Aus dem Leben einer alten Frau

  • Imperiosus sah den kleinen jungen, der gerade auf Serapio zustürmte. Serapio hatte zwar sofort seine Hand am Gladius, sowie auch die anderen Soldaten, doch war genau dies, was der Kaiser wahrscheinlich nicht wollte. Zum Glück stellte sich alles nur als missverständniss heraus und dieses Weib schickte den kleinen frechen jungen wieder heim... oder zumindest fort.


    Als sie endlich am Markt ankamen, schickte Tiberius seinen Tesserarisu los, damit er die Mission beenden konnte, schließlich musste der Artorier nicht unbedingt dabei sein. Als sie plötzlich einen Tribunen sahen. Sofort salutierte Tiberius vor ihm.
    " Salve Tribunus Terentius... "

  • Das Angebot auf dem Markt war in diesen Tagen nicht nur sehr spärlich, nein, obendrein waren waren die Preise ins unermessliche gestiegen. Eben hatte Mania noch auf munternd dem Miles zu gelächelt, denn er schien viel erlebt zu haben in der Schlacht, vieles das ihm noch schwer zu schaffen machte. Doch als sie die erste Angebote sah, versteinerte ihr Blick.

    "Bona Dea ! Wie soll sich das eine alte Frau leisten !"
    entfuhr es ihr auf Latein, um gleich ein Wortschwall in Parthisch hinterher zu setzen, das auf den Händler hinter dem Brotstand gerichtet war und eine ebenso wortgewaltige Erwiederung auslöste.


    "Er meint, ihr Römer seit Schuld an den hohen Preisen," übersetzte sie kurz, den dazu gekommen Offizier erst mal ignoriend, stattdessen legte sie einen weiteren Wortschwall nach, der diesmal seine Wirkung nicht verfehlte und so wechselten zwei Brotlaibe den Besitzer. Mania legte sie in Korb an Serapios Arm, um dann zwischen den beiden Soldaten hin und her blicken.


    "Serapio, " meinte sie vorwurfsvoll, "willst du mir den Tribun denn garnicht vorstellen ? Also, wenn das mein alter Legatus Vitamalacus gesehen hätte,..."


    Es moichte Vorwurfsvoll klingen, doch in Augen der alten Frau klitzerte der Schalk, als sie den Namen des alten Legatus nannte,... ohne zu wissen, das sein Enkel, welcher den ungewöhnlichen Cognomen geerbt hatte und den sie für tot hielt, mit seiner Legion vor der Stadt stand.

  • "Jawohl Tribun." Ich nickte eifrig. "Wir wollen unsere Vorräte etwas aufbessern."
    Aber das schien gar nicht so einfach zu sein, so energisch wie Mania um zwei Laibe Brot feilschen musste. Sie legte sie dann in den Korb und enthüllte mich damit als ihren Träger, was mir ein klein wenig unangenehm war, so vor dem Tribun. Am Ende sah das wirklich noch so aus als würde ich mit dem Feind fraternisieren.
    "Natürlich", sagte ich deshalb schnell, als sie den Tribun kennenlernen wollte, und lächelte als sie mich neckte.
    "Ach, das ist ja witzig. Unser Tribun - also der senatorische, der heisst auch Vitamalacus.", bemerkte ich nebenbei. "Tiberius Vitamalacus."
    (Da wusste ich ja noch nicht, dass er bald Legat sein würde.) Dann wandte ich mich an den Tribun vor unserer Nase und fragte in respektvollem Tonfall:
    "Tribun Terentius, darf ich Dich mit einer Landsfrau bekannt machen, die es unter die Parther verschlagen hat?"
    Manierlich wies ich erst auf den Herrn, dann auf die Dame.
    "Wenn ich vorstellen darf: Tribun Terentius Cyprianus - Mania."
    Mehr von ihrem Namen hatte sie mir ja nicht verraten.
    "Mania lebt schon seit einigen Jahren in dieser Stadt", fügte ich noch hinzu, und dabei kam mir der Gedanke, dass es doch vielleicht geschickt wäre, sie als Dolmetscherin oder Vermittlerin zu engagieren.

