Keltisch-Germanische Expedition ins Einkaufsparadies

  • Schon von Anfang an hatte dieser Ausflug unter einem schlechten Stern gestanden. Trübe war das Wetter, der Himmel dunkel bewölkt, und als Severus und Bridhe das Trajansforum erreichten, fing es an zu nieseln. Ein beständiger klammer Schleier feiner Regentröpfchen senkte sich vom Himmel herab, überzog alles mit einem kalten Film von Nässe, und trübte die Sicht auf die gewaltigen Bauwerke, die kolossalen Monumente der Ewigen Stadt.
    Alles was das Herz begehrte gab es angeblich auf den Trajansmärkten hier zu kaufen. Schnell traten die beiden in eine der überdachten Passagen zwischen den Läden und Ständen. So leer die Strassen draussen bei dem Wetter waren, so dicht drängten sich nun hier die Leute, Einkaufwillige und Passanten die das Ende des Regens abwarteten.
    Mit einer brüsken Kopfbewegung liess Severus die Kaputze seiner dunkelgrauen Paenula vom Kopf gleiten. Er strich sich mit dem Handrücken ein paar Regentropfen von der Stirn, und sah skeptisch auf die Unzahl feilgebotener Waren an den nächsten Stände, die ihn schon auf den ersten Blick zu erschlagen drohten. Tücher in allen Farben, leuchtend selbst an diesem Regentag, Tuniken aller Arten, seltsam geschnittene, affig gefärbte darunter, und dazwischen die lauten Anpreisungen der Händler, das Geschiebe und Gestosse einkaufswütiger Römer.
    Garms Grimm. Und da sollten sie sich hineinstürzen?


    Skeptisch sah er zu Bridhe. Wortkarg und kühl war er gewesen auf dem Weg, noch immer hing der Streit am frühen Morgen zwischen ihnen wie eine finstere Wolke die ihren Kolleginnen oben am Regenhimmel gut Konkurrenz machen konnte.
    Es kam ihm auch der Gedanke, dass es doch praktisch wäre, wenn man am Eingang zu solchen Einkaufstempeln eine Trinkhalle hinstellen würde, dann könnten die Männer dort, in aller Ruhe und unter sich ausharren, während die Frauen, auch unter sich, ihrem weiblichen Sammlertrieb frönten...
    Aber nein, er musste ja auf Bridhta achten, Rom war schliesslich ein gefährliches Pflaster. Und zum Sachen tragen würde sie ihn wohl auch brauchen. Reserviert erkundigte er sich:
    "Was willst Du denn kaufen?"

  • Na, das paßte doch alles! Heute Morgen der Zoff mit Severus, dann dieses ominöse Geschenk und jetzt, als wir auf dem Weg zum Einkaufen waren, mußte es auch noch anfangen zu regnen! Wortkark und recht abgekühlt war die Stimmung auf dem Weg zum Forum gewesen. Die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, die mir heute zum ersten Mal so richtig zu Füßen liegen hätten können, fanden keinerlei Beachtung. Zu sehr war ich mit dem Geschehenen beschäftigt. Auch Severus schwieg lieber. Natürlich war er sauer, weil ich so reagiert hatte und zuguterletzt nicht einmal sein Geschenk angelegt hatte! Doch solange er mir keine plausible Erklärung, für die Herkunft des dafür benötigten Geldes nennen konnte, würde ich es auch nicht anlegen. So hatte ich es mir zumindest vorgenommen.
    Schließlich hatten wir unser Ziel erreicht.


    Zuerst würde ich gerne nach einer schönen Tunika Ausschau halten und dann vielleicht auch noch nach ein Paar Schuhen.


    Außerst kühl und fast emotionsloswar meine Antwort ausgefallen.Mir war die Lust auf fast alles vergangen. So sehr hatte ich mich auf den heutigen Tag gefreut. Aber ich wußte auch, daß der heutige Tag, mit all seinen bisherigen Geschehnissen ein absoluter Albtraum für Severus sein mußte. Pech für ihn! Das hatte er jetzt davon!

