• Von seiner Casa aus eilte Macer zum Tempel des Mars Ultor und nahm dabei den Weg über die Märkte. Sein Laufbursche begleitete ihn und trug bereits eine Amphore Wein aus dem heimischen Vorrat. Aber für den Anlass, der Macer hierher trieb, reichte ein wenig Wein nicht aus. Ein Opfertier musste es schon sein, um Mars Ultor darum zu bitten, keine Rache für die vielen Toten in Rom zu nehmen. Und eine davon war auch noch die Virgo Vestalis Maxima gewesen. Warum musste es auch diese ganzen legendären Verwicklungen geben, nach denen der Kriegsgott ausgerechnet auch noch Vesta recht nahe stand?


    Ein Stand bot Pferde und Stiere an, aber die wollte der Senator dann doch lieber einem offiziellen Staatsopfer überlassen. Heute war er als Privatmann unterwegs. "Frische Ferkel! Drei nehmen, zwei bezahlen", pries ein Händler seine Ware an, aber das war Macer dann auch wieder zu billig.


    Ein zotteliger Widder am Stand nebenan erschien ihm schon passender. Der Händler, ein dickerer älterer Mann mit Bart gab einem Kunden gerade irgendwelche Geschichten von einer Eberjagd zum besten und deutete auf ein entsprechendes Tier. So wie der Händler aussah, hatte er den aber ganz sicher nicht mehr selber gejagt. "Der Widder da, wieviel kostet der?" "150 Sz." "150? Dafür bekomme ich ja ein Kalb!" "Nicht bei mir." "Dann eben nicht." Macer ging weiter.


    Woanders wurde er fündig, für 100 Sz. Und der Händler schickte sogar noch einen Sklaven mit, der das Tier vor sich her trieb.

  • Es dauerte nicht lange, da tauchte Macer schon wieder bei den Händlern für Opfertiere auf. Diesmal hatte er nicht nur seinen eigenen Sklaven dabei, sondern auch noch den, den ihm der Händler mitgeschickt hatte und außerdem noch seinen Klienten und dessen Scriba. Die restliche Menschenmenge, die ihnen vom Tempel gefolgt war, zählte nicht mit.


    Den geliehenen Sklaven wurden sie als erstes los, den schickte Macer nämlich einfach zurück zu seinem Herrn. Es gehörte zwar nicht zu seinen Angewohnheiten, Leute für etwas verantwortlich zu machen, für das sie nichts konnten, aber ein wenig abergläubisch war er schon und nochmal würde er erst bei diesem Händler kaufen, wenn bei allen anderen auch kein erfolgreiches Opfertier zu bekommen war.


    "Schauen wir mal, ob wir wieder einen Widder bekommen", schlug er vor. Immerhin war der Scriba seines Klienten angeblich auf diesem Gebiet recht fachkundig, auch wenn das bisher wenig genutzt hatte. Aber Widder waren tatsächlich noch einige im Angebot. "Der hier sieht doch gut aus, oder?" Bevor einer von Macers Begleitern antworten konnte, war auch schon der Händler zur Stelle, der natürlich davon überzeugt war, dass der Widder ganz vorzüglich aussehen würde und ein prächtiges Tier wäre, welches dem Gott, egal welchem, ganz bestimmt gefallen würde. "Habe ich dich gefragt?" raunte Macer ihm zu und der Mann schüttelte verneinend den Kopf.

  • Meine Laune strebte stetig einem Nullpunkt zu, das verdorbene Opfer war mir direkt auf den Magen geschlagen - und der Senator hatte einen bisher recht stummen, aber böse blickenden Begleiter in mir gewonnen, der die Händler mit den nicht wirklich gut aussehenden Tieren Abstand halten ließ. Meine Kleidung wies mich weithin als Priester aus, und jenen wagten sich die Halsabschneider des einfachen Volkes nicht sofort, schlechte Opfertiere anzudrehen, die einfach nur gut geschminkt waren - man konnte unglaubliche Sachen mit Tieren machen, wenn man nur wollte und eine Menge Phantasie besaß, ich hatte vor einiger Zeit einmal ein frisiertes Opfertier vor Augen gehabt und war ziemlich erstaunt gewesen.
    Als sich Macer einen Händler ausgesucht hatte und dieser prompt begann, das Tier über den grünen Klee zu loben, verdrehte ich nur die Augen.


