Es war ein herrlicher Tag, die Sonne stand im Zenit und verbreitete auch für diese Jahreszeit in Tarraco eine wohlige Wärme. Entsprechend aufgeregt und aufgewühlt war die Stadt. Einige Menschen, in Begleitung schwatzender Haussklaven oder bekannter und Verwandter flanierten durch die Verkaufsstände, blieben an den Einen oder Anderen neugierig stehen, verwickelten sich in heftige Verkaufsgespräche und wanderten entweder zum nächsten interessanten Laden weiter oder ließen sich etwas aufschwatzen, was ihnen sicher nicht von Nöten war, ihnen aber sichtlich Freude machte. Andere wiederum kamen an den Hafen, weil sie wichtige Geschäfte, die sie sicherlich schon seit längeren geplant hatten, hier her trieb. Manius konnte die einen von den anderen bereits am gang und an ihren Mienen deutlich unterscheiden. Die Flanierenden, meist wesentlich besser gekleidet, schlenderten über den Hafen, während die anderen förmlich rannten, und ihre Gesichtszüge grimmig und ungeduldig auf das Ankommen am Ziel ihres Begehrens konzentrierten. Aber es gab noch eine dritte Kategorie von Hafenbesuchern. Diese waren meist gelassen, versuchten sich ohne große Gefühlsregung durch das Gewühl zu quetschen und hoben nur hier und da die Hand zu einem Gruße. Dies waren die Menschen, zumeist Männer, die sich im Hafenviertel auskannten, entweder selbst Handelstreibende sind oder sich deshalb so gut hier auskannten weil sie hier zu wohnen pflegten.
Manius sah sich das Treiben ohne große Gemütsregung an, sondern sah vielmehr suchend über die Köpfe der Passanten hinweg. Mit ihm war Redivivus Evander gekommen und in ihrer Begleitung hatten sie zwei Scriba, die Manius sich ohne lange Diskussionen aufkommen zu lassen im aedificium des Forums, also seiner Dienststelle geschnappt hatte. Weiters glaubte er auch eine Hand voll Stadtsklaven zu benötigen, um die Aufgaben, die er sich für heute und den nächsten Tagen gestellt hatte, zu bewältigen. Mitgebracht hatten sie allerlei Gerätschaft, einen Tisch, mehrere kleine Klappstühle, eine Kiste mit allerlei Materialien wie Schnüre, Senklote und andere Instrumente, von denen Manius glaubte sie zu gebrauchen, und obendrauf gepackt befinden sich zwei lange Stangen, an denen die Kiste mit Tauwerk verschnürt war und als Tragestangen dienten an denen zwei Sklaven die Kiste auf ihren von der Sonne gegerbten Schultern trugen.
Ah ja, das währe doch ein gutes Plätzchen. Manius schaute, die linke Hand schützend vor der Sonne über seine Augen flach haltend, zu einer, direkt an der Kaimauer gelegenen, Stelle. Dort, wo nun sein Finger ausgestreckt hinzeigte war einst der Steg gewesen, der zusammengekracht war, und der von den abergläubigen Menschen Tarracos gemieden wurde.
Genau das Richtige, genau das was ich gesucht habe, direkt an der Kaimauer, zentral gelegen aber doch ruhig genug um die nötigen Schreibarbeiten zu erledigen. Sedulus, und Labeo, dort stellt ihr den Tisch auf. er wandte sich zu den Sklaven Und ihr stellt dort die Kiste ab, und bindet schon mal die Stangen los, wir werden sie brauchen.
Bedächtig und die Szenerie im Auge behaltend ging Manius auf die Stelle zu, sah sich kurz um, während die Scribae den Tisch aufbauten, ein Pergament entrollten, das die gesamte Fläche des Tisches ausfüllte und in wenigen Strichen und Linien den Umriss des Hafens widerspiegelte und ihre Schreibutensilien darauf verteilten, einen Calamus, einige Schreibtäfelchen sowie ein Tintenfässchen und einige Schwämme.