Casa Germanica - Im Kellergewölbe

  • Die Stufen waren leicht glitschig. Der Diener ging mit einer Öllampe voran und tastete sich langsam hinab. Immerhin würde ein Sturz in seinem Alter wohl das Ende bedeuten. Die steinernen Stufen führten erst gerade hinab, um am Ende einen Kinck zu machen. Unten angekommen, waren sie noch etwas tiefer als der bewohnte und belebte Teil der Casa Germanica. Hier runter kam fast nie jemand. Einzigst die Culinazutaten wurden in einem Verschlag gleich neben dem Treppenaufgang aufbewahrt. Doch weiter im Dunkel des Kellergewölbes befand sich wenig Ansehnliches. Hier unten war das Niveau zur Straße gerade so tief, das die Anschlüsse vom Wasser in etwa auf Brusthöhe ins Haus kamen. Auch die Abwässer plätscherten in diesem Gewölbe Richtung Straße zu. Jene aber in deutlichen Abstand zum Quellwasserzulauf.


    Etwas unbehände stakste der Alte voran und hing die Öllampe schließlich in einer Art Haken ein. Wozu er einst diente, das wußte wohl keiner mehr so genau. Für diesen Moment war es auch egal. Die Augen hatten sich langsam an die Dusterheit gewöhnt und sicher sahen die Fachleute mittlerweile ihren Anschluss. Wartend blieb Philomelus stehen und ließ die beiden Männer die Lage peilen. Evtl. hatten jene noch Fragen, die er sowieso nicht beantworten konnte... :D




    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Vorsichtig folgten die beiden Kundendienstler dem Mann die Treppe hinunter. Auf die Stufen zu schauen brachte bei dem spärlichen Licht ohnehin nichts, also verließen sie sich lieber auf ihr Gefühl. Immerhin war dies nicht der erste Keller, den sie betreten mussten und auch wenn Ennius Cerealis sich auf jeden Hausbesuch so zu freuen schien, als wäre es sein erster, hatte sich zumindest bei ihm auch in Sachen dunkler Keller eine gewisse Rountine eingestellt. Kaum hatte der Hausangestellte seine Lampe an den Haken gehängt, hatte der nette Mann vom Kundendienst daher eine eigene aus seiner Tasche geholt, die geschickt genug konstruiert war, um beim Umhertragen nicht ständig Öl zu verlieren, und entzündete sie an der anderen Lampe. Schon hatten die Männer etwas mehr Licht und konnten an die Arbeit gehen.


    "Ah, hier vorne ist der Anschluß", stellten sie daher auch in wenigen Augenblicken fest und begaben sich an die entsprechende Wand. "Ja, ist tatsächlich noch ein altes denaria Rohr." Ennius Cerealis deutete auf eine entsprechende Schlagmarke im Metall, die die Größe angab, ließ seinen Lehrling aber trotzdem noch einmal nachmessen. Währenddessen klopfte er die leicht auf die weiterführende Leitung und achtete auf das entstehende Geräusch. "Eine Leitung, die komplett mit Wasser gefüllt ist, klingt anders als eine, durch die nur wenig Wasser rinnt", erklärte er seinem Lehrling der daraufhin ebenfalls auf die Leitung klopfte und vorschlug, dass es sich aufgrund des Geräuschs um eine volle Leitung handeln müsse. "Richtig, das sehe ich genauso, im Moment scheint der Zufluss problemlos zu laufen." Er folgte der Leitung weiter in Flussrichtung und erkannte zahlreiche Anschlußstücke und sonstige Zeugnisse der schon erwähnten Umbaumaßnahmen, bis er schließlich auch das angesprochene Wasserbecken erreichte, welches sich angeblich gelegentlich nur spärlich füllte. "Hier kommen wir nicht weiter", stellte er nach eingehender Betrachtung fest. "Wir sollten draußen in den Schacht schauen."


    Wenn sie Pech hatten, fanden sie irgendeine spannende Ursache und würden die nächsten Stunden damit verbringen die Treppe hoch und wenige später wieder herunter zu laufen, um draußen etwas zu machen und drinnen die Auswirkungen zu überprüfen.

  • Für den Alten würde diese Art der Auskundung zu lange und vorallem zu anstrengend verlaufen. Dazu war er nun wirklich nicht im Hause. So kontrollierte er beim Hochgehen das Atrium, ob sich nicht einer der Lausbuben fand, die in ihrer Arbeitszeit oftmals ganz schön viel Blödsinn anstellten und wurde fündig. Nun war es ein eher ruhiger Typ Sklave, der die beiden Männer hoch und runter führen konnte oder sie auch zu anderen Orten in der Casa bringen konnte.