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  • Appius nickte der alten Frau zu, und mußte etwas schmunzeln als der Miles anscheinend als T´räger herhalten mußte:" Aha tut sie das, nun ich nehme an dann wirst du mir sagen können Mania, ob die Bevölkerung ruhig bleiben wird unter römischer Herrschaft?!" Währenddessen sah er wie die letzten Kosbarkeiten in den Taschen seiner Begleiter verschwanden. Zwar keine große Ausbeute, aber die Stadt sollte ja auch nicht geplündert werden.

  • Manias Aufmerksamkeit war auf die Begleiter des Terentiers gerichtet, die sich in den Augen so manchen Händlers schamlöos bedienten. Für die Römer mochte es legitime Beute sein, vielleicht dachten sie sogar, das sie sich bescheiden bedienten, doch für die Händler und einfachen Bewohner der Stadt ging es um das nackte überleben, waren doch die Felder des Umlandes vernichtet worden.


    "Noch ist die Stimmung ruhig, doch die Versorgungslage ist nicht besonders gut, daher köchelt es leicht. Wenn ihr euch weiter schamlos bedient, kann die Stimmung ganz schnell explodieren. Die Felder mögen vom Satrapen vernichtet worden sein, doch letzlich wird man euch die Schuld geben. Vergesst nicht, die Menschen hier haben ihren Stolz, also,..."


    Erst jetzt wurde ihr bewusst, was der junge Serapio zuvor bezüglich des senatorischen Tribuns gesagt hatte und sie verstummte mitten im Satz.


    "Tiberius Vitamalacus,...." stammelte leise vor sich hin. Der Gensnamen klang in verbindung mit dem Cognomen so fremd, hatte ihn ihr kleiner Quintus doch erst knapp ein Jahr vor den schrecklichen Ereignissen in Gallien auf gezwungen bekommen, doch gänzlich unbekannt war ihr der Name nicht. Nur das sie ihren kleinen Quintus Tiberius Vitamlacus genauso wie ihren Sohn seit Jahren im Elysio wähnte. "Das,.. Das,.. kann doch nicht sein,...."


    Ungläubig sah sie in der Gesichter der Soldaten, jegliche Farbe war aus ihren Zügen gewichen, sie spürte wie ihre Kniee weich wurden. "Sagt mir, wie sieht euer Tribun aus ? Bitte,... ich muss es wissen,..." fragte sie flehend.

  • Das Gefolge des Terentiers packte ganz schön was ein, und nach den sauren Mienen der Händler zu schliessen, hatten sie es wohl kaum bezahlt. Anscheinend gab es bei unseren Vorgesetzten sehr unterschiedliche und individuelle Auffassungen, wo die Grenze zwischen Plündern und Souvenirs mitnehmen verlief... Mir kam sogar der Gedanke, dass sie es vielleicht uns einfachen Soldaten nur deshalb so streng verboten hatten, damit wir ihnen nichts wegschnappten... Wer weiss.
    Mania jedenfalls nahm kein Blatt vor den Mund.
    "Aber die Stadt ist doch äusserst glimpflich davongekommen.", widersprach ich überzeugt. "Die Leute hier können wirklich von Glück reden, dass unser Imperator so grossmütig ist! - Aber ist dir nicht gut Mania?"
    Sie war ganz blass geworden, so dass ich ihr schnell einen Arm als Stütze bot. Ihre Frage war seltsam, und der Tonfall erst recht, so drängend, beinahe flehentlich, als würde von der Antwort ganz viel abhängen.
    "Naja, gross - richtig gross, eisiger Blick, starre Miene...", antwortete ich spontan, "dunkles Haar, harte Züge, eine Haltung als hätte er einen... ähm, mhm... eine sehr aufrechte Haltung... - aber warum denn?"

