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Einen Vorteil hatten Menschen: Letztendlich waren und blieben sie berechenbar. Ein heilloser Säufer würde stets versuchen, vor seinen Problemen zu entfliehen, indem er dem übermäßigen Genuss von Alkohol fröhnte. Ein schwacher Mensch würde oft genug vor einer Schwierigkeit davonlaufen, wenn er keine offensichtliche Lösung dafür entdecken konnte. Ein stolzer Mensch wurde allzu oft von seinem übermäßigen Stolz auf die eigene Person zu Fall gebracht werden. Man musste nur Geduld haben, abwarten, nichts überstürzen, und erhielt zumeist dann sehr schnell, was man haben wollte, wenn man den richtigen Moment nur abpasste.
Geduld war eine seltene Tugend in den Tagen des größten Reichtums einer Stadt, die den Krieg lange von sich hatte fernhalten können - aber so mancher Mensch besaß sie. Dinge waren gesammelt worden, festgehalten, Informationen gedreht und gewendet, um zu erkennen, welchen Wert sie besaßen. Und schließlich war eine Entscheidung gefällt worden - eine folgenschwere Entscheidung, deren Tragweite ein recht schmutziger, magerer Kerl, der in einer nicht minder schmutzigen Gasse wartend herumstand, nicht ermessen konnte. Überhaupt war diesem mageren Kerl im Grunde ziemlich egal, was in jenem versiegelten Papyrus stand, den er überbringen sollte. Hauptsache, er bekam die dafür versprochenen fünfzig Sesterzen, mit denen er sich eine Nacht mit Iulla leisten konnte.
Iulla! Allein der Name versprach schon einen Himmel, der mit seiner sonstigen Existenz nicht viel gemein hatte. Sie war zwar eine lupa, aber eine der besseren, und ihr rundes, weiches Gesäß ließ ihm schon beim Gedanken daran das Blut in die Lenden schießen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann konnte er sie wieder nehmen, wie sie es gern hatte, von hinten, und ihrem satten Keuchen hören, wenn er sie über den Gipfel getrieben hatte. Seit er sie kennengelernt hatte, hatte es nur noch Iulla für ihn gegeben, aber sie machte es nicht umsonst, sonst hätte ihr Besitzer sie geschlagen.
Also versuchte er, das Geld für sie aufzutreiben, und jetzt hatte er zwei Wochen Pech gehabt - da war ihm der etwas zwielichtige Kerl gerade recht gekommen, der für einen einfachen Botendienst so viel zahlen wollte.
Alles, was er tun musste, um das Geld zu bekommen, war warten - in einer schattigen Ecke dieser nach Urin, angegammeltem Kohl und Fäkalien stinkenden Gasse. Eine Gasse in der Subura, die allerdings als Ziel eine derjenigen Spelunken Roms hatte, in der ein kräftiger Mann allerlei lukrative Aufträge bekommen konnte. Auf einen ganz bestimmten Mann wartete er schon seit zwei Stunden, hatte zwischendrin die Wand angepinkelt und diesen verdammten Sklaven - denn auf einen solchen wartete er - nicht nur einmal verflucht, dass der sich nicht beeilen konnte. Als er wieder Schritte hörte, drückte er sich eng an die Wand und spähte daraus empor, um zu sehen, ob es endlich der Mann sein würde, auf den er wartete ...
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