[Collis Quirinalis] - Villa Annaea

  • Lucius Aelius Quarto begrüßte den König freundlich und mit einer Geste, die seiner Wertschätzung Ausdruck verlieh, ohne jedoch Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass ein römischer Consul vor einem gekrönten Haupt auch nur einen Anflug von Unterwürfigkeit zeigte, wie es vielleicht ein Untertan des Königs getan hätte.


    “Ich danke dir, dass du mich empfängst.“, sagte er dann.
    “Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir deinen Betrieb in Betracht ziehen. Du bist zu bescheiden. Die Kunstfertigkeit und Qualität der Arbeiten, die aus deinen Werkstätten kommen, sind allseits bekannt und werden allerorten in höchsten Tönen gepriesen. Für das Ulpianum, dass muss ich wohl nicht betonen, ist nur das Beste ausreichend. Außerdem wird es dem verstorbenen Imperator Caesar Augustus, den jetzt als Divus Iulianus Verehrten, sicherlich gefallen, wenn wir dich damit beauftragen.“




    Sim-Off:

    Ja, es geht weiter. Bitte entschuldige die lange Verzögerung, ich bin schuld.

  • Sim-Off:

    Kein Problem, es geht auch nicht um Schuld oder Nicht-Schuld. ;)


    Der Consul von Rom war ein Mann der genau wusste, dass der König von Tylus hier auch nicht das Geringste zu sagen hatte. Dennoch verstand er es, ihm ebengenau dies nicht zu zeigen.


    Wir tun unser Bestes, damit der Ruf unserer Handwerker nicht leidet, Consul. Divus Iulianus war ein sehr guter Freund von mir, wie du sicherlich weisst und sein Tod hat mich tief getroffen. Umso erfreuter bin ich natürlich, wenn ich für ihn noch etwas tun kann. Der König war ebenfalls kein Mann, der es notwendig hatte, sich selbst in den Vordergrund zu drängen. In Tylus geschah dies schon ganz allein durch sein Amt. Manchmal genoss er es, hier in Rom einfach einer von Vielen zu sein.


    Wollen wir dann beginnen. Hier haben meine Männer in den letzten Tagen verschiedene Ideen entworfen. Vielleicht hat der Consul jedoch bereits eine bestimmte Vorstellung, so dass einzelne dieser Ideen gar nicht in Betracht kommen?

  • Ursus stand ganz selbstverständlich bei den beiden Männern, kam sich dabei allerdings ein kleines bißchen überflüssig vor. Das war allerdings nichts, was ihn in dieser Gesellschaft ernsthaft störte. Er hörte einfach aufmerksam zu, wie die beiden miteinander umgingen. Das war alles andere als uninteressant, vor allem, wenn man die ungewöhnliche Stellung des Königs von Tylus bedachte. Und nicht zuletzt war er gespannt darauf, welche der Entwürfe der Consul in die engere Wahl ziehen würde.

  • “Das allerwichtigste ist natürlich das Standbild von Iulianus selbst, das in der Mitte der zentralen Halle aufgestellt werden soll. Es wird der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Hauses sein und es muss ganz besonders kunstfertig und lebensecht werden. Ich stelle es mir zwar überlenbensgroß und auf einem Podest vor, so das man zu ihm aufblicken muss, aber dennoch soll der Eindruck entstehen, man würde ihm leibhaftig gegenübertreten.
    Ich denke mir das so, dass der Besucher sich ihm gleich gegenüber sieht, wenn er die Halle betritt. Iulianus, also sein Bildnis, sollte kraftvoll wirken, aber nicht kriegerisch, außerdem gütig und man muss auch seiner Vergöttlichung Rechnung tragen... ähm... du verstehst, was ich meine?“

  • Gut, das klärt schon Einiges. Du stellst dir also einen stehenden Divus vor? Nicht getragen auf etwas, oder gar sitzend wie Iupiter? Damit war wohl klar, dass auch die Variante auf dem Adler nicht wirklich zum Tragen kommen würde.


    Das schränkt zwar die kreativen Möglichkeiten massiv ein, aber auch da haben wir verschiedene Entwürfe.

  • Das waren schon eine Menge Eigenschaften, die diese Statue haben sollte. Ursus war sehr neugierig darauf, wie die Bildhauer das in die Tat umsetzen wollten. Leicht war es ganz sicher nicht. Er trat etwas näher an die Entwürfe heran und schaute sie sich genau an. Konnten sie diese Bedingungen erfüllen?

