[Atrium] Flavii hospiti

  • Wie hieß der Mann gleich? Hatte er sich vorgestellt und hatte ich seinen Namen gleich wieder vergessen? Oder hielt er seinen eigenen für obsolet, auf daß ich nicht in Verlegenheit gebracht werde?


    "Nun, ich finde, das Schicksal hat es doch ganz hübsch mit den Iuliern gemeint. Es ist vielleicht nicht die Gegend, in der man momentan für eine Quadrat-Elle Grund 500 oder gar 1000 Sesterzen bezahlt, aber die Nähe zum Tempel des Quirinus ist doch ein heiliges und wirklich auch schönes Fleckchen Erde, nicht? Und die Gärten sind auch in der Nähe :)

  • Sim-Off:

    So, nach 39,6°C Fieber meldet sich Cincinnatus wieder zurück! ;)


    "Die Horti sind wunderbar, da hast du recht. Dennoch, wenn man bedenkt, wie leer und langweilig die Casa zur Zeit noch ist, ist der Preis schon ein wenig überzogen. Ich finde es könnte hier schon noch mehr los sein."

  • Ich muß grinsen: "Na, dann hau' ma' auf'n Putz, ne?" :D Manchmal bricht es dann doch durch und ich gehe mit meinem Latein ein wenig lässiger um.


    "Nun, gut" versuche ich, die Führung ein wenig weiterzubringen. "Zumindest das Atrium hier ist zweifellos schon ein guter Ort für ein Fest, und bei warmem Wetter kann man ja auch den ganzen Hügel mit einem iulischen Volksfest beglücken ... zu einer Amtsübernahme, vielleicht - oder, Cincinnatus?"


    Vielleicht kandidiert er bald ja für ein spannenderes Amt als die Verwaltung von Totennachlässen?

  • Labeo, Nauta der Classis Misensis, traute seinen Augen kaum als er das Atrium betrat. Da stand nicht nur sein Vetter Cincinnatus, sondern auch noch der junge Flavier, den er vor seinem Einmarsch in die Flotte kennengelernt hatte.


    Die beiden hatten ihn noch nicht bemerkt, da sie nicht in die Richtung des Vestibüls schauten, aus dem Labeo ins Atrium trat. Er entschied sich für einen leisen Auftritt - einen Überraschungsangriff. Er schlich beinahe auf die beiden zu baute sich hinter ihnen auf klopfte beiden auf die Schulter und sprach in zackiger Lautstärke


    "So meine Freunde, es ist wohl langsam Zeit für das prandium, jedenfalls hängt mein Magen in den Kniekehlen - oder sollte ich sagen unter Deck!"

  • Genau. Wunderbar. Danke. Warum Angehörige des Militärs grundsätzlich brüllen müssen? Schraubt ihnen jemand bei der Musterung die Ohren ab? Oder können sie nicht mehr zwischen Einzahl und Vielzahl unterscheiden und kommandieren immer stimmäßig mindestens zwei Legionen bei wütendem Orkan?


    Ich drehe mich langsam um lächele und "Melde gehorsamst, daß 'JA'. Stehen Sie bequem, nauta. Ist uns ein Cervisia-Fest, Sie hier unter uns Landratten begrüßen zu dürfen!" :D

  • Cincinnatus schien etwas überraschter als der Flavier, denn er stand nur da und schaute, so dass Labeo ihm noch einmal auf die Schulter klopte und dann zu Lucanus sprach:


    "Mir nur zum Teil. Also Euch hier zu treffen wäre mir sicherlich ein inneres Wagenrennen, aber der Grund meines Hierseins ist nicht erfreulich. Iulius Seneca, Ritter Roms und mein Vater, ist gestorben und ich konnte eine Woche Landurlaub ergattern. Trotz all dieser politischen Verwirrungen.


    Mein Präfectus kannte ihn gut, so dass ich eine Dispens von der Ausgangssperre bekommen konnte, um ihn hier in unserer römischen Casa zu ehren und seinen Tod gebührend zu begehen. Übermorgen muss ich auch schon wieder los. Deswegen habe ich schon einen Weihestein in Auftrag gegeben. Morgen abend, will ich einen kleinen 'Leichenschmaus' halten lassen, auch wenn seine Leiche anscheinend schon in Hispania beigesetzt wurde.


    Doch erst einmal muss ich etwas essen - und mich ablenken. Denn es kommt viel Arbeit auf mich zu."


    Seien Stimme war während der Worte schwächer geworden und das Gefühl der Dumpfheit, das Gefühl der ohnmächtigen Trauer, dass die vergangenen Tage weit im Hinterkopf verschwunden gewesen war, bahnte sich wieder seinen Weg in das Bewusstsein.

  • Wo Lucanus weilt, ist die Latrine nicht weit. Na super, wieder ein kräftiger Griff hinein! Und noch einer! - Aber konnte ich das ahnen, als Iulius Labeo hier so hereinschneit? Nein.