  • Ein Frösteln überlief ihn bei der Kälte ihres Tonfalls. Ungehalten schnaubend verschränkte er die Arme. Wenn hier einer ein Recht hatte sauer zu sein dann war das doch wohl er! Ein einziger Albtraum dieser Tag!
    "Aha. Nun, Frostprinzessin, dann hast Du hier ja eine grosse Auswahl.", gab er nun auch mit klirrender Kälte und Eiszapfen in der Stimme zurück. Er blickte in das Gewühl der Menschen, und sah haufenweise Stände und Läden die Tuniken oder Schuhe führten. Die würde sie doch hoffentlich nicht alle abklappern wollen... oder?
    Er sagte sich aber, dass er schon schlimmeres durchgestanden hatte. Nein, seine heute-nicht-ganz-so-süsse sollte nicht die Genugtuung haben ihn leiden zu sehen! Er verbannte den gequälten Zug aus seinem Gesicht und stellte sich mit Würde seinem Schicksal für heute, bereit es unerschüttert zu tragen. Vielleicht konnte er ja die Gelegenheit nutzen und gleich einen wasserdichten Sack erwerben. Und Salz.
    Mit einer übertrieben höflichen Handbewegung bedeutete er und wohin bitte die Dame?, um dann loszugehen, und sich unbeirrt in die Menschenmasse zu stürzen. Der Geldbeutel hing an seinem Gürtel unter der langen Paenula, und mit durch das durch das Wiedersehen mit Tilla erneuertem Argwohn behielt er die Umgebung im Auge, wohlwissend wie schnell und unversehens man in Rom seine Sesterzen loswerden konnte. Mit seinen breiten Schultern bahnte der grosse Germane den Weg, so dass Bridhe bequem in seinem Kielwasser folgen konnte, hin zu dem ersten Stand nach der ihr der Sinn stehen mochte.

  • Hatte er mich eben Frostprinzessin genannt? Meine Augen verengten sich, als er mir auf diese schnippige Art und Weise antwortete. Wenn hier jemand einen Grund hatte, schlecht gelaunt zu sein, dann war das ja wohl ich! Er hatte mir die ganze Freude und den Spaß, den ich heute haben wollte, genommen.


    Vor uns lagen sie also, unzählige Stände, die alles anboten, was das Frauenherz begehrte. Tuniken in allen Farben und mit verschienen Mustern, Schuhe in verschiedensten Ausführungen und was man sonst noch so brauchen konnte, als Frau. Auswahl ohne Ende und für jeden Geldbeutel! Apropos Geldbeutel! Warum hatte er sich eigentlich gleich den Geldbeutel gegriffen!? Schließlich hatte Aquilius mir das Geld für den Einkauf gegeben! Aber na klar! Das war wieder eine von diesen ich-bin-hier-der-Mann-Kisten. Das ging mir so langsam ganz schön auf die Nerven! Ach was, seine ganze übertriebene Art ging mir heute ganz gewaltig auf den Keks! Damit war er heute bei mir an der richtigen Adresse gelandet. Süffisant unterbreitete ich ihm meinen Vorschlag.


    Ach weiß du was? Am besten wir pirschen uns jetzt von Stand zu Stand durch und schauen uns alles ganz genau an!


    Ohne seine Antwort abzuwarten, stürzte ich mich in die Menschenmenge und realisierte meinen Vorschlag. Gnadenlos!

