balneum servorum | Nach einem langen Tag

  • Wir hatten den Raum, in dem sich die Sklaven wuschen, erreicht. Er war weitaus unansehnlicher als das balneum der Herrschaft. Doch er tat seinen Zweck.
    Eigentlich wollte er schon damit beginnen, mir ein Bad zu bereiten, als ich ihn an seinem Arm fest hielt, denn ich schleppte schon den ganzen Tag etwas herum, was ich nun unbedingt los werden mußte.
    Rutger, ich muß dir noch etwas sagen!
    Ich schlug meine Augen zu Boden. Wie sollte ich es ihm nur beibringen, ohne ihn zu verletzen oder ihn wütend zu machen? Ich wußte nur zu gut, wie sehr hitzköpfig er sein konnte. Das hatte er ja heute Morgen schon mit Sciurus bewiesen.
    Es ist so, seit dem ich hier bin, habe ich mich niemals Aquilius hingegeben. Das mußt du mir glauben!
    Eindringlich haftete sich mein Blick an den seinen. Ich hoffte nur, er würde mich auf irgend eine Weise vestehen.
    Nachdem ich ihm heute Morgen alles gebeichtet hatte, war er sehr erbost darüber, daß ich ihm einen Anderen vorziehe. Rutger, eines Tages wird er sein Recht einfordern!
    Wie ein Häufchen Elend stand ich vor ihm. Ich fühlte mich so furchtbar. Einfach erbärmlich!

  • Aus einem Korb nahm er etwas Holz, und wollte gerade beginnen, den Ofen anzufeuern, um das Wasser heißzumachen. Es war gut, nachdem sie gerade so gefühlvolle und aufwühlende Sachen besprochen hatten, etwas praktisches zu tun, seine Hände zu beschäftigen. Doch da fasste Bridhe seinen Arm, und nannte ihn wieder bei seinem alten Namen.
    Er schüttelte den Kopf und murmelte leise:
    "Nenn mich besser nicht so."
    Dann legte er das Holz zur Seite und wandte Bridhe aufmerksam sein Gesicht zu. Was mochte sie ihm sagen wollen?
    "Ja?"
    Unglauben breitete sich auf seinem Gesicht aus, als sie sprach, dann Verblüffung. Das konnte doch nicht sein.
    "Wie? Was? Noch nie? Aber dafür hat er Dich doch gekauft!", erwiderte er bass erstaunt.
    "Und das für Unsummen. Ja aber - aber Du schläfst doch bei ihm? Und da will er nichts von Dir? Ja, aber ist er denn blind??"
    Der zweite Teil drang nicht so recht zu ihm vor, zu groß war die Verwunderung über diese absonderliche Enthüllung.
    "Nein also das glaub ich einfach nicht... - Oder kann er etwa nicht?"
    An was sonst könnte es liegen? Ein Anflug von schadenfreudiger Genugtuung stieg in ihm auf, bei dem Gedanken, dass das dekadente Leben der Römer offenbar der Potenz nicht gerade zuträglich war.

  • Ich verstand die Welt nicht mehr! Was hatte er da gesagt? Wofür hielt er mich den? Bridhe, die mit jedem in die Kiste hüpft?
    Aber na klar! Deswegen tuschelten alle hinter meinem Rücken und dewegen wurde ich gelegentlich mit diversen unqualifizierten Kommentaren belegt! Oh Mann Bridhe, bist du doof!
    Ganz sachlich beantwortete ich seine Fragen.
    Ja, ich schlafe bei ihm. Nein, er ist nicht blind. Sicher würde er etwas von mir wollen, wenn ich es zulassen würde und ich kann dir versichern, er ist perfekt und voll funktionstüchtig ausgestattet! Noch Fragen?
    Mein Blick hatte sich verfinstert. Ich hatte jetzt noch eine miserablere Stimmung, als zuvor!
    Er sagte, es wäre meine Entscheidung! ,
    beschwichtigte ich dann.
    Erst jetzt wurde mir bewußt, welches kleine Stückchen Freiheit mir Aquilius gelassen hatte. Doch im Moment hatte ich wirklich die Nase voll, darüber weiter zu sprechen. Ich wollte jetzt endlich mein Bad nehmen.

  • "Perfekt. Aha."
    Na gerade dann war er dem Germanen wirklich schleierhaft, warum Aquilius sich nicht nahm worüber er gebot.
    "Ja aber wie hast Du das gemacht? Hast Du ihn mit einem Zauber belegt, oder des Nachts ein blankes Schwert zwischen euch gelegt oder..."
    Wo hätte man denn jemals davon gehört, dass ein Herr seiner Bettgefährtin die Entscheidung überlies...? Vollkommen irritiert fuhr er sich mit der Hand über den Nacken, blickte von Bridhe zum Ofen, zum Zuber, und wieder zu Bridhe. Düster sah sie drein. Hatte er denn was falsches gesagt?
    "Ach so, Du meinst er sagt es ist deine Entscheidung, will Dich aber damit nur auf die Probe stellen. Ja, er macht ständig solche Spielchen - ich weiß nicht warum, wahrscheinlich liegt es den Römern im Blut - und versucht seltsamerweise den Anschein von freier Wahl zu verbreiten wo es doch nur Zwang gibt..."


