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[SIZE=7]*Hercules Poirot und Captain Arthur Hastings[/SIZE]
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[SIZE=7]*Hercules Poirot und Captain Arthur Hastings[/SIZE]
Unschuldig wogten die Gräser im Garten des Museions, lieblich wirkten die zahlreichen leuchtenden Blütenblätter der Gartenpracht des Museion, die Sonne strahlte lieblich auf die Tempelanlage hinab, in derem Herzen das gesammelte Wissen des Abendlandes geborgen wurden, behütet, beschützt, teilweise missbraucht, manchmal auch gestohlen (auf die eine oder andere Weise), aber dennoch mit großem Respekt behandelt. Einige Schüler schlenderten über die hellen Kieswege entlang, die sich an dem Brunnen vorbei wandten, in dem noch vor kurzem der Körper des Bibliothekar schwamm. Doch an jenem lichten Tag, nicht sehr lange später, schien das blaue Wasser mit den wenigen Blütenblättern, die im Wasser schwebten, wenig von dem Mord an dem Priester verraten zu wollen. Auch die Schüler hatten sich wieder dem Alltag gewidmet, wenngleich immer noch hinter vorgehaltener Hand über den möglichen Mörder getuschelt wurde, wilde Spekulationen wurden ausgetauscht, nur, wenn der Schüler Nikolaos, der auch der Strategos und Ermittler in diesem Fall war, in einen Raum kam, verstummten viele und er wurde öfters mal mit einem seltsamen, aber auch neugierigen Blick gemustert. Was nur wenige mit bekamen, die keine Schüler waren: Es wurden bereits Wetten abgeschlossen, wer der Mörder war.
Doch die Philologa Nisoteia, die langsam auf den Brunnen zu schlenderte, schien das in dem Augenblick nicht zu kümmern. Ihr langes safranfarbenes und unförmiges Gewand, wallte sich um ihre womöglich nicht große, aber durchaus eindrucksvolle Gestalt, sie strahlte Erhabenheit und Würde aus, Freundlichkeit mit Ernst gepaart. An ihrer Seite marschierte Sosimos, der ältere Philosoph, der mit den Händen rang und leise seufzte. „Das ist nicht auszuhalten. Da hatten wir einen Kandidaten für das Amt, nein sogar zwei und was passiert? Bei Apoll, der eine erstickt an einer Gräte und der Andere, der Jude, ach, lassen wir das lieber.“ Enttäuscht blieb Sosimos stehen. Die Philologa lächelte milde. „Nicht doch, Sosimos. Ich glaube immer noch an Theodoros, siehe es ihm nach. Und bis dahin werden wir uns um das Notwendige hier kümmern.“ Sosimos sank auf den Brunnenrand hinab und nickte resigniert. „Dann soll es wohl so sein. Was sollen wir dem Eparchos sagen? Ich wollte heute zu ihm, und die Kandidaten vorschlagen!“ Nisoteia nahm neben ihm Platz und betrachtete einige weiße Blüten neben dem Brunnen. „Die Wahrheit natürlich, Sosimos. Die Wahrheit. Dazu sind wir verpflichtet.“ Ein entrücktes Lächeln trat auf die Züge der älteren Frau als sie mit ihren Fingerspitzen über die Blüten strich. Sosimos schmunzelte. „Du bist immer noch schrecklich naiv, Nisoteia! Wie in Deinen jungen Jahren.“ Nisoteia sah auf und lächelte ebenfalls. „Nicht naiv, Sosimos. Ich habe nur Prinzipien. Das könnte Dir auch nicht schaden.“ Sosimos grummelte leise...
Phylax:
Der Strategos hatte einen der Phylaken der Stadtwache, einen, dem er Vertrauen entgegenbrachte, mit dem Stück Stoff zum von Doros`Sklaven erwähnten Schneider geschickt. Zuvor jedoch hatte der Strategos diesen Phylax zur Wachsamkeit ermahnt, wie ein Vater oft einen kleinen Jungen ermahnt, der einen minder wertvollen aber zerbrechlichen Gegenstand in ein anderes Zimmer oder zu einem Nachbarn bringen soll. Der Phylax hatte ungefähr das dreifache Alter des Strategos; der Gegenstand war weniger zerbrechlich jedoch sehr viel wertvoller als irgendein Stück Hausrat.