  • So viele Menschen. So viele Farben, Stimmen, Gerüche. Hektik und Handel allenthalben. Tapfer begleitete Severus seine grausame Liebste, als sie ihr Vorhaben wahrmachte. Sich alles ganz genau angucken, bei allen Fylgien, das würde ja Tage dauern... Standhaft ging er an ihrer Seite, versuchte sich von der Fülle der Eindrücke nicht überwältigen zu lassen, stemmte sich gegen den Widerwillen, hier so viel Zeit mit so belanglosen Dingen zu verbringen...
    Stunden vergingen. Oder jedenfalls schien es Severus so, als ob sie schon den halben Tag hier in diesem verwirrenden Labyrinth zwischen den Ständen und Geschäften zugebracht hätten. Grell und aufdringlich sprangen die Waren ihn an, unschön tönten die Anpreisungen der Händler, das Klimpern der Münzen in seinen Ohren. Er war jetzt schon zermürbt. Und dabei hatte Bridtha noch nicht mal eine einzige Tunika erstanden! Severus ertappte sich bei einem tiefempfundenen Seufzen. Er riss sich zusammen, wollte keine Schwäche zeigen.
    "Dies alles", sagte er dann abschätzig, "all diese Waren die hier feilgeboten werden, dieser groteske Reichtum, den Rom hier so stolz zur Schau stellt - das haben sie alles den unterworfenen Völkern abgepresst."
    Nach diesem vernichtenden Urteil lehnte er sich an eine der Säulen am Rande der grossen Halle, in der sie sich gerade befanden, und sagte trotzig:
    "Es reicht mir. Ich warte hier auf Dich."
    Neben ihm auf einer Stufe hatten sich zwei Römer niedergelassen, die ebenso erschöpft wie er aussahen. Anscheinend waren sie auch auf der Strecke geblieben.
    "Ich versteh das einfach nicht", seufzte der eine, und stützte das breite Doppelkinn in die Hand, "sie hat sicher schon fünf Paar grüne Sandalen! Aber dann gibt es ja nicht nur grün, sondern es gibt laubgrün und grasgrün, tannengrün und moosgrün, blaugrün und wassergrün und giftgrün und froschgrün, und sie will jetzt unbedingt noch ein Paar in mintgrün. Passend zur Stola.... mintgrün..."
    Er sah aus als ob er gleich weinen würde, und Severus verspürte prompt einen Anflug von Solidarität. Mit einem Römer! Garms Grimm, er war wirklich schon ziemlich am Ende.

  • Gerade begann ich mich, mit dieser wunderbaren bunten und exotischen Einkaufswelt anzufreunden. Diese schönen Stoffe, die es in allen Farben des Regenbogens gab und die Lederwaren, Schuhe, Täschchen, Gürtel. Es roch hier auch so verführerisch nach Essenzen, die man sich auf die Haut träufeln konnte. Unter normalen Umständen wäre ich hier der Ekstase verfallen, hätte mich förmlich hineingestürzt in das bunte Treiben, so, wie die Beiden neben mir.
    Da standen zwei Frauen, eine Bruünette und ihre Freundin, eine Blondine mit lockigem Haar, die sich eifrig nach den angebotenen Schuhen umschauten. "Schau mal Carriena, echte Manolos Blahnikos!Und die sind ganz billig! Nur 600 Sesterzen!"Ganz hysterisch begann diese Carriena mit ihren Armen herumzufuchteln "Waas echte Manolos? Die muß ich haben!!!"
    Ehrlich gesagt, konnte ich mir nicht erklären, was an diesen Schuhen so toll sein sollte. Irgendwie war ich nicht so richtig kaufig :D Für nichts konnte ich mich so recht entscheiden! Und daran war nur ER Schuld! Als er mir jetzt noch ein schlechtes Gewissen einreden wollte, wäre ich beinahe explodiert. Da fand ich es doch richtig entspannend, als er meinte, er würde dort an der Säule auf mich warten. Meine Antwort war dann auch dementsprechend entspannt.
    Gute Idee!

  • Es war einer dieser tage an denen man nicht vor die Tür hätte gehen sollen. Sie waren am morgen aufgestanden und hatten sich auf ihren Fischzug begeben. Na ja...sie hatten es versucht.


    Das erste Opfer, dass sie sich an diesem tristen und trüben Tag ausgesucht hatten, war zu allem Unglück auch noch einer vom Militär gewesen und im letzten Moment hatten sie dies herausbekommen. Ein Zufall nur, der ihn verriet und sie von einigem Ärger fern hielt. Danach waren sie beide mehr oder minder gezwungen noch mehr auf der Hut.