    Mit einem wachsem Auge zwar, denn hier wurde nichts mitgenommen.


    Sollte eine fachliche Erörterung nötig sein, hatte Philomelus gesagt, er solle ihn wieder rufen. Bis dato aber blieb der Sklavenjunge allein an der Wassermännerfront. Die Aufgabe hingegen schien leicht zu sein und es fand sich dabei Zeit die Nasenhöhlen mit dem Zeigefinger zu erforschen...











    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Die beiden Männer der Cura Aquarum störten sich nicht weiter daran, zwischenzeitlich einen anderen begleiter bekommen zu haben, solange dieser nur die nötigen Wege vom Keller zum Schacht und zurück kannte. Helfen konnte ihnen vermutlich ohnehin keiner der Hausbewohner, sonst hätten sich diese ja auch schon selber um das Problem kümmern können.


    Von dem Sklavenjungen ließen sie sich wieder nach draußen führen und hoben mit vereinten Kräften die Abdeckung vom Schacht. "Ah, vorbildlich, ein Schacht hinunter zur Rohrleitung. Siehst du, hier hat auch ein Umbau stattgefunden. Das war früher mal eine einfache Wasserrinne und jetzt liegt hier ein Rohr für die Druckleitung vom Wasserverteiler drin. Wenn es immernoch eine einfache Rinne wäre, würde das Wasser im Haus zwar im Keller ankommen, aber wenn man es wieder nach oben leiten wollte, hätte es keinen Druck", erklärte Ennius Cerealis seinem Lehrling die Lage, bevor er einen genaueren Blick auf das Rohr warf. Auch hier klopfte er wieder auf das Rohr und plötzlich war ein zufriedener Ausruf zu hören.


    "Zum Haushalt oder zu denen der Nachbarn gehören einige Katzen?", erkundigte er sich dann bei dem Sklavenjungen.

  • "Wir haben nur einen Vogel..." antwortete der Junge rasch, zu schnell wie er gleich bemerkte und rot anlief. "...einen Sittich von der Hausherrin." Puh. "Aber in der Nachbarschaft gibt es sicher Katzen. Dem Senator sind sie aber zu haarig." Plapperte er munter weiter und vergaß dabei fast ruhig zu sein. Das war er nun. Immerhin weckte diese Frage auch seine Neugierde. "Warum Katzen eigentlich?" Wollte er dann wissen und blickte verwundert drein.













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  • "Es könnten auch streunende Hunde sein, aber ich tippe eher auf Katzen", antwortete Ennius Cerealis freundlich grinsend und deutete den Schacht hinunter. "Das Rohr da unten drin hat an einer Nahtstelle einen Spalt. Wenn man es in die eine Richtung drückt, hält es dicht. Drückt man es in die andere, läuft Wasser aus. Und ich vermute, dass es am ehesten Katzen sind, die dort unten in der alten Rinne umher streunen."


    Mehr als die Diskussion um Hunde oder Katzen interessierte seinen Lehrling die Frage, wie sie das Loch da unten repariert bekamen, aber wenn sein Meister redete, mischte er sich natürlich nicht direkt ein.

  • "Ah.... ja" kam es langatmig aus dem Mund des Burschen heraus. "Werdet ihr das reparieren?" Fragte er dann etwas unsicher, da er ja eigentlich nur zum Zeigen mitgeschickt wurde. Doch Philomelus war ja nicht da. Wie immer, wenn man selbst nicht so recht weiter wußte...


















    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • "Natürlich werden wir das reparieren, dafür sind wir ja da", bestätigte der nette Mann vom Kundendienst. Dabei waren sie eigentlich nur dazu da, den Schaden festzustellen und sich um das Wassergeld zu kümmern. Leitungsschäden waren Sache der Bautrupps. Aber für die meisten Bewohner Roms war da kaum ein Unterschied und so hatte sich Ennius Cerealis angewöhnt, immer 'wir' zu sagen, auch wenn er nicht sich selber, sondern Kollegen aus anderen Abteilungen meinte.


    Seinen Lehrling schickte er daher los, Arbeiter aus der nächsten Station der Cura Aquarum zu holen. In jedem Bezirk, da wo es Wasserverteiler, große Brunnen oder Abwassersammler gab, gab es solche Stationen, wo die Männer die Wasserqualität überwachten, bei starken Regenfällen den Wasserablauf kontrollierten, Dreck aus den Leitungen fischten und eben für Reparaturen bereit standen. Die präzise Schadensmeldung aus der Casa Germanica hatte sich der Lehrling gut gemerkt und einige Zeit später rückten drei Männer mit weiterem Werkzeug und Ersatzmaterial an. Unten im Schacht wurde es etwas eng und effektiv konnte nur ein Mann da unten arbeiten, aber die anderen standen einfach dabei, sahen wichtig aus und gaben hier und mal einen Kommentar ab.