Schnell hatte der Phylax den kleinen Laden des Lysanders gefunden. Er bahnte sich einen Weg durch die Auslagen, die vor dem Eingang zum Laden wucherten wie ein vielgestaltes, farbiges Geschwür und trat ein. Er musste eine Weile suchen, bis er überhaupt jemanden in diesem Urwald aus Tuch in leuchtenden Farben fand. Selbst im Dämmerlicht, das im Laden herrschte, war der Glanz von Goldfäden in einigen Regalen zu sehen. Inmitten der ganzen Pracht stand ein alter Mann wie eine missgestaltete Statue. Zwei andere Männer hielten ihm verschiedene Tuche an den Leib, offenbar nahmen sie Maß. Schweigend und süß lächelnd gingen sie ihrer Arbeit nach. Der alte Mann hingegen fluchte unentwegt. "Scheiß... Geht das nicht schneller? Trottel ihr. Na los, ich habe noch viel zu tun." Der alte Mann hatte eine sehr dunkle Hautfarbe und schwarzes, glattes Haar. Offenbar ein reichgewordener Ägypter, dachte der Phylax voller Verachtung. Widerlich, dieser Kerl. Keine Manieren hat er.
Dass auch es auch Hellenen zuweilen an Manieren fehlte, wusste der Phylas, doch in diesem Fall kam nichts gegen die Verachtung gegenüber der ursprünglichen Bevölkerung an, die ihm schon von seiner Amme anerzogen worden war.
"Chaire", sagte er zum älteren der beiden Schneider. "Bist du der Schneider Lysander?"
Ich habe mir einmal erlaubt, dein Ereignismonopol etwas anzuknabbern, einfach, um meine Thread nicht bloß aus drei Zeilen bestehen zu lassen . Aber ich denke, mit der kurzen Beschreibung des Ladens habe ich keine handlungsrelevanten Dinge berührt
[SIZE=7]Ooc: Im Gegenteil, ich finde das super. Wir können schließlich gemeinsam das erspinnen, also fühle Dich frei zu so etwas auch in Zukunft. ^^[/SIZE]
Goldfäden sponnen sich durch rote Seide, silberne Blumenmuster rankten sich über blaues Leinen hinweg, dass zart wie ein Schleier den Körper reicher Menschen bedecken könnte und darauf wartete in ein elegantes Kleid oder einen würdevollen Chiton um genäht zu werden. Alte Finger, junge Hände hielten Nadeln aus feinem Eisen geschmiedet in den Händen und ließen sie durch den Stoff gleiten, schenkten dem zeternden Neureichen in der Mitte des Geschäftes wenig Beachtung, aber es turnten schon genug von den Sklaven des dicken Lysander, den Angestellten des Tuchhändlers und Schneiders um den Mann herum. Eine schlanke junge Frau mit langen schwarzen Flechten, die über ihren Rücken hinab fielen betrat durch eine Nebentür den Raum. Auf ihren Händen trug sie ein silbernes Tablett mit einem Becher gesüßten und verdünnten Wein, den sie, mit einer devoten Haltung, an den so fordernden Kunden weiter reichte. Unter halb gesenkten Augen sah die junge Frau zu dem herein kommenden Phylax. Einer der beiden Schneider, die die Sklaven überwachten und den Phylax ansprach, sah auf und musterte ihn unter seinen ausgedünnten grauen Augenbrauen, die Haut hing faltig an seinem Kinn, Leberflecken verzierten sein runzeliges Gesicht, stumm sah er Phylax an und schüttelte den Kopf. „Nein, Herr. Wartet einen Moment, ich lasse ihn holen.“ Er winkte die junge Frau heran, die mit anmutigen Schritt an die Stoffe und zu dem Älteren heran trat. „Gehe und hole Lysander. Ein Herr der Garde wünscht ihn zu sprechen.“ (Kleider machen Leute ;), weshalb der Schneider schnell den Mann erkannt hatte) Die Frau neigte einen Augenblick lang den Kopf, dann verschwand sie eilig wieder durch den Nebenraum.