    Je mehr die Händler schwatzten, desto minderwertiger war in der Regel die Ware, die es zu verkaufen galt, ob es nun um Seidenstoffe ging oder um Widder. Und ich hasste einkaufen aus allertiefster Seele, so schritt ich um das bedeutete Tier herum und besah es kritisch von allen Seiten. Es hatte einen guten Wuchs, aber in der Farbe des Fells war ein Makel, der recht gut verborgen worden war, an der Brust, die ohnehin beschattet war, sah man den dunkleren Einschlag nicht sofort, aber wenn man sich wie ich herabbeugte, war er kaum zu übersehen. "Tu uns einen Gefallen und zeig uns die Tiere, die eines Staatsopfers würdig wären, dann vergesse ich, dass Du uns gerade übers Ohr hauen wolltest und vielleicht vergesse ich auch, in Zukunft Leute vor Deinem Laden zu warnen," knurrte ich den Händler missgestimmt an.

  • Also traben wir alle los. Opferherr, Opferpriester und der Opferstatist. Ich falle vorsichtig ein wenig zurück, falls die beiden angeschlagenen Titanen mit Felsbröcken oder bösen Blicken umsich werfen, sehe ich sie wenigstens kommen. Auf dem Viehmarkt ist ein rechtes Chaos, Blöck hier, Mäh da, Muh vorne, Schnatter zu rechten, Fieps zur linken und von hinten knappert eine Ziege an meiner Toga. Ob sie schmeckt? Werde ich in einer ruhigen Minute mal daran zutscheln, manche Farben sind nicht gifitg und außerdem - weil auf pflanzlicher Basis - recht schmackhaft. Momentan ist das dafür keine Zeit - und die Ziege - naja, ein bisserl kraulen, die staakt hinter mir her, offensichtlich beginne ich, für das weibliche Geschlecht interessant zu sein - auch wenn diese Zicke kaum meine Zielgruppe ist.


    Der Senator und mein Chef bleiben an einem Verschlag stehen, nachdem wir einen etwas zerzausten Widder, der noch nicht völlig sein Winterfell übergeworfen hat, nicht ins Auge fassen. Ein wenig mager ist er auch, der Widder.


    Beide Hohe Herren sind jetzt besonders kritisch, als könnte der Hirte etwas für die Beschaffenheit der Innereien - als müßte er jedes Tier erst obduzieren, bevor er es reanimiert wieder in den Verkauf gibt. Innere Krankheiten kann man nur am Kot, am Fell, wenns schon fortgeschritten ist - oder am Verhalten feststellen. Dafür braucht man aber ein wenig Zeit. Naja, aber wir haben's ja eilig.


    Ich streiche ein wenig um das Gatter herum, während Purgitius Macer und Onkel Aquilius Heerschau halten. Lasse meine Arme über die Absperrung baumeln, ein paar Nüsse in der Hand. Einige junge Kitzen drängeln sich, ein etwas älteres Tier, vielleicht Papa, beäugt diese Freizügigkeit meinerseits etwas skeptisch.



    Wenn's was umsonst gibt, sollte man mißtrauisch sein. Recht hat er.

  • Macer nahm sich vor, sich den Trick mit der Erwähung eines Staatsopfer zu merken. Das konnte er als Senator sicher nochmal nutzbringend anwenden. Um mit Warnungen vor dem Laden Angst zu machen, musste er wohl erst Priester oder nochmal Aedil werden und beides war in näherer Zukunft nicht zu erwarten.


    Gewirkt hatte es jedenfalls, der Händler hatte noch andere Tiere im Angebot. Allerdings auch zu Preisen, die eines Staatsopfers würdig waren. In der Staatskasse war schließlich immer viel Geld, zumindest nahmen die Händler das grundsätzlich an. Da Macer das Opfer aber nicht aus der Staatskasse bezahlen konnte und nach einem Fehlversuch noch nicht völlig verzweifelt war, setzte er den Händler auf der Kandidatenliste erst einmal weiter nach hinten und verließ den Stand wieder. Solange sie nicht im Kreis liefen oder einen Händler doppelt besuchten, hatten sie keine Zeit verschwendet, auch wenn sie es eigentlich eilig hatten.


    Ein paar Schitte weiter schien es besser zu laufen. "Was haltet ihr von dem?" fragte Macer und deutete in die Richtung. Ob er damit den Widder oder den Händler meinte, konnten sich seine Begleiter aussuchen, denn die beiden standen direkt hintereinander.

