• Die Augen des Jungen wurden noch ein Stückchen größer. Eigentlich hatte er sich hurtig davonmachen wollen, aber daraus wurde wohl nichts - die riesige Frau mit dem dicken Bauch wollte auch noch seine Hilfe! Er schluckte hörbar und blieb wie angewachsen stehen, linste zu ihren Füßen herunter, dann wieder in ihr Gesicht, als hoffte er, der schreckliche Auftrag könnte dadurch irgendwie vermieden werden - aber die Götter (falls es diese für freche Sklavenjungen überhaupt gab) hatten kein Einsehen mit ihm und so blieb Bridhe, wo sie war, und vor allem vorerst ohne geschlossene Sandalen.
    "Du wirst doch nicht umfallen, oder?" vergewisserte er sich sicherheitshalber noch einmal. Ganz bestimmt würde sie ihn platt machen wie eine Flunder, wenn sie umfiel.

  • Für solche dummen Späße hatte ich nun gar keine Nerven! Auch wenn ich wusste, es war nicht böswillig gemeint. Nein es war einfach nur die Naivität des Jungen, die ihn solche Fragen stellen ließ.


    Red kein dummes Zeug! Mach schon!


    Im nächsten Moment tat es mir ja auch schon wieder leid, zudem Jungen so unfreundlich geantwortet zu haben. Er wusste es eben nicht besser!


    Nein, ich falle nicht um! Ich sitze ja hier. Und wenn ich umfalle, dann nicht auf dich.


    Obwohl wenn man die Fülle meines Bauches berücksichtigte, konnte es schon sein, dass im Falle eines Falles mich die Schwerkraft vorne über fallen ließ.


    Siehst du, ich halte mich fest, dann kann ich nicht fallen.


    Um den Jungen zu beruhigen, hielt ich mich am Fußteil meines Bettes fest. So konnte wirklich nichts mehr passieren.

  • Ganz so deutlich schien der Junge dem Braten noch nicht zu trauen, er wartete tatsächlich ab, bis sie sich an ihrem Bett festhielt, bevor er zu Werke ging, und das in einer solchen Eile, als fürchte er, vom Hausverwalter tüchtig übers Knie gelegt zu werden, wenn er nicht schnell machte. Zweifelsohne waren Bridhes Sandalen die am Schnellsten geschnürten von ganz Rom an diesem Tag, und erstaunlicherweise waren es recht feste Knoten, die der Junge da fabrizierte, vielleicht auch, um nicht weiter zu Bridhes Diensten stehen zu müssen. Die Frau mit der Melone im Bauch, das ein Kind sein sollte, war ihm einfach unheimlich. Das Prinzip, wie man zu Kindern kam, war ihm durchaus bekannt, darüber machten die Sklavenjungen meistens ziemlich viele Witze, wenn wieder im balneum einer der Herren mit einer seiner Sklavinnen verschwunden war, aber die Folgen dessen fand er schlicht und einfach beängstigend.
    "Fertig!" piepste er dann auch eilends und trat ein Stück zurück, als der letzte Knoten festgebunden war.

  • Der Bengel traute mir nicht über den Weg! Wahrscheinlich hätte ich das auch nicht getan! Erst als er sich ganz sicher sein konnte, machte er sich an die Arbeit. Ích fand es ja auch sehr unpassend, dass man mir jetzt schon die Schuhe binden musste und fühlte mich auch gar nicht wohl dabei. Aber es war ein notwendiges Übel. Ich tröstete mich damit, dass in einigen Wochen der Spuk vorbei war. Dann hatte ich wieder meine normalen Proportionen, so hoffte ich.
    Die piepsige Stimme verriet mir, ich war nun bereit zu gehen. Ich lächelte erleichtert!


    Danke!


    Mit einiger Mühe stand ich auf und und verließ meine Kammer um ins Arbeitszimmer von Aquilius zu gehen, wo man mich bereits erwartete.

  • Vom Garten kommend war das Ziel – Bridhes Kammer – nach nur wenigen Minuten erreicht. Micipsa hoffte inständig, dass Cungah sie dort schon erwartete. Doch so wie die beleibte Nubierin geschrien hatte, musste mittlerweile sowieso das halbe Haus auf den Beinen sein...

