Siv starrte die Keltin an und war für einen Moment sprachlos, bevor in ihren Augen dasselbe Feuer zu lodern begann. Sie begriff nur wenig von dem, was Cadhla genau sagte, aber sie begriff die Kernaussage. Meinte sie das ernst? Sie hatte zweimal versucht zu fliehen, beide Male noch recht am Anfang, als es leicht für sie gewesen wäre, nach Hause zu finden… Aber sie war eingefangen worden, und die römischen Soldaten hatten danach dafür gesorgt, dass ihr jeder weitere Gedanke an Flucht gründlich vergangen war. Und jetzt, kaum dass sie verkauft worden war, tat sich ein Hoffnungsschimmer auf… Auch wenn Cadhla deutlich war, dass sie Zeit, viel Zeit brauchen würden, was immer noch mehr als das, was Siv bisher gehabt hatte. Bevor sie allerdings dazu kam zu antworten, ging die Tür auf und ein Mann kam herein, der Tilla auf den Armen trug. Siv runzelte die Stirn, als sie das Mädchen, und als der Mann sie auf ihrem Bett abgelegt hatte, trat sie daneben und strich ihr sanft über die glühende Stirn. "Sie hat Fieber. Sie braucht… Sie… krank. Hitze, viel Hitze." Siv wusste, was sie tun müsste, um das Fieber zu senken, aber sie kannte sich nicht aus – bei der kurzen Führung, die Tilla hier heute noch gegeben hatte, hatte sie sich kaum etwas merken können. "Wir Wasser. Wasser und, und… das da." Sie hob kurz die Decke an. "In klein." Außerdem brauchte sie dringend etwas zu trinken, am besten einen Kräutertrunk, der half das Fieber zu senken – aber sie wusste nicht, was sie hier hatten. Fragend sah sie zu den beiden anderen Sklavinnen. Caelyn war selbst noch neu, hatte sie gesagt, aber zumindest Cadhla würde sich hoffentlich gut genug hier auskennen. Die Germanin zog inzwischen die Decke über Tilla und steckte sie an den Seiten fest. Gerade weil das Mädchen fieberte, war es wichtig, dass sie zugedeckt war, damit sie nicht auskühlte, verschwitzt wie sie war. Mit einem Zipfel ihrer eigenen Decke trocknete sie Gesicht und Nacken ab, dann strich sie ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht und streichelte dann sanft über ihre Haare, als das Mädchen im Fieberschlaf zu weinen begann.
servitriciuum | Eine neue serva
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Krieger zu sein bedeutete oft, von jetzt auf sofort mit einer anderen Situation konfrontiert zu sein, die ebenso der Handlung bedurfte, wie die vorherige, wenngleich meist eines vollkommen anderen Handelns. Zu dem Thema von eben, dem Gedanken an Flucht, vielleicht sogar den ersten Gedanken daran, wie sie zu planen sei und ob sie überhaupt möglich war, bildete die fiebernde Tilla den denkbar größten Kontrast, aber vielleicht war es auch besser so, bevor zuviel Hoffnung entstand. Je mehr Cadhla von Rom und dem römischen Volk erfahren hatte, desto mehr hatte sie erkannt, wie schwierig ein solches Vorhaben im Grunde sein würde. Und mit anderen zusammen würde es ungleich schwerer werden.
"Du meinen Tücher," sagte sie zu Siv und nickte dann, bevor sie sich erhob und umwandte, um an Hektor vorbei den Raum zu verlassen. Sie schritt in Richtung der culina, um sich einen Krug Wasser zu besorgen, das noch frisch war und entsprechend kühl. Eine der Vorratskammern war ihr zweites Ziel, weil sie wusste, dass dort Tücher genau wie Handtücher und ähnliche Stoffe gelagert waren, und sie brachte einige wenige mit, bei denen sie sich sicher war, dass die Anzahl nicht vermisst werden würde. Schnellen Schritts kehrte sie zurück in den Schlafraum, und kniete sich neben Siv auf den Boden, um den Krug neben Tillas Bett abzustellen und eins der Tücher zu befeuchten, es auszuwringen und dann vorsichtig auf Tillas Stirn zu legen, damit es sie kühlen würde. "Ich denken, dass wir haben Medizin in villa für Fieber, aber dafür müssen wecken Matho."
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Erst als ich in die Gesichter der anwesenden Frauen blickte, wusste ich welchen Fehler ich begangen hatte. Ich war einfach in das Schlafzimmer der Sklavinnen gestürmt ... und noch dazu, ohne vorher an zuklopfen! Schwerer Fehler! Da stand ich also in jenem Hoheitsgebiet, welches man(n) unaufgefordet ebenso wenig ungestraft betreten durfte, wie die Gemächer der Herrinnen.
Das wollte mir die Rothaarige mit ihrem durchdringenden Blick und dem fordernden Ton in ihrer Frage nach Tilla wohl gerade verdeutlichen. Schon gut! schon gut! Vielleicht hätte ich mich auch schon längst einmal persönlich vorstellen sollen. Ich hob beschwichtigend meine Hände und erhob mich mit einem letzten Blick zu Tilla.
"Tilla ist krank! ...", erwiderte ich der Sklavin mit einem ebenso bestimmtenTonfall, der weniger Entschuldigung als mehr eine Rechtfertigung meiner Anwesenheit wiederspiegeln sollte. Dabei bedachte ich die anwesenden Frauen mit einem provozierenden Blick der Bände sprach: "Dann hängt das nächste Mal eben euer 'quaeso-non-turbare Schild' vor die Tür und ich lasse Tilla einfach vor der Tür liegen. Wär euch das lieber?" Das sprach ich natürlich nicht laut aus und mehr brauchte ich auch nicht zu sagen. Eine blonde Sklavin löste sich gerade aus ihrer Starre und kümmerte sich auch schon um Tilla.