Die Nadel stach erneut durch den Stoff, zog einen langen goldenen Faden durch das silbrige Blau, die typischen floralen Muster in dem Stoff hinterlassend, für die die Schneiderei von Lysander berühmt war und die nun der Mann des Strategos in seinen Händen hielt. In dem Moment schlug ein äußerst korpulenter Mann den Vorhang zu Seite, der den Nebenraum vom Verkaufsraum abtrennte, dahinter waren noch mehr Sklaven zu sehen, die ihm Halbdunkel mit Nähem beschäftigt waren. Der dicke Händler mit geölten schwarzen Haaren, einem dichten gekräuselten Bart und einem dicken Lidstrich von Kohle um seine Augen herum, ebenso geröteten Lippen, trat auf Phylax zu. Seine voluminöse Brust hob und senkte sich schwer unter dem goldgelbroten und sehr üppig besticktem Stoff, an den dicken Fingern trug er mehrere große und schwere Goldringe, um seinen dicken Hals eine Kette aus großen goldenen Platten. „Khaire!“, grüßte der Dicke Phylax. „Ich bin Lysander, der Besitzer dieser Schneiderei. Gibt es irgendwelche Probleme, mein Herr?“
"Tölpel! Ihr macht mich noch ganz wahnsinnig! Wollt ihr mich umbringen!?!", zeterte der alte Kunde. Der Phylax schenkte ihm keine Beachtung, sondern wandte seine Aufmerksamkeit ganz Lysander zu. Der Dicke schien dem Phylax zu plump, um die Fingerfertigkeit zu erbringen, die es brauchte, um solche feinen Kleider zu fertigen. Doch er wollte sich davon nicht täuschen lassen und im Grunde war es bedeutungslos für den Phylax. Er lächelte den Ladenbesitzer, Verwalter, Pächter oder eben Schneider an.
"Chaire", sagte der Phylax höflich. "Ich bin Kleios von der Stadtwache. Es gibt keine Probleme, ehrenwerter Lysander. Ich habe lediglich eine Frage an dich, doch es geht nicht um dich. Könnten wir in einen Nebenraum gehen, ich glaube nicht, dass es angebracht wäre, hier darüber zu sprechen, denn es geht vermutlich um einen deiner Kunden." Der Strategos hatte den Phylax nicht ohne Grund für diese Aufgabe ausgewählt. Der Mann, ein Hellene, hatte offenbar gute Umgangsformen gelernt und konnte sich, im Gegensatz zu vielen anderen Phylakes der Stadtwache (die vor (und vielleicht auch nach?) dem Amtsantritt des Strategos den inoffiziellen Namen Alexandrinischer Wett-und Geselligkeitsverein bei vielen Bürgern trug) gewählt in Koiné ausdrücken. Er musterte Lysander aufmerksam.
"Was will der Phylax hier? Soll sich trollen! Ich habe nichts verbrochen... Obwohl: Soll sich nicht trollen. Bei euch -" Der alte griesgrämige Kunde warf den Sklaven böse Blicke zu. "-bei euch wäre ich mir nicht so sicher..."
