atrium | Unglückliche Umstände

  • Die hübsche Duccierin führte Leone direkt ins atrium und wies ihr dort einen Platz. "Setz dich doch schon. Möchtet du vielleicht eine Kleinigkeit essen oder etwas trinken? Caelyn hier wird dir deine Wünsche diesbezüglich gern erfüllen", sagte der ianitor und deutete auf die zarte Gallierin. "Ich bin gleich zurück."

  • So schnell kam man zu einer Aufgabe! Aber gut! Hatte eh nichts zu tun!
    Leone begleitete eine junge Frau ins Atrium und machte sich auch gleich wieder aus dem Staub. Bevor er das machte, deutete er mit einer allessagenden Handbewegung auf mich.
    "Darf ich dir etwas anbieten?" fragte ich auch gleich artig.

  • Tief erschüttert und leicht benommen folgte ich dem netten Sklaven schweigend ins Atrium.
    Dort angekommen nahm ich Platz und versuchte meine Gedanken zu sammeln, was mir nicht richtig
    gelang. Ich wusste nur, dass ich hier warten muss, bis der Herr des Hauses kommen wird.
    Dann vernahm ich die Frage, die mir die Frau mit Namen Caelyn stellte und sah sie an:


    "Ja, ich hätte etwas Wasser ... mehr nichts ..."


    sagte ich leise und verbarg mein Gesicht in den Händen, denn ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen...

  • ~ Anderenorts ~
    "Regulus?" "Ja, dominus, das hat sie gesagt." "Mhmm..." Ich dachte nach. Duccia Clara, Duccia... Etwas sagte mir dieser Name. Nur woher? Und was? Es musste während meines Aufenthalts in Germanien gewesen sein. Ich nickte Leone zu. "Danke. Du kannst deinen Platz wieder einnehmen", sagte ich und erhob mich. Nachdem einige Falten meiner tunica glatt gestrichen waren, machte ich mich auf den Weg ins atrium.



    ~ Im atrium ~
    Die Szenerie, die sich mir bot, berührte mich. Eine scheinbar verzweifelte junge Frau, neben der eine scheinbar ratlose Sklavin stand. Mir stellte sich die Frage, wie gut sie und Regulus sich woh gekannt haben mussten, dass sie nach all den Jahren um ihn weinte und wohl nichts von seinem Tod erfahren hatte. Ich setzte mich neben die junge Frau und legte ihr tröstend eine Hand auf den Rücken. "Gräme dich nicht", sagte ich schlicht zu der noch Unbekannten, und wartete, bis die Tränen verebbt sein würden.

  • Eine zarte Berührung ließ mich in die Gegenwart zurückkehren. Ich machte die Augen auf und sah einen jungen, edlen Mann, der neben mir
    saß und versuchte mich zu trösten. Allem Anschein nach war er der Herr des Hauses und Regulus Bruder. Allerdings konnte ich keine große
    Ähnlichkeit feststellen, aber sein Gesicht kam mir trotzdem bekannt vor ...

    " Oh, es tut mir leid ... ich bitte um Verzeihung für mein Benehmen ..."


    sagte ich ein wenig verlegen ... . Dann holte ich einen großen Taschentuch aus meiner kleinen Börse, trocknete die Augen ab und putzte mir gründlich die Nase.


    "Darf ich mich vorstellen? ... Duccia Clara ... vor kurzem aus Mogontiacum angekommen ..." - ich nickte höflich und seufzte tief -
    "... heute wollte ich nun meinen ... meinen guten Freund Varus Regulus besuchen. Als wir uns zuletzt sahen, sagte er, wenn ich in Rom bin,
    würde er sich freuen, mich als seinen Gast zu begrüßen ... Nun, leider komme ich zu spät ... . Was ist denn passiert?"

    fragte ich vorsichtig mit einer traurigen Stimme und holte einen neuen Taschentuch aus meiner Börse ...

  • "Das macht nichts", erwiderte ich und sparte mir das Suchen nach einem Tuch, denn ich wusste, dass ich keines mit mir führte. Doch die junge Frau schien selbst eines dabeizuhaben, denn sie förderte kurz darauf zunächst eine Tasche und dann ein Taschentuch zu Tage.