    "Mein aufrichtiges Beileid, Iulius Labeo." Aber ein Legionarius kennt keinen Schmerz, warum sollte es bei einem Nauta anders sein? Natürlich, ein Schock, aber Labeo hatte noch nie den Eindruck hauchdünner Sensibililtät gemacht. Ein gutes Essen würde ihn sicherlich wieder an die Ruder bringen - und die bevorstehenden Testamentssachen auch. Officium ist officium undsoweiter ...


    "Wir wollten eigentlich eine Hausführung organisieren - aber warum sollen wir nicht im Triclinium anfangen? Alks Hauptgang gibt es Huhn mit Kümel, wenn ich mich recht erinnere. Sehr erfreulich."

  • "Huhn sehr gut, endlich mal wieder was ordentliches nicht mehr das selbstgekochte bei uns in den Barracken.",


    sagte Labeo.


    "Wisst Ihr es ist schon einfach gut hier in der Casa zu sein. Und - er wendete sich zu Cincinnatus hin - vor allem wenn die selbige nicht mehr ganz so leer ist!


    langsam begann sich Gnaeus Labeo um Gnaeus Cincinnatus Sorgen zu machen, ob dieser wohl ein Gespenst gesehen hatte?

  • "Auch das Huhn wird wohl selbstgekocht sein, allerdings wohl von Leuten, die darin einige Erfahrung haben", jedenfalls hoffe ich das dringend. Aber auch Cincinnatus sieht nicht ausgemergelt aus.


    Was mich immer wieder überrascht, ist, daß die, naja, Herren und Damen die Existenz von Hauspersonal völlig ausblenden - ich hatte mindestens fünf unterschiedliche Gesichter gesehen, bevor ich erst Cincinnatus und jetzt noch Labeo gegenüberstehe. Und Geräusche von mindestens einer Handvoll weiterer Leute ist auch zu hören. Von wegen: "leer". "Ohne Iulier" träfe es wohl besser.


    Während ich dabei bin, mich gedanklich in Tetrapilotomie zu üben und ein metaphorisches Haar versuche, in vier Teile zu spalten, weht Essensduft herüber. Auffordernd mache ich eine Grimasse in Richtung der Quelle.


  • trium


    << TRADITIO ET PROGRESSIO >>


    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…R/Home/Rooms/CIAtrium.png]


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    Meine Leibsklavin Callisto stand schon im Atrium bereit, um den hohen Gast angemessen willkommen zu heißen. Dafür war sie ein bisschen mehr als sonst (aber natürlich nicht zu sehr) zurecht gemacht. "Im Namen meiner Herrin Sergia Fausta darf ich dich herzlich in der Casa Iulia begrüßen.", sprach sie in die Richtung der Flavia. "Meine Herrin wird jeden Augenblick zusammen mit ihrem Sohn zu dir stoßen. Kann ich dir und deinen Begleitern die kurze Wartezeit inzwischen vielleicht mit einem Becher Wein oder auch etwas frischem Obst verkürzen?" Ganz so frisch war das Obst zu dieser Jahreszeit jetzt natürlich nicht mehr. Aber das eine oder andere kühl gelagerte Herbstobst konnte man vielleicht dennoch so bezeichnen.
    Anschließend wies die Sklavin zu einer netten kleinen Sitzgelegenheit. Denn die Patrizierin sollte sich ja beim Warten nicht die Beine in den Bauch stehen müssen. "Wenn du möchtest, dann bist du auch eingeladen dich hier neben dem Impluvium zu setzen. Und falls dir diese Bank zu hart ist, kann ich dir auch gerne noch ein Sitzkissen besorgen.", bot Callisto an. Sie wusste nämlich, dass eine kleine Beschwerde der Flavierin nachher schon ausreichen würde, um ihre Herrin heute abend noch zum Schlagstock greifen zu lassen....




    SKLAVE - SERGIA FAUSTA

  • Sim-Off:

    Was lange währt, wird endlich gut! ;)


    Während die nubischen Trägersklaven und die beiden Custodes im Eingangsbereich verblieben, betrat die Flavia, gefolgt von ihren beiden Sklavinnen, die Casa Iulia. Wie immer, wenn sie sich in ein fremdes Interieur begab, schenkte sie der Inneneinrichtung ihre besondere Aufmerksamkeit. Selbstredend konnte es eine Casa Iulia kaum mit der opulenten Villa Flavia Felix aufnehmen. Gewisse „Unzulänglichkeiten“, wie etwa den Ianitor, dessen Sprachkenntnisse einiges zu wünschen übrig ließ, hatte sie bereits großzügig übersehen.