"Ich geh dann mal besser wieder!", fügte ich überflüssiger Weise hinzu und bedachte die anwesenden Damen mit einem kurzen Nicken. Länger wäre meine Anwesenheit wohl kaum erwünscht. Im Hinausgehen überholte mich die Rothaarige dann sogar noch und ein kurzer Blick auf ihren athletischen Körper mahnte mich zur Vorsicht, was ich ihr gegenüber sagte oder nicht sagte und dachte oder auch nicht ...
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Tilla spürte, das sie nicht mehr soviel Bewegungsfreiheit hatte und hätte sich gerne, wenn sie die Kraft dazu gehabt hätte, sich freigestrampelt. So aber blieb sie weiterhin fiebernd ganz still unter der Decke liegen. Das Weinen stellte sie auch bald wieder vor Erschöpfung ein. Ihr wurde zudem von Siv das Gesicht abgetupft, was sie aber nur daran merkte, dass ein trockenes Tuch über ihr Gesicht fuhr. Im Fieberschlaf hielt Tilla das für die Flügel der zurückgekehrten Möwe, die sich mit diesem Streicheln für das plötzliche Verschwinden entschuldigen wollte. Ein kurzes Lächeln huschte über Tillas Gesicht und verschwand wieder.
Jetzt bin ich nicht mehr allein, dachte sie im Schlaf und drehte sich, immer wieder in den Bewegungen innehaltend, Siv zu. Sie hatte es geschafft. Irgendwie war ihre Hand nach draußen auf die Bettdecke gelangt. Tillas Hand suchte den verschwundenen 'Zipfel', an dem sie sich während dem 'Fliegen' festgehalten hatte. Ob Hektor die Bewegung sehen würde? Sie wusste nicht mal, dass er es war, der sie getragen hatte. Dass auch Cadhla anwesend war und fiebersenkende Mittel beschaffte. Kaum war das kühlende Tuch auf ihrer Stirn, zog Tilla es wieder runter. Das war vielleicht unangenehm kalt und feucht. M.. Mö.. we...? hauchte sie stimmlos, hielt wieder, sich nun von Siv wegdrehend, nach der imaginären Möwe Ausschau. -
Cadhla verstand, was sie meinte, und verschwand, um die Sachen zu holen. Mit ihr wandte sich der Mann zum Gehen, der Tilla hereingebracht hatte, und Siv, die sich inzwischen neben Tillas Bett hingekniet hatte, sah zu ihm hoch. "Hey! Du… halt. Warte bitte, wir… Du bleiben, bitte. Wir… vielleicht wir brauchen du." Siv wusste nicht, was Tilla hatte, aber sie wollte sie nicht alleine lassen, und vielleicht brauchten sie den Mann, um irgendetwas zu holen. Sie achtete für den Moment nicht weiter darauf, ob er blieb oder ging, sondern wandte sich wieder Tilla zu und steckte die Decke noch fester um sie, und als sich die Hand des Mädchens darunter hervorwühlte und nach etwas tastete, griff Siv danach und hielt sie fest, während ihre andere weiter über die Stirn strich. "Ist schon gut… Ich bin ja da", murmelte sie leise auf Germanisch, während Cadhla wieder hereinkam und Tücher und einen Krug Wasser brachte. Siv sah kurz hoch und nickte ihr dankbar zu, dann löste sie ihre Hand vorsichtig aus der Tillas. Während die Keltin sich bemühte, trotz Tillas Abwehr ihre Stirn zu kühlen, nahm Siv zwei der Tücher und tunkte sie in das kühle Wasser. Gleichzeitig warf sie Cadhla einen kurzen Blick zu und runzelte die Stirn. "Medizin? Fieber?" Es musste irgendwas mit Tillas Krankheit zu tun haben, aber was Cadhla genau meinte, konnte Siv nicht sagen. Sie hielt sich aber nicht damit auf, über die Worte zu rätseln, sondern schlug die Decke am Fußende zurück und wickelte erst die rechte, dann die linke Wade in eines der Tücher, bevor sie nach zwei weiteren, dickeren griff und diese ebenfalls darum schlug. Danach stopfte die Germanin wieder die Decke fest und zog ihre eigene vom Stockbett herunter, um sie ebenfalls über Tilla zu legen. Schwitzen half gegen Fieber, man musste nur darauf achten, dass die Kranke gegen Zugluft gut geschützt war. Siv nahm wieder Tillas Hand und wandte sich erneut an Cadhla. "Du… Tilla brauchen Hitze. Hier geben… Stein? Hitzestein? Für Hitze bei Tilla?"
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Die meisten Männer waren entweder unpraktisch oder überflüssig, wenn sie nicht gerade Krieger waren - im tiefsten Inneren gab es für Cadhla einfach keinen Platz, an dem männliche Sklaven gut aufgehoben waren, aber sie konnte auch mit dem Konzept der Sklaverei nicht allzu viel anzufangen, in sofern war dies nur ein begleitender Umstand - und dieser unbekannte Sklave rutschte zumindest vorerst durch sein unangekündigtes Hereinplatzen in die 'überflüssig' Kategorie. Dass diese Einordnung weder nett noch angemessen war, kam ihr vorerst nicht wirklich klar zu Gesicht, aber im Augenblick waren auch andere Dinge wichtiger. Als sie zurückgekehrt war und Tilla noch immer so blass und elend aussah, fasste Cadhla den Entschluss, auf jeden Fall Matho zu wecken, egal, wieviele Strafarbeiten es ihr eintragen würde. Immerhin konnte man das Wecken auch so begründen, dass man versuchte, den einwandfreien Zustand von Corvinus' Eigentum zu gewährleisten ... was für ein absurder Gedanke! schalt sich Cadhla selbst innerlich, sie fing inzwischen noch bald an, toga zu tragen, wenn es den Römern schon gelang, ihre Gedanken zu infiltrieren.