    Es hätte wirklich kaum schlechter gehen können. Sie war schon unzählige Male auf Jagd gewesen, aber doch heute wollte sich kein rechtes Opfer finden lassen. Das Wetter hielt die wirklich Reichen davon ab sich nach draußen zu wagen und so übernahmen die armen Sklaven, die man vor die Tür trieb das einkaufen. Sie hatten gerade mal so viel Geld dabei wie sie für ihre aufgaben benötigten und das war meist nicht viel. Doch sie brauchten mehr Geld. Die Erspanisse gingen langsam aber sicher zurück und es musste Nachschub besorgt werden und außerdem juckte es gewaltig in den Fingern. Manchmal hatte sie schon das Gefühl einzurosten weil sie so lang nichts mehr erbeutet haben.


    Ganz in diesen Gedanken vertieft, getrennt von Nico über den Markt laufend, stolperte sie über einen Gegenstand, der im Weg lag und fiel hin. Nico war nicht in ihrer Nähe, dass sie deie Opfer auskundschaften sollte und er bei vermeintlichem Erfolg zuschlagen sollte.


    Dies alles war aus dem Kopf der jungen Frau verschwunden als diese sich nach dem Sturz aufrichten wollte und einen grausamen Schmerz spürte. Sie hatte sich die Knie angeschlagen und dies alles war nun auch noch vor den Augen von irgenwelchen Kerlen passiert, die auf einer Stufe saßen und sich unterhielten....

  • Dann war man sich ja einig. Mürrisch verschränkte Severus die Arme und sah betont unbeteiligt an Bridhe vorbei auf das bunte Treiben. Der Regen schien stärker geworden zu sein, er trommelte auf das gewölbte Dach der Markthalle, und immer mehr Leute suchten hier Unterschlupf. Forschend schweiften Severus' Augen umher - gab es hier drin nicht vielleicht irgendwo eine Taverne? Da könnte er dann in aller Ruhe und gemütlich abwarten, während Bridhe ihre Besorgungen machte. Nichts in Sicht. Resigniert lehnte er den Kopf an die Säule zurück, und machte sich auf eine lange Zeit des Wartens gefasst. Müssig beobachtete er die Vorbeigehenden, und wurde auf eine zierliche junge Frau aufmerksam, deren lichtblondes Haar aus der südländischen Menge herausstach wie ein Sonnenstrahl an diesem Regentag. Schön.
    Direkt vor ihnen stolperte sie, wohl über eine gesprungene Steinplatte und knallte auf den Boden. Sie schien sich das Knie an- oder aufgeschlagen zu haben. Eine Maid in Not - ganz von allein löste Severus sich von der Säule, und war mit zwei Schritten neben ihr.
    "Alles in Ordnung?", fragte er mit seinem rauhen germanischen Akzent. Aufmerksam musternd lag der Blick seiner graugrünen Augen auf der jungen Frau, während er sich herunterbeugte, und ihr eine kräftige Hand zum Aufstehen bot.

  • Ohne mich noch einmal zu ihm umzublicken zog ich von dannen. Sollte er doch bis in alle Ewigkeit hier sitzen bleiben, dieser Sturschädel! Wenn ich ihn später für´s bezahlen brauchte, konnt ich ihn ja immer noch rufen.
    Vielleicht kehrte ja durch seine Abwesenheit meine Inspiration zurück und ich würde doch noch etwas Schönes für mich finden. Doch die Auswahl an Stoffen, an Farben, an Schnitten und auch an Mustern war riesengroß, ja fast schon erdrückend! Es würde sicher einige Zeit in Anspruch nehmen, bis ich mich erst einmal für eine Farbe entschieden hätte.
    Nach einer Weile hatte ich zumindest eine geößere Auswahl an Tuniken getroffen. Über die passenden Schuhe machte ich mir jetzt noch gar keine Gedanken. Die könnte ich erst aussuchen, nachdem ich mich für eine oder mehrere Tuniken entschieden hätte.
    Es sah also ganz danach aus, als ob meine Expedition ins Einkaufsparadies noch etwas länger dauern würde.
    Und dann hatten wir ja noch lange nicht die Tuniken für Severus gefunden! :D
    Ich schätzte mal, wir würden sicher nicht vor Sonnenuntergang in die Villa zurückkehren.

  • Das war ja mal wieder prächtig. Nicht nur, dass sie jetzt die Aufmerksamkeit aller Umstehenden auf sich gezogen hatte, war ihre Tunika kaputt, sie selbst zu Schaden gekommen und ihre Laune noch mehr unter den Nullpunkt gefallen. Besser konnte der Tag ja wirklich nicht weiter gehen, oder?


