Einmarsch in Edessa

  • Seiner Meinung nach war das alles nur noch Formsache. Das parthische Heer dieser Provinz war faktisch vernichtet und gut 20.000 Römer vor der Stadt, welche gewillt und motiviert waren diese Stadt wie Karthargo einzuäschern. Aber nunja die Völker des Ostens hatten anscheinend die Angewohnheit, sogar in vollkommen hoffnungslosen Situationen zu handeln. Ein Wesenszug den Appius wohl nie verstehen würde. So also wartete er auf die Worte des Gesandten die unweigerlich die Kapitulation Edessas bringen würden. (So jedenfalls die Meinung von Appius)

  • In seinem Innersten verwünschte Arsakes seinen Satrapen, der den genialsten aller Feldherren, Surenas, der Stadt verwiesen hatte. Wäre Surenas mit seinen Mannen hiergewesen, dieser aufgeblasene Römer hätte sein Maul nie so weit aufgerissen. Er fragte sich, wie die Römer so zur Politik fähig waren, wenn alle so agierten wie dieser Tölpel von einem Kaiser. Doch selbstverständlich ließ er niemals seine Gedanken durch seine Miene schimmern wie eine Kerze durch ein ölgetränktes Stück Papyrus, solch ein für Diplomaten unverzeihliches Verhalten würde zudem seiner Satrapie auch nicht weiterhelfen.


    "Imperator, der du von deinen Männern so angebetet wirst, nichts läge mir ferner, deinen Worten zu widersprechen. Mein Volk wurde von deiner Armee in der Schlacht besiegt und noch viele Generationen von Liedermachern werden diesen für mein Volk so traurigen Tag besingen und gleichzeitig den Heldenmut deiner Soldaten preisen." Arsakes vollführte eine komplizierte Geste, um seine Worte zu unterstreichen. "Und doch lebt mein Volk in Angst. Sie sind an unseren erlauchten Satrapen Narseh Abgar gewöhnt, der die Geschicke unseres Landes schon seit so vielen Sommern lenkt, so dass sie der neuen politischen Situation mit Furcht begegnen." Arsakes machte eine kleine künstlerische Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und nicht zuletzt auch Luft holen zu können. "Auch wenn du, erhabener, gottgleicher Imperator, von uns zu Recht verlangst, dass sich Volk und Land deinem ruhmvollen Reiche anschließen solle, so fürchten wir die Rache und den Zorn unserer Brüder, die uns Verräter und Feiglinge nennen werden."


    Mit ausladender Geste wies er auf das offene Tor hinter sich. "Dennoch hat unser Herr, der würdigste unter den Satrapen, sofort nach Beendigung der Schlacht all sein Volk angewiesen, das wenige, das wir an Essen zur Verfügung haben, mit dem ruhmreichen Sieger, dir, o Imperator, und deinen Männern zu teilen." Abpressen würde es eher treffen. Viele Familien würden in diesem Winter an Hunger und Seuchen sterben, und er, Arsakes, würde enorme Summen für seine eigene Verpflegung ausgeben müssen, sofern er diesen Winter überhaupt noch überlebte, was auch nicht gesichert war.

  • Decius verfolgte die Verhandlungen aufmerksam, konnte jedoch nicht allzuviel verstehen da er dafür doch zu weit entfernt stand. Dass der pompös gekleidete Gesandte schließlich mit ausholender Geste auf die Tore Edessas deutete ließ jedoch darauf schließen dass es wohl bald zu einem Ende kommen würde, undzwar zu einem für die Armee vorteilhaftem. Decius hoffte es zumindest, sein Interesse an einer Belagerung war alles andere als groß.

  • Tiberius Vitamalacus verfolgte von seiner Position den Aufmarsch der Delegation der Parther. Warum hatten die Parther nicht die Grösse, ihre Niederlage offen einzugestehen, warum kamen ihre Anführer nicht heraus, warfen ihre Waffen in den Boden und legten ihr Schicksal in die Hände Roms ?


    Stattdessen schickten einen Schacherer heraus, der, in seinem ganzen Auftreten so tat, als ob Edessa nicht kurz vor dem Fall stand, egal ob nun das Tor offen oder geschlossen war.


    Ungeduldig tänzelte Ajax leicht, während der Blick des Tribuns sowohl auf den Verhandlungen lag, als auch auf dem Tor der Stadt.