Eifrig nickte Lysander, denn wenn er nicht in Schwierigkeiten war und nur um 'Hilfe' gebeten wurde, dann war Lysander die Liebenswürdigkeit in Person, sofern es seine Zeit erlaubte, der Tag angenehm war und die Geschäfte gut liefen, sonst konnte der dicke Lysander sehr unerträglich werden, insbesondere für seine nicht unerhebliche Sklavenschaft, die die Stoffe bestickten, die Gewänder schneiderten und ihm das Geld in den Sack brachten mit ihrer Arbeit. „Aber natürlich, werter Kleios, folgt mir doch bitte!“ Vor seinem reichen Kunden verbeugte sich Lysander auch noch mal, es hatte etwas kriecherisches, aber für Geld tat Lysander viel und er würde wohl nicht zögern seine alte Mutter dafür zu verraten, wenn es ihm mehr Drachmen einbrachte. „Werter Nimochos, verzeiht die Unannehmlichkeiten, eure Gewänder werden baldigst fertig sein.“ Lysander klatschte in die Hände, die Sklaven trat heran. „Kredenzt Nimochos, was er auch wünscht. Der Kunde ist König.“ Erneut verbeugte sich Lysander vor dem Kunden und wandte sich ab, um mit dem Mann der Wache in ein andere Zimmer zu treten. Ein kleiner Arbeitsraum war es, wohin Lysander ging, die Fensterläden waren geschlossen, um die Hitze des Tages außen vor zu lassen. Ein Schreibtisch zierte den Raum, einige Wachstafeln lagen darauf, Lysander nahm auf einem Stuhl Platz und deutete Kleios einen freien Platz. „Möchtet ihr etwas Dattelwein? Oder eine andere Erfrischung, werter Kleios?“
Kleios, ein Phylax der Stadtwache:
Das Zetern des Nimochos wurde leiser, als sie in den Nebenraum traten. Der Phylax sah Lysander prüfend aber freundlich an. Der Schneider schien sehr darauf bedacht zu sein, Wohlwollen zu erregen. Irgendwie war diese aufgesetzte Freundlichkeit dem Phylax, einen eher robusteren, direkteren Mann, widerlich, doch er ließ sich nichts anmerken. Inzwischen hatte er keinen Zweifel mehr daran, wie die Arbeitsteilung aussah in dieser kleinen, prachtvollen Schneiderei. Die Sklaven schneiderten und umgarnten dabei den Kunden wörtlich, während Lysander, der Circe gleich, die Kunden mit Schmeicheleien umgarnte. Die Fähigkeit dazu schien dem Lysander viel Geld einzubringen.
Kleios sah sich kurz und unauffällig im Raum um, bevor er sich wieder dem Lysander zuwandte. "Etwas Dattelwein wäre sehr angenehm, ehrenwerter Lysander, doch lasse ihn bitte stark verdünnen.", antwortete Kleios höflich. Er wollte sich eigentlich nicht lange hier aufhalten, doch er wollte auch nicht unhöflich sein. Ein paar Floskeln und ein paar Umwege, auf denen er den eigentlichen Gegenstand seines Besuchs erreichen würde, würden möglicherweise die Gesprächsbereitschaft des Schneiders erhöhen.
Ein paar Mal klatschte der dicke Lysander in seine Hände, wobei zwei dicke goldene Ringe an seinen Wurstfingern auffielen. Ein Sklavenjunge trat durch einen Vorhang an der Wand und hatte die Augen devot auf den Boden gesenkt, wagte es nicht, seinen Herrn direkt anzublicken. „Dattelwein für den Herrn, verdünnt!“ Der Junge neigte ergeben (oder mehr ängstlich und eingeschüchtert?) mit dem Kopf und verschwand wieder, um wenige Momente später mit einer Karaffe aus Ton und einem Tränenförmigen Becher zurück zu kehren. Er goß dem Mann der Wache ein und reichte ihm, immer noch nicht vom Boden aufsehend, den süßen Wein, der mit dem Wasser aus den zahlreichen Zisternen der Stadt verdünnt war. Lysander lächelte die ganze Zeit unergründlich, anbiedernd und aalglatt und wartete, bis der Sklavenjunge aus dem Raume entschwunden war. „Ein heißer Tag, nicht wahr? Da ist die Arbeit für einen ehrenwerten Mann der Stadtwache wohl besonders anstrengend, oder?“ Lysander legte sie Hände zusammen. „Aber was kann ich denn für Dich tun, werter Kleios? Es erstaunt mich doch, dass ein einfacher Schneider, wie ich, der Stadtwache behilflich sein könnte!“ Dieses unsympathische Lächeln schwand nicht vom Gesicht des Lysanders, während seine Augen neugierig aufblitzten.