"Tilla, Du nicht nehmen Tuch weg, es wichtig für Dich zu werden gesund," sagte sie recht bestimmt und schob das feuchte Tuch wieder zurück auf die Stirn des fiebernden Mädchens. "Ich holen Stein in culina, und gehen wecken Matho. Es besser, wenn ich ihn wecken als Du, er nicht gern nachts aufsteht und wird sicher zornig," meinte sie knapp, und strich leicht mit den Fingerspitzen über Tillas Wange, die ihr eiskalt zu sein schien, und doch glühte das Mädchen am ganzen Leib. Wie war sie nur so krank geworden, innerhalb der so kurz erscheinenden Zeit? Sie erhob sich wieder und drückte kurz die Schulter von Siv, dankbar und ermutigend zugleich, bevor sie sich wieder zur Tür wandte und sich erneut auf den Weg machte, um die Fiebermedizin und den heißen Stein zu besorgen - ob die Römer so etwas benutzten, wusste sie nicht, aber es würde nicht schwer sein, einen Stein im Garten zu finden und im Feuer der culina zu erhitzen.
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Tilla drehte sich um auf die andere Seite Siv zu. Siv ergriff ihre Hand. Tilla drückte refklexartig zurück, versuchte wahrzunehmen was gesprochen wurde.. aber wieder waren es nur Wortfetzen die zu ihr durchdrangen. Es dauerte nicht lange und Tilla verlor die Hand wieder. Wo.. bist.. du? hauchte Tilla stimmlos, liess die Hand über die leere Gegend neben dem Kopfkissen wandern. Sie zuckte zusammen, als die Wadenwickel ihre Beine umschlangen, schüttelte den schweren Kopf. Das machte ein seltsames Gefühl... als ob ihr selbst noch mit geschlossenen Augen schwindelig wurde. Die Kälte dauerte nicht lange an. Die 'Möwe' begrub Tilla wieder unter ihren Federn, wärmte und schützte sie vor dem kalten Wind am Strand.
Schön. hauchte Tilla und nahm irgendwie wahr, dass die gesuchte Hand wieder bei ihr war. Ein schwaches Lächeln huschte über ihr vom Fieber gerötetes Gesicht. Die Kälte breitete sich auch auf ihrer Stirn aus. Tilla liess das Tuch gewähren. Eben weil ihre andere Hand unter der doppelten Bettdecke lag, sie sich zu schwach fühlte, um sich groß anzustrengen. Dafür fing ihre Hand an Buchstaben und einzelne einfache Gesten zu formen. Da.. da ist die Möwe. Gleich.. fliegt sie weiter. Nimm mich mit. Es gibt doch nur einen Schleier.. zwischen Leben und Tod. Schlüpf durch.. wenn sie soviel.. reden.. über ihn. Nicht jeder Mensch.. ob nun frei oder unfrei.. hat Angst vor dem Tod.
Tilla phantasierte im Fieber. Sie stöhnte leise auf, zog die Beine an, nahm die Wadenwickel mit. Sprechen konnte sie sowieso nicht. Irgendwie musste das von Prisca Erfahrene seinen Ausdruck finden. Tod begleitet Leben. Viele reden über ihn. Götter bestimmen.. die Möwe... steigt auf.. und fliegt. Ihre Hand ruhte verstummend in der von Siv. Tilla seufzte lautlos und holte tief Luft, sah der aufs Meer rausfliegenden Möwe zu. Mö.. we... bleib hier. 'flüsterten' ihr trockenen Lippen.
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Cadhla wusste selbst, was zu tun war, und daher begriff sie auch ohne Probleme, was Siv meinte. Und dafür war die Germanin dankbar, hätte sie doch einfach nicht erklären können, was sie sagen wollte. Die Keltin sprach außerdem noch von Matho, und Siv entsann sich dumpf, dass dieser Mann sie heute früh gekauft hatte – und dann zurücklegen ließ, weil er keine Zeit gehabt hatte sie mitzunehmen. Stattdessen war später Brix gekommen, um sie abzuholen. Aber die Wut über diese Behandlung, die sich fast sofort bemerkbar machte, wurde in den Hintergrund gedrängt von der Sorge um das fiebernde Mädchen auf dem Bett vor ihr. Sie nickte Cadhla nur zu, ohne noch etwas zu sagen – sie hätte ohnehin nicht gewusst, wie sie in die Küche gelangen sollte, und noch weniger wo Matho schlief. Von dem Rundgang durch die Villa, den sie mit Tilla noch vor wenigen Stunden gemacht hatte, war nicht viel hängen geblieben. Noch ein Nicken, dankbar diesmal, sie Cadhlas Hand auf ihrer Schulter spürte, dann war die Keltin verschwunden.
Siv wandte sich wieder Tilla zu, und während ihre linke Hand die von dem Mädchen hielt, goss sie mit der rechten etwas Wasser in einen bereitstehenden Becher. Danach löste sie ihre Hand vorsichtig, stützte den Kopf des Mädchens und begann, ihr behutsam etwas von dem Wasser einzuflößen. Sie brauchte Flüssigkeit, so heiß wie das Fieber in ihr brannte – besser wäre etwas Heißes, aber wie schon zuvor hatte Siv keine Wahl als hier zu bleiben und zu warten. Und Wasser war besser als nichts. Sie versuchte es hartnäckig, bis Tilla einige Schlucke genommen hatte, dann überprüfte sie den Sitz der Wadenwickel und zog die Decke wieder fest über den schmalen Körper des Mädchens, bevor sie das Tuch von deren Stirn nahm. Sie tunkte es wieder in die Schüssel, wrang es vorsichtig aus und legte das nun wieder kühle, feuchte Tuch auf Tillas Stirn.