    Er kniete sich vor den Ofen, schichtete das Holz sorgfältig auf, legte kleine Späne dazwischen und entzündete es mit der Flamme einer Öllampe. Dabei dachte er über das gehörte nach. Dann stellte er den ersten Wassereimer auf den Ofen und wandte sich wieder Bridhe zu.
    "Bridtha - ich glaube ich, ähm, ich kann mir denken dass es nicht - also nicht gerade schön ist, ähm, so mit Zwang mit wem das Bett zu teilen..."
    Er ging auf sie zu, war um Worte verlegen, und sah sie mit einem seltsamen, halb verzehrenden, halb resignierten Blick an, während er leise sagte:
    "Ich wünschte ich könnte Dich davor beschützen. Und Dich ganz für mich haben. Aber das ginge nur wenn wir zusammen fliehen würden. Und das geht nicht... das geht nicht mehr für mich..."
    Unstet wanderte sein Blick, folgte einem Schatten an der Wand, glitt ins Leere.
    "Ich geh dann mal noch Wasser holen..."

  • Warum mußten sich eigentlich die meisten Männer immer als die großen Beschützer der armen schwachen Frauen aufspielen? Das hatte ich noch nie verstanden! Gut, manchmal war es ja ganz hilfreich, doch es konnte auch ganz schön nervenaufreibend sein!


    Du brauchst mich nicht zu beschützen! Ich kann mich schon selbst gegen Aquilius behaupten. Glaube mir das! Notfalls kratze ich ihm die Augen aus!


    Wie eine wilde Katze krallte ich meine Finger. Doch es machte mich selbst ein wenig nachdenklich, wie ich es all die Nächte geschafft hatte, mich ihm zu verweigern.
    Doch nachdem er heute Morgen erfahren hatte, daß ich mit seinem eigenen Sklaven zusammen war, würde er sich dies sicherlich nicht mehr lange gefallen lassen.
    Ich sah ihm nach, als er den Raum wieder verließ, um abermals Wasser zu holen.
    Warum mußte das Leben manchmal so komplziert sein!
    Was meinte er eigentlich mit fliehen? Fliehen, daran hatte ich bislang gar nicht gedacht. Aber wohin fliehen? Und dann ohne ihn. Nein, lieber würde ich dann hier bleiben!


    Als er wieder zurückkam, stellte ich mich ihm in den Weg, umarmte ihn
    und küßte ihn.
    Bitte versprich mir, tu nichts unüberlegtes! Diese Tage in der Küche werden vorbei gehen! Es war ja schließlich auch meine Schuld.


    Eindringlich schaute ich ihn an. Zu gerne hätte ich jetzt gewußt, was in seinem Kopf vorging!
    Dann sah ich auf den mit Wasser gefüllten Eimer und bemerkte, wie müde er aussah.
    Du bist so gut zu mir! Das habe ich gar nicht verdient!

  • "Er sitzt am längeren Hebel, Bridtha.", murmelte Severus, und ging, ohne ihrer Pantomime die gebührende Beachtung zu zeigen, einfach hinaus.
    Draussen füllte er die Eimer an der Zisterne, trug sie dann über den Hof zurück. Er fühlte sich müde. Nicht vom Training, sondern von der Aussichtslosigkeit, oder der Erkenntnis der Aussichtslosigkeit. Es war tödlich zu rebellieren, es war erbärmlich sich zu fügen, dazwischen gab es nichts. Und er hatte sich für das letztere entschieden.
    Natürlich hatte das Überleben schon auch was für sich. Vorsichtig setzte er die Eimer ab, als Bridhe ihn mit einer Umarmung und einem Kuss empfing. Ganz sanft legte er ihr die Hände auf die Wangen und blickte ihr nachdenklich in die Augen, die ihn so eindringlich ansahen. Dann entglitt wieder sein Blick in die Ferne, ging einfach durch sie hindurch.
    "Nein. Nichts unüberlegtes."
    Wohlüberlegt würde er morgen zu Aquilius gehen und die Schuld auf sich nehmen. Das ging doch nicht, dass er nur genießen, Bridhe aber dafür bezahlen musste.
    "Küche? Bist Du deshalb so schmutzig min Skaz? Ich dachte schon Du bist in den Kohlenkeller gefallen."
    Sein rechter Mundwinkel hob sich zu einem schiefen Lächeln.
    "Hast du nicht? Na, wie könntest Du es Dir denn verdienen? Hmm... ich glaube da fällt mir was ein."
    Seine Hände glitten in ihren Nacken, er zog sie forsch an sich heran, und raubte ihr einen langen und tiefen Kuss.
    "Aber ich bin gleich noch viel besser zu Dir."
    Schwungvoll kippte er das Wasser in den Zuber. Es dauerte eine Weile bis genug Wasser heiß war, aber schließlich wartete ein dampfendes, einladendes Bad auf eine Insassin.
    Severus zog sich einen Schemel heran, setzte sich neben den Zuber und stützte die Ellenbogen auf den Rand.
    "Wende mir mal Deinen ranken Rücken zu, meine Tausendschöne."