Kleios nahm den Wein entgegen. Seine kräftigen Hände schienen etwas zu grob zu sein für den fein zilisierten Becher. In den Händen des Lysanders hätte dieser Becher wohl ausgesehen wie ein Kahn in einem aufgewühlten Meer aus Fett. Lysander war wahrlich kein Schneider. So dachte zumindest Kleios. Eher ein sehr schattenhafter Kaufmann. Was mochte der Mann noch verkaufen außer feinen Kleidern?
"Vielen Dank.", sagte Kleios und zwang sich zu einem Lächeln, auch wenn eine Scheu davor hatte, irgendeine Geste oder Mine des Lysanders zu erwidern. Er hatte das Gefühl, zum Spiegel dieses Mannes zu werden, zum willenlosen Spiegel. Er will mich einwickeln, dachte Kleios. "Du kannst durchaus behilflich sein.", antwortete Kleios knapp. Er zog den Stofffetzen aus seiner Tasche hervor. "Hat jemand bei dir ein Kleid aus diesem Stoff anfertigen lassen?", fragte Kleios, sehr direkt. Er wollte sich nicht lange hier aufhalten. Der ganze Laden kam ihm wie eine Höhle vor, bewohnt von einer fetten Giftschlange und einem Haufen erbarmungswürdiger Mäuse, die der Schlange als Nahrung dienten.
Es fiel Lysander durchaus auf, dass sich der Mann der Wache nicht aus seine banale Konversation einlassen wollte, darin war Lysander zwar geübt, schließlich erwarteten die Kunden das sogar von ihm, aber er passte sich stets seinen Besuchern an, selbst wenn sie gar nichts zu kaufen gedachten. Aber auch in diesem Gespräch sah der dicke Lysander ein Geschäft. Er half der Wache, sie ließen ihn in Ruhe seine Geschäfte tätigen, somit zogen beide einen Nutzen aus dieser Begegnung. Lysanders öliges Lächeln war weiterhin auf seinem runden Gesicht zu sehen, das einen breites Doppelkinn aufwies. Seine Augen verfolgten die Bewegungen von Kleios und zu dem Stoffstück. „Hm?“, murmelte Lysander und streckte die Hand aus. „Darf ich?“, fragte er in einem schmierig, anbiedernden Tonfall ehe er das Stück Stoff nahm und genauer betrachtete. Er ließ seine Wurstfinger über die Stickereien fahren, betrachtete die Farbe des Stoffes im Licht. „Ja, das sind meine Stickereien. Das kann nur von hier kommen. Seide...“ Er betrachtete den Stoff nachdenklich, wölbte dabei seine Unterlippe etwas nach vorne, seine Knollennase zuckte ein Mal, dann blinzelte er und riß die Augen auf als das Erkennen durch sein Geist huschte. „Ich...ja...natürlich...“ Er verstummte und sah auf. „Ich...das ist etwas brisant...liegt denn etwas gegen den Mann vor...ich meine eher, werdet ihr ihm auch nicht sagen, dass ihr es von mir wisst?“ Nackte Angst stand in dem Gesicht von Lysander geschrieben, als er die Frage an den Mann von der Stadtwache stellte.
Cleonymus hasste es zu warten, obwohl er auch verstehen konnte warum er hier draußen wartete, während Kleios sich mit dem Schneider unterhielt, wahrscheinlich gab es halt doch einen unterschied zwischen den Umgangsformen eines ehemaligen ägyptischen Sklaventreibers und denen eines Hellenen der in Alexandria aufgewachsen war...
