• Alienus war überrascht ob dieser Frage.


    Warum sollte ich mir da Gedanken machen? Wenn ich in einer Schlacht falle, dann habe ich meine Pflicht dem Imperium gegenüber erfüllt und werde meinem Stand gemäß bestattet.
    Ich bin außerdem nicht der Meinung, dass man nach dem Übergang ins Totenreich eine Gedenkstätte für sich selber braucht. Im Hades ist es dir prinzipiell erstmal egal und die Lebenden können dich auch so in Erinnerung behalten.


    Er deutete auf das Megalithgrab.


    Außerdem scheint es einem ja auch nicht sonderlich zu helfen wenn man ein Grabmal erhält...

  • Primus sah kauend auf die Steine und nickte,
    Das stimmt, aber es ist doch eine Frage der Kultur,...der Totenkult vieler Völker sieht für die Toten Grabbeigaben vor,...für das Leben nach dem Tod,...ich allerdings glaube nicht, daß sie in der verstorbenen Hülle einher wandeln...ich glaube an eine nichtstoffliche Wahrnehmung.
    Wieder biß er ein Stück Käse ab...
    Wenn das alles ist,...und man alles zurückläßt um ins Elysium zu gehen,...so läßt man auch die Erinnerung an uns in den herzen deren zurück die uns umgeben haben...meine Frau hat kein Grabmal hinterlassen,...sie versank vor Rhodus mit 200 anderen Menschen in einem tosenden Sturm,...und dennoch... er klopfte sich auf die Brust und ließ die Hand auf Höhe des Herzens liegen...
    ...dennoch ist sie hier,...bei mir,...während meine Brüder nicht bei mir sind,...ist das nicht seltsam?

  • Das könnte daran liegen, dass du weit mehr Zeit mit deiner Frau, und auch mit einer weit engeren Bindung, verbracht hast als mit deiner Familie.


    Alienus war auch lange zur See gefahren und kannte die Gefahren die dort lauerten. Aber das gehörte nicht hierher, wie er befand.


    Ich glaube, dass sogar ich mehr Zeit mit deinen Brüdern verbracht habe als du. Mit Pictor vielleicht sogar mehr Zeit als mit Cyprianus, trotzdem steht mir Cyprianus deutlich näher. Die Gewichtung einer Beziehung ist wichtig, nicht die bloße zeitliche Eingrenzung.

  • Primus dachte über Alienus Worte nach,...seine eigene Familie war ihm mit der Zeit abhanden gekommen, weil er anders war,...ausscherte aus den Dogmen der Väter. Er sah, wenn er an sie dachte Ablehnung, Unverständnis oder offene Konfrontation,ja teilweise sogar blanken Haß.
    Nicht umsonst hatte er sie verlassen um seinen eigenen Weg zu gehen. Ein Weg der ihm zwei wunderbare Jahre mit Julia bescherte und ihn am Ende doch dahin brachte wo er eigentlich nicht hinwollte,...in die Tradition der Väter.
    Du hast Recht Alienus,...meine Bindung zu Julia war so intensiv und tief, daß ich mir nicht vorstellen jemals wieder etwas derartiges zu erleben,...es war keine bloße Verliebtheit...es war als füllten wir die Lücken des jeweils anderen,...als sein ein jeder der Kontrapunkt des anderen.
    Er sah Alienus ernst an und schloß,
    Es war bedingungslose Hingabe,...ich war versucht ihr in den Tod zu folgen und hätte es sicher auch getan, wenn ich nicht die Besinnung verloren und man mich nicht aus dem Wasser gezogen hätte...sie fehlt mir unendlich,...es ist als wäre ein Teil von mir gestorben.
    Tränen füllten seine Augen und er wandte sich ab,...nicht weil er sich ihrer schämte, sondern weil er Alienus nicht kompremittieren wollte.

  • Behalte sie in deinem Herzen, Dereinst wirst du sie wiedersehen.


    Alienus kaute noch auf einem Stück Brot herum, bevor er weitersprach.


    Die Welt ist grausam und kein Platz für romantische Gefühle. Zumindest die meiste Zeit nicht.
    Man muss sich selbst einer eisernen Disziplin unterwerfen und darf nicht vom Pfad abkommen, sonst erwartet einen nur Schmerz und Hass. So ist meine Erfahrung. Ich weiß nicht viel von der Liebe, aber wenn es sie gibt, dann nur, um die Erde zu einem besseren Ort zu machen.


    Er dachte zurück an die Zeit, zu der er diese Lektionen gelernt hatte.


    Das mag Herzlos klingen, aber es ist nicht so gemeint. Gehe deinen Weg Primus, gehe ihn gut und konsequent, dann wirst du weniger Schmerz empfinden. Ab und an kommt er natürlich wieder, aber nur, um dich an die schöne Zeit zu erinnern.


    Er war wahrlich kein großer Philosoph...

  • Primus faßte sich wieder,...Alienus hatte recht...


    Ich habe es versucht und werde weiter darum kämpfen...ich tue seit scheinbar unendlicher Zeit nichts anderes ...als zu kämpfen.
    Es ist wie, als wenn alles in dir schreit und nichts mehr lacht...dann reduziert sich die Wahrnehmung des Glücks auf wenige Augenblicke,...doch diese wenigen Augenblicke sind es, die uns am Leben erhalten in Zeiten wie diesen.


    Er wischte sich die Nase und grinste seinen Cousain an.


    ...jetzt ist so ein Augenblick,...ich danke dir Alienus.


    Er stand auf und streckte sich ein wenig,...


    So, genug geheult! Sag mal, wen muss ich von den Tribuni ansprechen um ein paar Pioniere zu bekommen? Ich soll im Auftrage des Legaten auf dem Campus die Reiterspiele zu Ehren des scheidenden Tribunen Germanicus organisieren.


