hortus | Dagenen ist kein Kraut gewachsen!

  • Was? Es ist doch wohl völlig gleich, wessen Blut an diesem Geschenk klebt! Es ist auch völlig gleich ob nun Mord oder nur Betrug der Grund für den plötzlichen Reichtum meines Liebsten ist. Doch wenn ein Sklave in so kurzer Zeit in den Besitz von so viel Geld kommt, dann stimmt doch etwas nicht!
    Oh, es war einfach verzwickt! Ich konnte jetzt nicht noch mehr preisgeben! Ich hatte eh schon zu viel gesagt. Aber diese Frage, sie Lastete auf meinen Schultern und diese Last wollte mich erdrücken!


    Ich weiß nicht genau, ob jemand sterben mußte! Aber irgendetwas schlimmes muß passiert sein.


    Na gut! Noch ein letzter Versuch! Eindringlich schaue ich ihn an.


    Bitte, ich hoffe ich kann dir vertrauen und das was wir hier besprechen, bleibt unter uns! Bitte versprich mir das!


    Kurz nachdem ich das sagte, überkamen mich schon wieder Zweifel, ob es wirklich das Richtige wäre, mich ihm hier anzuvertrauen.

  • Bridhe! Weibsleute! Wenn Du nicht genau weißt, was passiert ist, muß vielleicht überhaupt nichts passiert sein! Ich atme tief durch. Viel Lärm um nichts, wahrscheinlich. Aber Frauen und Intuition: meine Mutter hat schon gewußt daß ich 'was angestellt habe, noch bevor sie mich angeschaut hat. Unheimlich unfehlbar, wie eine allwissende Göttin.


    Du solltest die Zeichen, die Dich vermuten lassen, daß etwas Schlimmes passiert ist, den Göttern vorlegen, wenn Du sie schon keinem Menschen sagen möchtest. Du brauchst eine unabhängige Meinung. Schon viele Menschen haben Zeichen gesehen, wo keine waren - und je mehr sie darüber nachgedacht haben, desto fester war ihr Glaube an Existenz dieser Zeichen.


    Und - darauf mußte ich leider doch hinweisen, so unangenehm es ist: Wenn irgendjemand etwas Schlimmes getan hat, dann fällt das immer auf die Familie zurück. Und sollte - rein theoretisch - ein Sklave eine schlimme Tat getan haben, dann werden seine Besitzer nicht viel Aufhebens darum machen, geschweige denn, ihm helfen. Vielmehr werden sie sehen, wie der Skandal ganz von ihnen fern bleibt. Ein Sklave ist eine Sache, und Sachen sind ersetzbar, da fragt keiner lange warum oder wieso. Verstehst Du? Wenn erst einmal ein Verbrechen offenbar wurde, wird und kann keiner mehr einem Sklaven helfen, so gerne man möchte, dann ist es zu spät. Auch für die sicher, für die das Verbrechen begangen wurde.


    Um den heißen Puls herumreden und in diesem Puls herumstochern ist anstrengend. Warum dieser Tanz? Ist das Diplomatie? Oder nur überflüssiges Herumgeeiere?


    Natürlich, Bridhe werde ich das, was wir hier besprechen, irgendwo beim Kapitol an die Servianische Mauer mit roter Farbe malen - gleich neben die Wahlwerbungen. Oder was denkst denn Du???? -.^

  • Na schön, wenn ich mich auf ihn verlassen kann, dann mal los!
    Ich stand auf, hob etwas meine Tunika an und kramte darunter ein kleines, in Stoff eingewickelte Päckchen hervor. Das Päckchen hatte ich mittels einer Stoffbind ganz dicht an meinem Körper getragen. Das schöne Olivenholzkästchen hatte ich vorsorglich unter dem Bett in Aquilius cubiculum versteckt. Eine leeres Kästchen erregte schließlich nicht soviel Aufsehen, wie ein Kästchen mit wertvollem Ihnhalt!
    Bevor ich das Päckchen langsam zu öffnen begann, sah ich mich noch einmal um. Schließlich offenbarte sich ihm der Inhalt in voller Pracht- ein goldener Halsreif, der mit Saphieren besetzt war.


    Was glaubst du, wie lange ein Sklave sparen muß, damit er sowas seiner Liebsten schenken kann?
    Völlig ausdruckslos sah ich ihn an und beobachtete, wie sich sein Gesichtsausdruck zu ändern begann.

