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> Die Prozession <
Fortwährend rieselten Blütenblätter hinab. Rote, violette, rosafarbene, orangene. So viele Menschen standen rechts und links der Straße, auf der die stattliche Prozession zahlreiche Gebäude passierte, während die Götter selbst sie anführte. Das mit Ochsenblut rotbemalte Gesicht der Iuppiterstatue strahlte eine Imposanz sondergleichen aus. Triumphrufe hallten dem Göttervater entgegen von beiden Seiten der Straße, von weit vorn und von ganz hinten. Denn an diesem Tage war er der Triumphator Roms und wurde auch als solcher gefeiert. Der Gott lag gebettet auf einer Sänfte, welche von acht starken Nubiern getragen wurde. Flankiert wurde er von Iuno und Minerva, welche aufgrund des später stattfindenden Festmahls sitzend aus dem Marmor beschlagen worden waren. Für dieses Fest hatte man die Statuen der Göttertrias aus ihren Tempekn geholt, sie gewaschen, gesalbt und eingegeölt. Anschließend war jede der drei Statuen in besonders hochwertige Gewänder gekleidet worden - was sich im Falle des Göttervaters zugegebenermaßen etwas schwierig gestaltet hatte, da jener schließlich nicht den Arm hatte heben können beim Ankleiden der goldgefassten, schneeweißen toga aus feinstem tylusischem Linnen. Bei Iuno allerdings hatte sich der Umstand der Bewegungslosigkeit vorteilig dargestellt, denn so hatte sie keinen Einspruch erheben können, dass ihr Kleid nicht so schön war wie das der Minerva.
Die schick hergerichteten Götter führten also die Prozession zum Capitol an, direkt dahinter schritten die zehn Epulonen, die ihre Existenz einzig diesem Festtag verdankten. Vielleicht war ich deshalb mit einem Unguten Gefühl an die Ausrichtung dieses Festes herangegangen, denn kaum zum septemvir ernannt, hatte man mich quasi mit der Planung dieses Festes regelrecht erschlagen. Zum Glück hatte ich in der Unordnung der Archive in der regia irgendwo unter einer toten, trockenen Maus noch die Aufzeichnung von Valerius Victor gefunden, die mir einiges an Recherche erspart und die Planung leichter gemacht hatten.
Wie die anderen Mitglieder des collegium, hatte auch ich den Zipfel meiner toga über das Haupt gezogen und folgte der vorausgetragenen Sänfte. Direkt hinter uns hatte ein weißgekleideter Sklave seine liebe Mühe damit, die drei kalkgeweißten Rinder, einen Ochsen und zwei Kühe, im Zaum zu halten. Die rechte Kuh verhedderte sich öfter in ihren wollenen dorsulae und der mittig geführte Ochse schwenkte ab und an den massigen, goldbehörnten und mit rot-weißen inferiae und vittae geschmückten Kopf herum. Die linke Kuh indes lief hinter dem magister septemvirorum und starrte ihm nur lethargisch aufs Gesäß. Die Schalen der zahlreichen die Prozession begleitenden ministri verbreiteten wohlriechende Düfte und die Musiker spielten, was das Zeug hielt. Hinter diesen folgte im Übrigen das gemeine Volk, aufgereit nach Rang und Stand, wie das nun einmal immer so war. In Gedanken war ich bereits einen Schritt weiter, doch noch waren wir nicht auf dem Capitolshügel angekommen.