Archiv der alten Casa | Atrium, Balneum, Officii, Tablinum, Triclinium- Themen vor dem Brand

  • Medeia lehnte sich zurück, nachdenklich. "Hm...wer kannte Falco? Decimus? Nein! Marcus? Nein! Hypathia sowieso nicht. Minervina oder Tiberius? Da bin ich mir nicht sicher. Ich weiß auf jeden Fall, dass Lucius, also Lucius Artorius Castus oder auch Lucius Artorius Avitus ihn wieder erkennen könnten. Ich glaube Castus müsste auch in der Casa sein. Soll ich einen Sklaven nach ihm schicken lassen oder möchstest Du ihn lieber in der Castra darauf ansprechen?" Medeia nahm schon ein kleines Glöckchen herbei, um einen der beiden neuen Sklaven zu rufen, die sie kürzlichst erworben hatte. Doch vorher wollte sie die Antwort von Sura abwarten. Vielleicht war es gar nicht notwendig.

  • Sim-Off:

    Das wird ja lansam zur Gewohnheit bei mir! Mein Gedächtnis scheint noch schlechter zu sein als das meines Chara's... *über sich selbst ärger*


    "30 ist noch jung gunug und da lasse ich mir nicht wiedersprechen Medeia Wenn ihr nähmlich schon alt seid, dann bin ich längst reif für die Einächerung!"


    Sein Gesicht deutete ein Grinsen an.


    "Was vieleicht nicht mal so falsch ist."


    Bei Medeias nächsten Worten richtete er sich langsam auf.


    "Mein altes Zimmer ist sicher schon belegt oder Umgebaut, ein neues Zimmer für einen neuen Lebensabschnitt, so ists recht."


    Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg richtung Gang.

  • Im Atrium angekommen wies Pumilus barsch auf eine steinerne Bank, die am Rande einer der Alae stand, einem der Seitenflügel des Atriums. Dort waren hölzerne Kästen zu sehen, die kunstvoll geschmückt waren und sorgfältig mit religiösen Symbolen bemalt. Die Kästchen mit den Ahnenmasken, die nur des Feiertags dort herausgeholt wurden. Das aufgemalte Spiel mit dem Kreidedreieck prangte in der Mitte des Atriums und direkt über dem Wolf, der auf einem Mosaik im Boden dargestellt war. Pumilus sah zu Olympia. „Pass auf den Gast auf...ich...!“ Doch dann zögerte Pumilus. Olympia mit dem Gast alleine lassen? Nein, das ging auf keinen Fall. „Warte! Geh Du und hole einen der Hausherren...oder die Domina, wenn sie schon mit der Krähe fertig ist...“ Misstrauisch die kleinen Ärmchen vor der Brust verschränkt musterte Pumilus den Besucher aufmerksam. Seine Nase zuckte immer mal wieder einmal. So wartete er, mit Argus Augen auf den Gast, ob einer der Artorier in die Halle eintrat.

  • Es war ein absoluter Kontrast: Diese prächtige Casa im Gegensatz zu seiner Wohnung in dieser schmierigen Insula. Das war wirklich nicht mehr wie leben, eher wie hausen und im Vergleich hierzu war das noch viel weniger. Wie kam Tacitus nur auf die Idee, diesen Ort zu verlassen? Er musste verrückt gewesen sein, er war nicht mehr ganz bei Sinnen. Ja, das war die einzige logische Erklärung. Allein der Gang durch den Fauces beeindruckte ihn. Er hatte das Aussehen der Casa entweder in Vergessenheit geraten lassen, oder sie hatten es so renoviert und verändert, dass er es einfach nicht mehr wiedererkannte. Aber es war egal, Hauptsache er war nun hier. Im Atrium angekommen gab es noch wesentlich mehr zu sehen. Jedes kleinste Mosaik sog er in sich auf und jede Zierde an den Wänden war für ihn ein Unikat ohne gleichen. Besonders das mit der Kreide verwegite Spiel auf dem Boden entzückte ihn und er musste sich beherrschen, nicht wie ein kleines Kind loszustürmen, um in einen Anfall des Wahnsinns gleich, wie ein Sechsjähriger zu benehmen. Eine Woge der Zufriedenheit durchströmte ihn und es ließ ihn fast die Befürchtung vergessen, dass man ihn möglicherweise wirklich nicht wiedererkennen würde. Wenn er dann doch wieder raus musste, mit dieser dreckigen Kleidung und den leicht unangenehmen Geruch. Nicht mehr lange und seine Nase würde sich noch daran gewöhnen. Gewöhnen an etwas, was so gar nicht selbstverständlich war.