    Als Domitilla nun im Atrium angelangt war, wurde sie dort von einer etwas höhergestellten Sklavin empfangen, die sie sogleich im Namen ihrer Herrin begrüßte und auch das leibliche Wohl der Besucherin nicht außer Acht ließ. Die Flavia, deren Augen noch immer erkundend umherschweiften, erwidert nichts auf die begrüßenden Worte. Jedoch war sie einem Getränk und etwas Obst nicht abgeneigt. Zwar war das Jahr bereits schon weit fortgeschritten, so dass man kaum auf erntefrisches Obst hoffen konnte. Doch lag das Geheimnis in der richtigen Lagerung.
    „Einen warmen Gewürzwein und etwas Obst.“
    Domitilla begab sich zur angebotenen Bank neben dem Inpluvium, auf der sie bis zur Ankunft ihrer Freundin ausharren sollte. Allerdings nahm sie nicht Platz. Denn nach kurzem Besehen kam sie zu dem Entschluss, dass diese Sitzgelegenheit keinesfalls ihren Bedürfnissen entsprach. Diese Bank erweckte doch zu sehr den Eindruck einer harten und unbequemen Sitzfläche, der dem flavischen Ideal absolut nicht entsprach. „Ein Kissen wäre sicher dienlich,“ entgegnete sie der Sklavin und wartete geduldig, bis sie endlich Platz nehmen konnte.

  • Sim-Off:

    Yay!


    Meine Leibsklavin nahm die Wünsche der Patrizierin mit einem Nicken entgegen und holte erstmal ein samtrotes Sitzkissen mit goldgelb verziertem Saum aus der Kommode keine sieben Schritte weiter. Anschließend legte sie das Kissen sacht und ordentlich auf den Platz, vor dem sich die Flavierin aufgestellt hatte und deutete dann eine kurze Verbeugung an, bevor sie sich fluchs in Richtung Küche verabschiedete. "Warmen Gewürzwein und etwas Obst, warmen Gewürzwein und etwas Obst.", wiederholte sich auf dem Weg einige Male nuschelnd im Selbstgespräch, um es bloß nicht zu vergessen....


    Und während Callisto mit flinken Füßen durch das große Triclinium aus dem Atrium verschwand, betrat ich es mit ruhigen Schritten aus dem Obergeschoss des Hauses kommend. Mit einem Lächeln auf den Lippen steuerte ich in einem marineblauen Outfit direkt auf meinen Gast zu. "Flavia, ich grüße dich! Was für eine Freude, dass du mir die Ehre deines Besuchs zuteil werden lässt!" Einige Schritte hinter mir und noch mit deutlich mehr Bauchumfang (sie trug unter ihrer Kleidung allerdings auch keinen schlank machenden Verband) folgte mir Licinia Lupa.. mit meinem kleinen Sohn auf dem Arm. Ohne seine Milchmutter nun irgendwie weiter vorzustellen, deutete ich, bei der Patrizierin angekommen, gleich auf meinen jungen Nachwuchs: "Und ich darf dir vorstellen, Flavia, das ist mein kleiner Marcus Iulius Dives Minor.. mein kleiner Marc.", präsentierte ich stolz.
    Prompt gab der Kleine ein "Öh!" (oder soetwas in der Art) von sich, strampelte mit den Beinen und schlug einmal etwas mit beiden Armen. "Sieh, er weiß seine Gäste sogar schon zu begrüßen.", interpretierte ich das Verhalten dann auch gleich. Dass mein lieber Marc dabei eigentlich nur wollte, dass die Licinia weiterging und nicht so stehenblieb, ahnte ich nicht.

  • Domitillas Blicke folgten der Sklavin, die aus einer Kommode ein Sitzkissen hervorkramte, welches wenigstens vom Aussehen her einer Flavia gebührte. Die „guten“ Kissen bewahren sie in der Kommode auf, damit sie ja nicht schmutzig werden! Ein wenig amüsiert über solches Gebaren, lächelte sie nur zart, als endlich das Kissen bereit lag und sie sich setzen konnte. Nun ja, trotz des gepolsterten Untersatzes war ihr Platz alles andere als bequem. Hoffentlich holte sie sich hier keine blauen Flecke! Doch die Flavia ergab sich ihrem Schicksal und schwieg sich darüber aus. Dann verschwand die Sklavin, um sich um das leibliche Wohl der Patrizierin zu kümmern.
    Währenddessen Domitilla nun mit ihren beiden Sklavinnen zurück blieb, sah sie sich ein wenig gelangweilt um. Die üblichen Fresken an den Wänden, ein paar Büsten ehrwürdiger Ahnen in der einen Ecke eine Prunkvase in der anderen Ecke. Kurz und gut, nichts Besonderes!
    Kurz bevor ihre Gastgeberin erschien schwenkte ihr Blick doch noch einmal prüfend zu den beiden Sklavinnen, die dazu verdonnert worden waren, das Gastgeschenk für den kleinen Iulius, ein größerer unförmiger Gegenstand, der mit einerm roten seidenen Tuch bedeckt war, zu verwahren.


