Hauptverhandlung IUD IMP I/DCCCLVIII - Imperium Romanum vs. Finn Kylian

  • Nun war es also soweit. Marcellus erhob sich von seinem Platz und wandte sich an die Vorsitzenden dieses Gerichts.


    "Wie der Procurator a Cognitionibus in seinem letzten Satz erwähnt hat, wurde vom Angeklagten bereits ein Geständnis vor dem Praefectus Urbi abgelegt. Der Wahrheitsgehalt der eben in Kurzform geschilderten Geschehnisse steht also außer Frage und verlang daher keine weiteren Worte. Als Verteidiger bleibt mir nur noch einen aller letzten Umstand in den Raum zu stellen, den das Gericht vielleicht noch andenken sollte."


    Er hatte keineswegs vor für diesen Peregrinus oder seine abscheulichen Taten Partei zu ergreifen, geschweige denn sie zu rechtfertigen, jedoch musste er in diesem Fall und in seiner Rolle als Verteidiger, ein Mindestmaß an einer Verteidigung seines Mandanten aufbringen, auch wenn es vermutlich umsonst war, da das Urteil bereits fest stand. Er deutete mit seiner Hand auf den Angeklagten.


    "In unseren Gesetzen heißt es Strafbar macht sich nur, wer schuldhaft handelt. Schuldhaftes Handeln setzt für mein Verständnis jedoch auch voraus, dass sich der Angeklagte seiner Taten und den daraus resultierenden Folgen zumindest Teilweise bewusst ist. Dies muss ich jedoch in diesem speziellen Fall stark in Frage stellen.


    Wie sich das Gericht eben selbst überzeugen konnte, zeigt der Angeklagte eher das Verhalten eines vollkommen geistig umnachteten Menschen, als eines durchtriebenen und vorauskalkulierenden Entführers und Mörders. Ich würde sein Auftreten und seine Umgangsart eher mit dem eines wilden Tieres oder eines Barbaren vergleichen, als mit dem halbwegs normaler und zivilisierter Menschen, wie wir sie kennen.


    Die Taten des Angeklagten stehen außer Zweifel und gehören auf das schärfste Verurteilt. Die Zurechnungsfähigkeit des Täters, steht in diesem Fall jedoch vollkommen im Gegensatz dazu. Meine einzige Bitte für den Angeklagte bleibt, diesen Umstand bei der Fällung des Urteils zu bedenken. Vielen Dank."

  • Ich grüße Aurelius Ursus mit erhobenem Daumen :dafuer: zurück, ich habe seinen Ratschlag, mehr außerhalb meiner üblichen Verpflichtungen herumzustreunen, beherzigt. ;)


    Als der Angeklagte hereingeführt wird, wird Laas ein wenig zappelig, ich greife ihm wie einem kleinen Hund in den Nacken und zwirbele sein Haar, damit er nicht irgendwelchen Blödsinn machen kann - oder ich wenigstens schnell reagieren. "Geh, Spatzl, sitz'." sage ich bedrohlich liebevoll.


    Was den Prozeß anlangt, der nach einigen Pirouetten der Magistrate beginnt, ist einzig der Angeklagte selbst, sehenswert. Ansonsten ist es gähnlangweilig. Der Typ is'n Waldschrat, ein Stollentroll, ein Sumpfgnom, stinkt wahrscheinlich jeden mit seinen Fürzen im Umkreis von fünf Meilen in Grund und Boden. Spannender Kerl, wenn er nicht gefährlich wäre, wäre er sicherlich ein prima Typ für ein Theaterstück, basierend auf Tacitus' Germania oder so, jedenfalls die brutale Version.


    Irgendwie habe ich aber nicht den Eindruck, daß er wahnsinnig oder irre sei, jedenfalls soweit man nicht nach dem Kerken noch ein Quantum Geisteskraft besitzt. Und wenn, dann is' das seine eigene Logik, der er folgt. Nicht die unsere und schon gar nicht diese Magistrate, die so aussehen, als hätten sie Aktenschränke im Hintern. Fehlen nur noch schwarze, weite Wolltuniken und Perücken aus weißem Pferdehaar.


    Wo bleibt da das Pathos? Die Sym-pathie? Das Mitleiden und das Interesse? Selbst der Verteidiger benimmt sich, als würde er sich mit jeder Silbe dafür entschuldigen, daß er den Angeklagten vertreten müsse. Vielen Dank. Bleibt zu hoffen, daß dem Angeklagten ein Schlußwort ermöglicht wird, sonst sterbe ich noch an galloppierender Langeweile.