  • Noch bevor der Consul erneut antworten konnte, trat der Aurelier einige Schritte an die Tische heran und versuchte etwas in den Entwürfen zu erspähen.


    Derweil räumte ich bereits jene Rollen weg, welche mit sitzenden oder gar getragegenen Gestalten gedacht waren. Es waren einige dabei, welche mir persönlich gut gefielen. Diese legte ich auf eine Seite des entstehenden "Abfallhaufens".

  • “Nein, stehend und in die Ferne blickend, dass fände ich angemessen. Wichtig ist: das Standbild muss von allen Seiten gleichmaßen gut gearbeitet sein, weil es frei stehen soll. Was mich eher ratlos macht, ist die Frage, ob er etwas in Händen halten soll. Eine Schriftrolle vielleicht? Aber wird ihm das gerecht, wo er doch ein sehr kriegerischer Mann war und ein leidenschaftlicher Soldat? Muss er bekränzt dargestellt werden, oder lieber nicht? Und wie sieht es mit der Bemalung aus?“


    Er sah den König an, und auch Aurelius Ursus, der ja vielleicht eine gute Idee hatte.

  • Ursus schaute von den Entwürfen auf. Das waren Fragen nach Einzelheiten, die gar nicht leicht zu beantworten waren. Am Ende aber würden gerade diese Details der Nachwelt zeigen müssen, wen sie vor sich hatten, wie dieser Mann zu Lebzeiten gewesen war. "Eine Hand ruhend auf dem Schwertgriff wäre meiner Meinung nach wesentlich passender als zum Beispiel ein gezogenes Schwert in der Hand. Das ließe dann auch alle Möglichkeiten für die zweite Hand offen." Er schaute die beiden anderen fragend an, was sie von diesem Vorschlag wohl halten mochten.

  • “Oh, ja, eine gute Idee. Eine Hand auf dem Griff des Schwertes, bereit es zu ziehen um das Imperium mit der Waffe in der Hand gegen seine Feinde zu verteidigen. Die andere aber... vielleicht eine Schriftrolle, als Symbol für die Macht des Wortes und der festgeschriebenen römischen Gesetze?“

  • Ich fand endlich den Entwurf, den ich schon die ganze Zeit über gesucht hatte.


    Hier habe ich einen Entwurf, der sich zwar stark an der Statue des Augustus orientiert, jedoch nicht ganz auf dieser Linie fährt. Was man mit den Armen macht, das sind Details. Viel wichtiger ist, ob die Ausstrahlung, die Körperhaltung generell so stimmt.


    Dabei würde ich die Hand jedoch nicht direkt an den Griff ansetzen, weil dabei eine leicht verkrampfte Ausstrahlung entsteht, sondern sie griffbereit auf den Griff legen, oder sogar darüber schweben lassen.

  • "Vieles an der Ausstrahlung wird auch durch den Blick bestimmt. Doch gerade der ist ja sehr von der Kunstfertigkeit des Bildhauers abhängig. Ja, und natürlich die Körperhaltung. Was die Körperhaltung angeht, finde ich diesen Entwurf recht gelungen. Stolz und erhaben, aber doch so, daß man sich irgendwie wahrgenommen und sogar willkommen fühlt. Die Hand leicht auf dem Griff des Schwertes, nicht verkrampft, als würde man es gerade ziehen wollen. Auf schlichte, aber doch eindringliche Weise wachsam... Eine Schriftrolle für die zweite Hand fände ich auch sehr ansprechend." Ursus hatte einen Entwurf, der ihm von der Körperhaltung her besonders gefiel, aufgenommen und zeigte ihn den beiden. "Das Gesicht finde ich hier allerdings nicht besonders gut getroffen."

  • Ich schaute interessiert von meinem Papyrus zu demjenigen, welchen uns der Aurelier vorschlug. Sie waren sich nicht so sehr unterschiedlich, doch gerade in der Körperhaltung gab es kleinere Unterschiede, welche die Ausstrahlung massiv veränderten.


    Ja, dieser Vorschlag trifft meiner Meinung nach den Charakter des Divus sehr gut.


    Ein Blick auf die Beschriftung zeigte mir, dass der im Moment favorisierte Vorschlag von einem Mitarbeiter stammte, welcher den Divus sehr wahrscheinlich nie persönlich gesehen hatte. Er war erst kürzlich zu uns gestossen. Andere hingegen hatten ihn gekannt, weswegen dort das Gesicht besser dargestellt wurde.


