cubiculum MAC | Finis coronat opus

  • Es war seltsam, wie schnell sich Dinge ändern konnten. Vor wenigen Augenblicken noch war Cadhla wie hin- und hergerissen zwischen Erregung und Anspannung gewesen, und hätte man sie in jenen Momenten gefragt, was sie dachte, dann hätte sie es nicht wirklich beantworten können. Aber sobald es um ernsthafteres ging, um wirklich Bedeutsames, gewann sie schnell wieder Boden unter ihren Füßen und das Gefühl der Unzulänglichkeit, der Unwissenheit erlosch langsam aber sicher. Auch wenn sie das Gefühl hatte, dass sich seine Miene auf subtile Weise wieder verschlossen hatte, als die Erregung auch aus seinem Blick zu weichen begann, war ihr das für den Moment doch lieber als dieser hungernde, fast sehnsüchtige Blick von zuvor, der nur ein einziges Ziel hatte sehen wollen. Ihn auf diese, deutlich rationalere Weise zu erleben machte sie ein wenig ruhiger, und endlich beruhigte sich auch ihr verräterisch schneller Atem, stockten die Tränen, und das Gefühl der Bitterkeit wollte weichen.


    "Es nicht wichtig ist wann frei sein, dominus," sagte Cadhla leise. "Ich immer wissen, dass niemals wirklich werde sein wie gewesen bin, und das machen großen Unterschied. Nicht glauben, dass finden Menschen der kann verstehen, dass man ist zerrissen zwischen Mensch, der man war, und Mensch, der man soll sein, den man noch nicht kennen. Ich nie gelernt zu suchen Liebe, und als gewesen Schildmaid, Krieg und Kampf mir waren genug zu leben zufrieden. Aber hier ich nicht mehr bin, was war, und alles sein anders. Man sich fühlt unvollkommen, und wenn ich merken, dass andere zu mir kommen um zu fragen Rat oder suchen Hilfe, ich immer denken ich nicht können sagen was richtig ist." Sie konnte dieses Gefühl auch nicht wirklich in Worte fassen, das sie in den letzten Tagen und Wochen verfolgt hatte, und hob schließlich nur resignierend die Schultern. Ändern ließ es sich ja doch nicht unbedingt.


    "Wenn Du denken, dass Du nicht geeignet für Rest, dann Du Dich solltest mühen zu lernen, was Dir fehlen. Ich lernen Sprache von hier, um zu verstehen, was Menschen sagen, und lernen Art des Lebens in Rom, um zu verstehen, warum Menschen machen Dinge, wie machen. Vielleicht Du nie hattest Zeit zu beobachten Menschen so, dass sehen mehr über Gefühle von ihnen, weil Du immer nur gehabt hast Pflicht und Sorgen? Viele Krieger in mein Stamm sind in Kampf vollkommen, aber wenn sind zuhause, dann unglücklich und wissen nicht, was tun mit Frau und Familie, weil leben für Krieg. Du leben für Pflicht, und für Ansehen von Familie, und irgendwann Du hast keine Kraft mehr, um zu gehen weiter und weiter. Vielleicht Du suchen Frau an falschem Ort. Wenn gehen dorthin, wo sein Frauen ohne eigenen Willen, dann meistens nur finden solche Frauen." Sie hob den Blick wieder zu ihm und begegnete dem seinen voller Ernst, eine Hand auf seine Rechte legend, die ihre Wange hielt. "Was Du Dir wünschen von Frau, ausser dass sie hat Freude an ... nun .. an sein mit Dir in Bett? Ausser dass sie hat eigenen Willen?" Dass er sein Verhalten erklärte, nahm sie durchaus zur Kenntnis, aber sie antwortete noch nicht darauf. Es war noch nicht der richtige Moment dafür.

  • Cadhlas Worte machten mich auf eine nur schwer zu beschreibende Art betroffen. Sie wirkten wie ein Zugeständnis auf mich, und ich begriff, dass dies einen vermutlich seltenen Einblick in ihr Innerstes darstellte. Nachdenklicher denn zuvor, betrachtete ich aufmerksam ihr Gesicht, fast so, als wolle ich jede Sommersprosse auf der hellen Haut einzeln und genaustens studieren, bis mein Blick auf ihr Haar fiel, das ihr Dank meines Eingreifens sanft über die Schultern fiel. Ich ergriff vorsichtig das Ende einer Strähne und drehte sie zwischen Daumen und Zeigefinger, darauf hinabsehend.


    "Ich glaube, ich weiß was du meinst, Cadhla. Seit dem Tod meiner Eltern verlangt man auch von mir, ein anderer Mensch zu sein. Niemand zeigt das direkt oder spricht es je aus, aber dennoch ist das so. Und es ist so schwer, selbst jemand zu sein, zu dem man doch selbst stets aufgeschaut hat. Das ist, als würde man dich zwingen, jemanden nachzuahmen, von dem du weißt, dass du ihn niemals erreichen kannst", erklärte ich und hielt im Spiel mit der Strähne inne. Vor meinem inneren Auge sah ich Cadhla, in voller Kriegermontur und mit Speer und Rundschild in der Hand. Ich dachte an die Saturnalien und ein Entschluss reifte in mir, was sich als vages Lächeln von kurzer Dauer auf meinem Gesicht spiegelte. "Du magst nicht zurück in dein altes Leben können, aber vielleicht kann ich dir etwas schenken, von dem du glaubst, es verloren zu haben, Cadhla. Es gibt viele Schulen hier in Rom, die Krieger aus- und weiterbilden", fuhr ich fort und zog einen Mundwinkel nach oben, um ein Lächeln anzudeuten. Wie sie wohl darauf reagieren mochte?