    Dann endlich nahten ruhige Schritte, die sich vom oberen Teil des Hauses hinunter bewegten. Domitilla fing das Lächeln der Sergia ein und erhob sich erfreut von der Bank, als diese sie so herzlich begrüßte. „Sergia, ich habe zu danken für deine freundliche Einladung! Wie geht es dir, meine Liebe?“ Sie ging ein paar Schritte auf ihre Gastgeberin zu, ergriff freundschaftlich ihre Hände und musterte sie lächelnd von Kopf bis Fuß. „Gut siehst du aus!“ Mal abgesehen davon, dass die Schwangerschaft deine ganze Figur ruiniert hat! Keinen Moment lang verschwendete sie auch nur einen Gedanken daran, dass ihrer Wespentaille noch das gleiche Schicksal bevorstehen konnte, nach ihrer Hochzeit mit dem Tiberius. Doch bevor sie sich noch weiter mit Sergias Körperfülle beschäftigen konnte, wurde ihr Augenmerk auf den kleinen Filius gelenkt, der hinter seiner Mutter erschien und von seiner Amme auf dem Arm getragen wurde. „Was für ein süßer kleiner Fratz!“ …wenn man Kinder mochte. Die Flavia hingegen konnte kleinen Kindern jedoch rein gar nichts abgewinnen. Sie schrien ständig nur, spuckten und verströmten zuweilen ein sehr unangenehmes Odeur. Ganz zu schweigen bescherten sie ihrer Kinderfrau zahllose schlaflose Nächte. Dies jedoch kümmerte die Patrizierin recht wenig. „Marcus Iulius Dives Minor, welch ein stattlicher Name! Ganz nach dem Papa.“ Kaum war sie ihre Bemerkung losgeworden, meldete sich der Kleine auch schon zu Wort. Ein seltsamer Laut drang aus seinem Mündchen, gefolgt von heftigen Bewegungen seiner kleinen Extremitäten, was die stolze Mutter auch sofort zu kommentieren wusste. Domitilla brachte ein gespieltes Lächeln hervor. „Oh ja, du musst sehr stolz auf deinen Sohn sein!“ Dann gab sie ihren beiden Sklavinnen ein Zeichen, damit sie mit ihrer kostbaren Fracht neben ihrer Herrin traten. „Liebste Sergia, ich habe es mir nicht nehmen lassen, persönlich für deinen kleinen Schatz ein kleines Mitbringsel auszusuchen.“ Das war natürlich eine glatte Lüge, denn Domitilla hatte sich mit dieser eminent wichtigen Aufgabe keine einzige Sekunde lang beschäftigt. Stattdessen hatte sie ihre Sklavinnen auf den Markt geschickt.
    Die beiden Sklavinnen präsentierten nun stolz das Geschenk ihrer Herrin und warteten nur darauf, bis die Mutter in Vertretung für ihren Sohn das Seidentuch lüftete. Wenn sie dies tat, würde ein hölzernes bemaltes Schaukelpferd zum Vorschein kommen, welches für den Kleinen im Augenblick natürlich noch viel zu groß war. Doch in ein zwei Jahren würde er sich daran erfreuen können.

  • Gut sah ich aus? Das hörte ich gerne! Und vor allem von einer Patrizierin (einer echten - keiner, die ihresgleichen so demonstrativ den Rücken zuwandte und ihre Familie durch eine Ehe mit einem wilden Germanen entehrte!) bedeutete das sogar was. "Nein, du siehst gut aus!", war ich dann auch gleich ganz ausgezeichnet gelaunt und gab ihr das Kompliment spontan einfach zurück. Dabei fand ich sie heute schon ein bisschen blass im Gesicht. Ob sie wohl in letzter Zeit größeren Stress gehabt hatte? Denn eine Krankheit oder ein einfach nur zu stark gepudertes Gesicht, das wollte ich einer Flavierin wie ihr natürlich keinesfalls unterstellen! (..obwohl möglich konnte ja vieles sein.) Vielleicht stand sie aber auch einfach nur in einem ungünstigen Licht hier oder.. wurde schlicht blass vor Neid, dass ich so viel hatte, was ihr noch fehlte: einen Ehemann, einen gemeinsamen Sohn, eine (wenigstans nach außen hin) glückliche kleine Familie.


    Dann hatte ich meinen Sohn vorgestellt und es ging um ihn. Die Flavierin hatte ihm sogar ein kleines (in seinen eigenen kleinen Augen wahrscheinlich eher großes) Geschenk mitgebracht! Noch so ein Voltreffer, denn ich liebte Geschenke! Und auch wenn dieses hier nicht für mich, sondern nur für meinen Sohn war, so fühlte es sich trotzdem gut an. Denn er bekam ja wegen mir dieses Geschenk. "Flavia, das ist..", begann ich entzückt. Dann hielt ich aber erstmal kurz inne und lüftete das rote Seidentuch, um zu erfahren, was dieses Geschenk überhaupt war: "..ein Schaukelpferd - und dazu noch ein so hübsches buntes!" Nicht, dass mein Kleiner damit in diesen Tagen schon besonders viel anfangen könnte. Aber die Zeit kam sicher noch und die Geste war nett. "Flavia, ich danke dir! Das ist wirklich sehr großzügig, dass du meinen Sohn bereits mit einen Geschenk bedenkst. Und ich bin mir sicher, er wird es lieben, wenn er das Alter erreicht hat, um damit zu spielen!" Bei diesen Worten nahm ich mir dann auch gleich vor, dass ich die Flavierin zu gegebener Zeit erneut einladen müsste - um ihr zu zeigen und vorzuführen, wie sehr ihr Geschenk von meiner Seite (und hoffentlich dann auch der Seite meines Sohnes) wertgeschätzt wurde.