  • Ich dankte den Göttern, daß ich diesen Mann treffen durfte. Er war wirklich zu gut zu mir! Nicht, das er mir mir dieses Bad bereitete, obwohl er totmüde sein mußte, nein er versprach mir auch, keinen Unsinn zu machen. So erwiederte ich seinen leidenschaftlichen Kuß und sah ihm anschließend ganz tief in seine wunderschönen grünen Augen, während ich langsam meine Tunika löste und die Sandalen abstreifte, um endlich ins warme Wasser steigen zu können.


    Ja, er hat mich in die Küche zum arbeiten geschickt. Da mußte ich heute ständig die Drecksarbeiten machen.


    Ich sah zu ihm hinüber. Mittlerweile hatte er neben der Wanne auf einem Schemel Platz genommen und sah mir zu, wie ich begann, mein Gesicht zu waschen. Der ganze Dreck des Tasges saß richtig fest und ich mußte ordentlich schrubben bis mein Gesicht wieder sauber war. Sicherlich mußte ich rot wie ein Krebs sein.


    Aber weißt du Rut..ähm, ich meine Severus, es macht mir nichts aus! Es ist nur für fünf Tage. Severus, diese Strafe war es mir wert!


    Noch einmal spülte ich mein Gesicht, mit dem nicht mehr ganz so sauberen Wasser, ab. Was wollte er? Ich sollte ihm meinen Rücken zuwenden? Aber warum denn? Gefiel ich ihm etwa nicht mehr?
    Fragend sah ich ihn an, doch dann tat ich, was er wollte.

  • Leise lächelnd betrachtete er das Sinken von Bridhes Tunika, und verfolgte sie mit den Augen, als sie ins Wasser stieg. Aber dass die Arbeit in der Küche zermürbend war, das wusste er von Astraia. Der Koch war wohl ein ausgemachter Tyrann.
    Langsam schöpfte er eine Handvoll von dem warmen Wasser und ließ es über Bridhes bloße Schultern rinnen. Dann beugte er sich vor - ihr schwanenweißer Nacken war gar zu verlockend, strich eine feuchte Strähne zur Seite und berührte die zarte, vom Bad erhitzte Haut mit den Lippen. Hmm, schmeckte gut. Zärtlich versetzte er ihr einen kleinen Biss, dann legte er ihr die Hände auf die Schultern und begann, erst leicht, dann kräftiger, sie zu massieren. Rau und fest strichen seine Hände über ihren Rücken und ihren Nacken, hinauf zum Haaransatz, an den Schulterblättern und an der Wirbelsäule entlang, kreisten, kneteten und lockerten hingebungsvoll.
    "Das bekommen wir im Ludus oft nach dem Training. 'Massage' heißt es..."

  • Ich spürte, wie das warme Wasser an meinen Schultern und dem Rücken hinunterperlte und ich begann mich zu entspannen. Waschen konnte ich mich auch noch später.
    Ich schreckte leicht auf, als ich seine Lippen und schließlich den leichten Biß im Nacken verspürte. Dann begann er auch noch mit seinen Händen meinen Nacken, die Schultern und zuguterletzt den ganzen Rücken zu kneten.
    Ah ja, bitte mach weiter und höre nie wieder damit auf!
    Ich genoß diese, ähm wie hieß sie noch? Mheicnadh, oder so!
    Wenn er das noch eine Weile tun würde, wäre ich bald wieder fit und würde mich fast, wie neugeboren fühlen.

  • Schmunzelnd massierte er weiter, schön kraftvoll, und freute sich, dass seine Bridhta es offenbar genoss. Er fand es auch immer ganz herrlich, nach dem Training. So knetete und verwöhnte er ihren Rücken lange und mit viel Hingabe. Irgendwann konnten aber auch seine kräftigen Daumen nicht mehr, und das Wasser wurde auch schon langsam kalt. Sehr spät war es inzwischen. Er gähnte, und küsste noch einmal diesen herrlich zarten Nacken vor seiner Nase, wartete bis Bridhe sich den ganzen Schmutz des Tages vom Leibe gewaschen hatte, und reichte ihr dann das Tuch zum Abtrockenen.
    Einträchtig verschwanden die beiden schließlich in Richtung Sklavenunterkunft. Morgen, beschloss der Germane, morgen ganz früh, würde er gleich zu Aquilius gehen, und die Schuld auf sich nehmen. Wohlüberlegt. Zwar hatte er ein schlechtes Gefühl bei diesem Vorhaben - der Flavier war ja unberechenbar - aber was er tun musste, dass musste er nun mal tun. 8)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!