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Feine, transluzente Nebeltropfen hingen über dem Tiber, der Lebensader Roms, umhüllten die Gebäude der Stadt, die schiefen Häuser von Trans Tiberim ebenso wie den gewaltigen Kaiserpalast, faserte alle Konturen auf und raubten die Sicht auf jene Welt, welche weiter als etwa ein Dutzend passus entfernt lag. Jene eingeschränkte Sicht mochte den wenigen, doch mehr als üblichen Passanten der Stadt jedoch kaum auffallen, denn so die Straßen und Gassen überhaupt beleuchtet waren, torkelten die meisten Menschen in angetrunkenem oder betrunkenem Zustand ohnehin ohne weitreichende oder mit äußerst eingeschränkter Sicht.
Mitten auf der Brücke, welche vom Forum Boarium nach Trans Tiberim führte, standen reglos zwei Gestalten, vom Nebel umhüllt wie auf einer Insel mitten im Nirgendwo, im Vergessen gestrandet, wie möglicherweise in dieser Nacht sie es waren. Die Saturnalia hatten den Sklaven des Reiches freie Tage beschert, und Sciurus war gewillt diese zu nutzen. Die Fackel in seiner Hand strahlte ihren Lichtkegel in die feuchte Luft hinaus und konnte kaum bis zur schimmernden Oberfläche des Tibers hinunter reichen. Mit einem leisen Platschen schlug das Wasser an die Pfeiler der Brücke, von Zeit zu Zeit gluckste es hinter dem weißen Schleier verdächtig, doch bis auf die fernen Gesänge der Betrunkenen war es ruhig, denn neben dem Nebel hatte auch ein dumpfes Tuch der Trunkenheit und des Schlafes sich über das feiernde Rom gelegt. Der Sklave blickte zu dem jungen Mädchen an seiner Seite hinab und prüfte, wie es um Didos Aufmerksamkeit bestellt war.
"Ist dir die Unterwelt der Römer geläufig? Sieh' hinaus in die Nacht, wo kein Licht noch Schatten sich mehr im Nebel zeigt. Wie wir hier stehen, so ist es auf der Überfahrt über den Styx, nicht das diesseitige Ufer kannst du blicken, noch das jenseitige. Verloren im Hauch des Vergessen, trinke aus dem Fluss der Lethe und negiere, wer du bist. Wenn du mir folgst, wird es nicht besser, doch auch nicht geringer sein, als über den Styx zu treten."