    Eine Weile dachte ich über das nach, was sie angestoßen hatte. Worauf genau legte ich wert? Darauf, dass sie dich fasziniert, Marcus. Die Antwort folgte beinahe zeitgleich mit der Fragestellung, doch schlauer als zuvor war ich nicht unbedingt. Cadhlas Berührung lenkte mich ab, und ich sah sie wieder an, nicht minder ernst als sie selbst. "Sie sollte... Hm. Nun ja, Sofia ist nicht gerade das, was ich mir unter einer geeigneten Frau vorstelle, wenn du verstehst", lockerte ich die Situation etwas auf. Doch selbst mein eigenes Schmunzeln war nur von kurzer Dauer. "Was sich ein Mann meiner Position wünscht - oder wünschen sollte- , ist eine intelligente Frau, die gemessen und verständig ist. Eine, die ihm einen Erben schenkt", sagte ich. Mir war klar, dass Cadhla nicht das gemeint hatte, sondern meine persönlichen Schwerpunkte, also fuhr ich fort. "Ich selbst wünsche mir jemanden, der mich fesseln kann. Eine Frau, die mich fasziniert und die ich schätzen und respektieren kann. Aber darum geht es nicht. Darum geht es nie", sagte ich und seufzte leise.

  • "Du nicht kannst sein wie Dein Vater, Du nur kannst sein wie Du bist," sagte Cadhla schlicht, nachdem sie seine Worte nachdenklich und ernst angehört hatte. Letztendlich war das die einzige, wirkliche Wahrheit, die sie aus ihren bisherigen Überlegungen hatte herausdestillieren können - sonst spielte man nur eine Rolle, war nicht mit dem Herzen bei all dem, was man tat, was man tun musste, und wurde niemals glücklich. Für sich selbst hatte sie schon erkannt, dass die Rolle einer Sklavin sie niemals zu dem würde führen können, was sie sich vom Leben erwartete. Es gab sicherlich Sklaven, die sich in der relativen Sicherheit ihrer Existenz wohlfühlten, aber Cadhla hatte ihr Leben lang kämpfen müssen, es nicht tun zu dürfen, erfüllte sie eher mit dem Gefühl der Ohnmacht denn der Beruhigung. Andere Menschen hätten sich wahrscheinlich anders entschieden. Sinnierend folgte ihr Blick dem Spiel seiner Finger mit ihrem Haar, und ohne dass sie es wollte, musste sie für einen Moment lang lächeln. Dass er sich solchen kindlichen Ablenkungen hingeben konnte, wobei er doch noch vor wenigen Momenten etwas ganz anderes gewollt hatte - manchmal schien es ihr, als sei ihr Herr gänzlich zwischen dem Leben als Mann und einem noch nicht ganz erwachsen werden wollenden Kind gefangen, zumindest, wenn er so etwas tat.


    "Kampf ist einziges, was ich wirklich beherrschen, wofür ich habe Talent," fügte sie seinen Worten noch hinzu, als er die Kriegerschulen ansprach. "Du mich wohl zuerst gekauft um bringen Haushalt in Ordnung und räumen auf, aber Du wissen so gut wie ich dass es geben viele Frauen die können dies tun, aber wenige, die können kämpfen wie ich." Das war ihre einzige Hoffnung, dass ihr dieser Umstand vielleicht zum Vorteil gereichen konnte. "Es also Dein Vorteil wäre mich machen zu besserer Kämpferin als ich schon sein, dann Du haben Geld für mich sinnvoll investiert." Kein Zweifel, entweder hatte sie irgendwann neulich Bankiers zugehört oder sie hatte ein Buch erwischt, in dem es um Finanztechnik ging, solche Worte hörte man in ihrer klaren, reinen Form selten bei Sklaven, schon gar nicht so nüchtern vorgebracht, als ginge es tatsächlich allein um ein Geschäft. Was er allerdings über Frauen sagte, ließ sie den Kopf wieder schieflegen, über die Worte nachdenken, um auch ihren Sinn zu erfassen, nicht allein den Klang.


    "Wenn Du suchen Frau, die Dir ist ebenbürtig, die Dich faszinieren, dann Du nicht solltest suchen Entspannung bei Sklavinnen, weil Du nicht wirst bekommen was Du suchen. Das nur flüchtiges Vergnügen ist, dominus, und wenn genossen, dann schon vorbei und irgendwann auch das nicht mehr helfen. Es sein wie Bier, ich denken, wenn Du trinken manchmal einen Becher, dann er schmeckt gut, wenn Du trinken jeden Abend zehn Becher, dann Du irgendwann brauchst fünf Becher um fühlen normal, und dann schmecken nichts mehr. Keine Sklavin Dir kann sein jemals ebenbürtig, und Liebe, falls Du das wirklich suchen, Du so niemals wirst haben." Wieder klang eine nüchterne Sachlichkeit in ihren Worten mit, während sie ihn in ihrem Blick hielt, seinen Augen in nichts auswich - vielleicht gab es niemanden sonst, der es wagen würde, solche Worte zu ihm zu sprechen, aber sie tat es. Und doch konnte sie die tiefe Sehnsucht auch nachvollziehen, die er empfinden musste nach jemanden, der ihn vollkommen verstand - letztendlich wünschte sich doch jeder Mensch einen solchen Partner.