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Die Möwe flog nicht weit weg, liess sich in ihrer Nähe nieder. Das stumme Mädchen bekam nicht wirklich mit, was um sie herum passierte. Nein, sie bekam noch nicht mal mit, wie man sich um sie sorgte. Nur als sie was von Siv zu trinken bekam, wachte sie kurz auf, um aus ganz kleinen Augen zu der Älteren aufzusehen. Ganz langsam trank sie das Wasser. Irgendwie schmeckte das gut. Sehr gut sogar. Nein, sie bekam nicht wirklich mit, wo sie war, oder was gerade mit ihr passierte. Im Grunde war es ihr auch egal. Genau genommen war Tilla derzeit wirklich alles egal. Wenn es nach Tilla gegangen wäre, hätte sie noch viel mehr Wasser getrunken. Mö.. we? murmelte sie stimmlos, zwischen den Schlucken.
Aurelia Prisca war eine treulose Tomate, jawohl! Wie konnte sie sie in diesem Zustand wieder aus dem cubiculum schicken? Es war wirklich sehr großes Glück, dass Hektor sie gefunden hatte.
Tilla konnte nicht wirklich lange wach bleiben in diesem Zustand. Sie versuchte es, aber die Müdigkeit in ihr war stärker. Ihr Kopf sackte immer wieder herunter. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder eingeschlafen war. Erst als sie wieder eingeschlafen war, schien sich ihre Haltung wirklich zu entspannen. Selbst das Fieber schien jetzt wo sie etwas getrunken hatte etwas zu sinken. Die Haut von Tilla wirkte nicht mehr ganz so heiß. Fürsorgliche Personen in ihrer Nähe konnten bei ihr wirklich Wunder bewirken. Ihre Augenlider bewegten sich unruhig im Schlaf, um sich der fiktiven Möwe zu vergewissern. Genau in diesem Moment tauchte diese wieder in ihrem Traum auf. Erst nachdem das kühlende Tuch auf der Stirn landete, wurde sie wieder etwas ruhiger, um dann friedlicher als zuvor weiterzuschlafen.
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Zitat
Original von Siv
"Hey! Du… halt. Warte bitte, wir… Du bleiben, bitte. Wir… vielleicht wir brauchen du."
Ich wollte gerade das Heiligtum der aurelischen Sklavinnen wieder verlassen, als mich die Stimme der Blonden noch einmal innehalten ließ. Ich drehte mich zu ihr um und nickte leicht. "In Ordnung, ich bleibe in der Nähe falls ihr etwas benötigt." Wenigstens schienen mir nicht alle der anwesenden Frauen mein unangekündigtes Eindringen zu verübeln und schließlich ging es ja darum Tilla zu helfen.Aber ob ich wirklich dabei helfen konnte, bezweifelte ich im Augenblick. Ich stellte mich also neben die Türe um nicht im Weg zu stehen und beobachtete weiter die Bemühungen der Frauen.Nachdem die Rothaarige … hm, vielleicht hätte ich schon längst mal nach den Namen der Damen fragen bzw. mich selbst vorstellen sollen. Eigentlich kannte ich bisher nur Tilla mit Namen …hmm? … also wie gesagt, nachdem die Rothaarige mit den Tüchern zurück gekehrt war und nun Matho wecken und einem Stein suchen gehen wollte, bot ich dann doch meine Hilfe an. "Den Stein kann auch ich holen. Ich glaube am Teich liegen ein paar passende Exemplare herum. Oder ich kümmere mich um Matho und die Medizin ... wenn du möchtest …" Ich unterstrich mein Angebot mit einem Schulterzucken, denn mir war es egal was ich tun sollte, wenn ich nur helfen konnte.
Während ich auf eine Antwort wartete, schielte ich kurz zu Tilla hinüber und bemerkte mit einem Stirnrunzeln die vagen Gesten ihrer Hände. Was versuchte Tilla da nur in ihren Fieberträumen zu "sagen". "Hmm??...Mö … Möwe? …fliegen, Schleier …Tod? … Irgendwas phantasiert Tilla da vor sich hin…", überlegte ich laut für mich und dann fiel mir plötzlich ein, warum Tilla so krank sein könnte. "Möwe! …das Meer, der kühle Sand, das kalte Wasser und der ständige Wind. ... Tilla könnte sich ihre Krankheit auf dem gestrigen Ausflug ans Meer geholt haben! ..." Das half wahrscheinlich nicht viel weiter, um Tilla zu heilen aber wenigstens wusste ich ... wussten wir jetzt vielleicht, warum Tilla so krank war. ... hmm, andererseits käme das Fieber dafür viel zu plötzlich. Nein, es musste einen anderen Grund geben, warum Tilla ausgerechnet in dieser Abstellkammer lag ... hmm, ich käme sicher noch darauf. Nur im Moment nicht ...