  • Irgendwo unter Finns Schädeldecke kollidierten zwei Gehirnzellen, die sonderbarerweise von Folter und Einzelhaft unbeschadet geblieben waren, was zu einer außerordentlichen und sehr abstrusen Reaktion führte.
    Er wusste auf einmal dass es hier um ihn ging. Und seine Zukunft. Und um das was er getan hatte.


    Eine Ungerechtigkeit zeichnete sich ab!


    Mit einem Ruck erhob er sich von seinem Hocker und schlug auf die Absperrung vor ihm, soweit ihm dies möglich war. Die folgenden Worte kamen mit schriller und gebrochener Stimme, und es waren zweifelsfrei die Worte eines Menschen der sich zu lange mit seinen eigenen Zehennägeln unterhalten hatte: "Rrrrrdanke, liebör... Römär! NUN zu meiner Sicht der Dinge! Ich rieche Verschwörung! Ich rieche Missbrauch! Ich rieche Gefahr für die Freiheit! Die Freiheit eines Menschen meucheln zu können wann immer es einem höhere Instinkte befehlen! Wann immer es einem gelüstet, nach dem Blut von Unschuldigen! DENN WAS IST DIE UNSCHULD SCHON? Ein Hirngespinst von Menschen die ihre eigenen perversen Gedanken in Edelmut und Reinheit kleiden wollen! Doch was ist dagegen ein guter, ehrlicher Mord? Das Geschrei der Menschen, die sehen dass ihr eigenes kärgliches und armseliges Dasein nichts anderes beschert hat als den TOD durch einen Mann der mit anstrengender Kleinstarbeit und fähigem Auge dem Leben ein Ende bereiten will!!! WERTE RÖMER! Ich sage euch: Mord ist ein ehrliches Geschäft! Mord ist ein ehrbares Geschäft! Und ohne Mord ginge es allen schlecht, denn Mord sorgt für Platz zum atmen! Mord sorgt für Platz zum leben! Und Mord sorgt vor allem für RUHE!!!! Also, werte Römer, mordet! Denn Mord befreit! Danke für eure Aufmerksamkeit. Höraaarhgh...."


    Dieses Gelaber hielt an bis eine der Gehirnzellen schließlich die andere gemeuchelt hatte. Es ward wieder Ruhe in Finns Schädel, und so sackte sein Körper wieder zusammen auf den Hocker, und er begann sich erst einmal lustvoll eine Runde lang selbst zu besabbern... die Wächter starrten von seinen Zuckungen in Alarmbereitschaft versetzt verwirrt auf ihn hinab. Hatte der Mann gerade tatsächlich etwas zu sagen versucht? Doch war nicht mehr als ein Röcheln über seine Lippen gekommen..

  • Durus hob eine Augenbraue, als Marcellus eine ähnliche Schiene zu fahren versuchte, wie er es selbst bei seiner Pflicht-Verteidigung des Pompeius getan hatte. Aber hier war alles irgendwie anders. Der Mann war nicht ein bemitleidenswerter Bandit, wie es Pompeius gewesen war - dies war ein Geisteskranker!


    Aber er war diesmal nicht der Advocatus Imperialis, also sah er zu Mattiacus.


    "Hat die Anklage etwas zu dieser Interpretation zu sagen, beziehungsweise Gegenbeweise anzuführen?"

  • Auch wenn bestimmt keiner Marcellus einen Vorwurf für die eher dürftige Verteidigung seines „Mandanten“ machen würde, so war es doch ein gutes Gefühl zu wissen, dass dieser durch seine letzten Aussagen selbst sein Schicksal besiegelt hatte. Es war schon schlimm genug, dass für einen geisteskranken Peregrinus so viele römische Würdenträger zusammenkommen und ihre kostbare Zeit opfern mussten. Das ganze sollte jetzt nicht noch unnötig in die Länge gezogen werden. Eigentlich wäre es wohl am besten gewesen, man hätte gleich bei der Ergreifung dieses Finn Kylian kurzen Prozess gemacht und ihm den Kopf abgeschlagen. Es hätte bestimmt niemand Fragen gestellt. Marcellus hoffte jedenfalls auf die Todesstrafe.

  • Mattiacus erhob sich wieder. Er setzte dabei, in bewusstem Gegensatz zum Angeklagten, eine ernste Miene auf. Schließlich ging es hier auch um Grundsätzliches im Strafrecht.


    "Werte Collegae,


    die Verteidiung hat schon recht, dass gem § 58 I CodIur nur ein Schuldfähiger auch schuldhaft handeln kann.