    Das Gesicht lässt sich ohne Problem von einem anderen Entwurf und damit auch von einem anderen Mitarbeiter übernehmen. informierte ich. Ebenso alle weiteren Ausgestaltungsdetails. Wenn ein Handwerker die Körperform, also die Haltung erstellt, dann ist es ohne Problem möglich, die Details auf dem Körper, also die Themata auf dem Panzer, sollte er einen tragen, oder das Gesicht, oder die Gestaltung der Schuhe, von einem anderen Entwurf, sprich Mitarbeiter, zu nehmen.

  • Von solchen Details verstand Aelius Quarto nichts. Darum brummelte er nur ein “Ja, gut, gut.“ und nickte zustimmend.
    “Ich bin mir sicher, diese Sache ist bei dir in besten Händen. Allerdings müssen wir noch eine Frage klären, sehr profan, aber nötig. Der Preis, wie hoch wäre der? Ich hoffe, meine direkte Frage beleidigt dich nicht.“

  • Anscheinend fand sein Vorschlag auch bei den beiden anderen Anklang, was Ursus durchaus erfreut zur Kenntnis nahm. Anscheinend waren nun die wichtigsten Punkte für die Ausgestaltung der Statue festgelegt, zumindest gab Quarto keine weieren Anweisungen dazu und fragte nach dem Preis. Der konnte kaum zu hoch ausfallen, denn allein der Prestigegewinn durch solch eine Arbeit war für jeden Betrieb absolut unbezahlbar.

  • Der Preis war für mich nie ein Thema gewesen, umso überraschender kam nun diese Frage.


    Du beleidigst mich überhaupt nicht, obwohl ich in dieser Sache nie an den Preis gedacht hatte. Ich nehme an, dass der Kaiserhof oder der Senat sich bereits über diese Frage Gedanken gemacht haben. Aus einem solchen Auftrag einen ungebührlichen finanziellen Vorteil zu schlagen, das würde der Kultur unseres Landes und dem Andenken des Divus nicht gerecht.


    Ich rechne mit dem im Moment auf dem Markt üblichen Preis für eine normal grosse Statue. Für eine doppelt so grosse natürlich mit dem doppelten Preis, weil ich doppelt soviel Material benötige.


    Du verstehst, was ich meine?


    Sich in so einer wichtigen Sache über den Preis zu streiten, lag nun wirklich nicht in meiner Natur. Es gab sicherlich Landsleute, welche nun die Nase gerümpft hätten, ab der fehlenden Einstellung zum Geschäft, doch mir waren solche Leute noch immer egal gewesen.

  • “Ja, durchaus, dass erscheint mir gerecht. Aber wie hoch ist denn der marktübliche Preis für eine große Statue von ausgezeichneter Machart? Ich muss gestehen, schon lange keine mehr in Auftrag gegeben zu haben.“


    Die Frage galt scheinbar dem König ebenso wie Aurelius Ursus, denn beide sah er nacheinander an.

  • Natürlich hatte Ursus sich über die Preislage kundig gemacht. Doch eher würde er sich die Zunge abbeißen, als der erste zu sein, der eine Zahl nannte. Er erwiderte also den Blick des Consuls ruhig und schaute dann erwartungsvoll zum König. Er hoffte, daß Quarto seiner Miene entnehmen konnte, daß er nicht unvorbereitet auf diese Frage war. Wobei natürlich sowohl die Qualität des Materials, als auch die Kunstfertigkeit des Bildhauers großen Einfluß auf den Preis hatten. Insoweit gab es eine große Spanne der Möglichkeiten. Ursus war wirklich gespannt, auf welche Zahl der König sich festlegen würde.

  • “Mmh.“, machte Aelius Quarto und nickte, kommentierte die Zahl aber nicht weiter. Er hielt es wohl in diesem Zusammenhang für nicht angebracht, lange zu feilschen.


    “Wir dürfen aber auch die anderen Statuen für die Haupthalle nicht vergessen. Die der kaiserlichen Familie. Lucius Ulpius Vindex, sein Vater, sollte meiner Meinung nach auch seinen Platz erhalten, ebenso die Mutter Annia Galeria Faustina und auch Gaius Ulpius Felix, der erste Caesar und Iulianus leiblicher Neffe. Nicht zu vergessen Marcus Ulpius Traianus, sein direkter Vorgänger und Onkel.“


    Er überlegte kurz, dann fügte er hinzu: “Die ehrwürdige Witwe, Iulia Ulpia Drusilla, auch sie, ja. Das wären dann fünf weitere Statuen.“

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