  • In gewisser Weise wollte ich auch gar nicht wie mein Vater sein. Zumindest in gewissen Punkten nicht. Aber im Endeffekt hatte ich seine Rolle als Familienoberhaupt geerbt und musste sie auch entsprechend ausfüllen. Ich ließ die Hände sinken und wünschte mir für einen Moment etwas Licht, um Cadhlas Gesicht besser sehen zu können. Doch nur ungern wollte ich aufstehen und damit die keltische Sklavin von meinem Schoß verfrachten, denn mir gefiel die Nähe, die nurmehr etwas Beruhigendes hatte, nichts Leidenschaftliches mehr.


    "Nein", sagte ich kategorisch und meinte es ernst. "Ich weiß zwar nicht, wie gut du tatsächlich kämpfst - nur dass du es vermutlich besser tust als ich -, aber im Zuhören bist du mindestens genauso gut." Was ein aufrichtiges Kompliment war. Mit einem Stirnrunzeln indes fragte ich mich, wo sie das mit dem Geldinvestieren aufgeschnappt hatte. "Lass das mal meine Sorge sein, Cadhla. Hier geht es gerade weniger um Investitionen als um dich", entgegnete ich ernst und auch ein wenig abschmetternd. Geld war zum Glück ein Problem, das in dieser Familie zumeist keines war. Ganz leicht verstimmt kratzte ich mich an der Schläfe und seufzte dann. "Also würde dir die Aussicht behagen, in einer römischen Schule ausgebildet zu werden? Mit römischen Techniken?" fragte ich nach.


    Die Worte, eine potentielle Frau betreffend, ließ ich kurz im Raum stehen. Im Endeffekt war mir selbst auch klar, was sie gesagt hatte. Ich wäre auch niemals auf die Idee gekommen, unter Sklavinnen nach einer potentiellen Heiratskandidatin zu suchen. Allein der Gedanke war bereits absurd. Und an eine Heirat aus Liebe glaubte ich seit Längerem nicht mehr. Nicht als Patrizier, und nicht nach dem Reinfall mit Deandra. Ich zog eine Grimasse und vergaß ganz, dass diese klaren Worte Cadhla eigentlich nicht zugestanden hatten. Andererseits hatte sie auch keine Ahnung davon, wie es war, wenn man dem Verlangen nachgab, schoss es mir durch den Kopf. Ihr Vergleich mit dem Bier war zudem unpassend, schließlich lud ich keine zehn Sklavinnen in mein Bett ein, und ich verteilte auch nicht jeden Abend Einladungen. "Das kann man nicht miteinander vergleichen", entgegnete ich also überzeugt und schüttelte den Kopf. "Und darum geht es auch nicht. Ich weiß nicht, wie das in deinem Volk ist, aber wir schließen eine Ehe nicht aus, wenn man - um dein Beispiel aufzugreifen - öfter Bier trinkt."

  • Sie hatte immer gedacht, die Nähe anderer würde ihr das Leben schwerer machen, und während sie in der Ausbildung zur Kriegerin gewesen war, war dies auch zutreffend gewesen - Nähe lenkte ab, und sie richtete allzu oft die Gedanken auf eine Richtung, die man selbst nicht wollte. Aber manchmal konnte Nähe auch wohltuend sein, die Nähe ihrer Mutter beispielsweise, die sie in ihre Arme nahm, oder die eines Freundes, der einem in schweren Zeiten die Hand auf die Schulter legte, wenn man selbst nicht mehr alleine weitergehen konnte. Dergestalt war die Nähe zu ihrem Herrn jetzt auch nicht mehr unangenehm, nicht mehr verwirrend, diese Nähe war etwas, was sie kannte und folglich verwirrte sie diese auch nicht, weil sie diese richtig einordnen konnte, ohne den erschreckenden körperlichen Kontext erdulden zu müssen. Jetzt hatte die Nähe zu ihm fast etwas Vertrautes, etwas Vertrauliches, als seien sie seit langer Zeit schon Freunde, die über schwerwiegende Dinge mit Leichtigkeit sprechen konnten, ohne eine gegenseitige Verletzung fürchten zu müssen. In diesem Augenblick fühlte sich Cadhla auch nicht länger als Sklavin, vielmehr wie jemand, dem vertraut wurde, und seien es nur Gedanken, die er sonst niemandem gegenüber aussprach.


