• Lyros wurde ganz schlecht, angesichts dieser furchtbaren Reise, die ihm da bevor stand.
    “Wie du wünschst, Praefectus. Wenn du erlaubst, dann werde ich mich sogleich zurückziehen und die nötigen Reisevorbereitungen treffen.“
    ...und sein Testament aufsetzen, schoss ihm durch den Kopf. Eine Seereise im December, wie schrecklich!

  • Lyros verneigte sich zum Abschied.
    “Ehrenwerte Germanica Aelia, Praefectus.“
    Dann eilte er davon, seinem sicheren Verderben entgegen. Zumindest war er davon überzeugt.

  • Ich hatte mit einigem gerechnet, aber nicht mit dem, was ich nun sah! Ein unglaublich helles Feuer brannte in der Spitze des Leuchtturms und schickte sein Licht ganz sicher weit über das Meer. Ein Wunderwerk der Technik, ganz ohne Zweifel! Und gleichzeitig wunderschön anzusehen. Auch wenn ich es nur sehr selten zeigte, hatte ich eine romantische Ader, die jetzt voll durchschlug. Mit einem seligen Lächeln betrachtete ich den Leuchtturm, das Spiegelbild des Leuchtens in den Wellen und den seltsamen Schein, in den es alles tauchte.


    "Ist das nicht wunderschön?"


    Was würde ich nur darum geben, in einem solchen Moment eine Frau in meinen Armen zu halten und gemeinsam die Schönheit dieses Augenblicks zu genießen. Einen Moment lang sah ich Urgulania an, aber ich verwarf den Gedanken recht schnell wieder. Ich schätzte sie als Gesprächspartnerin, sicher auch ihre Freundschaft, aber mehr empfand ich nicht. Kurz ging mir auch Axilla durch den Kopf, aber sie war mir viel zu jung udn viel zu flatterhaft. Caecilia Alba hingegen... die Frau hatte Feuer, ganz ohne Zweifel, aber an ihr würde ich mir sicher die Finger verbrennen und die Zähne ausbeißen.
    Dann war auch noch die Frage, welchen philosophischen Weg ich ging? Würde ich den Weg des Meister Lao konsequent verfolgen, dann würde ich mich zwangsläufig immer weiter von den Menschen entfernen, bis sie mir völlig fremd wären, so wie ich auch ihnen völlig fremd wäre. Ein Weg, der absolut sicher in die Einsamkeit führen würde. Nach Meister Kong wiederum wäre es das größte Unglück, ohne Kinder zu bleiben, weil dann mein Andenkennach dem Tod nicht mehr gewahrt würde. Nach dem Buddha wiederum war das alles unerheblich, weil ich dann entweder wiedergeboren würde oder - besser oder schlimmer? - ins Nichts eingehen würde.


    "Welch Glück wäre es, wenn jeder seinen Leuchtturm hätte, der einem den Weg durch die Dunkelheit weist."

  • Ich war den ganzen Weg über neben ihm hergelaufen und stand nun neben ihm und blickte über das Hafenbecken. Mein Sklave stand etwas im Hintergrund und ich hatte das Gefühl, dass er uns einen mürrischen Blick zuwarf, wollte mich jedoch nicht umdrehen um dies zu überprüfen.
    In der Tat, es ist wirklich wunderschön.
    kommentierte ich und bereute diesen doch recht dummen Kommentar fast augenblicklich.

  • Ich betrachtete noch eine Weile schweigend und glücklich das Leuchtfeuer. Schließlich brach ich die Stille wieder.


    "Wenn ich fragen darf... wie kommt es eigentlich, dass eine Frau wie du keinen Mann hat? Du siehst gut aus, bist gebildet und höflich... hat es sich nie ergeben?"


    Hoffentlich war die Frage jetzt nicht zu persönlich.

  • Da war sie wieder, jene Frage die immer alle so gerne stellten, die ich jedoch nie wahrheitsgemäß beantworten würde. Wobei ich in diesem Moment kurzfristig erwog es doch zu tun.
    Es hätte sich einmal fast ergeben. Allerdings haben Offiziere der Legionen manchmal die unangenehme Angewohnheit im Dienst ihr Leben zu lassen. Und das beendete die Verlobung.

  • Nein, leider nicht.
    Natürlich war mein Bedauern darüber, so offen ich es in diesem Moment auch zeigte, absolut unecht, denn ein Ehemann würde in meinem Leben vor allem stören.

  • Ich nickte nachdenklich.


    "Das ist sehr bedauerlich. Aber du hast ja zum Glück noch Verwandte, die sind ja auch Familie," versuchte ich, die Stimmung aufzuheitern. Das Thema traf mich auch selbst, da ich ja auch unverheiratet war und ohne Kinder war. Nur, dass ich eben schon einmal verheiratet war.

  • Ich nickte leicht.
    Ja, meine übrigen Verwandten sind für mich nicht weniger wichtig Manchmal kommt es mir mit Axilla sogar so vor, als hätte ich trotz aller Widrigkeiten eine kleine, energiegeladene Tochter.

  • Ich lachte.


    "Wobei Axilla schon ein ziemlich flatterhaftes Wesen hat. Da kann man auch froh sein, wenn man nicht für ihre Erziehung verantwortlich ist. Nicht, dass sie unsympathisch wäre, aber auf Dauer hätte ich ein ernsthaftes Problem damit, sie zu... unterrichten... oha, da fällt mir was ein. Ich hatte ihr gesagt, dass ich in Erwägung ziehen würde, sie in der Philosophie aus Han zu unterrichten, wenn ein männlicher Verwandter von ihr zustimmt. Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist das keine allzu gute Idee. Erstens weil es Jahre dauert, die Philosophie halbwegs zu verstehen, zweitens, weil ich nicht weiß, ob meine Geduld dazu reicht. Vielleicht habe ich ja Glück und sie hat es bereits vergessen?"

  • Ja, so ist sie. An manchen Tagen möchte ich sie fast in ihrem Schlafzimmer einsperren, damit sie wenigstens so etwas Ähnliches wie Ruhe gibt.
    sagte ich ehrlich und lachte.
    Ein männlicher Verwandter könnte seine Zustimmung derzeit sowieso nicht geben, da der entsprechende Verwandte derzeit in Rom weilt.

  • Natürlich hätte auch ich in dieser Angelegenheit die Entscheidung treffen können, schliesslich hatte ich bis zu Lucius Rückkehr die Verantwortung, doch war das egal.
    Caecilia Alba? Ja, ich kenne sie. Wieso fragst du?

  • "Ich habe sie auf dem Fremdenmarkt vor einem Diebstahl bewahrt. Und sie sagte mir, dass sie für dich arbeiten würde. Sie hat ganz schön Temperament. Sie hatte wohl auch ein gewisses Interesse an mir, aber ich weiß nicht, welcher Art. Ist aber eigentlich auch nicht wichtig. Ich konnte sie nicht so wirklich einschätzen, und das gibt mir zu denken. Wie schätzt du sie ein?"

  • Das war interessant. Ich nahm mir vor, die Caecilierin darauf anzusprechen.
    Ich muss gestehen, dass ich sie hauptsächlich auf geschäftlicher Basis kenne. Besonders viel persönlichen Kontakt haben wir nicht.

  • "Hmm... zu schade. Normalerweise kann ich Menschen recht gut einschätzen, ausgenommen mich selbst, deshalb bin ich in dem Fall etwas am rätseln. Andererseits, da ich sie wahrscheinlich eh nicht nochmal treffen werde - außer der Zufall will es - ist es nicht weiter problematisch."


    Ich sah wieder auf den Hafen mit dem Leuchtturm.

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