    Primus suchte nach etwas was sie nicht in Verlegenheit bringen würde,...er mochte Alienus, aber kannte ihn zu wenig, als daß er ihn mit Einzelheiten seiner Vita konfrontieren würde.

  • Alienus musste ebenfalls ein klein wenig lächeln.


    Kein Problem Primus. Ich bin ja nicht so alt geworden, weil ich keine Ahnung von der Welt habe.


    Die nächste Aussage seines Cousins überraschte ihn.


    Pioniere? Nimm doch einfach Legionarii, die haben sowieso viel zu wenig zu tun.

  • Primus verzog ein wenig das Gesicht...Alt?
    Er schüttelte leicht den Kopf und grinste etwas in sich hinein,...er hatte Legionäre gesehen, die älter waren, ...er beschloß das diskret zu übergehen und fragte, Meinst du? ...jedoch halte ich es für sinnvoll, wenn du als Tribun die Sache anleierst,...wie sieht das denn aus, wenn ich als kleiner Eques mir Legonarii zur Arbeit heranhole?!
    Das würde die Ansicht des Duplicarius Varus wohl noch bestätigen.
    Er hatte einen ausgeprägten elitären Gedanken was den Unterschied zwischen Eques und Legionarii anging.

  • Primus zuckte mit den Schultern,
    Naja, wir müssen das Spielfeld abgrenzen,...Zelte aufbauen,...was meinst du ein Contubernium?
    Vielleicht sogar das III der IV Centuria...wäre nett die alten Kameraden noch mal zu sehen.

  • Irritiert, das war der passende Begriff für Alienus Gesichtsausdruck, als er den Vorschlag seines Cousins hörte. Warum sollte er eigentlich bei so etwas mitmachen, fragte er sich.


    Ich denke nicht. Wie sieht das denn aus, wenn zwei Soldaten, einer davon Offizier, im Galopp durch Mogontiacum reiten. Das macht keinen guten Eindruck.

  • Ach ja, seufzte Primus...immer die Etikette wahren. Wo blieb denn da die vielzitierte Lebensfreude?
    Primus ging zu den Pferden und holte sie heran. Er reichte Alienus die Zügel und meinte,
    Natürlich,...du hast recht...wie wäre es denn mit der Porta Decumana?...da sieht uns kaum jemand und es geht durch Felder und Wiesen...und wir stoppen den Lauf auch vor den Hügeln,...damit uns niemand "sieht".
    Jetzt war er gespannt...obwohl er eigentlich nicht mit einem Zuspruch rechnete,...Alienus war inzwischen mit Leib und Seele Offizier...vielleicht war das auch ein Attribut dessen was er mit "Alt geworden" ;) meinte.
    Primus grinste leicht bei dem Gedanken der gerade durch seinen Kopf ging,...
    ...oder er hat die Befürchtung zu verlieren,...wie sähe das denn aus?

  • Verlieren würde er schon nicht, immerhin war sein Pferd ein wirklich gutes Tier das er sich einiges hatte kosten lassen...


    Primus, du willst doch nicht etwa deine Gesundheit riskieren ohne dafür einen Grund zu haben, oder?


    Er schwang sich auf sein Pferd und begab sich in Richtung Straße.

  • Primus schwang sich ebenfalls auf seine Stute und folgte Alienus auf die Straße zurück...
    Die Gesundheit riskieren?...dieser Gedanke ging ihm noch durch den Kopf.
    Er hatte schon so viele Rennen bestritten,..aber seine Gesundheit hatte er nie riskiert...er dachte lächelnd daran was Alienus wohl zu den Reiterspielen sagen würde...es war im Grunde ein Desaster für Gesundheitsliebende...aber auch ein Heidenspaß.

  • Primus folgte seinem Cousain in angemessener Geschwindigkeit und schloß zu ihm auf. Als er neben im vor sich hinritt, sah er Alienus an,...jedoch nichts an seinem Gesicht ließ auf irgendwas schließen.
    Schade......dachte Primus.
    Dann eben ein vernünftiger Ritt zurück,...er war trotzdem froh, daß die letzten Stunden ihm seinen Cousain etwas näher gebracht hatten.

  • Immer diese Kindereien von Soldaten, die noch grün hinter den Ohren sind, dachte er sich. Doch sagen würde er das seinem Cousin ganz sicher nicht, das würde ihn womöglich demotivieren.


    Und so erzählte er Primus etwas über die Landschaft durch die sie gerade ritten.


    Früher waren die Wälder hier viel dichter. Auch wenn sie einem Bewohner der zivilisierten Mittelmeerländer immer noch sehr dicht vorkommen, so haben sie in den letzten Jahrzehnten wohl einiges an Schrecken verloren.

  • Primus sah sich die Bäume an,...er vermochte nicht zu schätzen wie alt sie teilweise waren...
    Ja,...zivilisiert,...kommt auf den Standpunkt an. Unsere Zivilisation ist es schließlich welche diese Wälder abholzt, für ihre Häuser, Schiffe, Möbel, Palisaden und nicht zuletzt für ihre Thermen.
    Er dachte an die wüsten Landstriche durch die er als Kaufmannsbegleiter gereist war. Auch dort wogten einmal Wälder ohne Anfang und Ende,...dann änderte sich die Kultur der Bevölkerung und sie wurden abgeholzt,...der Boden erosierte und verödete schließlich,...er mochte sich nicht vorzustellen, wie es hier in 200 Jahren aussah, wenn die Zivilisation weiter fortschreiten würde.
    Fragst du dich manchmal ob es Recht ist was wir tun?...uns die Welt untertan zu machen, die Pax Romana als das Nonplusultra hinzustellen?

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