  • Der Händler hatte uns Tiere gezeigt, die ich im Leben nicht gekauft hätte - nicht, weil sie nicht gut genug ausgesehen hätten, nein, weil sie einfach hoffnungslos überteuert waren und das war nun wirklich nicht einzusehen, am hellen Tag auch noch übers Ohr gehauen zu werden, vor allem, wenn es pressierte. Der Senator schien meiner stumm gefassten Meinung zu sein und schritt voran, und beim nächsten Händler wirkte die Ware auf den ersten Blick genauso gut wie beim vorherigen, und er sah auch noch nicht danach aus, als wollte er uns gleich die Sesterzen und Aurei einzeln aus den Taschen ziehen. Ein wenig indigniert war der Blick des Händlers freilich auf meinen blutverschmierten Togasaum gerichtet, aber als er damit offensichtlich auch erkannte, dass es sich hier nicht um einen jüngst auf den Straßen der subura erschlagenen Tagelöhner, sondern wohl um ein eben erschlagenes Opfertier gehandelt haben musste, wurden seine Bemühungen gleich ein deutliches Maß beflissener.


    "Hier haben wir wunderbare Rinder, wollt ihr vielleicht ein Rind kaufen, Herr?" wandte er sich zielstrebig an meinen patronus, doch der hatte sich schon einen der Widder angesehen, zu dem ich nun ebenso trat und das Tier in Augenschein nahm. "Das sieht doch schon besser aus, und gut gefüttert ist er anscheinend auch. Lucanus? Was meinst Du? Du bist hier der Zottelfellexperte." Ausserdem sollte mein Neffe ruhig alle Scheu davor verlieren, in einer Sache seine Meinung zu äußern, in der er sich anscheinend auskannte.

  • Ich löse mich von meinem neugewonnenen Freund "Heut' is' Dein Tag! Viel Glück!" und gehe meinem Onkel und dem Senator hinterher. Ich sehe, wie letzterer auf den Händler deutet und höre ihn "Was haltet ihr von dem?" sagen. Wollte er sich den Händler mit der ganzen Herde kaufen? Nicht vielleicht ein wenig übertrieben?


    Als ich näherkomme, sehe ich, daß das Tier gemeint, ist, das neben dem Händler steht. Natürlich, hätte ich mir denken können. -.^


    "Na, komma her" sage ich zum Widder, den Händler schaue ich dabei vorsichtshalber nicht an. "Er hinkt ein bißchen", stelle ich fest, "hinten, am rechten Bein." Der Händler versichert, das Tier sei in Ordnung, jedenfalls heute morgen.


    Ich gehe zu dem Tier und hebe ihm das hintere Bein hoch. Natürlich, ein Stein zwischen den Zehen, sowas stört wie Steine in der Sandale. "Das Hinken wird vielleicht noch ein bißchen bleiben, wenn das kein Hinderungsgrund ist, ist er wohl in Ordnung", sage ich zu Onkel Aquilius und Senator Macer. Keine Stellen im Fell, gut genährt, da hat Onkelzwo recht, frißt also richtig.


    Ich halte ihm ein paar Nüsse hin und der Widder schleckt sie ohne viel Drumherumzureden auf. Ein aufmunternder Schlag gegen die Flanke, der ihn auch nicht tangiert, er geht, wenn auch nicht im Eilmarsch, vorsichtig ein, zwei Schritte seitwärts. "Noch ein hübsch junges Tier" schließe ich meine Anamnese, indem ich über die noch kurzen aber gut gewachsenen Hörner fahre.

  • Zufrieden registrierte Macer, dass sie nun offenbar einen Treffer gelandet hatten und der Preis, den der Händler vorschlug, war auch nicht überzogen. "Einversatanden, wir sind uns einig", erwiderte Macer ihm und bezahlte den gewünschten Betrag. Ob der Widder nun hinkte oder nicht und wie lange es noch anhalten würde, war ihm ziemlich egal. Immerhin wurden die Innereien betrachtet und der Widder nicht einer Rekrutenprüfung unterzogen.


    "Das Hinken kam vom Fuß und nicht von irgendwelchen Innereien", fragte er auf dem Rückweg sicherheitshalber aber doch noch einmal nach, auch damit die kleine Gruppe nicht in pessimistisches Schweigen verfiel, als sie auf dem Rückweg zum Tempel waren.