    "Ich Dich gekostet zweitausendfünfhundert Sesterzen, das ich weiss sehr gut, und es sein nicht wenig Geld. Ich nicht denken Du kaufen Sklave weil haben zuviel Geld, da kaufen besser anderes, weil Mensch leicht wird krank und kann sterben, ich denken Du kaufen Sklave aus gutem Grund, und ich haben Talent das ist selten für Frau," erklärte sie ihre Überlegungen im Bezug auf Investitionen - das Gespräch mit einem der älteren Haussklaven, der sich vornehmlich um die Rechnungen und finanziellen Angelegenheiten der gens Aurelia kümmerte, war sehr aufschlussreich und interessant gewesen. "Wenn ich Dir also bringen zweitausendfünfhundert Sesterzen, ich sein dann frei?" Das war der heikle Punkt, der, um den sie sich die letzten Tage über immer wieder Gedanken gemacht hatte, seit sie durch Ursus auf die Spur dieser Überlegung gesetzt worden war. "Ich nicht können gehen arbeiten für Geld, aber ich können gehen kämpfen, und Du verdienen durch Wetten auf mich Geld, bis ich Dir haben erbracht genug um kaufen mich frei von Ketten und Sklaverei." Gladiatoren waren beliebt in Rom, und noch beliebter waren die Wetten auf Gladiatoren, und Cadhla hatte zudem aufgrund seiner Reaktionen eines gemerkt - man würde sie als Frau leicht unterschätzen, und damit konnte man sehr viel Geld verdienen.


    Was die ganze Sache mit der Liebe anging, war sie weit weniger eloquent als er, aber vielleicht würde ihm das nicht weiter auffallen. Man konnte sich über Liebe viele Gedanken machen, und noch mehr um die eine Liebe begleitenden Umstände, aber letztlich fühlte sich Cadhla dieser Thematik gegenüber unwissend wie ein Kind.
    "Du meinen, Du werden haben Ehefrau und nebenher schlafen bei anderen Frauen zu Vergnügen? Aber warum? Es Dir nicht reichen zu haben sicher Frau zuhause, die gebären Deine Kinder? Es im Grunde nichts anderes ist als Flucht davor, zu machen Sache ernsthaft und binden an einen Menschen, weil dieser Mensch können sterben oder werden böse auf Dich. Du nicht gehabt hast viel glückliches Liebe bisher, oder?" Während sich andere Menschen mit Ausflüchten bedienten, höflich waren oder einen Gesprächspartner vielleicht gar schonten, wenn sie merkten, dass das Thema heikel war, ging Cadhla auch hier vor wie eine Kriegerin - direkter Stoß ins Herz, um zu sehen, was passierte.

  • Ich musste widerwillens schmunzeln. In gewisser Weise war es schon fast als rührselig zu bezeichnen, was Cadhla sich für Gedanken machte und wie sie jene äußerte. Inzwischen war ich mir fast sicher, dass sie entweder jemanden zum Thema 'sinnvolle Investitionen' ausgequetscht oder aber ein schlaues Buch gefunden hatte, dem sie diese 'Grundlagen der Finanzbuchhaltung' entnommen hatte. Anerkennend, doch immer noch schmunzelnd, sah ich ihr in das sommersprossige Gesicht.


    "Falsch", sagte ich und konnte mich eines belustigten Untertones nicht erwehren. "Es waren zweiitausendundfünf Sesterzen, was aber an sich auch nicht weiter groß von Belang ist. Ich kaufe zwar Sklaven, weil ich ihnen in diesem Haushalt verschiedene Aufgaben zuweise - was gewiss ein guter Grund ist, aus dem man nun einmal einen Sklaven kauft - aber ich sehe in ihnen nicht nur ihren Kaufpreis in Sesterzen, falls es das ist, was du denkst. Und wenn ein aurelischer Sklave krank ist, wird er die bestmögliche Hilfe erhalten. Das hat rein gar nichts damit zu tun, wie viel er gekostet hat. Andere mögen sich vielleicht nicht darüber im Klaren sein, dass ein Sklavenleben ein Menschenleben ist - ich bin es." Ihre nächste Bemerkung nahm ich ersteinmal nur überrascht zur Kenntnis, sagte jedoch nichts. Nach einer Weile des Forschens in Cadhlas Gesicht, änderte sich mein Ausdruck und wurde weicher. "Cadhla", sagte ich ernst. "So einfach ist das nicht. Selbst, wenn du mir von heute auf morgen deinen Kaufpreis mit sauberem Geld zurückerstattest, bist du dennoch nicht frei. Es ist.. Nun, dein dominus - ich - muss dir die Freiheit gewähren. Ein Schriftstück muss deine Freilassung belegen, sie wird im tabularium eingetragen und erst dann bist du frei, zu gehen, wohin du möchtest. Uns beide würde allerdings auch dann noch etwas verbinden, und zwar das Patronat. Und selbst wenn ich dich jetzt freiließe, so würde dir doch das römische Bürgerrecht und die damit einhergehenden Freiheiten versagt bleiben." Dass sie sich derart Gedanken darum gemacht hatte, wie sie ihre Freiheit erlangen konnte, zeugte nur von ihrem scharfen Verstand und der Tatsache, dass sie eine Kämpferin war. Das war an sich schon bemerkenswert. Ich sah sie an und versuchte, aufmunternd zu wirken. Ob mir jenes gelang, konnte ich nicht sagen. "Wenn du eine solche Schule besuchen möchtest, werde ich dir das gewähren. Nicht, um in dir eine sinnvolle Investition getätigt zu haben, sondern weil du mich darum gebeten hast, Cadhla." Ein Lächeln unterstrich diese Worte, und eine Hand strich ihr das Haar auf einer Seite hinter ihr Ohr.