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    Die beleibte Nubierin war schnaubend auf dem schnellsten Wege zurück ins Haus gerannt. Dabei hatte sie geschrien, als sei ihr Leben in Gefahr. Als sie schließlich das Haus erreicht hatte, musste eine Gruppe von Sklaven kurzfristig die Flucht ergreifen, damit sie von Cungahs Körpermassen nicht zermalmt wurden. Dass dabei einiges Geschirr zu Bruch ging, nahm sie dabei in Kauf, denn das war angesichts Bridhes bevorstehender Niederkunft zur Nebensache erklärt worden. Irgendwann musste sie stehen bleiben, weil ihr einfach die Luft weg blieb. Sie stemmte ihre Arme in die Seite und rang nach Atem. Irgendwann wischte sie die Schweißperlen von ihrem Gesicht und lief weiter. Eile war geboten, wenn die Wehen schon regelmäßig kamen!
    Auf dem Weg zu Bridhes Kammer delegierte sie einigen Sklaven, die nicht aus Furcht Reißaus genommen hatten, was sie ihr bringen sollten.


    Schnell! Ich brauche Tücher, ganz viele saubere Tücher! Und heißes Wasser! Ach ja und etwas zu trinken für Bridhe!


    Cungah selbst, stürmte in Bridhes Kammer, riss das Fenster auf, damit frische Luft in den Raum kam und bereitete ihr Bett vor.
    Die Sklaven brachten die georderten Tücher, das heiße Wasser und auch ein Tablett mit einem Krug Wasser und einem Becher. Sie stellten alles auf Bridhes Tisch ab und verließen darauf schnellstens wieder das Zimmer. Cungah war ihnen in diesem Zustand mehr als unheimlich.
    Erneut ging die Tür auf. Cungah sah auf und erkannte Micipsa, der die Schwangere auf seinen Armen trug.


    Leg sie bitte aufs Bett Micipsa!


    Sie sah dem großgewachsenen Sklaven an, um ihn einschätzen zu können.


    Sag mal, kennst du dich mit sowas aus? Ich könnte noch jemanden brauchen, der mir zu Hand geht!

  • Selten zuvor war Micipsa so erleichtert gewesen, eine bestimmte Person zu sehen wie in diesem Moment, als er Cungah in Bridhes Kammer antraf. Offensichtlich hatte die Nubierin bereits die wichtigsten Vorkehrungen getroffen, wie er mit einem Blick auf die Tücher und den Behälter mit dem heißen Wasser feststellen konnte.
    So legte er die werdende Mutter behutsam auf ihrem Bett ab und war schon versucht, den Rückzug anzutreten, als Cungah ihn musterte.
    Nach Unterstützung suchend sah sich Micipsa um, aber scheinbar hatte die Sklavenschaft, die für die geforderten Hilfsmittel gesorgt hatte, vor Cungahs Erregung Reißaus genommen.
    "Nein, als Geburtshelfer wurde ich noch nie angefordert", sagte er in der Hoffnung, es würde doch noch jemand auftauchen, der dazu besser geeignet wäre.
    Wie wäre es denn mit Aquilius? Immerhin war der doch für den ganzen Schlamassel verantwortlich! dachte Micipsa noch. Doch daran war wohl nicht zu denken!

  • Ich fühlte mich seltsam ruhig. Micipsa hatte mich auf meinem Bett abgelegt. Cungah machte mir den aufgeregtesten Eindruck von uns allen. Sie reinigte einige Instrumente in dem Heißen Wasser. Ich konnte nicht genau erkennen, welche Instrumente es waren, die sie da gerade reinigte. Ich fand, es war auch besser so, es vorerst nicht zu wissen.


    Kindschen, wie fühlst du disch? In welchen Abständen kommen die Wehen?


    Sie betastete meinen Bauch, sah dann zu Micipsa, der recht unwillig aussah. Am liebsten wäre er wahrscheinlich fortgelaufen.


    Das macht nichts! Mach einfach nur, was ich sage! Du kannst sie nachher festhalten!