  • Der Magister Domus Augusti Lucius Aelius Quarto nahm als einer der Berater des Kaisers ebenfalls an den Verhandlungen teil. Endlich gab es überhaupt erste Verhandlungen mit dem Feind und er kam sich nicht mehr ganz so nutzlos vor, wie in den vergangenen Monaten, als dieser Krieg ausschließlich militärisch geführt wurde. Zwar war es enttäuschend, dass der besiegte Satrap nicht persönlich erschienen war, um sich dem Kaiser zu unterwerfen, aber darauf hatte man auch nicht wirklich hoffen dürfen. Jedoch glaubte Quarto, dass sich hier entscheiden konnte wie viel ihr Sieg am Ende wirklich wert war.


    Er beugte sich zum Kaiser vor und flüsterte ihm ins Ohr: “Vielleicht sollten wir anbieten, dass dieser Narseh Abgar formell Herr über Edessa bleiben darf. Als Gegenleistung soll er sich dir unterwerfen und unseren Durchmarsch durch die Osroëne gewährleisten. Wir können hier mehr gewinnen als nur diese eine Stadt und dieser Satrap hat mehr zu verlieren als seinen Stolz.“


    Er blickte zu dem Abgesandten des Satrapen und fragte sich, wie weitgehende Vereinbarungen dieser Arsakes überhaupt treffen durfte und ob man seinem Wort vertrauen konnte. War es überhaupt denkbar, einem Parther zu trauen?

  • Der Kaiser versucht den Worten des parthers zu folgen und merkt bald, warum er seinen Platz auf dem Kaiserthron damals nicht auf dem Markt gekauft hat, sondern auf anderem Wege erarbeitet hat. Aber genau für diese Fälle hat er seine Berater dabei, die pünktlich zur Stelle sind.


    "Natürlich werden wir ihm das anbieten, Aelius Quarto. Edessa war ein treues Klientelkönigtum, bevor die Parther kamen. Es ist noch viel zu früh, über eine komplette Anexion dieses Gebietes zu sprechen. Ich kann mir nicht viel mehr wünschen als Edessa in der Hand eines Mannes zu wissen, der unsere Stärke akzeptieren musste."


    Der Kaiser blickt wieder zu dem Parther und vermutet, dass dieser schon diesen kleinen leisen Gedankenaustausch als Unhöflichkeit betrachtet.


    "Handle du das aus. Ich will nicht ewig hier draußen stehen müssen."

  • Aelius Quarto war über die Worte des Kaisers sehr froh. Ulpius Iulianus war ein großer Soldat und ein würdevoller Kaiser, aber er war noch nie ein sehr geduldiger Diplomat gewesen.
    “Natürlich, sehr gerne, Imperator Caesar Augustus.“, murmelte er deshalb, bevor er sich wieder aufrichtete und dem parthischen Unterhändler zuwandte.


    “Ich grüße dich, ehrenwerter Arsakes. Erlaube mir das ich mich vorstelle: Ich bin Lucius Aelius Quarto, Sohn des Gaius Aelius Maccalus und Enkel des Quintus Aelius Pomponius, Senator Roms und Magister Domus Augusti des Imperators Caesar Augustus.“, stellte er sich auf ähnlich orientalisch-ausführliche Art vor, wie es der Angesprochene getan hatte.


    “Die Weisheit deines Herrn, des ehrenwerten Narseh Abgar ist groß. Niemand wünscht, dass den unschuldigen Menschen von Edessa ein Unglück widerfährt. Es war sehr umsichtig von ihm, die Tore der Stadt öffnen zu lassen.
    Darf ich vorschlagen, dass wir unser Gespräch dort, in der Stadt fortsetzen, wo wir gewiss unter sehr viel angenehmeren und zivilisierteren Umständen miteinander reden können als hier, unter freiem Himmel und sengender Sonne?“


    Mit einem Seitenblick versicherte er sich der Zustimmung des Kaisers, der sichtlich ungeduldig darauf drängte, seine Männer in die Stadt zu führen.

  • Dass Verhandlungen mit Orientalen sich ein wenig in die Länge ziehen können, hatte im Lager schon früher die Runde gemacht. Jetzt waren sie also mehr oder weniger hautnah dabei und wenn Priscus eherlich war, dann fand er so eine Verhandlung ziemlich langweilig. Er hatte nichts anderes erwartet, aber sich auch nicht bewusst auf diesen Moment vorbereitet. In Gedanken malte er sich aus, was man mit dieser Zeit alles anfangen könnte. Würfel spielen, baden gehen, Rekruten hetzen und einiges mehr. All die schönen Dinge, die vom Alltag ablenkten und für die sie hoffentlich am Abend ein wenig Zeit und Gelegenheit haben würde. Doch auch hier rechnete er nicht damit, dass Edessa eine Möglichkeit bieten könnte, wie sich tausende Soldaten vergnügen konnten.