    "Warum? Viele Frauen sind launisch, was recht schnell zu Streit und Frust führen kann in einer Ehe", antwortete ich ausweichend. "Das bedeutet nicht, dass ich mein Eheweib nicht respektieren und achten werde, wie es richtig ist, oder dass ich mich weniger verpflichtet oder weniger gebunden fühlen werde." Ich kannte die römischen Tugenden und wusste, was von mir erwartet wurde. Was ich allerdings nicht recht verstand, war ihr vorletzter Satz. Er entlockte mir ein unverständiges Stirnrunzeln, auf das ein nachdenklicher Ausdruck folgte. "Nein", sagte ich wahrheitsgemäß. "Nicht mehr als du selbst wohl gehabt haben magst."

  • Den Kopf leicht schief legend, versuchte sie seinen Worten zu folgen, was ihr immernoch mehr als genug schwer fiel, vor allem, wenn er Worte benutzte, die sie bisher nicht oft gehört hatte - wahrscheinlich würde sie einem Finanzverwalter inzwischen sehr gut zuhören können, aber bei Unterhaltungen über Kinderpflege noch immer kapitulieren müssen - aber sie hatte doch eine deutliche Verbesserung feststellen können zwischen dem, was sie bisher gelernt hatte und den ersten Tagen in der fremden, großen Stadt.
    "Das heißt, wenn Du nicht wollen geben mir Freiheit, ich können tun egal was, ich niemals würde erhalten Freiheit?" faßte sie seine Worte knapp zusammen und war kurz davor, die ganze Sache aufzugeben. Er hatte nicht geklungen, als wollte er dies überhaupt möglich machen, und nun, nachdem sie die letzten Tage und Wochen über die Hoffnung auf baldige Freiheit gehegt und immer weiter aufgebaut hatte, war dies wie ein Bad im eiskalten Wasser, das sie aus diesem schönen Traum herausschreckte. Wenigstens war es dunkel genug, dass er ihre Augen nicht direkt sehen konnte, den Schmerz über die Worte von der Dunkelheit verschluckt wurde und sie plötzlich wieder nur Cadhla, die Sklavin, war, ohne eine Aussicht darauf, trotz eigener Anstrengung irgendwann frei zu sein. Es war so endlos bitter, von der Laune eines anderen Menschen abhängig zu sein, dass sie in den ersten Augenblicken gar nichts mehr sagen konnte und wollte.


    Da kam es gerade recht, dass er das Ehefrauenthema weiterführte und sie hoffen konnte, damit ein wenig Zeit zu gewinnen. Es tat so weh, dieser Gedanke daran, wohl niemals wieder frei zu sein. Was sollte sie schon mit dem römischen Bürgerrecht, es interessierte sie nicht und würde sie nie interessieren. Sie wollte keine Römerin sein, niemals. "Wenn Du heiraten, dann Du doch auch verpflichtet zu sein treu, ich wissen dass geben Göttin, die wacht auch darüber, dass Mann und Frau sind treu zueinander .. Iu...Iuno? sein Göttin für Ehe, und wenn Du nicht sein treu und liegen bei anderen Frauen, dann sie zornig und Du nicht glücklich in Ehe sein kannst." Auch wenn sie diese Göttin nicht kannte, wusste sie doch, dass auch einige der Sklaven zu ihr beteten und sie einen großen Tempel in Rom hatte, was ja nur bedeuten konnte, dass sie für die Römer wichtig war und auch entsprechend in Ehren gehalten werden sollte. Und ein zweites Mal innerhalb kurzer Augenblicke trafen sie seine Worte wie ein Dolch tief ins Innere. Er hatte ja Recht. So sehr Recht, dass es schmerzte.
    "Ich nie glücklich geliebt," sagte sie leise, so schlicht wie sie zuvor die Tatsachen festgestellt hatte. Glücklich lieben hieße, gemeinsam leben zu können - und wenn man es danach bemaß, würde sie es niemals werden.

  • Ich kniff die Augen etwas zusammen und taxierte Cadhla, die von einem auf den anderen Moment enttäuscht und entmutigt wirkte. "Das ist richtig", bestätigte ich, fügte aber sogleich etwas an. "Aber ich bin niemand, der Einsatz und Treue nicht zu entlohnen weiß, Cadhla. Ich bin sehr zufrieden mit dir, du gibst gut auf Sisenna acht und erfüllst die dir zugeteilten Aufgaben zu meiner vollsten Zufriedenheit. Irgendwann erlangst du die Freiheit, das wird dein Lohn sein." Vermutlich ermunterte oder beruhigte sie das keinesfalls, konnte sie sich doch nicht sicher sein, dass ich mein Wort halten würde. Und doch war ich meinem Wort treu, wenn es mir möglich war und ich es mit mir vereinbaren konnte, was in Bezug auf Cadhla der Fall war. Cadhlas Augen schienen indes eine Spur dunkler geworden zu sein, oder aber, das spärliche Licht trübte meinen Blick. Sie schwieg weiters, und ich hob eine Hand und strich ihr über den Rücken, mit der Absicht, sie zu beruhigen, sollte sie aufgewühlt sein. Sie saß immer noch auf meinem Schoß, und trotz der ernsten Gesprächsthemen kehrte der Anflug von Leidenschaft in meine Gedanken zurück, wenngleich ich meinen Körper auch unter Kontrolle hielt und sich somit nichts an unserer momentanen Lage änderte.