    Cungah hatte kein Erbarmen mit Micipsa und auch ich sah die Nubierin erstaunt an. Festhalten? Wieso? Ich würde schon nicht weglaufen!


    Die Wehen kommen noch unregelmäßig. Es dauert beistimmt noch, bis es soweit ist! Du kannst dir ruhig noch etwas die Beine vertreten, Micipsa!


    Jetzt sah Cungah mich ungläubig an, als wolle sie sagen, woher willst du das denn wissen? Ich bin hier die Expertin! Aber das sagte sie natürlich nicht.


    Ich untersuche dich jetzt.


    Sie schob meine Tunika nach oben und nach einer Weile sah sie mich an.


    Bist du dir ganz sicher? Sie kommen noch unregelmäßig?


    Kaum hatte sie die Frage gestellt, kam auch schon die nächste, mit einer Intensität, wie ich sie bisher nicht gespürt hatte. Cungah wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Der Nachwuchs meldete sich an. Jetzt machten sich die Atemübungen bezahlt, die mir Cungah beigebracht hatte.


    Micipsa, du bleibst hier! befahl sie herrisch.

  • Gerade als Micipsa Bridhes Vorschlag, sich noch ein wenig die Beine zu vertreten, umsetzen wollte, veränderte sich die Situation schlagartig. Wieder eine Wehe, und diesmal schien sie die bevorstehende Geburt unmittelbar anzukündigen, so dass er es auch ohne Cungahs Befehl nicht mehr gewagt hätte, sich einfach so aus dem Staub zu machen.
    Stattdessen rätselte der Sklave darüber, was die resolute Frau wohl mit 'Festhalten' im Detail gemeint hatte. Da ihm dazu im Moment nichts Besseres einfiel und die Nubierin sich ihrer Patientin zugewandt hatte, trat Micipsa an das Lager der Keltin und legte, ohne ernsthaften physischen Druck auszuüben, seine Hände auf ihre Schultern, sei es um sie zumindest moralisch zu unterstützen, oder um bei Bedarf zur Stelle zu sein.
    Genauere Anweisungen würde er von Cungah dann schon noch erhalten, wenn es soweit wäre.

  • Allmählich bekam ich eine Vorstellung davon, was Cungah damit meinte, Micipsa müsste mich festhalten. Die Wehen kamen jetzt in regelmäßigen Abständen, eine heftiger als die Andere! Ich hatte jede Menge damit zu tun, die Schmerzen weg zu hecheln, war aber auch dankbar dafür, dass der Nubier bei mir geblieben war. Er hatte meine Schultern ergriffen und konnte mich so halten, wenn die Wehen mich fortreißen wollten. Cungah unterstützte mich, indem sie mich weiter antrieb. So mussten bereits Stunden vergangen sein. Ich spürte, wie mich langsam die Kräfte verlassen wollten. Sobald eine Wehe nahte, konnte ich nur noch schreien. Für einen Außenstehenden musste dieses Szenerie mehr als befremdend wirken.


    Komm, noch ein bisschen, Kindschen! Bald hast du es geschafft!


    Cungah reichte Micipsa einen feuchten Lappen, damit er mir damit das verschwitzte Gesicht abwischen konnte. Ich hatte auf einmal wieder solchen Durst. Meine Lippen und meine Mundhöhle waren ganz ausgetrocknet. Doch sagen konnte ich nichts, denn die nächste Wehe riss mich wieder fort. Aber manchmal konnten Blicke mehr sagen, als es Worte vermochten.
    Endlich kam für mich die erlösende Nachricht aus Cungahs Mund, so empfand ich es zweifellos für den Moment.


    Komm, mach weiter! Man kann schon das Köpfchen erkennen. Du musst jetzt pressen!


    Ich merkte schon bald, dies war keine Erlösung, noch nicht! Mir stand jetzt noch das schwierigste bevor. Ich sammelte alle meine Kräfte und presste!