    Der Angeklagte mag zwar hier die Maske eines Wahnsinnigen aufgesetzt haben, aber es kommt auf den Zeitpunkt der Begehung der Tat an und hier eben hat er für meine Begriffe gezeigt, dass er sehrwohl zu planvollen Handeln fähig ist.


    Und den Beweis hat er gerade selber angetreten. dass er bei Begehung der Tat ein kühl-berechnetes Vorgehen an den Tag gelegt hat und keinesfalls wahnsinnig war. Seine Motive spielen, mögen sie auch noch so wahnsinnig und widersinnig erscheinen, dabei keine Rolle, als er das Opfer gefangennahm und in sein Versteck brachte. Gerade dieser Umstand zeigt, dass er der Folgen bewusst war, hätte er das Opfer in der Seitengasse getötet.


    Für mich kommt daher eine Schuldunfähigkeit nicht in Frage."

  • Endlich tut sich was, die Rolle des Angeklagten haben sie gut besetzt, Für einen Ketten-und-Sägen-Massaker-Schocker im Theatrum Marcelli wäre er die ideale Hauptfigur. 'Kinder- und Narrenmund tun die Wahrheit kund' denk' ich mir, als Finn Kylian seine existentialistisch-positivistisch-materialisitsche Mord-und-Totschlag-Philosophie verkündet. Im Grunde hat er recht: der Mensch tut alles, um zu überleben. Töten ist legal, solange er konsensfähig ist, solange er dem Erhalt der Gemeinschaft dient. Und wenn er dem Erhalt des Einzelnen Individuums dient, ist das dann nichtsanktionierter Mord, wenn er nicht von der Gemeinschaft gebilligt wird. Und damit wir überleben können, fallen wir in Parthien ein und töten Parther. Ich denke an Severus, der wohl auch getötet hat, nicht, um zu überleben, sondern um Bridhe mit dem Schmuck zu gewinnen. Verzwickt. Irrwitzig, aber nicht ungenial, was der Angeklagte da sabbert.


    Neineinein, Decimus Mattiacus, natürlich spielen seine Motive eine Rolle, denn sonst wäre er ja nicht des Mordes angeklagt, sondern nur des Totschlags oder der Notwehr oder bekäme sogar eine Belobigung, weil er einen Staatsfeind getötet hat oder dachte, einen zu töten. Was haben eigentlich die Befragungen ergeben? Und es mag ja sein, daß der Angeklagte damals schuldfähig war, aber jetzt? Dieser nasse, stinkende Sack Fleisch mit Haut und Haaren außen? Ob er jetzt überhaupt noch straffähig ist? Seine Strafe als Strafe empfindet? Aber, was, wenn nicht?

  • Nachdem Mattiacus geantwortet hatte, blickte der Praetor wieder zum Verteidiger-Bank. Einerseits fragte er sich, ob Marcellus etwas einzuwenden hätte, andererseits fürchtete er, dass dieses widerliche Dreckknäuel sich zu Wort melden würde.


    Mit angewidertem Gesichtsausdruck musterte der Tiberier Finn Kylian und hatte dabei das Gefühl, dass der Gestank des Häftlings bis hinauf zum Tribunal zog.
    Ein Blick zu seinen beiden Mit-Iudices sagte ihm, dass sie offensichtlich nicht sonderlich von einer der beiden Parteien beeindruckt waren...

  • Also war wieder sein Mann dran. Mit erwartungsvoll aufgerissenen Augen, denen man nicht ablesen konnte ob sie nun erwarteten dass Marcellus ihn so gut wie möglich verteidigte oder ob sie erwarteten dass der Aelier sich vor seinen Augen in Marmelade verwandelte, schaute er seinen Verteidiger an.


    "Na los...", krächzte der vor und zurück wippende Finn, "sag es ihnen... sag es ihnen... sag es ihnen... sag es ihnen.... haha! Sag es ihnen! HAHA!!! SAG ES IHNEN!!!!!"

  • Das Verfahren war insgesamt sehr förmlich und in keinster Weise spektakulär. Sehr schade. Hoffentlich gab es bald mal wieder etwas interessantere Fälle.


    Obwohl das Verhalten des Angeklagten natürlich schon irgendwie faszinierend war. Was für ein stinkendes, sabberndes Subjekt! Es schüttele Ursus geradezu bei dem Gedanken, daß eine junge Frau sich in den Händen dieses abstoßenden Monstrums befunden hatte.


    Wahnsinnig war er auf jeden Fall! Doch Ursus war sicher, daß dieser Mann dennoch sehr genau gewußt hatte, was er tat. Vielleicht war er auch nicht ganz so wahnsinnig wie er vorgab zu sein. Das konnte durchaus Berechnung von dem widerlichen Burschen sein.