    Ihre Erinnerung an Iuno ließ mich vage Lächeln und jenes Lächeln genauso schnell verblassen, wie es aufgekommen war, als ich sie berichtigte. "Iuno ist die Schutzherrin der Ehe, du hast recht. Römische Ehen sind vermutlich anders als keltische... Nun, es ist die Pflicht der Frau, treu zu sein. Sie gilt nicht für den Ehemann." Für mich, der ich römisch erzogen worden und als Römer aufgewachsen war, war dies ganz normal, für Cadhla indes, die einem Volk angehörte, über dessen Eheriten und -pflichten ich rein gar nichts wusste, war diese Tatsache vielleicht etwas befremdlich. Nur flüchtig dachte ich daran, wie ich mich einmal selbstkasteit hatte, nur wegen des Hirngespinstes einer Frau. Dann kehrten meine Gedanken zurück in den Raum, und ich nahm zur Kenntnis, dass Cadhla traurig klang. Vermutlich wegen der Tatsache, bisher noch keine Liebe verspürt zu haben - oder aber nicht glücklich. Vielleicht hatte ihre Berufung zur Schildmaid ihr im Wege gestanden. "Mein Glück währte nur kurz und war ein Trug", erwiderte ich nüchtern.

  • Seine Worte glitten an ihr vorüber, als wären sie nur ein leises Säuseln des Windes, denn im Grunde war es bedeutungslos, was er sagte, es war alles bedeutungslos geworden, hatte ihrer letzten Hoffnung den Todesstoß versetzt. Er wollte ihr die einzige Gelegenheit nicht geben, die ein Sklave noch hatte, außer ewig zu hoffen, und damit war alles umsonst gewesen. Das Nachdenken, das Forschen nach einer Lösung, diese ewige Hoffnung, sie könnte an ihrem ungewollten Schicksal irgend etwas selbst ändern. Gut gedient. Diese Worte klangen fast wie Hohn. Hatte sie sich denn dieses Leben ausgesucht? Hatte sie zur Hüterin seiner kleinen Verwandten werden wollen, zu einer Sklavin, auf ewig zum Gehorchen verdammt? Es tat so weh, so verflucht verdammt im tiefsten Inneren weh, und das nun sichere Wissen, wieder einmal jeglicher Entscheidung über sich selbst beraubt zu sein, ließ sie die Schultern hängen lassen, sie wich seinem Blick aus und starrte auf ihren rechten Oberschenkel, als könnte dieser ihr einen Hinweis darauf geben, was sie machen sollte. Aber im Grunde gab es auch nichts mehr zu tun. Sie würde warten müssen, bis er irgendwann in seiner Gnade beschließen würde, es wäre Zeit dazu, frei zu sein, Freigelassene in diesem ungerechten Gesellschaftssystem der Römer zu sein, das sie ohnehin ablehnte. Selbst sterben wäre wohl besser als das.


    Sie fühlte seine streichelnde Hand kaum noch, denn in ihr war alles taub und leer geworden. Man hatte ihr ihren Lebenssinn genommen und nun auch noch die allerletzte Hoffnung, die ihr geblieben gewesen war - wie sollte es denn nun weitergehen? Sollte es noch irgendwie weitergehen? Konnte es das? Welchen Platz hatte sie schon noch in dieser Welt der Römer, die so selbstgerecht das Schicksal anderer entschieden und sich über das eigene stets beklagten. "Ihr seltsames Volk seid, dass erwarten sein treu von Frau, aber Mann kann zeugen Kind überall, wenn er wollen. Das nicht ist zu verstehen," sagte Cadhla schließlich mit tonloser Stimme, die nicht verhehlte, dass etwas zerbrochen war, das sie nicht einfach würde zurückfinden können wie den Lebensmut nach dem ersten Schicksalsschlag ihrer Versklavung. "Eine Familie durch Vertrauen stark wird, und keine Frau wird gern leben mit Mann, bei dem sie nicht weiss, wo er ist in Nacht und wo er noch hat Sohn." Zumindest wäre ein solches Konstrukt in ihrer Heimat undenkbar, aber dass die Römer in vielem sehr viel anders waren als ihr Volk, hatte sie inzwischen leidvoll erfahren und erleben müssen. Das Thema Liebe ließ sie einfach fallen. Was sollte es jetzt noch bringen, jetzt, da sich die Tore ihres Lebensgefängnisses endgültig hinter ihr geschlossen hatten und sie wohl nicht mehr freigeben würden?

  • "Eine Familie wird durch politische Bündnisse und Blutsbande stark, Cadhla", erwiderte ich matt und schloss direkt ein Seufzen an. Es bestanden offensichtliche Defizite in den Bräuchen und Grundsätzen der Kelten, verglichen mit unseren eigenen Vorstellungen von Moral und Ordnung. Wenn man gezwungen war, einen Partner zu heiraten, den man nicht einmal mochte, wie konnte es da anrüchig sein, zumindest seine Bedürfnisse anderweitig zu stillen? Sinnierend starrte ich vor mich hin, an Cadhlas hängendem Kopf vorbei, und bemerkte nicht einmal, dass sie eben diesen hängen ließ, wohl aber, dass sie sich insgesamt flexibler anfühlte.