  • Der ganze Vorgang zog sich in die Länge, wobei Micipsa nicht sagen konnte, ob sie sich sozusagen im Zeitplan befanden oder es sich hierbei um eine besonders komplizierte Geburt handelte. Es war nun einmal auch für ihn das erste Ereignis dieser Art, dem er beiwohnen durfte - oder musste.
    Und wann immer sich die junge Frau vor Schmerzen krümmte, blieb dem dunkelhäutigen Mann nichts anderes, als sie wie von Cungah gefordert auf ihrem Bett festzuhalten. Wenn sich die Möglichkeit bot, benutzte er zudem das feuchte Tuch, um Bridhe den Schweiß von der Stirn zu wischen und zwischendurch benetzte er ihre Lippen mit etwas Wasser aus dem bereit gestellten Krug. Zumindest linderte dies ein wenig das Gefühl der Hilflosigkeit, das sich bei ihm beim Anblick der leidenden Bridhe einstellte. Denn auch ihm entging nicht, dass die Kräfte der Keltin langsam zur Neige gingen. Höchste Zeit also, dass sich das Kind endlich aufmachte, den Mutterleib zu verlassen!

  • Pressen! Du musst pressen, schrie Cungah. Die Schmerzen waren kaum noch auszuhalten und meine Kraft schwand auch zusehends. Ich schrie, wie ein wildes Tier und presste mit aller Kraft, die ich noch hatte.
    Eine Sklavin, die durch mein Geschrei angelockt worden war, öffnete vorsichtig die Tür und steckte ihren Kopf durch den Türspalt. Ihr neugieriger Blick fing das Geschehen ein. Besser war es, den Rückzug anzutreten, dachte sie sich. Cungah aber kam die Sklavin wie gerufen.


    Du! Hol mir sauberes warmes Wasser! befahl die resolute Nubierin. Das junge Ding verschwand sofort wieder und kehrt wenig später mit einer Schüssel warmen Wasser zurück. Eingeschüchtert durch mein schreien verließ sie aber sogleich wieder die Kammer.


    Die Sonne war längst schon untergegangen und hatte der Nacht Platz gemacht. Meine Kammer war in ein Schummerlicht gehüllt. Die zwei kleinen Öllampen trugen ihr nötigstes dazu bei, Cungah bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Nubierin war hellwach und spornte mich immer weiter an, zu presse. Ich aber war so schrecklich müde. Am liebsten wäre ich eingeschlafen. Ich war an einen Punkt angelangt, an dem ich jeden hätte auf´s übelste beschimpfen können, hätte ich noch die Kraft dazu gehabt. So schrie ich mir fast die Seele aus dem Leib, in der Hoffnung, bald ein anderes Schreien zu hören.


    Und irgendwann, die Nach war schon fast zu Ende, war es dann soweit! Die Schmerzen hatten ein Ende und ich war nun völlig erschöpft. Was um mich herum geschah, nahm ich nur noch schemenhaft war. In der Ferne hörte ich ein Babyschreien. Es war mein Baby! Ich war überglücklich, es endlich überstanden zu haben und nickte dann irgendwann friedlich ein.
    Cungah nahm sich meinem Kind an. Sie wusch es mit dem warmen Wasser ab, trocknete es vorsichtig ab und wickelte es dann in eine warme Decke.

    Bridhe, wach auf, dein Söhnchen möchte zu dir!


    Ich schlug meine Augen wieder auf und erblickte mein Kind. Die Nubierin hatte es mir auf die Brust gelegt. Es war wunderschön! Ich weinte vor Glück.


    Cungah legte ihre massige Hand auf Micipsas Schulter. Der Sklave sah auch sehr müde und mitgenommen aus. Es war noch zu früh, um den dominus in Kenntnis zu setzen.


    Lauf hinüber zu dominus Aquilius und berichte ihm, Bridhes Sohn ist geboren! Danach kannst du dich ausruhen. Es war zwar noch sehr früh am Morgen, doch es war unwahrscheinlich, dass Aquilius nichts von alle dem bemerkt hatte, was in meiner Kammer vor sich ging.

  • Micipsa war jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen, als die Geburt endlich zu einem erfolgreichen Abschluss kam. Er hätte nicht sagen können, wie viele Stunden sie nun in diesem Zimmer zwischen den Schreien der Keltin und den Anfeuerungen der Nubierin zugebracht hatten; aber es mussten viele gewesen sein.