    Während sie nun versuchte aufzustehen und die Schmerzen herunterzuschlucken, die ihr die Tränen in die Augen trieben, kam einer der Männer auf sie zu um ihr zu helfen. Jede Bewegung tat so weh. Sie fragte sich wie sie so etwas früher als Kind einfach so wegstecken konnte. Da war sie nach solchen Stürzen einfach aufgesprungen und hatte weitergespielt. Nun hockte sie hier und musste sich helfen lassen.


    "Ich danke dir für deine Hilfe. Es ist sehr nett."


    Sie ergriff die starke Hand und ließ sich aufhelfen. Dann betrachtete sie ihre Knie, die ein wenig bluteten, aber sonst nur abgeschürft waren. Für einen kleinen Moment, ließ die Kraft in ihren Knien nach und sie musste sich ein wenig abstützen damit sie nicht gleich wieder umfiel.


    "Bitte entschuldige. Es geht nun schon wieder. Danke noch einmal für deine Hilfe."


    Kurz lächelte sie ihn an ehe sie sich anschickte weiter zu gehen ungewiss der ganzen anderen Dinge, die wohl noch pasieren würden nachdenen, die ihr bereits passiert waren.

  • Früh schon waren sie heute losgezogen. Zuerst getrennte Wege. Jeder wollte für sich herausfinden wie viel Erfolg er alleine hatte. Außer jedoch einem betrunkenen alten Mann, der gerade aus einer Taverne getorkelt kam, fand Nicodemus einfach kein passendes Opfer. Später hatte er sich wieder mit Celese getroffen und die beiden vereinbarten einen gemeinsamen Streifzug.


    Die junge, hübsche Frau sollte vorausgehen und ein eventuelles Opfer aussuchen. Aufgrund ihrer schlechten Laune fand Nico einfach keine Gelegenheit die Sache wirklich ausführlich mit ihr zu besprechen. So also musste er sich jetzt darauf konzentrieren, was sie wohl tun würde. Wie ein unsichtbarer Schatten verfolgte der Mann seine Gefährtin und ließ sie keinen Moment aus den Augen. Ihn jedoch sah man auch nicht. Zu lange war er schon geübt darin sich nicht zu verraten. So folgte er Celeste über den Mark. Hin und wieder sah es aus, als wäre sie fündig geworden, doch sie ging immer weiter.


    Wohl zu sehr in ihre Gedanken vertieft, denn als sie hinfiel und hart auf dem Boden aufschlug tat Nicodemus schon einen Schritt nach vorne um ihr helfend zur Seite zu stehen. Doch im letzten Moment besann er sich seiner Aufgabe und so tarnte er seinen Fehler wie jemand, der plötzlich etwas hatte fallen lassen. Geschickt verschwand er wieder hinter einem Verkaufsstand, ohne, dass wirklich jemand Notiz von ihm genommen hatte. Wie gerne wäre er zu Celeste gegangen und hätte ihr geholfen. Doch sie hatte noch nicht das Zeichen zum Abbruch gegeben. Und diese beiden Sklaven bei denen sie gerade stand waren doch sicherlich passende Opfer. Weiterhin unendeckt beobachtete der Dieb seine Komplizin und wartete was sie wohl vorhatte.

  • Kurz schien es dem Germanen, als ob die junge Frau gleich umkippen würde. Diese zartbesaiteten Stadtmenschen! Aber sie fing sich wieder. Schade, so ein süsses Ding hätte er gerne aufgefangen. Aber nein, ermahnte er sich, er war ja mit seiner Freundin hier. Auch wenn die zur Zeit interessierter an irgendwelchen Klamotten als an ihm zu sein schien.
    "Gut.", sagte er freundlich, und strich seinen Umhang zurecht, wobei zwischen den schweren Falten kurz der wohlgefüllte Lederbeutel an seinem Gürtel sichtbar wurde. Gutgekleidet war Severus, ebenso wie Bridhe, und die breiten Lederbänder an seinen Handgelenken verbargen die Narben der Ketten, auch trugen sie beide keineswegs ein Brandzeichen auf der Stirn, so dass auch ein aufmerksamer Betrachter den beiden ihren Stand nicht an der Nasenspitze ablesen konnte.


