ZitatOriginal von Tiberius Artorius Imperiosus
Langsam sollte sich mal die Herren ganz oben gedanken machen, wenn immer mehr gute Spieler verschwinden...
Ahja, wir sind also schon auf diesem Stammtischniveau angekommen. Die Herren da oben machen was sie wollen und der kleine Mann auf der Straße zahlt die Zeche. Super, auf geht's zum Klassenkampf.
OK, Spass beiseite. Ich habe mir selten Gedanken darüber gemacht, wo ihr alle herkommt und warum es euch bei uns gefällt - ich freue mich einfach darüber. Wenn ihr dann wieder geht, ist es schade, aber ich denke nicht, dass wir euch dann etwas schuldig sind. Trotzdem habe ich mir zuletzt sehr viele Gedanken darum gemacht, warum bestimmte Spieler gehen. Sowohl neulich bei Medeia, als auch heute Nachmittag bezüglich Plautius. Und im Gegensatz zu ihm habe ich auch keine Lust, mich jetzt kurz zu fassen, aber ich nehme seine Kritikpunkte, die mir nicht ganz neu waren, gerne als Aufhänger.
Also, Plautius war mehr als unglücklich darüber, dass er als Praefectus Castrorum hinter der Front nicht das machen konnte, was er gerne wollte, nämlich mit den Jungs nach vorne preschen und Parther verkloppen. Nun sollte es nach der Aufgabenbeschreibung eines Praefectus Castrorum, die man im IR an mehreren Stellen nachlesen kann und die ich auf Anfrage auch gerne immer wieder erläutere, nicht verwunderlich sein, dass ein Praefectus Castrorum dazu herzlich wenig Gelegenheit hat, eben weil seine Aufgaben ganz woanders liegen. Gleichzeitig trauern hier nun mehrere Spieler Plautius nach, weil er einer der besten Soldaten im IR war. Ich möchte das gar nicht bezweifeln, ich fand seine Soldatenpostings auch sehr schön. Aber ich frage mich, warum dann vor Monaten der Fehler gemacht wurde, einen Soldaten zum Offizier zu machen, wenn er Soldat doch so prima spielen kann und Offizier offenbar nicht sein will! Und ihr braucht mir jetzt gar nicht mit Anerkennung und sonstwas zu kommen - die Anerkennung hat er offenbar für sein Soldatendasein gehabt und hat sie immernoch und was nützt ihm der höhere Posten eines Offiziers auf dem Papier, wenn er keinen Spass dran hat?! Wer höchstpersönlich Gegner verkloppen will, der ist als Offizier falsch. Das ist doch wirklich keine Neuheit. Jeder Posten hat andere Aufgaben und andere Herausforderungen - es wäre ja auch albern, wenn alle Posten gleich wären und jeder überall dasselbe tun könnte. Mit denselben Aufgaben immer höhere Posten zu bekommen ist also schonmal vom Prinzip her völlig ausgeschlossen. Wenn ihr also einen Posten habt, der euch Spass macht, dann behaltet ihn einfach und lasst euch nicht befördern, nur um dann Monate später rumzujammern, dass euch euer neuer Posten nicht den Spass macht, den ihr erwartet habt. Oder gebt ihn einfach wieder ab - der Gewinn an Spielspass sollte es euch wert sein, wenn der für euch an erster Stelle steht. Ratet mal, warum Macer einen Statthalterposten abgegeben hat und noch nicht Prätor war...
Ich kann diesen Frust von Leuten, die auf einem Posten sind, der ihnen nicht gefällt, daher nur sehr begrenzt nachvollziehen. Vor allem dann nicht, wenn sie auf einem höheren Posten sind, als sie offenbar eigentlich haben wollen. Verlasst deswegen nicht das IR, sondern verlasst einfach euren Posten und geht zu dem, der euch Spass macht. Aber überlegt euch das anhand der zugehörigen Aufgaben, nicht anhand der Titel. Wenn euch zu den Aufgaben nichts einfällt, dann seid ihr auf dem Posten wohl falsch und solltet euch was anderes suchen. Es ist schließlich keine Schande, irgendwelche Aufgaben nicht erfüllen zu können. Es wird andere Spieler geben, die mit diesen Sachen besser zu Recht kommen. Um mal bei dem Beispiel der Legio I und dem angeblichen "Read-only" für einen Praefectus zu bleiben: nach der Schlacht tummeln sich mehrere Leute im Lazarett, aber offenbar hielt es niemand für nötig, bereits während der Schlacht ein solches zu organisieren. Zu Beginn der Schlacht wurde auch erzählt, dass die Römer da ein wenig Artillerie hinter ihren eigenen Linien stehen habe und der parthische Schmährufer hat sich sogar extra die Mühe gemacht, sich fast treffen zu lassen und vom Pferd zu fallen. Auf die Idee, dass die Artillerie mal weiter feuern könnte und die parthischen Angreifer aufs Korn nimmt, scheint auch keiner gekommen zu sein. Gefällt euch alles nicht? Zu langweilig? Ja, mag sein, vielleicht findet man das nur spannend, wenn man selber mal ein echtes Geschütz bedient hat, aber ist das ein Grund, aus dem IR auszutreten?! Dann nimmt man sich eben einen NSC und macht vorne mit, um die Durststrecke zu überbrücken. Wenn Plautius behauptet, dass NSCs nicht sein Job seien, dann finde ich das ziemlich dreist. Der "Job" eines Spielers ist es, sich am Spiel zu beteiligen. Mehr als euch die Spielwelt zur Verfügung stellen und euch darin agieren zu lassen können wir nicht für euch tun. Wir sind auch nicht das Arbeitsamt und haben für jeden einen passenden Posten zu suchen und sind erst recht nicht schuld, wenn jemand auf einem Posten gelandet ist, mit dem er unzufrieden ist. Wenn wir mal eingreifen und bestimmte Leute auf bestimmte Posten setzen, dann wird uns das auch gleich wieder negativ ausgelegt. Tun wir es nicht, heißt es, wir würden das Spiel nicht leiten. Erzählen wir eine Story weiter, um zu leiten, dann heißt es, wir sollen nicht so schnell sein, die Kampagne wäre ja schließlich für die Spieler da und ihr wollt Zeit haben usw. - wenn wir es nicht tun, sollen wir das Spiel mehr leiten und die Kampagne soll gefälligst nicht so lange dauern usw. Ja, danke schön, da macht mir mein Job als Spielleiter doch richtig Spass, wenn man es sowieso nur falsch machen kann.