    Ich machte eine einladende Geste zur Bank mit dem Sitzkissen. "Aber wollen wir uns nicht setzen?", bot ich an, bevor ich der Licinierin einen eindeutigen Blick zuwarf. Denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Kleine schon unruhig wurde, jetzt, wo er dieses große Geschenk bekommen hatte. (Er selbst indes war einfach nur unzufrieden mit dem langweiligen Stillstand.) "Ein so großes Geschenk für einen noch so kleinen Mann; ich hoffe, du entschuldigst, dass dies noch etwas überwältigend für ihn ist.", entschuldigte ich meinen Sohn und seine Milchmutter dann. Und während die beiden sich also langsam wieder in Richtung der privateren Räumlichkeiten des Hauses begaben, holte einer der im Hintergrund dekorativ herumstehenden Haussklaven ein zweites Sitzkissen. Er öffnete gerade die Kommode, da kam meine Leibsklavin Callisto mit einem Tablett aus der Küche zurück. Darauf standen zwei leere Becher, eine Kanne mit warmem Würzwein (es dampfte sogar ein bisschen), eine Kanne mit kühlem Wasser (zur Verdünnung und für eine angenehme Trinktemperatur) sowie eine Schale mit mundgerecht geschnittenem Obst (verfeinert mit etwas Zitrone, damit es auch hübsch anzusehen war und nicht gleich alles braun wurde). Das zweite Sitzkissen erreichte meinen Platz, dann befüllte der Sklave die Becher, mit denen Callisto beladen war. "Trinken wir ein Becherchen auf deinen Besuch, meine Liebe?", wollte ich in der Zwischenzweit wissen. "Und danach bin ich auch ganz gespannt zu erfahren, wie es dir so geht." Eben noch hatte sie mich ja dasselbe gefragt. Aber dass es mir gerade kaum viel besser gehen könnte, das musste ich wohl kaum erst laut aussprechen. Das sah man auch so, oder?

  • „Danke, danke!“, entgegnete sie auf Sergias Kompliment. Natürlich sah sie gut aus! Bevor sie hierhergekommen war, hatte sich ja auch eine ganze Horde von Sklavinnen um sie bemüht und dafür gesorgt, dass die Frisur gut saß und das Make up sowie die Maniküre makellos waren. Zuvor hatte sie sich natürlich in Eselsmilch gebadet. Was für eine ägyptische Königin gut gewesen war, konnte für eine Flavia nur billig sein! Drum klang da ein einfaches „gut“ fast schon wie eine Beleidigung. Doch gewiss hatte selbst das teuerste Bleiweiß nicht alle Sorgenfältchen kaschieren können. Die Ereignisse um ihre anstehende Vermählung hatten deutliche Spuren hinterlassen, und zwar nicht nur innerliche. Aber wie sagte man so schön, jeder hat sein Päckchen zu tragen, auch wenn Domitilla dies gerne ihren Sklaven überließ. Dieses eine Päckchen aber hatte nur sie ganz allein zu tragen.


    Doch apropos Päckchen: Genau in diesem Augenblick wurde ihr Mitbringsel gelüftet. Diesen Moment liebte die Flavia immer am meisten, wenn sie die Reaktionen derer, die beschenkt wurden, beobachten konnten. Genau in jenem Überraschungsmoment wohnte wohl die reinste Wahrheit inne. Für einen Bruchteil einer Sekunde nur, fiel bei den meisten eben jene Maske, die ihr wahres Ich verbarg und ihr wahres Empfinden schoss, einem Blitz gleich kurz hervor um genau so schnell wieder zu verschwinden. Bei ihrer Gastgeberin konnte sie tatsächlich diesen Funken der aufrichtigen Freude erkennen, auch wenn das Geschenk nicht für sie persönlich war, sondern für ihr kleines Söhnchen. In der Flavia verursachte dies ein angenehmes Gefühl der Zufriedenheit. Ihre Sklavinnen hatte auch diesmal wieder gute Arbeit geleistet.