  • Mit den dahin rinnenden Minuten fragte sich Avarus, was an diesem Gossentier so besonders war, das er in einen Prozess vor dem Gerichtshof gestellt wurde. Ein Barbar wie dieser sollte doch ohne diesen Aufwand verschwinden dürfen. In keinster Weise sah er hier eine Rechtfertigung dafür, das dieses Individium überhaupt noch einmal lebend aus dem Kerker kriechen durfte. Sowas erledigte man still und leise und mit großer Wahrscheinlichkeit krähte nichtmal ein Hahn später nach.


    Er seufzte und blickte zur Verteidigung, die ihm nicht den Eindruck machte irgendwie die Strafe zu mildern. Naja, dachte er, warum auch...

  • "Möchte die Verteidigung sich dazu äußern oder kann ich die Verhandlung schließen?"


    fragte Durus streng. Offensichtlich zeigte der Pflichtverteidiger wenig Interesse, mehr zu der Verhandlung beizutragen. Durus verstand ihn einerseits - auch er hätte keine Lust gehabt, einen Wahnsinnigen zu verteidigen, aber ein wenig mehr beruflichen Ehrgeiz hatte er dem Aelier doch zugetraut...

  • Marcellus antwortete nicht sofort auf die Frage des Praetors, sondern versuchte die Situation noch einmal für sich im Geiste zusammenzufassen.


    ….Sein Mandant, kein römischer Bürger sondern ein Peregrinus übelster Sorte, ein wahnsinniger Peregrinus der mehr einem Tier als einem Menschen glich und wegen versuchten Mord, Freiheitsentziehung, erpresserischen Menschenraubs, Nötigung und Bedrohung angeklagt war, dies bereits durch ein Geständnis vor dem Praefectus Urbi zugegeben und dies nun auch den Richtern bestätigt hatte, ganz zu Schweigen von dem gerade gesehenen Auftritt…..


    Was war hier für einen Verteidiger zu holen? Geld? Dieser Peregrinus war bestimmt sein Leben lang keinem ehrhaften Beruf nachgegangen. Anerkennung? Die römischen Bürger würden sich bestimmt darüber freuen, wenn Marcellus einen Freispruch erwirken konnte und dieser Wahnsinnige weiter durch die Straßen Roms laufen würde. Prestige? Wer scherte sich schon um ein solches Tier, nach all dem was hier zur Anklage stand! Alles in allem war seine Berufung zu dieser Pflichtverteidigung eine einzige Farce und Marcellus machte sich nun eher Gedanken darüber, wer ihm diesen Prozess zugeschanzt hatte, als sich um den weiteren Verbleib dieses Peregrinus zu sorgen. Die Antwort fiel daher dementsprechend Knapp aus.


    "Nein Praetor!"

  • Finn glotzte einen Moment lang ungläubig, und hatte mühe die Schwärze in seinem Schädel zurück zu drängen, die ihn wieder in Lethargie und Benommenheit drängen wollte. Wollte sein Verteidiger tatsächlich die Klappe halten? Eine sehr freie Interpretation von "Verteidigung", musste er sich eingestehen. Sollte er es versuchen? Allerdings waren die Wachen nach seinem Ausraster von vorhin noch sehr wachsam, man würde ihn niederdrücken bevor er den Typen erreichen könnte. Und dann noch die Ketten...


    Finn überlegte es sich anders. Wenn schon draufgehen, dann mit Stil. Er zog hoch, sammelte und spuckte. Sein Aufenthalt im Kerker hatte ihm viel Zeit gegeben zu üben, sonst gab es keine Möglichkeiten den Wärtern oder den Mitgefangenen auf den Sack zu gehen.
    Eine Sekunde später klatschte der dreckige Klumpen Schleim gegen die Toga seines Verteidiger. Zufrieden gähnte Finn, reckte sich und rief grinsend: "Laaaaangweilig!!!"


    Ein Moment der Unachtsamkeit, und sein Geist hüllte sich wieder in dichten Nebel...

  • Wäre Marcellus mit diesem Peregrinus allein gewesen, so hätte er diesen spätestens jetzt ein Messer in seine Brust gerammt. Auch wenn er innerlich vor Wut kochte, versuchte er nach außen hin einen ruhigen und gleichgültigen Eindruck zu machen. Sein Jähzorn, machte dies jedoch nicht gerade einfach und so warf er dem Angeklagten einen kalten und von Bösartigkeit strotzenden Blick zu. Sollten es diese Idioten nicht fertig bringen diesen Abschaum zum Tode zu verurteilen, so würde Marcellus dafür Sorge tragen, dass seinem Leben ein rasches Ende gesetzt würde. Er zog ein Tuch hervor und wischte sich die Körperflüssigkeiten des Angeklagten von seiner Toga.

