laut vorgekommen. Konnte das Schiff eine derartige Verformung wirklich unbeschadet überstanden haben?
    "Vielleicht solltest du noch einmal nachschauen, ob wirklich alles in Ordnung ist.", sagte er zu seinem Vorgesetzten. "Drei Augen sehen besser als zwei. Der Moment, in dem die Schiffsmitte zusammengestaucht worden war, ist mir vorhin nicht ganz geheuer vorgekommen."

  • Aus irgendeinem Grund konnte sich auch Gallicus nicht wirklich über den "gelungenen" Stapellauf freuen.


    "Nein, ich habe nichts entdeckt, Anchisothep"


    sagte er an den Ägypter gewandt und schüttelte den Kopf. Dann blickte er gespannt zum Triearchus was der zu dem Ganzen sagen würde.

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