    „Ach, das ist doch selbstverständlich! Es freut mich, wenn ich dir und deinem Jungen eine kleine Freude machen kann. Auch wenn es vielleicht im Augenblick noch nicht ganz geeignet ist. Doch Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude!“
    Domitilla folgte gerne Sergias Geste und nahm wieder auf der Bank Platz. Sergia hatte ihren kleinen Sohn wieder der Kinderfrau übergeben, die sich daraufhin auch gleich wieder zurückzog.
    Es dauerte nicht lange, bis jene Sklavin mit einem Tablett auftauchte, die sie zuvor empfangen hatte. Der herrliche Duft des warmen Würzweines strömte ihr in die Nase und steigerte noch mehr ihren Appetit darauf. Nachdem ihr Becher gefüllt und auch ihre Gastgeberin versorgt war, erhob sie ihn und prostete sie Fausta zu. „Aber gerne, liebste Sergia. Auf deinen Sohn! Auf dass er vortrefflich gedeihe und dir stets viel Freude bereitet!“ Dann kostete sie einen Schluck. Der Wein war angenehm temperiert und auch sein Geschmack vorzüglich, genauso wie sie es mochte. Doch jenes angenehme Gefühl konnte nicht lange genug anhalten, um Sergias nächste Bemerkung zu überhören.
    Wie es ihr ging? Nun, wie gut es Sergia ging, hatten sie ja nun zu genüge feststellen können. Dass nun sie selbst in den Fokus rücken sollte, war nun mehr als logisch. Auch wenn sie darauf ausnahmsweise gerne verzichtet hätte. Inwieweit ihre Hochzeitspläne bereits die Runde gemacht hatte, war ihr nicht bekannt, doch sie gänzlich totzuschweigen oder gar zu verleugnen konnte sie auch nicht. Im Grunde war es doch hierbei das Gleiche, wie bei einem mittelmäßigen Geschenk. Die aufwendige Verpackung machte es und ließ dann über vieles hinwegsehen…
    „Oh, wusstest du, dass ich demnächst heiraten werde?“, begann sie schließlich. Wenn das mal keine Neuigkeit mit jeder Menge Potential war!

  • Sim-Off:

    Oje, meine Gute, ich hab dich hier ganz übersehen! :(


    Heiraten? Heiraten! "Aber Flavia, das sind ja ganz wundervolle Neuigkeiten!" Denn es war wohl anzunehmen, dass nach dem Eklat, den die Tiberia mit ihrer Ehe zu einem Duccius verursacht hatte, nicht gleich die nächste Patrizierin für einen ähnlichen Skandal sorgen würde. "Wirklich, das freut mich für dich. Denn bei deinem Stand, deinem Aussehen und deinen familiären Verbindungen" war es ja eigentlich schon längst mal an der Zeit, dass sie endlich verheiratet wurde. "hast du es dir wirklich verdient, endlich einen wohlhabenden und einflussreichen Mann angemessenen Standes gefunden zu haben." Die Frage war natürlich: Wie wohlhabend war der Mann? Wie einflussreich? Und: Welchen Stand erachtete die Flavierin als angemessen genug? "Wenn du mir die Frage erlaubst, brennt es mir natürlich auf den Lippen zu erfahren, welchem Mann du diese Ehre zuteil werden lässt, dich zur Frau zu nehmen?" Ich wusste nicht genau warum, aber irgendwie schwirrte mir spontan der Name eines Aurelius Lupus im Kopfe herum. Der war Senator, der war Patrizier, der war bestimmt nicht arm und hatte die besten Kontakte zum dieser Tage ja noch quicklebendigen Kaiser Cornelius! Ja, da konnte frau fast schon etwas eifersüchtig werden. Aber natürlich nur insgeheim und nicht so offen. Und vielleicht lag ich ja auch völlig daneben mit meiner spontanen Eingebung. (Hoffentlich.) Ich lächelte erfeut, bevor ich dazu ansetzte, noch einen weiteren Schluck Würzwein aus meinem Becher zu nehmen. (Und das war pure Berechnung: Denn sollten mir beim Namen ihres Zukünftigen kurz die Gesichtszüge entgleisen, dann konnte mein Becher das gleich etwas kaschieren.)



  • Nun ja, wie wundervoll diese Neuigkeiten waren, musste sich erst noch erweisen. Im Augenblick aber war diese Neuigkeit zumindest ein passables Thema für eine Konversation unter Freundinnen. Die Sergia schien deshalb ganz aus dem Häuschen zu sein. Ohne Frage, diese Neuigkeit würde von nun an in Rom blitzschnell die Runde machen. Glücklicherweise hatte sich Domitillas Vater nicht für einen namenlosen Hinz oder Kunz entschieden. Der Tiberius war ein aufstrebender junger Mann, der es mit Sicherheit noch weit bringen würde. Wäre da nur nicht dieses unschöne, störende Detail gewesen! Der Skandal um Tiberia Lucia und ihrer Vermählung mit dem Duccius lag zwar schon einige Monate zurück, doch vergessen war er noch lange nicht.


    Domitilla lächelte zufrieden. Ja, ihr Stand, aber vor allen Dingen ihr Aussehen hatte es für sie einfach gemacht, einen passablen Ehemann zu finden. „Ja, in der Tat, es war an der Zeit, sich endlich zu binden.“ Nanu, hatte Sergia da etwa unterschwellig behaupten wollen, sie sei etwa schon zu alt? Domitilla verzichtete, näher darauf einzugehen. Schließlich hatte sie dafür ihre Freiheit ein zwei Jahre länger genießen dürfen. Außerdem wurden junge Bräute überbewertet, wie die Flavia befand.