    Eine ganze Weile verstrich, in der in dem Schacht eifrig gearbeitet wurde, dann konnten die Techniker die Fertigstellung der Reparatur melden. "Wir gehen in den Keller und schauen es uns an, ihr wackelt derweil hier draußen ein wenig am Rohr", entschied Ennius Cerealis und setzte sich mit seinem Lehrling in Bewegung. Einer der Techniker kletterte wieder in den Schacht, auch wenn er dort nicht viel machen konnte, denn sein schlauer Kollege hatte den Spalt im Rohr nicht nur professionell abgedichtet, sondern die ganze Sache auch noch mit Keilen fixiert, so dass es jetzt gar nichts mehr zu wackeln gab.


    Drinnen stellte der nette Mann vom Kundendienst folgerichtig auch fest, dass das Wasser immernoch einwandfrei lief und das jetzt wohl auch so bleiben werde. "Du kannst melden, dass die Reparatur abgeschlossen ist", trug er daher dem Sklavenjungen auf, wem auch immer dieser das nun melden würde.

  • Der Junge schaue erst mit großen Augen zu, wie die Männer vom Wasserdezernat mit so simplen Dingen das Rohr herrichteten und vergaß bei all dem Staunen fast, dieser Bitte Folge zu leisten. Als er es aber realisiert hatte, flitzte er los und suchte den Schreiber des Senators.


    Es dauerte eine ganze Weile, bis er betröpfelt zurückkehrte. "Der Herr hat entschieden, das das Rohr etwas dicker werden soll. Philomelus hat gesagt, das Senator Germanicus Avarus gesagt hat, das ihm der Zeitraum zur Befüllung der Becken deutlich zu lang ist. Philomelus meinte ihr Wasserleute sollt mir sagen, was für ein größeres Rohr sinnvoll ist, damit die Becken rasch benutzbar sind... ach und was der Spaß kostet." Darauf achtete der Herr. Zumindest unnütze Geldmünzen gab er ganz Wenige aus, Nützliche aber umso mehr, das spürten auch wir Haussklaven ab und zu. Das Positive wog bei ordentlichen Umgang unserer Seits, die negativen Erinnerungen auf...








    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • "Und darauf kommt er jetzt, wo wir gerade fertig sind?" Der nette Mann vom Kundendienst atmete kräftig durch und lächelte tapfer weiter. Der Kunde hatte immer Recht. Immer. "Nun, derzeit hat er ein denaria Rohr. Wenn er ein duodenaria nimmt, hat er knapp die eineinhalbfache Wassermenge in derselben Zeit und zahlt 150 Sesterze mehr. Nimmt er ein quinum denum, bekommt er neun Viertel mal soviel, also etwas mehr als das doppelte und zahlt auch etwas mehr als das doppelte, nämlich 725 Sesterze." Ein vicenaria schlug er erst einmal nicht vor, die vierfache Menge schien hier nicht gefragt zu sein.

  • Natürlich versuchte auch der Bub tapfer zu sein und sich diese exotischen Begriffe bis nach oben zu merken. Wahrscheinlich war es besser Philomelus gleich zurückzuschicken, aber es klang dann wohl auch so, als wollte er sich vor dieser 'einfachen' Aufgabe drücken. Also blieb dem Jungen nichts anderes übrig, als die Antworten in Fragen am richtigen Ort umzumünzen und mit Antworten zurückzukehren.


    Heute schien ein guter Tag für die Männer vom Kundendienst zu sein, denn als der Bursche zurückkehrte, hatte er eine vielversprechende Antwort parat: "Man wünscht ein quinum denum..." und weil er sich unsicher in der Ausspruchweise war, fügte er hinzu: "... das für siebenhundertfünfundzwanzig mehr."










    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Der nette Mann vom Kundendienst zückte seine Wachstafel und begann zu notieren. "Einmal quinum denum für die Casa Germanica" wiederholte er leise, während er schrieb. "Das beudetet natürlich einige Umbauarbeiten, denn das Rohr muss ausgetauscht werden. Dazu müssten wir einen Termin absprechen, um die Hausbewohnern nicht zu einem ungelegenen Zeitpunkt zu stören. Die Arbeiten dauern sicher einige Tage." Fragend blickte er den Sklavenjungen an. "Sollen wir mitkommen und direkt mit dem Verwlater sprechen? Dann brauchst du nicht immer hin und her zu laufen."

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