  • Bridhe nestelte unter ihrer Tunika herum, ich wandte den Blick ab und betrachtete wieder den Oleander. Als ich wieder hinsah, hatte sie ein Geschmeide in der Hand.


    Hübsch. Das ist das erste was mir einfällt, ich habe schon oft Glassteine gesehen, aber keine waren so, so wässrig und klar ... irgendwas stört mich ... ich verliere leicht an Farbe, mein Mund spannt sich an. Die Steine passen wunderbar zu Deinen Augen, Du Saphir ... äh, darf ich mal?


    Bridhe reicht mir das Collier und ich schaue mir die Steine an, der große Stein im Zentrum ... wo sind da die kleinen Bläschen, die bei Glassteinen immer drin sind? Meine zittern leicht. Das laue Lüftchen ist zu einem kalten Hauch geworden. 'Kann sein, kann auch nicht sein' flüstert der Oleander heiser.


    Das, das, das ist kein Glas, das sind Saphire. Echte Saphire. Ich blase Luft zwischen meinen Zähnen heraus. Fffffffffh.


    Er, er kann das nicht gekauft haben, nicht im Handel, kein Sklave kann selbst irgendwelche Geschäfte abschließen, Rechtsgeschäfte des Sklaven sind Rechtsgeschäfte seines Herren, sprudelt es aus mir heraus. Wenn er es gekauft hat, egal womit, dann gehört das seinem Herren.


    Wer hat ihm das Geld dafür gegeben? Gespart? Ha. - Ha. - Ha. - In einer Millionen Jahre nicht. Ich lache trocken.


    Gefunden? Unwahrscheinlich. Gestohlen? Vielleicht. Wo? Von wem? Einer Patrizierin vom durchgeschnittenen Hals abgerissen? Severus? Nein. Geschenkt? Wer verschenkt sowas?


    Großartig. Ich bin im Zentrum einer 'das-ist-jetzt-aber-absolut-keine-komische-Situation-mehr'-Situation.


    Das solltest Du nicht behalten. Egal, wie es in Severus' Hände geraten ist, selbst, wenn er das nur gefunden hat, ist das Ding brennendheiß. Wenn Dich jemand damit sieht, wenn jemand Dich und Severus damit in Verbindung bringt, seid ihr so gut wie tot, kaum daß die Sonne aufgeht.
    Das Collier liegt auf meinem Schoß, ich fahre mir mit beiden Händen massierend durchs Gesicht. Fffffffffh.


    So. Severus muß die wahre Geschichte dieses Dings erzählen. Keine Mythen, keine Faxen: die wahre Geschichte.


    Ich schaue Bridhe an. Am liebsten hätte ich jetzt, daß Du das anlegst. Du siehst damit sicher umwerfend aus. So, als hätte ein Künstler es extra für Dich gemacht. Aber das lassen wir lieber. Vielleicht wann anders.


    [SIZE=7]edit:/ Formatierung. Mal wieder.[/SIZE]

  • Ja er lag richtig! Es waren Saphire! Echte Saphire auf echtem massivem Gold.
    Ich setzte mich wieder hin und vergrub mein Gesicht in meine Hände.


    Er wollte mir nicht verraten, wie er an so viel Geld gekommen ist. Was er dafür tun mußte! Er sagte nur, es sei nicht gestohlen. Es gehöre jetzt mir! Ich hab es noch nicht angelegt! Wir haben uns deswegen gestritten und er ist sauer auf mich. Wenn ich dieses Ding Aquilius zeige, weiß ich nicht, was dann passiert oder was er dann mit Severus anstellen wird! Ich hätte es dir auch nicht zeigen dürfen!


    Ich nahm das Schmuckstück und wickelte es wieder in den Stoff ein.


    Verstehst du, es ist alles meine Schuld, was passiert ist! Ich habe ihm den Kopf verdreht und er muß gleich losrennen und muß dieses Ding hier beschaffen. Also bin auch ich daran schuld, für das, was er tun mußte, um an das Geld heranzukommen!


    Dann stand ich auf und versteckte dan Päckchen wieder unter meiner Tunika.


    Ich werde jetzt die Kräuter für dich sammeln, dominus!


    Mit diesen Worten ging ich wieder zu dem Kräuterbeet und begann den Laveldel zu pflücken.