    Eigenartiger Geruch? Dreckige Kleidung? Man könnte meinen, er wollte niemals Soldat werden, denn eine solche Eitelkeit war wohl etwas fehl am Platze. Natürlich musste man zugeben, dass er schon bessere Tage erlebt hatte, aber auch als Soldat ging es ihm jetzt nicht so viel besser. In der Insula hatte er zumindest seine Wohnung für sich alleine – auch wenn man von den Nachbarn öfter mal mehr mitbekommt, als einem lieb ist. Vielleicht auch alles nur eine Phase ... Menschen waren bekanntlich wankelmütig.


    Nein, dieser Gedanke erreichten ihn sofort wieder, als sich der Ianitor mit einer anderen Sklavin unterhielt. Einer recht hübschen Sklavin noch dazu und so abgelenkt von den Reizen einer jungen Sklavin überhörte er völlig den Inhalt des Gespräches und war ein klein wenig 'enttäuscht', als sich, die ihm, fremde Sklavin entfernte und er alleine mit dem Türsklaven im Atrium blieb. Ja, andersherum wäre es für ihn wesentlich akzeptabler gewesen, aber was will man machen? Oh ja ... befehlen hätte er es können, aber er wollte ja nicht schon am ersten Tag seiner Rückkehr einen auf 'bösen Herr' machen und so ließ er seinen Blick von Olympia ab und wandte sich in Richtung Steinbank, die ihm der Ianitor noch vor wenigen Augenblicken zeigte.

  • Es dauerte nicht lange, bis Corvinus das Atrium betrat. Die Reisevorbereitungen hatten ein Ende gefunden, der Ochsenkarren war beladen, die Sklavinnen bereit und eigentlich musste er nur noch seiner Familie von seiner Abreise künden. Stets hatte er das Gefühl, als hätte er etwas vergessen, aber das war ja nur allzu typisch vor einem Umzug. Die schöne Olympia hatte ihn geholt und er hatte irgendwie bedauert, sie nicht nach Misenum mitnehmen zu können - wobei, seiner Frau hätte dies sicher Misstrauen bereitet. Das Gesicht, das da unten im Atrium stand, kam ihm irgendwie bekannt vor. Nur - woher?


    Herrjemine. Sicher ein Verwandter, den er schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Doch als er näher kam, erhellte sich sein Gesicht und er musste offen Lächeln. Das war doch.. Tacitus, der alte Hund. Corvinus eilte rasch näher und musterte ihn vergnügt, ehe er nickte.
    "Salve Tacitus. Lange her, nicht wahr? Es ist mir eine Freude, dich zu sehen. Was führt dich nach Rom?"

  • Lange saß Tacitus nicht. Er war zu unruhig, als am gleichen Fleck zu bleiben, nun wo er so nah bei seiner Familie war und sich nun entscheiden würde, ob man ihn noch kannte. Vielleicht sah er das ganze auch einfach nur zu pessimistisch, schließlich kannte er sie auch noch. Würde er sie überhaupt wiedererkennen? Medeia wahrscheinlich ... sie hatte ja diese unverwechselbar schöne Haarpracht, die man einfach nicht vergessen konnte und er hoffte zumindest, seine Vetter zu erkennen. Welch Schmach, wenn sie ihn erkannten und er nach dem Namen fragen müsste. So erhob er sich zumindest wieder von der Steinbank und schlenderte noch ein wenig durch das Atrium, jeden Winkel mehr oder weniger genau inspizierend.. Diese Casa war doch irgendwie immernoch faszinierend und jede Änderung nahm er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen wahr. Der kleine Sklave, nicht weit entfernt, bekam keinerlei Beachtung und so störte es Tacitus auch nicht wirklich, dass er dort ein klein wenig genervt dreinschaute.


    Ja, das war so seine Art. Sklaven waren nunmal einfach ... nicht beachtenswert, lag ganz einfach an daran, dass sie Sklaven waren, da gab es nichts zu rütteln. Natürlich gab es so die ein oder andere kleine Ausnahme und hübschen Sklavinnen, wie Olympia. Bei denen durfte auch schonmal mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden und manchmal auch mehr, als sie das vielleicht wollte, aber das gehörte ja auch zum Aufgabenbereich einer solchen ... so dachte er.