Der Laden schien auf den ersten Blick wie jeder andere Schneider hier in der Stadt, über und über mit Stoffen vollgestopft und man hatte den Eindruck das er jeden Augenblick platzen müsste. Sah man jedoch genauer hin war Lysanders Laden schon eine Besonderheit, schließlich tummelten sich hier nicht ohne Grund so viele reiche Bürger.
Cleonymus hatte sich an die Wand eines Gebäudes auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelehnt und wartete auf seinen Freund. Schließlich waren sie heute nur zu zweit mehr Wachen hatte Cleonymus nicht hierfür abziehen wollen, denn schließlich ging es nur um ein Stück Stoff!
Kleios lächelte harmlos. "Habt keine Sorge, werter Lysander. Es geht lediglich darum, den Besitzer zu finden. ", sagte der Phylax in einem beruhigenden Ton und achtete darauf, dass es nicht von vornherein wie eine Lüge klang. "Schließlich ist ein solches Gewand sicher sehr kostbar, ist es doch in der Werkstatt eines wahren Künstlers angefertigt." Kleios versuchte nun seinerseits, den anderen einzuwickeln. Wenn dieser das so gerne zu tun pflegte, war er möglicherweise selbst dafür anfällig. "Es ist zwar etwas zerissen durch gewisse Umstände, doch ich denke, man wird es wieder in einen schönen Zustand versetzen können. Daher kann es nur im Sinne des Besitzers sein, wenn er es zurück erhält. Weißt du, wer bei dir ein Kleid in diesem Stoff in Auftrag gegeben hat?"
Die Sorge stand dem Schneider jedoch ins Gesicht geschrieben, etwas Schweiß perlte auf seiner Stirn entlang und verwischte die Schminke, die der Mann dick aufgetragen hatte (oder mehr ein Sklave). Lysander erhob sich mit einem Ächzen aus dem Stuhl (er hatte schließlich ordentlich an Gewichtsmasse hoch zu hieven) und trat zu einer silbernen Schale, in der zwei Kohlestücke glommen. Er griff in einen Beutel und warf ein paar schwarze Krümel in die Schale und über die glühende Kohle, kleine Rauchfahnen stiegen in den Himmel und zogen mit einem würzigen Duft in die Nase. Lysander spitzte seine breiten Lippen und wandte sich dann wieder dem Mann der Wache zu. Zur Sorge mischte sich ein Funke von Misstrauen, ein wenig Zweifel, was Lysander wohl jetzt tun sollte und erneut sah er auf das Stück Stoff hinunter. Nach einem längeren Moment des Schweigen rang sich Lysander schließlich durch. „Mir ist der Stoff wohl bekannt, ich hatte einen ganzen Ballen davon von einem Händler erworben, der selber mit dem Schiff in das Reich von Pandya gesegelt ist!“ Lysander drehte den Stoff hin und her, ziemlich nahe der Kohleschale, ganz als ob er womöglich den Impuls verspüren würde, den Stoff dort drinnen zu verbrennen, doch er machte einen Schritt auf Kleios zu und reichte ihm die Seide zurück. „Ich habe den gesamten Ballen in Kleider vernäht und an Kriton Krateidos verkauft!“
Jetzt war es heraus! Bedeutungsvoll sah er Kleios an, aber er zweifelte nicht daran, daß er Kriton Krateidos nicht kennen würde, der der Familie der Krateiden angehörte. Selbst wenn er nicht derart politisch engagiert war wie seine Familie, so war er nicht minder einflussreich, den man zählte ihn zu den reichsten Männern Alexandrias, und so manch ein Geschäft von Kriton wurde im Schatten der Gassen, der Dunkelheit der Nacht und mit unkoscheren Mitteln (wie die Hebräer sagen würden) gemacht. Aber bislang konnte man Kriton nichts nachweisen und selbst wenn es mal eine Spur gegeben hatte in der Vergangenheit, so hatte doch die Wache bis dato eher darauf verzichtet gegen Kriton vorzugehen, unter den Vorgängern von Nikolaos. Womöglich hatte Kriton die Wache auch gut bestochen bis anhin. Lysander ließ sich in den Sessel fallen und seufzte. „Ich glaube kaum, daß es ihn stört, wenn sein Gewand Schaden genommen hat. Er zählt zu meinen besten Kunden.“