  • Stur geradeausblickend standen Decius und seine Kameraden sich die Beine in den Bauch - und unter großer Selbsbeherrschung gelang es ihm ein Gähnen zu unterdrücken. Da hatte er noch einmal Schwein gehabt, nicht auszudenken wie das auf die Parther gewirkt hätte wenn ein Gardist plötzlich herzhaft gegähnt und somit seine Müdigkeit offenbart hätte!

  • Gelangweilt saßen die Reiter auf ihren Pferden welche ebenfalls nicht gerade vergnügt aussahen. Wenn Numerianuns irgendwann vom Krieg erzählen würde könnte er sagen dass auich außerhalb vom Schlachtfeld nicht gerade viel getanzt und gelacht wurde, in diesem Moment war der Hund wohl in Edessa begraben.
    Numerianuns blickte sich ein wenig auf seinem Pferd um, doch die Mauern Edessa's waren wohl noch das interessanteste in der Gegend.

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Aelius Quarto legte die Hände zusammen und wartete geduldig auf die Antwort des parthischen Gesandten, der sich nach seinen Worten scheinbar erst besinnen musste.
    Natürlich war es seiner, der römische Seite wichtig, die Zusage offener Stadttore schnellstmöglich auszunutzen. Denn wenn sie erstmal in der Stadt waren, dann konnte zumindest das nicht mehr Teil der folgenden Verhandlungen sein.

  • Hmmm....es war schon ein interessanter Mann, der sich ihm da gegenüber stellte und scheinbar die Verhandlungen der römischen Seite übernahm. Allerdings musste er bei der Vorstellung des Mannes ein wenig komisch gucken. Er wusste nicht, dass die Römer auch so viele und gute Beziehungen zu ihren verstorbenen Ahnen hatten und empfand dies schon als mittlere Beleidigung als dieser Kwato seine ganze Familie aufzählte. Nur mühsam konnte er den Zorn verbergen. Man machte sich über ihn und sein Volk lustig. Aber was machte er nicht alles für seinen Satrap und was ließ er sich nicht alles bieten und wenn er sich demütigen lassen musste. Seine weiterhin freundliche Miene zeigte nichts von seinen Gedanken. Angemessen neigte er sein Haupt vor dem Römer.


    „Es ist mir eine große Ehre dich kennen zu lernen Lukius Aelius Kwato.“


    Dieser Name war einfach ein Graus. Wie konnte man nur so heißen. Die Römer hatten nicht nur ein schlechtes Benehmen und ein schlechtes Aussehen. Ihre Namenswahl schien mindestens genauso grausam zu sein. Dies allerdings tangierte ihn nur wenig. Wenn sie meinten es so haben zu wollen. In Gedanken zuckte er mit den Schultern.


    „Es ist interessant, dass nicht nur Soldaten den Weg in dieses Land gefunden haben.“


    Lasse keinen Römer in die Stadt hinein hatte sein Herr gesagt und an diese Bitte musste er sich nun versuchen zu halten. Die Besatzer sollten keinen Fuß über die Schwelle des Tores bekommen. Beabsichtigt hatten sie es nicht offen gelassen. Irgendein Idiot hatte vergessen es zu schließen und nun hatten sie die Bescherung, aber es würde noch ein Nachspiel haben. Da war er sich mehr als nur sicher. Es war eine ziemlich bescheidene Aufgabe, aber er hatte es eben nicht geschafft schnell genug fort zu sein. Dennoch schien dieser Mann ein wesentlich besserer Diplomat als dieser Imperator zu sein, der seine Manieren wohl irgendwo verloren hatte. Es machte die Angelegenheit nicht einfacher aber etwas angenehmer – sich mit einem intellektuell interessanteren Mann zu unterhalten.


    „Du wirst sicher verstehen, dass ich deinem Wunsch sehr gern nachkäme, jedoch große Bedenken habe. Wenn ihr mit den Soldaten in die Stadt einmarschiert, wird eine große Panik ausbrechen. Ihr seid große Krieger voller Heldenmut und Genialität, aber man hört auch Geschichten über die großen Streitkräfte fremder Mächte und sie sind nicht immer gut und du wirst sicher mit mir übereinstimmen, dass eine Panik in einer Stadt dieser Größe unbedingt vermieden werden sollte.“


    Wenn dieses Argument nichts half, dann würde er sich ein neues ausdenken müssen, was sicher nicht so einfach werde würde.