    “Corvinus?“ fragt er vorsichtshalber nach. Aber nein, er war sich sicher, es war Corvinus, der dort das Atrium betrat. Er hatte ihn erkannt und Corvinus hatte ihn erkannt,. Besser konnte es doch gar nicht laufen und somit verflog seine Angst, wieder vor der Porta zu landen im Nichts. “Corvinus ... es freut mich dich zu sehen. Nun, eigentlich seid ihr der Grund, weshalb ich in Rom bin. Ich dachte, es wäre einmal ganz angebracht, einmal vorbeizukommen, nachdem wir uns doch eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatten ... wir alle.“ beantwortete Tacitus die Frage seines Vetters mit einem Strahlen, welches sein Äußeres nun doch erheblich verbessern musste. “Aber sag, wie geht es dir und dem Rest der Familie? Ich hoffe doch gut!“

  • Herzlich ergriff Corvinus mit seiner rechten Hand den Unterarm seines Cousins, um ihn freundschaftlich zu drücken. Es war wirklich lange her, aber es freute ihn umso mehr, ihn nun hier zu sehen.


    "Ohh, mir geht es bestens, Tacitus und auch Medeia und den anderen geht es prächtig. Hypathia ist schwanger und wird mir ein Kind gebären und.. ach, lass dich von meinem Gerede nicht überwältigen." Er lachte fröhlich und deutete auf zwei Korbsessel, die in der Nähe einer Atriumssäule standen. "Lass uns doch hinsetzen, Tacitus. Leider werde ich nicht mehr lange in Rom verweilen, sondern nach Kampanien gehen, nach Misenum.. zu den Wurzeln unserer Ahnen, um die dortige Stadtverwaltung zu leiten. Medeia hat es mittlerweile zur Aedilin geschafft, stell dir vor. Avitus ist Centurio in der Legio I Pars Fidelis Traiana und.. ach, den Rest wirst du noch befragen können."

  • Mit Freuden stimme Tacitus in die Begrüßungsgeste ein. Es war ein gutes Gefühl, seinen Cousin zu sehen, überhaupt die ganze Verwandtschaft hier zumindest in der Nähe zu haben, auch wenn das ja nicht mehr ganz so lange so sein wird, wenn Corvinus bald abreisen sollte. Aber Traurigkeit hatte in diesen Moment absolut keinen Platz und wurde schneller verdrängt, als diese überhaupt aufkam. Der Familie schien es in seiner Abwesenheit glänzend gegangen zu sein sicherlich ist das Ansehen der Gens noch höher, als es sowieso schon war. 8)


    “Ich gratuliere dir. Sag ist in letzter Zeit auch irgend etwas Schlechtes passiert? Du überflutest mich mit guten Nachrichten. Deine schwangere Frau, Medeia als Aedilin ... es scheint euch ausgezeichnet zu gehen!“
    Besonders, dass Artorius Avitus Centurio in der Legio I war, fand Tacitus interessant. Das gab ihm vielleicht einen kleinen Vorteil, wenn es später einmal um Beförderungen ging. Aber er würde vorher abwarten müssen, ob er überhaupt in seiner Centurie landet und wer noch alles sein Vorgesetzter war, auch wenn er bisher keine natürlichen Feinde hatte. Denn eine uralte Weisheit besagte, dass man jeden Menschen mindestens ein zweites Mal sehen wird und wenn man es sich mit einer Person schon beim ersten Aufeinandertreffen schon verscherzte, war das eventuell gar nicht von Vorteil, spätestens wenn sich herausstellte, dass er in der Legio, schlimmstenfalls auch noch sein Vorgesetzter, war.


    Nachdem er einmal herzlich lachte, folgte er nun endlich den Blicken seines Vetters zu den Korbsesseln, nicht weit von ihm, und nickte Corvinus nur leicht zu. Schließlich ging er los, einen davon zu besetzen. Unterwegs streifte sein Blick wieder den kleinen Sklaven – Pumillus – der gerade dabei war, sich in einen anderen teil der Casa zu verziehen. So so ... hatte sich die Befürchtung, vor die Casa gesetzt zu werden also völlig in Luft aufgelöst. Zu gerne wüsste er, was dieser Sklave deshalb nun dachte, zumal er ihn als Bettler beschimpft hatte!

  • So legte Corvinus die zweite Hand auf den Unterarm seines Cousins und bekräftigte die herzliche Geste noch einmal. Und ein Redeschwall überkam ihn sofort: "Oh ja, es geht uns bestens. Artorius Falco ist leider verstorben, aber zu ihm hatte ich auch nie Kontakt. Und wie ist es dir so ergangen? Willst du etwas Wein trinken? Er stammt aus meinem Betrieb."


    Dezent gab Corvinus einen Handwink gen Pumilius. "Hol uns etwas Wein - und hole die anderen Familienmitglieder herbei! Ein Artorier hat wieder heimwärts gefunden, das muss gefeiert werden, kleiner Gladiator!"


    Langsam ließ er sich nun auch in einem der Korbsessel nieder und sah erwartungsvoll zu Tacitus, was er zu erzählen hatte.