"Ich danke dir für die Auskunft, verehrter Lysander.", sagte Kleios. Er hatte es nun da er alles wusste, was er wissen musste, sehr eilig, aus den Fängen des dicken Lysanders zu entkommen. Der schwere Rauch, den der Händler nun erzeugt hatte in einer Räucherschale verstärkte das Unbehagen des Kleios. Der Strategos Alexandrinos würde sich sicher über die Nachricht freuen, dachte Kleios. Gehörten doch die Krateiden zu seinen mächtigsten Gegnern. Andererseits würde es vielleicht den Vorwurf laut werden lassen, Nikolaos habe es in seinen Ermittlungen darauf angelegt, einen Gegner zum Verdächtigen zu machen. Der Eparchos jedoch würde sicher, erfreut über die Tatsache, einen Sündenbock vorgesetzt bekommen zu haben, die Angelegenheit durch seine Macht decken. Erschwerend blieb, dass der Einfluss der Krateiden sehr groß war. Lysander erhob sich. "Ich wünsche dir alles Gute und einen angenehmen Tag.", sagte er und machte Anstalten, den Hinterraum zu verlassen. Doch vielleicht würde Lysander noch etwas sagen.
Ein ängstlicher und besorgter Ausdruck lag auf den Zügen des dicken Lysander, schon alleine der Name des Genannten konnte ihn zum Erzittern bringen. Selbst wenn dieser sein bester Kund war und ein Teil seines Vermögens auf dem (womöglich mit Blut behafteten) Geld des Kriton beruhte. Nervös und hüstelnd lächelte Lysander bei der Danksagung und nickte fahrig. „Stets zu Diensten, werter Kleios. Für die Stadt und das Gesetz. Aber dennoch wäre ich sehr dankbar, wenn mein Name aus der ganzen Angelegenheit heraus gelassen wird. Ja?“ Lysanders schmieriges Lächeln schien für den Moment etwas gemindert zu sein. „Einen schönen Tag und mögen die Götter über uns alle wachen!“ Lysander erhob sich und klatschte in die Hände. Der junge Sklave erschien, der ihnen den Wein eingeschenkt hatte. „Führen den werten Herrn hinaus!“ Lysander wandte sich um, neigte noch einmal kriecherisch ergeben den Kopf und verschwand hinter einem Vorhang. Schüchtern und mit ängstlicher Miene führte der Sklavenjunge den Mann der Wache durch den Laden wieder hinaus und in die strahlende Sonne, die mit ihrem Licht die Stadt Alexandria küsste.
Kleios war schon recht lange dort drin und obwohl der Landen nicht gerade gefährlich wirkte konnte man nie wissen was nicht alles in den hinteren Kämmerchen so vor sich ging, aber Kleios wusste auf sich aufzupassen ... aber was wenn das nicht ausreichen würde? ...
Gerade als Cleonymus dabei war sich im Kopf einen Notfallplan einfallen zu lassen kam Kleios, von einem Jungen geführt, wieder in den vorderen Bereich des Ladens ... Cleonymus entspannte sich merklich und erst in diesem Moment fiel ihm auf das er bereits wieder den Griff seines verborgenen Messers umfasste ... gegen diese anfängliche Paranoia musste er unbedingt etwas tun ...
"Vielen Dank, werter Lysander.", sagte Kleios rasch im Hinausgeführtwerden. "Sicher wird sich die Polis deiner Hilfsbereitschaft auch in einiger Zeit noch erinnern."