    Mit einem halben Lächeln nickte er der blonden Maid nochmal zu, als die sich bedankte und dann weiterging. Auch er wandte sich ab, kehrte aber nicht zu der Säule zurück, sondern sah sich um, wo eigentlich Bridhe inzwischen war. Über die Köpfe der Menge hinweg spähte der grosse Germane, erblickte schliesslich die Gesuchte und bahnte sich den Weg durch das Gedränge bis zu ihr hin. Er fand sie, einer gewaltigen Auswahl von bunten Tuniken gegenüber. Hatte sie sich denn immer noch nicht entschieden?
    Er verbiß sich das Seufzen, und auch das Quengeln, und trat von hinten an sie heran, berührte sie sanft an der Schulter. Vielleicht sollte er die Sache mal strategisch angehen. Sonst würde er sie wahrscheinlich bis Sonnenuntergang nicht von diesem Markt weglotsen können. Welch grausame Vorstellung.
    "Nimm doch die, ähm, farn-grüne da.", schlug er vor, und deutete wahllos auf eins der Gewänder. "Die da, mit den Mustern drauf. Die steht Dir bestimmt gut."

  • Aha! Der werte Herr, war wieder gewillt in meiner Nähe zu weilen! Doch das, was er mir mitzuteilen hatte, war wenig konstruktiv, sondern zeugte eher von seiner Abneigung des Einkaufens an sich. Deshalb quitierte ich seinen Vorschalg nur mit einem irritierten Blick und murmelte, für ihn nicht hörbar
    Iiiee! Ich bin doch kein altes Weib! Das kannst du deiner Mutter kaufen!
    Diese farngrüne Tunika gehörte definitiv nicht zu meiner größeren geschweigedenn zu meiner näheren Auswahl!
    Doch gut, wenn er sich schon bemühte, dann wollte ich ja mal nicht so sein. Also hielt ich ihm fünf verschiedene Tuniken vor die Nasen.


    Schau mal, wie gefallen dir die hier? Da hätte ich einmal diese schöne Nachtblaue. Herrlich was? Und dann hier diese Indigoblaue. Guck mal, siehst du die schonen Muster, die in den Stoff gewebt sind? Na und dann diese Himmelblaue. Ich finde den Schnitt so schön! Und die erst, diese wunderschöne Grünblaue! Wie findest du die? Na ja und diese hier, diese Hellblaue. Aber ich glaube, die ist zu blass!


    Eigentlich wari ch wirklich an seinem Urteil interessiert, obwohl ich mir da keine großen Hoffnungen machte, etwas Hilfreiches von ihm zu hören.

  • Was brummelte sie denn da? Und dann dieser geradezu angewiderte Blick. Severus verdrehte die Augen, und hoffte inständig, dass die neue Zickigkeit, die seine Liebste da an den Tag legte, bald wieder ihrer natürlichen sanften Lieblichkeit weichen würde.
    Eine Tunika nach der anderen hielt sie ihm dann unter die Nase; er blinzelte, überwältigt von der Vielzahl. Da war doch kaum ein Unterschied zu sehen, wie konnte man daraus nur so eine grosse Sache machen.
    "Ja. - Ja. - Ja. - Sehr hübsch. - Ja. - Weißt Du, wirst in jeder davon wunderschön aussehen, min Skaz."
    Er kratzte sich am Kinn, und fühlte sich überfragt. Aber es musste doch mal vorangehen. Also deutete er auf eine der Kandidatinnen und heuchelte Interesse.
    "Die hier ist schön. Blau wie das Meer. Ist das Türkis?"
    "Das ist 'AZUR'.", warf eine schicke Verkäuferin, die gerade eine andere Kundin umschmeichelte, sehr bestimmt ein.
    "Ah. Azur. Ja, also ich denke die passt sehr gut zu Dir. Zu Deinen Augen. Und die erste da - die 'Nachtblaue' auch. Dann hast Du eine dunkle und eine etwas hellere. Die ganz hellen find ich nicht so gut. Wird doch gleich dreckig."