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Der Sklave, der Tilla hereingebracht hatte, hatte noch gewartet und meldete sich wieder zu Wort, bevor Cadhla sich auf den Weg machte, um sich um den Stein zu kümmern und Matho zu wecken. Siv achtete nicht weiter darauf, ob und wie sie es unter sich aufteilten, und sie hörte auch nur mit halbem Ohr hin, was der Mann über Tilla zu sagen hatte. Die Germanin interessierte sich im Moment herzlich wenig für das, was das Mädchen zu 'sagen' hatte – es waren Fieberphantasien, sicherlich Bilder, die sie offenbar beschäftigten, aber eben doch nichts weiter als Träume, die durch das Fieber forciert wurden. Wenn Tilla wieder gesund war und es sie in wachem Zustand immer noch beschäftigte, war es etwas anderes, aber im Moment war das für Siv nicht wichtig. Es konnte ihr nicht helfen dafür zu sorgen, dass das Fieber sank.
Die Germanin merkte nur für einen Moment auf, als der Sklave konkret von Tillas Krankheit sprach, aber ihr Latein war zu schlecht, um wirklich zu begreifen was er sagte. Irgendetwas mit kalt, und Wind… Vermutlich hatte er eine Idee, wie Tilla krank geworden war. Aber auch das brachte sie alle nicht sonderlich weiter – wenn das Fieber nicht besser wurde oder sogar noch anstieg, konnte es vielleicht helfen zu wissen, was es ausgelöst hatte, aber noch ging Siv davon aus, dass das Mädchen einfach eine der üblichen Winterkrankheiten hatte, die vor allem die Kinder und die Älteren in der kalten Jahreszeit bekamen – auch wenn man den Winter hier in Rom nicht wirklich als kalt bezeichnen konnte, jedenfalls nicht das, was sie bis jetzt hier erlebt hatte. Und scheinbar war es auch genau das, jedenfalls wurde Tilla langsam ruhiger. Siv flößte ihr erneut etwas Flüssigkeit ein, erneuerte abermals das Tuch auf ihrer Stirn und sprach dabei beruhigend auf das Mädchen ein – Tilla verstand zwar kein Germanisch, aber es kam ohnehin mehr auf den Tonfall an.
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Als sich der fremde Mann (Hektor) erboten hatte, einen Stein zu holen, hatte Cadhla leicht genickt - dann machte er sich wenigstens nützlich und stand nicht noch eine halbe Ewigkeit im Zimmer der Sklavinnen herum - und gemeint: "Dann Du holen Stein und lassen machen heiß in culina, Du auch lassen geben Stück Leder zu einwickeln, sonst verbrennen Finger, und ich holen Matho und Medizin.", bevor sie schließlich gegangen war und sich anschickte, die schwierigste Aufgabe an alledem zu verrichten, Matho in seinem Schlaf zu stören hieß, das Unheil heraufzubeschwören. Als sie in seine Kammer trat, schnarchte er auch gemütlich vor sich hin, war aber fast sofort wach, als sie ihn an den Schultern nicht gerade sanft rüttelte - zwar hatte er fast sofort dazu angesetzt, sie wegen des Weckens auszuschimpfen, aber als er hörte, dass Tilla Fieber hatte, verkniff er es sich, immerhin schien die Kleine von den Herren gemocht zu werden, und da ihren Tod zu verschulden, wollte sich auch der Haushofmeister nicht antun.
So hatte er sich mürrisch und nicht gerade gutgelaunt erboten, den Tee für Tilla eigenhändig zuzubereiten, und auch, später nach ihr zu sehen, falls es ihr nicht besser gehen sollte - anscheinend wollte er nicht in die beschriebene Weiberwirtschaft hineinplatzen, wenn er es nicht unbedingt musste. Schweigend und nachdenklich kehrte Cadhla schließlich aus der culina in das Zimmer der Sklavinnen zurück, den geschlossenen Krug mit frisch aufgebrühtem Tee in den Händen, aus dem es trotz des kleinen Deckels erbarmungswürdig stank - die beste Medizin war wohl immernoch diejenige, die am übelsten roch und schmeckte, so hatte sie es auch von ihrer Mutter noch gelernt. "Ich haben Tee für Tilla," sagte Cadhla leise, als sie den Raum wieder betrat und gleich zum Bett des jungen Mädchens voranschritt, dann den Krug auf dem Boden abstellte, um einen Becher aus einer der Truhen hervorzustöbern und diesen einzuschenken. Es war Weidenrindentee, und der Geruch war im Grunde noch das Harmloseste daran - sie kniete sich wieder neben Siv und hielt den Becher empor. "Du können sie ein bisschen setzen auf, dann besser trinken," sagte sie leise zu Siv und deutete auf Tilla.
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Das Gefühl etwas im Mund zu haben, welches ihr das Atmen erschwerte, verleitete Tilla dazu die kühle Flüssigkeit zu schlucken, die sie von Siv eingeflöst bekam. Das Schlucken riss sie aus dem Schlaf heraus, in den sie ihrer Meinung nach gerade erst versunken gewesen war. Mit viel Geblinzel und immer noch kleinen halbwegs geöffneten Augen, sah sie müde zu Siv auf und schluckte artig das Wasser, welches ihre Kehle so angenehm benetzte. Das Tuch auf ihrer Stirn blieb nicht lange liegen, landete aber auch schon wieder auf der heissgewordenen Stirn. Siv sprach zu ihr, sie verstand nicht jedes Wort, aber ihre ruhige Stimme lullte Tilla wieder ein, brachte sie wieder zurück in die Gefilde des Schlafes.