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  • Er verstand die Spitze gegen seine "Requirierung durchaus, aber besonders interessieren tat ihn das nicht. Der Besiegte mußte halt immer leiden, daß war ein Naturgesetz und das was er eingepackt hatte, war kaum das Pferd weg daß ihm die Parther per Pfeil weggeschossen hatte. War nur sozusagen Schadensersatz. Das die Felder brannten war ja nun die eigene Schuld dieser Menschen also ignorierte er diesen Punkt auch völlig.
    Nun aber hörte er intressiert zu. Erst hatte der Legat seine Frau mitgenommen und kannten ihn auch noch Parther. Ein seltsamer Mensch wie ihm schien. :D

  • Sicher hätte Mania so einiges Antworten können auf die Einlassung des jungen Decimers, denn die einfachen Bürger spürten nicht viel von der Güte des Imperators. Denn dieser verhnadelte mit dem Satrapewn und mochte es dem alten Mann ermöglichen, seine Gesicht zu wahren und seine Stellung zu halten, während Tausende von Römern aus Vorräten der Stadt versorgt wurden. Vorräte, die später nicht in der Küche des Palastes fehlen würden, sondern an den Kochstellen der einfachen Leute.
    Und wie immer würde man den Agggressor von Aussen, den als nichts anderes sah man in den Strassen der Stadt die Römer, die Schuld an der Lage zu weisen,....


    Doch Mania hatte den Einwurf garnicht gehört, sie hatte dankbar den stützenden Arm von Serapio ergriffen und hing förmlich an seinen Lippen, als er ihr seinen Tribun beschrieb. Und mit jedem Wort hatte sie das Gefühl, das Serapio hier ihren alten Legatus beschrieb, sie konnte ihn sehen, wie er durch ein Feldlager ging. sie konnte ihn hinter seinem Tisch stehen sehen. Und sie sah den, nein, ihren kleinen Quintus daneben, der schon als Kind so viel von seinem Grossvater angenommen hatte,....


    "Bona dea,... kann es denn sein ?" stammelte sie leise, auch wenn sie an hand der Beschreibung kaum noch zweifel haben mochte, schien es ihr doch immer noch so unmöglich zu sein. "Mein kleiner Quintus,... wenn er noch lebt,.. " Dies entfuhr ihr noch leise, dann gaben ihre Knie gänzlich nach, als sie das Bewusstsein verlor.
    Es war einfach zu viel Aufregung gewesen.

  • Sprach sie vom Tribunus laticlavius??! Mir wäre niemals in den Sinn gekommen, dass irgendjemand auf der weiten Welt diesen so eisenhart und so unmenschlich wirkenden Mann als "mein kleiner Quintus" bezeichnen könnte! Erschrocken fasste ich ihren Arm fester, als sie schwankte, und griff dann schnell mit beiden Händen zu, als sie zu Boden zu gehen drohte. Der Schild rutschte mir vom Arm, und polterte auf das Pflaster des Marktplatzes, dafür erwischte ich Mania noch unter den Achseln, und konnte den Fall der kleinen alten Dame abbremsen. Sie war nicht besonders schwer.
    "Oh je! - Mania...?"
    Vorsichtig stützte ich ihren Oberkörper, befreite mich dann vom Einkaufskorb und fächelte ihr mit einem Papyrus aus meiner Gürteltasche - der Einkaufsliste für's Honigkuchenbacken - eifrig frische Luft zu.
    "Das muss ja wirklich ein Schock für sie gewesen sein", murmelte ich verwirrt und ganz besorgt um diese liebenswürdige alte Dame. "Und dann diese Glutzhitze..."
    Aus meiner Feldflasche goss ich ein bisschen Posca auf ein Taschentuch und betupfte Mania damit zaghaft die Schläfen um sie zu kühlen. Ziemlich hilflos sah ich dann zu dem Terentier auf.
    "Tribun Terentius, sollten wir nicht vielleicht - ähm, ihm meine, Tribun, darf ich vorschlagen Tribun, dem Tribun Tiberius Bescheid geben zu lassen, dass er hier, wie es scheint eine Bekannte hat? Tribun."
    (Wenn ich jetzt nochmal 'Tribun' sagen müsste, würde sich wahrscheinlich meine Zunge verknoten.)
    "Mania?"
    Aus der Hitze sollte sie auch heraus, dachte ich, und blickte mich suchend nach dem nächsten Schattenplatz um.