  • Ja, er gab sich richtig viel Mühe, oder war es besser zu sagen, er bemühte sich. Aber irgendwie nahm ich es ihm nicht so recht ab. Natürlich, er war völlig überfordert und eigentlich tat er mir auch schon wieder leid. Mitleidig lächelte ich ihn an.


    Ach, vielleicht sollte ich doch besser noch eine grüne Tunika nehmen.


    Unschlüssig besah ich mir nochmal alle Gewänder. Vielleicht hatte er ja doch recht. Die Azurfarbene war wirklich nicht übel.


    Und du meinst wirklich, die Azurfarbene steht mir? Welche Schuhe passen denn dazu?


    Wieder machte ich mich ans Werk und suchte nach schönen grünen Tuniken. Er stand immer noch neben mir und mußte einfach nur noch fassungslos darüber sein, mit welcher Beständigkeit ich mich der Suche nach noch mehr Tuniken hingab.
    Und dann.... irgendwann.....bekam ich die Eingebung!


    Leannán! Ich glaube ich hab´s! Du hast Recht! Ich nehme die Azurfarbene und die Nachtblaue!


    Stolz über meine Entscheigung schaute ich zu ihm und Verheißunsvoll waren meine weiteren Worte.


    So, und jetzt bist du dran! Schau, hier gibt es auch schöne Tuniken für Männer!

  • Es war zum Haareraufen. Warum konnte sie sich denn nicht einfach entscheiden?!! Völlig entnervt stand Severus neben ihr, während sie sich mit ungebrochenem Enthusiasmus durch Berge von Tuniken wühlte. "Ja", sagte er immer automatisch, wenn ein Kommentar gefragt war, "Sehr schön" oder "Mhm, ganz genau". Aber es nahm einfach kein Ende! Gequält wandte er sich schliesslich ab, seufzte schwer, und massierte sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger.
    Nie wieder. Niiiieee wieder!!!, schwor er sich, während die Zeit zäh und immer zäher voranschlich.
    "Hmm?"
    Trübe sah er auf, als sie ihn wieder ansprach. Was, sie hatte sich entschieden?! Allen Asen und Wanen sei Dank.
    "Sehr schön. Ah. Ja. Hab ich doch gleich gesagt. - Für mich? - Oooh nein. Ich hab schon genug Sachen zum Anziehen. Wirklich. Und die hier sind mir eh zu klein. Die Römer sind alle so schmächtig. Schau..." - er deutete auf die nächstbeste Männertunika - "...das passt mir nie im Leben. Ich bezahle dann mal, und dann können wir ja gehen, ja?"
    War da ein Unterton von Flehen in seiner Stimme?

  • Mir schien, er ließ nichts unversucht, um hier weg zu kommen. Nein, er braucht nichts, nein er hat ja alles! Das kam mir irgendwie bekannt vor! War das nicht der Standardsatz aller Männer, die neu eingekleidert werden sollten? Ich fragte mich, wieso er überhaupt etwas zum anziehen hatte, wenn ihm angeblich nichts passte!


    Aquilius hat mir aber aufgetragen, dir auch etwas zu kaufen! Na komm schon! Wenigstens eine Tunika! Schau mal hier, die moosfarbene Tunika. Die steht dir und die hat sogar Übergröße!


    Mit ernster Miene schaute ich ihn an und deutete schließlich auf eine Tunika, die ganz passabel aussah. Die war genau richtig für ihn, dachte ich zumindest!