  • Ich schnaube durch die Nase und grunze. 'Frauen können Männer verhexen, dann tun die Männer Sachen, die sie sonst nie tun würden und machen sich zum Kaschper oder gehen Pleite' - oder werden zum Dieb oder zum Mörder, muß ich nun wohl ergänzen.


    Ja, klar, Bridhe ist an allem Schuld, am Wetter, am Puls und daran, daß, daß sie ein Schmuckstück geschenkt bekommt, von dem nicht klar ist, woher es kommt. Möchtest Du auch Schuld daran haben, daß meine Mutter gestorben ist? Die Stelle wäre noch frei!


    Am liebsten würde ich sie durchschütteln, um ihrem Denkvermögen auf die Sprünge zu helfen. Ich bleibe aber ruhig sitzen und werde auch nicht laut. Denn vielleicht hört ja nicht nur der Oleander zu.


    Wenn es Dich beruhigt, wenn sie herausbekommen für wenn der Schmuck ist, dann werden sie Severus nicht nur verurteilen, sondern Dich dazu wegen Magie. Großartige Aussichten! Wie romantisch, wenn ihr neben- und miteinander sterbt. Aber bitte, jeder ist seines Glückes Schmied, Liebende und Wahnsinnige soll man nicht aufhalten!
    - Und jetzt laß' endlich den blöden Lavendel! >Argh.< :motz:


    Soll ich zu Aquilius gehen - oder zu Gracchus, um einen Ratschlag zu erbitten? Bin ich eine Petze? Eine blöde weibische Petze, die heulend heimläuft, weil sie selbst nichts auf die Reihe bekommt? Ha!


    Bridhe, ich werde Severus selbst fragen, woher er das Dings hat und wie er daran gekommen ist. Spätestens, wenn wir in den Tempel der Iuno gehen.


    Etwas unüberlegt, aber inzwischen stecke ich schon mit drin. Eigentlich sollte ich meinen Onkel Bescheid sagen oder den vigiles, aber vielleicht sind die beiden ja irgendwann wieder zu normaler Denkleistung fähig. Momentan offenbar nicht.


    Ich will Dich nicht verpfeifen oder Dein Vertrauen, das mich ehrt und freut, mißbrauchen, aber die Sache ist ein paar Nummern zu groß - für Euch und für mich. Und erst recht, solange keine Klarheit herrscht.

  • Es ist so, als ob alles um mich herum einstürzen will. Alles was mir wichtig war, ist nun der Zerstörung preisgegeben.


    Ich bin am Ende Luca! Es ist alles vorbei! Alles! Wenn Severus herausfindet, daß ich ihn verraten habe, dann wird er nichts mehr mit mir zu tun haben wollen!
    Wir haben keine Zukunft mehr! Egal wie wir es drehen und wenden. Immer werden wir die Verlierer sein!


    Was soll ich nur in meiner Verzweiflung tun? Soll ich alles auf meine Kappe nehmen? Soll ich sagen, ich hätte den Schmuck gestohlen? Jetzt habe ich auch noch Luca damit hineingezogen. Ich bin wirklich das Letzte!
    Aber vielleicht wäre ja sein Vorschlag gut. Wenn er erst einmal mit ihm reden würde. Gespräche unter Männern verlaufen immer ganz anders, als die Zwischen Männern und Frauen.


    Schließlich lenkte ich ein. Ich dachte, diese Entscheidung wäre dann doch die Beste!
    Gut, dann sprich mit ihm. Aber bitte, ich möchte nicht, daß ihm etwas geschieht!

  • Ich auch nicht.


    Obwohl - wenn Severus wirklich den Schmuck oder das Geld dafür gestohlen hatte, täte ihm eine gehörige Abreibung vielleicht ganz gut. Was ein Irrer!


    Darum müssen wir herausbekommen wie er an den Schmuck gekommen ist. Oder wie an das Geld für den Schmuck. Wenn Du es nicht aus ihm herauskriegst, dann werde ich mit ihm reden. Ich sag' halt, Du hättest mir die Saphire im Überschwang und ein bisserl unüberlegt gezeigt. Mehr nicht, den Rest kann ich mir ja denken. Auch wenn er der Sohn eines Königs oder Wasweißich ist, wird er ja nicht mit einer Truhe voll Gold hier angekommen sein.