Endlich war er zurück im Freien. Er hatte jedoch das Gefühl, dass Lysanders sanfte Krallen noch in seiner Haut steckten. Auf der Straße traf er einen Mann aus der Stadtwache an. Wortlos machte er sich auf den Weg zur Arché des Strategens und erwartete, dass der Stadtwachenmann ihm folgen würde. Es war, soweit sich Kleios erinnerte, dieser Cleonymos, der Sklaventreiber, über dessen raue Unterherrschaft viele Phylakes schimpften. Jedoch war dieser ehemalige Sklaventreiber anscheinend ein Günstling des Strategos Alexandrinos, was sollte man da machen? Kleios beschleunigte seinen Gang. Nach Erledigung dieser Aufgabe hätte er, wenn alles glücklich verlief, sein Tagwerkt getan, und diesen Zeitpunkt wollte er so schnell wie möglich erreichen. Außerdem wäre der Strategos sicher sehr angetan, den Namen eines politischen Gegners als Verdächtigen zu hören.
Ohne viel Aufsehen zu erregen schloß sich Cleonymus seinem Kolegen an und machte sich nun im Besitz von wertvollen Informationen auf den Rückweg zu seinem Vorgesetzten, schließlich warteten noch andere Aufgaben auf ihn ...
Es war warm ... sehr warm, die Mittagszeit war die Zeit der freien Straßen in Alexandria, wobei der Begriff "freie Straße" in anderen Städten wohl eher weit ab dessen lag was hier als eben solches bezeichnet wurde, aber dennoch war es zu dieser Tageszeit wesentlich einfacher für Cleonymus sich bis zum Stoffgeschäft des dicken Lysanders vorzuarbeiten ...
Cleonymus und seine beiden Begleiter aus der Stadtwache zwengten sich zwischen all den Stoffen hindurch ins innere des Ladens wo Cleonymus den erst besten Sklaven heranwinkte und ihm die Fragen aufdrückte die ihn hergeführt hatten ...
"Ich würde gerne Lysander sprechen, kündige ihm doch bitte den Strategos Alexandrias an und sage ihm das ich nicht gerne warte!"
Kaum das Cleonymus geendet hatte verschwand der Sklave zwischen den unzähligen Stoffbanen, nun galt es zu warten ... aber gewiss nicht lange ...
Wie Bienen summten die Sklaven in dem doch durchaus großen Geschäft des Lysanders, wo es nicht nur einen Verkaufsraum gab (mehrere um genau zu sein), sondern auch die Hinterräume, wo genäht, gelagert und sonst wie gearbeitet wurde. Sklaven eilten hin und her, Kunden warteten im Laden (Menschen der unterschiedlichsten Couleur und auch Möglichkeiten was der Geldbeutel bot, aber auch so manch ein Sklave, der von seinem Herr zu dem kunstvollen Schneider geschickt worden war). Einer der Sklaven, ein junger Ägypter, den seine Eltern verkauft hatten, denn er war schon das achte Kind und die Sieben davor litten schon unter der Armut der Eltern, kam bei dem Winken sogleich heran. Er lauschte dem Begehren von Cleonymus und verbeugte sich eifrig und devot. Denn mit den Behörden von Alexandria ging man lieber ein wenig mehr höflich um, als dass am Ende ihr Zorn auf sie fiel (natürlich mehr auf den Herrn des Ladens, was dieser jedoch mit Sicherheit an dem Rücken des Sklaven auslassen würde). „Ja, Herr, ich hole ihn sofort, werter Strategos!“ Schon eilte der Sklave hin fort. Es dauerte tatsächlich nicht lange, da kam schon der Herr des Hauses, der dicke Lysander, aus einem der hinteren Räume hervor. „Und lass es der Herrschaft dort drinnen ja an nichts mangeln, verstanden?“, bläute Lysander mit einem drohenden Unterton seinem Sklaven ein, der hastig nickte und in den Raum zurück kehrte, aus dem Lysander gekommen war. Nach unten treten, nach oben buckeln, das konnte Lysander hervorragend, darum verbeugte er sich kriecherisch vor Cleonymus. „Khaire, werter Strategos! Herzlich Willkommen in meinem bescheidenen Geschäft. Wie kann ich Dir behilflich sein?“
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