Idyllisch erstreckte sich die Straßen in dem Viertel, dass die Villa Flavia Felix von Rom beherbergte. Wohl gepflegte Häuser standen in den Straßen, leuchtende rote Dächer streckten sich hinter Mauern in den winterlichen Himmel, Baumkronen rauschten hinter den Bauten, manch ein paradiesischer Garten war hinter Tonsteinen verborgen, die mit weißem Kalk bestrichen waren. Tauben flatterten am Himmel entlang, sie schlugen mit ihren grau blauen Flügeln, der Vogelschwarm schwang sich wie ein Korpus durch die Luft, schlug einen Hacken, um in einer scharfen Wendung über ein prachtvolles Anwesen zu gleiten. Eine ziemlich hohe Mauer rankte sich um das Anwesen, dass mehrere Bauten, nebst dem großen Hauptkomplex, enthielt. Die Mauer war von eisernen Spitzen besetzt. Um Eindringlinge fern zu halten oder manch einen Bewohner in der Villa? Das konnte wohl nur der Flavier sagen, der das Anwesen erbaut hatte. Keine Wagen polterten durch die Straßen, es war am Tage verboten, einige Kinder tollten an der Mauer entlang und rauften sich eines kleinen Welpen wegen, den ein Mann am Morgen an einem Baum über den Tiber gebunden hatte und den die Kinder der Nachbarschaft gerettet hatten. Ihr Lärmen und Brüllen löste den Klamauk der Stadt und des Sklavenmarktes ab, untermalt von den Schritten der Sklaven, die zur Villa Flavia zurück kehrten, oder dort das erste Mal einkehrten. Dido rieb sich immer noch ihre Handgelenke, selbst wenn sie nicht mehr weh taten, so schmerzte die Erinnerung immer noch. Wegen der mahnenden Blicke von Hannibal schwieg Dido erst noch, wenn sie auch Asny immer mal wieder neugierige und gespannte Blicke zu warf. Sie folgte Hannibal durch das Tor hindurch und vorbei an einigen Eibenbüschen, die von dem Gärtner in Form geschnitten worden waren und auf ein massives Tor, dass von einem mit Statuen gesäumten Eingang umrahmt wurde. Hannibal klopfte, es wurde geöffnet und der Ianitor, der Sklave, der eigens für das Öffnen der Tür abgestellt worden war, ließ die drei Sklaven hinein, mit einem mürrischen Grummeln und einem abfälligen Kommentar, wie dieser es stets von sich gab. Dido sah ihn mit verengten Augen an und schritt eilends in den Fauces und das große Atrium hinein, ehe der Ianitor es sich anders überlegte und doch ihnen die Tür vor der Nase zu schlug. Was auch nicht schlimm wäre, dann müsste Dido nur um die Villa laufen und den eigentlichen Eingang für die Sklaven und das Fußvolk nutzen.
Licht fiel in weichen Strahlen durch die Öffnung im Dache, dass das Atrium überspannte. Die Sonne spiegelte sich in dem Wasserbecken wieder. Das Wasserbecken befand sich in der Mitte des Atriums und war eine Vertiefung im Marmorboden. Wahrlich lieblich erblühten Wasserrosen in dem Becken, das noch, wie das Atrium überhaupt, von der kundigen Hand der Flavia Leontia geschmückt worden war. Marmorsäulen erhoben sich an der Seite, der Boden glänzte, war er doch vor kurzem frisch gewischt worden und links und rechts säumten Ahnenstatuen das Atrium, alte grimmig oder 'erhaben' vor sich hin starrende Büsten von Flaviern. Auf steinernen, runden Tischen zu allen vier Seiten stand je eine attische Vase mit braun, schwarzen und weißen Figuren und die Rosen aus dem eigenen felixschen Garten, eine Winterblüte, in sich trugen. Hannibal wandte sich zu Dido und Asny um und meinte zu Beiden. „Dido wird Dir die Villa zeigen und auch die Unterkunft. Ich komme später hinzu. Willkommen in der Villa Flavia, Asny. Du wirst Dich sicherlich hier schnell einleben und sehen, dass man hier nicht übel als Sklave lebt.“ Hannibal lächelte kurz, Dido musterte ihn misstrauisch und traute dem erst als der andere Sklave durch das Atrium geschritten war und aus ihrer Sicht entschwunden. Dido klatschte fröhlich in ihre Hände und wandte sich um. „Wunderbar. Wir sind ihn los!“ Dido grinste breit, sie hatte zwar Zwille auf dem Mark verloren auch ihre Kreide und ebenso die Murmeln, aber das würde sie sich noch zurück stehlen. Die blaugrünen Augen von Dido blitzten vergnügt. „Möchtest Du zuerst die Villa sehen oder sollen wir lieber Spielen gehen...solange uns niemand Arbeit aufbrummt?“