    Irgendwie beginne ich Spaß an der Sache zu haben. Das wie im Abenteuerroman. "Luca und die Saphire der Königin" Nein: "Die Tränen der Bridhe" so nenn' ich ihn; die Saphire sind ihre Tränen, echt gut.


    Und wenn er Dir die Wahrheit sagt, dann überlegen wir uns was. Was, das dann kommt darauf an, was die Wahrheit ist.


    Wahrscheinlich müssen wir fliehen, ich begleite beide nach Germanien zum Limes und dort kommt es dann zum großen Finale, wenn sie mit ihrem Königssohn in einem kleinen Nachen über den Rhein übersetzt.

  • Seine Worte bauten mich wieder ein wenig auf. Aufmerksam hörte ich mir seinen Plan an und nickte zustimmend. Ja, so könnte man es machen!

    Ja, das ist wirklich das Beste. Rede mit ihm und erzähle ihm meinetwegen, ich hätte den Schuck getragen und du hättest mich so gesehen. Vielleicht wird er sich dir dann öffnen. Schließlich schuldet er dir ja auch noch was!


    Die Tatsache, das Severus seine tote Mutter, wenn auch unwissentlich, beleidigt hatte, könnte er hier in diesem Fall schamlos ausnutzen.
    Ich war Luca so dankbar, daß er das alles für mich tat. Er war wirklich ein Freund! Um meine Dankbarkeit zu zeigen umarmte ichihn leicht und küßte ihn auf die Wange.


    Ich danke dir für deie Hilfe!Sobald ich etwas erfahren habe, werde ich einfach zu dir kommen!

  • Plötzlich bin ich mir nicht mehr so sicher - Pläneschmieden gut und schön - aber würde die Wirklichkeit unsere Pläne auch einholen? Severus ist ja keine Gestalt in einem dramatischen Epos, einem Theaterstück, die der Dichter nach belieben hierhin und dorthin schicken kann, ihm das Herz öffnen und das Herz verstocken lassen kann.


    Ich zweifele, ob Severus mir sein Herz öffnet, wenn er daraus vorher eine Mördergrube gemacht hat. Severus ist stark, körperlich stark und geistig, weil er stur ist - und unter Druck wird er wohl noch starrsinniger.


    Sture Esel sind meistens kluge Esel, weil sie mehr wittern als der Mensch, sture Menschen sind meistens dumme Menschen, weil sie aus Stolz oder Überheblichkeit einen einmal eingeschlagenen Weg gehen müssen, auch wenn da längst kein Weg mehr ist. Eine Eigenschaft, von der nur die Dichter profitieren, denn sonst wären ihre Stücke nur langweiliges Gesülze.


    Gut, Bridhe, dann laß' uns nachher nach Gewand Ausschau halten, ich denke, ich muß einen respektablen, dominablen gar flaviablen Eindruck machen die nächste Zeit.


    Vor meinen Augen entsteht ein Bühnenbild, noch verschwommen, aber die Details darf ein guter Dramaturgos nicht dem Zufall überlassen, daran werde ich die nächste Zeit arbeiten müssen. Eine entscheidende Szene den Iuno-Tempel zur Kulisse haben, ich muß am scriptum feilen. Mein Herz pocht vor Aufregung, Säfte schießen durch meinen Körper.


    Bridhe umarmt und küßt mich: Sollte ich eine Dreiecksbeziehung einbauen?
    Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Patriziersproß und dem Königssohn um die junge Fürstin - spektakulärerweise im Amphitheatrum Flavium vor Kaiser und Volk, mehrere dramatische Chöre, ein Familienchor, ein Chor des Publikums. Ave Caesar, morituri ... nein, zum Sterben bin ich nicht bereit.


    Das Schlußbild zeigt nicht Überlebende, sondern Lebende.

  • Ich nickte ihm zu und versuchte, zu lächeln. Mittlerweile ging es mir, zumindest seelisch wieder etwas besser. Ich hoffte, Luca könne uns helfen und alles wäre bald wieder so, wie es bis vor einigen Tagen noch gewesen war.


    Ja, wir werden sicher etwas passendes für dich finden! Und jetzt pflücke ich dir die Kräuter.


    Dann stand ich auf und ging zum Beet und begann, ein Sträußchen Lavendel und eines mit Rosmarin zu pflücken.
    Mit gemischten Gefühlen sah ich Luca nach, als er sich dann langsam fortbewegte und durch den Garten schlenderte.

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