  • Aelius Quarto lächelte.
    “Du kannst unbesorgt sein. Bei uns Römern ist die Gastfreundschaft ein hohes Gut das in Ehren gehalten wird. Das wird doch in deinem Volk gewiss nicht anders sein?“
    Er blickte den parthischen Gesandten forschend an.
    “Wenn die guten Menschen von Edessa uns in Frieden aufnehmen, dann muss ihnen nicht bange sein. Sie haben keine Übergriffe zu befürchten, denn die Soldaten Roms sind in der ganzen Welt für ihre Disziplin bekannt. Außerdem wird nur ein Teil unserer großen Armee in der Stadt Platz finden. Die Übrigen werden ihr Lager ohnehin vor den Mauern der Stadt errichten müssen.
    Ich bin mir sicher, die braven Leute in der Stadt werden uns ohne Furcht empfangen, wenn du ihnen all das genau so sagst, wie ich es dir jetzt gesagt habe. Du genießt doch gewiss große Anerkennung in deinem Volk und ich bin mir sicher, dass du ihnen ihre Angst nehmen wirst.“

  • Wieso nur musste dieser Mann auch auf alles eine Antwort haben? Fast wäre dem Handelsminister das Dauerlächeln aus dem Gesicht gefallen. Doch dieses versuchte er unter allen Umständen zu bewahren. Als Meister des Verstellens und der Schauspielerei, diesen Titel hatte er nämlich in seiner Aufzählung bewusst verschwiegen, sollte er dies auch können. Dennoch konnte er ein innerliches tiefes Seufzen nicht unterdrücken.


    „Du bist wirklich ein weit- und umsichtiger Mann, Lukus Elius Kwato.“


    Umso öfter er diesen Namen aussprechen musste um so weniger schaffte er dieses. Die Römer waren wirkliche Wilde. Wie konnte man nur solch Namen tragen?


    „Du hast natürlich recht – du Alles sehender unter den Römern. Sie können sich wirklich glücklich schätzen dich unter ihnen zu wissen. Welch Gnade dich...“


    Weiter kam er mit seinem Satz nicht. Er musste sich unterbrechen, da in diesem Moment ein gellender Schrei von der Stadt her aus der Nähe des Tores zu ihnen hinüber drang. Es hatten sich viele Menschen dort versammelt und schrien laut und panisch. Einige von ihnen rannten auch wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen zum Tor hinaus und um die Stadt herum. Dass sie zum Ausfalltor wieder die Stadt betraten, konnten die Römer nicht sehen, denn es befand sich auf der gegenüberliegenden Seite vom großen Eingangstor. Unwesentlich viel später sah man einige Pferde am Tor, die plötzlich zusammenbrachen und sich nicht mehr rührten.


    Der Abgesandte des Satrapen war inzwischen ziemlich still und blass geworden. Er hatte sich umgewandt und das Schauspiel mit ansehen müssen. Was für ein Unheil über sie hereinbrach.


    „Oh Ahura Mazda stehe uns bei. Welch Unheil, Ahriman, ihr Götter...wie konnte das nur geschehen? Nein, nicht auch noch das?“


    Dann drehte er sich zum Kaiser und dem Abgesandten um. Sein Blick verriet das Unheil, ein böses Omen und man konnte ihm den Schrecken nur zu gut ansehen. Er wirkte so als würde gleich die Erde über ihn zusammenbrechen.


    „Gestern fanden wir ein Pferd in einem Stall tot vor. Es war von roten Punkten übersät. Bei genauerem Hinsehen mussten wir feststellen, dass es bösartige Geschwülste waren. Wir hofften sehr, dass es sich noch nicht soweit verbreitet hatte und auch schon andere Tiere befallen. Wir müssen uns geirrt haben. Es hat schon um sich gegriffen. Wir haben eine Pferdepest in der Stadt. Vor vielen Jahren hatten wir schon einmal eine solche Pest in der Stadt. Viele gute Tiere verloren ihr Leben und auch Menschen. Denn sie befällt nicht nur Tiere, nein auch die Menschen. Die Menschen, die von der Pest befallen wurden, stellte sich erst ein hohes Fieber ein. Dann begannen sich überall am Körper rote Flecke zu bilden. Im ersten Moment denkt man an einen Stich eines Insektes. Ein leichtes Kribbeln erst, sich immer weiter steigernd bis es in einem furchtbaren Jucken brandet. So viel man auch kratzt, es hilft nichts. Man findet keine Linderung. Man kratzt weiter bis alles offen ist. Dann dauert der Tod ach nicht mehr lang. Er ereilt einen und erst dann findet man endgültige Erleichterung.“


    Ganz nebenbei musste auch er sich kratzen. Es war viel mehr ein Reflex, hervorgerufen durch das Erzählen von diesen juckenden Pusteln. Aber vielleicht würde es ja Wirkung zeigen.