    "Es freut mich, dich kennenzulernen, Duccia Clara, wenn auch aufgrund unglücklicher Umstände. Ich bin Aurelius Corvinus. Varus war mein Bruder", erklärte ich. "Er ist von einer Seereise nicht wieder heimgekehrt." Das war schon lange her, mit Sicherheit gut sechs Jahre. "Gestattest du mir die Frage... Wie nahe habt ihr euch gestanden, du und mein Bruder?" Es blieb zu hoffen, dass sie kein versetztes Techtelmechtel war, denn dann wären Kinder wahrscheinlich der Grund, aus dem sie nun hier war und Reguluns sprechen wollte.


    "Caelyn - verdünnten Wein für mich, bitte", wies ich die Sklavin an.

  • Für einen kurzen Augenblick vergass ich meine Trauer und sah den jungen Mann nachdenklich an -


    "Aber ja, natürlich - Marcus Aurelius Corvinus, Du hast doch in unserer Schola in Mogontiacum Deinen Religionskursus
    absolviert ... nicht wahr? Es freut mich auch, Dich nun persönlich kennezulernen"


    dabei lächelte ich ihn leicht an und
    erinnerte mich gleich an seine Sklavin, die mich mehr als einmal in meinem Officium aufgesucht hatte...
    Dann seufzte ich wieder kummervoll und senkte meinen Blick


    "Wir waren sehr gute Freunde, ich lebte damals mit meinem Vater in der Provincia Britannia und war mit einem jungen Ofiizier
    verlobt. Eines Tages machte mich mein Verlobte mit Regulus, der gerade nach Camulodunum kam, bekannt. Die beiden
    waren eng befreundet, seit ihrer Jugend schon. Und dann ... dann wurde mein Caius mit seinen Legionären in einen
    Hinterhalt geraten ... und er kam nie wieder zurück .... Ich wollte auch nicht mehr leben und Regulus, der auch sehr unter
    Verlust seines Freundes litt, stand mir in dieser schweren Zeit immer bei ... . Dein Bruder war ein sehr anständiger Mann ..."


    Die Erinnerungen schmerzten mich sehr, ich machte eine Pause und sprach dann weiter


    "...Dann, bei seiner Abreise sagte er, er wird immer für mich da sein, wenn ich ihn brauche ... und nun bin ich hier, aber er ist nicht
    da... . Die Götter meinen es wohl nicht gut mit mir... "


    sagte ich mit einem bitteren Unterton in der Stimme und blickte Aurelius Corvinus entmutigt an

  • Als sie von der schola in Germanien sprach, hob ich irritiert eine Braue. Mir sagte ihr Name nämlich nichts, oder zumindest nichts mehr. Was vielleicht daran lag, dass ich seinerzeit Camryn geschickt hatte, um mich zu den Kursen anzumelden. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite", entgegnete ich und lächelte kurz. Ihrer Erzählung folgte ich interessiert. Dass mein Bruder damals in Britannien stotioniert gewesen war, wusste ich, doch den Rest glaubte ich ihr so, wie sie ihn erzählte. Es blieb mir auch nichts anderes übrig, denn Regulus war stets ein Mensch gewesen, der mir auf gewisse Weise fremd geblieben war, obwohl er doch mein Bruder gewesen war.


    "Es tut mir leid, dass du diesen doppelten Verlust nun ertragen musst", sagte ich anteilnehmend. "Wenn ich dir in irgendeiner Weise helfen kann, lass es mich wissen. Die Freunde meiner Geschwister sind auch die meinen. Hast du schon Unterkunft in Rom? Ich würde mich freuen, dich vorerst hier im Hause aufzunehmen. Wenn dir dies recht wäre, heißt das", fügte ich an.

  • In seinen Augen sah ich ein aufrichtiges Mitgefühl und sprach weiter:


    "Für Deine Teilnahme bedanke ich mich sehr, doch ich musste noch zwei Verluste erleiden ..." und ich seufzte tief -


    "Ein paar Jahre später, nachdem Regulus die Britannia verlassen hat, heiratete ich ... Duccius Damian ... nun, er
    kam auch ums Leben und mein Vater ... ja, meinen geliebten Vater habe ich auch verloren ..."