  • "Ja ich stimme deinem Vorschlag zu, bringt sie ni den Schatten und gibt ihr was zu trinken. Dann wird einer von euch dem Tribun bescheid geben." Er sah den Decimer an:"Am besten du Miles immerhin war es ja dein Vorschlag."


    Und er selber konnte schlecht weg immerhin mußte er sich erstmal um den Transport seiner Güter kümmern und das war ihm wichtiger als irgendeine fremde Frau die im Hitzewahn meinte sie würde den Tribun kennen.

  • Titus
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    Titus, der hünenhafte Begleiter des Tiberius Vitamalacus, war an diesem Tag auch unterwegs in der Stadt, zusammen mit einigen Sklaven aus dem Reisehaushalt des Tiberiers.
    Mit einem gutgefüllten Beutel Sesterzen hatte Titus den Auftrag bekommen, die Vorräte des Tribuns auffüllen, die, wie die Vorräte der Legion überhaupt, auf dem Feldzug bisher stark abgenommen hatten.


    Er hatte eine lange Liste bei sich, mit allem was benötigt wurde und so verteilte er Aufgaben an die Sklaven um ihn herum. Da er die Namen der Sklaven nicht kannte, deutete er einfach auf den Sklaven, den er meinte.


    "Fleisch, frisch und getrocknet ! Das besorgst du !"


    "Getreide und Brot. Du !"


    "Und Du : Du wirst schauen das du Meerefrüchte auftreibst !"


    Er ging nicht davon aus, das hier auf dem Markt irgendwelche Meeresfrüchte zu finden wären, aber da die Liebste seines Tribuns diese so sehr mochte, hatte er den Auftrag bekommen, diese auch zu beschaffen.


    "Und ich mach mich auf die Suche nach Wein,... "


    Er hatte Tribun Terentius erspäht,... und es galt diesem zuvor zu kommen. Nicht das dieser Wein bekam und er,.. äh sein Tribun,... nicht

  • So ein Mist, das hatte ich jetzt davon, dass ich mal wieder zu vorlaut gewesen war. Einmal Freigang in Edessa, seit Zeugma zum ersten Mal wieder ein bisschen Freigang, und ich hatte nichts besseres zu tun als mich freiwillig zu exponieren, so dass ich jetzt zurück in die Castra marschieren sollte, in der Hitze, und dann auch noch den furchterregenden Tribunus laticlavius behelligen sollte. Was wenn die alte Dame sich irrte, oder alles nur ein Mißverständnis war? Der würde mir bestimmt den Kopf abreissen, so grimmig wie der immer dreinblickte.
    "Jawohl Tribun", sagte ich gehorsam, aber dass ich nicht gerade begeistert war konnte man mir doch anmerken. Mit Hilfe eines Kameraden hob ich die alte Dame, die noch immer keine Anstalten machte aufzuwachen, auf meinen Schild, und wie auf einer Bahre trugen wir sie zu einer Bank am Rande des Platzes, wo eine Gruppe feinfedrig belaubter Mimosen angenehmen Schatten warf.
    "Mania? Kannst du mich hören? Geht's wieder?", fragte ich besorgt, stellte den Korb neben sie ab und fuhr fort, ihr Luft zuzufächeln und die Schläfen zu kühlen. Misstrauisch beäugt von ein paar Einheimischen. Die sahen mich an als hätte ich der alten Dame höchstpersönlich etwas zuleide getan. Eine ungemütliche Situation war das, und Mania schien noch immer tief in der Ohnmacht gefangen. Ich nahm ihr Schultertuch und schob es ihr unter den Kopf wie ein Kissen, dann setzte ich mich seufzend auf die Bank um einfach abzuwarten.
    Da wurde ich auf einen langen Kerl aufmerksam, nicht weit von mir, der laut ein paar Männer herumkommandierend über den Markt zog. Ach... das war doch einer der Leibwächter (oder Handlanger) des Tribuns um den es hier die ganze Zeit ging. Dem könnte ich doch meine Botschaft aufs Auge drücken, dachte ich und sprang auf.