  • Es war besser, als Tacitus es sich vorgestellt hatte, seine Verwandten, eigentlich bisher nur seinen Cousin, wiederzusehen. Nun wusste er, was ihm die ganzen Monate über Jahre gefehlt hatte und er war glücklich, dass die Zeit nun vorbei war, in der er sich von den Artoriern abschottete. Diese Idee damals erschien in jetzt völlig lächerlich und er fragte sich, wieso seinem Plan gefolgt war und nach Mantua ging, war doch hier das einzige, was ihm wirklich von wert war.


    “Hm ... Artorius Falco ... spontan fällt mir dazu kein Gesicht ein. Ich konnte ihn wohl nicht sehr gut gekannt haben, aber es ist trotzdem traurig, dass ein Familienmitglied sein Leben lässt, egal wie bekannt, oder unbekannt es war.“ Beim besten Willen viel ihm keine Person mit dem namen Artorius Falco ein. Wohlmöglich hatte er ihn nur einmal flüchtig gesehen, wenn überhaupt, aber darüber wollte er sich jetzt gar nicht den Kopf zermartern, sondern setzte sich auf den Korbsessel, bei welchem er nun angekommen war.


    “Wein ... ja, aber mit viel Wasser vermischt. Ich hab heut noch ein wenig was vor.“ Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Sklaven, welcher nun von seinem ursprünglichen Weg wieder auftauchte und mit einem leichten Nicken andeutete, die Aufforderung vernommen zu haben und sich nun auf den Weg machen würde, dieser nachzukommen. “Aus deinem eigenen Betrieb also? Du scheinst mir schwer geschäftig zu sein.“, grinste Tacitus. “Ich hoffe, er verkauft sich gut und du kannst mit deinem Verdienst gut für deine Frau und dein baldiges Kind sorgen!“ Der Artorier änderte kurz seine Sitzposition und begann dann mit einer 'sehr' kleinen Erzählung: “Also .. ich muss gestehen, dass mir während der ganzen zeit gar nicht wirklich viel passiert ist. Ich habe mal mehr, mal weniger erfolgreich als Leibwächter für einige Händler, aber auch Beamte gearbeitet und besaß eine kleine Wohnung in solch einer großen, mehrstöckigen Insula. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie chaotisch es manchmal in solch einer vorgehen kann. Zwischenzeitlich hatte ich einige Geldengpässe und musste Woche für Woche schauen, wie ich um die Runden kam, das hab ich aber gut überstanden.“
    Tacitus machte eine kurze Pause, um seine Gedanken zu sammeln und stellte währenddessen mit Schrecken fest, wie wenig er doch eigentlich gemacht hatte. Wenn er sich so seinen Cousin anschaut: Er war in der Stadtverwaltung, stellte eigenen Wein her, hatte Frau und bald ein Kind; Medeia ist Aedilin geworden und das war mit Sicherheit nicht das einzige. Und er? Wohnhaft in einer schäbigen Insula verbrachte er den Tag damit, reichen Geldsäcken die Mörder vom Hals zu halten und in der Nacht wanderte er von Taverne zu Taverne, ab und an auch einmal in einen Lupanar und sah nur zu, wie sein Geld schwand. Nicht sehr rühmlich.
    “Nein, viel mehr ist wirklich nicht passiert ... nichts besonderes, aber mir hat es geschickt, bis jetzt zumindest. Ich bin kurzzeitig nach Rom gekommen, um ein wenig mein Leben zu ordnen, einen Strich zu ziehen und neu anzufangen. Gut, mit meinem Alter ist das nicht mehr so einfach, wie noch vor 5, 6 Jahren ... aber mit starkem Willen geht ja bekanntlich alles!“ Bei seinen letzten Worten musste er kurz auflachen, verstummte dann aber doch recht schnell wieder.

  • „Kleiner Gladiator?“ Pumilus starrte Corvinus mit offenem Mund an. „Ich war siegreich in 60 Kämpfen, Dominus!“ protestierte der Zwergwüchsige. Das mit dem Wein überging er. Er war der Ianitor und vielleicht noch der Leibsklave der Domina. Aber kein Mädchen für alles. So wandte er sich naserümpfend und hocherhobenen Kopfes ab und marschierte breitbeinig davon. Seine Domina wollte er durchaus suchen. Dabei hoffte er, dass sie nicht wieder bei der Krähe saß. Da störte er nur ungern. Oder wenn sie wieder ihre Geheimnisse ausdachten. Nach einer ziemlichen Weile kam Pumilus zurück. Er stellte sich an die Seite von Corvinus und wartete bis Tacitus fertig gesprochen hatte. Den Wein hatte er natürlich nicht dabei. „Dominus, die Domina ist nicht im Hause. Ich denke, sie ist in ihrem Officium in der Basilica Iulia, Dominus. Soll ich Olympia ein Zimmer richten lassen für den werten Dominus?“ Er deutete mit seiner markanten Nasenspitze auf Tacitus.