    "Cadhla", sagte ich ernst und hob ihr Kinn mit zwei Fingern an, sodass sie mich anschauen musste. "Wenn du mir versprichst, dich anzustrengen, bin ich gern bereit, dich in einer Schule in der römischen Kampfkunst ausbilden zu lassen. Wenn deine Ausbildung abgeschlossen ist, werde ich darüber nachdenken, ob ich dir die Freiheit schenke und dich als Leibwächterin in meine Dienste nehme." ich dachte an unsere erste Begegnung im Bad und wie sie mir gezeigt hatte, dass sie es selbst mit einem Mann aufnehmen konnte. Mein Blick besagte, dass ich dieses Angebot ernst meinte, obgleich ich sie auch weiterhin als Sklavin würde unterhalten können. Es war das einzige Zugeständnis, das ich ihr machen konnte und würde, und es würde in ihren Händen liegen, ob sie nur durchschnittlich oder aber eine der Besten sein würde. Davon würde schlussendlich abhängen, was mit ihr geschah. Ich sah dies als eine gute Möglichkeit an, ihr zu helfen, ohne dabei ins Gerede zu kommen - und bereits während ich dies dachte, verwunderte mich, wie viel mir doch an dieser zarten Keltin lag, einfach, weil sie eine ehrgeizige Art hatte, die ich selbst an mir zu finden glaubte. "Wir unterscheiden uns gar nicht so sehr voneinander, weißt du", sagte ich und zog einen Munwinkel nach oben. "Das Leben versetzt uns Schlag um Schlag, und doch stehen wir immer wieder auf. Irgendwie."

  • "Ihr nicht heiraten aus ... Liebe? Nur für Familie, und Wichtigkeit von Familie?" Das klang nun doch erstaunt, sie hatte zwar davon gehört, dass die wirklich wichtigen und reichen Römer ihre Ehen eher arrangierten, aber dass es so wenig mit Gefühlen zu tun hatte, wunderte Cadhla dann doch. Kein Wunder, dass es so wenig Glück in diesem Haus gab, dass kein Kinderlachen ausser dem Sisennas es zu erfüllen wusste, wenn es keine Liebe gab. Die ganze villa erschien ihr bisweilen als sehr leer und kalt, und nur wenig darin ließ das vage innerliche Frösteln verebben, das sie dabei stets empfand. Dann jedoch flutete all die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage zu ihr zurück und ließ sie tief durchatmen. Warum hatte sie denn auch so viele Gedanken darauf verwendet, vielleicht irgendwie doch noch frei zu kommen? Gab es überhaupt eine Art Hoffnung? Seine Finger bewegten sich unter ihr Kinn, hoben es an, und sie hatte für einen kurzen Augenblick lang den Impuls, sich aus dieser Geste zu lösen. Aber sie tat es nicht. Es war etwas in seinem Blick, das sie innehalten ließ, und sei es nur die stille Hoffnung, dass er wenigstens verstehen konnte, warum sie nicht Sklavin sein und bleiben wollte. Würde das nicht jeder Mensch wollen, frei sein? Unabhängig sein, selbst entscheiden, wohin der eigene Weg ging? Schon einmal hatte sie sich für einen langen und schweren Weg entschieden, diesen hier allerdings schien ihr das Schicksal gewiesen zu haben.


    Immerhin ... sie würde kämpfen dürfen. Wieder eine Waffe in den Händen spüren. Endlich. Es war ein kleiner Lichtblitz in der Ferne, ohne den sie diesen Tag wohl nicht hätte überstehen können. Kämpfen. Das einzige, bei dem sie sich vollkommen sicher fühlte, bei dem die Zweifel, die Gedanken, die Sorgen verstummen konnten. Und das stetige Gefühl, in dieser sich schnell ändernden Welt nicht genau zu wissen, wo ihr Platz war. Wenn es um Leben und Tod ging, dann waren die Fronten klar, dann wusste sie, was sie wollte, und was zu tun war. In Cadhlas grünen Augen lag der lebendige Schimmer wieder, der ihr zuvor gefehlt hatte, ließ das schmale, noch immer von der Sonne etwas gerötete sommersprossige Gesicht deutlicher konturiert wirken, eingerahmt von ihrem ungebändigen Haar.
    "Wenn Du mich lässt kämpfen, dann ich werden siegen," sagte sie schlicht, etwas anderes kam ohnehin nicht in Frage. Man kämpfte nicht mit halbem Herzen, man musste es gänzlich wollen, auch im Willen der Stärkere sein, um zu siegen. "Es geben keinen Weg, zu bleiben liegen wenn werden geschlagen. Wenn bleiben liegen, dann man kann gleich sterben - man muss aufstehen, sonst man nicht mehr kann tun irgendwas. Du wissen was Du müssen tun wenn lernen reiten auf Pferd und Du fallen herunter? Du wieder aufsteigen, sonst bekommen nur Angst vor Pferd, und wenn Pferd spürt Angst, dann Du nie wirst herrschen und führen Pferd." Eine kurze Pause kehrte ein, als sie sich die Worte für den Gedankenschluss zurechtlegte. "Vielleicht Leben nicht merken Angst, wenn wieder aufstehen und gehen weiter."