Sie drehte sich auf die Seite, weil diese Lage ihr passend erschien. Ein bisschen lösten sich die Wadenwickel, verrichteten aber weiterhin ihren Dienst an Tillas Waden. Tod begleitet Leben. Viele reden über ihn. Götter bestimmen... Prisca sagt.. zwischen Leben und Tod. 'sprach' ihre Hand, die außerhalb der Bettdecke auf ihrem Lager lag. .. nicht jeder Mensch.. ob nun frei oder unfrei.. hat Angst vor dem Tod... sagt Prisca. Plötzlich begann es nach etwas seltsamem zu stinken. Tilla kräuselte die Nase, versuchte wegzurutschen, was aber anhand der doppelt gelegten Bettdecken nur schwer möglich war. Möwe? Wo bist du? Suchend tastete sie nach den vermeintlich anwesenden Federn des Vogels, öffnete sogar mit viel Mühe die Augen.
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Ich hätte mir wohl die Finger im wahrsten Sinne des Wortes verbrannt, wenn mir nicht die rothaarige Sklavin erklärt hätte, dass ich den heissen Stein in einLeder einwickeln solle. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie keine allzu hohe Meinung über Männer hatte. Oder lag es an mir, weil ich unangemeldet hier herein geplatzt war? Egal- ich nickte nur zu ihren Worten und lächelte freundlich, während sie an mir vorbei ging und das Zimmer verließ, um Matho zu wecken. Ich tat es ihr nach und beeilte mich in den hortus zu gelangen, um am Teich nach einem geeignteten Stein zu suchen. In der Dunkelheit war es nicht ganz einfach einen passenden Stein zu finden aber auf Licht wollte ich verzichten, um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen. Tastend arbeitete ich mich am Ufer entlang und fand schließlich einen runden Stein, der groß genug war. Diesen brachte ich zur culina und schob ihn mit einem Brotschieber in das Feuer des Herdes. was brauchte ich jetzt noch? ... achso ein Leder!
Auch dieses fand sich in der Küche und als der Stein lange genug im Feuer gewesen war holte ich ihn heraus,wickelte das Leder darum und trug den Stein zurück in die Sklavenunterkunft. "Hier ist der Stein! Vorsicht, er ist ganz heiss. Vielleicht solltet ihr eine Decke darum geben, damit sich Tilla nicht die Füsse daran verbrennt", kündigte ich mich beim Eintreten an und erteilte Ratschläge, die es nicht gebraucht hätte. Aber ich sorgte mich eben um das kleineStubsnäschen, das da fiebernd im Bett lag. "Das wird schon wieder", flüsterte ich ihr leise zu, nachdem ich den Stein neben dem Bett abgelegt hatte. Meine Arbeit hier war getan, um alles weitere sollten sich die Frauen kümmern.
Ich strich Tilla einmal sanft über die Stirn und wollte mich gerade abwenden, als mich ihre Gesten stutzig machten. Ich erkannte die Worte Tod ... Angst ... Möwe... Prisca?... hmm, Abstellkammer ... cubiculum in der Nähe ... war Tilla am Ende zuvor bei der domina Prisca gewesen? ... das Beste wird sein ich gehe zu ihr und frage sie was Tilla da für Ängste plagen, dachte ich mir spontan. "Die Möwen sind am Meer Tilla, aber du wirst sie bald wieder sehen. Wenn du wieder ganz gesund bist, reiten wir beide ans Meer.", versprach ich Tilla ohne zu wissen, ob sie mich überhaupt hörte. Aber die Möwen schienen ihr viel zu bedeuten, also würde ich das Versprechen irgendwie möglich machen. Mit einem letzten Blick zu Tilla stand ich auf und verabschiedete mich mit einem Lächeln bei den anwesenden Sklavinnen. "Danke, dass ihr euch weiter um sie kümmert! Und entschuldigt bitte, dass ich so unangemeldet hier herein geplatzt bin. ... Ich bin übrigens Hektor ...", wenigstens vorstellen wollte ich mich noch kurz, dann schickte ich mich aber an das Zimmer endgültig zu verlassen....
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Es dauerte nicht lange, bis Cadhla mit einem Krug zurückkehrte. Sivs Nasenflügel weiteten sich, als sie den bekannten Geruch wahrnahm. Weidenrindentee. Das Zeug war grässlich, aber es half gegen Fieber wie sonst kaum etwas. Auf Cadhlas Geheiß hin hob Siv Tillas Oberkörper leicht an und stützte ihren Rücken und Kopf, damit die Keltin ihr vorsichtig den Tee einflößen konnte, bis diese entschied, dass es vorerst genug war, und den Krug absetzte. Die Germanin ließ das Mädchen vorsichtig wieder auf das Bett zurücksinken, als der Mann mit dem erhitzten Stein auftauchte. Siv strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht und lächelte ihm dankbar zu. Sie überließ es Cadhla, den Stein entgegen zu nehmen, und nahm Tilla inzwischen die Wadenwickel ab. Sie durften nicht zu lange angelegt sein, und auch nicht zu oft gemacht werden, daher erneuerte Siv sie nicht. Stattdessen sorgten sie und die Keltin nur dafür, dass Tilla fest in Decken eingepackt war und der Stein dicht an ihrem Körper lag, damit sie das Fieber herausschwitzen in der Nacht konnte.
Siv nickte Hektor, wie sich der Mann inzwischen vorgestellt hatte, zu und lächelte erneut, inzwischen etwas erschöpft. "Ich Siv." Mit einer müde wirkenden Geste wandte sie sich Cadhla zu. "Ich denken… gut sein, wenn Tilla schlafen. Und ich auch… ich sein… wollen schlafen. Sein… müde." Der Tag war lang gewesen. Heute morgen noch war sie beim Sklavenhändler gewesen, mit einem ungewissen Schicksal vor sich. Sie hatte nur gewusst, dass sie an diesem Tag verkauft werden würde. Danach der Markt, die Warterei, bis sie an der Reihe war, die Auktion. Und danach wieder warten, bis Brix sie abgeholt hatte… Und die vielen neuen Dinge, die heute auf sie eingestürmt waren, hatten ihr Übriges getan, um sie müde werden zu lassen. Für Tilla konnten sie heute nicht mehr viel tun, außer sie schlafen zu lassen, und sollte irgendetwas sein – sowohl sie als auch Cadhla schliefen im selben Raum, Siv sogar direkt über Tilla. Sollte es dem Mädchen schlechter gehen, würden sie es mit Sicherheit merken.