  • "Na gut. Aber wieso bitte trägt Aquilius Dir auf, mir was zu kaufen? Glaubt er etwa ich bin ein Kind? Oder hast Du ihm das gar vorgeschlagen?"
    Sauer schüttelte Severus den Kopf. Das war doch die Höhe. Ungnädig starrte er die moosgrüne Tunika an, die Bridhe vorgeschlagen hatte und mäkelte:
    "Nein. Die hat da so komische Fransen, das sieht doch völlig albern aus. Ich nehm lieber die schlichte graue da."
    "Anthrazit.", flötete es aus dem Hintergrund.
    Severus griff sich die Tunika und hielt sie sich vor. So, jetzt würde er Bridhe mal zeigen, wie man so was ruckzuck erledigte, kurzentschlossen und im Handumdrehen.
    "Nein. Die ist zu kurz.", musste er feststellen. Die nächste war völlig unmöglich bestickt. Die darauf spannte an den Schultern. Wieder die nächste war ihm zu grell, die darauf folgende zu seltsam geschnitten, die danach zu weibisch, die danach zu extravagant, die danach zu weit, die danach zu rot.
    "Eine ganz normale Tunika", murmelte er verdrossen, "warum nur haben die denn keine ganz normalen Tuniken, ohne Schickschnack und Kram und komische Borten und so...?"
    Auch Severus hatte nun mal sehr genaue Vorstellungen.

  • Jetzt platzte mir aber beinahe der Kragen, wenn ich einen gehabt hätte! Doch ich atmete tief durch. Ganz ruhig bleiben, Bridhe! Das ist nur ein böser Traum! Der geht bald vorbei!
    Ich kräuselte meine Lippen und runzelte die Stirn.


    Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall! Diese Graue ist ja potthäßlich! So geh ich nicht mit dir aus dem Haus! Die kannst du allerhöchstens zum Holz hacken anziehen und dafür ist sie noch zu häßlich!


    Dieser Mann würde mich noch in den Wahnsinn treiben! Es war wirklich zum Haare raufen! Alles, was ich ihm ausgesucht hatte, war entweder zu klein, zu komisch, zu kurz, zu weit, zu grün, zu rot, zu wasweißichnoch! Doch das allerbeste war, als er eine schlichte weinrote Tunkia, die extakt seiner Große entsprach, als zu bunt bezeichnete.
    Eigentlich wollte ich jetzt laut schreien und weglaufen! Doch stattdessen fügte ich dann beiläufig hinzu, um ihn noch mehr zu triezen:
    Selbst Aquilius ist aufgefallen, daß du rumläufst, wie der letzte Wegelagerer! Da mußte ich gar nichts mehr vorschlagen!


    Und dann hatte ich die Idee! Ich suchte noch drei Tuniken für ihn aus, eine dezent blaue ohne irgendwelchen Schnickschnack, eine Dunkelgrüne, in deren Stoff ein schones Muster eingewebt war und eine Umbrafarbene, die mit einer wunderschönen Bordüre verziert war.
    So, mein Lieber sagte ich überspitzt.
    Suche dir jetzt eine von denen aus und dann verspreche ich dir, gehe ich freiwillig!
    ...zum nachsten Stand, doch das erwähnte ich lieber nicht!

  • "Lieber ein Wegelagerer als ein Hanswurst!", knurrte Severus, und bekam grösste Lust, doch die graue zu nehmen. Das war ja kaum mehr auszuhalten. Wütend funkelte er Bridhe an, als sie ihn so erpresste. Um der Sache endlich zu entrinnen, streckte er die Hand nach der blauen Tunika aus, wollte sich schon zähneknirschend damit abfinden, aber als er sie anhob, sah er, dass der Stoff im Licht changierend - also völlig unmöglich - schimmerte.
    "Nein.", stellte er fest, ganz entsetzt dass er sich beinahe für so was schwules entschieden hätte, "Ausgeschlossen. Und die grüne ist noch schlimmer. Siehst Du nicht was das Muster darstellt?! Das sind Blümchen!"
    Wie konnte sie ihm nur ernsthaft unterstellen, er würde sowas tragen. 8oX(
    "Und die braune geht ja mal gar nicht. Der Rand sieht aus wie... wie die Verzierung von irgendwelchem Süßkram. Nein. Oh nein. Bei Fenris' Fängen, da geht ich lieber nackt, als das ich SO WAS anziehe!"
    Er nickte bekräftigend, schob ein wenig das Kinn vor, und starrte Bridhe herausfordernd ins Gesicht. Vielleicht waren ja die Männer in Bridhes Heimat alles Skrälinge, die so mit sich umspringen liessen. Aber nicht mit ihm!

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