    "Salve!", rief ich und trat schnell zu ihm hin. Mann, war der riesig. Ich bin ja nun kein Zwerg - und wenn mich die Kameraden gemeinerweise ständig 'Kleiner' nennen, muss das einen anderen Grund haben als meine Grösse, die ist nämlich gutes iberisches Mittelmass - aber als ich zu diesem Giganten aufsah, musste ich beinahe den Kopf in den Nacken legen.
    "Salve, hast Du einen Moment Zeit? Du arbeitest doch für den Tribuns laticlavius, nicht wahr? Ich habe hier nämlich zufällig eine Frau getroffen, die wohl, also wie es scheint jedenfalls, eine alte Bekannte von ihm ist, die es nach Edessa verschlagen hat... Mania ist ihr Name."
    Ich wies mit der Hand zu der darnieder gestreckten Dame unter den Mimosen und bat den Polyphem höflich:
    "Könntest Du vielleicht so nett sein, und dem Tribun das weitersagen? Ich denk mal, das wird ihn doch bestimmt interessieren."

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  • Titus
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    Titus hatte gerade den ersten Stand, an dem noch so etwas wie Wein verkauft wurde erreicht, als ihn Serapio erreichte. Und ehrlich gesagt hatte er nicht wirklich lust, sich mit ihm zu beschäftigen, jetzt, da er kurz davor war den Wein, den er Einkaufen würde, zunächst verzuköstigen. So war seine Antwort auf das erste Salve nicht mehr wirklich definierbar, am ehesten traf die Bezeichnung "Grunzen" darauf zu.


    Und als Serapio dann auch noch weitersprach, war er versucht, ihm seine riesige rechte Pranke ins Gesicht zu schlagen, wollte er doch enfach in Ruhe seine Aufgabe nachgehen und den Wein verköstigen. Doch zum einen hiesse dies, das er den Becher Wein, den der Händler ihm schon in die Hand gedrückt hatte, entweder erst abstellen müsste, oder dieser mit am Kinn von Serapio zerschellte,.. zum anderen kannte er seinen Tribun seit vielen Jahren und der Name Mania war ihm nicht unbekannt.


    Daher stürzte er den Becher in einem Zug und stellte ihn dann so kraftvoll auf den Tisch des Händlers, das er in unzählige Splitter zerfiel. "Lass 20 Amphoren in das Lager der Prima bringen, zum Tiberius ! Bezahlt wirst du da ! und wenn es schlechterer Wein ist als dieser, komm ich wieder !!"


    Dann drehte er sich um, ging wenige Schritte in die Richtung, in die Serapio gedeutet hatte, direkt auf Mania zu. Es mochte unwahrscheinlich sein, doch unmöglich war kaum etwas. Er kannte nur Mania aus wenigen knappen Erzählungen seines Tribuns, doch das Alter konnte stimmen, auch wenn seine Rechenkünste nicht besonders ausgeprägt waren. Bevor er die letzten Schritte auf sie zu ging, drehte er sich noch einmal zu Serapio. "Wie heisst du ?"


    Dann beugte er sich neben Mania nieder, schüttelte sie leicht.


    "Wie heisst dein Sohn ?"

  • "Decimus Serapio." sagte ich eingeschnappt zu diesem groben Klotz, der mich nicht mal einer Antwort gewürdigt hatte. Pff! Immerhin geruhte er, seine gewaltige Muskelmasse in Bewegung zu setzen, und ging sich Mania mal angucken. Ich blieb neben ihm stehen, die Hände in die Seite gestemmt. Wie die alte Frau da unter den Mimosen lag, noch immer in meinem Schild, ganz blass und bewusstlos, sah sie sehr hilflos aus. Mir wurde angst und bang als der grobschlächtige Hüne sie zu rütteln begann. So täppisch wie er eben dem armen Händler den Weinbecher zerdeppert hatte, schien es mir, dass er seine Kräfte nicht so recht einzuteilen vermochte.
    "Vorsicht!" entfuhr es mir. "Zerbrechlich!"
    Nicht dass er ihr noch aus Versehen einen Knochen brach!