  • Mit skeptischen Blick verfolgte Tacitus noch den Gang des Sklaven, der anscheinend doch einmal ein Gladiator gewesen war. Er konnte es sich zwar nur sehr schwer vorstellen, dass dieser, doch relativ klein geratene, Sklave ein Gladiator mit sage und schreibe 60 siegreichen Kämpfen war. Gut, wer weiß wie viele Kämpfe er gehabt hatte. Bei 60 Siegen und 100 Niederlagen waren die Worte auch nicht mehr so groß, wie sie klangen und Pumillus wäre vielleicht noch kleiner, als so schon. So klein war er nun nach seinem Ermessen auch nicht, aber es viel auf, was dem Artorier doch ein kleines Schmunzeln brachte. Während dieser Gedankengänge und Beobachtungen verstummte er, drehte sich aber dann wieder zügig wieder um, als der servus sich seinem Blickfeld entzog, und blickte dann wieder zu seinem teuren Cousin.


    “Soso, einen Gladiator haben wir im Haus? Sehr interessant ...“ meinte er mit einem leichten Grinsen, und führte dann das Gespräch über Dinge in der Familie, Dinge im Geschäft, Dinge aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft fort. Es tat richtig gut, wieder mit jemanden zu reden, vor allem mit einem Verwandten und es tat überhaupt gut, sie zu sehen und bei ihnen zu sein. Jetzt erst wusste er, was er alles vermisst hatte, aber das würde er sich nie wirklich eingestehen. Dafür war es zu stolz, trotzallem schien ihm aber, als wäre ihm eine kleine Last von den Schultern genommen. Leise seufzte er zufrieden. Schade, dass er wieder abreisen müsste, wenn er zur Legion gehen würde, aber er hatte sich vorgenommen, wenigstens Briefkontakt zu halten.


    Nach einer Weile kam der der 'Gladiator' wieder ins Atrium, aber wider erwarten ohne domina, mit welcher wohl Medeia gemeint sein müsste. Als Aedilin hatte sie sicher einiges wichtigeres zu tun und Tacitus wäre der letzte gewesen, der sie vor dieser Arbeit abhalten würde. Nicht ganz der Letzte, aber doch weit hinten. Er hoffte nur, dass er sie überhaupt bald einmal sehen würde. Bei Pumillus Worten wanderten seine Augen zu Corvinus und verharrten dort einen kleinen Augenblick, ehe sie wieder zum Sklaven gingen, und dort ein zaghaftes Nicken eine Antwort auf seine Frage gab. Die Frage galt zwar gewiss nicht ihm, aber das war ihm in diesem Moment völlig egal.
    “Wenn es nicht zu viele Umstände macht, so hätte ich auch gerne noch ein Bad!“ fügte er hinzu und rutschte leicht unruhig in seinem Korbsessel hin und her.

  • ~~Balneum~~


    Das Balneum der Casa Artoria ist ein kleiner, rotweiß bemalter Raum mit Freseken, die Nereiden und Nymphen darstellen und mit einem tief in den Boden eingelassenes Badebecken. Aus einer kleinen Öffnung an der Wand kommt das warme Wasser wie von Geisterhand in das Becken hinein. Kleine Nischen in der Wand beherbergen die Öllampen, die des Abends das Bad beleuchten können. Am Rand des Beckens stehen allerlei Tontöpfchen mit Ölen und Kräutern bereit, um das warme Wasser mit wohltuenden Düften zu versetzen. Neben dem Badebecken steht eine Holzbank, auf denen Leinentücher zum Abtrocknen bereit liegen.

  • Der kleine Pumilus sah interessiert auf das Schuhwerk des neuen Dominus im Haus. Sein letzter Herr hatte sehr viel Wert auf seine Schuhe gelegt und ihm immer wieder Vorträge gehalten, was Schuhe alles über den Träger aussagten. Als er die Worte von Tacitus vernahm sah er auf. Etwas unschlüssig, ob er auch von dem Neuen Befehle entgegen nehmen sollte, sah er zu Corvinus. Doch Pumilus erinnerte sich noch allzu gut an das verheerende Erlebnis bei der Vinalia Rustica. Dort hatte er schon geglaubt, sein letztes Stündlein hätte geschlagen. „Jawohl, ein Bad für den Herren! Und dann ein Cubiculum. Wird getan!“ Pumilus wandte sich auf dem Absatz seiner Haussandalen um und marschierte stramm durch das Atrium. Er tritt ab.