  • Durus zuckte fast ein wenig zusammen, als Finn seinen Verteidiger plötzlich anspuckte. Er überlegte, ob er etwas zum Thema "Verhalten vor Gericht" sagen, sollte. Dann kam ihm jedoch, dass es wohl zum einen nichts nützen würde und zum andern nur den Betrieb aufhalten würde.


    "Gut, dann bitte ich um das Schlussplädoyer der Anklage!"


    Dieses Plädoyer war völlig sinnlos, wie er befand, denn die Anklagerede war erst vor wenigen Minuten gehalten worden. Aber der Form musste Recht getan werden.

  • Mattiacus erhob sich.


    "Werte Kollegen,


    ich denke, dieser Fall ist klar. Eine unschuldige und unbescholtene römische Dame wurde hinterrügs entführt, verschleppt und sollte den wahnhaften Phantasien des Angeklagten geopfert werden.


    Er hat auch in dieser Verhandlung deutlich gemacht, dass er keinerlei Reue zeigt und stattdessen die Maske des Wahnsinnigen aufgesetzt hat. Eine verminderte Schuldfähigkeit erkenne ich nicht darin. Im Zeitpunkt der Tat wusste der Angeklagte ganz genau, was er tat und was wer wollte.


    Die res publica kann sowas nicht tolerieren und der Angeklagte ist daher mit der ganzen Härte des Gesetzes zu bestrafen.


    Ein Geständnis liegt vor, der Sachverhalt wird in der Verhandlung nicht bestritte. Die logische Konsequenz kann daher nur ein Schuldspruch sein."

  • Durus hörte nur mit halbem Ohr zu, dieser Prozess begann ihn zu langweilen - nichts war schlimmer, als klare Fälle aburteilen zu müssen! So hatte er sich seinen Vorsitz im Iudicium Imperialis nicht vorgestellt!


    "Die Verteidigung hat das letzte Wort."


    resümierte er schließlich.

  • Es war nicht zu glauben. Erwartete sich der Praetor tatsächlich noch ein Kommentar von Marcellus, dass auch nur annähernd zur Verteidigung dieses Barbaren betragen würde? Wenn das ehrenwerte Gericht unbedingt noch etwas von der Verteidigung hören wollte, dann sollten den Herren dieser Wunsch selbstverständlich erfüllt werden. Marcellus sah noch für einen kurzen Moment hinüber zu dieser Missgeburt, wandte sich dann an den Vorsitzenden des Gerichtes und deutete auf Finn Kylian.


    "Ich überlasse das letzte Wort dem Angeklagten."


    Vielleicht spuckte er dieses Mal ja auf einen der Vorsitzenden.

  • Langsam dämmert mir, woher ich den Angeklagten kenne ... aus dem carcer. Oje, mein Kopf: 'ne hohle Nuß mit Haaren drauf. Aber damals hatte ich Finn Kylian nicht angeschaut und er roch auch anders, meine ich. Mehr? Ob sie ihn vor der Verhandlung gebadet haben? Eher kommt der Kaiser und hält eine laudatio auf Finn Kylian, als daß sie ihn baden würden, schätz' ich mal.


    Ansonsten ist das wieder einer jener Prozesse, bei denen die Beamten schon vorab das Urteil untereinander ausgemacht zu haben scheinen und keinerlei Ambitionen zeigen, das zu verheimlichen. Wozu ein Verteidiger? Was macht der Mann hier überhaupt? Wenn ein Taucher, der nicht taucht, nichts taucht, was ist dann mit einem Verteidiger, der nicht verteidigt? Hat er die Rollen durcheinandergebracht, den falschen Text gelernt? Sitzt er falsch?


    Keiner interessiert sich für die Hintergründe der Tat, die offenbar religiös motiviert ist, wenn ich das richtig verstanden habe. Also ein versuchtes Menschenopfer, welches zwar verboten, aber dennoch kein Mord ist. Die Anklagepunkte rechtfertigen keine Todesstrafe, also werden sie ihn irgendwohin in die Sklaverei schicken oder wenigstens einige Jahre zur Zwangsarbeit, mein' ich. Wenigstens ist Octavius Victor da, ein kleiner Trost.


    Ich bekomme Hunger, habe ich irgendwo ein paar Nüsse, etwas Obst? Mist, echt, alle Vorräte aufgebraucht. Etwas mißtrauisch schiele ich zu Laas, der auf irgendwas herumkaut. Oder führt er stumme Selbstgespräche?

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