Es war ein Abend - oder besser, eine späte Nacht - nach jenem Eklat, der zu so heftigen Worten zwischen mir und Aurelius Corvinus geführt hatte, zudem zu einem zerstörten Möbelstück in der kleinen Laube im Garten - und ungleich mehr sinnlosen wie schmerzvollen Gedanken. Oft genug hatte es funktioniert, dass ich mir mit Alkohol und einer geschmeidigen lupa unter meinem Leib den Schmerz aus dem Körper und dem Kopf hatte treiben können, aber in dieser Nacht war es mir nicht gelungen, die Ruhe zu finden, derer ich bedurfte. Sicher, mein Körper war nun auf angenehme Weise ermattet, aber in jenem Augenblick, in dem die dunkelhäutige Schöne unter mir vor Lust geseufzt und gestöhnt und ich selbst meine Befriedigung erhalten hatte, war alles wieder zurückgekehrt, unaufschiebbar, unvergesslich. Wahrscheinlich würde es immer so bleiben, und ein Teil von mir hatte sich mit diesem Gedanken abgefunden - der andere Teil in meinem Inneren jedoch rebellierte und weigerte sich, dieses Schicksal zu akzeptieren, das so unausweichlich schien.
Als ich, irgendwann spätnachts, nach Alkohol und dem Duft der lupa stinkend, in die villa Flavia zurückgeschlichen war, hatte ich dem ianitor aufgetragen, er möge einen Sklaven schicken, mir ein Bad zu richten, denn so wollte ich nicht schlafen gehen, ein vager Ekel vor meinem Zustand war mir zurückgeblieben. Ekel, weil ich normalerweise auf lupae verzichtete, ich mochte sie nicht, diese kunstvoll stöhnenden Lusttäuscherinnen, und ich würde sie wohl nie wirklich mögen. Aber ab und an war die Not tiefsitzender als der Ekel, und so hatte ich mir wenigstens eine Frau ausgesucht, die meinem Geschmack entsprach und die anscheinend die Lust auch empfunden hatte, die ich versucht hatte, ihr zu bereiten. Wenigstens hatte mich so niemand gesehen, und als mir gemeldet wurde, dass mein Bad bereit sei, ging ich ohne Verzögerung in den jetzt matt hell erleuchteten Raum und schickte den Sklaven weg, der alles vorbereitet hatte. Jetzt wollte ich allein sein mit meinen fruchtlosen Gedanken, die mich ohnehin wieder überfallen würden, wenn ich in meinem cubiculum im Bett lag, und in dieser Nacht war es wohl auch besser, dass ich Bridhe zuvor genauso wie in der letzten gesagt hatte, sie möge nicht auf mich warten. Ich zweifelte nicht daran, dass sie die Gelegenheit nutzen würde, die Nacht bei ihrem Liebsten zu verbringen, selten genug verzichtete ich auf ihre Wärme zwischen meinen Laken.
Ich glitt, nachdem ich mich entkleidet hatte, in das warme Wasser und lehnte mich sogleich an den Beckenrand, die Arme hinter den Kopf verschränkend, um dann sinnierend die Mosaiken zu betrachten, die mir immer schon gefallen hatten. Wie wäre es wohl, ein Delphin zu sein, ein Tänzer der Meere, sorglos dahin gleiten zu können, unbehelligt von allen Sorgen des Lebens, ein Gespiele und Kind der Götter, die sich an dieser Lebenslust ebenso erfreuen konnten. Wie viel lieber ließ ich die Gedanken schweifen. Zu einem Blick aus dunklen Augen, einem schmalen Körper, fast hager, und jenen lustvollen Lauten, die über ihre Lippen geglitten waren, als wir unserer Leidenschaft gefolgt waren. An manchen Stunden verfolgte mich diese Erinnerung wahrhaftig, aber es war keine schlechte Erinnerung. Sie hatte mich für wenige Stunden aus der Verzweiflung gerissen, und genossen hatten wir es beide. Was sie doch für eine Schauspielerin gewesen war, in jenem Moment, als man uns überrascht hatte - der bühnenreife Ohnmachtsanfall, all ihre verzückte Freude an den schönen Dingen, an diesem verzauberten Ort. Für einen Moment schmeckte ich sie wieder auf meinen Lippen, und ich fühlte, dass die Erinnerung an sie auch meine Lebensgeister weckte .. genüsslich seufzend ließ ich meine Gedanken an jene Nacht zurückkehren, und begann, mir selbst ein wenig Freude zu schenken ...