  • Und da waren sie wieder, die drei von der Opferstelle. Macer, sein Klient und dessen Scriba auf dem Weg, das dritte Opfertier zu besorgen. Die Toga des Priesters war blutbespritzt und die des Senators alles andere als perfekt drappiert, als er mit energischen Schritten wieder auf die Stände mit den Opfertieren zuhielt. "Der da nicht, der war eben schon zu teuer", murmelte er im Vorbeigehen, wohlwissend dass der Händler sie wiedererkennen würde, sich das richtige denken würde und diesmal noch höhere Preise verlangen würde. Dabei sollten die Händler eigentlich mit den Preisen runter gehen, um überhaupt eine Chance zu haben, etwas verkaufen zu können. Denn mit jedem weiteren Opfer wurde es schließlich unwahrscheinlicher, dass es auch wieder nicht angenommen wurde. Zumindest hörte man häufiger von Opfern, die einmal wiederholt wurden als von Opfern, die zehnmal wiederholt wurden. Über das eine waren Macer und seine Begleiter schon hinweg und das andere wollten sie sicher nicht erreichen.


    "Der da? Sieht etwas schäbig aus, aber die gutaussehenden haben uns bisher ja auch nicht geholfen", traf Macer schließlich eine erste Wahl und deutete auf einen Widder, der an einen Holzpfosten gebunden war. Der zugehörige Händler wusste nicht recht, ob er angesichts des senatorischen Kunden eilfertig herbei kommen sollte oder angesichts der abwertenden Bemerkung über seine Ware lieber gleich beleidigt sein sollte und näherte sich deshalb nur langsam und vorerst schweigend den potentiellen Kunden.

  • Diesmal folgten uns weit mehr Blicke als beim ersten Nachkauf, Kunststück, ich sah inzwischen aus wie frisch aus dem Bluttrog entstiegen und zog eine Spur Blut durch die getränkten toga-Teile nach, die den Boden berührten, weil sie von der roten Flüssigkeit durchnässt und entsprechend schwerer geworden waren. Auch auf das Händewaschen hatte ich verzichtet, im Moment war meine Laune dermaßen auf dem Nullpunkt, dass ich wohl den Erstbesten geopfert hätte, der mir mit einem frechen Spruch entgegentrat - aber glücklicherweise waren Roms Bürger vielleicht oft genug faul, unzuverlässig und müßiggängerisch, aber nicht vollkommen verblödet, so beschränkten sich die meisten der Menschen auf neugieriges Starren und leises Tuscheln. Als mein patronus bei einem Händler hielt, dessen Ware mir nicht gerade vielversprechend wirkte, sah ich den Widder wenig begeistert an.


    "Nun, nur weil uns die gutaussehenden bisher nicht geholfen haben, ist dies kein Grund, jetzt mit weniger gut aussehenden zu beginnen - Mars scheint Rom schwer zu zürnen, solch ein Opfer habe ich noch nie zuvor erlebt, und ich glaube nicht, dass es nun mehr bringen wird, wenn wir ihm Opfergaben anbieten, die nicht einmal nach was aussehen. Das Innere der Tiere können wir schlecht vorher begutachten, das Äußere sehr wohl," gab ich zu bedenken und atmete tief ein. "Ich werde mich ab jetzt an den Kosten beteiligen, denn es könnte wohl noch etwas länger dauern, bis wir den gewünschten Erfolg haben, und ich habe nicht vor, jetzt aufzugeben." Und wenn wir den ganzen Markt leerkaufen mussten!

  • Macers Gesichtsausdruck wurde nicht besser. "Danke für das ungefragte Angebot, aber ob sich meine Klienten an den Kosten meiner Opfer beteiligen, bestimme immernoch ich." Macer meint dies keineswegs unfreundlich, aber wortwörtlich so, wie er es gesagt hatte. Was seinem Klienten diesmal vielleicht Kosten ersparte, aber im Gegenzug auch bedeutete, dass der Patron später durchaus die Beteiligung an einem anderen Opfer verlangen konnte, auch wenn der Klient gar nicht wollte. "Immerhin bestimme ich auch, wann ich mich an den Kosten deiner Opfer beteilige." Womit die Sachlage nun endgültig geklärt war und der bislang unbeteiligte Händler weiterhin unbeteiligt bleiben konnte, denn Macer setzte sich wieder in Bewegung.


    Die Auswahl an vernünftig aussehenden Widdern wurde indes nicht größer. Erstens schüttelte man diese nicht im Dutzend von den Bäumen, zweitens hatte Macer einige Händler bereits wegen ihrer Preisgestaltung nach hinten auf die Kandidatenliste gesetzt und drittens brauchte man zumindest ein paar von den gut aussehenden Widder auch noch, um neue Widder zu züchten und verkaufte sie daher gar nicht.