    „Bitte versucht nicht die Stadt zu betreten, nicht auszudenken was es für Folgen hätte, wenn ihr alle euch anstecken würdet. Wir würden auch Roma unsere Treue schwören, wenn ihr davon abseht diese schlimme Krankheit durch das Land zu schleppen.“


    Es war der verzweifelte und letzte Versuch einer Stadt die Römer vor den Toren zu halten und nicht einzulassen. Um diese Pferdekrankheit sogar glaubhaft zu machen, hatten sie die Pferde, die ihren Verletzungen in der Schlacht erlegen waren, rote Flecken angemalt und mit viel List und Tücke zum Tor geschleppt um sie dort wirklich Film reif zusammenbrechen zu lassen. Lebende Tiere hatte man etwas dezenter angemalt.

  • Aelius Quarto hatte in seiner langen Zeit als enthusiastischer Anhänger des Wagenrennsports noch nie etwas von einer 'Pferdepest' gehört, die bei den befallenen Tieren Flecken hervorgerufen hätte. Er hatte überhaupt noch niemals rot gefleckte Pferde gesehen und darum glaubte er dem Parther kein Wort. Außerdem ärgerte er sich insgeheim darüber, dass der Ignorant sich nicht die Mühe gab seinen Namen richtig auszusprechen.


    Also bedachte er ihn mit einem mitleidigen Blick und antwortete:
    “Das klingt wirklich ernst. Wir müssen dir für diese gut gemeinte Warnung danken.“
    Quarto lächelte sarkastisch.
    “Wenn es wirklich so dermaßen schlimm steht, dann wird uns wohl doch nichts anderes übrig bleiben, als die Stadt bis auf die Grundmauern nieder zu brennen, bevor sich diese schreckliche Seuche noch über das ganz Land verbreitet.“

  • Während sein politischer Berater die Verhandlungen führt und dabei offenbar Fortschritte macht, sind die Gedanken des Kaisers bei den bevorstehenden Handlungen. Auszeichnungen sind zu vergeben und frei gewordene Schlüsselpositionen durch Umbesetzungen und Beförderungen nachzufüllen. Das Heer ist zu versorgen und die weitere Route zu planen. Natürlich steht auch ein Opfer zum Dank für den Sieg auf dem Plan. Es wäre gut, bald damit beginnen zu können.

  • Nun war es wirklich eine große Kunst den Unterkiefer nicht nach unten klappen zu lassen, wirklich blass anzulaufen und die Worte zu verlieren. Was bildeten sich diese Römer eigentlich ein? Sie konnten doch nicht einfach daher kommen und eine Stadt abbrennen, egal was in ihr vorging. Diese Mannen waren wirklich Barbaren und sollten aus diesem Land verbannt werden. Doch ihre Chance war vertan, sie mussten sie in die Stadt lassen und sich ihnen ausliefern. Wäre doch nur Kashtirath da gewesen. Er hätte es ihnen schon gezeigt.


    „Es ist ganz sicher nicht notwendig die Stadt abzubrennen. Wir haben das bisher immer gut eindämmen können in dem wir keinen in die Stadt einließen und keinen hinaus. Aber wenn euch diese Warnung nicht abschrecken kann, so überhört die außerordentlich gut gemeinte Aufforderung und tretet ein. Doch wir können für eine Verbreitung der Seuche dann keine Verantwortung übernehmen. So folgt mir. Wenn ich diese eine Bitte noch äußern darf? So sollte es vielleicht eine übersichtliche Menge sein bis ihr mit dem von den Göttern begünstigten Satrapen gesprochen habt.“


    Dann wand er sich um und bestieg seinen Wagen. Die 49 Wagen machten sich dann auf den Weg zurück zur Stadt, gefolgt von den Römern und begleitet von Arsakes Flüchen gegen die Römer, die er leise vor sich hin murmelnd auf jene ausstieß.