    Einen kurzen Blick konnte er auf das Neugeborene auf der Brust der Mutter erhaschen. Im Vergleich zu der Größe von Bridhes Bauch in den letzten Wochen kam es ihm auf einmal erstaunlich klein vor. Aber es schien alles gut gegangen zu sein, sowohl Kind als auch die erschöpfte Mutter hinterließen auf einen Laien wie ihn einen gesunden Eindruck.
    Dann spürte er Cungahs kräftige Hand auf seiner Schulter und erwachte aus seinen Gedanken. Noch einmal blickte der Mann auf die beiden Gestalten auf dem Bett, als wollte er sich vergewissern, dass es diesen auch wirklich gut ging, dann machter er sich wie von der Nubierin gewünscht auf die Suche nach dem Vater...

  • Nachdem Micipsa meine Kammer verlassen hatte, um Aquilius von der Geburt unseres Sohnes zu berichten und Cungah mein Kind und mich versorgt hatte, wurde es wieder bedächtig still in meiner Kammer. Der Schein der kleinen Öllampe auf dem Tisch, warf ein schummriges Licht in den Raum. Es war aber voll ausreichend und trug zu der friedvollen Stimmung bei. Einzig das leise Atmen meines Jungen hörte man. Er war so klein und zerbrechlich, doch auch auf eine wundersame Weise vollkommen. Der dunkle Haarflaum, das zarte Näschen und die kleinen Augen, deren Farbe in den ersten Tagen seines Lebens blau sein würde, alles war so wundervoll. Ein Gefühl des Glückes strahlte aus mir heraus. Die stundenlangen Strapazen der Geburt, sie waren wie aus meinen Erinnerungen getilgt worden. Jetzt zählten nur noch dieser kleine Mensch und seine Bedürfnisse. Das erste Bedürfnis kündigte sich schon bald an. Kaum war er auf der Welt, machte er such auch schon auf die Suche nach etwas essbarem. Cungah kam mir gleich zu Hilfe. Sie zeigte mir, wie man das Kleine zum Stillen anlegte. Ich war froh für jede Minute, in der sie bei mir gewesen war. Die Nubierin hatte mich von Anfang an begleitet. Ohne sie hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft. Um mein Kind zu stillen hatte ich mich etwas aufgesetzt und lehnte nun mit dem Rücken gegen das Oberteil meines Bettes.

  • Die Tür öffnet sich. Hinter mir steht Mama, vor mir eröffnet sich ein kleiner schmuckloser Raum. Durch ein kleines Fenster dringt etwas Tageslicht herein, der einzige Lichtblick, der zu dem Holzgerippe eines einfach gezimmerten Bettes an der gegenüberliegenden kahlen Wand weist.
    Es riecht muffig, die Luft wirkt abgestanden, als sei hier niemand mehr in den letzten Jahren gewesen.
    Mama hat mir erklärt, hier hätte sie früher gewohnt. Ein wenig erinnert mich das Zimmer an unser altes Zuhause in der Mietskaserne, nur hatte ich da mein eigenes Zimmer. Dies hier werde ich mit Mama teilen müssen. Sie erzählt mir noch, dies sei der Ort, an dem ich geboren wurde, hier in diesem kleinen Zimmer.


    Ein zweites Bett muss her, überlege ich mir sofort. Schließlich bin ich kein kleines Baby mehr, dass bei Mama im Bett mit schlafen kann.
    Und eine Matratze für Mama, damit sie nicht auf dem blanken Holz schlafen muss.
    Dann fällt mein Blick zu dem Stuhl und dem Tisch, der unterhalb des Fensters steht. Hier also werde ich lernen. Griechisch pauken und Arithmetik und solche Sachen.


    Von hinten spüre ich einen sanften Schubs. Mama schiebt mich ins Zimmer hinein.
    Hier muss erst einmal wieder richtig geputzt werden, meint sie. Ja, hier muss geputzt werden. Überall sind Spinnweben und auf dem Tisch ist eine dicke Staubschicht.

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