    Einige Minuten vergingen, nur mal unterbrochen von einer lauten Frauenstimme aus dem hinteren Teil der Casa. Was sie sagte, war nicht zu verstehen, aber es klang recht erbost. Pumilus kam wieder und sah sich suchend um. Ah, die Herren waren ja noch da. „Herr, das Bad ist fertig und das Cubiculum auch, wenn Du Dich ausruhen möchtest. Und meiner Domina gebe ich Bescheid, sobald sie wieder da ist!“ Aus irgendeinem unerfindlichen Grunde grinste der kleine Mann breit und gut gelaunt. Zwar zierte seine Wange eine etwas größere rote Fläche, wie von einer heftigen Ohrfeige. Aber es hatte sich für ihn gelohnt. So schien sein sonstiger grummeliger Ausdruck völlig verschwunden zu sein.

  • Tacitus sah den Sklaven wieder verschwinden, würdigte ihm noch einen letzten Blick und wandte sich wieder an seinen Vetter, mit dem er noch einige Worte wechselte, bis Pumillus schließlich wieder im Atrium stand. Eine merkwürdige Miene und zudem schien es so, als wurde er geschlagen. Er schüttelte nur sachte den Kopf. Der Artorier wusste nicht, was da vorgefallen war und wollte es heute und in naher Zukunft auch gar nicht mehr wissen. Hauptsache er hätte erst einmal ein Bad und dann ein weiches Bett, wo er sich hinlegen konnte.
    “Gut Corvinus, ich denke wir werden uns später noch sprechen. Ich muss ... mich ein wenig von der Reise entspannen, sie war doch recht anstrengend.“ Sprach er wieder an seinen Cousin gerichtet und wandte sich wieder an den kleinen Sklaven.
    “Wenn alles fertig ist, kannst du mich bitte dort hin führen. Es ist doch schon etwas her!“ Pumillus nickte und ging vorraus, um Artorius Tacitus zum Baderaum zu bringen.

  • Pumillus führte seinen Herrn ins Balneum. Nachdem er kurz nachfragte, ob Tacitus noch etwas benötigte, dieser die Frage allerdings verneinte, verließ er den Raum und ließ den Artorier allein. Zufrieden ließ er seinen Blick über das gefüllte Becken schweifen und innerlich war er schon voller Vorfreude darüber, wie das heiße Wasser den Schmutz und den Geruch der Reise und der Großstadt fort waschen würden. Danach noch etwas frisches zum einkleiden und er würde sich sicherlich wie neu geboren fühlen. Die Tunika landete geräuschlos auf dem Boden und auch die restliche Kleidung war schnell vom Körper des Artoriers abgestreift. Halbherzig legte er die Stofffetzen beiseite und ging dann langsam in Richtung Badebecken, welches vor ihm im Boden eingelassen war. Ein angenehmer Duft verführte seinen Geruchssinn und lockten ihn noch zügiger in das heiße Wasser. Sein rechter Fuß berührte als erstes die Wasseroberfläche, wurde reflexartig wieder weggezogen und wurde dann schließlich einige Sekunden später ganz in das Becken gestellt. Das linke Bein folgte schnell und auch der Rest des Körpers – erst bis zu den Lenden, dann bis zum Bauch, die Brust und schließlich der Hals – waren vom erhitzten Wasser umspült.


    Man konnte den heißen Dampf sehen, wie er von der Überfläche des klaren Wassers sich im gesamten Raum verteilte, nach einer Weile gänzlich verflog und nicht mehr zu erkennen war. Tacitus seufzte erleichtert auf. Dieses Bad war die reinste Wohltat für ihn. In diesem Moment schien es, als würden jegliche Träume und Wünsche zurückgestellt werden und der einzige Wunsch, dieses Bad, sei in Erfüllung gegangen. An einem anderen Zeitpunkt er hätte er dies wohl einfach nur für eine unsinnige Übertreibung gehalten, nicht aber jetzt. Das Wasser schien sogar seine Sorgen, Ängste und Sehnsüchte – positive wie auch negative Gedanken – einfach weg zu waschen. In diesem Moment fühlte er sich einfach unbeschwert...

  • Die Schritte waren nicht zu hören gewesen. Sie ging schließlich im Haus immerzu barfuß und trug keine Sandalen, wie sonst üblich. Und natürlich hatte Pumilus ihr nicht Bescheid gesagt. Denn just in dem Moment war der kleine Ianitor dabei die Aufsicht im Haus führen. Schließlich war der kleine Mann der oberste Sklave im Domus, er hatte schließlich die Gunst der Hausherrin gewiß. Und so nutzte er das schamlos aus, um Olympia dabei zu beobachten, wie sie ein Cubiculum für den weiteren Artorius bereit machte. Somit konnte er jedoch seinem Versprechen natürlich nicht nachkommen. Die Tür öffnete sich fast geräuschlos, wurde vom leisen Plätschern des Wassers übertont und sie trat mit halbgeschlossenen Augen hinein. Blosse Füße schritten über ein grünblaues Mosaik, wo sich Galatea auf einem Felsen räckelte und ihre grünen Haare kämmte.