    Zweifelsfrei brannte Fausta regelrecht darauf, endlich zu erfahren, wer denn der Glückliche war. Nicht zuletzt deshalb, weil Tiberia Lucia zuletzt alle Traditionalisten einen kalten Schauer beschert hatte. Nein, so schlimm war es in Domitillas Fall nicht. Sicherlich hätte es bessere Alternativen gegeben, zum Beispiel ihr ehemaliger Schwager, Aurelius Lupus. Doch die Vorstellung, mit Nigrinas Ex-Mann das Bett zu teilen, erschien ihr doch recht abnorm.
    Auch Domitilla griff zu ihrem Becher und nippte an ihrem Würzwein, bevor sie endlich die Neugier ihrer Gastgeberin befriedigte. „Natürlich darfst du fragen, liebste Sergia. Es ist kein geringerer als Tiberius Lepidus.“ Ja genau, Sergia hatte richtig gehört. Es war jener Mann der seine eigene Schwester mit einem germanischen Barbaren vermählt hatte.

  • ..kein Geringerer als, sprach ich in Gedanken die Worte der Flavia mit, Aurelius Lupus. - Doch nein, es war ein anderer Name, den die Patrizierin verkündete. Ich atmete schon nicht ganz unzufrieden aus, da drang mir der von ihr genannte Name ins Bewusstsein: Tiberius Lepidus. Meine Augenbrauen schnellten vor Überraschung nach oben. Denn so ganz aktuell (was die Zukunft noch brachte, konnte ich an dieser Stelle ja leider noch nicht ahnen) verband ich kaum Positives mit diesem Namen. Und das begann schon viel früher als man vielleicht erwartete; nämlich bei meiner ersten Begegnung mit diesem arroganten und schwatzhaften und vollkommen selbstverliebten Neuadeligen, der sich damals in seiner Position als Müllmann so verdammt wichtig vorgekommen war (ich hörte ihn heute noch eingebildet und überheblich sagen: "Das Straßenreinigungsgeschäft ist auch wahrlich nicht leicht zu verstehen."), dass er mir erst unter fadenscheinigen Begründungen Informationen vorenthielt und mich dann sogar noch tollkühn auf seine Res Gestae verwies!
    Auf meiner Hochzeit hatte sich mein Bild von dem Tiberius (und auch seiner Schwester, mit der ich ebenfalls gleich bei der ersten Begegnung - unverschuldet - in Konflikt geraten war) zugegeben wieder etwas relativiert. Aber das hatte sich spätestens mit der Eheschließung zwischen Tiberia Lucia und diesem Germanen erneut erledigt. Denn.. ach du meine Güte! Ich erinnerte mich an meinen Brief, mit dem ich die Flavierin überhaupt erst hierher eingeladen hatte....


    So senkten sich meine Augenbrauen und die Hand mit meinem Becher Würzwein gleichermaßen, bevor ich nun weit weniger enthusiastisch erklärte: "Das ist ja schön." Ich atmete einmal kurz durch, um bei einem zweiten Anlauf wenigstens ein bisschen zu heucheln, dass ich den Tiberius nicht für einen Kotzbrocken hielt. "Ich meine, wirklich, das ist schön." Mindestens für den Tiberier. Denn der erwischte es mit einer Flavia als Frau ja tatsächlich sehr gut. "Ich hoffe nur, du verübelst mir nicht die offenen Worte über deinen Verlobten in meinem letzten Brief..?", erkundigte ich mich so mehr oder weniger direkt und begann parallel auch selbst zu überlegen: Würde mir die Flavia meine Worte und vor allem meinen implizierten Schluss wirklich verübeln, hätte sie meinem Sohn ja sicherlich kaum ein Geschenk mitgebracht, oder? Oder war ihr Geschenk nur reine Makulatur und sie war heute nur hierher gekommen, um mir erst frei heraus von ihrer bevorstehenden Hochzeit vorzuschwärmen und am Ende dann zu sagen: "Tja, aber nach deinem letzten Brief, liebste Sergia, muss ich leider darauf bestehen, dass du dieser Feierlichkeit mit ihren erlesenen Gästen fern bleibst."? Forschend betrachtete ich die Patrizierin ni der Hoffnung, irgendein kleines Zeichen zu sehen, in welche Richtung sich dieses Gespräch wohl entwickeln würde.



  • Zugegebenermaßen hatte das jetzt nun nicht nach dem geklungen, wonach es sich vielleicht angehört hatte. In diesem Fall war wohl die „Verpackung“ für das mickrige „Geschenk“ doch ein paar Nummern zu groß gewählt worden.
    Ja, da bleibt dir prompt die Spucke weg, dachte Domitilla bei sich, als sie die Reaktion ihrer Gastgeberin beobachtete. Wer hätte das gedacht? Flavia Domitilla heiratete den Mann, der mit Barbaren auf du und du stand, ja ihnen sogar seine eigene Schwester überließ. Brrr, es schüttelte sie immer noch, wenn sie nur daran dachte.
    „Ja, das finde ich auch,“ entgegnete sie mit mindestens genauso wenig Enthusiasmus, wie es Sergia getan hatte. Was hätte sie denn sagen sollen? Wenn Domitilla an ihrer statt gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich ähnlich reagiert. Upps, und nun da Fausta es auch ansprach, fiel ihr der Wortlaut der sergischen Einladung wieder ein, in der sie sich nicht gerade charmant über ihren Zukünftigen ausgelassen hatte. Wäre sie nicht in der misslichen Lage gewesen, eben diesen Tiberius zu ehelichen, hätte sie nun auch fröhlich und munter mitgemacht beim herrlichen Tratschen und Lästern. So aber blieb ihr das verwehrt. Zwar hatte sie ihren Zukünftigen ja auch für einen kalten Fisch gehalten, der, wie sich laut Sergias Aussagen jetzt herausstellte, seine eigene Schwester für eine Auszeichnung an den Germanen verhökert hatte, dennoch gab es so etwas wie Loyalität. Zum Beispiel ihrem Vater gegenüber, dessen Entscheidung es letztendlich war. Loyalität - ein widerliches Wort, welches zuweilen ziemlich lästig und sogar zur Verdrossenheit führen konnte!