Wenn euch diese Spielwelt nicht passt, weil ihr eben gerne der nach vorne stürmende, alles zerhackende und wild rumbrüllende Praefectus Castrorum sein wollt, oder von mir aus auch der erste weibliche Consul oder der große Revolutionär, der die Sklaverei abschafft, dann muss ich euch leider sagen, dass die Besetzungsliste des 2. Jh. n. Chr. diese Posten nunmal nicht vorsieht. Wir spielen hier ein historisches Rollenspiel und da kann man nur Rollen spielen, die der Spielplan der Geschichte vorgesehen hat. Da wurde man nun mal eben erst nach 20 Dienstjahren Lagerpräfekt und war froh, nicht mehr Schwert schwingend in der ersten Reihe zu stehen. In jeder Spielwelt, egal ob historisches Rollenspiel oder Fantasy oder sonstwas gibt es Regeln, was geht und was nicht geht. Oder ist euch im Tolkien-Universum schon mal ein zaubernder Waldläuferhalbling mit Zwergenbart, Elbenohren und schrumpliger grüner Haut begegnet? Da könnt ihr ein noch so guter Spieler sein und trotzdem gibt es einige Rollen eben nicht. In Hollywood werden den ganz großen Stars gelegentlich mal Rollen auf den Leib geschrieben, aber in einem Rollenspiel mit derzeit 370 aktiven IDs könnt ihr nicht erwarten, dass wir die Spielwelt so biegen, dass wir jede Vorstellung der Spieler umsetzen können. Wenn wir an dieser Stelle bisher einen Fehler gemacht haben, dann meines Erachtens den, dass wir versucht haben, euch die Angst davor zu nehmen, indem wir gesagt haben, nicht alles so eng zu sehen. Aber wir spielen hier nun einmal das römische Reich im frühen 2. Jh. n. Chr. Da kann sich niemand an den Limes stellen und brüllen "Die Mauer muss weg" - weil der Limes zu der Zeit noch gar keine Mauer hatte.
Das ist ein ziemlich ernüchternder Befund und letztlich sogar nur ein Plädoyer dafür, dass diejenigen, die keine passende Rolle finden, dann eben tatsächlich leider gehen sollten. Bei einer Spielwelt, die das abzubilden versucht, was früher die Heimat von Millionen von Menschen war, kann ich mir allerdings nicht vorstellen, dass hier jemand keine Rolle finden kann, die zu ihm passt und die spannend ist. Dass es mal schwieriger und mal leichter ist, möchte ich gar nicht bestreiten. Spannung entsteht nur da, wo entgegengesetzte Kräfte wirken. Wenn ich im virtuellen Leben etwas tun kann, was ich im echten Leben nicht tun kann, dann ist das wahrscheinlich spannend. Wenn ich virtuell nur das mache, was ich sowieso den ganzen Tag schon tun kann, dann ist es wahrscheinlich langweilig. Da man heutzutage in freier Wildbahn nicht mehr mit einem Schwert rumlaufen und Feinde abstechen kann, mag das Soldatendasein für viele spannender sein als das Leben eines Zivilisten, der damals wie heute in seiner Werkstatt hockt und Schuhe näht. Dass wir als Menschen des 21. Jh. eine ganze menge Dinge ganz selbstverständlich tun, die für einen Menschen im 2. Jh n. Chr. überhaupt nicht vorstellbar gewesen wären, schränkt die Wahl da durchaus ein. Aber immerhin will hier ja wohl auch niemand 24 Stunden Römer spielen und dafür sollte eigentlich genug übrig bleiben, wenn man sich drauf einlässt.
Denkt einfach mal darüber nach, warum es euch zu den Römern getrieben hat. Was diese Kultur für euch so anziehend macht, dass ihr euch dafür sogar durch diesen langen Text hier gekämpft habt. Ich möchte an dieser Stelle überhaupt nicht behauten, dass wir als SL ständig alles richtig machen. Das können wir gar nicht. Wir haben schon viel Mist gebaut und dafür berechtigte Kritik bekommen. Ich weiß, dass eine unbedachte Äußerung als SL euch eine Menge Spass verderben kann. Wir haben hier eine Menge aufgebaut, wesenwegen ihr hier seid und wir können es auch wieder kaputt machen, wenn wir nicht aufpassen. Aber macht es bitte auch ein wenig an euch selber fest. Letztlich ist es immer eure Entscheidung, welchen Weg eure ID einschlägt.
(Nein, hier steht jetzt nicht, dass dies meine letzten Worte waren und ich mich verbeuge und gehe. Es hat mir sogar Spass gemacht, diesen Text zu schreiben, auch wenn er nach zwei Stunden trotzdem nur halb so gut geworden ist, wie ich ihn eigentlich haben wollte. Aber das war genug SL für heute. Den Rest des Abends verbringe ich als Spieler im IR. Oder als ich selbst im RL - ohne dass ich dafür austreten muss.)