    Unbekümmert und niemanden im Bad erwartend, schließlich waren alle männlichen Hausbewohner ausgeflogen, trat sie auf die Holzbank zu und ließ ihre Palla heruntergleiten. Mit einer Bewegung zog sie ihre Haarnadel aus ihrem Knoten und ihre Locken fielen herunter. Ein leises Seufzen und sie wollte gerade langsam ihre Tunikabroschen lösen, um das dunkelgrüne Stück Gewand von ihrem Körper gleiten zu lassen. Gerade als sie ihre Schultern entblösste und der Stoff schon über ihren Rücken zu rutschen drohte, fiel ihr Blick auf die Tunika von Tacitus. Ihre eigene Tunika festhaltend sah sie auf die fremde Tunika und zog sich schnell das Gewand wieder höher. Erstaunt wandte sie sich um und sah auf den Mann im Bad. Sie brauchte doch einen Moment, wo sie kurz erschrocken wirkte, ehe sich ihre Ausdruck in Verblüffung umwandelte. „Tiberius?“ fragte Medeia unsinnigerweise.

  • Eine Lektion dieses Aufeinandertreffens wäre wohl, dass man niemals mit geschlossenen Augen ein Bad genießen sollte und die Außenwelt wenigstens für eine kurze Zeitspanne völlig außer acht lassen sollte. Sonst wäre ihm wahrscheinlich aufgefallen, dass eine weitere Person das Balneum betreten hatte. Er hätte das Öffnen und Schließen der Tür, Medeias Seufzen hören können, aber er hatte sich ziemlich geschickt darin angestellt, dass Wasser in den richtigen Momenten seinen alltäglichen Gesang zu entlocken. Er hatte sich geschickt darin angestellt, die Welt für ein einziges Bad neben ihn zu lassen, der Wunsch nach Ruhe ließ ihn seine eigene Ruhe schaffen.


    Und so war es verständlich, dass er Medeia nicht wahrnahm. Er bemerkte nicht ihre Anwesenheit, er bemerkte nicht, wie nah sie war und auch nicht, wie sie anfing sich langsam zu entblößen, um ihrerseits ein erholendes Bad zu nehmen. Tacitus atmete nur weiter die exquisiten Düfte ein, die die verschiedenen Badezusätze auslösten und ließ weiterhin das heiße Wasser seinen Körper umschließen und reinigen.


    Er erschrak leicht. Man merkte es, da er ein wenig zusammen zuckte. Er hatte absolut nicht erwartet, eine Stimme zu hören, zumal noch eine weibliche Stimme. Eine bekannte weibliche Stimme, die seinen Namen rief. Aber noch ließ er die Augen geschlossen und versuchte, ein weiteres Wort in diesem Raum zu erhaschen. Hatte der Artorier sich das nur eingebildet? So alt war er nun nicht, es musste jemand hier sein! So öffnete er langsam die Augen und ließ den Blick durch den Raum wandern. Nicht weit und auch nicht lange, denn Medeia war nicht weit von ihm entfernt und schaute ihn ebenfalls erschreckt wirkend an. Ein weiteres Mal hallte sein Name kurz in seinem Gedächtnis auf, bevor er endlich realisierte, dass es sich um Medeia handelte. Er hatte gezweifelt, meinte dieser Sklave doch vorhin, dass sie nicht anwesend sei und so hatte er gedacht, den Tag hier ungestört zu verbringen. Das wurde allerdings verhindert, auch wenn Tacitus zugeben musste, dass es auf eine relativ angenehme Art und Weise geschah. Sein suchender und musternder Blick normalisierte sich und er setzt ein freundliches Lächeln auf. “Medeia ... ich dachte, du wärst nicht hier ...“

  • Immer noch plätscherte heißes Wasser durch eine Öffnung an der Wand in das im Boden eingelassenen Badebecken. Dampfschwaden stiegen von der heißen Oberfläche auf, die von Ölen mit einem schillernden Teppich überzogen waren, auch einige Kräuter schwammen dazwischen. Ihre Tunika hatte Medeia wieder über ihre Schultern gezogen, trat dabei jedoch einen Schritt an das Becken heran. Ihre bloßen Zehen berührten eine kleine, warme Wasserpfütze, die sich um den Rand des Bades gebildet hatte. Noch ein Moment verging, in dem Medeia Tacitus erstaunt ansah, offen und recht ungeniert. Erst dann schien ihr die Situation 'nackter Tacitus, sie direkt daneben' bewusst zu werden. Ihre Mundwinkel zuckten leicht und sie wandte etwas den Blick ab. Doch nicht gerade für ihre Zurückhaltung bekannt, wandte sie sich erst mal nicht ab. „Tiberius, was für eine Überraschung.“ Mit einem feinen Schmunzeln auf den Lippen spähte sie noch mal zu Tacitus, dann drehte sie sich um und trat auf die Holzbank zu.