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  • Erinnerungen an eine früheres Leben zogen vor ihren Augen vorbei, an schöne Zeiten, damals als sie noch Jung war, ihre Knochen am Morgen nicht schmerzten und in denen sie in ihrer riesigen Küche stand und ihre drei Jungs um sie herum. Auch wenn nur Cato ihr leiblicher Sohn war, gesorgt hatte sie für alle drei, Quintus, Lucius und ihren Cato, es waren eben ihre Jungs.


    Sie sah, wie die drei sich unter ihrem Küchentisch versteckten, weil sie sich wieder einmal vor dem Legaten verstecken, sah wie die drei um den Tisch standen, jeder mit seinem Teller vor sich, wartend auf ihre Portion Eintopf und sie sah die Gesichter ihrer drei Jungs, lächelnd und strahlend, jedes Gesicht sagte einfach "Mania, ich hab dich lieb..."


    Es waren schöne Zeiten gewesen,... Mania wollte nicht zurück in die Realität, in diese Realität, in der ihr Hoffnung gemacht wurde, die doch nur in eine Enttäuschungenden würde.


    Schwach drangen die Worte von Titus an ihr um die Realitäten streitendem Bewusstsein und ebenso schwach verliess ihre Antwort ihre Lippen.

    "Quintus,... Lucius,... Cato....."

  • Titus
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    Seit bald zwanzig Jahren kannte er seinen Tribun und auch wenn sie nur wenig miteinander sprachen, etwas von dem Leben seines Tribuns vor der Zeit bei den Legionen hatte er mitbekommen und die drei Namen, die sie flüsterte kannte er nur zu gut, auch wenn er diesen Lucius nicht kannte, Cato war ein netter kleiner Kerl und seinen Tribun folgte bis in den Tod.


    "Du musst es sein,... Ich bring dich zu ihm," sagte er zu ihr, hob sie hoch und legte sie einfach über seine linke Schulter. Für den Hünen war es keine wirkliche Anstrengung und auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht grob wirken mochte, Titus achtete darauf, das ihr nichts passierte.


    Mit Mania über der Schulter drehte er sich wieder zu Serapio um.


    "Decimus Serapio, also ! Der Tribun wird es dir danken !"


    Er könnte natürlich auch den Dank allein einstreichen, denn dieser Kerl hatte ihn einfach genervt und davon abgehalten noch einige Becher Wein zu probieren und dann zwei drei Lupae zu probieren. Aber so einen Kameraden zu bescheissen war nie seine Art gewesen, der Tribun würde erfahren, das Serapio es war, der auf Mania gestossen war.


    Titus hatte da seine eigene Art, darauf zu reagieren, wenn er genervt wurde. Seine Rechte schnellte unvermittelt vor, direkt auf das Kinn des Decimas. Ein paar Jahrhunderte später hätte man die Faust als Dampfhammer bezeichnet, in dieser Zeit hätte man den Hieb wohl eher mit einem Huftritt verglichen.


    "Nerv mich nie wieder !"


    Titus ging von dannen, ohne sich noch einmal umzudrehen.

  • Mir war, als würde ich den Hauch des Schicksals spüren, als leise, kaum hörbar, drei Namen den welken Lippen der alten Frau entwichen, und der Hüne bestätigte: es war wohl wirklich so. Kein Missverständnis, statt dessen ein Zusammentreffen nach Jahrzehnten, ein epochales Wieder-Kreuzen der Wege, wahrlich ein besonderer Moment! Ich schauderte andächtig, freute mich für die liebenswerte alte Dame, und war schon ein bisschen stolz, dass ich in diesem schicksalhaften Gefüge auch eine kleine Rolle hatte spielen dürfen. Faustus, Gehilfe der Parzen, Faustus der Glücksbringer.
    Als der Zyklop Mania einfach auf die Schulter nahm bekam ich aber wieder einen Schreck. Gut, ganz so tollpatschig schien er dann doch nicht zu sein, aber das wirkte trotzdem verdammt gefährlich, ausserdem konnte er die Arme doch nicht einfach so davontragen... Ich winkte ab als er vom Dank sprach, das schmeichelte mir zwar, aber ich hatte ja nur Mania beistehen wollen. Und in dieses Hochgefühl hinein, traf mich dann unvermittelt, völlig aus heiterem Himmel auf einmal seine Faust wie ein, ich sag mal: Schmiedehammer!