    „Ach nein! Das habe ich längst wieder vergessen,“ entgegnete sie mit einer abwertenden Handbewegung. Natürlich hatte sie es nicht vergessen, doch eine Frau wie Sergia Fausta machte man sich tunlichst nicht zur Feindin! „Im Prinzip hast du ja recht. Doch die Taten unserer Männer sollten uns nicht auseinander bringen. Nicht wahr, liebste Fausta?“ Tja, da war sie wieder, die gute Miene zum bösen Spiel.

  • Tja, damit war wohl ein ganzer für den Besuch der Flavierin angedachter Themenbereich erstmal passé. Dabei hätte ich mich wirklich nur allzu gerne darüber unterhalten, wie ein Patrizier für ein Diploma (ein Diploma; keine prächtige Statue auf dem Forum Romanum, keine tolls Inschrift auf irgendeinem Marmorsockel, keine zwei Diplomata), für dieses eine läppische Diploma seine eigene patrizische Schwester mit einem Germanen vermählen konnte! - Klar, dieser Germane war ein Senator, hatte einigen Einfluss und kletterte die Stufen des Cursus Honorum kontinuierlich immer weiter nach oben. Die Frage war nur, wie er das tat: Mit maximal mittelprächtigen Spielen als Ädil; mit offenen Verbalattacken gegen einen amtierenden Konsul; mit einer recht ruhigen Amtszeit als Prätor; und was man von seinem Konsulat erwarten durfte, das würde sich zu diesem Zeitpunkt auch erst noch zeigen müssen (ich ahnte ja noch nicht, welche Ausmaße das noch annehmen sollte). Und die Frage war auch: Welches Licht (oder: welchen Schatten) warf das im Rückschluss auf die Tiberier?
    Nur schweren Herzens also strich ich dieses Thema von meiner heutigen Themenliste. Ich würde sehen, dass ich mich bald wieder mal mit Paula und Tusca zum Plauschen traf. Denn mit denen könnte ich garantiert ganz unbeschwert und frei heraus über diesen Tiberius und sein Verhältnis zu diesem Germanen lästern und tratschen! (Dass mir bald einmal mehr dieser Tiberius einen Strich durch diese Rechnung machte, indem er öffentlich Dinge tat, die ihm ein paar satte Sympathiepunkte bei mir einbrachten, konnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen.)


    Aber weiter im Text: Die Flavierin schien die Worte meines Briefes tapfer herunterzuschlucken. "Das freut mich.", kommentierte ich das gleich. Denn ich hatte nicht vorgehabt, mich hier für meine Meinung über diese Mauschelei auch noch zu entschuldigen. Dass die Patrizierin meine Worte also eh längst wieder vergessen hatte (eine Entschuldigung damit also eh überflüssig wurde), kam mir daher sehr gelegen. Und: Im Prinzip hatte ich ja auch recht. Diese Aussage der Flavia gefiel mir so mit am besten.
    Mein etwas ernsterer Gesichtsausdruck wich so langsam also wieder einem freundlichen Lächeln. "Wie wahr, liebste Flavia!", stimmte ich der Patrizierin anschließend auch wieder vollauf zu. Denn sie hatte ja vollkommen recht: Es spielten für unser Verhältnis zueinander nicht die Ansichten und Taten unserer Männer eine Rolle, sondern unsere eigenen Ansichten und Taten. Es zählte also weniger, was der eigene Mann tat, sondern mehr, wie wir jeweils dazu standen und was wir gegebenenfalls dafür oder dagegen taten, unsere Männer in die richtige Richtung zu lenken. Darauf kam es an. "Aber erzähl, wie laufen deine Hochzeitsvorbereitungen?" Vom Hochzeitskleid, dessen Stoff im Haus der Braut (und möglichst auch von ihr selbst) gewoben werden sollte, über die Organisation eines anständigen Buffets und ordentlicher Dekorationen, bis hin zu den Einladungen (verbunden mit den Fragen: Wen lud man ein? Und: Wie gestaltete man die Einladungen stilvoll?) gab es ja unglaublich viel zu tun. Das wusste ich von meiner eigenen Hochzeit noch selbst sehr genau..



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