    "Der da! Bisschen klein, aber ansonsten in Ordnung", schätzte Macer das nächste potentielle Opfer mit seinen heute frisch erworbenen Kenntnissen in der Beurteilung von Widdern ein. "Ja, ein bisschen klein, deswegen kostet er auch nur 110 und nicht 125 Sesterze", bestätigte ihn der Händler. "Für 100 habe ich drüben einen größeren bekommen." "Du kannst ja warten, ob meiner noch wächst."

  • Um den langen Gesichtern und dem Getuschel der Menge zu entgehen, laufe ich nun doch ein drittes Mal mit, auch wenn ich erst gezögert hatte. Mitgefangen, mitgekreuzigt, sozusagen. Vorsichtshalber halte ich aber meinen Rand, meine Expertise wird nach dem letzten Reinfall sicherlich nicht mehr ohne weiteres gefragt sein.


    Vielleicht sollte man aber gleich ein paar Viecher kaufen, damit man sich die Rennerei sparen kann, und man außerdem Rabatt bekommt?


    "Onkel Aquilius, wie wär's" zupfe ich ihn leicht schüchtern am Ärmel, "wie wär's, wenn der Tempel selbst, hm. ein halbes oder ganzes Dutzend Tiere kauft? Dann gibt's sicher Rabatt, den man an den Senator weitergeben kann, wenn er dem Tempel den Widder abkauft." Ich räuspere mich kurz. "Außerdem würden wir uns so einen Haufen Lauferei ersparen, falls das dritte Opfer immer noch zurückgewiesen wird?!"

  • Diese blöden Widder und ihre noch blöderen Händler begannen ganz empfindlich an meinem ohnehin bereits angekratzten Nervenkostüm zu zerren. Es konnte doch nicht sein, dass wir hier kein ansehnliches Opfertier mehr finden konnten - die etwas klein wirkende Tiergestalt, vor der mein patronus nun stehengeblieben war, war nicht im mindesten dazu angetan, meine Begeisterung hervorzurufen, und die frechen Worte des Händlers taten ihr übriges, meine Laune noch ein Stückchen weiter in den Keller sacken zu lassen. Im Grunde hatte ich nicht erwartet, dass Purgitius Macer mein Angebot annehmen würde, aber ein bisschen fuchste es mich doch, so rundweg abgelehnt worden zu sein - nun, damit musste man eben leben, auch wenn es einem nicht so gut gefiel.


    "Nun, nachdem das Tier geopfert werden soll, zum Wohle der Götter und auch zu dem Deinen," damit blickte ich den Händler genauso wütend an, wie ich gerade war, was mitsamt meiner blutverschmierten Kleidung ganz sicher einen interessanten Effekt verursachte, "ist es wohl unwahrscheinlich, dass er noch wachsen wird, und deswegen werden wir ihn für 90 Sesterzen nehmen, allerhöchstens ... und für die nächsten Opfer merke ich mir Deinen Namen." Einige Aufträge konnten da durchaus mit herausspringen, es war zumindest ein Angebot, über das man nachdenken sollte, und man konnte es hinter der Stirn des Händlers förmlich arbeiten sehen. Während dieser überlegte, wandte ich mich zu Lucanus. "Nun, vor einem großen Opfer ist das sicher bedenkenswert, aber zum einen hoffe ich doch, dass wir heute nicht noch ein halbes Dutzend Tiere opfern müssen, sondern nur noch eins, zum anderen .. der Tempel hat für derlei Tiere keine Stallkapazitäten, und die Tiere dann unterstellen zu lassen, bis wir sie brauchen, verschlingt sicher einen guten Teil des Rabatts. Aber vor dem nächsten Staatsopfer ist der Gedanke sicherlich wert, ihn zu berücksichtigen."

  • Es lag weder in Macers Interesse, lange zu verhandeln, noch wollte er zu viel Geld ausgeben, aber am allerwenigsten wollte er zu lange nutzlos in der Gegend herum stehen. "100 Sesterze und wenn du Glück hast, vergesse ich deine freche Bemerkung an der nächsten Straßenecke", bot er daher an, denn mit einer erneuten Anfrage bei einem Staatsopfer wollte er nicht locken.


    Man wurde sich schließlich einig, Macer drückte seinem Sklaven, der ihnen auch hierhin wieder mit gefolgt war, den Strick in die Hand, an dem der Widder angebunden war und es ging wieder zurück in Richtung Tempel. "Wenn das so weiter geht, machen wir einen Rotationsdienst - zwei machen das Opfer und die anderen beiden kaufen schonmal das nächste Tier." Aber man sollte ja nicht zu pessimistisch sein, irgendwann musste es ja klappen und warum nicht gerade mit diesem Tier?

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