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Eine Hand war plötzlich bei ihr, strich über ihr verschwitztes Gesicht und erwähnte sogar die Möwen. Sie lächelte schwach zurück, erhaschte einen kurzen Blick auf Hektor. Warum sah er so besorgt drein? Von anderen Händen wurde sie angehoben und fand sich in Sivs Armen wieder. Tilla hatte kaum Kraft, sich gegen das eklige Getränk zu wehren, was ihr da eingeflöst wurde. Um nicht zu ersticken, schluckte sie es mit großem Widerwillen, verzog das Gesicht, um ihren Unmut kundzutun. Erschöpft allein vom Trinken und dem Kampf gegen das Fieber, schlief Tilla wieder ein. Das Fieber sank kurzzeitig. Tilla entspannte sich in der kurzen Phase so sehr, dass sie ins Bett pinkelte. Trotz des Urins, drehte sie sich in kleinen Schritten auf dem Bauch herum, kauerte sich zusammen. Der heissgemachte Stein wärmte die nasse Stelle wieder auf, da war es gar nicht mehr so schlimm im Nassen zu liegen.
Das Fieber stieg in den nächsten Stunden wieder an und sorgte dafür, dass Tilla mehr oder weniger regungslos im Bett lag. Ihre Lippen wurden wieder trocken. Manchmal hustete Tilla auf. Vom eigenen Geräusch geweckt wurde sie halbwegs wach und drehte sich in eine andere Lage. Die Bettdecke machte die Bewegungen mit, knäuelte Tillas kleinen Körper ein. Im Fieberschlaf gefangen merkte Tilla nicht wie der Morgen verging und der Mittag sowie der Spätnachmittag kamen. Es war schwer so ganz allein gegen das Fieber zu kämpfen.. Tilla zehrte von ihrer Kraft, die immer weniger wurde, je länger das Fieber dauerte. Kurz nach Sonnenuntergang des zweiten Tages machte sich ein juckender Hausausschlag auf ihrem Körper breit.. sogenannte Fieberbläschen. Innerlich wimmernd und jammernd kratzte Tilla die Bläschen, die sie erreichen konnte, auf und wälzte sich mehr als sonst auf ihrer Liegestatt herum, drohte zuletzt sogar hinauszufallen.
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Zufrieden hatte sie Hektor zugenickt, als er den heißen Stein brachte, und auch seine Entschuldigung zur Kenntnis genommen - wahrscheinlich war er dann doch nicht ganz so unnütz, wie sie vermutet hatte, aber ein unnützer Sklave konnte sich wohl auch kaum in einem patrizischen Haushalt lange halten, ohne unangenehme Konsequenzen zu erleben. "Ich sein Cadhla," sagte sie zu Hektor, nachdem sie gemeinsam mit Siv der kranken Tilla den widerlich stinkenden Tee eingeflösst hatte. Aber so ekelhaft es auch schmecken mochte, es würde ihr helfen - sie kannte den Geruch gut, und Matho stieg ein wenig in Cadhlas Achtung, dass er das passende gewusst hatte. Als Hektor ging, löste Cadhla Siv bei der Bewachung der kleinen Kranken ab und verharrte schweigend und in Gedanken versunken neben dem Bett des Mädchens - es war nicht ihre erste durchwachte Nacht, und auch wenn ihr eigener Körper sich zu Anfang noch mit Müdigkeitsanfällen dagegen wehrte, wachen zu müssen, so hatte sie doch die Übung als Kriegerin, die sie darin unterstützte, wach zu bleiben und vor allem zu wissen, wie man wach blieb. Als Tillas Blase sich entleerte, war es Cadhla, die das Mädchen aus dem Bett holte, sie wusch und neu ankleidete, und zu guter Letzt auch den heißen Stein erneuerte und Tilla in ihr eigenes Bett legte, damit die Strohmatratze trocknen konnte.
Während des Tages wurde Cadhla von anderen Sklaven abgelöst, die glücklicherweise von ihrem Herrn keine Aufgaben erhalten hatte und sich so einige kostbare Stunden des Schlafs stehlen konnte - ihre nächste Wache begann erst mitten in der Nacht wieder und so war sie es auch, die aus ihren Gedanken aufgeschreckt wurde, als Tilla begann, sich zu kratzen und nicht mehr damit aufhören wollte. Langsam neigte sie sich über das Mädchen und versuchte, ihre Handgelenke zu fassen, um sie festzuhalten - es gelang ihr erst nach einigen Momenten, im wilden Fieberschlaf war es schwer, Tilla zu bändigen, aber Cadhla hatte den Vorteil, schwerer und trainierter zu sein und konnte sie so vorsichtig auf dem Bett halten.
"Tilla ... Tilla ... Du aufwachen ..!" sprach sie eindringlich, in der Hoffnung, sie würde durch ihre Worte wach werden und aufhören, sich zu wälzen. -
Es, das Auskratzen ihrer pusteligen Haut tat arg weh, das spürte Tilla, wenn sie es schaffte eine Blase aufzukratzen und diese deren Füllung hinauslaufen liess. Da... wieder eine geschafft, der Schmerz wurde größer. Da fingen andere Hände die ihrigen ein. Tilla war schon allein durch das Herumwälzen in Cadhlas Bett ziemlich geschafft, leistete einige Momente lang erbitterten Widerstand und ergab sich schwer atmend. Wer war das, der sie festhielt?? Sie wollte es wissen. Unbedingt! Stumm aufstöhnend kämpfte sie gegen das Fieber, gegen das Verlangen sich zu wehren und wundzukratzen, öffnete letztendlich die Augen und sah ein dunkles Gesicht, welches von hellen Haaren umrahmt wurde.
