• Labeo merkte ja auch schon wie der Wein zu wirken begann, aber - und so ist das wahrscheinlich häufig - er meinte zumindest, dass sein Gegenüber betrunkener sei, dennoch fuhr er mit dem sinnvollen Gespräch fort:


    "Ja man darf auch wollen dürfen, nur wenn man nichts will, muss man doch etwas sollen dürfen, und wie ist es wenn man zwar etwas kann es aber nicht will, oder soll oder darf? Also ich bin mir sicher, dass ich noch mehr Wein trinken kann und will, aber soll ich noch mehr trinken? Eine schwierige Frage, was geziemt sich?",


    er machte eine Kunstpause, um die rhetorizität seiner Frage zu kennzeichnen:


    "Ganz klar, da ich morgen nach Misenum gehe, geziemt es sich heute in Freiheit zu trinken"

  • Ich reibe mir meine Augen, um Luft in der Taverne ist es nicht zum besten bestellt und vom Wein habe ich offenbar schon genug. Eine Bedienung ist schnell herbeigewunken und sie stelllt mir einen Krug mit kaltem Wasser hin.


    Nun, rrrrh-chm, ich räuspere mich, ich jedenfalls werde nicht mehr tiefer in den Becher schauen, ich will nicht den Rest des Nachmittags verpennen.


    Und wenn Du morgen nicht untauglich nach Misenum aufbrechen willst, solltest Du Dir auch überlegen, es nicht zu übertreiben. Obwohl - ein flotter Kerl bei der Flotte - ho ho hiksch, und 'ne Amphora voll Wein - ist doch auch 'was. :D


    Ich beobachte Labeo, langsam wieder ein wenig nüchterner:


    Der Wein läßt die Wahrheit wohl ans Licht kommen: morgen Misenum, heute Freiheit ... ist der Dienst in der Flotte denn Gefängnis? Du redest, als seist Du mit dem alten Cato Censorius verwandt, der ist ja auch zum Lachen in die Cryptoporticus gegangen ...


    Ein leichtes Lächeln, nicht wirklich spöttisch, stiehlt sich in mein Gesicht.

  • "Nun, vielleicht hast Du recht - Freiheit erweist sich ja gerade erst dann als Freiheit, wenn sie sich selbst einschränkend zu dem eigentlichen ihrer selbst kommt, nämlich Freiheit für etwas zu sein und nicht Freiheit von.",


    sagte Labeo,


    "Und tatsächlich sollte man sich gerade in den Tagen vor der Musterung eher zurück halten. Nicht, dass man in irgendwelche Händel hineingerät, so dass man schon von Anfang an in eine bestimmte Ecke hinein kommt."


    Die letzen Worte seines Gesprächspartners hatten Labeo wieder etwas vernünftiger werden lassen:


    "Auch wenn ich mich wiedehole, vielleicht hast Du recht - auch ich sollte nicht länger in den Becher schauen, sondern - wenn es morgen nach Misenum gehen soll, ein kleines Päuschen einlegen und dann die Reisevorbereitungen treffen."


    Dann nahm er noch einen letzen Schluck aus seinem Becher und stellte ihn ab.

  • Ja, in die Ecke, wo die mit der Eselsmütze stehen, natua! :P


    Ich denke kurz nach. Von ... für ...


    Aber frei von Sorgen find' ich jedenfalls besser als frei für Sorgen, nicht?


    Na, ich trinke auch aus, wenn Du wieder in der Stadt bist, komm' doch gerne bei uns vorbei. Bist jederzeit willkommen Ich erhebe mich mit ihm.

  • "Danke, wahrscheinlich wird es wohl eher noch so zwanzig Jahre dauern, bis ich wieder nach Roma komme, aber wer weiß."


    Labeo bezahlt noch schnell die Zeche, dann reicht er dem jungen Lucanus die Hand.


    "Bei den Sorgen scheint die Freiheit von wichtiger zu sein! Und",


    Labeos Stimme füllt sich mit dem Pathos des von der Größe Roms erfüllten Bürgers, der sich für die Stärke seiner Legionen und Flotten zu ereifern sich anschickt:


    "damit diese Freiheit allen Bürgern Roms und des Imperium zu Lande und gerade auch zu Wasser immer mehr zu kommt, dafür will und werde ich in Classis kämpfen! Roma erwartet, dass ich meine Pflicht tue! Und das werde ich."

  • Hey, das war kein unverbindliches Angebot, das war ein Befehl, Seemann! :D


    20 Jahre! Ob wir überhaupt solange leben!


    Dann sind wir ja vierzig und völlig gaga, nein, vielleicht komme ich mal auf Inspektion nach Misenum. Oder als Berater, falls Ihr mal an der nordhispanischen Küste Seeräuber ausräuchern wollt. Ich zeig' Euch, wo sie nicht sind und dann wißt ihr, wo ihr suchen müßt.


    Ich nehme seine Hand und drücke sie herzlich. Währenddessen verlassen wir die Taverna Apicia.

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