    Sterne explodierten in meinem Kopf, mein Kinn knirschte, mein Kopf wurde in den Nacken zurückgeworfen, und dann lag ich längelang auf dem Pflaster des Marktplatzes, völlig benommen, und hörte mein eigenes Ächzen wie aus weiter Ferne.
    Wieso? Wieso hatte dieser Spinner mir eine reingehauen? Mir, einem Kameraden der Prima. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Hielt mir das schmerzende Kinn, betastete es bang, stützte die andere Hand auf das Pflaster und richtete meinen Oberkörper wieder auf, während die Welt um mich herum schwankte und waberte.
    "Aaauu...! Spinnst Du? - Du fieses Schwein... Drecksack, cabrón" zischte ich, "Du hast sie wohl nicht mehr alle! Mala leche! Du hast überhaupt keinen Grund... - Aaauu..."
    Nur weil ich 'vorsicht zerbrechlich' gesagt hatte war der ausgetickt! Solche Leute sollte man nicht frei rumlaufen lassen, solche tollwütigen Kotzbrocken. Mein armes Gesicht! Er stapfte einfach davon, und ich blieb auf dem Boden sitzen und fluchte ihm hinterher, schimpfte wie ein Rohrspatz, betrachtet von ein paar feixenden Stadtbewohnern, die das wohl urkomisch fanden, dass ein Römer einen anderen zu Boden geschlagen hatte.
    "Imbecil! Bucco! Tonto! Pendenciero, die Eier sollen Dir abfaulen! Perro asqueros!!!"

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  • Die Bilder der Vergangenheit verschwanden ziemlich abrupt, als Mania auf Titus Schulter lag und so sehr er auch bemühte ruhig zu gehen, zu schwanken begann. Im Dämmerzustand hatte sie noch mit bekommen, das dieser Klotz sie zu ihm bringen würde und noch halb benommen hatte sie gesehsen, wie er diesen jungen, charmanten Legionär nieder geschlagen hatte.


    Und als sie ganz wieder bei Bewusstein war, ertönte in Titus ihre Stimme. Ruhig zwar, aber äusserst bestimmt, in einem Ton der jeden Mann wieder das Gefühl gab, vor seiner eigenen Mutter zu stehen. "Du wirst mich SOFORT herunter lassen !"


    Und fast automatisch tat Titus genau das. Mania sah ihn mit ärgerlich funkelenden Augen an, sie stemmte ihre Hände auf ihre Hüften und blickte zu ihm herauf. Sie mochte klein sein, doch neben Titus wirkte sie winzig, aber nichts hinderte sie in ihrer Entschlossenheit.

    "Du wirst dich bei Decimus Serapio entschuldigen ! Und das sofort !


    Titus wollte etwas sagen, doch Mania wiederholte nur ihr "sofort" und er ging zu Serapio. Wirklich überzeugend mochten die Worte nicht, die Titus von sich gab, nicht wirken, doch sie waren auch seine erste Entschuldigung seit langem.


    Mania nickte Serapio noch einmal freundlich zu, dann winkte sie Titus zu sich heran. "Du wolltest mich zu ihm führen ! Gehen wir...."

  • Titus hatte sie in das Lager der Prima geführt, direkt zu der Unterkunft seines Tribuns, doch nicht in dessen grosses Zelt, sondern eines von jenen, in denen die Sklaven lebten und arbeiteten. Auf einer Feuerstelle brodelte ein Topf, ein Tisch stand an der Zelt, darauf lagen zwei kleine Kannichen und verschiedenen eher weniger frische Gemüse und Kräuter. In einer Schüssel weichten getrocknete Bohnen auf.


    "Warte kurz hier, ich sag bescheid," meinte Titus und verschwand.


    Geduldig setzte sich Mania auf einen Hocker und wartete....

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