  • Bei den Verhandlungen schien sich etwas zu tun. "Jungs, es gibt Abwechslung", raunte der Optio seinen Männern zu, als sich die seltsamen Wagen mit den Orientalen wieder in Bewegung setzten. Schon vorher hatte sie das Spektakel am Tor etwas in Unruhe versetzt und es hätte sie nicht gewundert, wenn irgendwer einen Einsatz befohlen hätte. Wer jetzt wohl die toten Pferde da weg räumte, damit die Wagen der Männer wieder passieren konnten?

  • Der Kaiser ist sehr zufrieden, dass die Verhandlungen nun doch ein so rasches Ende gefunden haben. Er nickt Aelius Quarto anerkennend zu und gibt einigen Offizieren in seiner Umgebung einen Wink, ihn zu begleiten und der Einladung des Unterhändlers zum Betreten der Stadt zu folgen.


    "Gute Arbeit, Aelius Quarto. Wenn wir in den Stadt auf den Satrapen treffen, werde ich dir nach einigen Worten zu Beginn auch die Verhandlungen überlassen, sofern es noch einmal zu solchen kommen sollte. Ich bin gespannt, was man uns in der Stadt für weitere Schauergeschichten auftischt."


    Die Garde erhält Anweisung, dem Kaiser in die Stadt zu folgen, während die Legionen vor der Stadt mit der Errichtung des Lagers und eines großen Feldaltares beginnen können.

  • Die Befehle wurden durchgegeben und die einzelnen Centurionen der Legionen informiert, dass die Verhandlungen -welche in den Augen der Milites wohl ohnehin nur pro forma geführt wurden - beendet wären und die Stadt sich nun kampflos ergab. Avitus fiel sein Gespräch mit seinem Vetter und Optio ein, welches sie beide am Abend nach der Schlacht geführt hatten. Eines der zahlreichen Themen, welche sie an diesem Abend angeschnitten hatten, war die bevorstehende Einnahme von Edessa gewesen und Avitus erinnerte sich, mit welcher Gleichgültigkeit er darüber gesprochen hatte, die Stadt notfalls mit Gewalt unter die Kontrolle Roms bringen zu müssen, Strasse für Strasse, Haus für Haus. Er wusste nicht, ob er sich nun freute oder bedauerte, dass die Angelegenheit friedlich geklärt werden konnte. Wie auch immer, er trat vor seine Milites und erhob seine - durch die kürzliche Verwundung leicht angekratzte - Stimme.
    "Militeees... ihr habt es gehört, wir errichten hier draussen ein Lager. Ich will keinen herumlungern sehen, je schneller ihr arbeitet, umso schneller gibt es was zu essen. Die Wache an der porta praetoria ist heute an uns, und wenn ich jemand erwische, der zu spät ist oder dessen Ausrüstung unvollständig ist, den kreuzige ich persönlich"
    Avitus hatte es also noch nicht verlernt, das Zusammenstauchen der Milites. Ausserdem war es gut, wenn diese Barbaren in der Stadt mal sahen, welcher eisernen Disziplin die römischen Milites unterworfen waren.
    "Da wir die Stadt friedlich nehmen, verlange ich, dass niemand auf dumme Gedanken kommt. Es wird nicht geplündert, gemordet oder vergewaltigt. Ihr zieht eure Waffen einzig dann, wenn ihr Interessen Roms und des Kaisers durchzusetzen habt. Wenn jemand von euch es wagen sollte, seinen eigenen Triebe mit Interessen Roms gleichzustellen und meint, er kann jede beliebige Schlampe in der Stadt bespringen, nur weil ihm danach ist und er so den Sieg feiern will, der wird Bekanntschaft mit meiner vitis machen, bis entweder sie bricht oder euer Rücken..."
    Avitus schaute in die Gesichter der Milites. Die harten Worte mussten sein, denn er wollte nicht, dass jemand aus seiner Centuria auf die Idee kam, nach einer Schlacht sei alles vorüber, der Krieg vorbei und jeder konnte tun und lassen, was ihm in den Sinn kam. Damit auch niemand im Nachhinein behaupten konnte, nicht gewarnt worden zu sein, wurde jeder gewarnt.
    "Optio... übernehmen"
    befahl er schließlich. Imperiosus wollte eines Tages selbst die Vitis führen, hatte er gesagt. Avitus würde prüfen, wie gut er dafür sorgte, dass die Castra aufgebaut, die Wachen aufgestellt, jeder Mann gesättigt und jedes Tier gefüttert, die Ausrüstung auf Vordermann gebracht und die Disziplin aufrechterhalten blieb. Spricht, wie gut seine Befehle ausgeführt wurden.

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