Mit jedem Blinzelschlag wurde das unscharfe Bild etwas schärfer und setzte sich zu einem vollständigen, ihr gut bekanntem Gesicht zusammen. Mit 'C' fing der Name an. Caelyn? Nein, das war Cadhla! Tilla versuchte ein Lächeln zustande zubringen, doch sie war zu k.o. Nicht mal das schaffte sie jetzt! Es juckte verführerisch auf ihrer Haut... sie würde so gerne weiterkratzen. Dafür liefen ihr ein paar Tränen aus den Augen, die das Gesicht vor ihr wieder verschwimmen liessen. Ein Anlass unter Cadhlas Haltegriff ruhig liegenzubleiben. Tilla wandte den Kopf ab, um die Tränen am Kopfkissen wegzuwischen. Für Cadhla hatte sie noch keine Namensgebärde erfunden. Wenn sie doch nur sprechen könnte... Wasser, maman. hauchte sie stimmlos wie sie es im Zelt des Zauberers getan hatte, blinzelte Cadhla erschöpft an. Sie war nicht alleine. Ein gutes Gefühl. Was sie im Fieberschlaf gebärdet hatte, wusste sie nicht mehr, eher fühlte die Schwäche ihres Körpers.
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Nun waren schon ein paar Tage vergangen und Tilla lag immer noch geschwächt auf ihrem Krankenbett. Besorgt darüber machte ich mich also ein weiteres Mal auf zum Schlafgemach der Sklavinnen, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei fiel mir wieder ein, dass ich Tilla versprochen hatte mit ihr noch einmal mit ans Meer zu fahren wenn sie wieder ganz gesund wäre. Vielleicht war gerade das die Lösung: gesunde frische Meerluft! Denn auch die Herrschaften zogen sich meistens ans Meer zurück, wenn sie nach schwerer Krankheit wieder ganz genesen wollten. Und meine Herrin hatte ja ausdrücklich befohlen, dass Tilla alles bekommen solle um schnell wieder ganz gesund zu werden.
Nur dumm, dass die domina Prisca keine Zeit hatte mit uns zusammen ans Meer zu fahren. Und Sklaven allein auf Erholung? Hm, das beutete nur unnötigen Erklärungsaufwand. Aber zum Glück hatte ich aus dem Getuschel der Sklavenschaft heraushören können, dass eine neue Herrin in der villa wohnte, welche ebenfalls vor einiger Zeit sehr krank gewesen war. Für sie wäre die Erholung und die frische Luft am Merr sicher auch sehr gut und gleichzeitig hätten wir offiziell einen Grund Tilla mitzunehmen. Ja so könnte es gehen dachte ich mir und klopfte auch schon an die Tür zum Schlafgemach, um mich ordnungsgemäß anzumelden. "Ich bin es, Hektor. Ich komme um nach Tilla zu sehen. Wie geht es ihr, darf ich rein kommen?"
Diesmal machte ich nicht den selben Fehler, einfach unangemeldet in das servitriciuum hinein zu platzen. Noch dazu da ich im Inneren leise Stimmen vernahm. Stattdessen wartete ich geduldig auf Antwort oder das mir die Türe geöffnet wurde.
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Einige Tage waren verstrichen, und Tilla war immer noch krank. Sie hatte einen Ausschlag bekommen, mit kleinen Blasen, an denen sie immer zu kratzen versuchte, vor allem wenn sie im Fieber nicht klar denken konnte, und jeder, der gerade bei Tilla war und sich um sie kümmerte, hatten seine liebe Mühe damit, das Mädchen daran zu hindern, sich die eigene Haut blutig zu kratzen. Aber es ging ihr inzwischen doch deutlich besser – das Fieber war lange nicht mehr so stark wie in der ersten Nacht, und Tillas Schlaf war insgesamt ruhiger geworden. Als Hektor – der Sklave, der Tilla gebracht hatte in Sivs erster Nacht – an der Tür klopfte, saß gerade wieder die Germanin am Bett des Mädchens und leistete ihr etwas Gesellschaft, als sie gerade eine Pause in ihren täglichen Arbeiten hatte. Zuerst hatten vor allem Cadhla und sie selbst die Erlaubnis gehabt, sich um Tilla zu kümmern, aber gestern hatte Matho vorbei gesehen und befunden, dass es dem Mädchen wieder gut genug ging, dass niemand mehr auf sie aufpassen müsse, und so hatten sie wieder ihrer normalen Arbeit nachgehen müssen.
Diesmal klopfte Hektor an, was Siv allerdings kaum auffiel – sie hätte sich auch nicht sonderlich daran gestört, wenn er so herein gekommen wäre. Die Germanin sah auf, als das Geräusch ertönte. "Komm… komm rein", meinte sie. Als Hektor den Raum betrat und sich ihnen näherte, lächelte sie ihm, etwas müde, zu. "Tilla… besser. Sein besser. Aber nicht, nicht… noch nicht wirklich gesund… Nicht gut, ganz gut. Sie müssen hat Ruhe." Siv strich dem Mädchen ein paar Strähnen aus der Stirn und bedeutete Hektor mit der anderen Hand, sich auf den Stuhl neben das Bett zu setzen, wenn er wollte.
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