  • "Als Patrizier kann man sich eine Liebesheirat nur sehr selten leisten, Cadhla", erwiderte ich und vermochte den bitteren Unterton nicht gänzlich aus meiner Stimme zu verdrängen. Arrangierte Ehen waren nun einmal üblich. Nur selten hatte man das Glück, dass seine Liebelei jener gens angehörte, mit der man ein politisches Bündnis eingehen wollte. Was mich wieder nachdenklicher werden ließ, denn immerhin erwartete man auch von mir, dass ich mir bald eine Frau nahm. Nur wer kam in Frage, nachdem die Claudier für mich nun ebenfalls wegfielen? Allzu viele Möglichkeiten gab es da nicht mehr. Ich verdrängte den Gedanken daran, was mir angesichts Cadhlas Zusagen auch nicht schwer fiel. Ich musterte sie ernst, einen melancholischen Ausdruck auf dem Gesicht. Die kräftige Rothaarige. Sie würde bestimmt oft siegen, nur was, wenn sie einen zu hohen Preis würde bezahlen, was wenn sie einen flüchtigen Moment lang nicht auf ihre Deckung acht gab und niedergestreckt wurde? Mir ging es nicht um die Investition hierbei. Vielmehr hatte ich die Sklavin lieb gewonnen. Sie sollte ihren Lohn für ihre Loyalität erhalten, wenn es soweit war. Ich nickte schließlich. "Also gut, dann ist es eine beschlossene Sache. Du wirst in einer Gladiatorenschule ausgebildet werden. Ich werde Matho damit beauftragen, eine geeignete zu finden." Vorzugsweise hier in Rom, damit ich ihre Fortschritte auch würde begutachten können.


    Stille folgte, und obwohl die Situation nicht im Ansatz amüsant war, so musste ich dennoch schmunzeln, als sie die Metapher mit dem Pferd erwähnte. "Nun", sagte ich und lächelte. "Ich glaube, in meinem Fall würde ich ohnehin eher einen weiten Bogen um das Tier machen als wieder aufzusteigen." Meine Aversion gegen Pferde war gewiss nicht unbekannt in der Sklavenschaft. Wie oft sie zu Scherzen und Flachs führte, wusste ich zwar nicht abzuschätzen, aber dass sie zum Amusement gereichte, war mir nur zu klar. Dennoch sträubte sich alles in mir, das zu ändern. Ich sah Cadhla an, nahm sie nun wieder vollwertig wahr und war mir auch ihres Körpers - und ihrer Sitzposition - bewusst. Das Gespräch verlor zudem allmählich wieder an Ernsthaftigkeit, was dazu führte, dass in dieser Situation andere Dinge wieder in den Mittelpunkt meines Denkens rutschten. Mit dem Unterschied, dass sie mir nun unangebracht schienen. Ich klopfte ihr zweimal mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. "Wie sieht es aus, trinkst du noch einen Becher Wein mit mir oder möchtest du lieber allein sein?"

  • "Du haben alles, Reichtum, Freiheit, Recht als Bürger, Ansehen, ein Heim mit vielen Sachen aus Gold, und doch Du nicht kannst leben glücklich," stellte Cadhla auf seine Worte über die Ehe hin fest. "Manchmal ich glauben, dass mein Volk leben glücklicher ohne sein reich und haben so viele Dinge, aber können wählen Menschen den lieben für leben an eigener Seite. Du sicher bist wichtiger Mann, aber Du nicht haben, was haben einfachster Mann auf Straße: Eine Familie mit Frau, die Du kannst lieben." Es klang recht sachlich, weder mitleidig noch höhnisch, sie stellte die Dinge einfach so fest, wie sie diese sah. Es war seltsam genug, dass er mit ihr überhaupt über solche Dinge sprach, hatte sie ihn doch, was persönliches betraf, bisher eher für unnahbar gehalten, letztendlich war dies auch nichts, was für ihre Tätigkeit von Belang war. Hatte er vielleicht einfach nur einen Menschen in ihr gesucht, mit dem er über diese Sachen sprechen konnten, die ihn bewegten? Für seine Familie musste er stark sein, das kannte sie nur zu gut. Und wer stark war, hatte zumeist niemanden, bei dem er auch einmal schwach sein konnte.


    "Ich gehört, dass Schule in Hispania ist beste. Gladia et Honor war Name von Schule, in Stadt namens Tarraco. Aber ich nicht bin sicher ob Worte sind richtig gewesen, die ich haben gehört." Vor allem war es ein sehr weiter Weg. Er würd darauf vertrauen müssen, dass sie nicht unterwegs entwischte und sich die Freiheit aus eigener Kraft zurückholte, und ob er dazu bereit sein würde, war sie keineswegs sicher. Wahrscheinlich eher nicht. Dass er Pferde nicht mochte, bestätigte er durch seine Worte, aber sie ging nicht weiter darauf ein. Nicht jeder Mensch war ein guter Reiter, und wenn er Pferde nicht mochte, würde er es wohl nie werden. Da sich die Römer ohnehin meist tragen ließen, war das für ihren Herrn wohl weit weniger ein Problem als für einen Mann ihres Volkes.
    Seine Hand klatschte leise auf ihren Oberschenkel, und unwillkürlich spannten sich die Muskeln an, eine instinktive Reaktion, die sie erst dann auflöste, als sie sich der Tatsache bewusst wurde, dass es scherzhaft gemeint war. Und dann ging ihr auch auf, wie sie die ganze Zeit auf seinem Schoß gesessen hatte - im Halb-bis-Dreivierteldunkel des Raumes erglühte sie rot und war froh darum, dass er es nicht sehen konnte. "Wein war gut, ich trinken gern noch Becher mit Dir. Aber vielleicht nicht auf Boden?"

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