    Den Rücken zu Tacitus gewandt, griff sie wieder nach ihre Palla, behielt sie jedoch in der Hand und legte sie sich nicht mehr um. Stattdessen drehte sie sich wieder und setzte sich ungeniert auf die Holzbank. Ihr Blick streifte noch mal die Tunika ehe sie zu Tacitus sah. „Es ist schön Dich wieder zu sehen. Ich dachte, Du bist noch in Griechenland. Was treibt Dich nach Rom?“ Souverän ignorierte Medeia die Tatsache, dass sie nicht in einem gemütlichen Triclinum saßen und Tacitus im Wasser sich nackt räkelte. Fast schon in einem peniblen Anfall breitete sie ihre Palla auf dem Schoß aus und fing an sie sorgfältig zusammen zufalten. Ihre Augen schienen damit einen Moment beschäftigt zu sein, ehe sie wieder hochsah. Auch die Fresken an den Wänden fesselten kurzzeitig ihr Interesse, doch dann blickte sie wieder zurück zu der Wasseroberfläche, oder eher zu Tacitus. „Ich störe Dich hoffentlich nicht?“ fragte sie mit einem völlig unschuldigen Blick.

  • Den kurzen Moment der Stille nutzte er, um sich die Situation, in der er sich gerade befand noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Dabei beobachtete er, wie Medeia ein kleines Stück näher kam, sich dann aber auf die Bank setzt, von wo sie Tacitus weiterhin gut im Blick haben sollte. Die längere Abwesenheit von seinen Verwandten ließ die ein oder andere Eigenart dieser doch leicht in Vergessenheit geraten und Medeias Gelassenheit in war eine dieser Eigenarten. Im ersten Augenblick überraschte das ihn das Verhalten der Artorierin, malte er sich nämlich gedanklich aus, wie wohl die meisten anderen Frauen nun reagieren würden. Aber es kam anders, dass überraschte ihn – wenn auch nicht lange – und so fing er sich schnell wieder. Überraschung war wirklich das passende Wort gewesen. Sowohl als Beschreibung seiner Empfindung, wie auch der Umstand selbst, dass er hier war. “Wohl nicht überraschender, als Dich jetzt hier im Bad zu sehen.“ Das Lächeln blieb, veränderte sich aber soweit, dass man es fast als 'frech' deuten konnte, aber konnte gerade nicht anders.


    Tacitus ließ Medeias Worte im Raum verklingen, widmete sich wieder seiner Umgebung, dem Wasser, dem Dampf und den Düften, fuhr sich mir der rechten Hand einmal durch das nasse Haar und ließ den Blick wieder zu ihr schnellen, wo sie ein weiteres Mal musternd auf ihr ruhten. Er suchte nach Veränderungen, Veränderungen, die sich im Laufe der Zeit bemerkbar machten. Ein Fältchen, eine Narbe, eine leichte Änderung der Hautfärbung ... irgend etwas. Aber da ihm ein zeitnaher Vergleich fehlte, einer, an den er sich besser erinnern konnte, fiel ihm nichts erwähnenswertes auf. Sie sah gut aus, wie vorher auch. “In Griechenland war ich schon länger nicht mehr ... Rom betrat ich allerdings erst heute.“ erklärte er und beobachtete, wie sie leicht absent schien. “Den Grund dürftest Du doch wohl erraten können?!“ fügte er gespielt verletzt vor. Natürlich war er nur wegen seiner Familie hier. Er wollte die wieder sehen, die ihm nahe standen, denn viel mehr andere hatte er nicht. Tiberius ließ wieder die Arme in das Wasser ins Wasser gleiten und ließ sich wieder in eine bequemere Lage sinken. Die Anspannung, die er noch vor einer Minute spürte verschwand. Ihre nächsten Worte zauberten ihm ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen und gelassen schloss er wieder für eine unbestimmte Zeit die Augen, bevor er mit einer Gegenfrage antwortete: “Es sieht doch wohl nicht etwas so aus, oder?“

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!