    Auf einmal wurde mir sehr kalt ... Ich fühlte mich sehr einsam und verlassen ...

    "Ja, sie sind alle von mir weg gegangen und vergaßen einfach mich mitzunehmen ..."


    sagte ich leise und machte die Augen zu, um meine Tränen zurückzuhalten ...
    Dann vernahm ich wieder Corvinus weiche Stimme und sah ihn dankerfüllt an:


    " ... Es ist sehr liebenswürdig von Dir, dass Du mir Dein Vertrauen schenkst, Marcus Aurelius Corvinus, und es wäre
    mir eine Ehre, wenn Du mich als Deinen Gast aufnehmen würdest, wenigstens für eine Zeit ..."


    Denn an die Casa Duccia, hier in Rom, wollte ich gar nicht denken. Es war dort kalt und ungemütlich, ich brauchte aber Wärme
    und Geborgenheit ...


    "Eigentlich wollte ich Regulus bitten, meinen Patron zu werden, ... aber leider ist es nicht mehr möglich..."


    dabei dachte ich an meine ungewisse Zukunft und blickte Corvinus ratlos an

  • Ich konnte gut nachempfinden, wie es war, wenn man Menschen verlor, die wichtig waren...oder gewesen waren. Nicht immer musste der Tod dabe eine Rolle spielen, zu oft waren es auch eigene Entscheidungen, die Menschen auseinander brachten. Selbst, wenn sie sich schlecht dabei fühlten, die Entscheidungen dennoch als notwenig erachteten. Ich schüttelte den Kopf, als Clara so traurig sprach. "Dies bedeutet, dass dir anderes bestimmt ist. Wir sollten nicht den Toten hinterhertrauern, sondern ihrer würdig leben."


    Ich lächelte vage und unterdrückte den Impuls, der jungen Frau nochmals beruhigend über den Rücken zu streichen. "Dir sei das Gastrecht in diesem Hause gewährt, Duccia Clara. Ich selbst werde dich im Anschluss an unser Gespräch leider nicht herumführen können, aber mein Neffe, Aurelius Ursus, wird dies sicher mit Freuden übernehmen", lud ich sie stellvertretend für Ursus einfach mal ein und bedachte einen Sklaven mit einem Blick, der besagte, dass jener Ursus schon einmal in Kenntnis setzen sollte. Forschend blickte ich die Duccierin an, als sie vom Patronat sprach. "Nun, man wählt sich seinen Patron nicht leichtfertig, doch versicherte ich dir bereits, dass die Freunde meiner Brüder auch die meinen sind. Wenn ich dir in irgendeiner Weise helfen kann, lass es mich wissen. Ich schlage vor, du lebst dich erst einmal hier ein und erholst dich, und später reden wir dann über ein mögliches Patronat. Wie klingt das?" fragte ich freundlich.

  • Mit Genugtuung hörte ich Corvinus aufmerksam zu und nickte nur ab und zu zustimmend:


    "Du hast Recht, das Leben muss weiter gehen ... klingt banal, aber wahr ..." ich holte tief Luft -
    "und ich bin Dir unendlich dankbar für Deine Gastfreundschaft und ... und für Deine Freundschaft ...
    mögen die Götter immer auf Deiner Seite sein, Aurelius Corvinus ... "


    Als er aber seinen Neffen erwähnte, wurde ich ein wenig nervös. Wird dieser Aurelius Ursus sich nun wirklich
    freuen, sich mit einer fremden und dazu noch etwas schwermütigen Person zu beschäftigen ... ich seufzte nur ...
    Dann sah ich Corvinus bescheiden an und, durch seine Worte ermutigt, berührte leicht seine Hand und lächelte ihn dankend an


    "Nun, es klingt beruhigend, ich hatte noch niemals einen Patron gehabt, aber jetzt, wo ich ganz alleine auf dieser Welt bin, dachte ich, dass
    ich einen brauchen würde ... , aber ich möchte jetzt auf keinen Fall Deine Zeit noch mehr in Anspruch nehmen, wir
    können natürlich später darüber reden ... , es ist wahr, ich muss mich zuerst erholen ..."


    in der Tat, war ich mit meiner Kraft am Ende ...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!